Dies ist eine autorisierte Übersetzung von Avocados "Nor all that glisters gold", die ebenfalls hier auf zu finden ist.

Mir gehören weder Story noch Personen, nur die Sprache ist meine.Aber hinterlasst mit doch trotzdem ein paar Reviews, daran bin ich leider unterernährt.

So, jetzt aber viel spaß!

Eure Pikaf


Freitag, 8 Oktober, 1976

Severus Snape kauerte hinter einer Hecke. Die Nacht brach herein, klar, grau und kalt. Er fror ein wenig und zog seine Robe enger. Er versuchte das Reiben seines Unterhemdes gegen seine Brust zu ignorieren, froh über das dämmrige Licht. Zumindest muss ich mich nicht auch noch angucken.

Geistesabwesend befreite er einen kleinen Stein aus dem Dreck und drehte ihn zwischen den Fingern. Er befühle die glatte Seite, dann rieb er seine Finger an der rauen Stelle vor und zurück, an der der Stein gebrochen war. Als ihm klar wurde was er da tat, zogen sich seine Lippen zu einer Grimasse zusammen. Er verstärkte seinen Griff um den Stein und schleuderte ihn gegen die Steinmauer. Der laute Knall des Aufpralles hallte zu ihm wieder. Ich wünschte mir, es wäre Pettigrews verdammtes Gesicht.

„Was war das?" hörte er jemanden sagen und erkannte die Stimme als die Averys. Scheiße! Was macht der denn hier? Severus' vorherige Frustration wurde von der Angst entdeckt zu werden überdeckt.

Severus konnte die höhnische Antwort darauf vernehmen: Rabastan Lestrange. „Wahrscheinlich nur das bröckelige alte Schloss, das auseinander fällt. Kannst du dir vorstellen, dass sie sagen es wäre ein Privileg hier hin zu kommen statt nach Durmstrang?"

Severus hielt den Atem an, bemüht die Büsche nicht zum Rascheln zu bringen. Sie waren Kumpel aus Slytherin, aber nur schwerlich Freunde. Sein Gesicht zu bewahren bedeutete alles in diesem Haus. Selbst wenn er den Willen gehabt hätte seine Würde zu opfern und auf Händen und Füßen aus dem Gebüsch gekrochen wäre, er könnte nicht zulassen dass sie ihn jetzt so sähen. Geht weg, flehte er leise.

Stattdessen hörte er ihre Schritte näher kommen. Nah genug, dass er ihre Schuhe durch die Hecke sehen konnte. Die Dunkelheit war ein Segen, selbst mit dem Mondlicht würde es den anderen schwer fallen ihn zu sehen.

„Wo ist er?" sagte Lestrange.

Wer auch immer es ist, ich hoffe er beeilt sich.

„Lestrange! Avery!" Schnelle Schritte trampelten über das Gras. Rosier.

„Sei leiser," fuhr ihn Lestrange an. „Es ist ja nicht so, als ob wir hier draußen sein dürften! Warum kommst du so spät? Hattest du Probleme Snape auszuweichen?"

Was soll das heißen, „Snape auszuweichen?" Sein Herz schlug schneller. Während der letzten paar Jahre hatte er bemerkt, wie die Sprösslinge der reichen Reinblutfamilien zusammenklebten. Es war subtil, aber bemerkbar, wenn man sie beobachtete. Und er hatte sie beobachtet: verstohlene Blicke, Geflüster, Gruppen bildeten sich, wo vorher keine waren. Er war niemals eingeladen worden sich ihnen anzuschließen.

Über fünf Jahre an Hogwarts waren genug um ihm zu zeigen, dass sie ihn verachteten. Sie gaben nur vor sich mit ihn zu beschäftigen, wenn sie Hilfe im von ihm Unterricht brauchten. Er konnte es in ihren Augen lesen: Halbblut, dreckiges armes! Selbst Brillanz war nichts womit man sich rühmen konnte, wenn man es nicht schaffte den Spitznamen „Sniffellus" loszuwerden. Er hasste sie fast so sehr, wie er wünschte zu ihnen zu gehören.

