Endlich. Endlich kann ich mal wieder ich selbst sein. Ich breitete meine großen, fedrig-weissen Schwingen aus und hebe vom Boden ab. Die, obwohl ich schon alt bin, kastanienbraunen, kurzen Haare werden vom Wind grosszügig verstrubbelt. Manchmal landet auch Sträne in meinen dunkelroten Augen. Hätte man mich mal so auf der Strasse gesehen, hielte man mich für einen sehr gutaussehenden 16-jährigen jungen Mann mit Flügeln, allerdings stimmt das nicht. Ich bin bereits 69 einhalb Jahre alt, doch ich habe nicht viel von meinem Leben mitbekommen. Seit ich ich sechzehn geworden war, erscheint mir mein Leben nur wie ein Traum, manchmal auch wie ein Albtraum, weswegen ich mich auch als ein Jugendlicher sehe.
Meistens bin ich in meiner anderen Form unterwegs. Ich sehe dann abstoßend und hässlich aus mit meiner grauen Haut und meinem schlangenähnlichen Gesicht, doch es schützt mich vor den Menschen. Wenn sie mich nämlich als den sehen könnten, der ich wirklich bin, würden sie ihren Verstand verlieren und mich haben wollen, denn ich bin ein Veela. Wir Veelas haben einen außerordentlich heftigen Charme, der andere Wesen betört und den wir nicht ausschalten können, außer wir wechseln in unsere hässliche Gestalt, da können wir ihn kontrollieren. Früher, als ich noch nicht gewandelt und der Charme noch nicht so ausgeprägt war, habe ich ihn benutzt, um meine Lehrer und Mitschüler zu beeinflussen, doch heute kann ich ihn fast nicht mehr brauchen.
Ich habe mich immer sehr für Politik interessiert, auch wenn ich nicht stimmen darf, obwohl meine Familie einen Sitz im Wizgamot inne hat. Mir stieß schon vor Jahren sauer auf, dass wir magischen Halbwesen, zu denen auch die Hauselfen, die Werwölfe, die Riesen, die Zentauren, die Grimme, die Kobolde, die Dämonen und die Vampire gehören, von den Menschenzauberern nicht als ebenbürtig angesehen werden, also gründete ich einen Widerstand. Was ich nie wollte, war Krieg, doch er hat in unser Land Einzug gehalten, denn die Menschen wollen uns nicht mehr Rechte geben. Oder überhaupt welche.
Obwohl ich nur ein jugendlicher Veela bin, bin ich der Anführer der 'dunklen Seite', wie SIE uns nennen. Ich plane meine Gefolgsleute, um unsere Dörfer zu schützen und die gefährlichsten Menschen-Magier aus dem Weg zu schaffen. Mein Kollege Luzifer, der übrigens ein Dämon ist, hilft mir dabei sehr.
In der Menschenwelt unter den Zivilisten bin ich mittlerweile als 'Voldemort', 'der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf' oder als 'du-weißt-schon-wer' bekannt. Warum sie nicht bei meinem offiziellen Namen Tom Riddle geblieben sind, ist mir bis heute schleierhaft. Sie haben mir einen Namen gegeben - Voldemort - und jetzt benutzen sie ihn nicht mal, da sie Angst haben, dass ich sie hören könnte. Die Zivilisten tun mir ehrlich leid, denn sie wissen nicht einmal, dass sie eigentlich gar keine Angst haben müssten.
Die verbarrikadierten Häuser, über die ich gerade hinweg fliege, versetzen mich in Trauer. Warum macht die weiße Seite nicht einfach reinen Tisch? Warum räumen sie uns nicht wenigstens ein Gesetz ein, dass andere bestraft, wenn sie uns ausnutzen oder misshandeln? Wie viele Hauselfen, Kobolde und Veelas als die 'Geschöpfe des Dienstes' bekannt sind, lassen sich täglich von ihren Mastern misshandeln? Wie viele Vampire, Werwölfe und Dämonen, welche mit den Veelas zu den 'Geschöpfen der Nacht' zählen, leben in armen Verhältnissen, weil sie nicht arbeiten dürfen und ihnen das Ministerium keine Hilfe zukommen lässt? Wie viele 'Geschöpfe des Chaos', wie man Riesen, Grimme und Zentauren im Überbegriff nennt, müssen im verbotenen Wald eingepfercht zusammenleben und sich um ihre Nahrung streiten?
Einige, wie zum Beispiel die Black-Grimme oder ich haben Glück, denn die Erstgenannten haben sich nie enttarnen lassen und ich bin genug mächtig, um mich durchzuschlagen.
Auf einmal schreie ich auf, denn vor mir steht plötzlich ein Baum, den ich nicht habe kommen sehen. Zum Ausweichen ist es zu spät, zum Bremsen auch. Mit aller Kraft versuche ich, mich zu verlangsamen, doch ich fliege voller Karacho in die große, mächtige Eiche, die mitten im verbotenen Wald auf einem kleinen Hügel steht.
Das letzte, was ich wahrnehme, ist, wie ich mit dem Kopf gegen einen Ast knalle und das Bewusstsein verliere.
Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen wachte ich auf. Ich liege auf dem Bauch auf etwas weichem und meine beiden Flügel, sowie mein Kopf, mein rechtes Bein und mein linker Fuß fühlen sich an, als ob man alles durch eine Papierwalze gelassen hätte. Schnell wandert meine Hand zu meinem Hals, nur um dort Leere zu spüren.
Geschockt will ich mich aufrichten, doch zwei sanfte Hände drücken mich zurück. Dadurch, dass ich die Augen geöffnet habe, sehe ich, dass ich auf Waldboden liege. Um mich herum herrscht dämmeriges, rotes, flackerndes Licht und es ist warm.
"Bleib still liegen, du hast zahlreiche Brüche und eine Gehirnerschütterung", sagt jemand leise.
"Wo ist... die Kette?", frage ich mit peinlich schwacher Stimme. Die silberne Halskette mit einem sternförmigen Anhänger ist überlebenswichtig für mich, denn der Edelstein, der darin eingelassen ist (bei mir ist es ein Rubin), haltet die Sonne von mir weg. Wir Veelas vertragen keine Sonne. Wir verbrennen wie Vampire, wenn sie auf unsere Haut trifft.
"Sie ist kaputt" Ich hebe ruckartig den Kopf, weswegen mir kurz schwindlig wird und ich vor Schmerzen aufkeuchte. Das darf doch nicht wahr sein!
"Aber keine Sorge, wir sind hier in einer Höhle, also kann dich kein Sonnenlicht treffen, sonst wärst du mause, es ist nämlich helllichter Tag. Ich bin sie am reparieren, aber wer auch immer die gemacht hat, hat ganz schön viele Schutzzauber darauf gesprochen. Wie heißt du eigentlich?" Erst jetzt sehe ich dem Jugendlichen ins Gesicht. Er hat etwas mehr als schulterlange, schwarze Haare, ist gross, sicher einen Kopf größer als ich. Seine violetten Augen und die riesigen, schwarzen, ledrigen Flügel auf seinem Rücken lassen keine Fragen zu seinem Wesen offen. Er ist ein Dämon. Ganz sicher.
"Okay, ich rate einfach. Tom Riddle?" Mein Kopf ruckt wieder hoch. Ich nicke langsam.
"Ja... und wer bist du?"
"Ich bin Tizian"
"Aha... und weiter?" Ich habe ihn noch nie gesehen und ich dachte immer, dass ich schon alle magischen Wesen in England kenne. Tizian lächelt schief.
"Satanus. Du kennst meinen Vater sicher" Oh Merlin! Was wird er mit mir machen?! Der junge Fürst lacht. Warum hört es sich so gut an?
"Ich bin nicht so, wie man sagt, dass mein Vater ist. Ich kenne ihn nicht einmal richtig, also mach dir keine Sorgen" Ich lege mich wieder in das Laub, die Tannennadeln und das Moos zurück. Vorsichtig versuche ich meine Gliedmassen zu bewegen. Die Arme sind kein Problem, doch von den Beinen durchzieht mich ein stechender Schmerz, bei den Flügeln ist noch schlimmer, da sie sehr empfindlich sind. Sie liegen ausgebreitet auf dem Höhlenboden. Erst jetzt spüre ich auch die Schienen, die meine Beine still legen sollen. Tizian kichert und ich sende ihm einen Blick à la Voldemort.
"Ich habe dir doch gesagt, dass du still bleiben sollst. Tun Veelas nicht eigentlich das, was man ihnen sagt?" Was mich zu der Frage bringt, warum er meinem Charme widerstehen kann.
"Ich nicht. Aber es wäre vielleicht ausnahmsweise gut gewesen. Warum kannst du meinem Charme widerstehen und warum bin ich hier?"
"Auf die erste Frage habe ich keine Antwort, aber du bist hier, weil ich dich vor drei Tagen demoliert unter einer Eiche da draußen gefunden habe und die Sonne schon beinahe aufgegangen ist und ich wollte nicht, dass du als ein Haufen Asche herum liegst"
"Danke... schätze ich... du sagtest vor drei Tagen?" Tizian nickte
"Ich kann dich nicht mit Magie heilen, weil ich noch nicht 17 bin und laufen kannst du ja auch nicht, also werden wir wohl noch eine Weile hier bleiben"
"Aber...", versuche ich einzuwenden. Ich muss doch wieder nach Hause zu meinen Vätern! Sie sehen mich auch wie einen Jugendlichen und nicht wie einen 69-Jährigen an, also haben sie auch einige Regeln für mich, zu denen gehört, dass ich mich mindestens einmal am Tag bei mindestens einem von ihnen zeigen muss. Sie machen sich sicher Sorgen!
"Was ist?", fragt Tizian.
"Meine Eltern?" Tizian lacht, sodass es von den Höhlenwänden zu uns zurück echot.
"Muss der große, dunkle Lord etwa um zehn zu Hause sein?", fragt er grinsend. Ich funkle ihn an.
"Wie du ja offensichtlich schon bemerkt hast, bin ich ein Veela und als solcher altere ich ab 16 nicht mehr, bis mein Gefährte das gleiche Alter erreicht hat!" Tizian stellt sein Lachen ein.
"Ich weiß, aber die Vorstellung... bekommst du jeden Abend einen Gute-Nacht-Kuss?" Ich verdrehe die Augen, immer noch zu ihm sehend.
