Disclaimer: Das Übliche. Alles gehört JKR, ich spiele nur damit. Hach, Sev!
Pairing: Nicht wirklich. SS/RL, mild slash angedeutet, aber nichts offensichtliches. Und nicht zwischen den beiden. Out-of-cannon/character, don't like, don't read.
Rating: Hoch, wie immer.
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Es war noch einige Tage bis zum nächsten Vollmond, aber Remus fühlte bereits die Gewalt der kommenden Nächte in seinen Knochen. Vorsichtig nahm er seinen Platz neben Sirius am großen Tisch ein, bemüht, keine Mine zu verziehen. Es war Sommer, und ein langer, heißer Sommer dazu. Ohne die Schüler lag das Schloss geradezu verlassen da, ein viel zu großes Gebäude mit seinen unzähligen Korridoren, in dennen die Hitze sich staute. Viele Lehrer waren verreist, verstreut über sämtliche Erdteile. Nur die Hauslehrer, Remus und Sirius und natürlich Albus Dumbledore waren noch in Hogwarts und genoßen die Freiheit des Sommers, ohne Verpflichtungen oder Pläne. Dennoch hing die Bedrohung durch Voldemort wie eine ferne Gewitterwolke in der Luft - eine bedrohliche Erscheinung, von der man aber nicht genau sagen konnte, ob sie jemals ausbrechen, oder nur harmlos am Horizont vorüberziehen würde. Die Tage waren für Sirius und Remus mit endlosen Spaziergängen und Badeausflügen, langen Festmahlen und ausführlichen Gesprächen gefüllt. Sirius genoß jeden einzelnen Moment, den er in seiner menschlichen Form verbringen konnte in vollen Zügen. Das neue Schuljahr würde erst in einigen Wochen beginnen, und noch machte sich keiner allzuviele Sorgen über die Stundenpläne und Schlafraumeinteilungen.
"Remus, was ist?" Sirius wand sich ihm zu, und blickte seinen engsten Freund besorgt an. Die Sonne hatte ihm gut getan, dachte Remus. Tatsächlich sah Sirius viel erholter aus als je zuvor. Er hatte einiges an Gewicht zugelegt und unter der strahlenden Augustsonne war sein bleiches Aussehen einem gesunden Bronzeschimmer gewichen. "Ich weiß nicht recht. Seit dem letzten Vollmond schmerzen meine Knochen fürchterlich, als ob irgendetwas schief gelaufen wäre." Sirius betrachtete Remus mit einem besorgten Gesichtsausdruck. "Denkst Du, etwas ist mit dem Wolfsbanntrank schiefgelaufen? Ich bringe diese Schlange -" Aber Remus schnitt ihm das Wort ab. "Sirius! Nichts wirst Du tun! Ohne Severus wäre ich nicht hier, vergiss das nicht!" Sirius murmelte einige Beleidigungen vor sich hin, verstummte aber. Statt dessen widmete er sich dem nun vor ihm auftauchenden Mittagessen, und das mit großem Appetit.
Einige Tage später erschien Sirius hektisch auf der Krankenstation, wo Poppygerade dabei war, ihren Jahresbedarf an Tränken aufzulisten. "Sirius, ist etwas passiert?" Leicht außer Atem blieb der dunklehaarige Mann vor ihr stehen. "Es ist Remus. Heute ist die Vollmondphase vorbei, aber er kann nicht aufstehen. Er sagt, die Schmerzen bei der Verwandlung seien stärker geworden und verschwinden nicht wie sonst, wenn die Mondphase vorbei ist. Komm, bitte!"Gemeinsam eilten die Medihexe und Sirius zu den privaten Räumen von Remus Lupin. Sie fanden ihn im Bett liegend, in einem abgedunkelten Zimmer, das Gesicht vor Schmerz verzogen. Mit einem schwachen Kopfnicken begrüßte er Poppy, die sich sofort daran machte, ihn gründlich zu untersuchen. "Remus, wo genau hast Du Schmerzen?" erkundigte sie sich. "Überall, in den Knochen, im Kopf..."antwortete er mit schwacher Stimme. Stirnrunzelnd scannte Poppy seinen Körper. Schließlich wand sie sich mit einem Kopfschütteln ab. "Ich weiß nicht, wo die Ursache seiner Schmerzen liegt. Organisch kann ich nichts finden. Aber ich kann ihm nicht einfach ein Schmerzmittel geben - der Wolfsbanntrank ist zu kompliziert, ich kenne mich nicht mit den Wechselwirkungen aus. Wir müssen Severus fragen, er allein kann bestimmen, welche Substanzen nicht auf den Wolfsbann reagieren. Bleib bei ihm, Sirius. Sorg dafür, dass er ausreichend trinkt und vielleicht etwas schläft." Wortlos nickte Sirius und nahm auf der Bettkante platz. Als die Medihexe beim Verlassen des Zimmers noch einmal einen Blick zurückwarf sah sie, wie er seinem Freund sanft über die Stirn strich.
