Kapitel 1- Pergament-Briefe

„Severus, meinst Du wirklich, dass Du schon soweit bist?"

„Poppy, verärgere mich nicht. Du weißt, dass ich nach so was immer schnell wieder auf den Beinen bin."

„Aber, diesmal ist es doch wohl was anderes, Liebling", seufzte Poppy und ließ die Phiole Stärkungstrank sinken, die sie ihm reichen wollte.

Snape seufzte. „Poppy, alles was ich möchte ist eine Runde spazierengehen. Das ist doch wohl in Ordnung, oder?" Er lächelte die Heilerin zaghaft an.

Poppy lächelte zurück. „Nun gut, ich kann Dich eh nicht dazu überreden hier zu bleiben. Aber heute Abend nimmst Du bitte noch eine Phiole hiervon ein, haben wir uns verstanden?"

Severus griff nach der Phiole aber, Poppy zog sie noch einmal weg. „Haben wir uns verstanden, Severus?" fragte sie mit eindringlichem Blick.

„Ja."

Schließlich hielt sie ihm die Phiole wieder hin und er steckte sie sich in die Tasche seines Mantels.

Er strich Poppy einmal lieb über den Arm und verließ dann den Krankenflügel.

Es war bereits 18 Uhr und da Severus keinen Hunger hatte, ließ er das Abendessen Abendessen sein und trat stattdessen auf die weiten Wiesen der Schloßauen.

Seine Füße trugen ihn zum großen See.

Unterwegs begegnete er niemandem. Als er zum Ufer kam, sah er weit hinten in der Mitte des Sees einen langen Krakenarm aus dem Wasser luken, der mit einem Riesenplatsch wieder verschwand.

Severus setzte sich auf einen großen Findling und blickte auf das Wasser.

Nun hatte er also überlebt. Es gab ihn noch. Ein recht warmer Windstoß blies durch seine Haare und unwillkürlich zog er den Kragen seines Mantels zusammen.

Das Schloss war zu großen Teilen zerstört, es gab viele Tote und noch mehr Verletzte.

Viele konnten von Poppy alleine nicht geheilt werden und waren sofort per Seite-an-Seite zum St. Mungo appariert worden.

Wie sollte das Leben für ihn jetzt weitergehen?, fragte sich Snape. Würde er weiter lehren wollen? Das war alles was er konnte: Tränke herstellen und sie Schülern beibringen. Was könnte er sonst noch machen? Forschen? Neugier durchzuckte ihn, aber sofort darauf folgte ein misstrauisches Unwohlgefühl. Nein, er war nicht der Forschertyp. Er war der Typ, der gerne herumprobierte. Ohne sich an irgendwas halten zu müssen.

Er könnte im Seuchenberatungsbüro anfangen. Der Chef hatte ihm schon vor Jahren den Job des Supervisors angeboten und die Bezahlung war wirklich gut.

Severus drehte sich um und betrachtete die Schule, deren viele Türme jetzt nur noch Trümmer waren.

Ihm wurde es schwer ums Herz. Die Schule aufgeben? Er hatte doch eine Verantwortung. Was würde passieren, wenn all die Schüler nicht mehr von ihm unterrichtet werden würden? Was wäre, wenn er Joseph Gordons damals nicht zu seinem glänzenden Abschluss getriezt hätte? Dann wäre der mit Sicherheit nicht CEO von Potions for Health and Wellfare Inc geworden, der mit großem Abstand umsatzstärksten Tränkeherstellungsfirma im ganzen Commonwealth.

Hatte er nicht eine Verantwortung der Allgemeinheit gegenüber?

Severus blickte zum Ufer des Sees vor sich. Er sah die starken dunklen Wurzeln eines Baumes neben sich ins Wasser ragen. In Severus nährte sich ein bisschen Frieden mit der Natur und er fühlte sich seltsam beruhigt. Die Natur hatte es Zeit seines Lebens verstanden in ihm Frieden und Wohlgefühl auszulösen. Deshalb liebte er den See so sehr. Mit all seinen Tiefen und Tieren und dem lauen Lüftchen, was stets über das Wasser schwebte.

Dann sah er sie.

Eine verkorkte, leere Glasflasche, die von einer der Wurzeln am Weiterschwimmen behindert wurde.

„Accio Flasche", dachte Severus und fing sie auf.

In der Flasche befand sich ein Pergament. Severus zog den Korken aus der Flasche und fingerte das Pergament raus.

Die Flasche landete weich im Gras.

Die Handschrift war sauer und gut leserlich.

-Gesegnet sind wir alle,

ich danke, wem auch immer, für den Frieden, der über uns hereingebrochen ist.

Ich danke dafür, dass sich die Welt nach diesem Krieg weiterdreht und dafür, dass ich gesund bin.

Meine Seele wird schon wieder, da bin ich mir sicher.

Für die vielen Toten kann ich nicht danken, denn es waren viele Freunde dabei.

Aber ich werde mich bemühen mit Wohlwollen daran zu denken, dass sie nicht umsonst gestorben sind.

Ich danke dafür, dass ich das dunkle Mal am Himmel nicht mehr sehen werde und dass ich jeden Morgen mit der Gewissheit aufwachen kann, dass meine Liebsten und ich uns nicht mehr vor ihm fürchten müssen.

Ich danke Dir, Welt. Für dieses wirklich erleichternde Gefühl.-

Severus las diese Flaschenpost an eine unbekannte höhere Macht noch zwei Mal durch.

Meine Seele wird schon wieder, hatte diese Person geschrieben. Sehr zuversichtlich. Seine eigene Seele würde nie wieder werden. Er hatte sie zerstören lassen, in dem Moment, in dem er Voldemort die erste Zeile der Prophezeiung überbracht hatte.

Aus einem Impuls ließ Severus eine Feder erscheinen und setzte folgende Worte darunter:

-Ich danke Dir, Natur, dass Du mir jedes Mal, wenn Du um mich herum bist, Hoffnung gibt's, dass alles wieder gut werden wird und ein Wohlgefühl, das nichts und niemand anderes mir geben kann.

Ich bin nach dem Krieg von den Toten auf erstanden und nachdem ich nun seit langer Zeit hier sitze, gibt der Wind des Sees mir Hoffnung.-

Severus ließ die Feder sinken und starrte auf seine eigene Schrift, die sich langsam veränderte.

Schließlich ähnelte sie ein wenig der Schrift, in der die andere Person geschrieben hatte.

Severus schob das Pergament wieder in die Flasche und verkorkte sie. Dann warf er sie mit Wucht in den See zurück. Die Flasche ging unter, tauchte dann wieder auf und trieb dann sanft auf den Wellen, die sie verursacht hatte.

Er blickte auf die Uhr. Eine Stunde war vergangen, seit er Poppy verlassen hatte. Auch ohne ihn hatte sie sehr viel zu tun. Er würde sie fragen, ob er für sie noch Tränke brauen sollte.

Dann ging Severus zurück.

Zwei Wochen später nach dem Abendessen trat er durch das große Tor hinaus auf die grünen Wiesen des Schlosses.

