Es wäre gut, wenn man die Geschichte "Ein Service besonderer Art" zuvor liest.


Sara vergessen

Las Vegas


Frustriert legte Grissom den Hörer auf. Er hatte nicht gelogen als er Catherine gesagt hatte, dass er nicht wusste wo Sara war. Leider nicht zum ersten Mal seit sie sich kannten. Und irgendwie war es beide Male seine Schuld.
Aber Grissom konnte sich auch daran erinnern, dass sie ihm versprochen nie wieder so zu handeln. Auf der anderen Seite hatte er ihr ja auch versprochen sie nie mehr allein zu lassen.
Beide hatten sich nicht daran gehalten.

Las Vegas - ein paar Wochen zuvor


Sie nahm ihre Tasche und schaute sich noch einmal um. So hatte sie sich ihren Abschied aus Las Vegas nicht vorgestellt.
Nein, in ihrer Phantasie hatte sie sich mit Grissom auf den Fußboden sitzend gesehen und sie hatten die Umzugskisten mit ihren gemeinsamen Sachen gefüllt. Nur mit den gemeinsamen Dingen, denn sie wollten einen Neuanfang machen. Darüber hatte Grissom früher oft gesprochen. Nach Jims Krankenhausaufenthalt und nach ihrer eigenen Entführung. Aber damals hatte sie nicht gewollt, dass er alles für sie aufgab. Sie hatte ihn gebeten, abzuwarten und später zu entscheiden.
Warum es dieses Später nie gegeben hatte? Sie wusste es wirklich nicht. Es hatte damit begonnen, dass sie nicht mehr mit Grissom arbeiten konnte. Er hatte nicht gekämpft, sondern die Entscheidung akzeptiert und einfach weitergemacht. Mit seinem Leben. Und sie blieb zurück.
Sara verstand nicht wie in so kurzer Zeit alles verschwand was sie sich erkämpft und aufgebaut hatten? Es war einfach nicht fair und so hatte sie schließlich gehandelt - nicht fair zu Grissom und ihren Kollegen.
Nicht einmal fair zu sich selbst, denn sie erlaubte es sich nicht Hilfe anzunehmen, sich jemanden zu öffnen oder sich trösten zu lassen.
Sollte sie wirklich gehen?
Ihn verlassen?
Sara stellte ihre Tasche ab und dachte darüber nach wie es beim letzten Mal geendet hatte.

San Francisco - Viele Jahre zuvor


„Sidle, hör auf durch die Gegend zu tigern. Du hast noch viel Zeit."
Lisa schüttelte den Kopf. Nach einem Jahr schien ihre Freundin noch immer verrückt nach diesem Mann zu sein.
„Du verstehst das nicht. Ich will ihn überraschen."
Das verstand Lisa sehr wohl. Aber das war auch das Problem. Sie hatte versucht mit Sara darüber zu reden und heute hatte sie wohl die letzte Möglichkeit mit Sara darüber zu reden. Schließlich kannte sie die Männer und irgendwas kam ihr merkwürdig vor.
„Ich versteh nicht warum er dich nicht eingeladen hat. Die Konferenz dauert 3 Tage plus Wochenende. Soviel Zeit hattet ihr noch nie. Er sollte keine Sekunde gezögert haben."
Sara schüttelte den Kopf.
„Du kennst Grissom nicht so gut wie ich. Wenn er arbeitet, denn denkt er an nichts anderes. Er will nicht, dass ich umsonst auf ihn warte. Aber wenn ich da bin, dann freut er sich bestimmt."
Lisa gab sich nicht geschlagen.
„Wie lange habt Ihr euch nicht gesehen?"
„Seit 2 Monaten."
„Findest du nicht auch, dass das ungewöhnlich ist? Die Abstände zwischen euren Treffen werden immer größer."
„Was willst du damit sagen?"
Langsam wurde Sara wütend auf Lisa. Seit Tagen machte sie diese Andeutungen. Nur subtil. Aber heute war sie direkt geworden und Sara musste darauf antworten.
„Du weißt nicht was ich sagen will?", fragte Lisa sarkastisch.
„Grissom ist nicht so."
„Wirklich ? Was weißt du über sein Leben in Las Vegas? Du durftest ihn noch nie besuchen."
Sara versuchte die kleine Stimme in ihrem Kopf zu unterdrücken. Es war ein tolles Jahr mit Grissom gewesen.
Voller Leidenschaft as das körperliche anging. Es wurde nie langweilig zwischen ihnen, eher das Gegenteil. Sie testeten die Grenzen des anderen, probierten immer neue Dinge aus. Noch nie hatte jemand ihren Körper und ihre Bedürfnisse so gut gekannt wie Grissom. Aber auch intellektuell stimulierte er sie.
Sie besuchten Ausstellungen, gingen ins Theater oder nahmen an öffentlichen Vorlesungen teil.
Fast alle ihrer Bekannten hatte Grissom getroffen, aber nie lernte sie einen seiner Freunde oder Kollegen kennen. Immer wenn sie danach fragte, dann winkte er ab.
„Du verpasst nicht viel. Ich arbeite sehr viel in Las Vegas."
Sie hatten fast einen Streit als sie einmal nach Las Vegas kommen wollte. Schließlich lenkte sie ein und lies ihren Plan fallen.
Lisa's Sticheleien trafen sie tief. Aber sie glaubte an Grissom und ihre Beziehung.

