Für alle, die die Geschichte schonmal lasen, bevor das dritte Kapitel existierte = Die gute Nachricht: Es ist keine chara-death story. Bella ist wieder da! Die schlechte Nachricht: Sie ist kein Mensch. Und erstmal kein reiner Vampir.
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Anmerkung des Autors: Nichts für schwache Nerven; Einstufung M, wegen der Schilderungen im 1. Kapitel. Spielt während Bis(s) zur Mittagsstunde. Schließt an die Stelle an, als Bella das Geschenkpäckchen öffnet, und sich in den Finger schneidet. Entstehungsdatum: 14.3.09. AU.
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Das Opfer
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Kapitel 1 - Der Irrtum
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Ich starrte auf das Blut an meinem Finger, Edwards gellenden Schrei im Ohr.
Im nächsten Moment spürte ich nur noch Schmerz: Edwards Hände warfen mich unsanft fort, seine Finger, hart wie Steine, in meine Seiten gekrallt. Mein Fuß verfing sich an etwas Festem, vielleicht der Tischkante, und als mich der Schwung weitertrug, riss es schmerzhaft an meinem Knöchel. Eventuell hatte auch Edward den Tisch weggestoßen. Es ging alles so schnell!
Ich hatte Angst.
Alle hinter Edward erstarrten. Edward selbst kauerte bereits vor mir, zum Sprung bereit. Ich brauchte einen Augenblick, um mir klar zu werden, dass er Jasper abwehrte. Adrenalin durchströmte meinen Körper, leicht verspätet, doch machtvoll. Es ließ mich die Dinge klarer sehen. Schrecklich klar. Edward sollte sich nie mehr zwischen mir und seinem Bruder entscheiden müssen. Ich stürzte vollends nieder, der Schwung haute mich um. Meine Knie stießen auf den Boden. Ich sackte vornüber, nicht fähig, den Impuls vorher auszugleichen. Ich war schwach. Etwas schmerzhaft Scharfes lag am Boden, und ich langte genau hinein. In diesem Moment warf sich Jasper donnernd gegen seinen Bruder.
"Edward."
Esme schaute mich für Sekundenbruchteile an, als hätte ich laut gesprochen. Vielleicht hatte ich das auch.
Es musste das Adrenalin sein, das mich diese kleinen Dinge wahrnehmen ließ.
Mühsam kämpfte ich mich auf die Knie hoch. Jasper starrte mich aus pechschwarzen Augen gierig an. Während ich zurückstarrte, und der Plan in mir reifte, leckte er sich über die Lippen.
Schnaufend stand ich auf, hielt mich geduckt hinter Edward. Der achtete nur auf Jasper.
Carlisle schüttelte leicht den Kopf, als ahnte er, an was ich dachte. Doch er rührte sich nicht.
Emmett näherte sich seinem Bruder von hinten, die Arme weit ausgebreitet.
Ich musste jetzt handeln.
Jasper "gab" mir eine einzigartige Chance.
Ich wollte zu dieser Familie gehören.
Edward bewachte Jasper, wo dieser an der Tischkante lauerte; am umgeworfenen Tisch... über den Jasper ohne zu blinzeln hätte springen können, wäre er mit dem Verstand dabei - Mir kam nicht der Gedanke, dass ich etwas übersah.
Ich trat den einen Schritt vor, den es brauchte, dass Jasper mich an Edward vorbei erreichen konnte.
Es war mein Glück, dass ich Edward überraschte. Er knurrte lauter als Jasper, der mich am Handgelenk erwischte: Ich hatte dem blonden Vampir unbewusst den Arm entgegengestreckt.
Als wäre ich ein Handtuch, zog mich Jasper am Arm über den Tisch.
Mein Verstand arbeitete immer eine Sekunde langsamer, als meine Augen einzelne Dinge wahrnahmen. In kaleidoskopartigen Bildern blitzte stets ein neues Detail in meinem Kopf auf:
Jaspers Brust, um die Emmett seine Arme geschlungen hatte.
Zu spät! schrie etwas in mir. Im nächsten Moment wurde mein Kopf offenbar in Edwards Richtung weiter gewirbelt.
Edwards weit aufgerissene goldene Augen.
Er starrte voller Schrecken auf etwas an meinem Hals, das ich nicht wahrnahm.
Im nächsten Moment setzte ein Brennen in meinem Nacken ein, und ich spürte Jaspers Atem am Hals. Er hielt mich immer noch nur mit einer Hand am Handgelenk, und mit dem Mund, wo er mich mit seinen Zähnen zu fassen bekommen hatte. Seine rechte Hand hielt Emmett eisern fest. Esme keuchte entsetzt.
Rosalie starrte fast verwundert auf das Blut an meinem Hals, aber sie sah weder entsetzt aus, noch zornig.
Edward schon.
Beides.
Edward fauchte und riss mich vorne an meiner Kleidung zu sich.
Von ganz nah hörte ich ein reißendes Geräusch, und ich begriff, dass die Nähte an meinen Ärmeln den Zug nicht aushielten. Einzelne Nähte rissen, auch wenn das Hemd erhalten blieb. Löcher entstanden.
Der blonde Vampir bei mir riss ein letztes mal heftig an meinem Arm, und mein Körper wirbelte herum. Er bekam mich um die Brust zu fassen. Edward hatte nachgegeben, um mich nicht zu verletzen.
Jasper versenkte seine Zähne an einer neuen Stelle an meinem Hals. Vorne. Wo das Blut in der Vene direkt unter der Haut floss. Er hielt mich nah an sich, und ich sah seine Augen sich weiten vor... Euphorie. Ekstase. Der Rhythmus meines Herzens kam aus dem Takt; und schließlich spürte ich mein Herz vier mal so schnell loslegen. Mir wurde fast schlecht von dem Hämmern. Jasper musste es wie Musik vorkommen.