„Hast du schon vergessen? Er muss doch in Zaubertränke nachsitzen."

Snape muss in Tränke nachsitzen?" Lestranges Stimme klang ungläubig. Na, wenigstens etwas. Severus fand es selbst unglaublich.

„Scheint so. Er war auch nicht beim Abendessen."

„Ich erinnere mich! Jemand hat es beim Abendessen erwähnt. Das hatte doch was mit diesem dämlichen Griffindor zu tun, Pettigrew, oder?" Severus konnte sich Lestranges Gesichtsausdruck gut vorstellen: die zusammengezogenen Augen, das dämonische Grinsen.

Rosier lachte. „Hat seine Haut gelb gefärbt, indem er etwas zu dem heutigen Schlangengegengift-Trank hinzugefügt hat."

Jemand kicherte; entweder war es Avery oder Lestrange.

„Professor Slughorn meinte, dass, da Snape ja so gut in seinen Gegengiften wäre, er ja direkt dableiben und ein Gegenmittel brauen könne."

„Ah, Snape kann ihnen einfach nicht widerstehen. Wir sind schon spät dran. Lasst uns gehen!" Was meint er damit ich kann ihnen nicht widerstehen? Die sind diejenigen, die mich schikanieren.

Severus hörte das Rascheln, als sie sich in Bewegung setzten und sich ihre Schritte entfernten. Gott sei Dank. Unter anderen Umständen hätte er getötet, um zu wissen wo sie hingingen, er hatte die letzten Monate schon alles dafür getan. Heute Abend allerdings war es anders.

Anfangs hatte es nach einem schönen Streich ausgesehen, als er hinter Peter Pettigrew und Remus Lupin saß. Lupin war, wie immer, auf seinen Trank konzentriert. Er konstruierte ihn langsam und methodisch.

Pettigrew hackte und häckselte wie immer wild auf den Zutaten herum, um sie in seinen Kessel zu schmeißen, bevor dieser explodierte. Heute war keine Ausnahme. In seiner anfänglichen Hektik hatte er die Ackermennigwurzel statt der -blätter zerkleinert.

Er wollte sie grade seinem Trank hinzufügen, als Severus ihn noch einmal auf das Blatt mit den Anweisungen blinzeln sah, er entließ einen kleinen Schrei und rannte zum Pult um sich neuen Ackermennig zu holen..

Severus starrte auf den blubbernden Kessel. Er war drei Kapitel weiter in Tränke als die Klasse und im Gegensatz zu seinen Mitschüler erinnerte er sich an das, was sie lernten. Die Kombination von Ackermennigwurzeln und –blätter würde wirklich einen sehr interessanten Effekt haben, nach dem, was sich schon im Kessel befand. Innerhalb eines Augenblickt schnellte er nach vorne, schnappte sich eine handvoll zerkleinerter Ackermennigwurzeln, warf sie in Pettigrews Kessel und schlüpfte wieder zu seinem Tisch.

Wenige Augenblicke später kam Pettigrew zurückgeeilt, stolperte dabei beinahe über seine eigenen Füße. Diesmal zerkleinerte er die Blätter und fügte eine handvoll zu seinem Zaubertrank.

Severus lehnte sich vor, ein Grinsen zog an seinen Lippen. Mit einem befriedigenden „Plop!" spuckte der Kessel seinen Inhalt über Pettigrews Kopf und Schultern. Pettigrew kreischte und versuchte mit beiden Händen das heiße Gebräu wegzuwischen.

Mit der Einfachheit von fünf Jahren Übung kippte Professor Slughorn einen Eimer Wasser über Pettigrew aus.

Die Klasse brach in Gelächter aus. Peter Pettigrews Kopf und seine Hände hatten ein tiefes Gelb angenommen. Er stand da und drehte sich um sich selbst, seine Unterlippe, ebenfalls gelb gefärbt, bebte.

„Was haben sie gemacht?" seufzte Professor Slughorn.

