Okay, das hier ist eine mehr oder weniger FanFiction. Es geht hauptsächlich um Ari Haswari (der in dieser FanFiction Ari Taker heißt) und seine Freundin Theresa. Das NCIS Team spielt nur im Hintergrund eine Rolle und ist außerdem auch das FBI.

Alle Namen der handelnden Personen wurden gegenüber der Serie geändert und Ari wurde auch etwas jünger gemacht als in der Serie. (Das Mitglied im NCIS/ FBI ist hier auch nichts Ari's Halbschwester.)

Ich hoffe trotz der Änderungen gegenüber gefällt es euch wenigstens ein wenig.

Wichtiger Tipp: itte überspringt das erste Kapitel. Es fängt eigentlich im zweiten an, und da wird es spannender.

Außerdem ist diese Geschichte auch nur Ari-Haswari-Fans zu empfehlen, da es eigentlich nur um ihn geht.

I do not own anything...

Kapitel 1

Die Sonne glitzerte im frühen Tau und lud zum Spaziergang über die Wiese ein. Langsam erhob sie sich über die Erde, um das Gras im vollen Licht zu bestrahlen und die Menschen zu warnen, wie überlebenswichtig sie denn sei. Aber sie wollte auch die Bewohner erfreuen und laut ausrufen, sie sei wieder da und habe die Nacht überstanden. Die Dunkelheit ist vorbei.

Maila trat aus der Haustür und bestaunte die weißen Weiten, die die Nacht hinterlassen hatten. Frierend lief sie die Straße entlang und schaute zu der schönen Schneelandschaft auf den naheliegenden Feldern. Sie schellte an der Haustür vom Kaninchenstraße 3 und Tayra öffnete die Tür.

Und wenn g zu h parallel ist und x die Geraden im rechten Winkel y, x und h in einem unbekannten Winkel schneidet, man die Schnittpunkte A und B nennt, sowie C beim rechten Winkel von x und y, und wenn die Strecken AC und BC 4 beziehungsweise 5 Längeneinheiten lang sind, wie groß ist dann die Strecke AB?"

Während alle anderen fleißig rechneten, hatte Maila schon die Antwort parat. Sie meldete sich: „Die Wurzel aus 41, natürlich". Wie Tayra auch, besuchte sie die Zehnte Stufe des Archimedes-Gymnasiums. Ihre Lieblingsfächer waren Mathe, Religion, Kunst und Informatik. Dies waren auch die Unterrichtsfächer, in denen sie am besten war. Ihrer besten Freundin gefielen dagegen Deutsch, Geschichte und Französisch, was auch ihre Stärken waren. Natürlich mochten die beiden auch Sport, denn dies war eine Gelegenheit, mal nicht ewig lange Stunden im Klassenzimmer zu verbringen. Leider waren sie nicht in jedem Kurs zusammen, da sie nun in der Oberstufe verschiedene Fächer gewählt hatten. Aber das war für Maila wenigstens eine Chance, in Chemie und Physik direkt hinter Neill zu sitzen. Deswegen mochte sie diese Fächer auch einigermaßen, nur leider saß sie in der zweiten Reihe, unweit des Lehrers. Außerdem flirtete Tasha doch die ganze Zeit über mit ihm, denn er war einer der beliebtesten Jungen auf der Schule. Er und seine Freunde spielten alle im Schulbaskettballteam, und so war es kein Wunder, dass alle Mädchen so auf ihn standen. Tasha war zwar keine der Cheerleaderinnen, die auch beliebt waren, aber die Zicke der Zehn und konnte Maila und ihre Freundin Tayra überhaupt nicht leiden. Leider versuchte sie immer an Steel heran zu kommen, der mit ihnen befreundet war. Natürlich lief Tasha nie alleine herum, sondern war immer in Begleitung von Steilla. Sie hatten außerdem alle Kurse zusammen, außer Ernährungswissenschaften (Tasha) bzw. Französisch (Stella), sowie auch Sowi bzw. Politik. Neill weiß wahrscheinlich gar nicht, dass ich existiere, dachte Maila und wandte sich wieder ihrer Matheaufgabe zu. Das Thema, welches sie zurzeit behandelten, war nicht sehr schwierig, besonders, weil es nur eine Wiederholung des Stoffes der gesamten Unter- und Mittelstufe war.

In der Pause liefen Maila, Tayra und Steel zusammen über den Schulhof und unterhielten sich über die anstehende Deutschklausur, den nächsten Französischvokabeltest, den Erdkundelehrer, den alle nicht mochten (auch Tayra nicht, obwohl sie ihn nicht kannte, denn sie hatte stattdessen Geschichte weitergewählt) und die Sportprüfung im Hochsprung.

Kunst war eines der Fächer, in denen Steel mit Maila übereinstimmte, denn sie beide mochten dieses Fach. Warum, war ganz einfach: Man brauchte für Kunst nicht zu lernen (solange man nicht Kunstgeschichte durchnahm, was aber nächstes Halbjahr der Fall sein würde), man musste nur malen, man durfte sich unterhalten, man konnte nichts für schlechte Noten, entweder man war fähig zu malen, oder man war es nicht, und man bekam auch nie Hausaufgaben auf. Tayra empfand Kunst eher als langweilig, was auch daran liegen könnte, dass sie in diesem Bereich nicht sehr talentiert war. Heute bekamen sie ihre zuletzt angefertigten Bilder zum Thema Zweifluchtpunktperspektive zurück, was sich schwierig anhörte, aber generell ganz einfach war.

Maila konnte sehr gut Zeichnen und freute sich über ihre errungene Eins, doch Tayra gelang ihre gemalte Villa von der Ecke aus betrachtet nicht ganz so gut und bekam erneut eine glatte Drei. Mittlerweile ärgerte sie sich nicht mehr so darüber, aber immerhin war Kunst besser als Musik, was sie hätte stattdessen wählen können. Kaum jemand mochte Musik, was zum Teil auch an der strengen Lehrerin lag. Außerdem war Kunst viel einfacher zu verstehen und man schrieb weder Tests, noch musste man dafür lernen.

