Disclaimer:
"Cowboy Bebop" sowie die dazugehörigen Charaktere sind Eigentum von Sunrise Inc. und Bandai Visual Co.
Diese Fanfiction dient nur der Unterhaltung der Fans und ist nicht für kommerzielle Zwecke bestimmt.
Wanted: Cowboy Bebop
Was bisher geschah:
Nachdem Julia brutal von der chinesischen Mafiaorganisation „Red Dragon" erschossen wurde und in Spikes Armen starb, kehrte dieser noch ein letztes Mal zur Bebop zurück.
Seine Rache an Julias Tod galt Vicious.
Ein grauenvoller Kampf entfachte zwischen den beiden ebenbürtigen Gegnern, bis Vicious durch einen unachtsamen Augenblick den Tod fand.
Schwer verletzt schleppte Spike sich die Treppen des zerstörten Raumes hinunter, bis er schließlich bewusstlos zu Boden stürzte...
Kapitel 1: Nachricht von SpikeDer lauwarme Wind zog stürmisch über das Deck der Bebop, als das veraltete Raumschiff am Pier eines unbedeuteten Dorfes im westlichen Teil des Mars' landete und langsam an den riesigen Dock dieses verschmutzten und ungepflegten Hafens koppelte. Die Sonne hüllte die heruntergekommenen Häuser und die wenigen, stillgelegten Fabriken in ein romantisches Rot und ließ diesen einsamen Ort ein wenig freundlicher erscheinen, als er in Wirklichkeit war. Es herrschte eine hohe Kriminalität, und Drogen und heiße Schießeisen beherrschten die wenigen Menschen, die dort lebten und arbeiteten.
Jet trat auf das Deck und schaute sich mit einem prüfenden Blick um, während die Sonne der Prärie hinter dem kleinen Fischerdörfchen einen prächtigen Farbton gab, dem selbst der sonst so mürrische und ernste Jet nicht widerstehen konnte. Er wandte seinen Blick vom Dorf ab und erblickte den düsteren Mann, wegen dem er mit der Bebop hergekommen war.
Jet war ein Kopfgeldjäger, der im Sonnensystem im Jahre 2071 nach Verbrechern fahndete, auf die ein -- mehr oder weniger hohes -- Kopfgeld von der Polizei des ganzen Universums ausgesetzt wurde, und damit seinen Lebensunterhalt auf seinem Raumschiff, der Bebop, verdiente.
Ihn plagte nicht nur der ständige Hunger, weil das meiste seines hart verdienten Geldes durch Reparaturen und den ständigen Kosten, um die Bebop auf dem neuesten Stand zu halten, schon wieder verschwanden, sondern auch dieser finster dreinschauende Mann, auf den er Jagd machte. Sein Name war Irvine Parrish, ein übler Bursche mit schulterlangem, schwarzem Haar, buschigem Bartwuchs und einer dunkelroten Brille, die ihm lässig das lästige Haar von den Augen fernhielt.
Er trottete mit großen Schritten in der Hitze des Abends durch eine Gasse und bog kurze Zeit später in einen Pub direkt gegenüber der Bebop, die das restliche Licht der Sonne in Frieden tankte, ein.
Jet grinste zufrieden. „Dich kriege ich schon noch, Irvine...du wirst dich noch wundern, auf den guten, alten Jet zu treffen, der die saftige Kohle kassiert, wenn er dich der Polizei ausliefert", murmelte er sich genüsslich zu. Er entschied sich, noch einen Augenblick zu warten, bevor er dem Pub einen Besuch abstatten würde, und schlurfte gähnend in den Gemeinschaftsraum der Bebop, in dem eine unausstehliche Hitze die Oberhand übernommen hatte und die kaputte Klimaanlage zu einem Objekt von Jets Träumen machte. „Meine armen Bonsaibäume werden bei dieser Hitze noch eingehen, wenn ich nicht bald etwas Geld für die Reparatur auftreibe", sagte er seufzend, bevor er nach seiner schwarzen Sonnenbrille griff und sie grinsend aufsetzte. Ein letzter Blick in den Spiegel neben der Tür zum Korridor reichte, um ihm den einbrennenden Eindruck seiner Coolness zu vermitteln, ehe er die Bebop mit einem guten Gefühl des Sieges verließ.
Draußen war es nicht weniger schwül als in der Bebop, doch der immer wieder auftretende Wind, der die faszinierend ausschauenden Kirschbäume zum Bewegen brachte und die zarten Blätter dieser rosafarbigen Baumpracht durch die Luft wirbeln ließ, bot wenigstens etwas Erfrischung für die verschwitzte Haut. Jet steuerte auf die Kneipe zu und musterte die angebrochene Neonlampe mit der flimmernd leuchtenden Aufschrift „Mephisto", die über der rostigen Tür hing und, von der Halterung gerutscht, in einer Schräge lag.