Minerva, Filius, Potter, Granger, noch andere Schüler und er selbst hatten das Schloss wieder halbwegs bewohnbar gemacht und in einer morgendlichen Ansprache Minervas vor 5 Tagen hatte sie den Zeitplan für die Wiederaufbauarbeiten der wachsenden Helferanzahl angepasst.

Er, Severus, war erst morgen Mittag dran. Er sollte sich um den Wahrsagenturm von Sybil kümmern, die noch mit einem Nervenzusammenbruch bei Poppy lag. Aber eigentlich, fand Severus, hatte sich Sybil zu ihrem sonstigen Verhalten nicht verändert. Für ihn hatte sie 365 Tage im Jahr einen Nervenzusammenbruch.

Seine Füße trugen ihn zum See und er setzte sich wieder auf den Stein.

Eine Meerjungfrau tauchte auf und wünschte ihm einen schönen guten Abend.

Seltsam, dachte Severus schließlich, seine Flaschenpost lag da immer noch...war sie wieder ans Ufer getrieben worden?

Accio Flasche, dachte er und fing sie auf. Las sie erneut.

Abrupt hielt er inne. Der oder die Andere hatte seinen Text ergänzt. Dort standen seine Worte:

-Ich bin nach dem Krieg von den Toten auf erstanden und nachdem ich nun seit langer Zeit hier sitze, gibt der Wind des Sees mir Hoffnung.-

Und darunter stand:

-Nach dem Krieg von den Toten auferstanden…ist das metaphorisch gemeint?-

Severus ließ wieder eine Feder erscheinen und schrieb darunter:

-Nein, ich bin wirklich und wahrhaftig von den Toten auferstanden. Ich wäre gestorben, wenn mich nicht ein Hogwarts-Schüler gerettet hätte.-

Dann landete die verkorkte Flasche mit dem Pergament wieder im See.

Am nächsten Mittag nach dem Essen betrat Severus die noch sicherste Treppenstufe zum Wahrsagenturm. Minerva hatte gemahnt, nicht zu schnell zu arbeiten sondern lieber sorgfältig zu sein. Mit einem Reparo reparierte er nun Treppenstufe um Treppenstufe und betrat die jedes Mal wieder intakte um das nächste Reparo sprechen zu können.

Nach einer halben Stunde erschien Miss Granger hinter ihm.

„Oh, Professor", murmelte sie, „Sie sind ja schon weit gekommen."

Severus drehte sich um und blickte seine bald-wieder-Schülerin an.

„Nun", sagte er schlicht, „wir wollen ja auch vorankommen, nicht?"

Sie nickte.

„Ich kümmere mich dann mal um die Außenmauern, Sir."

Severus schwieg.

Nach 2 Stunden war er schließlich an der Falltür zu Sybils Räumen angekommen.

Er reparierte sie und ließ dann eine Leiter erscheinen.

Er stieg sie hoch und kletterte auf den wackligen und teilweise zerstörten Holzfußboden des Klassenzimmers.

Er hörte jemanden hinter sich die Leiter hochsteigen. Es war Miss Granger.

Sie blickte sich genauso um wie Severus. Plötzlich grinste sie.

Fragend blickte er sie an und sie wirkte verschmitzt.

„Nichts", murmelte sie.

Er zog eine Augenbraue hoch.

Sie seufzte.

„Na, ich habe grad gedacht, dass es wirklich schade ist um die armen, schönen Kristallkugeln, Sir."

Sie war zynisch und Severus seufzte.

Er reparierte eine der Kugeln und hielt sie Hermine hin.

„Probieren Sie sie mal", sagte er.

Hermine wehrte mit Händen ab.

„Bloß nicht, ich habe das Fach schnell sausen lassen. Mir würde das Ding nicht mal die aktuelle Uhrzeit ansagen."

Ein belustigtes Schnauben entfuhr ihm und sie blickte ihn misstrauisch an.

„Wollen Sie es probieren, Professor?" fragte sie vorsichtig.

„Nein, Miss Granger, die Kugel würde mich nicht nur nicht die Uhrzeit anzeigen, sie würde vor mir wegrollen um mir zu entgehen."

Miss Granger schnaubte. „Gut, dann bin ich ja in meiner Talentfreiheit nicht alleine."

„Sicherlich nicht. Aber wir sollten sie trotzdem alle reparieren. Nicht, dass Sybil sich wieder beschwert, weil ich ihre Talente nicht genug würdige."

Er blickte sie an. Sie lächelte. Dann reparierte sie eine Kugel nach der anderen. Die letzten drei übernahm er dann wieder.

Zusammen reparierten sie Professor Trelawneys Zimmer und räumten auf. Hermine hatte mittlerweile richtig Übung im Aufbauen von Mauersteinen und ließ Snape bloß zuschauen.

Dann testete Severus den Turm mit Wind und Hermine hüpfte prüfend auf dem Dielenboden herum. Er gab nicht nach.

„Fertig, Professor?" fragte sie Snape.

„Das sehe ich so."

„Haben wir heute noch woanders Dienst?"

„Nicht, dass ich wüsste."

„Schön, dann bis später, Sir."

„Auf Wiedersehen, Miss Granger."

Am Freitagabend darauf stand Severus vom Lehrertisch auf und verließ die Halle. Das Wetter war noch zu schön und da er zu viel gegessen hatte wollte er noch einen Spaziergang zum See machen. Vielleicht gab es wieder eine Nachricht vom Flaschenpostschreiber.

Als Severus das Pergament entrollte stand dort:

-Heute habe ich das erste Mal seit dem Krieg wieder laut und herzlich lachen müssen. Es klang seltsam in meinen Ohren.-

Severus schrieb darunter:

-Ich weiß nicht, wie ich klingt, wenn ich lache-

Eine Woche später stand auf der Pergamentrolle:

-Das ist sehr schade. Worüber lachst Du denn im Allgemeinen?-

Er antwortete:

-Über interessante, intelligente Wortspielereien und ich habe manchmal geschmunzelt über Dinge, die Albus Dumbledore gesagt hat.-

-Ach ja, Dumbledore... Ich vermisse ihn sehr.-

-Ich auch. Wenigstens gibt es sein Portrait im Büro der Schulleiterin-

-Hast Du da Zugang?-

-Ja. Bist Du auf Hogwarts?-fragte Severus neugierig.

-Ja. Du auch?-

-Ja.-

Am darauffolgenden Sonntagabend trat Severus an die Baumwurzeln heran. Aber da war keine Flasche.

Er sagte: „Accio Flasche." Dann kam sie angeflogen. Von weit her.

-Ich werde die nächsten 8 Wochen nicht hier sein. Wir lesen uns im September wieder. Ich melde mich. Bye-

Die Sommerferien verbrachte Severus hauptsächlich mit Lesen. Er hatte sich vorgenommen alle Bücher zu lesen, für die er die letzten Jahre keine Zeit gehabt hatte: Oliver Twist von Charles Dickens, eine Biografie über Napoleon Bonaparte, eine Fibel über Rotweine und Edgar Allan Poe - Das Manuskript in der Flasche

Zwischendurch braute er für Poppy alles was sie bei ihm bestellt hatte und danach las er weiter:

Überredung von Jane Austen, Emily Brontes Sturmhöhe und Umberto Ecos Der Name der Rose.

