Disclaimer: Das Original dieser autorisierten Übersetzung
heißt „First Name Basis" und stammt von vanityfair.
Wie
üblich gehören mir also weder Plot noch Charaktere.
Ebenfalls wie üblich gilt das auch für alle folgenden
Kapitel.
Kapitel 1
Ms Granger
„Wir haben hier in Hogwarts eine Tradition", hatte Dumbledore den Siebtkläßlern an diesem Morgen mitgeteilt. „Nach dem Abschiedsessen stellen sich die Schüler, die uns zum letzten Mal verlassen, in einer Reihe auf, schütteln ihren Lehrern die Hand und nennen sie beim Vornamen. Das steht symbolisch für Ihren Übergang von Schüler zu Gleichberechtigtem, von Kind zu Erwachsenem. Ich hoffe, daß Sie diese Erfahrung als etwas Besonderes sehen werden."
Hermine war bei dieser Ankündigung zurückgescheut. Es gefiel ihr nicht, daran erinnert zu werden, daß sie bald den einen Ort verlassen mußte, an dem sie sich wohl und sicher fühlte. Hogwarts war eine Zufluchtsstätte, nicht nur wegen des Krieges zwischen Gut und Böse, der außerhalb dieser Mauern tobte, sondern auch weil sie hier ein Ziel hatte und sich zugehörig fühlte.
Die meisten ihrer Mitschüler konnten es kaum erwarten, die Einengungen der Schule abzuschütteln, aber draußen in der wirklichen Welt gab es keine Bibliothek voller Bücher zu lesen, keine Aufsätze zu schreiben und neu zu schreiben, bis die perfekte Formulierung gefunden war, keine Lehrer, die bereit waren, die neuesten Theorien mit ihr zu diskutieren.
Ihre Lehrer beim Vornamen zu nennen, zwang sie nur zu akzeptieren, daß sie keine Schülerin mehr sein würde. Sie wußte nicht einmal, ob sie irgend etwas anderes konnte. Gab es Jobs, bei denen man Aufsätze über unklare Punkte der Arithmantik schrieb? Sie glaubte es nicht, aber falls es welche gab, wurden sie wahrscheinlich nicht gut bezahlt.
Professor McGonagall, oder war das jetzt „Minerva", hatte ihr in ihren Berufsberatungs-Sitzungen gesagt, sie könnte „alles tun". Hermine hatte das für das bislang nutzloseste Gelaber von allem gehalten. Sie wußte, daß es ein Kompliment und eine Ermutigung sein sollte, aber „alles" konnte „alles mögliche" bedeuten, und wie sollte sie wählen? Von den meisten Möglichkeiten, die ihr offenstanden, wußte sie nicht einmal.
Außerdem würde es unangenehm sein, plötzlich von „Professor" oder „Sir" zum Vornamen zu wechseln. Das implizierte einen gewissen Grad an Vertrautheit, der ihnen aufgezwungen werden würde. Sie fragte sich einen Moment, ob es den Lehrern auch so ging. War das wieder eine hirnverbrannte Idee des Direktors?
Auf der anderen Seite, die meisten ihrer Lehrer nannten sie bereits Hermine, also würde es für sie keine so große Umstellung sein. Der einzige, der sich geweigert hatte, war Professor Snape. „Ms Granger" - In ihren sieben Schuljahren hatte er sie nie anders genannt, außer wenn man die Gelegenheiten mitzählte, wenn er sie beleidigt hatte, indem er sie eine Besserwisserin genannt hatte.
Und jetzt würde sie ihn in weniger als zwei Wochen „Severus" nennen müssen. Diese Aussicht gefiel ihr nicht. Sie hatte natürlich am Grimmauld-Platz gehört, wie andere ihn so nannten, aber für sie, so dachte sie, würde er immer Professor Snape sein. Seine achtunggebietende Gestalt und sein permanent finsterer Blick verlangten Respekt. Wie oft hatte sie Harry erinnert, ihn „Professor" zu nennen, und nun wurde ihnen gesagt - nein, sie wurden dazu ermutigt - all das zu vergessen und ihn mit Vornamen anzusprechen.
Ihr war klar, daß sie sich deswegen verrückt machte, aber so war sie eben. Sie hatte genug davon, sich mit den UTZs zu belasten, damit hatte sie die zwei Jahre seit den ZAGs verbracht. Das hier bot ihr immerhin Futter, das nichts mit Prüfungen oder Voldemort zu tun hatte.
Und was, wenn...? Nein, sicher nicht. Sie neigte dazu zu reden, wenn sie es besser nicht tun sollte, oder mehr als nötig, aber sogar sie hatte soviel Verstand, nicht... Verflucht seien Lavender und Parvati und ihre dämlichen Spiele.