Als er den Pub betrat, kamen ihm der stickige Rauch von abgebrannten Zigaretten und Drogen entgegen, während er die Tür leise hinter sich schloss und sich den engen Raum mit einem wachen Blick anschaute. Links neben der Tür befand sich die glänzend geputzte Theke, hinter der ein schlaksiger Barkeeper mit einem markant hervortretenden Kinn, schmalen Lippen und glubschend heraus stechenden Augen stand und einen Drink mixte. Weiter hinten standen kleine, schwarze Tische mit überfüllten Aschenbechern und leeren Gläsern, während zu Jets Rechten nur die Wand und ein hässlicher, brauner Vorhang war. Irvine wird sich sicherlich hinter diesem Vorhang aufhalten...mit wem er sich wohl trifft, fragte er sich neugierig, als er sich lässig an die Bar setzte und den Barkeeper beobachtete. „Für wen machen Sie denn den Drink, wenn ich fragen darf...?" Der Barkeeper schaute zum ersten Mal von seinem Mixgetränk auf und wandte seinen grimmigen Blick auf Jet, der ihn mit einem provozierenden Grinsen auf den Lippen anstarrte und dabei verspielt mit seinen Fingern auf der Theke herumtippte. „Für mich selbst, oder sehen Sie etwa sonst jemanden, für den ich einen Drink mixen könnte?", quiekte er mit seiner hellen, quietschenden Stimme, „kann ich Ihnen vielleicht etwas anbieten?" Jet schüttelte nur leicht den Kopf und zog ein Foto von Irvine aus seiner Brusttasche, das er dem Barkeeper kurz darauf zeigte. „Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen...?", fragte er, doch der Barkeeper zog seine Brauen sofort mit einem misstrauischen Blick tief herunter, während er unter der Theke unauffällig nach seiner Waffe griff. „Das würde ich nicht tun, mein Junge." Jet hielt dem jungen Mann seine Pistole entgegen und lächelte triumphierend. „B...bleiben...Sie doch ruhig...! Sie brauchen nicht gleich verrückt zu werden! Irvine ist...im Hinterzimmer...", stammelte er bettelnd, ehe er seinen blassen, zittrigen Arm ausstreckte und mit seinem knochigen Zeigefinger auf den dunklen Vorhang hinter Jet zeigte. Dieser nickte dem Barkeeper zufrieden zu. Er richtete sich langsam von seinem Hocker auf, zog den Vorhang zur Seite und erblickte Irvine und eine Frau in einem pechschwarzen, matten Ledermantel. Sie wandte ihre fast schwarzen Augen überrascht zu Jet hoch und warf Irvine einen vorwurfsvollen Blick zu, bevor sie ihr Martiniglas auf dem mit Fingerabdrücken übersäten Tisch niederlegte. „J...Jet?! Bist du es, alter Junge?", fragte Irvine überaus verdutzt, als Jet den Vorhang wieder zurückzog und sich im nischenähnlichen Raum zu den beiden an den Tisch setzte. „Du hast mich also noch nicht vergessen, Irvine...Ich bin wirklich überrascht, dich in diesem vereinsamten Ort zu treffen." Irvine setzte ein breites Lächeln auf und bot Jet eine Zigarette an, doch dieser lehnte dankend ab -- er wollte nicht das Risiko eingehen, auf Irvines kleine Drogengeschäfte reinzufallen. „Darf ich dir Fran Olive vorstellen?" Irvine zeigte auf die Frau neben sich, die Jet mit einem misstrauischen Blick von der Seite beäugte. Sie fuhr sich auffällig oft durch ihr kurzes, braunes Haar und sagte: „Sie sind also ein alter Freund von Mr. Parrish? Ich wusste gar nicht, dass Sie auch zu diesem Treffen eingeladen waren." Ihr missgünstiger Unterton war unüberhörbar, doch Jet blieb ruhig und nickte nur kurz. „Ist schon in Ordnung, Fran, er darf ruhig davon wissen", sagte Irvine lächelnd, „und, Jet, was treibt dich denn an diesen schmutzigen, kleinen Ort? Sofern ich mich erinnere, wolltest du doch niemals in solch einem Kaff vergammeln und trübe vor dich her leben...", sagte er dann mit einem dunklen Lachen zu Jet gewandt. „Nein, ich wohne auf der Bebop...und arbeite zurzeit als Kopfgeldjäger." Irvines Gesicht verblasste abrupt.
