Autor: Mona & Ali (Gemeinschafts-FF)

Veröffentlichung: : August 2007

Inhalt: Die FF basiert auf der US Serie "Grey's Anatomy", die seit 2005 im US TV läuft, bzw. seit 2006 auch bei Pro 7 ausgestrahlt wird.

Fortsetzung unserer Monali Staffel 4 Fanfic

Disclaimer:

Die Rechte an der Original Serie "Grey's Anatomy" und ihrer Charaktere liegen bei ABC und Shonda Rhimes. Wir hegen mit unserer FF keinerlei kommerzielle Absichten. Sie soll alleine dem Vergnügen der Leser dienen.

Status: in Arbeit

5.01 Shadow and Light

Shadow and Light

Inside this heart there is a crowd
One is humble, another proud
One who stands on solid ground
And one whose faith is falling down
One is made of sugar and spice
Anothers virtue bows device
Ogres and angels share my heart
Sometimes the battle tears me apart

Chorus
I am shadow, I am light
I am wrong and I am right
Sometimes shining oh so bright
Sometimes fading into night
Though You see this war in me
You know all that I can be
I am precious in Your sight
You walk with me through shadow and light

I am wise, I am a fool
A servant with a yen to rule
Good intentions and selfish schemes
A saint who soars on broken wings
Noble visions and narrow eyes
Contradictions side by side
Ogres and angels share my heart
Sometimes the battle tears me apart

Repeat Chorus

There is a war that rages inside of me
(Yeah, yeah, yeah)
Only You can save me from myself

Es gibt diese Tage im Leben, da wünscht man sich wie Superman zu sein. Nicht wegen den Strumpfhosen, sondern weil man dann unbesiegbar wäre. Aber das ist eigentlich falsch, denn auch Superman hat eine Schwäche, die ihn sogar umbringen kann. Trotzdem hat er seine Stärken, denn es ist zum Beispiel unmöglich eine Nadel in ihn zu stechen. Und im Leben sind es gerade diese kleinen Nadelstiche, die einen am meisten verletzen können (Meredith, Izzie und Hannah stehen in einer Apotheke und kaufen einen Schwangerschaftstest). Man schenkt kleinen Nadeln keine Bedeutung zu, dabei können sie schwerwiegende Verletzungen verursachen (Derek sitzt mit einem Lächeln am Tisch, Alex kommt hinzu und grinst über Dereks Verhalten). Da wir keine Superkräfte haben, die uns beschützen können, müssen wir nach etwas anderem suchen. Oft bauen wir uns dann eine Wand um uns herum auf (Cristina liegt neben Mark), die kaum zu durchbrechen ist (Mark streicht über Cristina's Haare). Wir glauben, dass wir jetzt nicht mehr verletzt werden können, doch schaden wir uns damit mehr als irgendeine Nadel es je könnte (George sitzt vor dem Krankenhaus und hat das Gesicht in seinen Händen vergraben).

In einem Imbiss

Ungeduldig ging Izzie mit verschränkten Armen auf und ab, während sie immer wieder einen verstohlenen Blick zu Meredith hinüber warf, die ein kleines Teststäbchen in ihrer Hand hielt. Sie waren nach ihrer Shopping Tour in einem Pizza-Schnellimbiss eingekehrt, weil Hannah plötzlich Hunger bekommen hatte. Meredith hatte dann vorgeschlagen, dass sie ja dann auch gleich die Gelegenheit nutzen könnten, den zweiten Schwangerschaftstest zu machen, den sie kurz davor in einer Apotheke gekauft hatten. Schließlich konnte es immer mal sein, dass diese Tests fehlerhaft waren. Die Chance der Genauigkeit erhöhte sich mit der Anzahl der Tests. Zumindest glaubte Meredith das. Und Izzie hatte zögernd zugestimmt.

„Fünf Minuten sind längst vorbei", sagte Izzie genervt. „Wir können Hannah nicht so lange alleine lassen. Sie ist sicher schon mit dem Dessert fertig." Sie verdrehte die Augen.

Meredith sah zu Izzie hinüber, dann auf ihre Uhr und schließlich auf den Test, den sie fest umklammert hielt. Zwar wusste sie, dass die Schwangerschaftstests sehr zuverlässig waren, aber das ganze traf auch auf die Zuverlässigkeit von diversen Verhütungsmitteln zu. Trotzdem wurden Frauen ungewollt schwanger. Deswegen setzte sie darauf, dass der erste Test einfach zu den wenigen gehörte, der fehlerhaft war. Erneut sah sie auf den Test und wieder auf die Uhr. Die Zeit war abgelaufen. „Positiv." Seufzend schloss sie die Augen.

Izzie lehnte sich an die Wand und schloss ebenfalls die Augen. „Nicht, dass ich wirklich etwas anderes erwartet hätte", sagte sie seufzend. „Obwohl es ja eigentlich unmöglich ist." Sie hob den Kopf und sah Meredith an. „Denkst du, dass die Apotheke noch auf hat? Wir sollten vielleicht noch einen Test kaufen ... nur zur Sicherheit."

„Wir müssen nur nachfragen, welche notfallmäßig aufhaben. Aber es gibt auf jeden Fall welche." Meredith hatte noch immer die Augen geschlossen. „Oder wir fahren ins Krankenhaus. Dort könnten wir einen aus der Gynäkologie mitgehen lassen." Sie öffnete die Augen. „Aber glaubst du, dass wir bei einem dritten Test auf ein anderes Ergebnis kommen?"

„Vielleicht." Izzie schaute auf die Uhr und dann Meredith an. „Ist dir eigentlich noch schlecht? Irgendwie kriege ich Hunger."

„Frag lieber nicht." Sie hielt sich die Hand über ihre Magengrube. „Aber du kannst ruhig was essen. Ich werde mir nur ein Wasser bestellen. Ich hoffe, dass das bald mit der Übelkeit vorbei geht."

„Ich habe gesehen, dass die zum Nachtisch Vanilleeis mit heißen Himbeeren anbieten. Ich werde mal schauen, ob ich um diese Uhrzeit noch etwas davon bekommen kann." Sie nahm Meredith das Teststäbchen aus der Hand, sah sich noch einmal nachdenklich das Ergebnis an und warf es dann in den Mülleimer neben dem Waschbecken. „Es gibt Frauen, die so etwas aufheben, nett verpacken und ihren Männern dann als Geschenk zum Frühstück auf den Tisch legen." Sie begann albern zu kichern. „Ich stelle mir gerade vor, wie unsere Männer auf so ein Geschenk der besonderen Art reagieren würden."

„Ohne Anleitung vermutlich gar nicht." Meredith konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Sie überlegte kurz, dann seufzte sie leise. „Jetzt wird sich einiges verändern. Obwohl ich lieber nicht daran denken will. Denn mir ist schon schlecht genug." Ihr Blick fiel auf das Angebot des Imbiss. Obwohl ihr Magen auch nach etwas zu Essen verlangte, wollte sie lieber nicht nachgeben. „Ich sehe es schon kommen, dass Derek mir in der Nacht doch noch eine Pizza besorgen muss, weil ich jetzt schon einen Heißhunger darauf entwickle."

Izzie nickte. „Aber sei vorsichtig. Sonst landet die Pizza schneller wieder in der Kloschüssel, als dir lieb ist." Sie starrte wieder auf den Test im Mülleimer und fischte ihn dann heraus. „Wir sollten ihn nicht hier lassen. Er ist der erste lebende Beweis dafür, dass es bald ziemlich turbulent im Haus sein wird." Sie seufzte leise. „Und morgen sollten wir zur Sicherheit noch eine Ultraschalluntersuchung durchführen lassen, damit auch alle Zweifel ausgeräumt sind."

„Ja, das sollten wir wirklich machen." Meredith nickte Izzie zu. „Aber am besten so, dass uns keiner in die Quere kommt wie zum Beispiel Dr. Evans. Die fährt doch sofort wieder ihre Tentakel aus." Sie rollte die Augen. Unbewusst legte sie ihre Hand wieder auf ihren Bauch. „Vielleicht sollte ich mir eine Pizza mit nach Hause nehmen. Ich kann sie ja essen, wenn es mir besser geht."

„Tu das." Izzie steckte den Schwangerschaftstest zurück in die Verpackung. „Als los", sagte sie. „Wir wollen Hannah nicht länger warten lassen." Sie hielt Meredith am Arm fest, als diese an ihr vorbeiging. „Warte kurz!" Sie räusperte sich. „Nicht, dass du dich vor Hannah verplapperst. Das bleibt jetzt erst mal unter uns, okay?"

