ASSASSIN'S HERITAGE:

FREMDE KLINGEN

Hey und willkommen!

Also, mit dieser Fan Fiction habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, hauptsächlich einige Fragen um Altaïr zu klären, die im Spiel selbst keine Antwort gefunden haben. (Herkunft, Charakter, Nachkommen etc.) Ich werde versuchen, die ein oder andere historische Begebenheit zu verarbeiten, kann vollkommene Korrektheit jedoch nicht versprechen. Dass die Assassinen in Wahrheit keine Organisation waren wie ich sie beschreibe, weiß ich z.B., aber das könnt ihr als künstlerische Freiheit ansehen.

Assassin's creed gehört natürlich nicht mir, sondern Ubisoft und hiermit mache ich auch kein Geld (aber wenn die Menschen von Ubisoft eines Tages vor meiner Tür stehen und mich unter Vertrag oder so nehmen wollen, bin ich sicher nicht abgeneigt. *lol*). Wenn in dieser FF an manchen Stellen abwertende Äußerungen über Religionen, Frauen, Homosexualität usw. vorkommen, entspricht das definitiv nicht meiner Meinung, sondern meiner Vorstellung der Epoche und den Menschen in dieser Zeit. Okay?

So und jetzt genug geredet. Ich wünsche euch viel Spaß mit meiner neuen Geschichte!

Assassin C

1. Kapitel:
Harte Zeiten

Altaïr wollte es nicht glauben.

Als er die Festung um Masyaf betrat, sah er teilweise abgebrannte Häuser, chaotisch zerstreute Gegenstände aller Art und getrocknete Blutflecken auf dem Boden. Nur vier Tage war er wegen einer Mission fortgewesen. Währenddessen hatte sich ein Angriff auf Masyaf ereignet, von dem er auf seinem Rückweg von einem seiner Brüder erfahren hatte.

„Nicht noch ein Anschlag", murmelte er besorgt, während er an einigen schwarz gekleideten Frauen vorbeiging, die offenbar alle ihre gefallenen Männer betrauerten.

Etwa ein Jahr war vergangen seitdem Altaïr über Al Mualim gesiegt hatte. Nachdem er den ehemaligen Anführer als Betrüger, als Templer enttarnt und zu Fall gebracht hatte, war zunächst große Verwirrung eingetreten. Doch mittlerweile hatte die Bruderschaft einen neuen Anführer, der die Angelegenheit um den Edensplitter weise geregelt hatte. Da die Bruderschaft Altaïr zu großem Dank verpflichtet war, hatte der jetzige Großmeister in diesem Fall nur mit Altaïrs Zustimmung handeln wollen.

Einige hatten sogar darauf bestanden, dass Altaïr selbst von nun an die Bruderschaft führen sollte, doch er hatte abgelehnt. Für Altaïr bedeutete das Assassinen-Dasein nicht, in Masyaf umringt von Büchern und Schriftrollen anderen ihre Arbeit zuzuteilen. Nachdem er den Edensplitter sicher verwahrt gewusst hatte, war er wieder zu seiner vorigen Tätigkeit zurückgekehrt und führte nun wieder ihm erteilte Missionen im Sinne der Bruderschaft durch, lebte wie jeder andere Assassine, obgleich er den höchsten Rang genoss.

„…und ich sage euch, dahinter stecken die Templer!", versuchte ein dicker Mann mittleren Alters einige andere von seiner Meinung zu überzeugen.

Die Stimmung in Masyaf war wegen der Anschläge in den letzten Monaten sehr besorgt und schwermütig, denn niemand schien zu wissen, wessen Werk diese Gewalttaten waren. Die Angreifer hatten keine eindeutige Herkunft, Sprache oder Wappen an ihrer Kleidung aufgewiesen.

„Du sprichst Unsinn! Es wäre nur logisch, wenn die Perser dahinterstecken!", argumentierte ein junger Assassine dagegen, erntete jedoch viele Einwände.

Die Diskussion um das Thema zog alle Aufmerksamkeit auf sich und lenkte sie von Altaïr ab, der ansonsten sehr ehrenvoll von den anderen empfangen wurde. Doch das war ihm recht, denn auch ihm gingen die mysteriösen Angriffe nicht aus dem Kopf.

‚Warum sollte eine Großmacht ihre Identität verschleiern wollen?', dachte er gehend und blickte zerstreut zum leicht bewölkten Himmel hinauf.

Dass die Assassinen keine Verbündeten in unmittelbarer Umgebung hatten, konnte niemand leugnen. Im Gegensatz zu den Führern der drei großen Glaubensrichtungen, war die Bruderschaft nicht der Ansicht, dass das Heilige Land nur einer Religion versprochen war. In den Augen der Assassinen war der Frieden das höchste Ziel, und zwar zwischen Juden, Muslimen und Christen gleichermaßen.