Und plötzlich stand schon wieder das neue Schuljahr vor der Tür.

Severus wurde sich dessen erst bewusst, als Minerva eines Morgens beim Frühstück verkündete, dass der Zug mit den Schülern morgen Nachmittag um halb 5 in Hogsmeade eintreffen würde.

Es war Samstagabend und die Haus-Auswahlzeremonie war vorbei. Dieses Jahr hatte er nur Mädchen in seinen ersten Jahrgang bekommen und es graute ihm bereits.

Am Sonntagabend ging er sehr gespannt zum See hinunter.

Nun waren sie alle wieder hier. Naja fast alle. Minerva hatte ein paar tröstende Worte über die Toten gesagt und viele vom siebten Jahrgang vom letzten Jahr wollten ihren Abschluss ordentlich machen. Potter war wieder da, die beiden Weasleys, Lovegood, Granger, Longbottom, die Patils, Brown, Finnigan, Finch-Fletchley, Abbott, Bones und noch ein paar mehr.

Severus seufzte. Die Anzahl der Schüler seines Hauses war übrigens verschwindend gering.

Wie gesagt in der ersten Klasse nur 4 Mädchen, aus der zweiten kamen 7 Leute wieder, aus der dritten 3, aus der vierten 2, aus der Fünften 6, aus der Sechsten 4 und aus der ehemaligen Siebten Klasse bloß Malfoy, Crabbe und Goyle.

Das machte nur 29 Leute. Wie wenig!

Er entdeckte die Flasche sofort. Sie schwamm an einem anderen Ufer in der Nähe einer Schilfpflanze.

Accio Flasche.

Sie enthielt ein neues Pergament. Neugierig rollte Severus es auseinander.

Es war der Umriss einer rechten Hand. Darin stand:- Jean-

Severus lächelte ob dieser seltsamen Art sich vorzustellen.

Er zückte seine mitgebrachte Feder und legte das Pergament auf den ebenen Stein.

Dann legte er seine Hand auf die der Schreiberin und ummalte seine darüber. Zwischen ihre Linie und seine eigene schrieb er: Brian

Eine Woche später stand unter den beiden Handflächen:

-Ich kenne keinen Brian an dieser Schule-

Severus schrieb darunter:

-Und ich keine Jean-

Die Woche drauf stand da:

-So werde ich auch nicht gerufen-

Und Severus kritzelte:

-Und ich werde nicht Brian gerufen-

-Warum nennst Du Dich Brian?-

-Im Andenken an Dumbledore. Und wieso heißt Du Jean?-

-Im Andenken an meine Großmutter. Du bist ein stiller Mensch, Brian. Nicht wahr?-

-Ja, das sagt man mir nach. Ich empfinde das nicht so.-

Eine Woche später lag ein neues Pergament in der Flasche:

-Es gibt schweigsame Menschen die interessanter sind, als der beste Redner. (Benjamin Disraeli, 1804-1881, eng. Schriftsteller)-

-Er hat recht.-

-Findest Du? Ich musste an Dich denken, als ich es gestern las. Warum schreiben wir uns nicht zwei Mal wöchentlich?-

-Gerne.-

-Es ist besser zu schweigen und als Idiot verdächtigt zu werden, als zu reden und dadurch alle Zweifel zu beseitigen. (Abraham Lincoln, 1809-65, amerik. Politiker)-

Severus seufzte, als er diese Zeilen las. Wenn nur die Schüler des einsehen würden…

Er schrieb: -der gefällt mir auch gut. Ich frag mich, wie alt Du bist, Jean.-

2 Tage später ging Hermine am See spazieren. Es war bereits halb 10 und es wurde langsam dunkel. Sie musste sich beeilen um die Flaschenpost finden, lesen und beantworten zu können.

Accio Flasche, dachte sie still. Die Flasche kam von weit her angeflogen und Hermine fing sie auf.

Sie las:

-der gefällt mir auch gut. Ich frag mich, wie alt Du bist, Jean?-

Hermine seufzte und antwortete:

-Ist es nicht schöner, wenn Du es nicht weißt? Ich könnte alles sein: Von 12 bis 110.-

-Bist Du denn ein Mensch?-

-Natürlich. Ich hoffe sehr, Du auch!-

Severus lachte beim Lesen auf:

-Ja, ich bin ein Mensch. Ein Mann. Kein Kind oder Jugendlicher mehr.-

-Ich auch nicht. Heute fühle ich mich wie 100.-

-Das kenne ich nur zu gut, Jean.-

-Dann weißt Du ja, wie ich mich fühle. Kennst Du diese breiten Straßenbaumaschinen mit der großen Rolle davor? Ich fühle mich, wie von sowas überfahren.-

-Wie kommt's?-

-Zu viel lernen.-

-Du bist Schülerin!-

-Ja, ist das nicht offensichtlich?-

-Für mich nicht.-

Severus ließ sich auf den Stein fallen, nachdem er die Antwort an Jean verfasst hatte.

Eine Schülerin also! Nun ja. Sein Hirn begann plötzlich wie verrück zu überlegen, wer sie sein könnte.

Aber woher sollte er wissen, welche Schülerin eine Großmutter namens Jean gehabt hatte?

Kapitel 2 – Wer ist Jean?

Der Zufall kam Severus 3 Wochen später zur Hilfe. Filius und er wurden von Minerva gebeten in ihr Büro zu kommen. Auf ihrem Tisch stapelten sich Akten.

„Setzt Euch!" forderte Minerva ihre Kollegen höflich und kühl auf. Severus und Filius setzten sich und blickte Minerva stirnrunzelnd an.

„Severus, Filius. Cuthbert wird uns zum Ende des Jahres verlassen. Er wird nach Wales in ein Schloss umziehen. Dort wohnen Freunde von ihm. Es ist ein Internat, ein Kleines, und er kann dort unterrichten. Nun ja. Wie auch immer. Sein Ersatz bereitet mir Sorgen. Ich hatte Zeitungsannoncen aufgesetzt, aber ich habe nun noch eine ganz andere Idee. Ich hätte gerne Eure Meinung." Sie schob eine Schülerakte zu den beiden rüber.

„Miss Granger."

Severus und Filius blickte verdutzt auf.

Minerva fuhr fort: „Sie ist eine exzellente Schülerin und ich möchte ihr gerne den Posten anbieten."

Filius nahm sich ohne weiteren Kommentar die Akte und schlug sie auf. Dann sagte er:

„Tja, Miss Granger…eine wahre Musterschülerin. Sie ist sehr fleißig und äußerst talentiert in Zauberkunst. Cuthbert hat noch nie etwas über ihre Noten in Geschichte gesagt, aber ich gehe mal davon aus, dass sie auch dort ein O hat. Wie alt ist sie jetzt? 19?" Er blickte Minerva an. „Wenn Du mich fragst, solltest Du es mit ihr versuchen."

