Disclaimer: mir nix, alles JKR und Warner.

Titel: Wahrheit oder Wagnis - Teil 5

Autor: Lorelei Lee

Pairing: SS/RL

Rating: ab 18

Inhalt: Haben Severus und Remus nach Band 7 noch eine Zukunft?


Vorbemerkung: Ich hatte euch nach Teil 4 einen fünften Teil versprochen und hier ist er. Ich versuche ihn so wenig wie möglich AU zu machen, aber komplett wird das wohl nicht gelingen. Ich hoffe, ihr verzeiht mir das.

Ansonsten spare ich mir jede weitere Vorrede und wünsche euch viel Spaß. Es hat ja auch lange genug gedauert.


Wahrheit oder Wagnis – Teil 5

Kapitel 1

Remus Lupin lag auf dem Rücken und starrte schwer atmend an die Decke eines Raumes, der ihm vage bekannt vorkam. Er war schon einmal hier gewesen…

Aber wo waren plötzlich Sirius, James und Lily? Gerade eben waren sie doch noch bei ihm gewesen? Und sie hatten mit Harry gesprochen und dann hatte Harry den Ring fallen lassen und alles, alles hatte sich in Nichts aufgelöst und plötzlich lag er hier und er fühlte wieder seinen Körper.

Doch darauf hätte er gut und gerne verzichten können, denn ihm tat jeder einzelne Knochen weh. Stöhnend drehte er seinen Kopf zur Seite. Vielleicht ging alles wieder vorbei, wenn er einfach die Augen schloss. Der Tod war bisher gar nicht so übel gewesen. Er hatte sich wieder jung gefühlt und seine Freunde waren bei ihm gewesen und… aus dem Augenwinkel heraus sah er eine leichte Bewegung.

Ungeachtet seines protestierenden Körpers drehte er sich hastig um und kauerte nun auf Händen und Knien vor dem Torbogen in der Mysteriumsabteilung des Zaubereiministeriums.

Der Schleier des Torbogens, durch den vor zwei Jahren Sirius verschwunden war, wehte sacht in einer Brise, die von überall und nirgends zu kommen schien.

Mehrere Minuten verstrichen, in denen er völlig fassungslos den Torbogen anstarrte und langsam begriff, dass er sich für einen Toten eindeutig auf der falschen Seite dieses Schleiers befand.

Das konnte nichts anderes bedeuten als…

Das Begreifen kam langsam, traf ihn dann jedoch wie ein Blitzschlag.

Er lebte.

Dieser Schleier musste ihn – warum auch immer – wieder ausgespuckt haben.

Remus brach auf dem Boden zusammen. Er lachte, er weinte, er schrie – und das alles gleichzeitig.

Er wusste nicht, wie lange er sich wie ein Verrückter aufführte. Nur sehr langsam, nur ganz allmählich verebbte seine Hysterie und er erhob sich mit zitternden Beinen, die kaum in der Lage waren, ihn zu tragen. Doch irgendwie schaffte er es zur Tür. Als er schon die Hand an der Klinke hatte, zögerte er und hielt schließlich inne.

Und jetzt?

Was würde er jetzt mit seinem neugeschenkten Leben anfangen? Was sollte er tun?

Zurück zu Tonks und deinem Sohn" riet ihm die Stimme der Vernunft.

Doch um der Wahrheit die Ehre zu geben, übte Tonks nicht mehr sehr viel Anziehungskraft auf ihn aus. Sie konnte und wollte sich nicht mit den lauwarmen Gefühlen zufrieden geben, die er ihr schenken konnte. Sie forderte und forderte und weil er einmal ihrem Drängen nachgeben und sie geheiratet hatte, hatte er auch in ihrer Ehe immer wieder nachgegeben – doch es war einfach nur anstrengend gewesen und immer lästiger geworden.

Er wusste nicht einmal mehr wirklich, warum er sich überhaupt mit ihr eingelassen hatte. Die Erinnerung an den Abend, an dem sie ihm ein halbes Versprechen abgerungen hatte, war zwar klar und eindeutig, aber er hatte keine Ahnung mehr, was bei ihm zu diesem Entschluss – es irgendwie mit Tonks zu versuchen – geführt hatte. Er wusste noch genau, wie erschüttert er über Snape's offensichtlichen Verrat gewesen war, aber diese Erschütterung hatte bei ihm doch nicht so tief gehen können, dass er einzig und allein daraufhin Tonks' Drängen nachgegeben hatte.

Wie gesagt – er begriff es nicht mehr wirklich, warum er sich von ihr hatte überreden lassen, doch als von seiner Seite aus der erste, halbherzige Schritt getan gewesen war, hatte sich die ganze Sache verselbständigt und er war erst wieder richtig zur Besinnung gekommen, als aus Tonks Mrs. Nymphadora Lupin geworden war – und da war es bereits zu spät gewesen.