„Izzie, ich bin momentan mehr damit beschäftigt, meinen Mageninhalt bei mir zu behalten. Mein Kopf dröhnt und ich hoffe euch beiden nicht rumzukippen." Sie holte tief Luft. „Meine Lippen sind versiegelt. Hoffentlich."

Izzie verzog das Gesicht. „Weißt du, dass du mich mit deinem Gerede über Mageninhalt entleeren angesteckt hast?" Sie holte ein paar Mal tief Luft und legte ihre Hand reflexartig auf den Bauch. „Mir ist auch schon ganz flau. Vielleicht sollte ich doch nichts mehr essen."

„Wer hat mich denn ausgerechnet in einen Pizzaladen bringen müssen?" Meredith ging an Izzie vorbei. „Du wusstest, wie es mir geht." Sie seufzte dann laut auf. „Entschuldige, dass ich dich jetzt auch noch angefahren habe. Irgendwie kann ich das derzeit nicht kontrollieren. Heute Morgen habe ich schon Derek so blöde angemacht."

„Ja, ja, die Hormone", seufzte Izzie. „Bisher hatte ich glücklicherweise noch nicht soviel damit zu tun." Sie unterdrückte ein Gähnen. „Lass uns gehen, sonst lege ich mich hier gleich noch auf die Fliesen und schlafe ein. Außerdem wartet Hannah auf uns."
„Und wer fährt uns dann nach Hause?" Meredith zog Izzie am Ärmel hinter sich her. „Ich weigere mich nämlich und Hannah hat ihre erste Fahrstunde noch vor sich."

„Okay, ich komme ja schon. Ich bin auch ganz munter." Zum Beweis streckte sie sich und begann kurz darauf herzhaft zu Gähnen. „Oder auch nicht ..."

Meredith schüttelte lachend den Kopf. „Du bist unmöglich, Izzie." Sie hatte Hannah an einem der Tische entdeckt und ließ sich eher auf den Stuhl fallen, als dass sie sich wirklich hinsetzte. Nur kurze Zeit konnte sie dem jungen Mädchen beim Essen zusehen, dann stand sie wieder auf. „Vielleicht sollte ich besser an der frischen Luft warten."

„Ja, wir kommen dann nach", sagte Izzie zu Meredith. Sie lächelte Hannah an. „Bist du fertig?"

Hannah schüttelte den Kopf. „Erst muss ich noch meinen Nachtisch essen. Der kommt sicher bald."

Izzie zog die Stirn in Falten. „Was hast du bestellt?"

„Eis mit Himbeeren." Sie verdrehte genießerisch die Augen.

Izzie konnte nicht anders. Sie begann zu kichern. „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm ..." Sie unterbrach das Lachen, als sie Hannah's verwirrten Gesichtsausdruck sah. „Gibst du mir ein bisschen davon ab?"

Hannah nickte.

Im Krankenhaus

Cristina legte ihren Kopf auf Marks Schulter, der sie mit seinem Arm näher an sich drückte. Seufzend ließ sie ihre Fingerspitzen über seine Brust kreisen. Einerseits fühlte sie sich wohl, in seinen Armen zu liegen, aber andererseits fragte sie sich ob sie auch wirklich das richtige tat. Noch immer schmerzte sie die Erinnerung an ihre abgesagte Hochzeit und Mark war nicht wirklich bekannt dafür, treu zu sein. Da konnte sie ihm noch so viele Tritte in eine empfindliche Region androhen. Sie spürte wie Mark langsam wieder ihren Körper mit seiner warmen Hand erkundete und schloss die Augen, um seine Berührungen richtig genießen zu können. Nach all den Monaten, in denen sie alleine zu Hause war, beschloss sie die Zeit mit ihm, selbst wenn es nur von kurzer Dauer sein sollte, einfach auszukosten. Auch wenn sie im Dienst war, so empfand sie diesen Zeitpunkt als richtig, um damit anzufangen. Gerade als sie ihre Lippen auf seine Brust platziert hatte, ertönte aus einer Ecke ein Pager. Missmutig stöhnte sie auf.

„Der Ruf galt wohl mir." Stellte Mark trocken fest. Er sah zu Cristina hinunter, die mit den Augen rollte, bevor sie den Kopf von seiner Brust hob. Mark stand aus dem Bett auf und durchsuchte seine Kleidung, die vorher arglos in die Ecke geworfen worden waren, nach seinem Pager. Während er sich nach unten bückte, bot er Cristina eine ausgezeichnete Ansicht seiner Rückenpartie.

„Nett." Stellte Cristina amüsiert fest.

„Was?" Mark richtete sich wieder auf und sah zu ihr hinüber. Doch sie schüttelte nur grinsend den Kopf. Mit den Schultern zuckend warf er schließlich einen Blick auf die Nachricht, die man ihm geschickt hatte und erstarrte. So schnell er konnte, suchte er seine Sachen zusammen. „Es tut mir Leid, aber ich muss gehen."

„Was ist denn passiert?" Cristina sah ihn fragend an. Dann fiel ihr Blick auf ihre Sachen und sie erwartete jederzeit ihren Pager, doch dieser blieb stumm. Etwas verwirrt sah sie wieder zu Mark, der inzwischen wieder angezogen war. Sie verstand nicht so ganz, warum sie nicht auch gerufen wurde, da sie immerhin Bereitschaftsdienst hatte und er nicht.

Mark ging zu Cristina hinüber und küsste sie sanft auf die Stirn. „Entschuldige, dass ich das hier so plötzlich abbreche, aber ich muss los." Danach durchquerte er den Raum in wenigen Zügen.

„Mark, was ist denn los?" Cristina hatte sich im Bett aufgerichtet.

„Sam." Er warf ihr einen traurigen Blick zu, dann war er aus der Tür verschwunden.

„Sam?" Wiederholte Cristina fragend den Namen und legte ihren Kopf wieder auf das Kissen. Dann dämmerte es ihr und auch sie sprang aus dem Bett, um sich anzuziehen.

Mark erreichte die Schwesternstation in der Notaufnahme etwas atemlos, da er den ganzen Weg gerannt war. „Samantha Parker?" Stieß er keuchend hervor. Einer der Pfleger deutete auf das Zimmer und händigte ihm dabei das bereits angefertigte Krankenblatt aus. Mark las kurz darüber, was bereits an Information vorhanden war. Als er wieder aufsah, konnte er Dr. Bailey erkennen, die aus dem Zimmer kam, das Samantha gehörte.

„Dr. Sloan? Sie sind ziemlich schnell hergekommen. Ms. Parker scheint ja wirklich eine besondere Patientin zu sein." Bailey stellte sich neben ihn.

Mark sah zu seiner Kollegin hinunter. „Ich war noch gar nicht weg." Mit dem Finger auf die Akte weisend, holte er tief Luft. „Warum ist noch nicht mehr gemacht worden?"

„Es sind bereits Blutproben entnommen. Es ist schon spät am Abend, da geht es nicht so schnell." Sie sah etwas verwundert zu ihm hoch.

„Das interessiert mich nicht. Ich will die Ergebnisse so schnell wie möglich haben." Mark hatte seine Stimme gehoben und sie erlaubte eigentlich keinen Widerspruch.

„Wir arbeiten so schnell es geht, Dr. Sloan." Warf Bailey ein.

„Dann arbeiten sie schneller. Es interessiert mich nicht, wie viel Uhr es ist. Es interessiert mich auch nicht, ob sie noch so viele andere Patienten haben. Ich will, dass die Testergebnisse möglichst bald für mich vorhanden sind." Mark blickte zu seiner Kollegin, die ihn verwundert über seinen Wutausbruch ansah. „Wenn sie hier herum stehen, dann passiert mit Sicherheit nichts." Mit einem letzten Blick in die Runde, stürmte Mark in Samanthas Zimmer.

Merediths Haus

Izzie öffnete die Tür und betrat mit Meredith und Hannah zusammen das Haus. Sie unterdrückte mühsam ein Gähnen. „Hannah, Schatz, geh doch schon mal nach oben und mach dich fürs Bett fertig", sagte sie zu der 13-Jährigen. „Ich komme dann später noch mal und sage dir gute Nacht."

Hannah nickte. „Ist gut." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Izzie einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich Meredith zuwandte. „Gute Nacht, Meredith", sagte sie dann auch zu ihr und rannte dann schnell die Treppen zu ihrem Zimmer hinauf.