Severus nahm seinem Kollegen die Akte aus der Hand und blätterte selbst durch.

Er las leise murmelnd den Anfang durch: „Hermine Jean Granger…Jean…" Er blickte Minerva geschockt an.

Sie war es. Es war Miss Granger! Sie musste es sein. Nur wenige Mädchen trugen diesen schönen Namen.

„Severus?" fragte Minerva und beäugte ihren Kollegen stirnrunzelnd.

Severus blickte auf. „Sie ist es", entfuhr es ihm leise lächelnd.

Minervas Stirn zog sich noch höher. „Natürlich ist es ihre Akte, ich kann doch wohl lesen."

Severus bemerkte, welches Wirrwarr er angerichtet hatte und riss sich wieder zusammen.

„Was meinst Du, Severus?" fragte Minerva nun, „sollen wir es mit ihr versuchen? Nur wenn sie will, natürlich."

Severus Mundwinkel zuckte in einem Anflug von Sarkasmus: „Minerva, glaub mir, sie wird es packen. Sie kann doch jetzt schon das ganze Buch der Geschichte Hogwarts auswendig."

Am Abend ging er zum See.

In der Flaschenpost stand:

-Wie um Himmels Willen soll ich 5 Rollen Pergament für den Tränkeunterricht bis morgen fertig kriegen? Und wenn ich morgen vor Müdigkeit mit dem Kopf auf den Tisch aufschlage, krieg ich bestimmt noch einen Extra-Rüffel mit Sternchen von Professor Snape.-

-Sag ihm doch die Wahrheit.-

Am nächsten Morgen hatte die siebte Klasse der Gryffindors und der Slytherins Unterricht bei Severus. Er schlug wie immer die Kerkertür mit einem Riesendonnern auf und betrat den Raum.

„Arbeiten rausholen und bei mir aufs Pult, aber dalli", forderte er.

In die Schüler kam Bewegung.

Severus setzte sich auf seinen Platz und schaute den Schülern einem nach dem anderen dabei zu, wie sie ihre Arbeiten auf sein Pult legten.

Dann kam Miss Granger dran. Sie hatte tiefe Ringe unter den Augen und beim Zurückgehen gähnte sie hinter hervorgehaltener Hand.

Er nahm sich ihre Arbeit und blickte grob drüber.

Sie sollten eine detaillierte Beschreibung des Brauens des Knochenheiltrankes anfertigen mit ebenso detailliertem Beschreiben der Wirkung.

Mit einem Blick musste Severus feststellen, dass Miss Grangers Arbeit wie immer perfekt war.

Beim nächsten Seerundgang las er:

-Oh, bloß nicht. Ein Rüffel von ihm hat mir grad noch gefehlt.-

-Snape ist ein egozentrischer Bastard-

Mal schauen, was sie dazu sagte, dachte Severus als er wieder auf dem Weg zu Schloss war.

-Ich finde das nicht. Ich finde ihn sehr nett.-

Severus musste zwei Mal lesen. Hatte er Miss Grangers geistigen Fähigkeiten überschätzt? Aber das Pergament ging noch weiter:

-Er ist klug und lustig. Und er ist bereit mich Wissen zu lehren. Allein dafür lasse ich ihm seine Ungerechtigkeiten durchgehen.-

Lustig? Ich bin doch nicht lustig!, dachte Severus und er schrieb unter ihren Absatz:

-Er ist doch nicht lustig! Wie kommst Du darauf?-

-Ich find ihn sehr komisch…aber ich schätze, er macht das unbewusst. Seine Rhetorik bringt mich manchmal einfach zum Lachen. Gestern erst, da meinte er zu einem befreundeten Pärchen, dass in seiner Stunde Händchen gehalten und pausenlos rumgequatscht hat: Trinken Sie Kaffee? Und die Schüler sagten: Ja. Und Snape sagte: Trinken Sie weniger. Ich habe mich fast unter den Tisch gelacht. Er ist immer so schön schnoddrig.-

Severus schmunzelte. Er konnte sich gut an den Dialog war nötig gewesen, sonst hätten Potter und Miss Weasley nie die Klappe gehalten.

Miss Granger.

Severus las sich das Pergament noch einmal durch. Sie hatte geschrieben: Er ist bereit mich Wissen zu lehren. Alleine dafür lasse ich seine Ungerechtigkeiten durchgehen.

Ja, das merkte man bei ihr leider nur zu deutlich. Sie wollte Wissen. Er war sich im Klaren darüber und er empfand es als eine äußerst reizvolle Aufgabe für sich als Lehrer.

Moment mal: Sie wollte Wissen?

Severus verfasste noch eine Antwort und ging dann schnurstracks wieder zurück ins Schloss.

Er hatte eine Idee.

Hermine wusste leider immer noch nicht, wer der Mann war, mit dem sie sich seit Monaten per Flaschenpost schrieb, außer dass er erwachsen war, Brian hieß, große Hände hatte und Snape nicht leiden konnte.

Sie trödelte um neun Uhr aus dem Schloss raus und mit einem Mal stand eben jener Snape vor ihr.

Er blickte auf sie hinunter und Hermine erwartete einen Anraunzer dafür, dass er fast in sie reingerannt wäre. – Aber es kam nichts.

Stattdessen grüßte Snape sie mit einem Kopfnicken und verschwand im Schloss.

Hermine ging zum See. Sie liebte diese Spaziergänge wenn die Lüftchen draußen kühler wurden und Hermine wusste, dass sie ihren allzu vollen Kopf in wenigen Augenblicken freikriegen würde.

Eine Eule schuhute hinter ihr und Hermine hörte das Flügelschlagen.

Plötzlich landete die Eule auf Hermines Schulter.

„Willst Du zu mir?" fragte Hermine leise und blickte ins Gesicht eines kleinen Waldkäuzchens.

Der Vogel hielt ihr sein Bein hin. Hermine band das Pergament ab und streichelte mit einem Finger kurz dankend über die Wange des Vogels.

Liebe Miss Granger, Hermine,

bitte seien sie so freundlich und besuchen mich morgen um 16h in meinem Büro.

Herzlichen Dank,

Minerva McGonagall

Hermine ging zum See und rief nach der Flasche.

Brian hatte ein neues Pergament angefangen:

-Aus einem Glückskeks: Sie werden bald eine frohe Botschaft hören-

Hermine lachte. Wie lustig!

Dann fiel ihr plötzlich das andere Pergament in ihrer Jackentasche ein. Ob es etwas damit zu tun hatte?

Ron und Harry saßen im Gryffindor-Gemeinschaftsraum und waren mit Ginny und Dean am Monopoly-spielen. Harry und Dean hatten es Ron und Ginny letztens beigebracht und die beiden Weasleys fanden es ganz amüsant.

„Wir sollten es mal zu Dad schicken. Er wird es lieben", sagte Ginny gerade als Hermine in den Raum kam, die Tür von innen zuschlug und sich mit großen panischen Augen von innen dagegen lehnte.

Dann passierte nichts mehr.

Harry stand schließlich besorgt auf: „Mine? Ist alles ok?"