"Sehr witzig" Aber ja, ich bekomme von meinen beiden Vätern jeden Abend einen Gute-Nacht-Kuss.
"Man wird ja wohl fragen dürfen! Hast du übrigens Hunger oder Durst?" Kurz horche ich in mich hinein. Wenn ich an Essen denke, wird mir noch übler, als mir von der Gehirnerschütterung sonst schon ist, allerdings denke ich, dass Wasser gegen die Kopfschmerzen helfen könnte.
"Könnte ich etwas zu Trinken haben?"
"Sicher" Tizian steht auf und holt was von einem anderen Teil der Höhle. Ich erkenne eine Trinkflasche, die er mit einem Acquamenti füllt und mir hinhält. Schnell stürze ich einige Schlucke hinunter. Hunger verspüre ich keinen, also muss er mir wohl einen Nährtrank verabreicht haben, denn Veelas müssen, solange sie ihre Gefährten nicht in der Nähe haben, menschliche Nahrung zu sich nehmen. Wenn er da ist, reicht die Nähe zum überleben.
"Hunger hast du nicht?" Ich schüttle den Kopf und keuche auf, als Tizian meinen linken Flügel sanft mit den Fingern berührt. Ein Zucken durchfährt meinen Körper und schon sind die Finger verschwunden.
"Entschuldige, ich wollte dir keine Schmerzen bereiten", sagt Tizian. Warum denkt der, dass er mir weh getan hat? Ich bin doch nur ab dem schönen Gefühl erschrocken, da ich es bis vorher nicht kannte!
"Hast du nicht, aber meine Flügel sind sehr empfindlich. Es hat nicht geschmerzt, ich bin nur erschrocken", beruhige ich ihn. Er lächelt.
"Ach so. Ich trage jetzt eine Heilsalbe von einem Kumpel auf. Es könnte ziemlich schmerzen", warnt Tizian und schraubt das Gefäß auf, das er zusammen mit der Trinkflasche geholt hat.
Tizian kniet sich neben meinem Flügel hin und berührt mit seinen Heilsalbe-bedeckten Fingern die Bruchstelle. Es schmerzt eigentlich gar nicht, er ist sehr vorsichtig. Als er allerdings meinen anderen Flügel noch verarztet, kann ich im ersten plötzlich unglaubliche Schmerzen wahrnehmen, die sich durch meinen ganzen Körper ziehen. Ich fühle mich, als stünde mein Blut unter Feuer, während meine Haut gefriert. Ein leises Wimmern kann ich nicht mehr unterdrücken.
Plötzlich spüre ich, wie sich zwei Knochen verschieben und aneinender reiben. Beinahe falle ich in Ohnmacht, doch dann ist der Spuk vorbei und Tizian reicht mir die Flasche, damit ich trinken kann.
"Tut mir leid, Neville ist die Salbe am verbessern", sagt Tizian. Gut so, immerhin sollte man die Schmerzen nicht spüren.
"Dafür kannst du dich auf den Rücken drehen, was sicher bequemer ist. Du darfst aber noch nicht fliegen. Erst in vier Tagen" Das geht ja schnell! Ich hatte mir auch schon mal einen Flügel gebrochen, doch da durfte ich mich drei Wochen nicht aus dem Bett bewegen und dann noch zusätzliche sechs nicht fliegen.
Dieser Neville muss was drauf haben und irgendwie kommt mir der Name bekannt vor. Erst als ich das Etikett auf dem Gefäß zu lesen bekomme, weiß ich auch woher. Der kleine Longbottom!
"Danke, dass du mir hilfst", sage ich. Es ist nicht selbstverständlich, vor allem, wenn man auf der Seite der Longbottoms ist. Tizian lächelt.
"Das ist doch selbstverständlich" Vorsichtig und ohne meine gebrochenen Beine zu belasten, drehe ich mich auf den Rücken, dann rutsche ich an die Steinwand, um anlehnen und die Höhle begutachten zu können. Ich runzle die Stirn, als ich das prasselnde Feuer, die verschiedenen Kessel, einen Schrank und ein Sofa entdecke.
"Du wohnst hier?", frage ich erstaunt.
"Natürlich"
"Und warum, wenn ich fragen darf? Luzifer würde dich in seinem Palast doch sicher willkommen heissen"
"Ja, aber ich habe hier alle meine Freunde" Schon wieder bin ich verwirrt.
"Du bist nicht im Schattenreich zur Schule gegangen?"
"Nein, ich bin nach Hogwarts gegangen. Dass der Teufel mein Vater ist, weiß ich erst seit meinem Geburtstag, deshalb kenne ich ihn nicht richtig"
"Wie alt bist du?"
"16, aber das hilft dir nicht weiter, denn ich war vorher jemand ganz anderes, allerdings habe ich mit dem Kapitel abgeschlossen. Und du?"
"Willst du jetzt mein geistiges oder mein richtiges Alter wissen?"
"Das richtige"
"69" Tizian pfeift leise durch die Zähne und ich sehe ihn kurz gespielt böse an, was ihn zum Grinsen bringt.
"Neville kommt gleich noch vorbeischauen und wehe du erschreckst ihn"
"Okay, ich werde ganz brav sein", grinse ich. Ich glaube nicht, dass ich so erschreckend bin. Vor allem in meiner jetzigen Gestalt. Tizian grinst und steht mit einem gewaltigen Flügelschlagen auf. Ich bewundere die Kraft, die in diesen schönen, großen Schwingen steckt.
"Tizian!", schreit jemand und Tizian ruft ein 'Kommt doch rein!' zurück. Im nächsten Moment betreten zwei Menschen die Höhle.
"Guten Morgen"
"Wir haben Mittag... hey, warum hast du 'n Veela hier?", fragt der Longbottomjunge irritiert. Mich nimmt es Wunder, was Tizian jetzt sagt.
"Ich hab ihn verletzt draußen im Wald gefunden und es war fast schon Morgen" Okay. Die nackte Wahrheit. Wäre ich Tizian, hätte ich die Geschichte bestimmt ein wenig ausgeschmückt.
"Ach so. Hallo", sagt Neville zu mir. Auch er kann meinem Charme problemlos widerstehen. Das Mädchen sowieso.
"Ich bin Luna und du?"
"Tom" Checkt sie es? Offenbar nicht.
"Warum hat er keinen Charme?", fragt Neville weiter.
"Hallo?! Natürlich habe ich Charme!", sage ich empört. Denkt der, ich hätte eine Störung?
"Aber... bist du sein Gefährte?" Tizian lacht.
"Nicht, dass ich wüsste. Habt ihr neues von den anderen?"
"Nicht viel. Remus und Tatze sind noch immer im Hauptgebäude und können nicht raus. Moody hat sie eingesperrt. Ron und Mine waren die ganze Woche im Fuchsbau und die Twins nerven sie. Ach ja. Hier" Neville reicht Tizian eine Box, die mit 'Weasley's wunderbare Zauberscherze' beschriftet ist.
"Super, danke. Wollt ihr Tee, Kürbissaft oder Butterbier?"
"Kürbissaft", sagt Luna freundlich und Neville nickt. Mitten in der Höhle sitzen sie auf den Boden, während Tizian in vier Gläser diese orange Flüssigkeit eingiesst und sie auf ein Tablett stellt, um sie vor ihnen hinzustellen. Dann sitzt er selbst ab.
"Voldi ist seit drei Tagen verschwunden und Shaklebolts Beobachtungszauber funktionieren nicht mehr", informiert Neville, "ich frage mich, wo er ist und was er plant"
"Der sitzt vor dir und sieht dich belustigt an", grinst Tizian und ich hebe die Hand zum Gruß. Neville klappt der Mund auf und zieht seinen Stab, doch Luna nimmt ihn ihm aus der Hand.
"Aber..." Neville wedelt mit seiner Hand herum.
"Du meinst, dass ich normalerweise hässlich aussehe?"
"Ehm... so hätte ich es jetzt nicht gesagt... nur vielleicht... anders?"
"Also sagst du, dass das andere nicht hässlicher ist?" Ich liebe es, Leute zu verunsichern.
"Eh... schon, aber..." Tizian lacht.
"Hör schon auf. Neville, Veelas haben zwei Gestalten. Eine hässliche und... naja... eine solche" Er deutet auf mich.
"Du kannst ruhig sagen, dass ich atemberaubend gut aussehe", grinse ich. Tizian lacht und zuckt mit den Schultern.
"Was soll's. Du bist ja eh nicht erhältlich" Ach ja... Irgendwann werde ich meinen Master finden... Ich lächle, denn ich freue mich darauf.
"Tizian! Du kannst doch nicht so reden!", meint Neville.
"Doch, ich denke, das kann er sehr gut", sage ich. Mir ist schon klar, was er meint, doch ich will hier nochmals klarstellen, dass ich ein (nicht) ganz normaler Jugendlicher bin.
"Aber..."
"Veelas bleiben mit sechzehn Jahren in der Entwicklung stehen, also ist Tom ein Jugendlicher"
"Aber klar. Ein Jugendlicher mit Mordaktivitäten" Das muss verteidigt werden.
"Der Krieg stand nie in meinem Sinne. Und der Tod auch nicht" Neville schweigt. Naja, wenigstens das.
Nach einer Zeit verschwinden die beiden wieder. Draussen wird es Abend und das Feuer ist beinahe erloschen. Tizian allerdings holt mit der flachen Hand aus und lässt sie Richtung Feuer schießen. Eine blaue Flamme bricht aus seinen Fingern und das Feuer brennt lichterloh. Dann läuft er in der Höhle herum, wobei seine Schwingen am Boden nachschleifen. Es tut mir selbst weh, wenn ich das sehe, denn meine Flügel sind extrem sensibel. Würde ich das machen, was er macht, würde ich gleich umfallen vor Schmerzen.
"Ich bin mal kurz weg. Die Höhle ist mit Bannen gesichert, also kann hier niemand ohne meine Erlaubnis rein" Hä?
"Wo gehst du hin?"
"Nur ne Runde fliegen. Ich kann nicht so lange ohne Bewegung sein, sonst werde ich noch hyperaktiv" Tizian grinst breit.
"Ach so" Nachdem ich diese Worte gesagt habe, fliegt er auch schon los.