Izzie sah ihr nachdenklich hinterher. Irgendwie war ihr erst auf der Fahrt nach Hause so richtig bewusst geworden, dass es bald zwei Kinder im Hause Grey geben würde. Ein beunruhigender Gedanke, wenn man bedachte, dass schon ein Kind alleine genug Trubel mit sich brachte. Sie hörte Stimmen in der Küche und seufzte. Auf Konversation mit den Männern hatte sie eigentlich keine Lust mehr. Sie war müde und wollte nur noch in ihr Bett. Sie sah zu Meredith hinüber. „Kannst du Alex sagen, dass ich mich schon hingelegt habe", sagte sie.

„Und warum sollte ich das machen? Damit ich irgendwelche unangenehmen Fragen beantworten soll?" Meredith runzelte die Stirn. Sie konnte riechen, dass etwas gekocht wurde und das Gefühl der Übelkeit stieg wieder in ihr hoch. „Außerdem muss ich mit meinem kaffeetrinkenden Freund schon irgendwie zurecht kommen." Mit den Augen rollend stieß sie die Küchentür auf. Zu ihrer Erleichterung sah sie, dass die beiden das Essen nicht noch demonstrativ oder um sie zu quälen auf den Tisch gestellt hatten. Kaum hatte sie die Küche vollends betreten, sprang Derek auf und schüttete den Inhalt seiner Tasse in die Spüle. Wieder rollte sie mit den Augen. „Du hättest den ruhig trinken können. Nur mir anbieten wäre unhöflich gewesen."

Alex ging lächelnd auf Izzie zu und schlang einen Arm um sie, während er ihr einen zärtlichen Kuss gab. „Ich habe mich extra für dich rasiert", sagte er stolz.

Izzie zwang sich zu einem Lächeln. „Wie schön." Sie verzog das Gesicht und schob ihn leicht von sich, als ihr der Geruch des Essens in die Nase stieg. „Was ist das?" fragte sie angewidert. „Das riecht einfach scheußlich."

Alex sah sie mit einem verwunderten Blick an. „Marinierte Hähnchenbrust mit Gemüse", murmelte er. „Ich dachte, dass wäre dein Leibgericht."

Izzie spürte, wie sie errötete. „Oh ... tatsächlich?" Sie lächelte nervös. „Weißt du, ich habe ... schon gegessen ... Himbeeren ... Eis mit heißen Himbeeren", stotterte sie.

Alex zog die Stirn in Falten. „Ist alles okay mit dir?"

„Ja", antwortete sie schnell, während sie gezwungen lächelte. „Ich habe nur keinen Hunger."

„Schade." Alex ging zurück zum Herd. „Ich habe extra auf dich gewartet, damit wir gemeinsam essen können."

Izzie warf einen hilflosen Blick zu Meredith hinüber.

Meredith zuckte mit der Schulter. Sie ging zu einem Schrank, indem sie ihre Cracker untergebracht hatten und mühte sich verzweifelt eine der Schachteln herauszuziehen, doch sie schob die Schachtel nur noch weiter nach hinten. Etwas außer Atmen setze sie ab, bevor sie sich wieder auf die Zehenspitzen stellte. Sie wurde sanft an ihren Schultern nach unten gedrückt.

„Sag doch einfach was." Derek stand hinter ihr und zog mit Leichtigkeit die gewollte Schachtel hervor. „Du solltest dich ohnehin nicht mehr so strecken."

Meredith sah ihn verwundert an während sie die Schachtel entgegen nahm. „Danke. Was meinst du damit, dass ich mich nicht so strecken soll?"

Ertappt, trat Derek einen Schritt zurück und wandte seinen Kopf ab. „Nichts. Nur, dass ich doch viel leichter daran komme. Du solltest dir jetzt wirklich öfter helfen lassen."

Erneut runzelte Meredith die Stirn. Dieses Mal sah sie fragend zu Izzie hinüber.

Izzie runzelte die Stirn und setzte sich dann an den Tisch. „Gut, dann gib mir etwas von dem Essen ab", wandte sie sich dann an Alex. Sie sah, wie er zufrieden lächelte und atmete erleichtert auf. Alles war besser, als unbequeme Fragen zu beantworten. Doch kaum hatte sie das dampfende Essen vor sich stehen, war ihr Appetit verflogen. Lustlos stocherte sie im Essen herum, wohl bewusst, dass Alex sie die ganze Zeit über kritisch beäugte.

„Schmeckt es dir nicht?" fragte er, nachdem er Izzie eine Weile beobachtet hatte.

Langsam schüttelte sie den Kopf. Sie hatte gedacht, dass sie es zumindest für diesen Abend noch verdrängen konnte. Doch sie hatte das Gefühl, innerlich zu zerplatzen, wenn sie es noch länger für sich behalten würde. Sie schob den Teller zurück und hob den Kopf. „Ich bin schwanger!" stieß sie hervor.

Derek sah erschocken auf. Abwechselnd musterte er Izzie und dann Meredith. Als er wieder bei Izzie gelandet war, schluckte er hart. „Du bist…" Sein Blick fiel wieder auf Meredith, die eher unbekümmert einen Cracker in den Mund schob. „Ich dachte…" Ein Gefühl der Leere stieg in ihm hoch, als er fassungslos seinen Blick auf Merediths Bauch ruhen ließ.

Alex verschluckte sich an seinem Bissen Fleisch, den er sich gerade in den Mund geschoben hatte und begann fürchterlich zu husten und nach Luft zu ringen. „Du bist ... was?!" fragte er entsetzt, als er wieder mehr Luft bekam.

Izzie schloss die Augen, weil sie seinen entsetzten Gesichtsausdruck nicht ertragen konnte. „Es tut mir leid", stammelte sie, während sich ihre Augen mit Tränen füllten.

„Leid? Was tut dir leid?" Er beugte sich über den Tisch und sah sie mit einem bohrenden Blick an. „Du hast mich belogen, Izzie! Du hast gesagt, dass du die Pille nehmen würdest."

Ihr Kopf schnellte nach oben. „Ich habe .. ich nehme die Pille!" stieß sie zu ihrer Verteidigung hervor. „Glaubst du, ich hätte das geplant?" Sie sah ihn mit Tränen in den Augen an. „Glaubst du das wirklich?"

Er hatte sich erhoben und die Hände zu Fäusten geballt. Seine Lippen hatte er fest aufeinander gepresst.

Sein Schweigen war wie eine Bestätigung. „Oh Gott, Alex ... kennst du mich so wenig, dass du mir zutrauen würdest, dass ich dich mit einem Baby in die Falle locke?" Sie schüttelte den Kopf. „Ich dachte, wir hätten jetzt erst einmal Zeit für uns ..." Ihre Stimme brach.

„Zeit für uns?" Er lachte sarkastisch auf. „Die haben wir doch schon nicht mehr, seitdem Hannah hier im Haus lebt."

Izzie's Gesicht verlor jegliche Farbe. „Wenn du sie nicht haben wolltest, wieso hast du es dann nicht gesagt, bevor wir geheiratet haben?" fragte sie mit tonloser Stimme.

„Ich wollte Hannah." Er atmete tief durch. „Ich habe nie gesagt, dass ich sie nicht will. Sie ist wie eine Tochter für mich. Aber ich dachte, dass wir uns einig wären, vorerst keine weiteren Kinder zu bekommen."

„Ich wollte jetzt auch noch kein Baby", sagte sie leise.

„Oh, du willst also damit sagen, dass du nicht weißt, wie man Verhütungsmittel richtig anwendet?" fragte er und verzog spöttisch das Gesicht. „Du bist Ärztin, Izzie. Du solltest es wissen. Das ist eine armselige Ausrede."

Das war zuviel. Reflexartig hob Izzie die Hand und schlug zu. Erschrocken sah sie, wie Alex seine Wange hielt und sie mit geschocktem Blick ansah.
„Es ... es tut mir leid!" stammelte sie. „Das wollte ich nicht." Tränen strömten nun über ihre Wangen, während sie auf ihn zuging und ihre Hand ausstreckte, um ihn an der Stelle zu berühren, wo sie ihn geschlagen hatte.

Er wich vor ihr zurück und schüttelte den Kopf.

„Alex ... bitte ..." Je näher sie auf ihn zuging, desto weiter wich er zurück.

Er drehte sich um und verließ mit eiligen Schritten die Küche, ohne sich noch einmal umzudrehen. Er griff sich seine Jacke und Tasche und verließ das Haus.

Wie erstarrt stand Izzie in der Küche und hörte, wie die Haustür ins Schloss fiel.

