-Samtsag 18:12
„Sehr geehrter Mister Snape,
wie ist es Ihnen ergangen? Ich hatte gehofft sie bei der Feier des Ordens zu sehen, da ich sie jedoch nicht angetroffen habe, sehe ich mich gezwungen meine Bitte schriftlich einzureichen.
Wie Sie wissen, erlitt ich während des Krieges einige Veränderungen wenn man das so nennen kann. Diese kommen einmal monatlich und sind auch so unübersehbar. Trotz meiner Bemühungen diese Narben verschwinden zu lassen, ist es mir bis heute nicht gelungen die Brandmarkung als Werwolf hinter mir zu lassen. Daher benötige ich Ihre Fachkenntnis und Hilfe. Bitte helfen Sie mir.
Ich hoffe Sie sind wohlauf.
Mit freundlichen Grüßen Hermine Granger"
Severus blinzelte. Er las den Brief erneut und starrte verwundert auf die Zeilen. Miss Granger benötigte SEINE Hilfe. Ausgerechnet seine. Von allen Menschen die sie kannte, die ihr mit Freude geholfen hätten, wandte sie sich an ihn. Severus kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie am Ende sein musste wenn sie ihn um Hilfe bat. Aber was glaubte sie könnte er tun für sie? Der Werwolf Fluch war unumkehrbar. Sie hatte Brandmarkung geschrieben. Konnte es sein, dass die Wunden in ihrem Gesicht und an ihrem Körper nicht vollständig heilten? Aber er hatte ihr damals sämtliche Pasten, Tinkturen und Flüche mitgegeben die die Wundheilung erledigen sollten. Severus wusste sofort, dass es ihr nicht auf Ästhetik ankam.
Nach Voldemorts Fall war die magische Welt zwar eine bessere, dennoch waren die Vorurteile gegenüber allem „Abartigen" noch immer weit verbreitet. Remus hatte den Krieg als Held überlebt, und fand trotzdem nur mit Mühe und Not eine Anstellung. Aber sie war Potters beste Freundin. Eine Heldin die den Orden des Merlin erster Klasse erhielt. Wie konnte sie Probleme mit ihrem Schicksal als Werwolf haben? Sofern der Angriff überhaupt eine Ansteckung mit sich nachzog. Severus las den Brief noch einmal. Er schüttelte den Kopf. Sie war einer der klügsten Menschen die er je getroffen hatte. Wenn sie keine Lösung fand, konnte er ihr ebenfalls nicht helfen.
Severus war zufrieden mit seinem Leben in Einsamkeit. Nach dem Angriff von Nagini hatte er knapp überlebt und brauchte Monate um seine alte Stärke wieder zu finden.
Sämtliche Zeremonien ließ er aus, lediglich das Geld was mit dem Orden verliehen wurde nahm er an und zog sich damit von der Außenwelt zurück. Er blockte sämtliche Kontaktversuche konsequent ab und beschloss, dass er alleine besser dran wäre.
Er hatte oft überlegt sein Elternhaus zu verkaufen und sich woanders nieder zu lassen, doch allein der Gedanke wieder erneut sein Image als unfreudlicher Einzelgänger aufzubauen hielt ihn davon ab. Hier sprach ihn niemand an, hier kümmerte sich niemand um ihn, hier ließen ihn alle in Ruhe. Genau was er starrte auf den Brief als wäre er etwas Ekelhaftes. Er könnte auch einfach nichts antworten. Aber dann würde sie einfach noch einen schreiben oder gar vorbeikommen Verdammte Granger.
Er stand seufzend auf und holte eine Rolle Pergament und seine Feder. Er konnte ihr nicht helfen, selbst wenn er könnte, er wollte nicht. Es würde aufsehen erregen, er würde Smalltalk führen müssen, er hätte unfreiwillig Kontakt mit einem Menschen der vielleicht auch noch Nettigkeiten erwarten würde. Nein, er konnte ihr nicht helfen.
Sehr geehrte Miss Granger,
ich bedaure Ihnen mitteilen zu müssen, dass ich mich nicht in der Lage sehe Ihnen zu helfen.
Severus hielt kurz inne und überlegte.
Dennoch wünsche ich Ihnen alles Gute und viel Erfolg.
Severus Snape.
Severus setzte die Feder ab. Er war zufrieden. Der Brief war distanziert aber dennoch höflich. Er blickte auf die Rücksende Adresse und war überrascht, dass sie eine Straße in einem Muggelgebiet angab. Er rollte das Stück Pergament ein und holte seine Eule aus ihrem Käfig. Als er sie los schickte sah er ihr nach und fühlte sich erleichtert. Er hatte es wieder geschafft einen Angriff auf sein Einsiedlerdasein abzuwehren.
-Samstag 23:58
Severus lag wach in seinem Bett und starrte auf die Decke. Er fragte sich wie lange sie wohl gewartet hatte ihn zu kontaktieren. Wie viel Überwindung es sie gekostet hatte ihm diese Zeilen zu schreiben. Sie musste verzweifelt sein, das stand fest. Severus schüttelte seinen Kopf. Es war nicht verantwortlich dafür. Schließlich hatte er keine Schuld daran. Wenn dann trug sie ganz alleine die Schuld. Sie musste sich ja zwischen Greyback und Miss Brown stellen. Ihr Gryffendor Gehabe hatte ihr diese Narben eingebrockt. Er lag zu dem Zeitpunkt sterbend in der heulenden Hütte und wartete auf seinen Tod, der nie kam. Severus zwang sich nicht mehr an sie zu denken und schloss die Augen. Es war nicht seine Aufgabe und Schluss.