Sie fand Severus Snape in seinem Labor. Wie so oft stand der Tränkemeister hinter seinem Arbeitstisch, und betrachtete nachdenklich eine grünliche Flüßigkeit, die in seinem Kessel gerade vor sich hin kochte. Dabei stiegen immer wieder gelbe Blasen an die Oberfläche, lösten sich aus dem Kessel und flogen zur Decke, wo sie platzten und häßliche Flecken hinterließen. Poppy blieb im Türrahmen stehen. "Hier bist Du. Sollen die Blasen gelb sein?" Severus legte seine Stirn in Falten und warf dann einen Blick auf seine Notizen, die neben dem Kessel auf der Arbeitsfläche lagen und aus mehreren engbeschriebenen Rollen bestanden, die außer ihm selbst vermutlich nur Merlin hätte lesen können. Dann legte er den Kopf schief. "Ich denke nicht. Was willst Du?" Den Ernst der Situation eine Minute vergessen lächelte Poppy ihn an, was Severus aber nur mit einem ernsten Blick erwiderte. Dann berichtete sie ihm von Remus Schmerzen. Während Severus überlegte fror er den Kessel mithilfe seines Zauberstabes ein, und begann seine Arbeitsfläche zu säubern. Geduldig lehnte Poppy im Türrahmen, auch, wenn sie Severus am liebsten zur Eile getrieben hätte. Aber dann, so wußte sie nur gut genug, hätte er gar nichts mehr gesagt. Schließlich kam er zu ihr. "Der Wolfsbann ist ein sehr fragiler Trank. Er muss exakt ausbalanciert hergestellt werden und darf keinesfalls mit anderen Substanzen in Berührung kommen - auch nicht nach der Einnahme. Schmerzmittel würden seine Wirkung manipulieren. Was genau passieren würde, kann ich nicht abschätzen, dafür habe ich nicht genug Tests durchführen können. Remus könnte sterben. Wie schlimm ist es?" Poppy schüttelte den Kopf. "Ich glaube schlimm." Gedankenverloren fuhr der Tränkemeister sich durch seine dunklen Haare. "Ich muss mit ihm sprechen."
Inzwischen hatte Sirius Albus Dumbledore informiert. Vor Remus Tür trafen die Medihexe und Severus auf ihn, als er gerade im Begriff war, das Krankenzimmer zu verlassen. Er zog die Tür hinter sich ins Schloss und deutete beiden, ihm zu folgen. Einige Schritte weiter blieb er stehen. "Severus, Poppy. Ich muss gestehen, dass ich einen solchen Verlauf der Lykanthropie noch nie gesehen habe. Ich kann mir nicht erklären, woher genau seine körperlichen Schmerzen kommen, oder wie wir sie bekämpfen können. Kann Remus Schmerzmittel nehmen?" Severus schüttelte seinen Kopf. "Das habe ich mir gedacht. Der Wolfsbann ist ein zu sensibler Trank." Poppy atmete tief ein. "Gibt es denn keine Möglichkeit?" Albus sah nachdenklich in die Runde. "Severus? Tu, was Du kannst." Der Angesprochene nickte nur. Dann drehte er sich um und verschwand. "Severus? Wohin willst Du?" rief Poppy ihm hinterher. "Er geht in die Bibliothek. Lass uns nocheinmal die Symptome besprechen, die Remus zeigt." Beruhigend tätschelte Albus den Arm der Medihexe, bevor er sie zu seinem Büro eskortierte. Drinnen im Zimmer fiel Remus in einen leichten Dämmerschlaf.