Derek schüttelte seufzend den Kopf. Ohne auf Meredith zu achten ging er zu Izzie hinüber und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Trotzdem herzlichen Glückwunsch. Er braucht bestimmt nur etwas, um das zu verarbeiten." Noch einmal ihre Schulter drückend, sah er mit einem enttäuschten Blick zu Meredith hinüber und ging dann ebenfalls aus dem Haus.

Izzie's Erstarrung löste sich. Sie ließ sich kraftlos auf den Fußboden fallen und rollte sich dann dort zusammen, während ihr Körper von einem Weinkrampf geschüttelt wurde.

Erst als sie Izzie auf dem Boden liegen sah, konnte Meredith ihren Blick von der Tür reißen. Mit schnellen Schritten ging sie zu ihrer Freundin hinüber und kniete sich neben sie. „Iz." Selber leicht unter Schock, lief auch ihr eine Träne die Wange hinunter. Sie strich Izzie sanft über die Haare. „Izzie, er hat es bestimmt nicht so gemeint." Ihr fiel nichts besseres ein, was sie ihr hätte sagen können. Aber sie hoffte, dass Derek recht behielt und Alex wirklich nur Zeit brauchte, um das zu verarbeiten.

„Er hasst mich ...", stieß sie unter Schluchzen hervor. „Er hasst das Baby ..."

„Nein, Izzie." Meredith strich ihr jetzt über den Rücken. „Er weiß nur nicht, was er davon halten soll. Aber ich bin mir sicher, dass er dich oder das Baby nicht hasst. Ich bin mir sogar sicher, dass er dazu gar nicht in der Lage wäre." Sie fasste Izzie an den Oberarm. „Du solltest aufstehen und dich vor allem beruhigen. Du weißt, dass das nicht gut ist für dein Baby."

Widerstandslos ließ sich Izzie von Meredith nach oben ziehen. „Ich ... ich habe Hannah versprochen, dass ich noch zu ihr gehe", sagte sie mit tonloser Stimme. „Ich kann nicht .." Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. „Kannst du zu ihr gehen und ihr sagen, dass ich schon ins Bett gegangen bin?"

Meredith nickte ihr zu. „Natürlich mache ich das für dich." Sie geleitete Izzie aus der Küche. „Iz, macht es dir was aus, wenn ich kurz nach Derek suche? Ich weiß nicht warum, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass er dachte ich sei schwanger. Danach komme ich sofort zu dir."

„Ja, geh nur", sagte sie mit schwacher Stimme. „Ich gehe dann schon mal ins Bett." Izzie ging langsam die Treppe hinauf, während sie wieder spürte, wie Tränen in ihr hochstiegen.

Joe's Bar

Alex betrat Joe's Bar und ging nach einem kurzen Nicken in Joe's Richtung gleich weiter zum Dartspiel und sammelte die Pfeile von der Scheibe ein. Mit einer ungeheuren Wut und Frustration im Bauch schleuderte er sie dann mit voller Kraft zurück Richtung Zielscheibe. Ein paar trafen die Wand daneben, dessen Pfeilspitzen durch die Wucht des Aufpralls im Holz stecken blieben und es spalteten. Ein Pfeil landete daneben und bohrte sich in eine der Tischplatten.

„Hey, was soll das denn?" rief Joe empört und stellte sich vor Alex, der gerade wieder angelegt hatte, einen weiteren Pfeil zu werfen. „Bevor ich seelenruhig zuschaue, wie du meine Bar in Kleinholz zerlegst, musst du mich erst töten!" sagte er wütend und stemmte die Hände in die Hüften.

Alex starrte ihn für einen Moment nur an, bevor er den Dartpfeil langsam sinken ließ.

Joe erkannte den schmerzerfüllten Ausdruck in seinen Augen. Seine Wut war augenblicklich verraucht. „Hey Mann, was ist los?" fragte er besorgt. „Du siehst aus, als ob du deine Schwiegermutter überfahren hättest."

Alex ließ sich stöhnend auf einen Stuhl fallen und vergrub sein Gesicht zwischen den Händen. „Schlimmer", murmelte er.

Joe zog sich ebenfalls einen Stuhl heran und nahm gegenüber Alex Platz. „Willst du darüber reden?"

Alex schüttelte den Kopf. „Bring mir einfach irgendwas, was die Nervenzellen abtötet", meinte er knapp.

Joe machte sich nun wirklich Sorgen um Alex. Er hatte ihn schon lange nicht mehr so down erlebt. Das letzte Mal war er so fertig gewesen, nachdem Izzie mit ihm Schluss gemacht hatte wegen Denny Duquette. Es musste also diesmal etwas ähnlich Schlimmes passiert sein. „Ich bring dir ein Bier, und dann reden wir, okay?"

Alex nickte mit gesenktem Kopf. Während Joe zurück hinter den Tresen ging, um für Alex ein Bier zu holen, ging ihm noch einmal der Streit mit Izzie durch den Kopf. Er wusste selber nicht, wieso er so überreagiert hatte. Wieso konnte er sich nicht darüber freuen, dass die Frau, die er über alles liebte, ein Baby von ihm erwartete? Wieso hatte er sie angeschrieen, sie beleidigt und heruntergemacht? Tief in seinem Herzen wusste er, dass Izzie ihn niemals mit einer Schwangerschaft hereingelegt hätte. Und trotzdem hatte er ihr vorgeworfen, dass sie ihn damit nur in eine Falle hatte locken wollen. Die Ohrfeige, die er dafür erhalten hatte, war gerechtfertigt gewesen. Der Gedanke, Vater zu werden, hatte dermaßen Horrorgefühle bei ihm ausgelöst, die ihn selber schockierten. Die Verantwortung für Hannah war schon groß genug. Jetzt auch noch für ein hilfloses Baby die Verantwortung zu übernehmen war einfach zu viel. Alles in ihm wehrte sich dagegen. Für die Nacht musste er sich etwas einfallen lassen. Er konnte nicht zu Izzie zurück, nicht nachdem er sie so sehr verletzt hatte. Er brauchte einfach Zeit, um über alles nachzudenken. Und er brauchte Abstand von allem. Die Verlobung, die Hochzeit, Hannah's Adoption und nun Izzie's Schwangerschaft waren einfach zuviel für ihn. Er hatte niemals gelernt mit Gefühlsüberschwängen dieser Art umzugehen. Alte Ängste und Gefühle kamen wieder hoch, ob er dem ganzen auch gewachsen war, Zweifel, ob er ein guter Vater sein würde und ob er seine Kinder so lieben könnte, wie sie es verdienten. Diffuse, nicht greifbare Ängste vor der Zukunft, hatten sich seiner bemächtigt. Sein Gedankengang wurde unterbrochen, als Joe mit dem Bier zurück kam und sich dann wieder zu ihm setzte.

„Und, erzählst du mir nun, was los ist?" fragte er, während er Alex prüfend ansah.

Alex nahm einen Schluck aus seinem Bierglas und stellte es dann wieder zurück. „Izzie ist schwanger!" presste er dann hervor.

Joe hob überrascht die Augenbrauen. „Und du hast es gerade erst erfahren?"

Alex nickte.

„Nun, dann kann ich gut verstehen, wieso du so durcheinander bist." Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Es ist vielleicht noch etwas verfrüht, aber ... Herzlichen Glückwunsch!"

Alex reagierte nicht, sondern nahm einen erneuten Schluck aus seinem Glas. „Sie hat die Pille genommen", erklärte er nüchtern.

„Oh ..." Joe kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Also dann ist es wohl kein Wunschbaby nehme ich mal an?" sagte er und grinste verlegen.

Alex schüttelte den Kopf.

„Trotzdem ist das kein Grund den Kopf hängen zu lassen", bemerkte Joe. „Du brauchst einfach ein bisschen Zeit, um dich an den Gedanken zu gewöhnen, Vater zu werden." Er hob vielsagend die Augenbrauen. „Erinnere dich, was ich dir gesagt habe. Zum Vater wird man nicht geboren. Es dauert Monate, bis man mit allem klar kommt. Und mit einer Schwangerschaft ist es dasselbe. Die Frauen haben es einfacher, weil sie das Kind in sich spüren, die hormonellen Veränderungen erleben. Wir können eigentlich nur abwarten, sehen wie der Bauch wächst, fühlen, wie das Kind sich innen drin bewegt und es dann auf die Welt kommt." Er seufzte leise. „Wieso erzähle ich dir das alles? Du hast ja sicher schon mehr als eine Geburt miterlebt."

