,,Lass mich los, du ekeliger Mistkerl!'', erklang die energische Stimme einer jungen Frau.
Der Joker war, nachdem er das neue Bankgebäude, in die Luft gesprengt hatte, ein wenig durch die Straßen spaziert und beobachtete nun amüsiert, die Szene die sich vor ihm in der Gasse abspielte.
Das Mädchen, das sich so lautstark verteidigt hatte, war im Vergleich zu den bulligen Kerlen die sie bedrohten, winzig. Sie würde ihm, wenn sie sich auf ihre Zehenspitzen stellen würde, gerade einmal bis zu seiner Brust reichen.
Und obwohl sie so zierlich war und keine Chance gegen dieser Männer hatte, trat sie ihnen dennoch mutig entgegen. Und Jokers Interesse war geweckt.
,,Du hast ein ganz schön vorlautes Mundwerk, Kleines. Aber keine Sorge, wir mögen widerspenstige Frauen, nicht wahr Jungs?'', erwiderte der vermeintliche Anführer der Bande, während er ihr Kinn mit seinem Finger anhob und sie begutachtete. ,,Hm, du bist wirklich eine Schönheit, ich denke wir werden viel Spaß haben.'' Und als er mit seinem Daumen über ihre Lippen strich, biss sie ihn, mit aller Kraft die ihr kleiner Körper aufbringen konnte.
,,Das wird dir noch Leid tun, du kleines Miststück!'', sagte der Mann und begutachtete wütend seinen verletzten Finger. ,,Eigentlich wollte ich nett sein, aber anscheinend, ist es dir anders lieber'', fuhr er fort und die Männer begannen ihren Kreis, den sie um sie herum gebildet hatten, langsam zu schließen.
Doch bevor, er seine Drohungen in die Tat umsetzen konnte, beschloss der Joker, aus einer Laune heraus, in das Geschehen einzugreifen.
Und während er sich ihnen näherte, stieß er sein charakteristisches verrücktes Lachen aus.
,,Verpiss dich du Freak, wir sind beschäftigt'', erklang die Stimme eines der Männer.
Und als sie sich umwandten um zu sehen, wer sie bei ihrem nächtlichen Vergnügen störte, trat in jedes ihrer Gesichter blankes Entsetzen.
,,Scheiße, seht ihr was ich sehe? Kommt wir hauen ab! Ich will den nächsten Tag noch erleben.''
Und so schnell sie gekommen waren, waren sie auch wieder verschwunden.
Jetzt, im Licht der Straßenlaterne konnte der Joker, die junge Frau in Ruhe betrachten. Und obwohl er sich für solche Dinge nicht wirklich interessierte, konnte auch er nicht bestreiten, dass sie außerordentlich hübsch war. Keine klassische Schönheit, doch wie so da stand, fühlte er sich unwillkürlich an ein neugieriges Rehkitz erinnert. Irgendetwas an ihr, weckte sein Interesse.
Vielleicht, war es auch nur die Tatsache, dass sie völlig ungerührt auf seine Bedrohung reagiert hatte. Furcht, Panik oder Entsetzen, diese Reaktionen hatte er schon oft gesehen und sie waren ihm vertraut. Doch diese völlige Teilnahmslosigkeit, im Angesicht seiner Erscheinung, war ihm völlig neu. Und er verspürte, den unbändigen Drang herauszufinden, welche Reaktionen er ihr entlocken könnte.
Also schritt er bedrohlich langsam auf sie zu, während er sein Messer aus der Tasche zog und es zwischen seinen Fingern gleiten ließ.
,,Sag mal, Kleine. Willst du wissen, woher diese Narben stammen?'', fragte er mit seiner bedrohlichen, tiefen Stimme während er mit seinem Messer auf seinen Mund deutete.
Aber auch im Angesicht seiner Narben, blieb sie ruhig und schreckte nicht zurück.
,,Vielleicht später, aber dürfte ich sie vorher berühren?'', erwiderte sie höflich und streckte suchend, ihre Hand nach ihm aus.
Zu behaupten, dass der Joker über diese Frage überrascht war, wäre gänzlich untertrieben gewesen.
Zum ersten Mal, seit sehr langer Zeit wusste er nicht, wie er reagieren sollte.
Das gefiel ihm, ganz und gar nicht.
Dennoch entschloss er sich, wie so oft, dazu seinem ersten Impuls zu Folgen und ihr, ihren außergewöhnlichen Wunsch zu erfüllen.
,,Warum nicht'', sagte er.
Und anhand des Klanges seiner Stimme, konnte sie erahnen, dass er über ihre Reaktion überrascht, wenn nicht sogar ein wenig enttäuscht war.
Und als er näher trat, damit sie ihn berühren konnte, erkannte er den Grund, für ihre selbstmörderische Kühnheit.
Sie war blind.
