Prolog

~*Schnee*~

Ich weiß noch wie der Schnee langsam auf meiner Nase schmolz, wie der Wind nur für mich ein leises Lied summte und an den Spitzen meiner Zehn es immer kälter wurde. Ich werde diese Nacht nie vergessen, in der ich verlassen, in der ich von neuem gefunden wurde. Meine Eltern gingen einfach fort, ließen mich im Stich an diesem verschneiten Abend. Ich weiß noch wie ihre Umrisse immer mehr verblassten und ich ganz leicht die warme, runzelige Hand dieses alten fremden Mannes hielt. Ich traute mich an jenem Abend nicht meinen Kopf zu heben und in sein Gesicht zu sehen. Eigentlich traute ich mich monatelang nicht in seine Augen zu sehen.

An meine Eltern will ich mich nicht erinnern. Wie sie rochen, wie sie sprachen, wie sie aussahen. Das alles will ich nicht wissen, aber wie sie mich in Stich gelassen haben, das wird mir ewig bleiben. Ich musste sie geliebt haben, sonst würde ich mich nicht daran erinnern können. Oder treibt mich Hass dazu die schmerzvollste Erinnerung zu verschließen?

Die Zeit danach half mir diese einzige Szene meines kindlichen Daseins zu vertilgen. Aber manchmal spüre ich den kalten Schnee immer noch auf meiner Haut während ich schlafe. Als ob Etwas in mir verbieten würde, dass ich vergesse. Kann man das einen Fluch nennen? Eine immer wieder kehrende Wahnvorstellung die ich mit allen möglichen Mitteln versuche zu vertuschen.

Wenn ich nur daran denke was passieren würde wenn die einzige Person die eine Bedeutung in meinem überzuckerten Lebe besitzt vor meinen Augen verschwindet....

Was wenn die Sonne den Hügel hinunter ginge und die blutroten Rosen sich schließen, was geschieht dann? Wenn es Nacht wird und Nacht bleibt?

Was geschieht... mit mir?