Alex starrte in sein Bierglas. Diese diffuse Angst, die er verspürt hatte, war nun, nach Joe's Erklärung, greifbar geworden. Natürlich hatte er schon viele Geburten erlebt, sowohl Spontangeburten als auch Kaiserschnitte durchgeführt. Aber er hatte es nie bei Izzie erlebt. Und er wollte es auch gar nicht. Er hatte Angst vor den Veränderungen, die diese Schwangerschaft unweigerlich mit sich bringen würde. Und er wollte Izzie nicht mit jemandem teilen. Er musste sie schon mit Hannah teilen. Das war genug.

Joe hatte ihn die ganze Zeit über prüfend angesehen „Worüber denkst du nach?" fragte er.

Alex nahm sein Bierglas und kippte den letzten Rest hinunter. „Das ich ein lausiger Vater werde", sagte er leise.

Joe nickte schmunzelnd. „So zu denken ist völlig normal. Also mach dir keine Gedanken. Alles wird gut." Er klopfte Alex leicht auf die Schulter und stand auf. „Das nächste Bier geht aufs Haus. Ich muss mich jetzt wieder um die anderen Gäste kümmern."

Alex sah ihm nachdenklich hinterher, als Joe zurück hinter den Tresen ging. Hatte er vielleicht Recht? Würde aus ihm doch noch ein brauchbarer Vater werden? Wie viel Zeit brauchte man, um sich sicher zu sein? Er nahm dankbar das nächste Bier entgegen, dass Joe ihm hinstellte und nahm einen kräftigen Schluck daraus. An diesem Abend würde er es wohl nicht mehr herausfinden.

Merediths Haus

Derek stand nur kurz vor der Haustür bevor er den Schlüssel benutzte, um die Tür zu öffnen. So leise wie möglich schlich er die Treppe hoch, da er auf keinen Fall Hannah wach machen wollte, die um diese Uhrzeit längst schlafen sollte. Er verspürte noch immer ein taubes Gefühl, welches sich eingestellt hatte, nachdem er erfahren hatte, dass Meredith nicht schwanger war. Doch inzwischen machte er sich auch Sorgen um ihre Gesundheit. Kaum hatte er die letzten Stufen überwunden, konnte er ihre Gestalt vor ihrem Schlafzimmer ausfindig machen. Sie hielt in einer Hand eine Tasse, weswegen sie ihn vermutlich hatte reinkommen hören. Erleichterung stieg in ihm auf, dass sie noch nicht im Bett lag und schlief.

„Hey." Seine Stimme klang nicht nur sanft, sondern man konnte auch seine Besorgnis heraus hören. Er sah auf die Tasse, die sie in ihrer Hand hielt und er konnte schnell an dem Geruch feststellen, dass es sich um Tee handeln musste.

„Hey." Meredith lächelte ihn an. Die beiden verharrten kurz, dann ging Meredith in ihr Schlafzimmer. Sie war bereits umgezogen und trug eines seiner T-Shirts. Kaum war sie im Zimmer angekommen, stellte sie die Tasse auf ihren Nachtschrank. Sie drehte sich wieder zu Derek um. „Ich habe mir gerade erst einen gemacht. Das Wasser ist also noch heiß."

„Schon gut." Derek schüttelte den Kopf, doch Meredith kam langsam auf ihn zu.

„Es macht mir nichts aus, dir auch noch einen Tee zu machen. Irgendeinen Wunsch?" Sie sah ihm in die Augen. Als er wieder den Kopf schüttelte, lächelte sie ihn erneut an und ging dann die Treppe wieder hinunter.

Derek seufzte auf. Er fing an, sich ebenfalls auszuziehen und verschwand danach im Badezimmer. Als er nach ein paar Minuten wieder in das Schlafzimmer kam, sah er auf seinem Nachtschrank eine Tasse. Meredith stand am Fenster, mit dem Rücken zu ihm. Ohne etwas zu sagen, setzte er sich auf das Bett und trank einen Schluck. Erst als er die Tasse wieder abstellte, drehte sich Meredith um und sah ihn an. „Du bist also nicht schwanger." Jetzt sah auch Derek zu ihr hinüber.

„Nein, ich bin nicht schwanger und du bist offensichtlich sehr enttäuscht darüber." Sie seufzte hörbar aus und sah betreten auf den Fußboden.

Mit dem Kopf nickend ließ Derek die Stille für sie sprechen. Nach einer Weile setzte er an etwas zu sagen, doch ihm fehlten die richtigen Worte. Er dachte kurz über seine Wortwahl nach, dann holte er tief Luft, wodurch er sich auch die Aufmerksamkeit von Meredith sicherte. „Wir haben den positiven Test gefunden. Dann war da deine Übelkeit. Und deine Stimmungsschwankungen." Er schmunzelte leicht, da Meredith mit den Augen rollte. „Ich habe einfach zu schnell die falschen Schlüsse gezogen."

„Wir hätten den Test besser ganz verschwinden lassen sollen." Meredith lehnte sich gegen das Fensterbrett.

„Oder ich hätte warten sollen, wessen Test das ist, bevor ich anfange nach Babynamen zu suchen." Er zuckte etwas abwesend mit den Schultern.

„Das hast du nicht wirklich." Meredith sah halb geschockt, halb amüsiert an. Da er ihr zunickte, seufzte sie leise. „Derek."

„Ich kann nichts dafür. Mir fiel plötzlich ein Name ein und dann kamen immer mehr." Er versuchte sein Gesicht so ernst wie möglich zu halten, doch er scheiterte schon bald kläglich, so dass Meredith sich langsam entspannte. „Du bist wirklich nicht schwanger?" Fragte er nach einer Weile zaghaft nach.

Meredith schüttelte den Kopf. „Ich habe heute Abend meine Periode bekommen. Deswegen gehe ich stark davon aus, dass ich es nicht bin." Sie sah ihn fast mit einem entschuldigenden Blick an.

Dereks Kopf war nach oben geschnellt. „Du hast deine Periode bekommen?" Sie nickte ihm zu. „Oh Gott sei Dank. Noch länger und ich wäre wahnsinnig geworden."

„Was?" Sie sah ihn verwundert an. Als er zu lachen anfing, stürmte sie auf das Bett zu, griff sich ihr Kopfkissen und attackierte ihn damit. Lachend kämpften sie um die Oberhand, die Derek nach einigen Minuten endlich für sich entscheiden konnte. Noch immer schwer atmend, sahen sie sich in Augen und lächelten sich an. Derek senkte seinen Blick zu ihren Lippen und beugte sich zu ihr, doch sie drehte ihren Kopf zur Seite. „Nicht, ich hab mir irgendeinen Virus eingefangen."

„Und?" Derek löste sich etwas von ihr, doch nur um ihr Kinn zu ihm drehen zu können. „Ich habe vor alles mit dir zu teilen. Auch Viren oder Bakterien." Er beugte sich erneut zu ihr hinunter und dieses Mal ließ sie es zu, dass sich seine Lippen mit ihren zu einem zärtlichen Kuss verschmelzen konnten. Obwohl er gerne noch weiter gegangen wäre, löste er den Kuss wieder und rollte von ihr herunter. Zog sie danach aber gleich näher zu sich. Wieder war eine Stille zwischen sie gefallen, die beide jetzt aber als angenehm empfanden, während sie die Gesichtszüge des anderen studierten.

Derek strich eine Strähne aus Merediths Gesicht, wobei ihm erstmals auffiel, dass sie sich etwas wärmer anfühlte als sonst. „Du bleibst morgen zuhause." Durchbrach er schließlich die Stille. Meredith setzte an, etwas zu erwidern, doch Derek legte seinen Finger auf ihre Lippen. „Versuch erst gar nicht zu protestieren. Das kommt von deinem Boss. Der wird dich nämlich postwendend nach Hause schicken, wenn du zur Arbeit erscheinst."

„Oh wirklich?" Meredith grinste ihn jetzt an, zumal Derek mit einem ernsten Gesichtsausdruck nickte. „Dann sollte ich mir mal meinen Boss genauer ansehen, wenn er so fürsorglich ist."

„Dann ist es ja gut, dass ich dich morgen hier behalte." Derek strich ihr mit dem Zeigefinger am Kinn entlang und legte seine Stirn auf ihre. „Nicht, dass du noch Gefallen an ihm findest."

Meredith schüttelte leicht den Kopf. „Ich bin mit meinem Freund glücklich." Sie kuschelte sich näher an ihn heran und schloss müde die Augen. Derek küsste sie auf den Kopf und zog die Decke über sie. Er betrachtete sie noch eine Weile, bevor er sich etwas bequemer hinlegte, doch wegen eines Gedankens konnte er keinen Schlaf finden.