Jetzt habe ich auch mal Zeit, meine Beine genauer zu betrachten. Tizian hat sie scheinbar geschient und mit Heilsalben verarztet. Sie schmerzen auch nicht mehr. Mit meiner Veelamagie versuche ich mich so gut wie möglich zu heilen. Ich denke, dass ich sie nun wieder bewegen kann und sofort probiere ich es. Es funktioniert ohne Probleme. Die Heilmagie von uns Veelas ist sehr stark, denn wir müssen ja jederzeit für unsere Master bereit sein und das geht nicht, wenn wir verletzt sind. Ich überlege gerade, wie viel die Theorie des Longbottom Jungen stimmen könnte. Könnte es sein, dass der Sohn des Teufels mein Master ist? Es wäre eine plausible Erklärung, aber kann das überhaupt sein? Ich werde ihn fragen müssen, ob er mich, während ich weg war, mit Nahrung versorgt hat.
Tizian ist nun auch schon eine ganze Stunde weg, aber genau jetzt, wo ich das denke, kommt er mit einem lauten Flügelschlagen in die Höhle rein. Seine ebenmässigen Gesichtszüge ziert ein Grinsen. Seine hellvioletten Augen strahlen und bilden einen wunderbaren Kontrast zu seinen tiefschwarzen Haaren, die sein Gesicht umrahmen.
"Hast du mich irgendwie mit Tränken versorgt, während ich ohnmächtig war?", frage ich ihn auch sogleich.
"Eh... nein. Hast du Hunger?" Also doch.
"Merlin...", sage ich leise und schließe die Augen, "weißt du eigentlich, was es bedeutet, wenn man dem Charme einer Veela widerstehen kann und die eigene Nähe reicht, um sie zu versorgen?"
"Nein... Ist das schlimm? Übrigens: Konntest du dich selbst heilen?
"Nein und so halb. Meine Beine darf ich nicht belasten, aber ich kann sie schmerzlos bewegen und was das andere angeht... machst du bitte mal einen Gefährtentest?"
"Warum? Hast du das Gefühl, dass ich..."
"Ja", sage ich kurz angebunden, "du kannst dich meinem Charme widersetzen und ich brauchte kein Essen oder Trinken, sondern nichts weiter als deine Nähe" Tizian lässt sich auf den Boden fallen.
"Und was wäre, wenn es so wäre?" Scheisse. Diese Frage wollte ich vermeiden, aber beantworten muss ich sie trotzdem.
"Naja... das entscheidest du. Entweder du akzeptierst mich, oder du tust es eben nicht"
"Und was passiert, wenn ich es tun WÜRDE?" Nur ein Wunsch...
"Das kann ich nicht sagen, weil das wirklich deine Entscheidung ist"
"Und wenn ich es nicht tun würde?" Toll. Muss der immer das fragen, was ich nicht sagen will?
"Dann ist es eben so" Ich würde sterben, aber das sage ich ihm nicht. Ich will ihn nicht unter Druck setzen. Außerdem bin ich mir nicht sicher ob es so ist. Es ist nur mein Traum. Ich will lieber nicht ein ganzes Millennium auf meinen Master warten, wie es mein Vater getan hat, der ist nämlich rund 2000 Jahre älter als mein anderer Vater und der ist selbst schon mehr als 1000 Jahre alt. Er ist ein Vampir, deswegen lebt er immer noch.
"Ich weiß schon, wer mein Gefährte ist und der ist vermutlich schon extrem lange tot." Soviel zu dem Thema. Hat er das extra gemacht?
"Wer?", frage ich enttäuscht.
"Tom Salazar Slytherin-Gryffindor" Ich beginne zu grinsen, denn ich habe meinen Master gefunden! Befreit lache ich auf, aber ich bereue, dass ich nicht aufstehen kann.
"Du hast ganz schöne Stimmungsschwankungen", grinst Tizian.
"Nein, aber ich bin glücklich" Tizian verzieht das Gesicht.
"Weil ich gerade ausgeschlossen habe, dass ich dein Gefährte bin?" Was denkt der?! Denkt der tatsächlich, dass ich ohne meinen Master leben will?
"Nein. Gerade weil du meine Theorie bestätigt hast"
"Tom Slytherin, nicht Riddle", betont Tizian nochmals. Schon begriffen!
"Riddle ist ein Deckname"
"Also bin ich dein... verdammt" Tizian sieht mich merkwürdig an und schüttelt den Kopf. Heißt das etwa, dass er mich nicht will?
"Soll... soll ich gehen?", frage ich leise und breite meine Flügel aus. Eigentlich darf ich noch nicht fliegen, aber ich will meinen Vätern noch lebt wohl sagen, bevor mich die tötenden Schmerzen der Ablehnung einholen. Tränen schießen mir in die Augen. Verdammt! Jetzt habe ich meinen Master gefunden, aber er will mich nicht. Ich will noch nicht sterben, sondern möglichst lange mit ihm leben. Aber wenn er nicht will, habe ich mich zu fügen und zu gehen.
Er gibt mir keine Antwort, also nehme ich das als ein Ja. Mühsam stehe ich auf. Ich stehe auf wackeligen, höllisch schmerzenden Beinen und versuche mich mit meinen noch schlimmer schmerzenden Flügeln aufrecht zu halten, doch in ihnen steckt beinahe kein Kraft.
"Bitte verzeiht mir, dass ich Euren Wünschen nicht gerecht werden kann. Es tut mir leid" Ich sehe traurig zu meiner reparierten Tageslicht-Kette, die neben dem Höhlenausgang an einer Wurzel hängt, die praktisch als Nagel dient. Einmal streiche ich mit den Fingern darüber, aber ich weiß, dass sie nun meinem Master gehört. Kurz überlege ich, ob ich sonst noch was teures am Leibe trage, denn sowas dürfte ich nicht behalten. Ich trage aber nur noch meine Kleidung und die ist nicht sehr wertvoll, also entscheide ich, dass ich sie weiterhin tragen darf.
"Ich werde mich um die Überschreibung von meinen Besitztümern zu Euch kümmern, Master. Es war mir eine Ehre, Euch kennengelernt zu haben" Er sitzt immer noch da und sieht mich an, also verneige ich mich tief und verlasse dann die Höhle.
Draussen, zum Glück ist es schon dunkel, stosse ich mich vom Boden ab. Das eine Bein hält dem Druck nicht stand und bricht erneut, sodass ich mir ein Wimmern nicht verkneifen kann. Trotzdem versuche ich weiter zu fliegen. Es ist unglaublich anstrengend und schmerzhaft und ich komme nur vier Meter vom Boden weg. Mühsam fliege ich weiter und jetzt spüre ich erst die Tränen auf meinen Wangen. Der Scham der Ablehnung und der Schmerz meines Körpers, sowie meines Herzens.
Von weit her höre ich meinen Namen, dann krache ich plötzlich in ein anderes Wesen mit Flügeln. Ich lande am Boden, rolle mich zusammen und weine. Meine Flügel sind diesmal nicht nur gebrochen, sondern auch angerissen und es schmerzt höllisch.
Eine warme Hand legt sich auf meine Schulter.
"Tom? Was ist passiert?", fragt eine Stimme. Es ist die von Godric Gryffindor, meinem Vater. Er hat mich gesucht und das beruhigt mich ein wenig. Er zieht mich an sich. Warum tut das nur so weh? Langsam kann ich mich beruhigen.
"Er hat mich abgelehnt", schluchze ich. Da Godric der Veela ist, versteht er sofort.
"Aber warum?" Hilflos zucke ich mit den Schultern. Godric legt seine Stirn in Falten.
"Hast du dich nicht gut benommen? Ist er vergeben? Wer ist es überhaupt und wie alt ist er?" Ich lasse mir alles nochmals durch den Kopf gehen...
"Keine Ahnung, nein, Tizian Satanus und 16. Aber vielleicht... ich habe heute Morgen einen Befehl nicht befolgt. Da wusste er aber noch nicht, dass ich ihm gehöre. Vielleicht denkt er ja, dass ich nicht gehorchen kann?"
"Komm, wir heilen dich erstmal, dann gehen wir zu ihm und du bittest ihn um Verzeihung und um eine zweite Chance, vielleicht nimmt er dich trotzdem, wenn du dich bemühst?
"...om?! Thohom! Verdammt, was habe ich nur getan? Tom!" Das ist Tizian! Warum sucht er nach mir und warum macht er sich Vorwürfe?
"Das ist Tizian!", informiere ich meinen Vater freudig. Er sieht zum Himmel empor und tatsächlich fliegt gerade in dem Moment ein Dämon mit über 7 Metern Flügelspannweite über uns.
"Tizian!", schreit mein Vater hoch und ein lautes Flügelschlagen ist zu hören, dann landet er neben uns am Boden.
"Tom! Merlin, es tut mir so leid! Ich wollte dir nicht das Gefühl geben, dass du gehen sollst, ich war nur verwirrt und geschockt und... was ist los mit dir?! Und wer sind Sie?" Godric lächelt erleichtert und machte einen respektvollen Knicks, wie es sich für einen Veela gehört.
"Hallo. Ich bin Godric Gryffindor, Toms Vater." Tizian lächelt kurz und kniet sich dann neben mich. Sanft streichelt er einen meiner kaputten Flügel. Es schmerzt gewaltig, aber ich sage nichts. Lieber halte ich die Schmerzen aus, als dass ich ihn verärgere oder dass er seine Hand weg nimmt.
"Warum liegst du eigentlich immer am Boden wenn ich dich finde? In was bist du diesmal geflogen?" Ich gebe keine Antwort. Ich sehe ihn nur an. Zu sehr in meinen Gedanken versunken.
"Tom, dein Master hat dich was gefragt!", sagt mein Vater und ich erwache aus meiner Starre.
"In meinen Vater" Tizian sieht zu eben ihm hoch und grinst, dann wendet er sich wieder zu mir. Er sieht mich immer noch entschuldigend an. Warum tut er das? Denkt er, ich sei ihm böse? Ich bin doch nur glücklich, dass er mich trotzdem akzeptiert. Die Schmerzen sind mir egal. Sie sind nichts im Vergleich zu der maßlosen Erleichterung, die ich verspüre.
