Annie hatte gehofft, dass es nie wieder so weit kommen würde.
Nach allem was sie und Finnick durchgemacht haben, hatte sie gehofft, sich nie wieder von ihm verabschieden zu müssen.
"Annie, ich bin bald wieder zurück. Wie immer.", versprach er ihr, wie er es immer wieder in den letzten Tagen getan hatte.
"Aber dieses mal ist es nicht so wie immer." Tränen stiegen ihr in die Augen. Am liebsten wollte sie ihn hier festhalten, in ihrer kleinen Wohneinheit, und ihn nie wieder gehen lassen. In den letzten Wochen hatten sie sich hier gut eingelebt, ein fast normales Leben geführt. Aber sie konnte Finnick nicht davon abhalten ins Kapitol zu gehen.
Finnick zog sie in seine Arme und hielt sie fest. Sie fühlte sich klein und hilflos. Sie brauchte ihn zum Überleben. Ohne ihn würde sie durchdrehen.
"Ich kann dich nicht verlieren. Bitte, Fin... Ich..." Sie brach ab. Die Tränen begannen über ihre Wangen zu laufen.
"Du wirst mich nicht verlieren. Ich verspreche es dir." Er hielt sie eine Armeslänge von sich entfernt, schaute ihr in die geröteten Augen. Und Annie konnte ihm nur glauben. Er würde sie nie anlügen. Er nahm ihr zartes Gesicht in seine Hände und strich mit seinen Daumen die Tränen weg.
"Ich liebe dich, Finnick", flüsterte sie.
"Ich liebe dich auch, Annie Odair." Sie liebte es ihren neuen Namen zu hören und das wusste er. Es beruhigte sie, erinnerte sie daran, dass sie nicht mehr von Finnick getrennt werden konnte.
Er beugte sich vor und küsste sie. Sie vergaß die Sorgen und die Angst für einen Moment, bevor er sich viel zu schnell wieder von ihr löste. Sie sah die Angst die sie fühlte jetzt auch in seinen Augen. Aber bevor sie irgendetwas sagen konnte, drehte er sich um, um die letzten Sachen in seine Tasche zu packen. Er wollte nicht, dass sie seine Angst bemerkte, das war schon immer so gewesen. Aber doch wusste sie immer wie er sich fühlte. Er konnte nichts vor ihr verbergen.
"Versprich mir, dass du auf dich aufpasst.", sagte er, immer noch mit dem Rücken zu ihr.
"Du musst dir keine Sorgen um mich machen. Ich bin hier sicher. Und du könntest hier auch sicher sein."
Er drehte sich wieder zu ihr. Und jetzt standen auch ihm die Tränen in den Augen. Er wusste, dass sie Recht hatte. Wie sie immer Recht hatte. Er könnte einfach hier bei ihr bleiben. Für immer. Und keinem von beiden könnte irgendetwas passieren. Das wäre die einfache, schmerzlose Möglichkeit und er wusste, wie sehr sie es sich wünschte.
"Annie, bitte nicht." Er wollte nicht wieder hin und her überlegen, wie schon so viele, so lange Nächte lang. Nicht jetzt, wenn er kurz davor war abzufliegen, Richtung Kapitol.
"Ich kann nicht hier bleiben, weil..." "Aber du möchtest hier bleiben, oder?", unterbrach sie ihn. Sie sah ihn an, mit ihren großen, flehenden Augen. Er wich ihrem Blick aus. Er konnte es nicht ertragen sie so zu sehen.
"Natürlich möchte ich bei dir bleiben. Aber es geht nicht. Ich kann nicht hier rumsitzen, wenn da draußen gekämpft wird. Ich muss helfen. Für uns. Damit wir eine Chance auf ein normales Leben haben. Eine Chance auf eine Familie." Er sah sie an.
Sie schloss die Arme um seinen Hals. "Ich weiß", flüsterte sie an seinen Hals. "Und deswegen liebe ich dich."
Nach einer gefühlten Ewigkeit liess sie ihn los. "Ich werde dich vermissen."
"Ich dich auch.", antwortete er, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ den Raum.