Nach der Schule ging Tayra meist zu Maila mit nach Hause, wo sie sich erst einmal an einer heißen Schokolade aufwärmten. Dieser Winter war besonders kalt, und auf dem Rückweg hatte es geschneit. Danach setzten sie sich zusammen an ihre Hausaufgaben, die von Tag zu Tag schwerer und mehr zu werden schienen. Da sie beide unterschiedliche Stärken und Schwächen aufzeigten, halfen sie sich immer gegenseitig. Anstatt Religion haben sie heute Mathe gemacht, deswegen war dies das einzige Fach, in dem sie keine Aufgaben zu erledigen hatten. Der einzige Tag, wo sie nicht zusammen nach Hause liefen, war der Mittwoch, denn dann hatte Tayra nachmittags noch eine Stunde Spanisch, denn dieses Fach wurde dreistündig unterrichtet, Informatik hingegen, was Maila stattdessen gewählt hatte, nur zweistündig. Genauso war es auch mit Niederländisch, welches Steel genommen hatte.

Es war schon nach acht Uhr, als Maila's Mutter das Essen gekocht hatte und die Familie zusammen am Esstisch im Wohnzimmer saß. Während ihre kleine vierjährige Schwester Minea unbeholfen mit der Gabel herumfuchtelte und die Spaghetti mehr mit den Händen als mit dem Besteck aß, stocherte ihr ein Jahr älterer Bruder Max nur in seinem Essen herum. „Was ist den los, Max?", fragte der Vater, dem das Verhalten seines Sohnes unbekannt vorkam. „Eine schlechte Arbeit?", fragte Eileen, die Mutter. „Eine drei in Erdkunde", antwortete er. „Aber das ist doch nicht so schlimm! Das ist nicht direkt der Weltuntergang!" „Das sieht aber auf dem Zeugnis nicht so gut aus, und mit dem Halbjahreszeugnis muss ich mich für das Praktikum bewerben!"

Licht aus." „Ist aus." „Gute Nacht ihr drei!" „Gute Nacht, Mum und Dad!" So ging es jeden Abend in der Familie zu. Heimlich hörte Maila noch eine Weile Musik mit dem MP3-Player, Max las weiter in seinem Buch und Minea spielte mit ihrem Nintendo DS light unter ihrer Bettdecke noch „New Super Mario Bros.", während Eileen und Kai Penrose schon schliefen.

Am nächsten Morgen erwachte Maila schon eine Stunde bevor dem Wecker klingeln. Weil sie nicht mehr einschlafen konnte, aber zu müde war, um ein Buch zu lesen, spielte sie ein wenig mit ihrem Weihnachtsgeschenk „Professor Layton und die Schatulle der Pandora", ein DS-Spiel für ihren Nintendo DSi. Um viertel nach sechs stand sie nun endgültig auf, wusch sich, zog sich an und ging nach unten, um zusammen mit ihrem Bruder den Tisch zu decken.

Seit der Trennung meiner Eltern und seitdem meine Mum und wir ihren alten Mädchennamen angenommen haben, sucht sie sich andauernd ein neues Hobby zur Ablenkung", erklärte Tayra ihrer besten Freundin auf dem Schulweg. „Naja, sie hat es halt schwer, als alleinerziehende Mutter. Und nach ihrer Arbeit und wenn du und dein Bruder, ihr nicht zu Hause seid, muss sie sich halt mit mehr beschäftigen, als mit Putzen und dem Haus pflegen", erklärte Maila. „Klar, schon, aber jetzt hat sie sich als Gasthörer an der Uni eingeschrieben." „Ist doch interessant. Sei froh, wenn dir jemand helfen kann." „In Geschichte komme ich ja selbst zurecht. Aber es ist gut, dass sie auch noch für Sam und mich da ist. Als Umweltschutzbiologin arbeitet sie zum Glück nicht so viel, dass ich sie gar nicht mehr zu Gesicht bekomme." „Wie ist denn die neue Frau deines Vaters?" „Nella? Die ist ganz okay. Nett, aber du weißt ja, so gut wie meine Mutter kann niemand sein. Ihr Sohn Mike aus ihrer ersten Ehe arbeitet schon, aber nur Teilzeit, denn er geht auf die Berufsschule. Er wird Arbeiter bei solchen Firmen wie Ikea, Rück oder Praktiker. Genau weiß ich das nicht so, denn ich sehe sie ja nur zwei Mal im Monat. Ich bin auch ein bisschen froh darüber!"

Der Schulalltag ging nicht so schnell vorüber, wie erhofft. Langsam quälten sie sich durch die sechs Stunden, doch die letzten beiden waren nur Sport. Maila war nicht gerade die geborene Sportlerin und begnügte sich immer mit einer Zwei, obwohl sie in Ballspielen immer Sehr gut stand. Doch Hochsprung lag ihr nicht. Tayra dagegen liebte alles, was mit Springen und Rennen zu tun hatte, und waren im Außensport immer die Beste. Steel war ein typischer Jungendurchschnitt. Er war schnell im Laufen und konnte Sport gut.

Maila's Hausaufgaben fielen dienstags immer sehr klein aus. Das konnte dran liegen, dass sie neben den zwei Stunden Sportunterricht nur eine Doppelstunde Englisch und eine Blockstunde Informatik hatte. Im letzteren Fach bekamen sie so gut wie nie etwas auf, denn dieser Unterricht war für die Oberstufe ein wenig enttäuschend, da sie nur die einfachsten Befehle von html und Bildbearbeitungen mit besprochen hatten. Bald würden sie mit GIMP arbeiten, aber dieses Programm hatten sie noch nicht. In Englisch wiederholten sie participle clauses und ing-forms, was nicht gerade sehr anspruchsvoll war. Nächstes Halbjahr würden sie mit der Textanalyse anfangen, was eigentlich dasselbe wie im Deutschen war, nur auf Englisch. Ihre Hausaufgabe bestand darin, einen informal geschriebenen Text mit Participles und Ähnlichem in „besseres Englisch" umzuformen. Damit war Maila im Handumdrehen fertig und widmete sich den Französischvokabeln, denn sie lernte jeden Tag fünf neue Vokabeln, damit diese beim angekündigten Test nicht zu viel würden.