"Kannst du dich heilen?", fragt Tizian mich leise. Ich nicke und tu es auch gleich.
"Was tut Ihr nun mit ihm?", fragt mein Vater. Das ist doch egal! Ich will doch nur, dass er mich nicht allein lässt!
"Ich habe keine Ahnung. Das ist Toms Entscheidung, nicht?"
"Eigentlich nicht, aber wenn Ihr ihm das zugesteht, ist das sehr großzügig. Tom?", fragt mich mein Vater. Ich bin froh, dass er da ist, denn ich empfinde mich selbst als zu wenig zurechnungsfähig, um mit meinem Master zu kommunizieren und normale Antworten zu geben. Ich nicke, mein Master hat mich ja was gefragt. An seinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerke ich allerdings, dass es nicht eine Ja/Nein Frage gewesen war. Ich schäme mich, dass ich ihm nicht richtig zugehört habe und sehe zu Boden, wo ich noch immer sitze.
"Tom? Was meinst du? Willst du mit deinem Vater zurück oder willst du mit mir in die Hölle?" Er kichert und korrigiert: "In den Palast meines Vaters" Zu dir! Aber ich will meine Väter auch nicht verlieren...
"Vielleicht solltet Ihr ihm seine Regeln und Anforderungen zuerst aufzeigen und ihn danach entscheiden lassen", meint mein Vater. Er weiß immer perfekt, wann er was sagen muss. Tizian sieht nachdenklich aus. Was wird er von mir verlangen?
Mein Master schweigt, sieht mich aber weiterhin an. Ich fühle mich schlecht. Hat mein Vater ihn gestresst? Will er es nicht vor ihm sagen? Will er mich meine Grenzen austesten lassen? Hab ich eigentlich überhaupt eine Wahl? Wird mein Körper merken, dass ich nicht verstoßen wurde, sondern dass ich es selbst gewählt hab? Das auszutesten wäre wohl nicht sehr gesund.
"Bitte fühlt Euch nicht gestresst, ich werde mit Euch gehen, wenn das genehm ist", sage ich leise. Mein Vater lässt enttäuscht die Schultern sinken. Ich wage nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. Ich will seine Trauer, vielleicht auch Wut, nicht sehen. Außerdem habe ich auch Angst, dass ich die Entscheidung bereuen würde. Ich sehe traurig zu Boden.
"Was guckst du so? Ist ja nicht so, als dass man zwischen Hölle und Erde hin und her apparieren könnte oder so. Oder das ich dich da nicht einsperren würde", sagt Tizian. Eine Träne bahnt sich ihren Weg über meine Wange. Ich möchte so gerne meine Eltern wieder sehen! Wenigstens Salazar noch einmal! Tizian hat zu meiner Scham bemerkt, dass ich schon wieder heule. Er sieht mich irritiert an.
"Dass das Sarkasmus war, hast du schon begriffen, oder?", fragt er. Oh... ich schüttle den Kopf.
"Tut mir leid. Mit der Einverständnis meines Vaters oder mir kannst du problemlos hin und her apparieren und ich werde dich bestimmt nicht einsperren. Wenn du bei mir bleibst, dann aus freiem Willen, okay? Und du kannst dich auch jederzeit umentscheiden und zu deinen Eltern ziehen" Jetzt ist sogar mein Dad beeindruckt und er vergisst für einmal seine Gesichtszüge. Das geschieht äußerst selten.
Tizian stellt mich auf die Füße, stützt mich aber, indem er mir einen Arm um die Hüfte legt. Er wendet sich meinem Vater zu, der gerade den Mund öffnet, um was zu sagen.
"Wollen wir nach Slytherin Manor gehen? Wir könnten da weiterreden, Tom verarzten und seinem Vater eine Entwarnung geben"
"Sicher. Fliegst du voraus?" Mein Vater sieht sorgenvoll zu mir, entscheidet dann aber wohl, dass er nicht mehr für mich zuständig ist. Er nickt und erhebt sich mit drei schnellen Flügelschläge in die Höhe. Bei Tizian sah das vorhin viel eleganter aus. Ich breite meine Flügel aus, spüre aber im nächsten Moment, wie mein Herr mir seine Hände auf die Schultern legt.
"Du fliegst heute nirgends hin" Sofort halte ich still. Er legt mir die Arme um die Hüfte und erhebt sich mit einem kraftvollen Flügelschlagen vom Boden. Fliegen tut der wie ein Gestörter.
Was überlege ich nur?! So darf ich doch nicht über meinen Master denken! Aber es ist schon ein wenig schnell... HILFE BAUM! Phu. Verfehlt. Endlich holen wir zu meinem Vater auf und es wird langsamer.
"Keine Klage? Neville sagt immer, ich fliege wie ein Irrer"
"Sowas würde ich nie sagen", sage ich schnell. Tizian lacht.
"Also hast du es gedacht" Ja. Aber was sag ich jetzt?
"Ja...", entschließe ich mich kleinlaut zur Wahrheit. Tizian lacht und fliegt eine scharfe Kurve. Das Manor, welches eigentlich mehr eine Festung ist, sehe ich schon.
"Da vorne ist es", informiert Godric und segelt zu dem Turm, in dem seine Gemächer sind. Sanft landet er auf dem Balkon. Tizian macht keine Anstalten, zu landen, geht aber plötzlich in einen Sturzflug über. Ich erschrecke heftig und kneife die Augen zusammen, im nächsten Moment sind wir auch schon gelandet. Ich werde nicht losgelassen, sondern wie ein Mädchen auf die Arme gehoben, was ich nicht sehr toll finde. Aber wenn er das will, muss ich es wohl mit mir tun lassen.
Mein Vater bleibt bei einer großen Tür stehen, die uns in den Esssaal führt. Er hält die Tür für uns auf und wir treten ein, nachdem Tizian mich auf den Boden gestellt hat. Vater sieht wütend auf. Er hasst es, wenn er bei seinen Sitzungen gestört wird, das weiss ich. Sein Blick wandert zu mir und dann steht er innerhalb von einer Millisekunde vor mir.
"Tom! Wo warst du?! Ric hat sich Sorgen gemacht!" Mhm. Nur Dad.
"Ich..." Ich verstumme, denn ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.
"Er war die letzten drei Tage bei mir. Ich fand ihn verletzt am Boden des Verbotenen Waldes und habe ihn gepflegt. Und dann haben wir rausgefunden, dass ich sein Gefährte bin" Vater sieht skeptisch zu meinem Master.
"Und du bist…?", fragt er unfreundlich. Warum ist er so unfreundlich? Tizian lächelt leicht.
"Tizian Satanus, es ist mir eine Ehre"
"Was habt ihr jetzt vor? Was ist mit Tom?", fragt Vater.
"Wir haben abgemacht, dass er mit mir mitkommt" Ich nicke bestätigend.
"Ich kann nichts tun?", fragt mein Vater kühl.
"Wenn Sie ihn überreden wollen, hierzubleiben..." Dad grinst, sieht aber weiterhin zu Boden. Er weiß genau, dass das nicht geht.
"Sehe ich ihn wieder?" Will Vater von Tizian wissen . Mit mir redet man wohl nicht mehr. Na gut, kränkt mich ja auch gar nicht.
"Ja sicher, ich sperr ihn doch nicht ein" Ou... schlechtes Argument, immerhin tut Salazar das mit Godric schon seit gut 1000 Jahren. Dementsprechend skeptisch sieht er zwischen uns hin und her.
"Du läßt ihn raus?"
"Selbstverständlich, er ist ja kein Sklave oder so"
"Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, seinen Veela als Sklaven zu halten" Vater nickt zu Dad. Dieser ist weiter still, auch wenn über ihn gesprochen wird. Er weiß, wann er schweigen muss.
"Ich weiss, aber ich will das sowieso nicht" Gut so.
Zu der Zeit ist Dad in verschiedenen Haushalten wirklich ein Sklave gewesen, bis er bei den Slytherins gelandet ist. Anderthalb tausend Jahre lang war er sogar bei Luzifer. Er hat es nie bemängelt, ich glaube sogar, dass er mit Leib und Seele dabei war und dass er darin sein Lebensziel, andere Leute glücklich zu machen, gefunden hat. Als Dad zu den Slytherins gekommen ist und Salazar drei Jahre später auf die Welt kam, merkten Vaters Eltern sofort, dass er zu ihm gehört und so zwangen sie ihn, sich in seine natürliche, schöne Gestalt zurückzuverwandeln, die er bis da fast 2000 Jahre nicht gezeigt hatte. Er hat, was seine 'hässliche' Gestalt angeht, mehr Glück gehabt als ich, denn er sieht eigentlich ganz ansehnlich aus.
Soweit ich das verstanden habe, hatte Dad Vater schon auf den Armen, als der noch ein halbwöchiges Baby war und dass er dem Kleinkind immer jeden Wunsch von den Augen abgelesen hat, sodass Godric regelmäßig von Salazars Eltern bestraft wurde, weil er ihm immer alle Aufgaben abgenommen hatte. Als Salazar dann schließlich auszog, schenkten meine Großeltern ihren Sklaven an Salazar weiter.
"Natürlich. Verschwinde Ric. Was ist mit seinen Todessern?", fragt mein Vater Tizian weiter. Dad macht sich lautlos aus dem Staub. Tizian zuckt mit den Schultern und sieht mich fragend an. Was der kann, kann ich auch und so sehe ich fragend zurück. Klar, ich will nicht, dass die dunkle Seite verliert, aber ich denke, dass Lucius Malfoy und Severus Snape das schon hinkriegen... wie immer ist es die Entscheidung meines Masters.
"Mir ist es egal. Du kannst machen was du willst, aber ich halte mich aus dem Krieg raus, ich war nämlich schon genug die Zielscheibe"
"Also ist es okay für Euch, wenn ich die dunkle Seite weiterhin leite?" Warum zum Teuf-... bei Merlin sieht er mich jetzt so an, als hätte er in eine Zitrone gebissen? Hätte ich das nicht fragen dürfen? Hätte es mir klar sein müssen?
"Sicher ist es okay, aber kannst du mich nicht bitte wieder duzen und Tizian nennen?" Oh... deswegen... aber wieso will er das? Außerdem: Nein, kann ich nicht.