Das absolut Beste an Pettigrew ist, dass er nachher immer die Schuld kriegt. Tränen quollen aus Pettigrews Augen hervor -- und mich nennen sie Heulsuse (Schniffelus). „Ich hab nichts gemacht," sagte er. „Ich bin zum Pult gegangen um mir mehr Ackermennig zu holen, aber--"

Slughorns Mund war eine dünne Linie. „Warum brauchten sie mehr?"

„Ich hatte die Wurzel gehackt, nicht die Blätter." Die Klasse kicherte.

„Haben sie die Wurzel in den Kessel getan?"

Pettigrew schüttelte energisch den Kopf und Severus wich zurück, um dem spritzenden Wasser und Gebräu auszuweichen.

„Professor Slughorn!" Und hier kommen seine verdammten Freunde.

„Ja, Mr. Black?" Slughorns Verhalten änderte sich schlagartig. Hauslehrer von Slytherin und er kriecht vor Sirius Black.

„Ich habe Snape gesehen, wie er etwas in Peters Trank gegeben hat."

Sie kamen immer zu Pettigrews Rettung. Severus konnte sich nicht entscheiden, wer von ihnen am schlimmsten war: Sirius Black, Blutsverräter, überall beliebt, arrogant; James Potter, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte Severus bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu erniedrigen; oder vielleicht Remus Lupin, immer ruhig, aber nie hielt er seine Freunde in ihren Exessen zurück – tut so, als würde ihn das alles nichts angehen. Severus wusste über Lupin bescheid, obwohl – der Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste letztes Jahr hatten den Grund für Lupins monatliches Fehlen offensichtlich gemacht.

„Mr. Snape?" Slughorn klang enttäuscht.

„Ja, Professor Slughorn?" Er sah auf, sein Gesicht ausdruckslos und ruhig. Er wusste, dass Slughorn sich lediglich dafür interessierte, weil Sirius Black für Pettigrew Partei ergriff. Severus hatte Slughorn dabei beobachtet, wie er jahrelang versucht hatte zu Narcissa Black Kontakt zu bekommen. Wenigstens war sie eine Slytherin. Sirius Black allerdings nicht.

Slughorn lachte beherzt, Hängebacken und Walrossschnurrbart wackelten. „Ich bin sicher es war ein Versehen, nicht wahr, Mr. Snape?"

„Nein, Sir." Erwischt! Aber für Severus war es eine Sache des Stolzes dies nicht zu verleugnen.

Slughorn blinzelte mehrmals, dann lachte er erneut. Es klang hohl. „Nun denn. Da sie so talentiert im Brauen von Gegengiften sind, Mr. Snape, schätze ich, dass es ihnen nichts ausmachen wird Mr. Pettigrew zu helfen."

Severus hatte kein Interesse daran sich bei Slughorn lieb Kind zu machen. „Oh, ich weiß nicht, Sir. Wäre es nicht eine bessere Übung für Pettigrew es selber zu machen?"

„Mr. Snape..." seufzte Slughorn, wobei sich Fettrollen um seine Mitte verschoben. „Nachsitzen. Sie kommen vor dem Abendessen hierher, um das Gegenmittel zu brauen."

„Ja, Professor Slughorn." Er schwieg über Slughorns ‚Erlaubnis', drehte sich um und schoss einen Blick zu Sirius Black, der gefüllt war mit fünf Jahren Hass. Black erwiderte den Blick. Streich die Frage; Black ist der Schlimmste der ganzen Bande.

Severus wandte seinen Blick zu Pettigrew, der normalerweise sehr viel leichter einzuschüchtern war. Dieses Mal, warum auch immer, trug er den Blick des Triumphes in den Augen, trotz seiner gelben Haut.

Verdammte Griffindors.

Und so, nach seiner letzten Stunde an diesem Tag, fand er sich im Zaubertränkeklassenzimmer wieder, wo er an Pettigrews Gegenmittel arbeitete. Pettigrew saß am Tisch direkt vor seinem, die Beinen schwangen hin und zurück über die Kante.