Als sie fertig war rief sie Tayra an, ob sie vielleicht Zeit hätte, herüberzukommen und mit ihr auf der Wii Monopoly spielen würde. „Nee, tut mir Leid. Ich kann jetzt nicht", Tayra klang irgendwie so seltsam. „Ich habe noch viel mit der Schule zu tun und so weiter." „Ich habe kaum etwas auf, und bei dir kann das ja auch nicht gerade allzu viel sein, oder?" „Doch, tut mir Leid." Und schon war aufgelegt. Komisch, dachte Maila und startete Monopoly mit nur einem Spieler.

Tayra nahm den Hörer ab. „Hallo?", fragte sie. „Hi, hier ist Steel und ich wollte fragen, ob du heute Zeit hast, ich ruf gleich noch Maila an." „Nee, tut mir Leid. Ich kann jetzt nicht", las Tayra ab. Sie versuchte ganz beruhigt zu klingen, was ihr schwer fiel. „Okay, verstehe ich", antwortete Steel nach einer Weile. Tayra legte sofort wieder auf und drehte sich rasch um.

Maila nahm den Hörer ab. „Hi Steel", sie wusste dass er es war, Steel hatte auf der Anruferkennung gestanden. Maila hatte es bisher noch nicht geschafft, beim Telefon zu Hause einzustellen, dass die Nummer gesandt wurde. „Hast du Zeit?", fragte er. „Ich wollte eigentlich mit dir und Tayra-" „Sie hat keine Zeit. Ich hab's auch schon versucht", unterbrach ihn Maila. „Sie hat so komisch geklungen", fügte er hinzu. „Naja, vielleicht hatte sie Streit mit Nella oder Mike. Oder sie ist einfach nur gestresst wegen der Schule. Hast du Lust mit mir eine Runde Monopoly zu spielen? Auf der Wii?" „Klar. Ich bin in zehn Minuten bei dir."

Nachdem Maila drei Runden Monopoly gewonnen hatte, aßen sie beide zu Abend. „Wo sind eigentlich Minea und Max?", fragte Steel, der sich über die Ruhe im Haus wunderte. „Max ist bei seinen Kumpels und Minea bei Oma, mit Mum und Dad dort essen. Ich konnte mich zum Glück davor drücken. Mila lächelte und nahm sich noch ein Stück Fertig-Thunfischpizza, die die beiden im Backofen zubereitet haben.

Um halb neun ging Steel nach Hause. Maila hatte ihm angeboten zu übernachten, aber morgen war Schule und seine Eltern hätten ihm das nicht erlaubt. Ihre schon. Die nahmen generell vieles lockerer als seine. Diesmal ging er nicht den gewohnten Weg nach Hause, sondern bog in die Kanninchenstraße ein. Bei Hausnummer Neun, wo Tayra wohnte, waren schon die Lichter aus. Komisch, dachte er. Normalerweise ist Tayra nicht vor elf im Bett, und ihr Bruder auch. Bevor er sich überlegt hatte, was er tat klingelte er an der Haustür. Er wartete ein wenig und klingelte noch mal. Keiner öffnete. Vielleicht ist sie heute zu ihrem Vater gefahren und übernachtet dort, dachte er sich und ging weiter. Er hatte seinen Eltern versprochen um zehn zu Hause zu sein, aber ginge er jetzt durch die Kanninchenstraße und dem Hamsterweg zurück, würde Maila sich fragen, wo er war. Also bog er im Pierre-Curieweg rechts ab und landete danach automatisch in der Meerschweinchenallee. Halb durchgefroren kramte er nach dem Schlüssel und schloss die Haustür auf. Er schaute auf die Uhr. 10:01. Naja, fast pünktlich.

Maila knipste das Nachtlicht an, ging zurück zum Lichtschalter für die Deckenbeleuchtung und schaltete diese aus. Mit drei Schritten sprang sie zurück ins Bett, deckte sich schnell zu und nahm das Buch „Quidditch im Wandel der Zeiten" heraus. Ihr Lieblingsbuch. Nach einer halben Stunde legte sie das Buch weg, kontrollierte den Wecker und schaltete das Licht aus.