"Ich kann dich duzen, aber ich kann dich nicht bei deinem Vornamen nennen, wenn andere da sind, tut mir leid"
"Okay, auch gut. Willst du was mitnehmen und dich von deinem Vater verabschieden? Oder willst du noch ein, zwei Wochen hier bleiben? Oder länger?" Warum befiehlt er mir nicht einfach was? Was hätte er wohl lieber? Ich denke, er fände es besser, wenn er mich gleich mitnehmen könnte.
"Ich würde mich gerne noch von Dad verabschieden und einige Kleidungsstücke einpacken, wenn das keine Umstände macht" Lässt er mich überhaupt Kleidung tragen? Es gibt viele Master, die ihre Veela nackt in den eigenen vier Wänden herum laufen lassen. In der Öffentlichkeit wurde das zum Glück vor zwei Jahren verboten.
Tizian ist sehr tolerant.
"Okay. Soll ich dir helfen?" Warum ist er so hilfsbereit?
"Wenn du das möchtest..."
"Heißt...?" Was weiß ich? Will er helfen, oder bietet er es einfach aus Höflichkeit an?
"Ein kurzer Befehl wäre hier angebracht", sagt Vater zu Tizian, "Entscheidungen, die mit dir zusammenhängen, kann er nicht fällen, solange er dich nicht besser kennt"
"Oh. Sicher... Ich helfe dir packen und dann gehst du dich von deinem Vater verabschieden, okay?"
"Damit kann ich umgehen", lächle ich freundlich und wende mich zum Gehen. Tizian folgt mir. Mir passt das nicht so recht, denn eigentlich sollte ich ja ihm folgen, aber er weiß den Weg nicht.
Ich spüre förmlich seine Blicke auf meinem Hintern, als wir die Treppe hochsteigen. Will er mich etwa schon? Ich schwenke die Hüfte extra ein wenig mehr, doch mein Master tut, als wenn nichts wäre und holt auf, sodass er neben mir geht.
"Ähm... geht es mit den Beinen? Oder soll ich dich tragen?" Schon wieder etwas, dass ich nicht entscheiden kann... zumindest das Zweite.
"Es schmerzt ein wenig", sage ich, auch wenn es eigentlich sehr schmerzt. Ich will ihm keine Umstände machen. Plötzlich ziehe ich erschrocken die Luft ein. Er hat mir einfach die Füße unter dem Körper weggezogen und mich dann aufgefangen, sodass ich bequem in seinen Armen liege.
Mit einem Flügelschlagen überfliegt er die letzten fünfzehn Tritte und wieder bewundere ich, wie viel Kraft er hat. Meine eigenen Veelaflügel hätten uns nicht halb so weit gebracht. Wir wären vermutlich gar nicht abgehoben.
"Links", sage ich schnell. Dahin geht es zum Familientrakt, wo sich Dads und Vaters Türme, sowie meine Räume befinden. Als ich stopp sage, öffnet er mit einer Hand die Tür, während er mich mit der anderen locker, als wöge ich ein Kilo, hält. Dann setzt er mich aufs Bett. Kurz sieht er sich um. Alles in meinem Zimmer ist silbern, grün oder schwarz. Er grinst kurz, als er das Quidditchposter der diesjährigen Slytherin-Haus Mannschaft entdeckt. Und das anno 1939, wo ich auch dabei war. Ich war Sucher.
"Hätte ich das gewusst, als ich noch an die weiße Seite glaubte...", sagt er und grinst noch breiter. Er war auf der weißen Seite? Aber dann sollte ich ihn doch kennen!
"In welchem Haus warst du?", frage ich.
"Gryffindor" Ist ja klar...
"Bei dem großen Harry Potter...", bemerke ich und beobachte seine Mimik. Er grinst.
"Sehr groß ist er ehrlich gesagt nicht. Machst du noch immer Jagd auf ihn?"
"Nein. Er hat keinen Nutzen für mich. Er ist ein Zauberer wie jeder andere auch" Er nickt und sieht mich kurz nachdenklich an, dann hellt sich seine Miene auf.
"Also, was willst du alles mitnehmen? Ich verspreche dir, dass ich sofort einen Heiler organisieren werde, wenn wir in der Hölle sind"
"Was für ein Satz", grinse ich und stehe auf, auch wenn er mich missbilligend ansieht. Ich öffne einen Schrank, schrumpfe alle meine Roben und packe sie in die, die ich gerade trage. Als nächstens tu ich das Selbe im Badezimmer und auch zwei Bücher sollen mitkommen. Eines ist mit schwarzem und rotem Leder eingebunden und hat einen schönen tropfenförmigen Rubin eingearbeitet, das andere ist mit königsblauem und schwarzem Leder eingebunden und ein dunkelblauer, dreieckiger Saphir ist eingearbeitet. Das orangene Buch trägt den Titel 'Veela&Master', das andere heißt, so sagte mir mein Vater, 'Master&Veela'. Letztgenanntes kann ich nicht lesen, da nur Veela-Master darin etwas sehen. Beim orangen ist es umgekehrt, aber genau das selbe. Beide Bücher enthalten Tipps und Varianten. Das orangene, wie sich der Veela am besten verhält und beim zweiten denke ich, dass es darum geht, wie man den Veela am besten erzieht oder bestraft.
"Noch was? Kuscheltier zum Beispiel?", feixt Tizian. Ernsthaft?
"Ich bin 16, nicht drei", merke ich an. Mein Master grinst.
"Das ist mir bewusst. Jetzt im ernst. Brauchst du sonst noch irgendwas? Wenn deine Eltern es erlauben, kannst du auch jederzeit hierher kommen"
"Okay, ich denke, ich habe alles"
"Gut, wohin geht es ins Zimmer von Godric?" Eigentlich ist es ja ein Turm...
"Ich zeige es dir gerne", sage ich und will das Zimmer verlassen, doch er hebt mich wieder auf seine Arme. Ich bin froh darum, denn meine Beine fühlen sich an, als würden sie gleich explodieren. Ich sage ihm den Weg und er lässt mich vor der Tür runter.
"Ich warte hier auf dich. Lass dir Zeit", sagt er freundlich lächelnd. Ich nicke und betrete den Turm.
"Dad?", rufe ich durch den Turm. Er kommt sofort die Treppe runtergeflogen und grinst mich an.
"Und? Was macht ihr? Was sind deine Regeln? Hat er dir schon Befehle gegeben?", fragt Dad gleich freudig.
"Eh... ich denke, wir gehen erstmal in Lord Satanus' Palast, Regeln hat er mir eigentlich keine gesagt und Befehle auch nicht wirklich"
"Denkst du, dass er ein guter Master ist?"
"Keine Ahnung, ich hatte ja noch nie einen. Was denkst du?"
"Ich denke, er ist ein wenig zu locker, aber sehr nett"
"Das ist gut, ich habe mir ja immer einen lockeren Master gewünscht", sage ich. Es ist auch so. Ich will nicht 7/24 eingesperrt sein oder immer nur Befehle ausführen.
"Ich weiß, da gehen unsere Meinungen auseinander. Wenn er nach Master Satanus kommt, dann hast du nicht so viel zu tun. Außer vielleicht im Bett" Dad lacht. Wahrscheinlich über meinen Gesichtsausdruck, der wohl ziemlich seltsam ist. Auf die eine Seite würde ich mich natürlich freuen, wenn mein Master mich viel im Bett will, aber anderseits will ich mir nicht vorstellen, wie Dad unter Lord Satanus liegt. Mir fällt immer wieder auf, dass mein Dad von seinen ehemaligen Masters, als er noch Sklave war, immer noch als 'Master' spricht. Sie haben nie seinen Respekt verloren und noch immer würde der für seine ehemaligen Masters (von denen nur noch Luzifer lebt) alles tun, was sie von ihm verlangen, ausser wenn es Vater verbietet.
"Auch sonst nicht? Musstest du nie kochen oder so was?"
"Hm... nein, eigentlich nicht. Ein-, zweimal durfte ich mithelfen, wenn Master Satanus viele Gäste erwartete, aber das vielleicht zwei Mal in hundert Jahren. Er besitzt momentan glaub vier oder fünf Sklaven" Dad zuckt mit seinen extrem schmalen und dünnen Schultern.
"Also ist die Familie sehr reich"
"Sie ist die Herrscherfamilie einer ganzen Welt, natürlich sind sie reich! Sie sind sicher zwei Mal reicher als dein Vater"
"Eh... da merkt man, dass du es mit Zahlen nicht so hast", grinse ich. Mein Dad hat nie gelernt zu rechnen, geschweige denn zu schreiben, er diente schon mit sechs Jahren seiner ersten Familie und bekam keine Ausbildung. Das zweite habe ich ihm in den letzten Jahren beigebracht, da ich finde, dass das notwendig ist. Beim Rechnen habe ich leider die Geduld verloren.
Mein Dad lacht.
"Jaja. Hast du deinem Master sein Buch schon gegeben?" Ich schüttle den Kopf.
"Ich werde es gleich danach tun", sage ich. Ich weiß, dass das Buch wichtig ist, denn er beinhaltet auch Dinge, die ich zum Überleben brauche. Zum Beispiel Wärme und auch normale Sachen wie Luft.
Mein Vater nickt.
"Hör mal, ich weiß nicht, wann wir uns wiedersehen... und ob. Ich weiß nicht, ob Master Slytherin mich rauslassen wird oder ob dein Master dich hierher kommen lässt, also... ich weiß, dass du es hasst" Dad steht auf, kommt zu mir und umarmt mich sanft. Ich mag das wirklich nicht, aber ich weiß, dass er das manchmal braucht. Ein wenig unsicher schlinge ich auch meine Arme um ihn und lege mein Kinn auf seine Schulter.
"Wenn Vater mich hierher kommen lässt, dann sehen wir uns sicher wieder, weil mein Master hat gesagt, dass er mich nicht einsperren wird", sage ich zuversichtlich, doch Dad glaubt mir nicht so recht.
"Ich wäre mir da nicht so sicher, Tom. Du merkst erst richtig, wie ein Master ist, wenn du allein mit ihm bist. Viele sagen etwas anderes, wenn Leute dabei sind, als wenn man mit ihnen allein ist, glaub mir", sagt er leise. Ich weiß, dass ich ihm glauben kann, er hat schon genug Erfahrungen gemacht.