Drei Tage später war Remus Lupin wieder auf den Beinen, wenn auch geschwächt. Der größte Teil der Schmerzen hatte mit der Zeit nachgelassen. Nur ein leichtes Ziehen in seinen Knochen und ein beständiges Pochen hinter seiner Schädeldecke waren Remus von den letzten Tagen geblieben - und die Erinnerung an die Krämpfe und die Angst vor dem nächsten Vollmond. Denn dann würden die Schmerzen wiederkommen, vielleicht stärker als zuvor - dessen war er sich sicher. Während der ganzen drei Tage war Sirius nicht von seiner Bettkante gewichen. Nun hatte Remus ihn selbst ins Bett geschickt, damit er sich ein wenig von den Strapazen erholen konnte. Remus spazierte inzwischen ein wenig durch das Schloss, in der Hoffnung, dass vielleicht die Luft und die Bewegung die restlichen Kopfschmerzen vertreiben könnten. In der großen Halle traf er Albus Dumbledore. "Remus! Wie geht es dir?" Besorgt musterte Albus den jungen Mann, der blaß und erschöpft vor ihm stand. "Etwas besser, danke." Sanft legte Albus eine Hand auf Remus Schulter. "Setz dich, und iß etwas. Severus wird bald vorbei kommen und mir berichten, was seine Recherchen ergeben haben. Solange sollte wir uns an das Mittagessen halten." Ohne Protest ließ Remus sich zum Tisch führen und sank auf den für ihn herausgezogenen Stuhl. Vor ihm erschien eine dampfende Schüssel Porridge mit Apfelkompott, die seine Kräfte wiederherstellen sollte. Vorsichtig, um seinen noch etwas gereizten Magen nicht zu überanstrengen, begann er zu essen, während Albus ihn über die Ereignisse der letzten Tage informierte.
Nachdem Remus die halbe Schüssel leergegessen hatte, und langsam die wärmende Wirkung der Mahlzeit in seinem leeren Magen spürt, trat Severus an den Tisch. Der Tränkemeister hatte die letzten Tage und Nächte in der Bibliothek und seinem Arbeitszimmer verbracht, und sah nicht wesentlich besser aus als Remus selbst. Ohne Höflichkeitsflosken auszutauschen zog er sich einen Stuhl am anderne Ende des Tisches heraus, und ließ sich nieder. Die Arme vor der Brust verschränkend begann er zu sprechen. "Ich bin mir relativ sicher dass es sich bei Remus' Problem um eine Wirkungsdoppelung des Wolfsbann mit seiner Lykanthropie handelt. Der Wolfsbanntrank blockiert bestimmte Rezeptoren im Gehirn des Werwolfs. Diese Rezeptoren reagieren dann nicht mehr auf die Reizüberflutung der Nerven, die den Werwolf zu nicht rationalem Handeln anregend. Der Wolf ist also auch in verwandeltem Zustand zu rationalem Handeln und klarem Denken fähig. Damit erzielt der Wolfsbann seine gewünschte Wirkung. Durch diese Blockierung aber werden die Rezeptoren mit der Zeit inaktiv. Löst sich das blockierende Element des Wolfsbanntrankes dann wieder von ihnen, können sie sich nicht erneut aktivieren. Einige Nervenstränge blockieren. Eigentlich würde dieser Vorgang eine Paralyse der Körpers hervorrufen. In Lupins Fall aber ist genau das Gegenteil passiert: Die Nerven senden immer neue Impulse, die das Gehirn nicht verarbeiten kann. Es greift daher auf andere Rezeptoren zurück, und diese nehem die Reizüberflutung auf. Das Gehirn reagistiert diese Überflutung aber als Schmerz. Je weiter der Vollmond entfernt ist, desto mehr Rezeptoren erholen sich, senden wieder normale Informationen und die Schmerzen lassen nach. Je öfter das jedoch geschieht, desto