Acht Stunden vorher kramte Tayra ihren Haustürschlüssel heraus und schloss die Tür auf. Sie hörte den Signalton ihres Handys, der ihr anzeigte, dass sie eine SMS bekommen hatte. Schau ich mir drinnen an, dachte sie sich und betrat das Haus. Sie griff hinter sich und gab ohne sich umzudrehen der Tür Schubs, damit sie zufiel. Sie ließ ihre Schultasche auf den Boden fallen und warf den Haustürschlüssel auf den kleinen Tisch im Flur, wo. Plötzlich hielt ihr jemand die Hand vor den Mund und sie spürte etwas hartes, was ihr in den Rücken gestoßen wurde. Tayra versuchte zu schreien, brachte aber keinen Ton heraus. Es gelang ihr nicht sich loszureißen und sie gab es auf. „Sei ganz ruhig", flüsterte eine Stimme hinter ihr. „Dann passiert dir auch nichts. Noch nicht." Tayra ordnete die Stimme einem Mann zwischen 30 und 35 Jahren zu. Er stieß sie unsanft vorwärts zur Treppe nach oben. Was will der Typ? fragte sich Tayra. Ihr war heiß und der Schweiß lag ihr auf der Stirn. War das harte in ihrem Rücken eine Pistole? Bestimmt. Der Mann brauchte nur abzudrücken, und schon war sie tot, dachte Tayra angsterfüllt. Aber musste er die Pistole nicht erst entsichern, wie in all den Filmen, die Tayra schon geschaut hat. Das machte sich doch immer durch ein Klicken bemerkbar. Er hat die Pistole bestimmt schon entsichert, bevor ich hier ankam. Doch ein Versuch war es wert, mehr als verlieren konnte sie nicht, dachte sie. An all die Judo- und Karateszenen in ihren Lieblingsfilmen denkend ließ sie sich zuerst fallen, sprang schnell nach vorne auf, drehte sich wie in den besten Filmen um 180 Grad nach links und schleuderte ihr rechtes Bein gegen den linken Arm des Angreifers. Sie hatte Glück, ihr Angreifer war sowohl Linkshänder, als auch er gedacht hatte, eine noch nicht entsicherte Pistole würde einer sechszehnjährigen genug Angst machen. Ihm fiel die Waffe aus der Hand und Tayra und der Angreifer versuchten gelichzeitig nach ihr zu schnappen. Der Fremde bekam sie in die Hand und Tayra hörte während sie auf den Boden fiel ein leises Klicken. Hörte sich genauso an wie im Fernsehen, dachte sie. „Schön", sagte der Mann mit leiser, aber leicht tolerierender Stimme, "da das jetzt nicht funktioniert hat, kannst du jetzt gesittet nach oben gehen, ohne irgendein Geräusch zu verursachen. Verstanden?" Tayra nickte ängstlich und stand auf. Der Mann war groß, kräftig und machte einen sehr sportlichen und durchtrainierten Eindruck. Tayra sollte nicht noch mal versuchen, ihm zu entwischen. Trotzdem ließ sie diese Möglichkeit offen. Sie wollte gerade nach oben gehen, da klingelte das Telefon. „Geh ran, aber wimmel ihn ab, egal wer es ist", sagte der Fremde und Tayra nahm den Hörer ab. Es war Maila. Der Mann hielt ihr einen Zettel vor die Nase, er hatte ihn soeben geschrieben. Sie las vor „Nee, tut mir Leid. Ich kann jetzt nicht. … Doch, tut mir Leid." Tayra legte auf. Sie wandte sich wieder zur Treppe, als das Telefon erneut klingelte. „Steel" stand auf der Anruferkennung. "Nee, tut mir Leid. Ich kann jetzt nicht." Tayra legte auf. „Zufrieden?", fragte sie trotzig, drehte sich rasch um und hoffte nicht zu widerspenstig zu klingen. „Und wie!", lächelte der Mann, zerknüllte den Zettel, warf ihn in den Müll und scheuchte sie die Treppe hinauf.

Auf der obersten Treppenstufe sagte der Fremde, sie solle nach rechts bis zum Ende des langen Flurs gehen. Dort stand ein Fenster auf Kipp. Vielleicht konnte jemand sie sehen, dachte Tayra. Oder es war ein Weg zu fliehen. Kurz vor dem Fenster sah der Unbekannte, wie Tayra stolperte. „Keine Tricks mehr!", warnte er sie und ging langsam auf dem mit Blumenranken und Blütenblättern gemusterten Teppich auf sie zu. Sie lag auf dem Holzboden neben dem Teppich und als der Andere einen kurzen Augenblick auf den Boden schaute, um zu sehen, wo er hintrat, zog Tayra den Teppich weg. Sie sprang blitzschnell auf und warf sich auf ihren Angreifer. Sie schlug ihm die Pistole aus der Hand, nahm sie, stellte sich hin und wirbelte herum. Sie stabilisierte die Waffe mit der anderen Hand. Die Pistolenmündung zeigte genau auf den Kopf des fremden Mannes. Wie im Film, ein umgekehrtes Dreieck von der Größe einer Faust, dessen Mittelpunkt der Nasenrücken bildet. Genau darauf zielte sie. Hoffentlich wusste er nicht, dass sie nie abdrücken würde. Ängstlich und zitternd hielt sie die Pistole in der Hand. Tränen liefen über ihre Wange. „Was wollen sie? Ich rufe jetzt die Polizei!", schrie sie. Der Mann, der immer noch auf dem Boden lag, drehte sich auf den Bauch und stand langsam auf. Wo waren ihre Eltern? fragte Tayra sich plötzlich. „Du drückst eh nicht ab", sagte der Fremde selbstbewusste und riss sie aus ihren Gedanken. „Wollen wir wetten?", Tayra versuchte nicht so zu klingen, wie sie sich fühlte. Ängstlich, wütend, verzweifelt, traurig und verwirrt. „Was machen sie hier? Was wollen sie?" „Hat dir deine Mama nie von uns erzählt? Wollte sie ihr kleines Kind verschonen?" „Wo ist sie? Und wo ist mein Bruder?", Tayra verlor langsam die Geduld. Außerdem war sie jetzt in der Position, Fragen zu stellen. „Gib mir die Waffe und ich bringe dich zu ihnen", machte der Mann ihr ein Angebot. „Klar, ich kann mich auch selbst damit erschießen." Ein wenig Sarkasmus, wie konnte ihr jetzt so etwas einfallen. Aber wenn er sie zu ihrer Familie brachte, dann könnte sie doch das Risiko eingehen, oder? Lieber nicht dachte sie.