"Was ist das Schlimmste, das dir ein Master jemals angetan hat?", frage ich ihn vorsichtig.
"Hm... es gab zwei Dinge bei Madame Faye. Sie mochte mich nicht wirklich, sie zog ihren Leibsklaven mir gerne vor. Der sah in mir Konkurrenz und hängte mir einige Dinge an. Das erste Mal führte sie mich in eine Meereshöhle, verschüttete sie und wollte mich verhungern lassen, doch ich kam nach anderthalb Wochen wieder raus. Das zweite geschah aus dem selben Grund. Sie warf mich in die Themse, wie du weißt, kann ich nicht schwimmen. Ich trieb also so unter Wasser, dann hat Master Satanus mich rausgefischt und verpflegt. Als Madame Faye mich abholen wollte, hat Master Satanus mich Madame Faye gleich abgekauft. Aber mach dir keine Sorgen, das ist ewig her. Heute macht das niemand mehr"
Erst jetzt löst Dad sich von mir und lächelt mich aufmunternd an.
"Ich glaube, ich sollte ihn nicht zu lange warten lassen", murmle ich, "machs gut, Dad" Ich drehe mich um, mach die Tür auf und trete raus, gerade als ich die Tür schließe, höre ich Dad nochmals.
"Ich liebe dich, mein Sohn" Mein Master lehnt an der gegenüberliegenen Wand und grinst mich an.
"Tut mir leid, Dad ist etwas sentimental", erkläre ich schnell, doch er lacht nur.
"Kein Problem. Wollen wir?" Ich nicke unsicher. Ich weiß nicht, was mich da unten erwartet. Ist es wohl sehr heiß oder normal?
Es ist angenehm kühl. Alles ist sehr dunkel.
"Ist hier auch Nacht?", frage ich verwirrt.
"Nein, nein, das ist Tag. Da das hier nicht die Erde ist, haben wir fast kein Sonnenlicht, aber ich nehme an, dass dich das nicht stört" Ich schüttle den Kopf. Er hat noch immer meine-... die Tageslichtkette.
"Gut. Sieh mal, das da oben, das aussieht wie der Mond, ist die Sonne. Wir befinden uns hier auf Charon, das ist Plutos Mond. Pluto siehst du da oben. Es ist die Sichel. Komm mit, ich werde dich ins Schloss bringen", sagt mein Master. Ich folge ihm sofort, doch dann bemerkt er anscheinend, dass meine Beine noch immer nicht vollständig geheilt sind, also legt er seine Arme um meinen Oberkörper und hebt sich mit einem einzigen Flügelschlagen hoch in die Luft. Vor dem Schlosstor nimmt er mich wieder auf die Arme und er tritt durch das schöne, eiserne Tor.
Das Schloss sieht aus, wie aus einem Märchenbuch. Wunderschön und Rosen ranken sich an einem der vier Türmen hoch. Der Garten ist auch perfekt. Das Gras hier ist von einem tiefen violett, sieht aber sonst genauso aus wie unseres. Die schneeweiße Marmorbrüstung und der ebenso weiße Brunnen lockern das Bild angenehm auf.
"Gefällt es dir?", fragt mein Master.
"Ja, es ist extrem viel schöner, als ich dachte. Aber irgendwie vermisse ich das Fegefeuer" Ich grinse und mein Master tut das auch.
"Wenn du es sehen willst, können wir irgendwann mal hinfliegen. Aber die gefangenen Seelen wirst du darin nicht sehen"
"Es gibt gefangene Seelen?!", frage ich leicht entsetzt. Mein Master kichert.
"Ja. Alle die, die nicht zu Geistern geworden sind, aber keine Sorge, die fühlen sich, als würden sie schlafen" Während er redet, läuft er weiter, sodass wir schnell beim Tor ankommen.
"Klopfst du kurz?", bittet er mich, ich liege ja noch in seinen Armen. Schnell ergreife ich den schweren Ring und klopfe damit an das Tor. Einige Sekunden später wird es von einem Veela geöffnet, der wie 16 aussieht. Er ist in seiner wahren Gestalt, also muss sein richtiger Master schon gestorben sein, sonst könnte er seinen Charme nicht zügeln. Kurz verneigt er sich.
"Schön euch hier zu sehen, junger Master Satanus und sein Gefährte", sagt er höflich.
"Hallo Taron. Weißt du zufällig wo der Heiler ist?", fragt mein Master freundlich. Taron scheint verwirrt. Vermutlich ist mein Master sonst nicht so nett.
"Natürlich, ich bringe euch gleich dorthin, wenn ihr mir bitte folgen würdet?" Mein Master nickt und so läuft er hinter dem Veela nach, der uns quer durch das Schloss führt. In einer kleinen Bibliothek sitzt ein alter, gemütlicher Mann mit dunkelvioletten Flügeln und liest.
"Heiler Delmore? Dürfte ich kurz Ihre Ruhe stören?" Der Mann sieht auf und lächelt uns freundlich an.
"Natürlich, um was... hoppla, was ist denn passiert?", fragt er, als er meine angerissenen Schwingen entdeckt.
"Er ist ein wenig unelegant gelandet", grinst mein Master. Ich grinse auch. 'Unelegant gelandet' ist wohl noch eine schöne Umschreibung. Delmore lacht leise.
"Immer diese verflixten Bäume, was? Kommt mit, das kriegen wir im Nu wieder hin" Er geht durch die Bibliothek hindurch in einen großen Raum, indem es aussieht wie in Hogwarts auf der Krankenstation. Mein Master legt mich auf ein Bett. Taron folgt uns lautlos, denn Tizian sagte ja noch nicht, dass er sich entfernen könne.
"Also, was haben wir... war es wirklich ein Baum?"
"Das erste Mal, ja. Das zweite Mal bin ich in jemand anderes geflogen" Der Arzt grinst mich an.
"Fast so schlimm wie dein Vater", lacht er und macht sich daran, meine Flügel zusammenzuflicken. Zum Teil tut es sau weh, aber mich beschäftigt was anderes.
"Sie kennen meinen Vater?"
"Sicher. Godric, nicht wahr?" Ich nicke und er macht weiter.
"Er kam zur selben Zeit wie Taron und ist dann nach 1550 Jahren an die Slytherins verkauft worden, weil Ric und Skkylar sich ständig stritten, nicht wahr?" Die Frage ist an Taron gerichtet und der nickt.
"Wer ist Skkylar?", fragt mein Master irritiert.
"Ein Sklave deines Vaters, er ist ein Vampir. Wenn du ihn siehst, erkennst du ihn an seinen roten Augen und seinen kurzen, braunen Haaren. Godric musste wegen ihm gehen, da sie sich ständig in den Haaren hatten und für Ric das bessere Angebot stand, aber so wie ich das erkenne, hat er dadurch seinen wahren Master gefunden" Der Doc zwinkert mir zu. Meine Schwingen schmerzen nicht mehr. Meine Beine auch nicht.
Ich sehe, dass es Taron nicht gefällt, über meinen Dad zu sprechen. Vermutlich mochte er ihn.
"Geht es ihm gut?", fragt der Doc mich. Ich nicke schnell.
"Er ist glücklich mit seinem Leben, also..."
"Das ist gut. Wir mögen ihn alle. Hast du noch Schmerzen?" Probeweise bewege ich meine Flügel und Beine. Nichts schmerzt mehr, also schüttle ich den Kopf.
"Sehr gut. Für ihn herrscht in den nächsten zwei Wochen striktes Flugverbot, aber da ich weiß, dass er dich sowieso nicht dran hält... Gib ihm das hier einfach einmal täglich" Der Doc reicht Tizian eine Phiole, die er in seinem Umhang verstaut. Mein Master bedankt sich bei Heiler Delmore und hilft mir dann, dass ich möglichst weich auf dem Boden lande.
Im Korridor dreht er sich zu Taron, der leicht nervös ist. Ich habe mal von Dad gehört, dass Lord Satanus seinen Sklaven am Morgen Aufgaben gibt, die sie bis zum Abend erledigt haben müssen und ich denke, dass Taron jetzt ziemlich hintennach hängt.
"Danke Taron, du kannst gehen. Und ich werde Vater mitteilen, dass du durch mich von deiner Arbeit abgehalten wurdest und deshalb etwas hintennach hängst", sagt mein Master. Taron verneigt sich tief.
"Danke Sir, das ist sehr großzügig von euch", sagt er ehrlich und geht dann schnell davon.
"Hat dir dein Vater mal erzählt, was passiert, wenn er die Aufgaben nicht fertigstellen konnte?"
"Ja, er sagte pro nicht erledigte Aufgabe gab es zehn Schläge mit einem Seil auf den Rücken" Meinem Master entgleitet der Kiefer.
"Das hätte ich nicht von Vater erwartet...", murmelt er, "aber ich werde mich nicht in seine Angelegenheiten einmischen, also... aber jetzt mal ehrlich, du erwartest das nicht von mir, oder?!"
"Nein! Ich meine... ich möchte gerne, dass du mir Befehle gibst, aber Bestrafung ist ein ganz anderes Kapitel. Hier" Ich strecke ihm sein Veelabuch entgegen. Irritiert nimmt er es.
"Danke, aber worum geht das?"
"Keine Ahnung, aber es heißt 'Master&Veela'. Nur Masters können das lesen. Ich habe das Gegenstück 'Veela&Master', das nur Veelas lesen können. Darin geht es darum, wie ich mich wann verhalten soll", erkläre ich.
"Oh... okay, ich werds bei Zeiten mal in Angriff nehmen. Gibt es etwas, was ich gleich jetzt beachten muss?" Ich überlege kurz. Eigentlich kommt das alles erst nach der Bindung...
"Naja... nur dass ich keine Entscheidungen treffen kann, die dich betreffen. Alles andere kommt nach der Bindung - zumindest wenn wir das überhaupt machen", korrigiere ich schnell, als ich meinen Fehler bemerke. Tizian nickt.
"Für dich ist es lebenswichtig, dass wir uns binden, oder?" Ich öffne den Mund, um zu widersprechen, doch im selben Moment nicke ich. Ich lasse den Kopf hängen. Ich will ihn doch zu nichts zwingen und ich will auch nicht, dass er sich gedrängt fühlt, aber ich will ihn auch nicht belügen, außerdem fürchte ich mich sehr vor dem Tod.