Hermine rührte sich. Sie blickte Harry an und nickte plötzlich heftig.

„McGonagall", brach nur gestammelt aus ihr heraus.

Harry sah sie fragend an. „Ja?"

„Sie will mich."

„Und?" half Ron nach, der auch aufgestanden war. Ginny und Dean kamen auch näher.

„Sie will mich einstellen."

„Als was?"

„Als Lehrerin."

Eine halbe Stunde später hatte Hermine den vieren alles erzählt. Und alle waren von McGonagalls Idee begeistert.

„Ich wusste immer, dass die alten Minerva eine ganz Kluge ist", murmelte Ron unbescheiden.

„Und Du kannst Die Geschichte Hogwarts sowieso schon auswendig", fügte Dean grinsend hinzu. „Damit hast Du schon die halbe Miete."

Hermine schenkte ihm einen tadelnden Blick.

Harry konnte es sich nicht verkneifen und sagte zu Dean: „Hogwarts-die frühen Jahre hatte sie schon nach dem ersten halben Jahr durch."

„Mensch, jetzt steht mir doch mal bei!", fauchte Hermine leicht böse - leicht liebevoll.

„Immer, Minchen", murmelte Ginny und strich ihrer Freundin zärtlich über den Unterarm. „Was willst Du hören? Unsere Meinung? Die kriegst Du. Leute, hört mal her. Wer zustimmt, dass Mine den Job perfekt machen würde, hebt jetzt die Hand."

8 Hände erhoben sich und Hermine schmunzelte. „Danke, Leute."

„Und den Triumpf-Grund habe ich", sagte Harry noch und küsste Hermine auf die Schläfe. Alle blickten ihn erwartungsvoll an. Harry grinste: „Ich erinnere mich noch an Hermines ersten Tag unserer richtigen Freundschaft. Sie sagte: Hier zu unterrichten und hier leben zu dürfen – das wär einfach toll!"

Ron nickte. Er konnte sich noch recht gut daran erinnern. „Das war in McGonagalls Klassenzimmer und ich hatte es grad wieder nicht geschafft, ein Streichholz in eine Nadel zu verwandeln."

Harry nickte ihm zu. „Stimmt."

Dean grinste: „Aber einen Nachteil hat es."

„Welchen?" fragte Hermine skeptisch.

„Du hättest Snape dann noch länger am Hals."

„Ja, aber ohne Hauspunkt-Abzüge, Dean", erinnerte ihn Ginny.

„Das stimmt auch wieder."

„Also mache ich es?" fragte Hermine energisch.

Alle nickten.

Ein paar Stunden später ging Hermine zum See.

Sie sah die Flaschenpost sofort und machte sich nicht erst die Mühe, sie per Accio herkommen zu lassen. Sie bückte sich danach und setzte sich dann auf einen Stein um zu antworten:

-Das mit der frohen Botschaft hat sich mehr als bewahrheitet. Die Direktorin bat mich heute zu sich. Sie hat mir einen Posten angeboten als neue Lehrerin für Geschichte. Ist das zu fassen? Mich! Mich kleine Muggelgeborene. Ich soll magische Geschichte unterrichten. Ich kann's noch gar nicht glauben und bin noch total durcheinander. Ich kann doch nicht einfach Professor McGonagall oder Professor Snape beim Vornamen nennen!-

Hermine fand noch eine kleine Muschel und schrieb hinter ihren Absatz:

-Die Muschel ist mein heutiges Glück. Pass gut drauf auf. Wenn ich an meinem Glück zweifle, dann kannst Du es mir wieder zurückgeben.-

Sie schob das Pergament in die Flasche und legte die Muschel dazu.

Dann ging sie wieder zurück zum Schloss.

Severus trat hinter dem Baum hervor, hinter dem er auf Hermine gewartet hatte.

Sofort nahm er die Flasche an sich. Eine Muschel fiel heraus und er zog die Pergamentrolle hinterher.

Das Geschriebene berührte ihn irgendwie. Er konnte sich Miss Grangers Gesichtsausdruck gut vorstellen, als Minerva ihr das Angebot gemacht hatte. Dann schnaubte er leise als er las, dass Miss Granger sich davor scheute ihn dann mit dem Vornamen anzureden und deshalb schrieb er hinter ihren Text:

-Andersherum ist es bestimmt auch so.-

Tage später erhielt er die Antwort.

-Meinst Du?-

-Da bin ich mir sicher. Hast Du Dich denn entschieden?-

-Ja, habe ich. Ich werde den Schritt gehen. Ich hoffe, dass mich mein Mut dazu nicht verlässt.-

-Unterrichten ist nicht so schwierig, wie es sich manche vorstellen.-

Severus wusste, dass er sich mit dem Satz auf dünnem Eis bewegte.

Hermine las den Satz 2 Tage später. Misstrauisch las sie den Satz erneut.

War er ein Lehrer?

-Das klingt, als wärst Du Lehrer-

-Lehren wir nicht immer irgendwann mal irgendwen?-

-Du bist wirklich kryptisch!-

Severus lachte leise. Er sollte kryptisch sein? Nun ja.

-Man hält mich eigentlich nie für kryptisch. Meistens finde ich mich viel zu direkt und dann habe ich das Gefühl, dass mich trotzdem niemand verstanden hat.-

-Du klingst wie einer meiner Lehrer-

-Welcher denn?-

-Snape-

-Ach so. Der.-

-Jean ist übrigens mein zweiter Vorname.-

-Das habe ich mir gedacht-

-Wie ist Deiner?-

-Tobias-

-Seltsam-

-So hieß mein Vater-

-Trotzdem seltsam.-

Severus lachte wieder über ihre Art. Sie war lustig.

Kapitel 3 – Das ist Brian?

2 Wochen später saßen Hermine, Ron, Ginny und Harry in der großen Halle beim Frühstück.

Hermine spießte gerade ein Stückchen Tomate auf und blickte gedankenverloren zum Lehrertisch.

Es wunderte sie immer wieder wie nett Snape sich benahm, wenn er sich mit Poppy Pomfrey unterhielt.

„Du sag mal, Harry", murmelte Hermine. „Weißt Du, wieso sich Professor Snape so gut mit Poppy versteht?"

„Nein, aber sie ist ja wirklich lieb. Wahrscheinlich hat er das auch schon gemerkt. Sein Elternhaus war ja auch nicht so der Knüller."

„Nicht?" fragte Ginny mit vollem Mund. Manchmal wusste Hermine genau, wieso Ron und Ginny Geschwister waren.

„Nein", sagte Harry, „seine Mutter war eine Reinblüterin, glaub ich, und sein Vater war Muggel. Leider hat sie ihm nicht gesagt, dass sie eine Hexe war. Und als er es herausgefunden hatte, hatte es wohl ein Mordtheater gegeben. Er fühlte sich belogen und was weiß ich nicht alles. Seine Mutter hieß Eileen Prince und sein Vater Snape mit Nachnamen. Tobias glaub ich."