Durch ihr Zögern ging er selbstsicher ein paar Schritte auf sie zu. Ohne dass sie so schnell wahrnahm, was passiert war, stürzte er sich auf sie und riss ihr die Pistole aus der Hand. Sie fielen beide hin, aber noch bevor sie erkannt hatte, dass sie auf dem Boden lag, stand er schon wieder. Die Pistole in einer Hand drehte er sich zu ihr um, richtete die Waffe auf ihren Kopf und stabilisierte sie mit seiner rechten Hand. Tayra hatte gerade mal Zeit gehabt, wieder aufzustehen. „Los, in das Zimmer da", sagte er und deutete mit der Waffe auf das Zimmer zu Tayra's rechter Seite. Diesen Moment, wo die Pistole nicht auf sie gerichtet war, nahm Tayra wahr und sah das Fenster hinter ihr als einzige Lösung. Ohne darüber nachzudenken, drehte sie sich um, nahm Anlauf und sprang gegen das Fenster. Es brach und genau in diesem Augenblick hörte sie einen Schuss. Überall splitterte Glas und Tayra merkte nichts von einem Flug, sondern kam viel zu schnell auf dem Boden auf, der Straße, die zum Glück unter Schnee bedeckt lag. Doch es waren nur wenige Zentimeter und Tayra erinnerte sich an die viel zu vielen Filme, und versuchte sich irgendwie abzurollen. Sie muss sich irgendetwas gebrochen haben! Sie fühlte, wo ihre linke Rippe war. Sie zog ihre Hand zurück, als sie etwas Flüssiges austreten fühlte. Der Mann hatte sie angeschossen! Die Wunde schmerzte höllisch. Sie war übersät mit Glasscherben. Eine stand senkrecht in ihrem rechten Unterarm. Sie zog sie heraus. Alles tat ihr weh. Aber wo war der Angreifer? Er war nicht mehr am Fenster zu sehen, als sie hinaufschaute.

Wenn er sie wirklich umbringen wollte, warum hatte er das nicht sofort getan? Aber jetzt ist er wahrscheinlich direkt auf dem Weg zu mir, wurde es Tayra mit einem Schrecken bewusst. Ich muss hier weg! Trotz dem Schmerz, der sie fast umbrachte, schaffte sie es irgendwie noch aufzustehen. Wenigstens hatte sie sich nichts gebrochen. So schnell sie konnte lief sie weg. Wenn sie die gerade Straße entlang lief, erregte sie Aufmerksamkeit, als angeschossenes Mädchen, verfolgt von einem gefährlichen und bewaffneten Mann. Aber das war zu riskant, er konnte sie einfach erschießen und dann verschwinden. Der Fremde war bestimmt ein guter Schütze. Also lief sie in die entgegengesetzte Richtung, sie wohnte direkt an der Ecke zum Hamsterweg, doch die Haustür war auf der Kanninchenstraße. Vor ihr waren die weißen Felder, rechts und links die Hamsterstraße. Wenn sie es über die Felder schaffte, wo sie aber ein nur allzu gutes Ziel abgeben würde, gelangte sie in den Wald und konnte sich dort verstecken. Aber überall lag Schnee und man konnte ihre Fußspuren sehen. Jetzt erst bemerkte sie, dass es schneite. Aber leider nicht stark genug, dass meine Fußabdrücke nicht mehr zu sehen sind, dachte Tayra. Aber sie hatte keine andere Wahl. Als sie sich umdrehte, sah sie ihren Verfolger aus der Haustür kommen. Er drehte sich nach links und nach rechts und erblickte sie. Tayra rollte sich schnell unter den Elektrozaun, von dem sie wusste, dass nur der untere der beiden Stacheldrähte unter Spannung stand.

Sie sah, dass sie eine kleine Blutspur hinterließ, aber sie hatte jetzt keine Zeit sich Gedanken zu machen, ob sie zu viel Blut verlor. Sie hielt sich ihre linke Seite und lief mit höllischen Schmerzen weiter. Überall bohrten sich Glassplitter in ihre Haut und jeder Schritt tat ihr weh. Sie dachte, dass die Angst und der Kampf zu überleben sie weiter drängte und an einen Religionsvortrag, indem es hieß, dass Menschen in Extremsituationen ungeahnte Kräfte hervorbringen könnten. Sie schätzte, dass dies eine solche Extremsituation war. Eigentlich müsste es auffallen, dachte sie, wenn ein Mann mit einer Waffe ein Mädchen über ein offenes Feld verfolgt. Sie drehte sich um. Sie hatte ihren Verfolger noch nicht abschütteln können, aber er dachte wohl dasselbe wie sie und hatte seine Pistole in seine Jacke gesteckt. Tayra brach vor Schmerz fast zusammen, aber noch hunderte Meter, redete sie sich ein, dann bist du am Wald. Dort kannst du dich verstecken. Hundert Meter, in der Schule brauchte sie dafür zwischen sechszehn und siebzehn Sekunden. Wenn sie in Topform war und sprintete. Aber ihr Verfolger schien sie nicht einzuholen, was konnte er auch auf offenem Feld machen, wo jeder sie sehen konnte. Nein, er wartete wahrscheinlich auf seine Gelegenheit im Wald, sie umzubringen. Sie erreichte den Waldrand und sprang nun über Büsche und Äste abseits jeglichen Pfades.

Hier hatte es kaum geschneit, weil die Bäume so dicht beieinander standen. Man konnte ihre Fußspuren nicht sehen. Tayra sprang einen kleinen Abhang von ungefähr zwei Metern hinab und erblickte einen kleinen Busch unweit von ihr. Sie zwängte sich in ihn und hoffte, so von diesem furchteinflößenden Mann nicht gesehen zu werden. Sie hörte wie jemand auf dem Abhang stand. Und sie hörte ein leises Klicken. Sie war direkt unter ihm, doch er sah sie nicht. Plötzlich raschelte etwas in einer anderen Richtung. Der Mann dachte, es wäre sie und rannte dort hin. Tayra atmete auf. So gut sie konnte. Sie hatte zu viele Filme gesehen, dachte sie und zog ihre Jacke aus. Sie fror so oder so, also wickelte sie die nicht gerade wärmende Winterjacke um ihre Rippen und presste sie auf die Wunde. Irgendwie muss ich es doch hinkriegen, kein Blut mehr zu verlieren. Ihre Hände waren rot gefärbt vom Blut, als sie langsam ihre Rippen abtastete. Sie konnte etwas spüren. Sie widerstand dem Drang, zu würgen und fasste in ihre Wunde hinein. Sie fasste einen kleinen blutigen Gegenstand mit ihrem Daumen und Zeigefinger und holte ihn unter schmerzverzerrtem Gesicht heraus. Die Patrone, das musste sie sein. Sie wusste irgendetwas von Millimeterangaben, also fand sie diese ziemlich groß. Nun untersuchte sie Arme und Beine. Überall waren kleine Splitter. Die ganze Zeit über hatte sie nicht wirklich weinen müssen, doch jetzt wurden die Tränen, die an ihrer Wange herunterliefen, immer mehr. Was war mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Sam? Lebten die beiden noch, oder hatte dieser Mann sie erwischt. Da fiel ihr noch die SMS ein, die sie bekommen hatte. Sie holte ihr Handy aus der Jackentasche und klappte ihr superneues Klapphandy auf. Alle anderen wollten jetzt die allerbesten Touchscreen Handys, aber sie hatte sich schon seit Jahren in dieses verliebt und vor einem Monat hatte sie endlich genug Geld dafür zusammengespart.