"Und in welcher Zeit muss das geschehen?"
"Solange du noch nicht 17 bist...", sage ich leise. Wenn wir schon bei diesem Thema sind...
"Hm", sagt mein Master nur.
"Es tut mir leid, ich will dich nicht unter Druck setzen, wir müssen das nicht durchziehen", sage ich schnell. Ich meine es wirklich ernst.
"Doch sicher müssen wir das! Denkst du, dass ich deinen Tod verursachen will? Ich überlege nur gerade, wann und vor allem wie. Wie läuft sowas ab?" Ach bei Merlin... das wird entwürdigend.
"Naja... es ist nicht wie eine Hochzeit, was du dir vermutlich gerade vorstellst. Es gibt einen Spruch, der mich zu deinem... macht. Dann... Merlin... dann macht man das, was man bei Nacht mit einem Veela eben normalerweise tut und das wars"
"Das wars? Nichts mit Ehegelübte, Feier, Rosen und solchen nervigen und unnötigen Dingen?" Er nennt sie nervig und unnötig... Ich hätte mir das gewünscht. Ich war schon immer ein Romantiker und ich liebe solche kleine Liebesbeweise, aber wenn er es nicht will, muss ich es wohl akzeptieren. Obwohl es dumm ist, kann ich es nicht vermeiden, dass ich mich verletzt fühle.
"Nein, das ist alles", versichere ich. Ich will ja nicht, dass er wegen mir Sachen tun muss, die er nicht mag. Er merkt wohl auch, dass meine Stimme etwas gepresst klingt, aber er sagt nichts.
"Ich denke, wir lassen uns noch ein wenig Zeit", sagt er. Na wenn er will... ich würde mich gerne möglichst schnell binden, denn das würde mir Sicherheit geben. Im Moment könnte er mich immer noch abweisen und ich würde sterben. Trotzdem nicke ich.
"Also, du kannst dieses Zimmer haben. Meines ist das da", erklärt er und zeigt auf zwei gegenüberliegende Zimmer. Er lässt mich nicht bei sich schlafen... obwohl, was habe ich anderes erwartet? Er weiß es ja erst seit ein paar Stunden und er will sich sicher nicht 7/24 mit einem liebestollen Veela in einem Raum aufhalten.
"Danke", sage ich leise und öffne die Tür. Die ganzen Wände scheinen in Feuer zu stehen. Der Boden ist aus dunklem Holz, ebenso wie das Bett. Vorsichtig gehe ich näher an das Feuer ran, es wird aber nicht wärmer. Mein Master kichert.
"Keine Sorge, das ist nicht heiß und der Boden und die Möbel werden auch kein Feuer fangen. Mach es dir bequem, morgen um 8:30 gibts Frühstück und wenn was ist, weck mich einfach. Ich werde dich morgen um acht wecken. Gute Nacht"
"Gute Nacht und danke", sage ich leise und warte bis er weg ist. Ich begebe mich ins Badezimmer, wo ich auch die dazugehörenden Utensilien wieder groß zaubere und mich bettfertig mache.
In dem weichen, warmen Bett gelingt es mir nicht lange, meinen Gedanken nachzuhängen und ich schlafe ein.
Ich bin mitten in einem schönen Traum gefangen, als eine noch viel schönere Stimme mir sagt, dass ich aufwachen muss. Immer und immer wieder. Langsam öffne ich ein Auge. Es ist nicht zu hell, also öffne ich auch das andere. Mein Master hat sich über mich gebeugt und seine Flügel sind halb offen. Er grinst mich mit über 1000 Volt an.
"Guten Morgen, gut geschlafen?" Müde nicke ich und setze mich auf.
"Wie viel Uhr ist es?
"Acht. Nein, jetzt ist es fünf nach. Du solltest aufstehen. Wenn du hier fertig bist, kommst du einfach rüber, okay?" Wieder nicke ich. Er faltet seine Flügel zusammen und hüpft schon beinahe aus dem Zimmer. Wie kann man so früh am Morgen nur so fit sein?
Sehr kraftlos schleppe ich mich ins Badezimmer um zu Duschen. Es ist nicht so, dass man mir ansieht oder es riecht, wenn ich das einen Monat nicht tun würde, aber irgendwie komme ich mir so menschlicher vor und vor allem bin ich dann wach (zumindest so, dass ich nicht gleich wieder einschlafe). Mit einem kurzen Zauber hexe ich mich trocken und ziehe mich an. Schmale Stoffhosen, ein Shirt (ja, das geht mit Flügeln) und einen Innenumhang, sowie Schuhe.
Leise klopfe ich beim Zimmer meines Masters an, dann erscheint er auch schon. Kurz mustert er mich, dann grinst er.
"Gehst du aus?" Verdammt, war wohl nicht richtig.
"N-nein, ich... soll ich was anderes anziehen?", frage ich. Mich verunsichert es, wenn er mich nicht anweist etwas zu tun, aber mich trotzdem auf Mängel aufmerksam macht. Er lacht. Habe ich was falsches gesagt?
"Nein, schon in Ordnung, ich wollte dich nur ein wenig auf den Arm nehmen"
"Oh..." Er grinst mich breit an.
"Gewöhn dich besser schonmal dran, sonst kommt es noch zu Missverständnissen" Schnell nicke ich. Aber wie soll ich dann merken, wenn er was ernst meint?
Nach etlichen Abzweigungen und Türen kommen wir schliesslich in den Speiseraum. Lord Satanus sitzt schon da und hat seine beiden leicht gebräunten Hände um eine Tasse geschlungen, als müsse er seine Finger daran aufwärmen. Allerdings sehe ich, dass eher er es ist, der den Kaffee heizt und nicht umgekehrt. Das Wasser kocht, als er einen großen Schluck nimmt und dann zu uns sieht.
"Hallo Jungs. Was zu essen?", fragt er freundlich und nickt zum Tisch, wo viele Esswaren stehen.
"Gerne. Gut geschlafen?" Ich merke selbst, dass mein Master nicht so sicher im Umgang mit seinem Vater ist.
"Klar. Seid ihr zusammen in ein Zimmer gezogen?" Mein Master verneint und setzt sich. Ich tu es ihm nach.
"Nein? Ich dachte, ihr hättet euch heute Nacht gebunden?" Tizian wird tatsächlich rot.
"Nein, damit warten wir noch" Der Höllenfürst sieht mich irritiert an, schweigt aber. Nach einer Weile steht er auf.
"Wo willst du hin?", fragt mein Master.
"Ich habe mit Taron noch eine kleine Unterhaltung zu führen" Luzifer umschreibt das sehr gut.
"Gib ihm aber keine Strafe, ich habe ihn gestern mindestens dreiviertel Stunden von seiner Arbeit abgehalten" Luzifer dreht sich auf der Ferse um und setzt sich wieder, was auch seine Absicht klarmacht.
"Warum kenne ich eigentlich nur ihn? Ich habe noch von einem Skkylar gehört, aber gesehen habe ich ihn noch nie"
"Taron hat einen speziellen Rang inne. Wie du weißt, ist auch er ein Veela, aber im Gegensatz zu dir, Tom, ist er gebunden"
"Und jetzt? Warum ist er denn noch hier und nicht bei seinem Partner?"
"Du bist auch nicht von selbst entstanden, mein Sohn", lächelt der Höllenfürst. Ich kann praktisch sehen, wie sich die Rädchen bei meinem Master drehen, bevor ihm die Kinnlade runterfällt.
"Taron ist mein Vater?! Also eigentlich wäre es dann ja eher Mutter..."
"Exakt. Taron gehört mir. Ich habe ihm angeboten, sein Sklavenleben aufzugeben, aber er wollte nicht" Luzifer denkt scheinbar, dass er sich verteidigen muss. Eine ganze Zeit lang schweigt Tizian.
"Und du hattest nicht das Gefühl, dass ich das gern wissen würde?", fragt er schließlich.
"Doch, aber ich hatte eigentlich noch nie Zeit, dir etwas zu erzählen"
"Oh... richtig... aber warum hat er mich gestern dann so... formell und korrekt angesprochen?"
"Erstens wusstest du das ja noch nicht und zweitens ist es die Aufgabe aller Sklaven hier, dich mit ebenso viel Respekt zu behandeln wie mich"
"Ach so", sagt mein Master nur.
Als wir das Essen beendet haben, folge ich ihm, als er ziellos durchs Schloss streift.
"Wo gehen wir genau hin?", frage ich nach einer halben Stunde.
"Ich suche meinen Dad"
"Ruf ihn doch einfach?", schlage ich vor. Warum kommt er nicht selbst drauf?
"Und wie?"
"Taron!", rufe ich bestimmend. Eine Minute später steht er vor uns.
"Gefunden", sage ich triumphierend.
"Was kann ich für Euch tun, Master Satanus und Master Slytherin?" fragt Taron unsicher, als mein Master nicht mit der Sprache rausrückt. Übrigens gefällt es mir nicht sonderlich, wenn jemand anderes MEINEN Master 'Master', 'Sir' oder sonst wie nennt.
"Kommst du bitte mal mit? Ich möchte mit dir reden" Offensichtlich ist sich Taron keine höflichen Bitten gewohnt, er sieht nämlich ganz schön verwirrt aus.
"Ähm... ja natürlich, Master Satanus" Mit zwei Metern Abstand folgt er uns bis ins Wohnzimmer.
"Setz dich doch" Mein Master nickt zum Sofa, doch Taron sieht das natürlich nicht, weil er noch immer zu Boden blickt. Schnell kniet er nieder.
"Eigentlich meinte ich das Sofa" Ich sehe, dass Taron kurz die Schultern hängen lässt, doch dann fängt er sich wieder und setzt sich auf die vorderste Kante des Polsters. Er ist so angespannt, als erwarte er jederzeit eine Strafe. Tizian setzt sich fast genauso angespannt auf einen Sessel. Ich sehe, dass er nicht weiß, was er sagen soll.
"Also... erstmal, ich weiß es. Ich weiß, dass du mein Vater bist... oder eher meine Mutter oder was auch immer. Und ich weiß, dass du... dieses Leben hier selbst gewählt hast, aber kann ich dich bitten, mich nicht so zu behandeln? Ich möchte lieber nicht, dass du mich Master oder sonst wie nennst" Er nickt langsam.
