Ungebetener Besuch
Es war Nacht und Zim war froh,
endlich zu Hause (wenn auch noch immer auf der Erde) zu sein. Das
heutige Essen in der Cafeteria hatte er nur mit heftigen
Atembeschwerden überlebt, nachdem Dib es endlich einmal
geschafft hatte, ihn dazu zu bringen, die Chillibohnen
runterzuwürgen. Er musste es irgendwie geschafft haben, die
Teller auszutauschen, da Zim sonst immer sein mitgebrachtes Essen zu
sich nahm. Von irgendetwas musste er sich ja schließlich
ernähren.
Zim saß in seinem Labor und studierte die
Menschen bei ihren täglichen Gewohnheiten. Hin und wieder musste
er sich kratzen, sicher Folgen von Mittag. Nachdenklich sah der Irke
zu Gir hinüber. Dieser schien sich mit einer Lampe zu
unterhalten. Eigentlich knipste er sie nur an und aus und hatte
sekundenschnelle Stimmungsschwankungen. Nebenbei lallte er noch: „Ich
mag dich" zu der Lampe und kicherte. Jeder normale Mensch (und
wahrscheinlich auch jedes andere nicht von dem Plan die Erde zu
erobern besessene Wesen) hätte doch merken müssen, dass
dieser Roboter einfach nur dämlich war. Zim war zuerst auch
misstrauisch, aber dann dachte er: „Das ist gut, Gir kann wunderbar
schauspielern. Das wird mir sicher nützlich sein." Und dann
lachte er lautstark und in seiner ganzen Boshaftigkeit (sofern man
ihm die Nummer abkauft).
Plötzlich läutete es an der
Tür und Zim wurde in seinem Siegestaumel unterbrochen.
Dementsprechend schlecht gelaunt fuhr er nach oben, setze sich seine
Menschenaugen ein, die Perücke auf und stieß
vorsichtshalber die Roboeltern in den Schrank. Dann sah er noch
schnell auf die Uhr. „Wer kommt um zehn Uhr abends noch hier
vorbei?" Verwundert über sich selbst klatschte sich Zim ins
Gesicht. „Dib! Wer denn sonst? Sicher hat er wieder eins von seinen
Menschenspielzeugen, dass er unbedingt ausprobieren will." Zim
grinste höhnisch, bevor er fortfuhr, Selbstgespräche zu
führen. „Nicht mit mir. Ich werde dir mal eine kleine
Überraschung bereiten." Zim schwieg kurz, dann schrie er nach
seinem Helfer. „Giiir! Komm her und zeig unserem Besucher deinen
neuen Trick!" Fünf Sekunden vergingen, zehn Sekunden.
„Giiiir!!"
Der Roboter kam aus der Küche und
balancierte zwei Teller mit gut drei Dutzend Waffeln. Er drehte fünf
Runden durchs Wohnzimmer, blieb dann vor Zim stehen und schrie
freudig: „Ich kann jetzt noch bessere Waffeln machen!" Dann fuhr
er wieder durchs Zimmer und summte: „Ladidadida!" Nebenbei
verteilten sich die Waffeln langsam aber sicher im Raum.
Zim
kochte vor Wut. „Das darf doch nicht wahr sein!", zischte er.
„Ich muss ihn noch einmal grundlegend überholen.
Wahrscheinlich irgendein Programmfehler." (Tja, von einem Roboter
mit zwei Schrauben und einem Kaugummi als Gehirn darf man sich halt
keine technologischen Höchstleistungen erwarten gg) Nach
einiger Zeit fiel Zim auch wieder ein, warum er als Mensch verkleidet
im Wohnzimmer stand. Es hatte doch geklingelt. Mittlerweile war es
zwar schon Viertel nach zehn, aber wenn Dib wirklich etwas wollte,
war er hartnäckig. (Wenn nicht, gäbs ja auch keine Serie )
Zim seufzte. Jetzt war es auch schon egal. Er schaltete nur das
Notsicherheitssystem (soll heißen alle Gartenzwerge in
Alarmbereitschaft) ein und öffnete die Tür.
