HARRY POTTER – VAMPIRJÄGER
1. Prolog/ Todesengel
Aufrecht durchschritt die dunkle Gestalt die Strassen von London, während der Regen prasselnd und unaufhaltsam, seinen Weg auf die Erde suchte.
Die Schritte hallten laut und dennoch gedämpft auf dem Asphalt und kündigten unheilvoll, eine Bedrohung an.
Kurz blieb die Person stehen, kniete sich hin, um am Boden etwas zu berühren. Eine Flüssigkeit, dunkelrot, fast schwarz.
Blut.
Er konnte es förmlich riechen.
Die Gestalt grinste hämisch.
Hatte er ihn doch erwischt.
Er erhob sich wieder und zog eine Waffe hervor, lud sie und hielt sie mit beiden Händen fest. Sein Opfer war nahe, sehr nahe. Er spürte es, konnte es fast körperlich fühlen.
Freudig rauschte sein eigenes Blut durch die Adern, während das Herz ungeduldig gegen seinen Brustkorb hämmerte.
Er ging weiter, immer darauf bedacht, jedes Geräusch sofort zu registrieren, jede noch so kleine Bewegung aufzunehmen.
Und dann hörte er es. Sehr leise, für einen Menschen fast unmöglich, doch er bemerkte es.
Sein Grinsen wurde größer.
Wieder verharrte er, schloss die Augen, tastete mit seinen Sinnen die Umgebung ab… dann hatte er es… sein Opfer…
Dieses Mal würde es nicht entkommen, dafür würde er sorgen.
„Komm raus, komm raus, wo immer du bist.", schallte seine Stimme durch den Hinterhof, wurde von den Wänden zurückgeworfen. Sie klang kalt, lauernd, für das, was nun kommen mochte, bereit.
Er drehte sich einmal um die eigene Achse und huschte mit den Augen über die Feuerleiter, zu den überfühlten Mülltonnen, deren Abfall sich schon auf dem Boden verteilte. Dunst stieg von dem Müll auf und gab der Nacht noch einen weiteren, unheimlichen Touch.
Er lächelte hämisch.
Dann plötzlich flog etwas über ihn hinweg. Trotzdem bewegte er sich nicht.
Noch war es nicht so weit.
„Du kannst dich nicht verstecken… nicht vor mir.", hauchte er und atmete die verdreckte Luft, die nach Abgasen und Kot roch, tief in seine Lungen ein.
Ja, dies war seine Welt, sein Schicksal, das er selbst gewählt hatte…
Und sein Job.
Langsam drehte er sich um und musterte mit starrem Blick das Wesen, das ihm nur wenige Meter entfernt, gegenüber stand. Es zischelte ihn an und zeigte so die langen Eckzähne.
„Hab ich dich!"
Mit diesen Worten hob er seine Waffe und schoss zielsicher auf sein Opfer, das gackernd zur Seite sprang und wieder in der Dunkelheit verschwand.
Nun, er hatte schließlich nichts gegen ein kleines Spielchen.
Um so besser, einfach abzuknallen wäre auch zu langweilig gewesen.
Außerdem begann die Nacht erst.
Er schlenderte weiter in den Hinterhof hinein und lehnte sich dann lässig gegen die Wand. Seine eine Hand vergrub er in seinem schwarzen, langen Mantel, während die andere weiter die Knarre hielt.
Ein Seufzen kam über seine Lippen und seine Augen wanderten zum Vollmond.
Er liebte den Vollmond. Er verstärkte seine psychischen Kräfte, schärfte seine fünf Sinne ins Unermessliche.
Die Minuten vergingen, doch er hatte Geduld, viel Geduld.
Er hatte es gelernt, ohne wäre er aufgeschmissen, doch er wusste, dass sein Opfer nicht verschwinden würde.
Es war verletzt, seine Kraft würde nicht mehr reichen, vor ihm zu fliehen.
Deshalb brauchte es etwas, was nur er geben konnte.
Sein Blut.
Seinen Lebenssaft.
Die Nahrung des Opfers.
„Komm raus, komm raus, wo immer du bist.", rief er wieder, doch dieses Mal leiser, flüsternd.
Und wirklich, das Wesen sprang von oben auf ihn herab.
Doch er war schneller.
Er sprang zur Seite und krallte seine Finger in die fettigen und verknoteten, schwarzen Haare seines Opfers, drückte es mit fast übermenschlicher Kraft auf die Knie.
Langsam führte er seine Waffe an die Stirn des Wesens, doch dieses lachte nur hohl und kratzig auf.
„Glaubst du wirklich, mit einfachen Bleikugeln kannst du mich töten?"
Er grinste arrogant.
„Aber es sind keine Bleikugeln. Auch wenn ich eine Mugglewaffe benutze, heißt das noch lange nicht, dass auch alles daran von Muggeln stammt."
Erkenntnis loderte in den wässrigblauen Augen seines Opfers auf.
„D-du b-bist-"
„Ja, genau, der bin ich! Der Alptraum von euch Kreaturen, ein Vampirjäger, ein Todesengel."
Mit diesen Worten drückte er ab.
Die Kugel bohrte sich unaufhaltsam in das Gehirn des Vampirs, der panisch aufschrie.
Seine Augen rollten nach innen, wodurch nur noch das Weiße hervortrat.
Plötzlich explodierte der Kopf und nur ein strahlendhelles Licht, das dem Sonnenlicht ähnelte, umhüllte den Rest des Körpers, der nun in lodernden Flammen aufging und als Häufchen Asche sein Ende fand.
Er stöhnte auf und wandte den Überresten seinen Rücken zu und verließ mit kalten Augen, die einst mit viel Humor und Freundlichkeit gefüllt waren, den Hinterhof.
Abwesend streichelte er sich durch die schwarzen, wirren Haare, die ihm immer noch stur vom Kopf abstanden.
„Hast du es also wieder mal geschafft.", sprach plötzlich ein Mann um die 25 Jahre, der sich nun zu ihm gesellte und neben ihm her ging.
„Sicher, was erwartest du?"
„Nur das Beste, Kleiner.", schmunzelte der blonde Mann mit den braunen Augen schelmisch und klopfte freundschaftlich dem Schwarzhaarigen auf die Schulter.
„Doch ich frage mich immer wieder, wie man dabei so gefühlskalt sein kann."
„Nun, Crow, das ist mein Job. Seit einem Jahr tue ich nichts anderes und in diesem Jahr habe ich gelernt, das Gefühle nur hinderlich sind. Ich finde Vampire und töte sie und dabei ist egal, aus welcher Familie sie stammen, welches Geschlecht, oder welche Nationalität sie angehören."
„Doch wie sieht es mit Freunden aus? Menschen, die du liebtest?", harkte der Blonde weiter nach.
„Ich vernichte sie… ohne mit der Wimper zu zucken. John Crow, den Jungen, der vor einem Jahr die Hogwartsschule beendet hat, gibt es nicht mehr.", erklärte er und verschwand danach in der Dunkelheit der Nacht und ließ Crow zurück, der nur schief lächelte.
„Und ob. Irgendwo, unter diesen Schalen von Kälte und Gleichgültigkeit, steckt dieser Junge. Und ich werde ihn wieder zu Gesicht bekommen.
Harry Potter, du kannst dir etwas vorspielen, doch nicht mir."