Pettigrew lehnte seinen Oberkörper vor und brachte sein fettes, gelbes Gesicht und seine gesprenkelte Nase viel zu nah an Severus heran. „Mach schneller, Schniffelus."

„Ich sollte das hier versauen, um dir das Maul zu stopfen," zischte Severus.

Pettigrew lehnte sich grinsend zurück. „Professor Slughorn," rief er, „Snape hat gesagt er wird den Trank absichtlich versauen!"

„Mr. Snape..." Slughorn stieß einen müden Seufzer aus.

„Nein," blaffe Severus, „Ich sagte ich sollte. Und du beeinflusst das ganze nicht gerade zu deinem Vorteil."

„Du bist in einer schlechten Position für Drohungen, oder, Schniffelus? Hast du dir schon mal vorgestellt was passieren würde, wenn ich dich dazu bringen würde den Trank zu versauen?" Pettigrew öffnete seine Augen weit, sie quollen fast über vor Unschuld.

Wenn er jemand anderes wäre, könnte ich das glatt begrüßen.

„Dafür würdest du dann gelb bleiben," schnappte Severus.

„Ich war den ganzen Tag gelb und ich denke es wäre es wert." Pettigrew verzog sein Gesicht zu einem fiesen Grinsen, das dem von Rabastan Lestrange nahe kam. Pettigrew langte in seine Hosentasche und zog seine Faust wieder heraus. Severus konnte knapp die Umrisse von ein paar Pilzen erkennen. Als er realisierte, was gleich passieren würde, stürzte er sich nach vorne um den Kessel mit seinem Körper zu schützen, doch umsonst. Die Pilze fielen hinein und der Kessel explodierte augenblicklich, wobei sich das heiße Gebräu über Severus' ganzes Gesicht und seine Schultern ergoss.

„Was--?" Severus sah Professor Slughorn auf die Füße springen.

Severus schaffte es schneller auf die Füße, stieß den Kessel beiseite und packte Pettigrew an der Gurgel. „Was war das? Was hast du da hinein geworfen, du Idiot?"

Pettigrew kicherte und schnaubte. „Wüsstest du gerne, nicht wahr? Geschieht dir recht."

Severus schüttelte Pettigrew mit dem Griff an der Kehle, ohne zu bemerken, dass Professor Slughorn zu ihnen geeilt kam. Ich bring Pettigrew um! Seine Rachegedanken wurden abrupt unterbrochen, als sich etwas auf seiner Brust zu rühren begann. Es fühlte sich an, als ob sich Knochen, Muskeln und Haut selbstständig umbilden und Wölbungen bilden würden. Seine Robe wurde eng um die Brust, seine Unterwäsche an der Taille zu groß und an der Hüfte zu klein.

Er ließ von Pettigrews Kehle ab und flüsterte: „Bei Merlin, was hast du getan?"

Vornüber gebeugt rannte er zur Tür, Pettigrews Gelächter und Schnauben verfolgte ihn. Professor Slughorn rief etwas, aber er wollte nicht hören. Er musste hier raus. Seine Kleidung rubbelte über neue, sensible Stellen seiner Anatomie, seine Schuhe waren plötzlich zu groß und er rannte rutschend und schlitternd aus den Kerkern und aus dem Gebäude.

Nicht viel später war nur zu deutlich sichtbar was Pettigrew getan hatte. Seine Hüften waren größer, seine Füße schmaler und zwei sehr weibliche Brüste hatten sich auf seiner Brust gebildet. Nach einer nervösen Erforschung seiner Genitalien kam er zu dem Schluss, soweit er es zu beurteilen vermochte, dass er jetzt vollkommen weiblich war. Um sicher zu sein, hätte er unter seine Robe gucken müssen, aber was er da wahrscheinlich erblickt hätte, wollte er nicht sehen.

Bitte, Gott, lass sie schnell wieder verschwinden!