Dazu hatte er auch noch das Pech gehabt, sie gleich bei seinem ersten zaghaften, unbeholfenen Versuch zu schwängern. An eine Beendigung dieser Ehe war daher nicht mehr wirklich zu denken gewesen. Andererseits hatte ihm ihre Schwangerschaft einen Vorwand dafür geliefert, die von ihr ständig geforderten Zärtlichkeiten weitestgehend zurückzuweisen.

Irgendwann war er über sein verpfuschtes Leben derart verzweifelt gewesen, dass er sich Hals über Kopf Harry hatte anschließen wollen, immer in der vagen Hoffnung, seiner Ehe zu entkommen und wenn es um den Preis seines eigenen Lebens sein sollte. Doch Harry hatte das nicht zugelassen und ihm darüber hinaus noch ordentlich den Kopf gewaschen.

Ein bitteres Lächeln huschte über Remus' Gesicht.

Remus hatte sich bei dieser jugendlichen Attacke so missverstanden gefühlt und war dabei so wütend geworden, dass er die Beherrschung verloren und Harry angegriffen hatte.

Bei jedem guten Hetero hätten Harry's Vorwürfe auch sicher gefruchtet. Bei ihm jedoch hatten sie nur bewirkt, dass er – sobald das Gefühl des Unverstandenseins vergangen und seine Wut verraucht gewesen war - wieder den Schein gewahrt, und lediglich so getan hatte, als ob Harry's Worte etwas bewirkt hätten.

Was hätte er auch sonst tun sollen?

Hätte er alle Welt mit einem Geständnis seiner Homosexualität schockieren und vor den Kopf stoßen sollen? Was hätte das gebracht? Er selbst wäre dann vielleicht ein bisschen glücklicher gewesen – doch dieses Glück hätte angesichts der Probleme und Missbilligung seitens seiner Freunde sicher nicht lange angehalten. Er wusste, dass er den richtigen Zeitpunkt für ein solches Geständnis verpasst hatte und dass es unwiderruflich zu spät dafür war. Und so war er damals eben wieder zurückgeschlichen zu seiner schwangeren Frau und hatte Harry später einfach in dem Glauben gelassen, dass er ihm erfolgreich den Kopf zurechtgerückt hatte.

Die Geburt seines Sohnes hatte ihn allerdings sehr bewegt.

Es war unglaublich wie winzig und doch perfekt so ein Baby war. Er hatte auch nie geglaubt, dass es ihm mit seiner Neigung vergönnt sein würde, jemals Vater zu werden – umso mehr fühlte er sich zu dem kleinen Ted hingezogen.

Aber… je länger er darüber nachdachte… zu der Mutter seines Kindes zog ihn überhaupt nichts. Eher im Gegenteil.

Instinktiv dachte er an die Halbwahrheit zurück, die er damals Harry aufgetischt hatte. Vielleicht war es für seinen Sohn wirklich besser, ganz ohne Vater aufzuwachsen, als mit einem Vater, der ein Werwolf war und der von der Familie seiner Ehefrau abgelehnt wurde.

Vielleicht würde Voldemort den Kampf auch gewinnen und dann…

Remus nahm die Hand von der Klinke.

Er hatte eine Entscheidung getroffen.

Er wollte nicht mehr zurück.

Seine Hand tastete nach seinem Zauberstab und zu seiner grenzenlosen Erleichterung befand er sich auch in seiner üblichen Tasche.

Remus richtete den Stab auf sich und sprach sehr langsam und überlegte einige Zaubersprüche.

Sein Haar wurde stoppelkurz und blond und ein blonder Vollbart spross in seinem Gesicht.

Sein Körperbau wurde kürzer und gedrungener und seine verwaschene, braune Robe nahm eine bläuliche Färbung an.

Es würde genügen.

Mit ruhiger Hand drückte er die Klinke nach unten und öffnete die Tür.

Wohin sollte er zuerst… Spanien? Oder doch lieber Korsika?

OoooOoooOoooOoooOoooOoooO

Als sich Remus Lupin - immer noch mit seinem verändertenErscheinungsbild - eine Woche später in Japan erstmalig wieder unter Zauberer wagte, kaufte er sich die englischsprachige Ausgabe einer Zauberer-Zeitung, setzte sich in ein Gasthaus, bestellte einen Jasmin-Tee und fing an zu lesen.

Natürlich hatte er in der Zwischenzeit mitbekommen, dass Harry siegreich aus seiner Konfrontation mit Voldemort hervorgegangen und diese dunkle Bedrohung damit endgültig aus ihrer aller Leben verschwunden war. Doch mehr hatte er bislang nicht in Erfahrung bringen können und nun lechzte er zugegebenermaßen nach Details.

Schon auf der ersten Seite erfuhr er von Snape's Tod und von seiner Loyalität zu Dumbledore und Harry.