Emmetts große Hand kam von der Seite, er versuchte, mit den Fingern zwischen meinen Hals und Jaspers Zähne zu kommen.
War er verrückt?
Verstanden sie nicht, wie sehr ich zu ihnen gehören wollte?
Ich hatte keine Ahnung, wie oft ich gebissen werden musste, damit ich zum Vampir wurde.
Edward sprach darüber nicht. Jetzt blieb mir keine Zeit mehr, nachzudenken. Mein Herz geriet erneut aus dem Takt. Weitere schmerzhafte Druckstellen entstanden auf meinem Körper: Unter Jaspers Hand und Arm, die er fester um meinen Oberkörper geschlungen hatte.
Er brach mir mindestens zwei Rippen. Ich hörte das Knacken. Jeder Atemzug von nun an tat weh.
Vor meinen Augen breiteten sich schwarze Flecken aus. Edward, das sah ich aus den Augenwinkeln, wo die Schwärze mir noch nicht die Sicht nahm, trat anstatt auf seinen Bruder wütend auf den verschmierten Tisch ein. Der brach entzwei.
Emmett ließ Jaspers Hand fahren.
Mein Herz schlug noch, aber mit Aussetzern. Hörten sie etwas aus mir, das ich nicht hören konnte? Hoffentlich würde ich bald so sein wie sie. Wer außer mir sollte denn Edward trösten? Wer außer mir konnte?
Ich wusste nur, dass ich ohne Edward nicht länger fähig war zu leben.
Ich schloss die Augen, und atmete gegen den Schmerz ein. Als meine Lider aufflatterten, waren die schwarzen Flecken zu kleinen dunklen Punkten geworden, an denen ich vorbeischauen konnte.
Jasper hielt mich weiter an die Brust gedrückt wie einen Teddybären. Seine rechte Hand liebkoste beinahe meinen Hals, während er langsam saugte. Ich verstand, dass er die Venen abklopfte mit seinen Fingern. Er befühlte, wo eine Blutbahn entlanglief, und staute mit den Fingern den Blutfluss.
Erneut biss er zu. Auch diese dritte Bissstelle brannte schmerzhafter als Feuer. Aber noch hatte es sich nicht ausgebreitet. Vielleicht hielt Jasper das Gift zurück? Mit seinen Fingern? Machte man das so?
Ich erinnerte mich ganz undeutlich, dass damals mit James die Schmerzen schneller meinen Arm hinaufkrochen. Und James hatte mich nur einmal gebissen, in die Hand.
Ich starrte an meinem Körper hinab, so gut ich konnte, denn Jasper ließ mir kaum Freiraum meinen Kopf zu drehen.
An meinen Armen und meinem Hals fühlte ich heißes Blut entlanglaufen. Es verklebte meine Haare.
Nun schleifte mich Edwards Bruder an Esme, Carlisle und Emmett vorbei zur Treppe. Als ich einen Blick in die Gesichter um mich herum erhaschte, wurde mir klar, warum keiner mehr Jasper aufhielt: Er hatte sie in einem Gefühlsnetz aus Trostlosigkeit und Lethargie gefangen... das tat mir fast mehr weh, als seine harten Hände. So sollte es nicht laufen... Seine Familie sollte nicht... er sollte nicht gegen sie kämpfen.
Nur mich am Leben lassen, im letzten Moment.
Von der Treppe aus erhielt ich einen letzten Blick zurück, als Jaspers Zähne meinen Hals losließen. Mein Kopf wirbelte herum. Die anderen standen da wie Statuen. Edward stand ganz hinten. Er hatte die Augen geschlossen, sein Körper zuckte. Wahrscheinlich, weil es für ihn fast nicht mehr ertragbar war... weil es anders nicht ertragbar war für ihn.
Was tat ich ihm an?
Was tat ich ihnen an?
Entgegen meiner Erwartung schleifte mich Jasper nicht die Treppe hoch. Er ließ sich auf den unteren Stufen nieder, und hielt mich mit den Beinen wie in einem Schraubstock. Als ob ich jetzt noch weglaufen könn... als ob ich je vor ihnen weggelaufen war.
Mit dem Mund nahm er das Blut auf, das an meinem Hals klebte. Ich fühlte seine blutwarme Zunge über die Bisswunden streichen. Und als er mich in seinen Armen zurechtrückte, fühlte ich den letzten Schlag meines Herzens unter seiner zudrückenden Hand. Und dann war da nichts mehr.
Schwärze.
Und in der Dunkelheit ein Bild.
Vor meinen Augen in der Dunkelheit schwebte einzig Alice Gesicht. Sie musste sich an die Treppe zurückgezogen haben. So entsetzt sah sie aus, so schmerzhaft verzogen ihr schmales Gesicht, dass sie unmöglich eine glückliche Zukunft für mich gesehen hatte.
Das war der Moment, in dem meine Hoffnung zersprang.
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ENDE
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Hi, *seufz*. Hoffentlich hält niemand Jasper für böse. Er ist gefährlich. Alle Vampire sind es (versucht Edward nicht oft genug, Bella das klar zu machen?). Es folgt Teil II, am 27.3.09 vollendet. Der Ursprüngliche Titel war "Auf das Ende hinzu", als es noch kein Happy End gab. Der nächste Titel lautete "Das Opferlamm", wobei ich an Bella dachte. *seufz* Sorry. Jetzt bleibts, wie es ist. Ende.