Hermine fiel in dem Moment ihr ganzes Essen aus dem Mund. Dann wollte sie es schnell wieder einfangen, atmete ein, verschluckte sich und hustete. Ginny haute ihr herzhaft auf den Rücken.

Snape? Dachte Hermine schockiert.

Das ist jetzt nicht wahr, oder?

Oh, scheiße, und sie hatte sich über ihn ausgelassen, oder nicht?

Hastig erklärte sie das Frühstück für beendet und lief schnellen Schrittes in den Mädchenschlafsaal. Dort kramte sie alle Pergamente hervor, die „Brian" und sie sich jemals geschrieben hatten. Sie las sie sorgfältig durch und war dann zufrieden damit, dass sie Snape nicht verärgert haben konnte. Aber er schrieb ihr ja auch immerhin weiter, nicht?

Zum späten Abend lief Hermine wieder zum See. Was hatte Brian alias Snape geschrieben?

-Ich hatte immer ganz gute Noten in Geschichte, Jean. Aber ich war praktisch nicht zu toppen was Brauen anging. Slughorn gab mir immer nur O's.-

Hermines Drang Snape auszuhorchen war gerade geboren und sie schrieb:

-Sag, mal, Brian. Bist Du eigentlich Single?-

-Ja, bin ich. Und Du?-

-Ich auch. Ich find es schade-

-Wieso? Ohne Partner kann man doch machen, was man will-

-Ich wäre auch mit Partner ein sehr eigenständiger Mensch-

-Ich find es gut, wenn Frauen selbstständig sind und eine eigene Meinung haben.-

-danke…das hört man leider immer noch selten in diesem Jahrhundert.-

-Ich verstehe nicht wieso-

-Das hat bestimmt mit Jagen und Sammeln zu tun. Wenn ein Mann was gefangen hat, darf es nicht wieder weglaufen auch wenn er weiß, dass es wieder kommt-

-Meine Frau würde mir nicht weglaufen-Snape grinste. Oh, wie Recht er damit hatte. Seine Frauen liefen nicht weg. Sie waren immer alle bei ihm geblieben, bis er der Ansicht war, dass es nun genug sei.

-Na, Du hast ja ein Ego!-

-Aber natürlich. Frauen mögen selbstbewusste Männer. Sie finden es sexy.-

-Mist. Du hast Recht-

-Ich grinse gerade mit dem Gedanken: Sag ich doch!-

-Na toll-

-Warum bist Du nicht gerne Single, Jean?-

-Ich bin eine Haut-Süchtige. Wenn ich meine tägliche Dosis nicht bekomme gehe ich ein.-

-Aha. Also bist Du drogenabhängig. Und mit Dir unterhalte ich mich noch?-

-Tust Du. Aber Du wirst einsehen müssen, dass jeder Mensch mal einfach berührt werden muss.-

-Ich werde nicht berührt und ich lebe immer noch.-

Hermine las das und Kummer breitete sich in ihr aus. Dann dachte sie: Oh, das ist traurig.

-Das ist traurig, Brian. Du tust mir in der Seele weh. Ich finde es gibt nichts Schöneres als jemand anderen im Arm zu halten oder gehalten zu werden. Wen hast Du zuletzt angefasst?-

-Poppy Pomfrey. Sie ist ein Mutterersatz für mich, seit meine Mutter tot ist. Sie ist manchmal sehr nervig, weil sie sich so um mich sorgt…aber….ich schätze das ist so bei Zuneigung.-

-Oh hör auf, das ist ja schlimm!-

-Wieso?-

-Wo ist derzeit Dein Hautfühlpegel? Auf einer Skala von 1 bis 10. 1 heißt „total niedrig. Ich brauche Nähe", 10 heißt „Bleib mir weg, ich brauche eine Pause vom Knuddeln".-

Severus lachte, als er Miss Grangers Nachricht las. Seltsames Persönchen. Aber wirklich interessant.

Aber er beantwortete die Frage wieder einmal sehr ehrlich. Sie kannte ihn ja eh nicht.

-4-

-Für mich wäre das eine totale Katastrophe. Für Dich ist es bestimmt ganz normal. Wo holst Du Dir denn Deine Streicheleinheiten, wenn Du welche brauchst?-

-Hm, gute Frage…ich brauche nur am Krankenflügel vorbeischlendern, dann fängt mich Poppy schon ein. Manchmal kocht sie für mich, dann gehe ich mit einer Flasche Rotwein zu ihr und wir unterhalten uns nett…..sie ist wie eine liebe Mama für mich.-

Hermine lächelte. Ach, so war das! Der gute Snape ging zu Poppy zum Bemuttert-werden! Das was sie, Hermine, also bei Molly hatte, hatte Snape bei Poppy!

-Poppy ist toll.-antwortete Hermine.

-Sie ist die Beste-

In der ersten Novemberwoche fing sich Hermine einen Schnupfen ein und sie ging zum Krankenflügel.

„Madam Pomfrey?", rief sie laut in den Raum. Es war keiner da.

„Ich bin hier, Kindchen?" rief Poppy aus dem Raum, wo die Lehrer schliefen, wenn mit ihnen was war.

„Madam Pomfrey, ich benötige was gegen Schnupfen. Mein Serum ist abgelaufen. Es ist ganz trübe."

Poppy kam um die Ecke. Sie erkannte Hermine und begann zu Lächeln.

„Schnupfen sagst Du? Komm mal mit und setz Dich da aufs Bett. Ich messe erst einmal Fieber."

„Fieber habe ich nicht."

Poppy maß trotzdem.

„Hm, kein Fieber", gab sie zu.

„Hab ich doch gesagt", murmelte Hermine.

Poppy lächelte gütig. „Du bekommst jetzt einen Kopfschmerztrank, denn danach siehst Du aus. Dann ein Anti-Schnupfen-Serum und für den Fall, dass Du noch anfängst zu husten auch noch ein Mittel für Deine Bronchien."

„Danke, Madam Pomfrey", sagte Hermine artig.

Poppy lächelte sie weiter geheimnisvoll an. Dann sagte sie:

„Weißt Du was, Kindchen, wir werden ja bald Kollegen. Nenn mich doch einfach Poppy, in Ordnung?"

Hermine Kopf fuhr hoch. Natürlich wusste Madam Pomfrey schon davon. Hermine lächelte.

„Danke…ähm...Poppy. Lieben Dank. Dann gehe ich jetzt mal in die Falle, was?"

„Das ist eine ausgezeichnete Idee, Kindchen."

„Gute Nacht, …Poppy."

„Gute Nacht, Hermine."

Dann war Hermine weg.

Poppy ging lächelnd zurück in den Lehrerkranken-Raum. Dort saß Severus immer noch auf seinem Hocker und trank aus seinem Weinbecher.

„Hermine ist verschnupft", sagte sie.

„Das habe ich mitbekommen."

„Mich konnte sie eben ohne Probleme mit dem Vornamen anreden."

„Naja, Du bist ja auch kein Professor, Poppy."

Poppy grummelte ihren Ziehsohn liebevoll an. Dann kraulte sie sein Ohr.

„Ach Severus. Was soll ich nur mit Dir und ihr machen?"