Joe's Bar

George öffnete die Tür zu Joe's Bar und nahm direkt vorne am Tresen Platz. Zu dieser späten Stunde waren kaum noch Gäste in der Bar, um nicht zu sagen, er war fast der einzige Gast um diese Uhrzeit. Aus den Augenwinkeln sah er, dass noch jemand an einem der hinteren Tische saß. Aber er kümmerte sich nicht weiter darum.

„Hey George", begrüßte Joe seinen Gast erfreut und stellte ihm gleich ein frischgezapftes Bier vor die Nase. „Wie läuft's denn so?"

„Frag nicht ..." George verdrehte die Augen und nahm einen Schluck aus seinem Bierglas. „Sag mal, hast du nichts anderes als Bier? Ich bräuchte eigentlich etwas Hochprozentigeres."

"Probleme?" Joe sah ihn mitfühlend an.

George nickte.

Joe zog vielsagend die Augenbrauen nach oben und deutete mit dem Kopf zu dem Gast am hinteren Tisch. „Vielleicht solltest du dich neben ihn setzen. Er hat auch Probleme. Ich bin normalerweise strikt dagegen, dass man sich aus Kummer betrinkt", meinte er seufzend. „Aber heute mache ich eine Ausnahme."

George wandte sich zur selben Zeit um, als Alex den Kopf hob. Für einen Moment trafen sich die Blicke der beiden Männer, bevor George sich schnell wieder seinem Bier zuwandte. Ausgerechnet Karev musste er hier über den Weg laufen! Und er hatte geglaubt, dass der Tag nicht noch schlimmer werden könnte nach dem Gespräch mit Lexie. Er hatte keine Lust auf eine Konfrontation mit Alex, aber genau die suchte dieser wohl, als er sein Bier nahm und zu George hinüber ging. Unaufgefordert ließ er sich neben ihm auf einem Barhocker nieder.

„Hey Bambi", pöbelte Alex gleich los. „Wie fühlt man sich denn so als Arschloch?" Er nahm einen Schluck aus seinem Bierglas und sah George provozierend an. „Hat es Spaß gemacht, mich vor Webber zu verpfeifen? Befriedigt das dein Ego oder deine Männlichkeit?" Er lachte verächtlich auf. „Oder bist du einfach nur sexuell frustriert?"

George versuchte Alex' Pöbeleien zu ignorieren, indem er angestrengt in sein Bierglas starrte, wo sich der Schaum langsam setzte. Er wollte keinen Streit, denn er wusste, dass er bei einer körperlichen Auseinandersetzung mit ihm unterlegen war.

Joe hatte die ganze Zeit über die Szene ruhig beobachtet, doch nun fühlte er sich genötigt einzugreifen. „Komm schon, Alex! Du bist betrunken. Fang hier keinen Streit an, Mann! Ich weiß, dass du derzeit ziemlich fertig bist. Man erfährt ja auch nicht jeden Tag, dass man Vater wird ..." Er brach den Satz ab, als er sah, wie sich George an seinem Schluck Bier verschluckte und es quer über den Tresen prustete.

„Izzie ist ...?!" stieß er dann ungläubig hervor, während er sich das Bier aus dem Gesicht wischte.

„...schwanger!" Alex nahm ebenfalls einen großen Schluck aus seinem Bierglas und stellte es dann unsanft auf dem Tresen ab. „Und stell dir vor, es ist nicht von dir." Er lachte sarkastisch auf. „Aber vielleicht wünschst du dir, dass es von dir wäre."

George kämpfte mit seiner Haltung. Es war schon schwer genug, die Tatsache zu akzeptieren, dass Izzie Alex geheiratet hatte. Aber nun war sie auch noch schwanger von ihm. George's Kopf zuckte hoch. „Vielleicht besser, als wenn das Kind einen Vater wie dich bekommt, Karev!" platzte es aus ihm heraus.

Joe rannte schnell um den Tresen herum, als er sah, wie Alex von seinem Barhocker aufsprang. Er taumelte leicht, als er George beide Fäuste in Drohgebärde entgegenstreckte. „Ich mach dich kalt!" schrie er ihn an.

George wich einen Schritt zurück, während er zum Schutz beide Hände vors Gesicht hielt.

Joe stellte sich zwischen Alex und George und streckte seine Arme aus, um die beiden auf Abstand zu halten. „Auseinander! Wenn ihr euch nicht benehmen könnt, fliegt ihr beide hier raus!" sagte er drohend. Er wandte sich Alex zu. „Ich will, dass du nach hinten gehst und deinen Rausch erst einmal ausschläfst, bevor du irgendetwas tust, was du später bereuen könntest!" sagte er im Befehlston. „Und du ..." Er sah George eindringlich an", .. du gehst jetzt besser. Das Bier geht auf mich. Tut mir leid, aber ich will keine Prügelei in meiner Bar, verstehst du?"

George nickte beklommen. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht verschwunden. Er äugte zu Alex hinüber, der immer noch mit hocherhobenen Fäusten vor ihm stand und wie eine Statue wirkte.

Joe war seinem Blick gefolgt. „Keine Sorge, ich kümmere mich um ihn. Geh jetzt!"

George drehte sich um und ging schnurstracks zum Ausgang, ohne sich noch einmal zu Alex umzudrehen.

„Alex?" Joe hob eine Hand und wedelte sie vor Alex' hin und her, der völlig weggetreten wirkte. Vorsichtig zog Joe seine Arme nach unten und sah ihn an. „Alles okay?"

Es dauerte eine Weile, bis Alex aus seiner Lethargie erwachte. „Mir ist schlecht", murmelte er.

„Ja, das denke ich mir", nickte Joe. „Warte kurz hier. Ich schließe nur noch ab, und dann bringe ich dich nach hinten ins Zimmer. Du kannst die Nacht über hier bleiben."

Alex nickte. Zu mehr war er nicht mehr fähig. Er war froh, dass Joe ihn leicht stützte, als sie nach hinten gingen.

Merediths Haus

Zwei Sunden später lag Izzie immer noch schlaflos und weinend im Bett, ihren Kopf in Alex' Kopfkissen vergraben. Sie hatte versucht, damit aufzuhören. Doch es war fast so, als ob sie keine Kontrolle mehr über ihren Körper hatte. Die Tränen liefen, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Meredith war nicht wiedergekommen. Mit letzter Kraft hatte sich Izzie in Hannah's Zimmer geschleppt, um dann festzustellen, dass ihre Tochter schon schlief. Zwei Stunden war das nun her, und seitdem waren die Tränen ununterbrochen bei Izzie geflossen. Und obwohl sie sich müde und kraftlos fühlte, fand sie keinen Schlaf. Zuviel ging ihr im Kopf herum.

Ihre Hauptsorge galt Alex. Sie fragte sich pausenlos, wo er nun war, was er machte und wie er sich fühlte. Sie wäre gerne bei ihm gewesen, hätte ihm alles erklärt – in Ruhe. Denn dazu hatten sie keine Gelegenheit gehabt. Seine Reaktion auf die Ankündigung ihrer Schwangerschaft hatte sie schockiert. Sie hatte keine Ahnung gehabt, wie sehr er den Gedanken an ein Baby hasste. Aber sie bereute den Schlag ins Gesicht zutiefst. Und sie wünschte, dass sie die letzten Stunden hätte ungeschehen machen können. Sie hatten über die Möglichkeit einer Schwangerschaft geredet und das Thema dann doch wieder beiseite geschoben, weil sie sich auf der sicheren Seite gefühlt hatten. Schließlich hatte Izzie kurz vor der Hochzeit wieder angefangen, die Pille zu nehmen. Zwei Monate war das nun her. Zwei Monate ..

Izzie legte eine Hand auf ihren Bauch. Sie hatte es auf den Stress zurückgeführt, dass ihre Periode ausgeblieben war. Selbst beim zweiten Mal hatte sie keinen Verdacht geschöpft, obwohl die Symptome, rückblickend betrachtet, eindeutig gewesen waren. Schwindel, Antriebslosigkeit und nicht zuletzt extreme Stimmungsschwankungen. Aber sie hatte es nicht als das registriert, was es war. Denn sie hatte ja die Pille genommen. Und bis jetzt wusste sie nicht, wieso das bekanntlich sicherste Verhütungsmittel, versagt hatte. Sie hatte gehofft, dass wenn sie irgendwann mal wieder schwanger werden sollte nach Hannah, sie die Schwangerschaft bewusst erleben und genießen könnte – zusammen mit dem Vater des Babys. Und nun schien sich alles zu wiederholen. Der Vater war fort und sie alleine mit der Verantwortung. Aber eins wusste sie jetzt schon. Sie würde dieses Kind weder abtreiben noch zur Adoption freigeben. Sie würde die Fehler, die sie bei Hannah begangen hatte, nicht noch einmal wiederholen. Hannah ... Izzie fragte sich, wie ihre älteste Tochter wohl darauf reagieren wird, wenn sie erfährt, dass sie bald eine kleine Schwester oder einen kleinen Bruder bekommen wird.