Diese sehr revolutionären Ansichten hatten ihnen die Oberhäupter der Religionen zu Feinden gemacht. Doch wenn diese Masyaf attackierten, taten sie es stolz ihre Überzeugung präsentierend mit wehenden Bannern und in Reih und Glied marschierenden Soldaten. Dies war bei den jetzigen Angriffen nicht der Fall gewesen. Die Assassinen waren ratlos.

„Altaïr!", riss ihn eine ihm bekannte Stimme aus den Gedanken.

Fast hatte er die Burg erreicht, als ihm ein Mann entgegenkam und ihn mit ernstem Blick empfing. Er war nur wenige Jahre älter als Altaïr, hatte kurze, dunkelbraune Haare und trug ein etwas schlichteres Gewand als der Großmeister selbst. In seinem Gesicht prangte eine tiefe Narbe, die sich über sein linkes Auge zog, auf dem er blind war.

Sein Name war Faruq. Er war der einzige Sohn des Großmeisters und dessen erster Untergebener. Die zweite Stelle war von Malik besetzt, der Altaïr im Kampf gegen Al Mualim einen großen Dienst erwiesen hatte.

„Faruq…", erwiderte Altaïr.

Seine Gedanken waren noch zu sehr zerstreut als dass er ein Gespräch mit ihm hätte anfangen können, doch auch Faruq schien nicht in der Stimmung, mit ihm zu plaudern. Etwas anderes hätte Altaïr auch gewundert, da Faruq wie alle anderen von den Anschlägen recht mitgenommen wirkte. Obwohl sie gut miteinander auskamen, war es keine enge Freundschaft, die die beiden miteinander verband. Nach Altaïrs Meinung strahlte Faruq trotz oder wegen seiner Beliebtheit bei den anderen Brüdern seines Alters eine gewisse Arroganz aus. Doch dieser Tage schienen viele solcher Differenzen wie vergessen.

„Gut, dass du zurück bist", begann Faruq und seufzte resigniert. „Die meisten können vor Sorge und Trauer kaum noch ihren normalen Beschäftigungen nachgehen. Überall stehen die Leute in Trauben zusammen, um zu wehklagen oder zu spekulieren."

„Wer sollte es ihnen verdenken?", erwiderte Altaïr.

Faruq nickte nachdenklich und bedeutete Altaïr mit einer Geste, ihm zu folgen.


Während die beiden über die Außenmauern der Burg schlenderten, schwiegen sie zwar die meiste Zeit, doch ihre Unterhaltungen handelten fast ausschließlich von den ungeklärten Anschlägen auf Masyaf. Nur nebensächlich erwähnte Altaïr seine erfolgreiche Mission, von der er wiedergekehrt war, doch im Angesicht der Situation, erschien diese Nachricht auch Faruq irrelevant.

„Wenn man nur wüsste, wer dafür verantwortlich ist…", entgegnete Altaïr und stützte sich leicht gebeugt mit den Unterarmen auf die Zinnen. Ein warmer Wind wehte, doch die Sonne schien nur schwach. Er blickte auf Masyaf hinab, das nun nicht mehr den Stolz ausstrahlte, für den es einst bekannt gewesen war, sondern Angst und Verunsicherung.

Obwohl alle Bewohner Masyafs ohne Zweifel dazu bereit gewesen wären, sich gegen den Verursacher zu wenden, nützten die geschärften Klingen nichts, da keiner wusste, gegen wen sie gerichtet werden sollten. Der dritte Kreuzzug neigte sich mittlerweile dem Ende zu und sowohl Saladins als auch König Richards Truppen waren wie der Rest des Landes geschwächt. Dass nun aus dem Nichts eine neue Partei auftauchte, die sich zuerst gegen die Assassinen wandte, erschien ihm abwegig.

Auf eine Antwort wartend sah er zu Faruq, der ebenfalls nachdenklich auf Masyaf blickte. Altaïr musterte seinen Gesichtsausdruck und wusste genau wie er die Bewegungen seines noch sehenden Auges zu deuten hatte. Für seine Adleraugen war er bekannt.

„Du weißt etwas", unterstellte er ihm mit gesenkter Stimme, damit die zwei Wachmänner in einigen Metern Entfernung mit Sicherheit nichts davon hörten.

Faruq blickte jäh zu ihm und Altaïr sah ihm an wie er mit seinen Gedanken haderte.

„Ja", antwortete er schließlich sich am Kopf kratzend, denn es erschien ihm sinnlos, zu lügen. „Aber ich darf dir nichts davon sagen. Noch nicht."