Plötzlich herrschte eine hereinbrechende Stille, die einige Minuten später von dem Zerbrechen des Glastisches in einem Trommelfell zerreißenden Krach unterbrochen wurde, als Fran von ihrem roten Lederstuhl aufsprang und fluchend aus dem Pub stürmte, während Irvine wie erstarrt auf seinem Platz sitzen blieb und Jet entsetzt anstarrte. „Sorry, Irvine, aber du bist verhaftet."
Nachdem die Polizei eine halbe Stunde später eingetroffen war und Irvine verhaftet hatte, machte Jet sich grinsend, mit einem Geldchip in der Hand, wieder auf den Weg zur Bebop.
Draußen war es bereits stockdunkel geworden, nur die leuchtenden Monde vom Mars beleuchteten die Furcht erregende Gegend, die – von einer schaurigen Stille umhüllt – die finstere Nacht bildete und Jet auf dem kurzen Weg zu seinem Raumschiff als Begleiter zur Seite stand. Die Laternen, die parallel zum Pub den Dock entlang schweigend schön dastanden, gaben kein Fünkchen Licht aus ihren Glühbirnen preis; sie waren alle defekt und schmückten mit ihrem außergewöhnlich edlen Aussehen den armseligen Hafen. Ein einst streunender Hund lag tot auf einem der löchrigen und unbrauchbaren Fischerboote und stach mit seinem Verwesungsgeruch derb in Jets Nase, als er an ihm vorbei zur Bebop schlenderte. Sein einziger Wunsch war nur noch der, von diesem Ort endlich verschwinden zu können und wieder gemütlich in der Bebop im Weltall unterwegs zu sein und seine hübschen Bonsaibäumchen zu pflegen.
Als er wieder in den Gemeinschaftsraum des Raumschiffs trat, fand er nur die Dunkelheit vor. Er knipste müde das Licht an und setzte sich auf das dunkelgelbe Sofa, das zu einer kompletten Couchgarnitur gehörte, die den silbergrauen Tisch in der Mitte des Raumes umschloss. Die Stille wunderte ihn. „Merkwürdig...wo ist sie denn nur wieder...?", fragte er sich skeptisch, bevor er sich wieder aufrichtete und die Treppen zu den Privatkabinen hochging. „Faye?", rief er so laut er nur konnte, als er den Korridor durchquerte, „Faye! Wo bist du denn? FAYE!"
Niemand meldete sich zu Wort.
Jet erreichte Fayes Kabine und überlegte kurz, ob er sie wirklich stören sollte, sofern sie in ihrem Zimmer war, doch seine „Sorge" drang ihn krampfhaft dazu, an die Kabinentür zu klopfen. Erneut war die Antwort nur die einsame Stille. Diese Frau treibt mich noch in den Wahnsinn...soll die einer verstehen... , ging es ihm durch den Kopf, als plötzlich das Lämpchen auf der Schaltplatte neben der Tür grün aufleuchtete und sich kurz danach die Schiebetür elektronisch zur Seite schob und Faye vor ihm stand. Sie trug nur eine einfache, langweilig graue Jogginghose und ein bauchfreies T-Shirt, ihre Haare waren unordentlich und leicht zerzaust, als sie ihm mit ihrem typisch harschen Blick in die Augen blickte. „Was willst du?", kam es ihr knurrend über die blassen Lippen, die sonst in einem knalligen Rot waren, doch Jet erwiderte nur einen entsetzten Blick.
So hatte er Faye noch nie gesehen.
„Hör zu, Jet, ich hab was Besseres zu tun, als mir deinen kamelartigen Gesichtsausdruck anzuschauen, also sag schon, was du eigentlich von mir willst!" Jet nahm einen tiefen Atemzug und zupfte an seinem ordentlich geschnittenen Bart herum, bevor er sie endlich ansprach: „Ich wollte einfach nur wissen, ob du auf der Bebop und nicht nach draußen gegangen bist, wir machen uns nämlich in Kürze auf den Weg zum Saturn. Eine gerissene Drogendealerin namens Fran Olive ist dorthin geflohen, sie ist mir entwischt, als ich Irvine gestellt habe...mach dich fertig, Faye, dein „Red Tail" ist wieder repariert und ich werde deine Hilfe brauchen, um Fran zu fassen."
Für einen kurzen Augenblick bildete sich in Fayes wunderschönen, grünen Augen ein Schimmer von Trauer und Verzweiflung, sie zeigte sich Jet zum ersten Mal als eine zerbrechliche Frau, doch schon nach wenigen Sekunden atmete sie tief durch und nickte kurz, ehe die Tür die beiden wieder voneinander trennte.