Xxx

Diesmal ging es für Dr. Gil Grissom dienstlich in San Francisco und Sara stand nicht auf seinem Terminplan. Er hätte sicher Zeit für sie gehabt, aber er ging ihr bewusst aus dem Weg. Er fühlte sich mies.
Seine Gefühle für Sara hatten sich nicht geändert. Nein, sie waren eher stärker geworden. Das konnte er sich inzwischen eingestehen. Aber waren sie stark genug?
Diese Reisen nach San Francisco zerrten an seiner Kraft und seinen Nerven. Seine Kollegen fragten was ihn in diese Stadt trieb und im Labor kursierten die wildesten Gerüchte. Anfangs ging er darüber hinweg. Aber dann hatte es Brass geschafft und er erzählte von Sara. Obwohl er ein guter Freund war oder vielleicht deshalb versuchte er mehr zu erfahren. Leider hatte Brass schon zu viel erlebt und gesehen, er glaubte nicht mehr an die Liebe und die Frauen. Wollte Grissom wirklich sein Leben in Las Vegas auf Eis legen während diese Sara ihr Leben genoss. Bestimmt nicht, oder ?
Schließlich fand sich Grissom ein einem Nachtclub wieder. Eines führte zum anderen und so landete er im Bett einer wunderschönen dunkelhaarigen Frau. Nenn mich Heather, sagte sie zu ihm als er nach ihrem Namen fragte.
Er blieb nicht einmal die ganze Nacht, so groß war sein schlechtes Gewissen. Wie sollte er Sara je wieder vor die Augen treten? Sie würde sofort wissen was passiert war. Das konnte und wollte er ihr nicht antun. Er Schmerz, denn er fühlte, war nichts gegen den er Sara zufügen würde.
Er schaute auf die Uhr. Sein Flug ging in 2 Stunden. Dann war er in der Stadt, in der sie lebte und die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich über den Weg laufen würden, war groß.

Xxx

Sara stand am Flughafen und sah sich um. Grissoms Fugzeug war pünktlich gelandet und sie fragte sich, ob er sich über ihr Erscheinen freuen würde. Bestimmt. Sie hatte ihre Beziehungen spielen lassen und so die Flugdaten erfahren. Warum Grissom sie nicht angerufen hatte, darüber wollte sie nicht nachdenken.
Endlich – da kam er. Sara war immer wieder überrascht welche Wirkung er auf sie hatte. Er war so attraktiv, so selbstbewusst. Sicher war sie nicht die einzige Frau, die so dachte.
Grissom spürte, dass er beobachtet wurde. Vorsichtig sah er sich um und schließlich erblickte er sie. Sara und sie lächelte ihn an als wenn nichts passiert war. Für sie war es ja auch wie immer.
Sie lief schnell auf ihn zu und stand dann schließlich vor ihm. Sonst hatte er sie sofort in die Arme genommen. Diesmal zögerte er.
Sara wunderte sich. Er schien sich nicht zu freuen. Ihr Lächeln verschwand. Verdammt. Lisa hatte Recht gehabt, es war eine dumme Idee gewesen.
Grissom hatte sich inzwischen gefangen. Er stellte seine Tasche ab und zog Sara an sich.
„Hi, das ist ja eine Überraschung."
Sara konnte nichts sagen. Sie hatte ein ganz dummes Gefühl.
„Eine gute oder schlechte?", fragte sie endlich.
„Eine gute."
Sie lösten sich von einander.
„Ich habe nur nicht genug Zeit für dich. Mein erster Termin ist in einer Stunde."
Er sah auf die Uhr. Er musste sich beeilen.
Sara nickte wissend. Langsam gingen sie zum Ausgang.
„Ich habe mir Lisas Auto geborgt."
Die Fahrt verlief relativ normal. Sie tauschten ein paar Allgemeinplätze aus und dann waren sie schon da.
Grissom stieg aus dem Auto.
„Sara, ich weiß nicht wann ich Zeit habe."
„Ich verstehe. Gris, du hast doch etwas. Bitte sag es mir. Habe ich etwas falsch gemacht?"
„Nein."
Er schüttelte den Kopf. Das betrog er sie und sie suchte die Schuld bei sich.
Er musste unbedingt mir ihr reden. Aber wann ?
„Kann ich heute Abend vorbei kommen? Dann können wir reden?"
„Ich bin da."
„Gut. Aber es kann spät werden."
„Kein Problem. Ich warte auf ich."
Grissom drehte sich um und ging auf das Gebäude zog. Er fühlte Saras Blicke, drehte sich um, ging zurück und nahm sie in den Arm. So wie er es immer machte. Dann küsste er sich. Richtig und flüsterte ihr dann ins Ohr.
„Alles wird gut."

Xxx

Las Vegas - Gegenwart


Damals hatte sie ihm geglaubt. Und nichts war gut geworden. Sie nahm ihre Tasche und verlies das Schlafzimmer.