„Wieso?" fragte Severus erstaunt.

Poppy lächelte noch breiter und noch mehr nette Falten schoben sich in ihr altes Gesicht.

„Ach mein Lieber… ich fände sie perfekt für Dich."

Severus war entsetzt.

„Miss Granger? Nie im Leben, Poppy."

„Aber ich sehe doch, wie Du über sie sprichst. Und Lily ist jetzt schon so viele Jahre tot."

Severus Gesicht fiel zusammen. „Nicht, Poppy…Lily ist…"

„Ich weiß, Liebling, ich weiß. Du wirst jetzt sagen, ich darf die beiden nicht vergleichen und so, aber…"

„…Lily war meine Liebe des Lebens und Miss Granger ist es nicht", fuhr Severus dazwischen.

„Noch", lächelte Poppy weise. „Noch. Nicht."

Dann schnappte sich Severus ein anderes interessantes Thema und legte das Thema Hermine Granger für heute ad acta.

Kapitel 4 – Hermine und Severus brauen

Als Hermine nach der nächsten Unterrichtsstunde Snapes Klassenraum verlassen wollte, pfiff der sie zurück.

„Miss Granger, bleiben Sie kurz. Ich habe Ihnen was zu sagen."

Hermine seufzte. Ja ok, sie hatte den Ochsenfrosch 2 Minuten zu früh in den Trank gegeben, aber das veränderte den Trank doch nicht…

Harry und Ron blickten sie mitleidig an und verließen den Raum als Hermine zu Snape an den Schreibtisch trat.

Sie blickte auf ihn runter und seltsamerweise stand er deshalb nicht auf.

Prüfend blickte er sie an.

„Miss Granger", schnarrte er. „Sie werden einsehen müssen, dass Sie die beste Schülerin seit 30 Jahren sind."

Häh?, dachte Hermine verwirrt.

„Und deshalb, und weil Albus auf mich eingeredet hat, und Minerva auch", er verdrehte leicht genervt die Augen, „biete ich Ihnen meine äußerst kostbare Zeit an."

Häh?, dachte Hermine immer noch.

Ihr Gesichtsausdruck musste sehr dämlich aussehen, denn auf Snapes Mundwinkel erschien ein miniklitzekleinesbisschen Belustigung. „Ich biete Ihnen mein Wissen an und somit eine Art Nachhilfe."

„Häh?", sagte Hermine nun leise.

„Heißt das nicht „Wie bitte", wenn Sie mich schon nicht verstehen?" fragte Snape.

„Verzeihen Sie, Sir, ich habe gerade gemeint zu hören, dass Sie mir fast freiwillig extra Stunden anbieten wollen."

„Na, Sie haben ja doch ein recht annehmbares Gehör. Ich wollte Sie schon zu einem Ohren-Spezialisten schicken."

Hermine schnaubte belustigt. „Nicht nötig, Sir. Meine Gehör ist sehr gut."

„Nun gut". Severus blickte sie ernst an. „Mein Angebot gilt bis heute Abend nach dem Essen. Danach verfällt es. Ersatzlose Streichung."

„Wie viele Stunden?"

Severus überlegte: „20."

„50."

„22."

„48."

„Ich handel doch mit ihnen nicht", schnappte Snape. „Auf solche Spielchen lasse ich mich nicht ein." Er blickte sie wieder scharf an. „Na schön. Mein letztes Angebot. 34 Stunden."

Hermine streckte ihm strahlend die Hand hin. „Abgemacht." Wie toll war das denn?

Er nahm sie nicht, sondern verschränkte seine Arme in einander.

„Gut", brummelte er.

„Darf ich um etwas bitten?"

„Was kommt denn jetzt noch?"

Hermine lächelte ihn vergnügt an. „Ich darf Sie alles fragen, was mir in den Sinn kommt und Sie beantworten mir das dann."

„Nur fachliches versteht sich."

Hermine grinste. „Natürlich."

„Nun denn. Septima wartet nicht auf Sie. Sie werden Ärger kriegen."

„Danke, Professor. Vielen Dank."

Sie war dabei sich umzudrehen, aber sie drehte sich wieder zurück und lächelte ihn noch einmal an.

Total glücklich.

Dann ging sie.

Severus blickte auf die Stelle, wo sie eben noch gestanden hatte.

Er wünschte sich, jemand würde ihn mal mit etwas Besonderem glücklich kriegen.

Aber womit könnte man ihn glücklich kriegen?, fragte er sich. Was gab es schon, was man ihm schenken konnte?

Geld? Ein Haus in Alaska? Liebe? Bei allem würde er nicht nein sagen.

Er schnaubte leise bei dem Gedanken an Liebe. Die hatte er schon vor Ewigkeiten aufgegeben.

Am Abend am See stand auf dem Pergament:

-Brian! Ich fasse es schon wieder nicht. Was bin ich nur für eine glückliche kleine Hexe. Hihi. Professor Snape hat mir Extra-Stunden angeboten. Nur mir. Ich bin so wahnsinnig froh. Und ich darf ihn alles fragen. Nur fachliches natürlich. Er hat mir zugestanden auf alle Fragen zu antworten. Hoffentlich meinte er nicht damit, mir dann immer nur zu sagen: Das hat Sie nicht zu interessieren!-

-Er will Dich unterrichten? Das finde ich toll. Aus Snapes Mund ist das doch quasi ein Kompliment.-

-Ja, nicht? Mir fällt grad was ein…du hast geschrieben, Du seist erwachsen. Und da ich Dir nicht verrate, wie alt ich bin, kann ich Dich ja auch schlecht fragen. Bist Du über 30? Oder noch älter?-

-Ich bin über dreißig.-

-Schade. Ich habe Professor Snape übrigens gesagt, dass ich sein Angebot annehme.-

-Wieso schade?-

-Ich mag Dich eigentlich-

-Kannst Du mich nicht mögen, wenn ich über dreißig bin?-

-Na, vielleicht bist Du ja schon 50 oder 60-

-Nein, ich bin zwischen 30 und 40. Du darfst Dir jetzt was ausdenken.-

-Ich bin eine Gryffindor. Ich nehme die goldene Mitte. 34.-

-Na gut, dann bin ich 34. Wie alt darf ein Mann für Dich sein, Jean?-

-Nicht älter als 34. Übermorgen habe ich übrigens meinen ersten Extra-Unterricht bei Snape.-

-Ich bin schockiert wegen des Alters. Und wieso Snape? Wo ist der Professor geblieben?-

Severus ließ die Feder wieder verschwinden, steckte das Pergament in die Flasche, korkte sie zu und warf sie wieder in den See zurück.

34 hatte sie geschrieben. Sie versuchte zu flirten. Na, das konnte er auch!

Morgen würde er Miss Granger ihre ersten Extra-Stunden geben. Er war so gespannt darauf!

Er hoffte, dass sie so war wie hier. Beim Schreiben. Einfach sie. Ohne den gigantischgroßen Respekt vor ihm zu haben. Es machte ihm viel Spaß sich mit ihr diese lustigen Dialoge schreiben zu können. Spätestens Ende Juni war es damit vorbei….nein, halt. Sie blieb ja an der Schule!