Diese Neuigkeit erleichterte ihn. Er hatte immer gehofft, dass Snape trotz allem auf ihrer Seite sein würde und dieser Beweis war nun erbracht. Es war nur sehr tragisch, dass er dafür hatte sterben müssen.

Er blätterte weiter und fand eine kleine Erwähnung seiner eigenen Beerdigung. Für einen Moment stockte ihm der Atem – also hatte er in Hogwarts offensichtlich einen Körper zurückgelassen, der hatte beigesetzt werden können. Die Zeitung zitterte in seinen Händen und er legte sie mit einem nervösen Lachen vor sich auf den Tisch.

Merlin – das hatte ihn nun doch etwas mitgenommen. Aber wie oft las man auch schon über seine eigene Beerdigung. Wenn er nur wüsste, warum er nicht tot geblieben war. Doch das war wohl eines der Mysterien, die ungeklärt bleiben würden. Die Bedienung brachte seinen Tee, er bedankte sich mit einem Kopfnicken und trank vorsichtig einen Schluck, dann schlug er die Zeitung wieder auf und las weiter.

Vorgestern beigesetzt… in aller Stille… neben seiner Ehefrau Nymphadora Lupin…

Moment.

Lupin stockte.

Tonks?

Das war unmöglich! Tonks konnte doch nicht tot sein?

Fieberhaft las er den ganzen Artikel noch ein Mal durch und die Ahnung wurde zu einer Gewissheit, die sein Blut zu Eis erstarren ließ.

Tonks war tot.

Selbstekel stieg in ihm auf, als er sich an jene Nacht erinnerte, in der Harry das Haus seiner Verwandten verlassen hatte. Als Ron und Tonks damals verspätet bei den Weasleys eingetroffen waren, hatte er einige verrückte Momente lang sogar gehofft, dass sie von Voldemort's Gefolgsleuten getötet worden wäre. Als sie dann doch noch erschienen war, war er unfähig gewesen zu sprechen. Erneut war eine seiner Hoffnungen zunichte gemacht worden. Er war sogar wütend gewesen, dass die Todesser es nicht geschafft hatten, ihn selbst oder seine Ehefrau – die doch sonst immer so ungeschickt war - ins Jenseits zu befördern.

Damals hatte er ihr den Tod gewünscht – jetzt hatte er schließlich doch noch seinen Willen... wenn auch mit einiger Verspätung.

Er war ein solches Schwein. Er war absoluter Abschaum.

Er hatte seinen Sohn zu einem Waisen gemacht, der wie Neville bei seiner Großmutter aufwachsen würde.

Gott! Was hatte er getan?

Er war immer davon ausgegangen, dass Tonks überleben und sich um ihr Kind kümmern würde, doch jetzt…

Er musste zurück.

Tonks war tot, sie würde ihn nicht mehr nerven… er würde zurück gehen und sich um seinen Sohn kümmern und… was würden die anderen sagen?

Wie sollte er sein Überleben erklären? Und wie seine Abwesenheit?

Wie sollte er ihnen begreiflich machen, dass er sich lieber aus dem Staub gemacht hatte, als sich sofort zurück in den Kampf zu stürzen?

Die Zeitung entglitt seinen tauben Fingern und eine einsame Träne tropfte in seine Teetasse.

Fortsetzung folgt…


Remus: Lorelei?

Lorelei: Was'n jetzt noch…

Remus: Severus, was hat sie denn?

Lorelei: SIE kann euch hören! Und ich bin völlig fertig.

Severus: Pfft. Von was denn?

Lorelei: (gereizt) Vielleicht davon, euch beiden undankbaren Trolle von den Toten auferstehen zu lassen?

Severus: Troll? Wen nennst du hier Troll!

Lorelei: Dich! Und wenn du nicht ganz schnell, ganz brav bist, dann lasse ich dich im nächsten Kapitel einfach verrecken und pfeif auf diese Story!

Remus: (geschockt) Das meinst du doch nicht so, oder Lorelei?

Severus: Ha! Ich weiß schon, warum der Gryffindor für mich eintritt! Der will nur, dass du ihn und mich wieder rummachen lässt!

Lorelei: Ich bin müde und ihr nervt! Habt ihr eine Ahnung, wie stressig das war, meine vierteilige Handlung mit JKRs siebenbändiger Reihe zu etwas zusammenzuführen, was nicht völlig abstrus ist?

Severus: Abstrus hat dich doch bisher nicht gestört… (reicht ihr einen Caramel Latte Macchiato) Hier, damit du wieder auf die Beine kommst.

Lorelei: Ach, hast du jetzt doch endlich akzeptiert, dass ich hier am längeren Hebel sitze?

Severus: Tot zu sein ist nicht halb so amüsant, wie man sich das gemeinhin vorstellt. Also – los – lass mich wieder auferstehen.

Lorelei: Okay – ich bin ja gar nicht so.

Remus: (seufzt erleichtert)