Eine ganze Weile nachdem Lestrange, Avery und Rosier gegangen waren, kauerte er noch immer hinter dem Gebüsch bei der Schulmauer, seine weiblichen Körperteile vollständig intakt. Da Lestrange, Avery und Rosier gegangen waren, hatte er nun keine Angst mehr gefunden zu werden. Trotzdem hatte die Zeit, in der er sich hinter den Büschen versteckt hielt, ihn mit tauben Gelenken und schmerzenden Muskeln zurück gelassen. Er zischte über den Schmerz seiner steifen Muskeln, als er langsam aus dem Busch kroch.

Severus zwang sich dazu sich aufrecht hinzustellen und drehte seinen Oberkörper hin und her um sich zu strecken. Die Baumwolle seines Hemdes rubbelte über kältesteife Nippel und er biss sich auf die Lippe.

Er ging los und versuchte dabei die ungewohnten Streckungen und Spannungen seines transformierten Körpers zu ignorieren. Es tat gut sich zu bewegen. Erst jetzt bemerkte er wie kalt und taub er geworden war, als er bewegungslos in den Büschen gekauert hatte. Der neuerliche Blutstrom tat beinahe weh.

Severus lief zu einer Ecke des Sees und setzte sich. Das Bild des schmalen Mondes reflektierte sich auf dem Wasser. Er lehnte sich zurück, streckte Arme und Beine und schloss die Augen. Er zog die Luft tief ein und ließ sie wieder aus. Es muss doch irgendwas geben, was ich tun kann.

„Schöne Nacht, nicht wahr?"

Severus schlug die Augen auf, als er die ihm bekannte Stimme vernahm. Ein paar Momente später hörte er Schuhe im Matsch stampfen und ein Plumpsen, als Sirius Black sich setzte und sich neben ihm ausstreckte.

„Ich mag es hier oben, weißt du. Man kann sogar die Sterne sehen. Das ist das blöde an London – zu viele Lichter, zu viel Nebel." Black verlagerte sich, hob den Arm und zeigte hinauf zum Himmel.

„Dort ist Sirius, im Sternbild Hund. Ich wurde nach ihm benannt."

Severus blieb still. Ihm fehlten die Worte. Pettigrews kleine Zugabe musste mehr von seinem Äußeren verändert haben, als er gedacht hatte. Black hatte sicherlich keine Ahnung mit wem er sprach.

„Ich bin Sirius Black, nebenbei, aus Griffindor."

Severus schluckte. „Ich weiß," brachte er heraus.

„Also, das schmeichelt mir."

Severus schluckte erneut. „Jeder kennt dich.

„Und das schmeichelt mir jetzt noch mehr, wenn es mir auch etwas peinlich ist -- ich weiß nicht wer du bist, weiß du."

Flirtete Sirius Black mit ihm -- oder eher mit der Frau, die er zu sein schien? „Ich bin nicht sehr interessant."

„Ich weiß nicht -- Mondschein, Sterne, ein romantisches Treffen am Seeufer -- Ich würde sagen du hast potential."

Was für ein eingebildeter Kerl! Vielleicht konnte Severus doch etwas Nützliches aus seiner veränderten Gestalt ziehen. Nach alledem war Sirius Black ja unmittelbar für seinen momentanen Zustand verantwortlich. Er hatte Severus schließlich bei Professor Slughorn verpetzt. Und Severus hatte bis jetzt noch keine angemessene Rache dafür bekommen, dass Black und Potter ihn letztes Jahr kopfüber hatten hängen lassen und ihm vor allen Anwesenden die Hosen ausgezogen hatten. Als ob die anfängliche Erniedrigung durch den Vorfall nicht schon genug gewesen wäre, hatte er dann noch den erniedrigenden Versuch von Lily Evans' ertragen müssen ihn in den Ferien besuchen zu kommen und zu versuchen ihn als „Freund" zu gewinnen.

Dann auch noch Mitleid von dem verdammten Schlammblut. Zorn und Hass bohrten in seinem Magen. Leicht – es würde leicht und befriedigend werden nur einen flüchtigen Stoß gegen Blacks massives Ego zu geben. Black flirtete; Severus würde ihn flirten lassen. In einem gelegenen Moment würde Severus einen finalen Schlag abgeben. Severus bewegte seine Lippen zu einem Lächeln.