Draußen
war niemand zu sehen. Zim wollte die Tür gerade wieder
schließen, als er einen Widerstand spürte. Er sah
hinunter. Auf der Türstaffel lag ein junges Mädchen, in
etwa so alt wie Dib, mit zwei schulterlangen, dunkelroten Zöpfen.
Sie hatte sich an Zims Fuß festgekrallt und schien zu schlafen.
Angewidert versuchte der Irke seinen Fuß wegzuziehen, aber es
ging nicht. Zornig stand er nun auf der Türstaffel und
überlegte, wie er sich befreien könnte. Da spürte er
plötzlich ein unangenehmes Zischen auf seiner Haut. „Regen!",
dachte er erschrocken. Wenn er draußen bleiben würde,
würde er sich früher oder später auflösen oder
zumindest schwer entstellt sein. Ihm blieb also nichts anders übrig,
als sich, seinen Fuß und den Anhang ins Trockene zu hieven.
Erst als er die Tür wieder geschlossen hatte, war sein Fuß
auf einmal befreit. Das Mädchen versuchte sich aufzurichten,
knickte aber wieder ein. Skeptisch musterte Zim seinen ungebetenen
Besuch. Auf dem T-shirt des Mädchens stand in großen
Buchstaben „I Love Earth" geschrieben. Er dachte sich nichts
weiter dabei und sah aus dem Fenster. Das Schild in seinem Vorgarten
schien dem Unwetter nicht mehr lange standzuhalten. „Gir!",
schrie er. „Erinnere mich daran, das I Love Earth Schild zu ern-"
„Okay dokey!!", antwortete Gir. „Notiz: Schild ern,
verstanden. Ladidadidadida."
Zim wich einen Schritt von dem
Mädchen zurück. „Taaak! Was willst du hier?!"
Das
Mädchen räusperte sich. „Ähem, entschuldige bitte,
aber was ist ein Tak?"
Zim atmete erleichtert auf. „Ist
nicht so wichtig." Gerade wollte er sich wieder umdrehen als ihm
klar wurde, dass er jetzt kein Deut schlauer war. Er packte das sich
gerade hereinschleichende Mädchen an der Schulter und fuhr sie
an: „Wer verdammt noch mal bist du?!"
Sie grinste, nahm
langsam Zims Hand weg und wich einen Schritt zurück. „Na ja,
weißt du, die Sache ist die: Ich bin eine Irkin." Mit diesen
Worten drückte sie den Anhänger ihrer Halskette. Zum
Vorschein kamen zwei Fühler, grüne Haut und große,
pinke Glubschaugen, die ganz unschuldig blinzelten.
Zim zeigte
sich unbeeindruckt, eher genervt. „Willst du mir etwa meine
Missiiiooon streitig machen?!"
Das Irkenmädchen musste
lachen. „Mission?", prustete sie. „Oh, stimmt ja, du glaubst ja
tatsächlich dran."
„An was?", fragte Zim skeptisch.
„An...deine...ist doch egal. Jedenfalls bin ich die Letzte, die
dir deinen Posten streitig machen wollte. Ich will nur...hier
wohnen."
„Waaas? Kommt nicht in Frage, wer bist du denn
überhaupt, dass du hier-"
Das Mädchen presste ihm zur
Abwehr ihre Hand ins Gesicht und grinste. „Ich bin Maq. Öhm...und
ich bin die Irkenprinzessin...na ja...eine Art Irkenprinzessin."
„Eine Art?", fragte Zim verwirrt.
Maq seufzte. „Ich
habe 47 Geschwister, davon 28 Schwestern. Alles mit der DNA von den
ersten Allergrößten. Ich glaube, sie hatten ziemliche
Existenzangst, sonst hätten sie nicht so viele Ersatzirken
hergestellt."