Im vergangenen Jahr hatten sie begonnen, ein dummes Spiel zu spielen, bei dem Jungennamen ausgewählt wurden, und dann wurde einem nach einer komplexen, magischen Formel (einer, die Hermine noch nicht durchschaut hatte, trotz ihres Interesses an Arithmantik) gesagt, wen man heiraten würde, wo man wohnen und wie viele Kinder man haben würde. Das kam zweifellos von diesem Insekt Trelawny, aber in einem Augenblick der Schwäche hatten die beiden sie dazu gezwungen.
„Ok, jetzt such sechs Jungs aus", hatten sie ihr gesagt.
„Sechs!"
„Na ja, Ron und Harry natürlich, also noch vier mehr", sagte Parvati.
„Warum sucht ihr nicht für mich aus." Das war natürlich ihr fataler Fehler gewesen.
„Ooh, ok, na gut, schreib Neville auf", sagte Lavender zu Parvati.
„Und Dean", fügte Parvati hinzu, während ihre Feder wild kratzte und Hermine gelangweilt zusah und wünschte, Madame Pince wäre nicht krank geworden.
„Ok, aber wir brauchen ein paar Leute außerhalb von Gryffindor... wie wär's mit Malfoy?"
Hermine blickte äußerst finster drein, aber das schien Parvati nur zu bestärken, als sie Dracos Namen genüßlich niederschrieb. Hermine erkannte plötzlich, warum die meisten ihrer engen Freunde männlich waren.
„Oh! Und wir brauchen einen Lehrer!" sagte Lavender, die immer aufgeregter wurde.
„Wieso?" fragte Hermine verwirrt.
„Ich würde sagen, das ist offensichtlich. Ein intelligentes Mädchen wie du braucht jemanden, der sich mit ihrem Intellekt messen kann. Also, mal sehen..."
„Das ist ja wohl kaum fair", protestierte Hermine. „Die meisten der männlichen Lehrer sind antik, und Binns ist sogar tot!"
„Hmm, du hast recht", sagte Parvati, und für einen kurzen, strahlenden, wunderschönen Moment hatte Hermine gedacht, daß sie der Peinlichkeit entgangen war, womöglich mit Dumbledore oder Flitwick verkuppelt zu werden.
„Was ist mit Snape?" fiel Lavender ein. Hermines Gesicht verzog sich zu einem Ausdruck von Mißfallen.
Es war noch schlimmer geworden, als das Paar sie nach zehn Minuten Rechnen informiert hatte, daß ihr Zukünftiger tatsächlich Professor Snape war und sie anscheinend mit vier Kindern in einer Hütte leben würden.
Als würde sich der Zaubertränkemeister je dazu herablassen, in einer Hütte zu wohnen. Sie ging davon aus, daß er einen anspruchsvolleren Geschmack hatte. Und er haßte Kinder! Das wurde täglich offensichtlich. Von alldem abgesehen würde sie ihn gar nicht erst heiraten, obwohl das vielleicht ihre erste Beteuerung hätte sein sollen.
„Du solltest dich besser daran gewöhnen, ihn Severus zu nennen. Es wäre merkwürdig, wenn du brüllen würdest, „Professor Snape" solle den Müll rausbringen oder die Kinder ins Bett bringen, nicht?" hatte Lavender mit einem fiesen Lachen gesagt.
„Nicht Severus... sondern Sevie", hatte Parvati entgegnet. Sie hatten so sehr gelacht, daß sie von Hermines Bett gefallen waren, was gut war, denn sie war ohnehin kurz davor gewesen, sie runterzuschubsen.
„Das ist ein bescheuertes Spiel", hatte sie gesagt, bevor sie auf der Suche nach besserer Gesellschaft aus dem Zimmer gestürmt war.
Aber der Name war bei ihr haftengeblieben. Wenn er im Zaubertränke-Unterricht an ihrem Pult vorbeikam und mit seiner übergroßen Nase nach Fehlern schnüffelte, konnte sie nicht anders, als zu lächeln bei dem Gedanken, sie - oder überhaupt irgendwer - könnte ihn Sevie nennen. Wenn er sie beleidigte, bis ihr Tränen in den Augen standen, hielt sie sie zurück, indem sie sich vorstellte, wie sie eine ebenso sarkastische Erwiderung gab und ihn zur Krönung Sevie nannte. Es war ihr eigener, kleiner Privatwitz, der ihn irgendwie menschlicher erscheinen ließ.
Nur mußte sie ihm jetzt ins Gesicht sehen, wenn sie ihn beim Vornamen nannte. Was, wenn sie sich versprach und ihr der Spitzname, den sie jetzt schon seit Monaten verwendete, herausrutschte?
Das durfte sie nicht geschehen lassen.
Anmerkung: Normalerweise mag ich die Konstellation Hermine/Snape überhaupt nicht, aber für das hier mach ich mal eine Ausnahme, es ist nämlich wirklich lustig. ;)