länger brauchen die Rezeptoren, sich zu erholen. Die Schmerzen werden also intensiver und die Schmerzphasen dauern länger." Schweigend sah Severus in die Runde. Albus tätschelte seinen Arm, ignorierte aber den düsteren Blick, den er daraufhin erntete. "Danke." Remus atmete durch. "Das heißt, es wird schlimmer?" Severus nickte. "Es wird schlimmer werden." Panik kroch in Remus Magen. "Und man kann nichts tun?" Severus betrachtete Albus. "Es gibt eine Möglichkeit. Man kann die Rezeptoren dazu trainieren, wieder so zu reagieren wie vorher. Es gibt eine Substanz, die an denselben Rezeptor andockt wie die Bestandteile des Wolfsbanntrankes. Würde man sie dem Körper zuführen, könnten die Rezeptoren trainiert werden und würden vermutlich beim nächsten Vollmond auch die Andockenden Bestandteile des Wolfsbanns besser verarbeiten können. Dieser Prozess des Trainings wäre an sich vermutlich schmerzhaft. Die Substanz selbst ist aber stark schmerzlindernd. Dazu macht sie im höchsten Gerade süchtig. Deswegen ist sie auf den Britischen Inseln, und im gesamten Europäischen Raum, verboten. Ihr Anbau erfolgt nur illegal." Albus blickte zwischen Remus und Severus hin und her. Remus indessen sah einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont. "Aber du kannst sie besorgen, ja? Ich meine, Voldemort kriegt doch alles, da kann man doch - " Die plötzliche Härte in Severus Augen ließ Remus für einen Augenblick verstummen. "Severus, kannst Du sie Remus besorgen?" Genervt atmete Severus aus. "Es gibt eine Möglichkeit. Sie ist nicht ungefährlich." Erleichtert schloß Remus die Augen. "Wirst Du es tun?" Als er sie wieder öffnete, schaute er geradewegs in Severus Gesicht, das einen spöttischen Ausdruck angenommen hatte. "Besorgen nicht. Aber ich kann Dich mitnehmen." Dann erhob er sich. "Wenn ihr mich entschuldigt. Ich habe gerade drei Tage in der Bibliothek gesessen, und noch genug zu tun." Damit strebte er mit schnellen Schritten Richtung ausgang. "Severus!" rief Remus ihm nach. "Um was für ein Zeug handelt es sich eigentlich?" Der Tränkemeister wirbelte herum. Für einen kurzen Moment betrachtete er Remus, der von seinem Stuhl aufgestanden war, und Albus, der ihn erwartungsvoll und ein wenig Stolz ansah. Dann grinste er kurz. "Opium." Damit drehte er sich um und war verschwunden. Am Tisch blieben Albus Dumbledore und Remus Lupin zurück, die sich entgeistert ansahen.
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(c) Fayet, 18. August 2009
Ich kann mir gar nicht erklären, warum ich auf einmal soviel schreibe. Wirklich nicht. Es kam so über mich... vielleicht liegt es gerade an meiner Ferienphase. Zusätzlich habe ich angefangen, einiger meiner älteren Geschichten ins Englische zu übertragen. So hat zum Beispiel "Schwarzer Samt" fast genau sieben Jahre nach seiner Entstehungszeit als "Black Velvet" seinen Weg in die internationale Fanfiction-Gemeinde gefunden. Ich bin stolz auf die positiven Reviews, die ich bis jetzt dafür bekommen habe.
Zu dieser Geschichte gehören noch ein bis zwei weitere Kapitel. Der Höhepunkt wird das nächste Kapitel sein, für das ich diese Geschichte eigentlich geschrieben habe. Es ist ein wunderbares, grausames Plot-Bunny... muhahahaha.
Es ist wie immer: Read n' Review, please! Ich freue mich über alles. Wollt ihr mehr?