Zim war immer noch skeptisch.
Das Mädchen
fuhr fort: „Kannst du dich noch an die ersten Allergrößten
erinnern, Miyuki und Spork?"
Der Irke verstand absolut gar
nichts.
„Du hast als Wissenschaftler dieses Monster
erschaffen, das die beiden gefressen hat, daran musst du dich doch
erinnern!!"
Nein, musste er nicht. Anscheinend hatte Zim
dieses kleine Missgeschick schon verdrängt oder bei seinen
endlosen Triumphen abgelegt. Auch wenn ihn die
Lebensgeschichte von Maq nicht besonders zu interessieren schien,
hatte er trotzdem noch eine Frage: „Wenn du ein Klon von den
Allergrößten bist, wieso bist du dann so klein?"
„Du
meinst wie du? Hihihi." Mag atmete einmal tief durch. „Kannst du
dich daran erinnern, als du als Smeet versucht hast, vorzeitig das
Glas zu verlassen? Das hat ein ziemliches Chaos verursacht. Dabei ist
mein Glas angebrochen und Nährflüssigkeit ausgetreten.
Dadurch konnte ich kaum mehr wachsen und keiner hat mich ernst
genommen. Alle haben mich nur als Nummer gesehen. Weißt du wie
es ist, wenn allen nur als Nummer geläufig ist?!"
„Und
woher hast du dann deinen Namen?"
„Den hab ich mir während
der Fahrt hierher überlegt."
Zim musste kichern, er fand
Maq irgendwie lächerlich, sowohl ihren Namen als auch sie
selbst.
„Hey, das ist nicht komisch!", jammerte Maq empört.
„Die jetzigen Allergrößten wollten dann alle Klone ihrer
Vorgänger loswerden und sie auf irgendsoeinen Internatsplaneten
schicken."
„Die Erde?"
„Nein, du Dussel", stöhnte
das Mädchen. „Ich bin abgehauen."
Zim musste loslachen.
„Du bist natürlich einfach von zuhause abgehauen und das
Raumschiff hast du auch gleich geklaut."
„Weißt du,
auch wenn sie Allergrößten sind, aber die Allerhellsten
sind sie sicher nicht. Ist dir das noch nie aufgefallen? Außerdem
werden sie mich sicher nicht vermissen. Bist du jetzt langsam fertig
mit dem Verhör? Ich würde gern mein Zimmer beziehen."
„Zimmer? Wieso bist du denn ausrechnet auf die Erde gekommen?"
„Hmm...", überlegte Maq. „Sagen wir es mal so: Bei
dir werden sie sicher nicht zuerst suchen."
Zim grinste
zufrieden. „Weil die besten Eroberer das natürlich sofort
melden würden."
Maq nickte. „Genau. Und weil ich diese
Sorge bei dir nicht – Zim?"
Zim hatte sich schon auf den Weg
zur Toilette gemacht. Er drückte die Spülung und fuhr nun
zu seinem Labor.
„Na warte", knurrte Maq. Auch sie ließ
sich hinunterspülen. Unten angekommen nahm sie die Verfolgung
auf. Zim hatte schon einen Vorsprung und lief schnurstracks zu seiner
Kommunikationszentrale.
„Ich
werde den Allergrößten von deinem Fehlen melden. Dann
bekomm ich sicher eine Belohnung", keuchte er.
Maq erkannte,
dass sie Zim nicht mehr rechtzeitig einholen könnte, also musste
sie sich etwas einfallen lassen. „Zur Strafe wirst du auf ewig auf
dem Planeten Dirt arbeiten müssen!"
Zim stutzte.
„Welche Strafe? Ich hab doch nichts getan."
„Ach
wirklich?" Maq grinste und begann sich selbst zu würgen.