„Heißt das, mein nächster Auftrag wird etwas damit zu tun haben?", erkundigte sich Altaïr, obwohl er die Antwort kannte. Er sah wieder in die Ferne. „So, so…"

„Eins solltest du aber doch wissen", ergänzte Faruq, was ihn Altaïrs Aufmerksamkeit wiedererlangen ließ. Schadenfroh strich sich Faruq übers Kinn, das ein kurzer Bart zierte. „Du wirst die Mission nicht allein durchführen."

Altaïrs Miene verzog sich. Durch seinen Rang hatte er sich das Privileg verdient, in all seinen Aufgaben allein handeln zu dürfen. Als Einzelgänger bevorzugte er diese Art seiner Arbeit, doch wenn der Großmeister ihm nun befahl, in diesem Fall mit jemandem zu kooperieren, würde er gehorchen müssen. Faruq lachte gehässig auf.

„Was ist daran so komisch?", wollte Altaïr wissen, dem die Reaktion seines Bruders unverständlich erschien.

„Es ist nur… Du hast doch sicher gehört, dass der Großmeister nach dem ersten Angriff auch die Assassinen nach Masyaf zurückgerufen hat, die zuvor in Ägypten ihren Dienst getan haben, oder?", fragte Faruq, noch immer süffisant grinsend.

„Ja, habe ich", gab Altaïr ungläubig zurück und richtete sich auf. „Sie haben dort der Bruderschaft große Dienste erwiesen und verdienen sicherlich unseren Respekt. Und?"

„Respekt…", wiederholte er abwertend und schüttelte den Kopf. „Dein… Partner … ist vor drei Tagen angekommen", erklärte Faruq weiter, nickte dann jedoch wortlos in Richtung des Innenhofes unter ihnen, den die beiden von ihrem Standpunkt aus überblicken konnten.

Altaïr stützte sich wieder auf die Zinnen, um sich vorzulehnen. Unten erkannte er nur wenige Menschen, darunter viele Alte, die miteinander redeten. Etwa in der Mitte des grün blühenden Hofes sah er den Großmeister, der mit einem anderen Assassinen sprach, der wie Altaïr gekleidet war und ihm von seiner Sicht aus den Rücken zuwandte.

Das ist mein Partner?", erkundigte sich Altaïr skeptisch und Faruq nickte. „Ziemlich schmächtig für jemanden, der so eine wichtige Aufgabe übernehmen soll!"

Er musterte misstrauisch den zierlichen Körperbau des Assassinen. Erst als das Gespräch mit dem Großmeister offenbar beendet war, wandte sich die Person um und für einen kurzen Moment sah Altaïr in zwei olivgrüne Augen, die ihn ebenfalls ungeniert ansahen.

Ein Schock lief durch Altaïrs Glieder, weshalb er den Assassinen länger als angemessen ansah. Der Anblick erschien ihm so unwirklich, dass er glaubte, seine sonst so tüchtigen Augen betrogen ihn.

„Das kann doch nicht…", wisperte er fassungslos, als der Assassine sich von Altaïrs Blick abwandte und den Hof verließ. „Das ist… Das ist doch eine Frau!"

Er schaute zu Faruq, in der Hoffnung, eine logische Erklärung zu erhalten.

„Ich weiß", antwortete er tonlos.

„Das ist doch ein schlechter Scherz!", wehrte sich Altaïr und verstand nun, weshalb Faruq eben noch gelacht hatte. Am Liebsten hätte Altaïr das auch getan, wenn ihm die Situation nicht so gravierend erschienen wäre. „Nur Männer können der Bruderschaft beitreten! Was sucht eine Frau hier?!"

Er begann aufgebracht hin und her zu gehen.

„Eine Beleidigung für alle Assassinen, nicht wahr?", fragte Faruq ruhig, der mit verschränkten Armen an den Zinnen lehnte.

„Allerdings! Eine Frau hat andere Aufgaben, aber das hier geht nur Männer etwas an! Wie kann der Großmeister so etwas billigen?!", wollte Altaïr wütend wissen. Dass er mit einer Frau arbeiten sollte, verletzte merklich seinen Stolz.

„Wenn ich das nur wüsste", antwortete Faruq düster. „Ich bin jedenfalls froh, dass du meine Meinung teilst. Vielleicht kannst du den Großmeister von dieser irrsinnigen Idee abbringen. Ich konnte es nicht."

Altaïr zweifelte daran, dass er mehr Einfluss auf den Anführer – und Faruqs Vater – ausüben würde als dessen Sohn. Doch trotzdem konnte und wollte er seine Meinung über den weiblichen Assassinen nicht zurückhalten.


Faruq brachte Altaïr in die Bibliothek, wo er früher wie heute seine Aufträge vom Großmeister entgegennahm. Mittlerweile hatte der Bereich des Anführers eine Umdekorierung erfahren. Rot gepolsterte Stühle mit Armlehnen waren um einen Tisch drapiert und der gesamte Bereich mit einem bordeauxfarbenen Vorhang abgetrennt. Auf einem der Stühle saß bereits Malik, sein ehemaliger Kontrahent, und blätterte in einem der vielen Bücher, die auf dem Tisch ausgebreitet waren.