Sie klappte es auf und auf dem Display erschien „Eine neue Nachricht". Sie wählte „Lesen": „Komm nicht nach hause geh zu papa erklär dir später". Das hatte sie ein wenig zu spät gelesen. Ihr Vater und seine Frau wohnten in der Gustav-Hertz-Str. 12. Um dort hin zu gelangen musste sie über die Felder zurück. Aber sie brauchte unbedingt einen Arzt, sie verlor zu viel Blut und überall in ihrem Körper waren Glasscherben. Sie sind größtenteils durch die Jeans gedrungen, nur ihre Winterjacke hatte welche abgehalten. Diese war jetzt aber um ihre Hüfte geschlungen, mit dem Futter nach innen, so gelangte wenigstens kein Dreck in die Wunde. Sie musste unbedingt hier weg, es war nur eine Frage der Zeit, bis der Unbekannte sie entdeckte. Zitternd vor Kälte stand sie langsam auf. Sie lief gebückt und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den Waldrand zu. In diesem Tempo würde sie über zehn Minuten brauchen, um über die Felder zu gehen. Sie würde gut zu sehen sein und Fußspuren hinterlassen. Sie schaute auf die Uhranzeige ihres Handys, es war Viertel nach drei. Es war schon über eine Stunde her, seit der Mann sie angefallen hatte. Sie steckte das Handy weg und ging durch die weißen Weiten auf die kleine Stadt zu.

Steel betrat das Haus, da kam ihm seine Mutter auch schon entgegen. „Wir haben zehn Uhr, mein Freundchen!", ermahnte sie ihn. „Wir haben kurz nach, außerdem wusstet ihr doch, wo ich war, bei Maila." Kopfschüttelnd ging er an ihr vorbei, sagte seinem Dad, der im Wohnzimmer saß und ein Buch las, Gute Nacht und ging nach oben in sein Zimmer. Er machte sich bettfertig und legte sich ins Bett. Er schaltete seinen Nintendo 3DS ein und spielte noch Mario Kart 3D.

Tayra stand vor der Haustür und klingelte. Nella, die Frau ihres Vaters, öffnete die Tür. Beim Anblick Tayra's hielt sie sich die Hand vor den Mund und schrie „Oh mein Gott, Tayra!" „Dir auch einen schönen guten Tag", erwiderte Tayra und betrat das Haus. Nella machte die Tür hinter ihr zu und rief: „Keith! Komm mal bitte schnell!" Tayra's Vater kam durch die Tür zum Wohnzimmer. „Tayra, was ist den passiert? Komm erst mal herein." Tayra ließ die Jacken fallen und man sah, dass die Schusswunde immer noch blutete. „Du musst ins Krankenhaus. Was ist denn passiert?", fragte auch Nella. Sie nahm sie an die Hand und zu dritt liefen sie zum Auto. Keith startete den Motor und sagte: „Tayra, was ist den passiert. Erzähl uns alles. Wo sind Zoe und Sam?" „Ich habe keine Ahnung wo Mum und Sam sind, aber ich hatte von ihr diese SMS bekommen." Sie gab Keith ihr Handy. Er schaute auf die letzte Nachricht und Tayra erzählte alles, was bisher vorgefallen war.

Der Arzt wollte Tayra noch ein paar Tage dort behalten. Tayra hatte ein paar Schmerztabletten bekommen, aber sie schienen nicht zu wirken. Die Wunde war mit sechs Stichen zugenäht worden und jetzt lag Tayra im Krankenhaus. Ihr Vater und Nella saßen beide bei ihrem Bett und ihr Dad hielt ihre Hand. „Weißt du", begann er, kurz vor meiner Hochzeit mit deiner Mutter, hat sie mir das gleiche erzählt, wie ich es jetzt dir erzähle. Deine Mama hieß nicht immer Zoe Costner. Als sie zwanzig war, hat sie gesehen wie der Verbrecher, Vladimir Chowdury, seine Exfreundin erschossen hat. Seitdem lebte deine Mutter unter Zeugenschutz. Aus diesem Grund ist sie damals von Amerika hierher gezogen. Wir wollten es dir und deinem Bruder Sam sagen, wenn er achtzehn ist. Ich musste meinen Namen nicht ändern, da Zoe sowieso meinen Nachnamen angenommen hat. Jetzt heißt sie wieder Costner, aber normalerweise hätte sie niemand finden dürfen. „Dieser Mann, der mich angegriffen hat, war das dieser Chowdury?" „Das war vermutlich einer seiner Männer, die suchen schon seit langem nach deiner Mutter, Sam und dir. Nur leider haben sie euch jetzt gefunden." „Und wo sind Mum und Sam jetzt?", fragte Tayra traurig und hoffte, dass sie nicht schon getötet wurden. Unvorstellbar. Unmöglich, dachte Tayra. Das würde doch niemand tun. Aber wenn es wie im Film ist, gibt es ein Happy End. Nur das hier war eben die Realität und hier musste man für sein Happy End kämpfen. Wenn es nicht schon zu spät war. „Ich habe keine Ahnung. Aber sie werden versuchen uns auch noch zu finden, ich habe schon mit jemandem gesprochen." „Heißt das, ich muss umziehen? Neuer Name, neue Identität, wie in all den Filmen? Nie im Leben!", Tayra konnte sich das nicht vorstellen. Nie im Leben würde sie dieses Dorf verlassen. Ihre Freunde zurücklassen und nie mehr wiedersehen. „Noch steht gar nichts fest", beruhigte ihr Vater sie. „Du weißt, dass Zoe mit achtzehn von Amerika hierhergezogen ist. Sie wollte eigentlich dort bleiben, aber sie musste nach Deutschland, weil man dachte dieser Chowdury würde nie hier nach ihr suchen. Deswegen hatte sich damals auch der FBI um alles gekümmert. Ich treffe mich heute Nachmittag mit einem derer Männer und wir klären das alles, okay?" „Heute Nachmittag?", wunderte sich Tayra. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. „Wie spät haben wir?", fragte sie. Nella schaute auf ihre Armbanduhr: „Halb neun morgens. Theoretisch hättest du jetzt Schule." „Ich habe den Beratungslehrer angerufen, ich habe gesagt, du wärst krank und liegst mit starkem Schnupfen im Bett. Ich finde das ziemlich umständlich, dass ihr keine Klassenlehrer mehr habt."