Seufzend rollte sich Izzie auf die Seite und griff nach dem Wecker auf dem Nachttisch. Halb 3. Nur noch dreieinhalb Stunden, bis sie wieder aufstehen und zur Arbeit fahren musste. Und sie würde Alex wiedersehen. Ihr Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen, als sie daran dachte. Sie würden sich aussprechen, und am Ende des Tages würden sie wieder vereint sein. Sie würde sich bei ihm entschuldigen. Und er würde sie in seine Arme nehmen und küssen. Und sie würden sich gemeinsam auf dieses Baby freuen dass, obwohl sein Vater es abstritt, in Liebe gezeugt worden war. Ein Lächeln huschte über Izzie's Gesicht. Völlig entspannt, einen Arm um Alex' Kissen geschlungen und die andere Hand auf ihrem Bauch liegend, schlief Izzie schließlich ein.

Auf der Strasse

George war erleichtert, dass er zu Fuß von Joe nach Hause gehen konnte, denn obwohl er nicht betrunken war, hätte er sicher nicht mehr Auto fahren können. Seine kleine 2-Zimmer-Wohnung befand sich in einem Mehrfamilienhaus über einem Kiosk. Die Lage war ideal, denn bis zum Krankenhaus waren es nur 10 Minuten Fußweg. Der Zustand der voll möblierten Wohnung war allerdings kaum mit der Hotelsuite vergleichbar, die er mit Callie bewohnt hatte. Aber immerhin gab es im Mietpreis inbegriffen einen Kühlschrank und sogar eine Kaffeemaschine. Was brauchte man mehr? Er dachte an die Szene in der Bar zurück. Wenn Joe nicht eingegriffen hätte, dann hätte Alex ihn zusammengeschlagen. Dessen war sich George ziemlich sicher. Und rückblickend betrachtet, hatte er die Prügel auch verdient. Er hatte sich wirklich wenig kollegial verhalten. Aber seine eigenen Sorgen waren nun zweitranging. Izzie war schwanger! Und so wie es aussah, war Alex wenig begeistert darüber. Alleine beim Gedanken daran, krampfte sich bei George der Magen zusammen. Am liebsten wäre er zu Merediths Haus gefahren und hätte sich erkundigt, wie es ihr geht und seine Hilfe angeboten – als Freund. Doch er wollte nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen. Die Spannung zwischen ihm und Alex war schon groß genug.

George kramte gedankenverloren in seiner Hosentasche nach dem Haustürschlüssel, als er beim näher kommen jemanden auf den Treppenstufen vor dem Haus bemerkte. Das Licht der Laterne, die im Eingangsbereich stand, warf bizarre Schatten an die Wand, und George erkannte ganz plötzlich im Halbdunkel, wer der nächtliche Besucher war. „Lexie?!" stieß er ungläubig hervor.

Sie erhob sich langsam und schlang ihre Arme um den Körper. „Ich habe auf dich gewartet", sagte sie mit bebender Stimme.

„Ich war bei ... Joe", stotterte er.

Lexie nickte. „Ich wollte auch erst dorthin gehen. Aber dann dachte ich, dass es besser wäre, mit dir alleine, unter vier Augen zu sprechen."

George trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Über was?" fragte er zögernd. Die Frage war naiv und dumm, denn er wusste genau, worüber Lexie mit ihm sprechen wollte.

Sie starrte ihn an. „Über ... über diese Nacht damals", begann sie stockend. „Die Nacht in der Bar."

George nickte. „Wollen wir nach oben gehen?"

Lexie nickte scheu. Sie fühlte Beklommenheit in seiner Nähe. Aber sie hatte sich vorgenommen, ihm die Wahrheit zu sagen. Sie wollte ihm endlich sagen, was sie fühlte. Auch wenn er ihre Gefühle nicht erwiderte. Aber sie musste es ihm sagen, sonst würde sie noch daran ersticken. Zögernd folgte sie George nach oben, nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte.

George öffnete die Tür zu seinem Zimmer im 2. Stock und ließ Lexie beim Eintreten den Vortritt. „Hier wohnst du also", stellte sie fest, nachdem sie den Lichtschalter bedient und sich umgeschaut hatte.

George nickte. „Ja, hier wohne ich." Er schloss die Tür und ging hinüber in die kleine Küche. „Was möchtest du trinken?" rief er ihr zu.

„Nichts, danke." Lexie nahm auf dem Sofa Platz und begann nervös mit ihren Händen zu spielen. „Ich ... George ... ich wollte dir sagen, dass es nicht deine Schuld ist, was im Hotel passiert ist", sagte sie stockend. „Du warst furchtbar betrunken, und ... ich fuhr dann mit dir im Taxi mit. Der Taxifahrer half mir noch, dich hochzubringen." Sie verzog gequält das Gesicht. „Er ließ uns dann alleine, und ich brachte dich zum Bett ..." Sie brach ab und senkte schnell den Kopf. „Ich habe mich die letzten Wochen so komisch verhalten, weil ich Angst hatte." Sie hob nun den Kopf und sah ihn mit feuchten Augen an. „Ich hatte Angst vor meinen eigenen Gefühlen", stieß sie dann leise hervor. „Ich habe mich von dem Moment an in dich verliebt, als wir uns das erste Mal im Umkleideraum begegnet sind. Seitdem bist du mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Und ich .. ich ..." sie brach den Satz ab, weil sie sich plötzlich ganz dumm und töricht vorkam, was sie da redete. „Ich sollte gehen ..." Sie stand schnell auf und ging Richtung Tür, doch George war schneller.

Er versperrte ihr den Weg und sah sie mit einem durchdringenden Blick an. Langsam hob er die Hand und berührte sanft ihre Wange, bevor dann seine Finger mit einer Strähne ihres dunklen Haares zu spielen begannen.

Lexie stand da wie betäubt, unfähig auch nur einen Ton herauszubringen oder sich zu bewegen.

George legte seine Hand in Lexie's Nacken und zog sie langsam zu sich heran. Kurz bevor sich ihre Lippen berührten, sah er noch, wie sie reflexartig ihre Augen schloss. Ihre Lippen waren weich und zart, und George spürte, wie sich sein Pulsschlag erhöhte.

Lexie hielt unwillkürlich den Atem an, als sich seine Lippen auf ihre legten. Sie fürchtete, wenn sie sich bewegen oder atmen würde, dass sie aus dem Traum erwachen würde. Sie fühlte sich wie willenlos.

Schließlich war George derjenige, der den Kuss unterbrach und sie dann ansah. „Wieso hast du .. du nie etwas gesagt?" fragte er leise.

„Ich wusste nicht, ob du dasselbe empfindest." Lexie senkte den Kopf. „Und da ist noch Callie ..." Sie ließ den Satz offen, doch George verstand, was sie meinte.

„Callie und ich sind geschieden", sagte er sanft. „Wir hätten vielleicht niemals heiraten sollen. Wir sind einfach zu verschieden."

Lexie nickte. „Ich sollte jetzt besser gehen." Sie senkte schnell den Blick, als sie George's verwirrten Gesichtsausdruck sah.

„Du willst gehen?" fragte er erstaunt.

„Es ist spät, und ich muss morgen wieder früh raus", erklärte sie.

Er überlegte nur für einen kurzen Moment, ob er ihr den Vorschlag machen sollte, dass sie bei ihm übernachten könnte, doch er verwarf den Gedanken gleich wieder. Lexie sah ziemlich entschlossen aus.

Sie war zur Tür gegangen und lächelte ihn an. „Gute Nacht, George!" Ohne auf seine Antwort zu warten, öffnete sie die Tür und verschwand im Flur.

George sah ihr mit einem rätselhaften Blick hinterher. Dafür, dass sie bereits schon miteinander geschlafen hatten, gab sich Lexie ziemlich schüchtern ihm gegenüber. Er wünschte sich, dass er sich an die gemeinsame Nacht mit ihr noch erinnern könnte. Doch so sehr er sich auch bemühte, diese Nacht war für immer aus seinem Gedächtnis gelöscht. Seufzend schloss er die Tür und ging ins Wohnzimmer zurück.

