Ich drehte mich vor dem Spiegel in der Umkleide hin und her. Das Kleid, dunkelrot wie frisch geronnenes Blut, schwang leise raschelnd um meine schmalen Hüften. Das wunderschön ausgeschnittene Oberteil brachte die natürliche Blässe meines Dekoltees und Gesichtes hervorragend zum Ausdruck. Mit einem letzten Blick wandte ich mich vom Spiegel ab und schob den Vorhang der Umkleidekabine zur Seite. Mit zwei schnellen Schritten trat ich aus der Kabine und vor Edward hin. „Wie findest du es?" Edward zog bewundernd die Augenbrauen hoch. „Du bist schön wie die Sünde, für die die meisten Sterblichen nicht den Mut haben, sie zu begehen." Ich errötete, wie ein Blutstropfen, der in Schnee fällt. Trotz der Kitschigkeit der Aussage war ich gerührt. Edward lächelte über meine Verlegenheit. „Du wirst die Schönste auf unserem Abschlussball sein, glaub mir." Ich ging zurück in die Kabine und zog das Kleid aus. Seit drei Tagen suchten wir nach einem Kleid für den großen Winterball unserer Klasse, und endlich hatten wir es gefunden. Ich strich liebevoll über das Kleid. Noch nie war ein Kleidungsstück mir derart auf den Leib geschnitten gewesen wie dieses, und selbst wenn es ein Second- Hand- Kleid war (mein ehrenwerter Herr Vater hatte sich geweigert, für einen einzigen Abend so wahnsinnig viel Geld auszugeben), war es ideal.

Ich ging mit dem Kleid in der Hand zur Kasse und gab es der Verkäuferin. „Mein Vater wird es später abholen." Schließlich war das mit dem Second- Hand- Laden ja seine Idee, sollte er nur zahlen. Setzte ich in Gedanken hinzu und grinste in mich hinein. Die junge Frau mit dem pechschwarzen Haaren nickte unbeteiligt und hängte das Kleid hinter die Kasse. Ich sah sich im Laden auf der Suche nach Edward um. Er stand vor einem Ausstellungskasten mit Schmuck und betrachtete die Ketten. „Bella, komm doch mal kurz her." Ich ging zu ihm. Edward deutete auf eine silberne Kette mit einem blauen tropfenförmigen Stein als Anhänger. „Wie findest du sie?" fragte er. Ich betrachtete die Kette genauer. Bei eindrücklichem Hinsehen schien der Stein kein statisches Objekt zu sein, er schien zu fließen; blauschwarze Schlieren schienen über seine Oberfläche zu gleiten. „Er ist schön", antwortete ich, und Edward gab der Verkäuferin ein Zeichen, zu ihnen zu kommen. „Könnten wir diese Kette bitte einmal genauer sehen?" Missmutig und ohne jede Spur von Arbeitseifer schloss die Frau den Kasten auf und gab Edward die Kette. Er hielt sie mir ans Dekoltee. „Ich will sie dir schenken." Ich sah auf den Anhänger hinunter, der auf meiner blassen Haut lag. „Danke", hörte ich mich sagen. Edward strahlte mich an. „Bitte", sagte er.