Tayra nickte und die Tür ging auf. Der Arzt kam herein. „Tut mir Leid aber ich muss jetzt noch ein paar Untersuchungen durchführen, die Besucherzeit ist vorbei." Keith und Nella verabschiedeten sich von Tayra und gingen hinaus.

Steel wollte heute nicht auf Maila warten und ging ihr entgegen. Er klingelte an ihrer Haustür und sie kam heraus. „Was machst du denn hier?", fragte sie etwas verwundert. „Als ich gestern bei Tayra vorbeiging, waren überall schon die Lichter aus. Wollen wir zusammen bei ihr vorbeigehen und mal fragen, warum sie gestern so komisch war?" Zusammen gingen sie zu ihrem Haus. „Schau mal da oben", Maila zeigte auf das Fenster im ersten Stock. „Ist mir gestern gar nicht aufgefallen", antwortete Steel. „Es war zu dunkel. Lass mal schellen." Maila klingelte, aber auch nach dreimal öffnete niemand. Sie griff unter die verschneite Fußmatte und nahm den Schlüssel. Es war immer gut zu wissen, wie man in ein Haus kam. Sie steckte den Schlüssel ins Schloss und wollte aufschließen, doch die Tür war bereits offen. Sie betraten das Haus. Alles sah ziemlich normal aus, außer dass der Teppich ein wenig schief lag. „Nichts außergewöhnliches", sagte Steel. „Außer dass niemand zu Hause ist", fügte Maila hinzu. „Lass uns mal nach oben gehen." Steel nickte, aber warf noch einen Blick in den Papierkorb neben dem Telefon. Er holte den obersten zettel heraus. „Nee, tut mir Leid. Ich kann jetzt nicht.", stand dort mit krakeliger Handschrift geschrieben. „Schau mal Maila. Das hier hatte Tayra gesagt, als ich sie angerufen habe." „Genau dasselbe hat sie zu mir auch gesagt, als ich sie zu mir einladen wollte. Wer hat ihr das denn vorgeschrieben? Das ist nicht Sam's oder die Handschrift ihrer Mutter. Lass uns mal nach oben gehen und schauen, warum das Fenster dort kaputt ist." Zusammen gingen sie die Treppe hoch. Am Ende des Flurs lagen Glasscherben. Sie untersuchten Boden. „Guck mal hier, Maila", er hielt etwas zylinderförmiges in der Hand. „Sieht aus wie eine Patronenhülse", sagte Maila. „Auf dem Boden ist … ist das Blut?" erschrocken schaute sie Steel an. Sie beide dachten dasselbe. „Nehmen wir an, jemand bedroht Tayra, warum auch immer", spekulierte Steel. „Er will sie nach oben bringen, das Telefon schellt. Du rufst an, sie wimmelt dich ab, er schreibt etwas auf, sie sagt es. Natürlich kann es auch eine Täterin sein. Sie gehen hoch, es schellt noch mal, ich bin am Telefon, sie wiederholt das Ganze und legt auf. Sie gehen nach oben. Tayra sieht eine Möglichkeit zu fliehen, hat aber keine Zeit, das Fenster aufzureißen. Sie springt durch das Fenster, der Fremde schießt, sie wird getroffen, aber rennt weg." „Dann muss sie verletzt sein", wurde es Maila bewusst. „Ich habe doch nur geraten. Aber warum würde jemand sie umbringen wollen? Und was ist mit Frau Costner und Tayra's Bruder Sam?" Maila überlegte: „Jemand kommt herein. Oder mehrere. Tayra's Mum und Sam werden von denen mitgenommen. Die wissen nichts von Tayra. Aber unten hängt ein Hausarbeitsplan mit Spülen, und so weiter. Sie sehen das Tayra hier wohnt und einer wartet. Er lauert ihr auf, und alles spielt sich ab, wie du es gesagt hast. Sie muss weggelaufen sein und er hinterher. Ich schließe mal eine Frau als Täter aus, hier liegen ein paar ziemlich kurze Haare." „Natürlich, Sherlock." „Witzig Steel, aber wenn das hier wirklich Tayra's Blut ist, müssen wir die Polizei rufen!" „Das würde ich nicht vorschlagen. Wenn, dann wird Tayra das schon längst gemacht haben. Und wenn sie verletzt war und verfolgt wurde, hätte sie bestimmt irgendwo angeklingelt und-" „Stimmt, du hast Recht! Sie muss zu ihrem Vater gelaufen sein. Lass uns ihn anrufen und nach Tayra fragen."