Merediths Haus

Derek drehte sich wieder auf die Seite, so dass er auf die beleuchtete Anzeige des Weckers sehen konnte. Immerhin waren jetzt schon drei Minuten vergangen seit er das das letzte Mal gemacht hatte. Frustriert rollte er wieder auf den Rücken. Dann drehte er seinen Kopf zur Seite und betrachtete sich Meredith, die inzwischen mit dem Rücken zu ihm lag. Sie hatte sich vor genau 23 Minuten auf die Seite gedreht. Exakt 47 Minuten nachdem sie sich mehr oder weniger komplett aus seinen Armen entfernt hatte. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und rieb sich über den Nasenrücken. Etwas zu laut ließ er seinen Arm auf die Matratze fallen. Er kniff kurz die Augen zusammen und sah wieder zu Meredith hinüber, die aber noch immer friedlich neben ihm lag. Erleichtert atmete er auf und drehte sich erneut von der einen auf die andere Seite.

„Genug." Stöhnte Meredith neben ihm. Sie richtete sich auf und schaltete die Nachtischlampe an. Danach drehte sie sich zu Derek um. „Was ist los. Das geht jetzt schon seit Minuten so."

„Ich habe dich wach gemacht?" Fragte Derek zögerlich und richtete sich im Bett auf.

Meredith sah ihn jetzt verwundert an. „Nein, du sprichst mit meinem Astralwesen. Die echte Meredith schläft noch friedlich."

Leise aufstöhnend stand Derek aus dem Bett auf und tigerte durch das Zimmer. „Ich kann nicht schlafen." Offenbarte er ihr schließlich.

„Ja und dank dir, ich auch nicht." Sie sah ihn besorgt an. Noch immer müde rieb sie sich die Augen. Da sie ihren Blick noch nicht ganz klar bekommen hatte, konnte sie nicht ausmachen, was Derek an seiner Schublade machte. „Was ist denn mit dir?" Fragte sie schließlich als Derek um das Bett herum ging, um sich auf ihre Seite des Bettes setzen zu können.

„Es geht mir schon seit einiger Zeit durch den Kopf, Meredith." Murmelte er mehr zu sich selbst während er starr auf den Boden blickte.

Meredith setzte sich jetzt neben ihn an den Bettrand. In ihrem Gesicht war große Besorgnis zu erkennen. Vorsichtig legte sie eine Hand auf Dereks Schulter, um ihn aus seiner Erstarrung zu wecken. „Derek, was ist denn los? Du machst mir Angst."

Derek zuckte etwas zusammen und sah zu Meredith hinüber. Seine Gesichtszüge wurden sofort weicher während er ihr ein Lächeln schenkte. „Ich denke wirklich schon lange daran. An eine Fähre, ein schickes Restaurant oder im OP." Er schmunzelte bei diesem Gedanken. „Der OP war auch lange Zeit mein Favorit, aber irgendwas hat mich daran gestört."

„Derek, wovon redest du?" Sie legte ihre Hand auf seine Stirn. „Also im Fieberwahn sprichst du schon einmal nicht. Bist du vielleicht gestürzt und hast dir den Kopf gestoßen?"

Daraufhin musste Derek herzhaft lachen. Er brauchte etwas bis er sich wieder beruhigt hatte. „Mir geht es gut, Mer. Sehr gut sogar." Ein zufriedener Seufzer entfuhr ihm als er sich Meredith betrachtete. Ihr Haar durch den Schlaf etwas zerzaust. Der Oberkörper gut versteckt, da sie auch in dieser Nacht eines seiner Shirts trug. Dazu eine eng anliegende Hose, die ihre weiblichen Rundungen sehr nach seinem Geschmack zur Geltung brachte.

Als Meredith bemerkte, dass er ihr Erscheinungsbild betrachtete, fuhr sie sich durch ihr wildes Haar, auch wenn sie nicht wirklich viel bewirkte. Sie räusperte sich leise. „Derek, du machst mir jetzt wirklich Angst."

Lächelnd griff Derek nach ihrer Hand und drückte sie leicht. „Du glaubst gar nicht wie viel Angst ich habe." Erneut drückte er ihre Hand und holte dann tief Luft. Er sah ihr tief in die Augen, während sein Herz so laut pochte, dass er sich sicher war, damit die ganze Straße wach machen zu können. Wieder holte er tief Luft. „Meredith, ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich jeden einzelnen Tag glücklich machen werde, da ich manchmal ein Idiot sein kann. Deswegen bin ich mir auch sicher, dass du an manchen Tagen einfach nur von mir weg willst, weil ich mal wieder so ein Idiot war."

Er musste eine kurze Pause machen, da er spürte, dass ihm die Stimme gleich brach. Noch einmal atmete er tief durch bevor er weiter sprechen konnte. „Ich kann dir aber versprechen, dass ich dich jeden einzelnen Tag lieben werde."

„Derek." Meredith drückte Dereks Hand, während sie sich mit der anderen Hand eine Träne weg wischen wollte, doch Derek war ihr zuvor gekommen. Sanft strich er die Träne mit seinem Zeigefinger von ihrer Wange. Dann rutschte er von der Bettkante hinunter und kniete sich vor sie.

„Meredith, willst du mich heiraten?" Er hatte jetzt selber Tränen in den Augen, während seine Atmung erhöht war, um weiterhin Sauerstoff in seinen Körper zu bekommen, da sein Herz im Rekordtempo schlug. Seinen Blick nicht von ihr abwendend, griff er neben sich, wo er zuvor eine Schachtel abgestellt hatte. Zitternd öffnete er sie, um Meredith den Inhalt zu zeigen.

Meredith sah von Derek zu der kleinen Schachtel, die er in seiner noch immer zitternden Hand hielt. Sie war sich sicher, dass der Ring das Zimmer erleuchten würde, wenn sie jetzt das Licht ausmachen würde. Doch es war nicht der Ring, der für sie interessant war, sondern mehr der Mann der noch immer vor ihr kniete.

„Meredith?" Dereks Stimme zitterte jetzt ebenso wie seine Hand.

Lächelnd biss sich Meredith auf die Unterlippe. Sie nahm Dereks Gesicht in ihre Hände und küsste ihn sanft. Derek schlang seine Arme um ihren Körper und erwiderte den Kuss. Nach einigen Augenblicken lösten sie sich wieder voneinander. Unsicher sah er in ihre Augen, die noch immer voller Tränen waren.

„War das ein Ja?" Fragte Derek unsicher.

Meredith nickte ihm zu. „Das war ein Ja." Sie lachte auf als Dereks Gesicht aufhellte und er sich stürmisch auf sie warf. Ihre Arme um seinen Nackend geschlungen zog sie ihn fest zu sich, während sie sich leidenschaftlich küssend. Umso überraschter war sie, als Derek sich von ihr wegdrückte.

„Da fehlt noch was." Zwinkerte Derek ihr grinsend zu. Erneut nahm er die Schachtel in die Hand und nahm den Ring heraus. Noch immer zitternd griff er nach Merediths Hand und streifte ihr den Ring über. Er sah von Merediths Ringfinger in ihre Augen. „Ich liebe dich, Meredith."

„Ich dich auch." Meredith beugte sich zu ihm und bedachte ihn mit einem zärtlichen Kuss. Ihr Blick fiel dann auf ihren Ringfinger. „Wow. Ich bin mir sicher, dass ich noch nie so etwas Wertvolles geschenkt bekommen habe."

Derek hatte den Blick nicht von Merediths Gesicht genommen und lächelte. „Ich auch nicht."

Selbst wenn man wählen könnte, ob man weiterhin viele kleine Schwächen haben will oder nur diese eine große Superman Schwäche. Man kommt nicht herum, überhaupt eine Schwäche zu haben. Denn am Ende kann man die Sonne nicht genießen, ohne auch Schatten zu haben. So sehr man sich auch wünscht, dass das Leben nur voller Glück ist (Meredith liegt in Dereks Armen. Ihr Blick wandert von dem Ring zu seinen Augen. Die beiden lächeln sich an und küssen sich), so gibt es auch auf der anderen Seite die Momente, in denen man glaubt nicht mehr atmen zu können (Izzie liegt im Bett. Im Schlaf rollt ihr eine Träne über das Gesicht). Es liegt aber an einem selber wie man damit umgeht, dass Licht Schatten wirft. Man kann es akzeptieren (Cristina geht in Samanthas Zimmer und legt Mark eine Hand auf die Schulter) oder man verkriecht sich im Schatten (Alex liegt auf einem Bett und starrt an die Decke. Ein Gefühl der Übelkeit überkommt ihn und er rennt in ein kleines Badezimmer.