„Ich bin—„ er warf einen schnellen Blick hinauf zum vollen Mond „Selena."

„Mond und Stern, wie passend," sagte Black. „In welchem Haus bist du?"

Severus unterdrückte den Reflex nach seiner Krawatte zu greifen. Er musste sie wohl bei seiner stürmischen Flucht aus dem Tränkeklassenzimmer verloren haben. Black mochte keine Slytherins. Griffindor viel von vornherein weg und er würde lieber sterben als sich als Hufflepuff auszugeben, also blieb nur --„Ravenclaw."

„Ravenclaw, he? Was ist dein bestes Fach?"

„Tränke," gestand er mit einem Stückchen Stolz.

„Ich muss zugeben, das gehört nicht zu meinen Lieblingsfächern."

Severus wandte den Blick zurück zum Wasser.

„Bist du in meinem Jahr? Ich hab dich noch nie gesehen."

Severus schüttelte schnell den Kopf. „Nein, ich bin im fünften Jahr."

„Ist dir kalt?"

„Ein bisschen."

„Dann komm her."

Er sagte sich, dass es nötig war um seinen Plan voranzubringen und rutschte näher zu Black. Plötzlich schlang Blacks seinen rechten Arm um seine Taille und drückte ihn gegen seinen Körper. Severus keuchte auf. „Wie ist das?"

Severus zwang sich nicht gegen ihn anzukämpfen. „Besser." Es war wärmer.

Black zog ihn enger an sich. „So kalt wie du bist, Selena, sollte man meinen du bist schon seit Stunden hier draußen."

„Damit würdest du richtig liegen."

Blacks Stimme wurde volltonig und läutete ein Zitat ein.

„'Die nachdenklich Selima, liegend/Schaute auf den See hinab.'"

„Was?"

Er fühlte wie ein Lachen Blacks Körper schüttelte, bevor er es hörte.

„Du hast kein Muggelkunde, schätze ich."

„Nein." Seine Lippen zuckten hoch. „Und ich sagte ‚Selena', nicht ‚Selima.'"

„Warum ein versprechendes Zitat ablehnen?" Sie saßen für eine Weile schweigend. „Nebenbei, ich glaube nachdenklich trifft deine Stimmung recht gut. Einen schlechten Tag gehabt?"

Severus Mundwinkel zuckten. Gott, ja! Er war erstaunt darüber, dass er mit den Tränen kämpfen musste. Er hatte jahrelang geübt nicht zu weinen. Es war anscheinend viel mehr dabei das Geschlecht zu wechseln, als er dachte. Groll wuchs über seine eigenen unsicheren Emotionen. „Sehr schlecht."

„Vielleicht kann ich dir darüber hinweghelfen."

Arroganter Bastard! „Du bist sehr von dir überzeugt, nicht wahr?" Sirius Black und James Potter hatten sich verhalten als sollte Hogwarts sie zu Füßen verehren, seit dem Tag an dem sie alle das erste Mal den Hogwarts Express betreten hatten. Im Großen und Ganzen hatte Hogwarts sie verbunden. Widerwärtig, alle beide.

Severus fühlte den Luftstoß in seinem Haar als Black seufzte. „Nicht wirklich. Ich denk trotzdem nicht dass ein Versuch schaden könnte. Was sonst konnte ein sich respektierender Griffindor beim Anblick eines attraktiven und sichtbar unglücklichen Mädchens tun?"

Attraktiv? Suchst du nach einem weiteren Schmeichler, Black? Glaub nicht ich hätte nicht gesehen wie die Mädchen dich ansehen. Severus verkniff sich eine Antwort. Er drückte seine Augen zu. „An was hast du gedacht?"

Er fühlte Blacks Schulterzucken hinter seinem Kopf. „Es ist eine schöne Nacht, wirklich -- wir sind allein. Wäre schade sie zu verschwenden."