„Hilfe! Hilfe! Zim hat mich entführt und hält mich auf
der Erde gefangen! Hilfeee!!"
„Das glauben sie dir nie, das
ist doch total unlogisch!", schrie Zim.
„Hilfe! Zim hat mich
entführt um euch zu erpressen." Maq grinste selbstsicher. „Du
vergisst wohl, mit wem du es zu tun hast: Ich bin praktisch eine
Stellvertreterin der Tallest...und auf der anderen Seite ein kleiner
Irke, der für Macht einfach alles tun würde, kurz gesagt
grüner Müll."
Zim war kurz davor auszurasten. „Wer
ist hier grüner Müll? Das muss ich mir von keiner Nummer 47
sagen lassen!!", schrie er.
„Penner!!"
„Zicke!!"
„Gir!!", prärrte der Roboter.
„Halt die
Klappe!!", schrien die beiden Irken gleichzeitig.
Gir zeigte
sich unbeeindruckt, drehte sich um und summte wieder: „Dumdidumdidum,
ich mach Waffeln für drei."
Maq musste kichern. „Da
hast du ja echt ein Top-Model bekommen."
„Hmpf. Erstens ist
Gir die allerbeste Kampfeinheit und zweitens hab ich zumindest eine.
Ich sehe deinen Roboter nicht."
„Also wenn ich einen hätte
dann wäre er sicher intelligenter als eine Glühbirne, was
man von deinem Blechschädelbediensteten ja nicht behaupten kann.
Ich geh jetzt nach oben und beziehe mein Zimmer. Du kannst ja noch
ein bisschen Eroberer spielen."
„Aber du hast kein Zimmer!!"
Zim hätte diese kleine arrogante Irkin am liebsten wieder in ein
Schiff zu ihrem Planeten verfrachtet aber als Maq triumphierend ihre
Finger begutachtete und ihn an ihr Versprechen erinnerte,
musste er schlucken. Also folgte er wohl oder übel seinem
ungebetenen Gast und zusammen fuhren sie wieder nach oben.
„Du
kannst mir ja was bauen oder so", schlug Maq vor. „Und nimm
endlich deine dämliche Verkleidung runter. Die Erdlinge müssen
ja noch blöder als Gir sein, um deine Tarnung nicht zu
durchschauen.
„Das ist meine hochmoderne Tarnvorrichtung. Die
hat noch keiner durchschaut!" Zim beschloss, Dib und Gaz erst
einmal nicht zu erwähnen, spätestens morgen würde Maq
Dib kennenlernen. „Um dich besser überwachen zu können,
wirst du auch mit in die Erdlingsschule gehen."
„Waaas?! Ich
soll dir zu den verseuchten Erdenbälgern folgen?", fragte Maq.
„Kommt nicht in Frage."
„Soll ich dich während meiner
Abwesenheit an die Leine hängen, so wie Gir?", grinste Zim.
Maq warf ihm einen bösen Blick zu. „Das wagst du nicht."
Zim kramte kurz in seinem Rucksack und holte eine lange,
leuchtende Schnur hervor. „Wie gesagt, nur zu deiner Sicherheit,
hmm?"
„Grmpf, na schön, ich komm mit. Was soll schon
groß passieren? Wenn die dich schon nicht durchschaut haben,
dann schaffen sie das bei mir erst recht nicht."
Zim nickte
langsam und unsicher.
„Ach ja, ich brauch immer noch ein
Zimmer, hast du verstanden, du Eroberer für Arme?"
„Mach
nur so weiter, und du kommst gleich an die Leine", zischte Zim.
„Idiot!!"
„Furie!!"
„Waffeln!!", schrie
Gir, der mit eben solchen samt Pfanne auf dem Kopf herumwatschelte.
Zim griff sich an den Kopf. „Womit hab ich das nur verdient?",
dachte er verzweifelt.
So, bitte seid gnädig mit den Kommis biieeedde