"Wie wäre es, wenn ich uns Tee machen gehen würde?", frage ich, um mich aus der Affäre zu ziehen und mein Master nickt. Ich verlasse das Zimmer und gehe in die Küche.
Ich gehe ins Wohnzimmer zurück, als ich den Tee habe. Die beiden sitzen sich noch immer gegenüber, doch Tizians rechte Hand liegt auf Tarons linker Schulter. Der lächelt seinen Sohn leicht an. Sie bemerken mich nicht.
"Kann ich dich bitten, mich bei deinem Vater nochmals zu entschuldigen? Du kannst ihm auch sagen, dass er mir morgen mehr geben soll, wenn er nicht einverstanden ist", fragt er leise und wirklich sehr, sehr unsicher. Sein Lächeln gerät ins Wanken, als mein Master langsam den Kopf schüttelt.
"Warum hast du dir das ausgesucht, wenn du nicht mit den Konsequenzen leben willst? Natürlich entschuldige ich dich bei ihm"
"Ich habe es gewählt, weil er mich sonst nicht mehr an sich ran lassen würde und wie du vielleicht weißt, wäre das für mich nicht so gut und ich bin es mir sowieso langsam gewohnt" Ich beschließe, mich bemerkbar zu machen und trete ganz in den Raum.
Mein Master nimmt den Tee dankend an, doch Taron sieht eher unsicher aus, als ich ihm das Tablett entgegenstrecke. Erst nachdem ich mir einen Tee genommen habe, nimmt auch er einen. Vermutlich wollte er nicht die Tasse nehmen, die ich wollte. Ich verstehe zwar den Unterschied nicht, aber versteh mal einer die Veelas.
"Also hat Vater dich erpresst?", nimmt Tizian das Gespräch wieder auf. Taron sieht ihn entsetzt an.
"Nein! Er hat mir nur angeboten, meine Arbeit aufzugeben, aber meine Arbeit bestand damals eigentlich nur aus dem Einen, außerdem lässt er nur Sklaven an sich ran"
"Oh... aber er würde dich sicher nicht von sich stoßen, wenn du das hier nicht mehr willst" Taron zuckt nur mit den Schultern.
"Ich lasse es lieber so, als dass es nachher schlimmer ist" Ich kann mir denken, was er meint. Ein Veela lebt nämlich nach der Bindung von der Wärme seines Masters, andere Wärme kann er selbst nicht bei sich behalten. Würde er nahe an ein Feuer gehen, würde seine Haut warm werden, doch er hätte trotzdem kalt.
"Das würde er nicht tun", sage ich bestimmt, weil ich weiß, dass es so ist. Lord Satanus ist zwar der Teufel, aber er würde seinen Partner niemals quälen.
"Da wäre ich mir nicht so sicher"
"Ich wäre dafür, dass du mal mit ihm redest. Du kannst ihm ja immer noch anbieten, weiterzumachen" Taron sieht meinen Master zweifelnd an.
"Meinst du?" Tizian nickt überzeugt.
"Kommst vielleicht mit?"
"Natürlich! Gehen wir jetzt gleich?"
"Kann ich noch etwas Gnadefrist haben?" Mein Master grinst.
"Na gut. In einer Stunde?"
"Morgen?", schlägt Taron vor.
"Morgen? Vergiss es, sonst machst du noch einen Rückzieher, komm, wir suchen Vater" Gut, das hört sich ziemlich bestimmt an und offensichtlich merkt das Taron auch, denn er hört auf zu argumentieren, stellt seine Tasse weg und erhebt sich. Tizian tut es ihm nach und so gehen wir drei durchs Schloss. Da Taron ziemlich zielstrebig ist, weil er offenbar genau weiß, wo Lord Satanus ist, finden wir diesen keine fünf Minuten später.
Der Höllenfürst sitzt an einem Tisch in der Bibliothek und ist angestrengt über ein dickes Buch gebeugt. Als wir eintreten, sieht er auf und ich erkenne aus dem Augenwinkel, dass sich Taron sofort tief verbeugt, bevor er sich wieder aufrichtet.
"Was führt euch zu mir?", fragt Luzifer freundlich.
"Taron will mit dir reden und Tom und ich sind moralische Unterstützung" Lord Satanus zieht elegant eine Augenbraue hoch. Ich habe das auch schon bei Malfoy und Snape gesehen, ob ich das wohl auch kann? Zur Sicherheit werde ich es vor einem Spiegel versuchen. Wenn ich allein bin, versteht sich.
"Moralische Unterstützung? So schlimm kann es ja nicht sein. Was ist los?", fragt er Taron mit strenger Stimme, weshalb dieser einen Schritt zurückweicht. Er scheint vor seinem Master wirklich Angst zu haben. Obwohl... wenn mein Master so mit mir sprechen würde, würde ich auch einen Rückzug mit weichen Knien und feuchten Händen antreten.
"Ich... es ist nicht so wichtig, Master Satanus, verzeiht bitte die Störung" Taron will schon aus dem Raum flüchten, doch auf einmal stellt sich vor ihm eine grosse Feuerwand auf. Lord Satanus hat nur eine Hand erhoben, um das zu erzeugen.
"Es ist sehr wohl wichtig, egal was es ist. Ist dir was kaputt gegangen? Hast du ein körperliches Problem? Hast du was auf dem Herzen? Nur zu, sprich mit mir. Ich habe dir das schon vor achtundzwanzighundert Jahren gesagt" Taron scheint sein letztes Restchen Mut zusammengekratzt zu haben.
"IchwillnichmehrSklavesein", sagt er so schnell, als hätte er Angst, dass ihm seine Entschlossenheit während des Satzes abhanden kommen könnte.
Auf Luzifers Gesicht breitet sich ein erleichtertes Lächeln aus, doch da Taron das nicht sieht, denkt er wohl, er würde gleich bestraft. Er kneift die Augen zusammen.
"Ich mache natürlich gerne weiter, wenn ihr das wollt und ich werde auch meine Strafe akzeptieren"
"Endlich!", seufzt Lord Satanus, weshalb Taron seine Augen wieder öffnet und den Kopf leicht hebt. Ich denke, dass er nur die Füße des Höllenfürsten auf sich zukommen sieht, die schließlich vor ihm stehen bleiben. Dann legt der seine Arme um seinen Veela, welcher erschrocken zusammenzuckt.
"Ich habe mich immer gefragt, ob du das wirklich noch gerne machst, aber ich dachte, wenn ich dich frage, dann wüsstest du eh nicht, wie du reagieren solltest, also hab ich es gelassen. Ich bin froh, dass du mir es gesagt hast" Es ist ziemlich schwer, alles zu verstehen, doch ich bin eine neugierige Person und höre besonders gut hin.
"Warum hast du so lange gewartet damit?" Taron befindet sich noch immer in Luzifers Umarmung, doch jetzt drückt der ihn ein wenig von sich weg, um ihn anzusehen, Taron aber senkt den Kopf.
"Ich dachte, dass ihr euch nicht mehr von mir berühren lassen wollt, wenn ich kein Sklave mehr bin", höre ich knapp noch.
"Wow, deine Einstellung mir gegenüber ist ja 1A spitzenklasse", sagt Lord Satanus sarkastisch. Oh Ja. Sei niemals sarkastisch zu deinem Veela, wenn du nicht willst, dass er verletzt ist oder sich schuldig fühlt, er wird es nämlich nicht begreifen.
Tarons Kinn berührt seine Brust, so sehr senkt er den Kopf.
"Ich wollte nicht... ich... bitte verzeiht mir", sagt er leise. An seiner Stimme kann ich erkennen, dass er beinahe weint. Vielleicht tut er es auch.
"Schon gut, aber wieso hast du dich jetzt plötzlich getraut?"
"Tizian-... ich meine, der junge Master Satanus hat mich dazu überredet" Lord Satanus sieht zu meinem Master und grinst ihn an.
"Gut gemacht, mein Sohn. Übrigens kannst du alle ruhig beim Vornamen nennen, Taron. Du bist frei"
"Ganz?", fragt Taron wirklich irritiert.
"Jap. Mach was du willst, geh wohin du willst, sprich mit wem du willst... aber komm nachher zu mir zurück" Das letzte sagt Lord Satanus mit einem liebevollen Lächeln, das mich sehr überrascht.
"Als hätte er ne andere Wahl", ergänzt mein Master. Liegt der Sarkasmus in der Familie?
"Es wäre so einfach gewesen...", murmelt Taron, vermutlich mehr zu sich selbst.
"Jap. Was hab ich gesagt?", grinst mein Master, "Tom und ich sind weg" Mit diesen Worten dreht er sich um und verlässt das Zimmer. Ich folge ihm irritiert.
"Wohin gehen wir?"
"Winkelgasse. Ich muss noch Schulzeug holen"
"Was mache ich, wenn du in der Schule bist?" Tizian zuckt mit den Schultern.
"Komm doch einfach mit und mach nochmal die sechste" Gar nicht schlecht...
"Was ist mit den Todessern?"
"Ihr habt ja die Schule eingenommen. Mach ein paar neue Regeln als Voldemort und geh dann als Tom zur Schule. Ganz einfach"
"Darauf hätte ich eigentlich auch kommen können. Bist du dir sicher, dass ich das Schloss hier einfach verlassen darf, wie du sagtest?"
"Na sicher. Wohin willst du?"
"Nach Malfoy Manor. Wie du vielleicht weißt, ist da die Hauptfestung unserer Seite"
"Ja, ich weiß. Kann ich vielleicht mitkommen? Inkognito natürlich"
"Pass einfach auf Grayback auf. Das ist der grosse, haarige. Er steht nicht so auf Fremde"
"Ja, wir hatten schon mal das Vergnügen. Wann willst du gehen?"
"Eigentlich ungefähr in einer viertel Stunde. Ich hab mit dem jungen Malfoy noch was zu... besprechen, aber wenn du heute einkaufen willst..."
"Nein, das könne wir verschieben, aber hat Malfoy noch nicht genug durchgemacht?"
"Ich meinte es nicht auf diese Weise. Magst du ihn?"
"Nein, aber er soll lebend aus der Sache rauskommen" Ich grinse. Er glaubt mir wohl nicht, dass ich dem Jungen nichts tun werde.