Hört der denn nie auf? Aber das war genau die Art und Weise, die er von Black erwartet hatte, ein unglückliches Mädchen dazu zu bringen über ihn herzufallen.

Black rieb Severus' Schulter, dann drückte er ihn ein Stück nach vorne. „Du bist so verspannt."

„Was machst du --?"

„Schhh. Entspann dich." Severus spannte seine Muskeln nur noch mehr an und schnellte hoch, als sich beide Hände von Black auf seine Schultern legten. „Entspann dich, sagte ich." Black begann seine Muskeln zu massieren.

Severus ließ seinen Atem aus, von dem er gar nicht gewusste hatte, dass er ihn angehalten hatte. Ich muss das tun. Es wird später nur noch alles viel süßer machen. Blacks Hände lagen warm gegen seine Schultern; Severus war stundenlang kalt gewesen.

„Also Selena, warum erzählst du mir nicht, warum dein Tag so schlecht war?"

Severus schürzte die Lippen. „Sagen wir einfach, jemand hat mir heute einen ziemlich demütigenden Streich gespielt und ich will nicht mal, dass meine Freunde mich jetzt sehen." Daran war genug Wahrheit.

„Wer?"

Severus runzelte die Stirn. „Wer den Streich gespielt hat? Was spielt das schon für eine Rolle? Es ist mein Problem, nicht deins."

„Wenn jemand etwas so schreckliches getan hat, dass du so beschämt bist, würde ich denken, du würdest wollen, dass jemand anderes ihnen klarmacht, dass sie das nicht noch mal machen sollen."

Die schiere Ironie von Sirius Blacks ehrenamtlicher Arbeit als sein schützender Ritter war fürchterlich. „Ich kann auf mich selber aufpassen," sagte er schroff.

Black drückte beide Schultern gleichzeitig, seine Daumen hinein grabend. „Da bin ich mir sicher. Denk trotzdem darüber nach. Es tut nicht weh einen Freund zu haben."

Sirius Black will mein Freund sein? „Schau mal, Sirius, du musst nicht--"

„Ich weiß, dass ich nicht ‚muss'," unterbrach er ihn. „Ich würde aber gerne."

„Du kennst mich noch nicht mal!"

„Ich würde es aber gerne."

Severus erwischte sich selbst dabei, wie er fast glaubte, dass Black es ernst meinte -- oder vielleicht, dass er hoffte, dass Black es ernst meinte. Zorn über sich selbst brachte ihn auf seine Füße. Er drehte sich zu Black um. „Das sagst du die ganze Zeit! Warum?"

Selbst in dem dämmrigen Licht konnte Severus Black die Schultern zucken sehen. „Ich weiß nicht. Du hast einfach etwas an dir."

Severus presste seine Lippen fest zusammen. Gott, was bewirkt dieser Trank denn noch? Soweit ich weiß, hat mich Pettigrew nicht nur weiblich sondern auch unwiderstehlich für Männer gemacht! „Du weißt noch nicht mal wie ich aussehe, Sirius. Jetzt sitzt du hier, nennst mich attraktiv und bietest mir an mich zu beschützen und mein Freund zu sein. Entschuldige bitte, wenn ich deine Motivation in Frage stelle."

Black erhob sich und packte Severus an der Schulter. „Was wirfst du mir vor, Selena? Auf der einen Seite sagst du, ich weiß nicht ob du attraktiv bist oder nicht und auf der anderen Seite bezichtigst du mich zu – Gott weiß was. Werd dir darüber mal klar."

Severus konnte sehen wohin ihr Gespräch führen würde. Hier war seine Chance. Findest du mich attraktiv, Sirius?, würde er fragen. Ja, würde Black antworten. Zu schade, dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruht, würde er darauf sagen, weggehen und Sirius Black gebrochen und gedemütigt zurücklassen, von der einzigen Zurückweisung, die er in seinem überprivilegierten Leben jemals erfahren hatte. „Findest du mich attraktiv?"