Mr. Porter? Hallo, hier ist Maila, eine Freundin von Tayra. Sie wissen nicht zufällig, wo sie ist? Weil sie ist nicht zu Hause und na ja, wir, Steel, ein Freund, und ich, waren in dem Haus und…" Maila sah Steel hilfesuchend an. „Tayra ist bei mir zu Hause. Sie hat sich erkältet und ihre Mutter und Sam sind auch hier, sie haben bei mir übernachtet, weil bei ihnen die Heizung ausgefallen ist." „Aber oben ist ein Fenster kaputt und da liegt-" „Mach dir mal keine Sorgen Maila. Müsstest du nicht eigentlich in der Schule sein?" „Er hat aufgelegt", sagte Maila, „hast du mitgehört?" „Der war auf Lautsprecher, natürlich. Der hat komisch geklungen. Lass uns mal nachschauen ob die Heizung wirklich ausgefallen ist. Und dann gehen wir zur Schule. Es ist schon kurz nach acht." Zusammen gingen sie in den Keller, wo die Zentralheizung stand. Auf der Anzeige war sechs Uhr eingestellt und es war auch einigermaßen warm im Haus, außer im Flur der ersten Etage. „Wieso hat er wegen der Heizung gelogen?", fragte Maila. „Weil Tayra bei ihm ist, ihre Mutter und ihr Bruder aber nicht, " mutmaßte Steel. Maila sah ihn an. „War nur ein Lösungsvorschlag. Komm jetzt. Noch können wir die Ausrede „Mein Wecker hat nicht geschellt" benutzen."

Der Schulalltag ging quälend langsam vorüber. Tayra war wie erwartet nicht in der Schule und Maila erinnerte sich jede Minute daran, dass ihre Tischnachbarin in Physik, Chemie und Mathe fehlte. Steel hatte auch Niederländisch gewählt und daher eine Stunde mehr Unterricht als Maila, die schon nach der sechsten frei hatte. Um zwei Uhr war Maila zu Hause und setzte sich an die langweiligen Hausaufgaben. „Zeichnen sie L- und D-Alanin in der Fischerprojektion und geben sie die stereochemische Konfiguration nach CIP-Nomenklatur", murmelte Maila. Natürlich, es gibt ja nichts einfacheres, dachte sie sich und blätterte ihr Buch auf. Danach musste sie nur noch Mathe machen, jetzt wiederholten sie gerade Sinus- und Cosinusfunktionen. Sie las vor: „Zeichnen sie die Funktion von y = 6 * sin(3 πx + 3) – 7 und die dazu gehörende Cosinusfunktion." Ebenfalls klar, dachte sie und stellte ihren Taschenrechner aufs Bogenmaß um. Da schellte das Telefon. Steel. Sie nahm den Hörer ab: „Hi Steel." „Hallo. Hast du Zeit? „Muss nur noch Mathe machen. Wollen wir Herrn Porter einen Besuch abstatten?" „Oder wir versetzen uns in Tayra's Lage, wenn sich alles so abgespielt hat, wie wir es am wenigsten erhoffen." „Gute Idee." „Oh, und apropos, hast du Chemie schon gemacht?" „Google einfach mal Alanin und CIP-Nomenklatur und du findest das, und wenn nicht, du hast ja noch das Chemiebuch. Ich bin in zwanzig Minuten bei dir."

Stellen wir uns mal vor, du springst aus diesem Fenster hier. Da oben ist ein Typ, der dich umlegen möchte, was tust du?" „Laut schreien und davon rennen?", schlug Maila vor. „In welche Richtung denn?" Maila drehte sich mit dem Rücken zum Haus. „Nach rechts. Links kann er mich gut treffen, auf der Straße. Das erregt dann zwar Aufmerksamkeit, aber vorher ist der weg." Maila ging nach rechts und stand vor den weißen Feldern. „Ich renne über die Felder, alle Häuser hier haben einen guten Blick darauf. Er kann mir erst im Wald etwas tun. Im Wald kann er mich aber aus den Augen verlieren." Zusammen gingen sie über die mit Schnee bedeckten Felder auf den Wald zu. Im Wald lag wie schon am Vortag wenig Schnee und sie hinterließen keine zurückverfolgbaren Fußspuren. Sie kamen zum kleinen Abhang, den sie gemeinsam hinunterkletterten. „Schau mal hier", rief Steel Maila zu sich. „Ist das…etwa Blut?", fragte Maila entsetzt. „Sieht so aus", antwortete Steel. „Und das hier gehört zu ihrer Jacke." Er nahm ein paar Stoffasern in die Hand. „Wir sind richtig gute Detektive", sagte er. „Ich glaube, wir lesen einfach zu viele Bücher", erwiderte Maila und drehte sich um, um wieder hinauf zu steigen. Schweigend liefen sie zur Stadt zurück. Sie kletterten unter den Zaun: „Was meinst du, wo Maila jetzt ist?", fragte Maila traurig und das Schlimmste befürchtend Steel. „Hast du gestern Nachmittag irgendetwas gehört, wie ein Schuss, oder so?", fragte Steel ohne auf Maila's Frage einzugehen, weil er einfach Angst hatte, dass die Wahrheit unerträglich für ihn wäre. „Vielleicht hat der Angreifer einen Schalldampfer oder so was benutzt." „Ich glaube", antwortete Steel, „wir schauen wirklich zu viele Filme." Kopfschüttelnd gingen sie beide zu Maila nach Hause.

Ich würde mich sehr über Reviews freuen...und im nächsten Kapitel fängt die eigentliche Story an, also wenn ihr euch entweder bis hier hin gequält oder hierhin runtergescrollt habt, würde ich das zweite Kapitel als Aufmunterung empfehlen.

Für Leser, die jetzt total gelangsweilt sind (so wie ich), empfehle ich bei Kapitel 4 einzusteigen, da dort der zweite Hauptcharakter, Theresa, eingeführt wird.