Seitdem Spike sich Tage zuvor auf eine so grausame Art und Weise von ihr verabschiedet hatte, um sich endlich seinem damaligen Partner von „Red Dragon", Vicious, zu stellen und ihn aus Rache an seine große Liebe Julia zu töten, hatte Faye sich nur noch niedergeschlagen in ihrem Zimmer aufgehalten. Spike hatte sich noch nicht gemeldet und das konnte für sie nur eine einzige Antwort bedeuten: Er war bei dem Kampf mit Vicious umgekommen.
Wie sehr hatte sie Spike doch gehasst, für seine lockere und unbeschwerte Weise zu Leben, für seine flinken und geschickten Sprüche, die ihm so leicht von den Lippen gegangen und sie immer in die Weißglut getrieben hatten, und für seinen grauenhaften Charakter. Und doch hatte sie ihm in ihrer verzweifelten Wut vorgeworfen, sie einfach so wegen seiner Vergangenheit alleine mit Jet auf der Bebop zu lassen und in den sicheren Tod zu rennen, wo er ihr doch selbst geraten hatte, nicht ihrer Vergangenheit nachzujagen. Faye wusste einfach nicht, was sie von Spike zu halten hatte. In der letzten Zeit waren sie sich näher gekommen, doch als Julia wieder in sein Leben getreten war, war er bereit gewesen, mit seiner großen Liebe zu fliehen und die Bebop und seinen Job als Kopfgeldjäger ein für alle mal zurückzulassen und zu vergessen – und auch Faye. Merkwürdig an der ganze Sache war, das Faye sich gar nicht mehr wieder erkennen konnte. Sie ließ sich schluchzend aufs Bett fallen und starrte in den Spiegel, der über dem Schreibtisch neben ihr hing. Sieh dich doch nur an...du sitzt hier wie ein naives, kleines Mädchen, verbarrikadierst dich in deinem Zimmer und weißt nicht einmal, warum du so an Spike hängst. Er ist doch nur ein verrückter Vogel, der hier und da mal Ärger macht und ständig nervt. Julia hier, Julia da...ob sie nun tot ist, oder nicht: Spike wird immer an ihr hängen bleiben und das weißt du ganz genau. Liebst du ihn? Niemals. Das ist keine Liebe...Liebe fühlt sich anders an. Sie fuhr sich mit ihrer zittrigen Hand übers Gesicht, und schon wieder zeichneten heiße Tränen ihre blassen Wangen wie ein feiner Strich Tinte auf einem leeren Blatt Papier. Sie hatte seit mehreren Tagen keinen einzigen Bissen mehr zu sich genommen und ihr Körper war schon weitgehend geschwächt, sie konnte sich nicht einmal länger als fünf Minuten auf den wackeligen Beinen halten. So geht das nicht weiter, ich kenne mich so gar nicht...Ich sollte Spike vergessen und mich auf Fran konzentrieren, sonst geht sie uns durch die Lappen und das können wir uns nicht leisten. Ich zumindest nicht...ich bin wieder blank...schon wieder...
Jet saß bereits im Cockpit und startete die Motoren, als er ein Signal empfing. Es war eine dringende Meldung, die er ohne zu zögern aufrief, als sich kurz darauf der Botschafter einer Stadt auf dem Jupiter vor ihm auf den Monitor loggte. „Einen Guten Abend wünsche ich der Bebop", sagte er mit einem freundlichen Lächeln, „sind Sie Jet?" Jet runzelte irritiert die Stirn. Er kannte diesen Botschafter nicht persönlich, und Faye kam für ihn auch nicht in Frage, trotzdem nickte er dem bereits etwas älteren Herren zu. „Entschuldigen Sie die Frage, aber warum melden Sie sich bei mir? Ich bin etwas verwirrt von ihrem Besuch", sagte er und der Botschafter lächelte erneut, sodass sich wieder Lachfalten an seinen Augenwinkeln bildeten, die ihn umso menschlicher machten. „Sie müssen verstehen, dass ich als Botschafter der Einzige bin, der Kontakt mit außen stehenden Raumschiffen aufnehmen darf, aber...das ist, denke ich, jetzt unwichtig. In unserem Krankenhaus wurde vor wenigen Tagen ein schwer verletzter junger Mann eingeliefert, den wir als Spike Spiegel identifizieren konnten. Er ist zwar noch immer bewusstlos, doch er hat bereits einige Worte gesprochen und darunter kam auch Ihr Name vor. Die Ärzte empfanden es als richtig, Sie zu benachrichtigen, und das ist auch meine Meinung – wahrscheinlich sorgen Sie sich schon um Mr. Spiegel...", fing er zu erklären an, und Jets Brauen schossen vor Überraschung in die Höhe. „Was sagen Sie da?! Spike lebt also...?!" Der Botschafter nickte. „Ich werde Ihnen die Koordinaten durchgeben..."
See you Space Cowboy…