„Malik, ich bin froh, dich zu sehen", begrüßte Altaïr ihn, als er die Vorhänge beiseite schiebend in den Bereich eintrat. Faruq folgte ihm.

„Ich habe bereits von deiner Ankunft erfahren", erwiderte Malik und sah auf. „Und wie ich sehe, weißt du bereits, dass eine neue Mission auf dich wartet."

Er warf Faruq einen missbilligenden Blick zu, als dieser sich lockerer als es sich für ein hochrangiges Mitglied der Assassinen geziemte auf einem der Stühle niederließ. Zwischen den beiden war nun nur noch ein aufwändiger verzierter Stuhl frei, der dem Großmeister zustand.

Altaïr ließ sich auf einer der zwei Sitzgelegenheiten auf der anderen Seite des Tisches nieder und beobachtete die feindseligen Blicke, die sich Faruq und Malik zuwarfen. Die beiden hegten keinerlei Sympathie füreinander und Altaïr wusste, weshalb.

Malik war der Ansicht, dass Faruq nur einer der engsten Berater des Großmeisters hatte werden können, da er dessen Sohn war. Er war überheblich, schien seine Aufgabe nicht ernst zu nehmen und verriet Wissen nicht selten an seine vielen Freunde in der Bruderschaft, die er nach Maliks Meinung nur wegen seiner Stellung hatte. Nur die Tatsache, dass Faruq noch nie etwas von hoher Wichtigkeit ausgeplaudert hatte, war der Grund, dass sein Vater ihm keine niedere Arbeit zuteilte. Faruq wiederum war Maliks Ernsthaftigkeit zuwider und auch die Tatsache, dass er deswegen eher in der Gunst seines Vaters stand, was er jedoch nie vor anderen zugeben würde.

„Ist es wahr, dass aus Ägypten ein weiblicher Assassine zurückgekehrt ist?", wollte Altaïr wissen, bevor sich Faruq und Malik in einer Streiterei über Diskretion verloren.

Malik wandte sich Altaïr zu, da er ebenfalls nicht auf eine weitere Diskussion mit Faruq aus war.

„Ja", erwiderte er nickend, doch zögerlich. „Es ist wahr."

„Wie ist das möglich? Eine Frau als Assassine…?", fragte Altaïr weiter und lehnte sich säuerlich in seinem Sessel zurück.

„Als ich davon erfahren habe, war ich genau so empört wie du", gab Malik beruhigend zu. „Sicher, es hat noch nie einen… weiblichen Bruder gegeben. Aber als mir der Großmeister von ihren Erfolgen in Ägypten erzählte-"

„Zum Teufel mit Ägypten!", fiel ihm Faruq ins Wort und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Wir wissen nicht, mit welchen weibischen Mitteln sie dort gehandelt hat. Sie verdient keine Ehrungen!"

„Schweig!", wurde er von einer rauen Stimme unterbrochen. Altaïr drehte sich jäh um und erkannte den neuen Großmeister Rahad I'timad, woraufhin er aufstand, um sich vor ihm zu verneigen.

Rahad war ein älterer, doch trotzdem fähiger Mann, dessen noch immer durchtrainierter Körper von einem erfolgreichen Leben als tätiger Assassine zeugte. In seiner Jugend hatte er als einer der besten seines Faches gegolten und als er in die Jahre gekommen war, hatte er sich als weises und vorausschauendes Ratsmitglied erwiesen. Altaïr hatte nie daran gezweifelt, dass es richtig gewesen war, ihm den Rang des Großmeisters zuzusprechen.

„Meister Rahad", grüßte Altaïr ihn ehrenvoll und erhob sich wieder. Er sah in das ernste und von vielen Erfahrungen und Kämpfen geprägte Gesicht des Anführers, das von grauen Bartstoppeln übersäht war. Das schwarze Gewand eines Großmeisters – wie Al Mualim es vor ihm getragen hatte – vervollständigte seine erhabene Erscheinung.

„Wie ich hörte, wisst Ihr bereits von eurer neuen Mission", stellte Meister Rahad fest und warf seinem Sohn einen mahnenden Blick zu. „Und davon, dass Ihr sie nicht allein antreten werdet."

„Meister, deswegen…", begann Altaïr, doch der Großmeister gebot ihm durch eine Geste zu schweigen.

Altaïr gehorchte, während der Anführer sich wieder dem Vorhang zuwandte und ihn ein kleines Stück zur Seite schob.

„Kommt", befahl er und obwohl Altaïr wusste, wen er aufforderte, war er vom Anblick, der sich ihm bot, überrascht.

***