Mit klopfendem Herzen ging Severus in seine Räume zurück, schnappte sich gutgelaunt eine seiner besten Flaschen Wein und ging auf direktem Wege zu Poppy in den Krankenflügel.

„Poppy, ich….", sagte er und riss schwungvoll die Flügeltüren auf.

Sprachlos blickte er auf das Bild, das sich ihm bot.

In Poppys kleinem Sprechzimmer saß Miss Granger. Neben Poppy. Und sie waren einträchtig am Quatschen.

Beide hatten aufgeschaut und blickten ihn amüsiert an.

„Severus, Liebling, was machst Du hier?" fragte Poppy erstaunt.

„Poppy", seufzte Severus sofort genervt, „wie oft soll ich Dir noch sagen, dass Du mich in Gegenwart von Schülern nicht Liebling nennen sollst!"

Poppy lächelte entschuldigend. „Ach Severus, Hermine wird es schon niemandem erzählen."

Hermine nickte vergnügt. „Ich kann schweigen wie ein Grab." Sie machte die Reißverschluss-zu-und-Schlüssel-wird-weggeschmissen-Bewegung.

Severus runzelte die Stirn.

„Setz Dich", bat Poppy und klopfte auf den einzigen leeren Stuhl, der noch an dem kleinen Tisch stand.

Severus stellte die Flasche Wein auf den Tisch und setzte sich.

Er sah, wie Miss Granger ihm ein sauberes noch umgedrehtes Glas hinschob. Er nickte dankend.

Dann ließ er magisch einen Flaschenöffner erscheinen und entkorkte den Wein.

Er blickte Poppy fragend an und sie nickte und hielt ihm ihr Glas hin.

Dann blickte er auch Hermine fragend an. Sie wirkte überrascht.

„Wenn ich darf?"

„Sonst hätte ich Sie ja wohl kaum gefragt", raunte er leise.

Dann hielt sie ihm auch ihr Glas hin und er goss ihr ein. Zuletzt war sein Eigenes dran.

Er prostete den Damen zu.

„Darauf, dass weder Tallahassee noch Longbottom noch Winterbauer heute irgendetwas in die Luft gejagt haben. Also ein praktisch angenehmer Tag."

Hermine gluckste ganz leise und wurde von Poppy und Snape angeschaut.

„Wenn das ihre Definition eines guten Tages ist, Sir, dann will ich nicht wissen, wie Sie Weihnachten oder einen Sommer-und-Strand-Urlaub bewerten."

Poppy lachte. „Severus misst eine Menge am Grad der Erleuchtung von Euch Schülern."

„Das ist seltsam. Das hat doch nichts mit seinem privaten Glück zu tun."

Severus blickte Hermine überrascht an. „Wieso, Miss Granger? Sehen Sie mich auch als Privatperson?"

„Wieso nicht, Sir? Von 24 Stunden eines Tages, sind sie lediglich 10-12 Stunden mit Ihrer Arbeit beschäftigt. Das heißt, es bleiben 14 Stunden für Sie übrig. Exklusive schlafen vielleicht 7. Ich stelle mir vor, Sie brauen auch gerne privat. Als Hobby oder so. Können dann die 7 Stunden ihren Tag nicht als glücklich gelten lassen?"

Poppy und Snape blickten Hermine verdutzt an.

Severus merkte, dass ihn Miss Granger zum Lächeln gebracht hatte. „Sie haben Recht, Miss Granger. Aber lieber lese ich als zu Brauen. Eine Stunde lesen tut mir so gut, wie ein ganzer Tag ohne nennenswerten Zwischenfall in der Schule."

Poppy stellte Gebäck auf den Tisch und blieb dann hinter Severus stehen. Er sah auf Poppys Hand, die auf seiner Schulter lag.

Was hatte Hermine gesagt: Wo holst Du Dir Körperkontakt, wenn Du welchen brauchst?

Jetzt wüsste sie die Antwort, wenn sie wüsste, dass ich ihr Flaschenpost-Partner bin.

Nach einer Weile des Schweigens frage Poppy Hermine:

„Sag Du mal, hast du eigentlich einen Freund?"

Hermine wurde leicht rosa im Gesicht. „Nein. Derzeit nicht."

„Aber Du hattest schon welche."

„Du liebe Güte, welche ist zu viel gesagt. Ich war mal aus, das stimmt, Poppy, aber…"

Severus, der spürte, dass ihr das Thema nicht ganz angenehm war unterbrach Hermine.

„Poppy, also wirklich. Glaubst Du, mich interessiert das?"

Poppy seufzte. Männer, dachte sie nur.

„Professor Snape interessiert sich nicht für das Liebesleben von Schülern, Poppy", warf Hermine ein. Aber sie dachte weiter: Er fragt immer nur heimlich.

Poppy versuchte es auf die Spitze zu treiben und sie sagte schelmisch: „Du warst noch nie wegen Verhütungstrank bei mir."

Severus sah nur einen Ausweg. Er blickte auf seine Armbanduhr.„Miss Granger muss sich gleich auch wieder auf den Weg in ihren Schlafsaal machen. Es ist schon fast halb 10."

Hermine stimmte dankbar zu. „Das stimmt. Ich muss gleich los."

Poppy ließ das Thema sein und Hermine kühlte innerlich ein wenig ab.

Sie blieb noch eine Viertelstunde und nach einem kurzen Blick auf Snapes Armbanduhr stand sie auf: „Na, dann will ich mal wieder. Professor. Poppy. Danke für den Wein, das Gebäck und die gute Gesellschaft." Sie nickte noch einmal und ging dann davon.

Severus und Poppy warteten bis die Flügeltür zuschlug und Severus sagte:

„Poppy, musst du immer solche peinlichen Fragen stellen? Und nenn mich wirklich nicht vor Schülern Liebling."

Poppy streichelte zärtlich seinen Arm. „Ach Severus, worüber Du Dich aufregst!"

„Wieso?" fragte er scharf, „ist es nicht gerechtfertigt, dass ich das von Dir möchte?"

„Ich dachte, Du schreibst ihr noch ganz andere Sachen?"

„Aber sie weiß nicht, dass ich es bin, Poppy. Und das wird sie auch niemals. Irgendwann werde ich einfach nicht mehr antworten. Sie mag dann vielleicht eine Zeitlang enttäuscht sein, aber sie wird drüber wegkommen."

„Macht Dir das keinen Spaß, Schatz?" fragte Poppy.

„Doch, macht es. Aber sie ist meine Schülerin und tabu."

„Nicht mehr lange. Wir haben schon Dezember. Und das Schuljahr ist Ende Juni vorbei. Danach seid Ihr gleichgestellt."

Severus Miene verdüsterte sich. „Ich weiß", brummte er. „Dann darf ich mir ihre naseweisen Reden mit noch mehr Gleichmut anhören, als ich jetzt eh schon dazu gezwungen bin."

Poppy lachte und schlug ihm sanft auf den Arm. „Ach Severus, gib doch einfach zu, dass Dir das Mädel gefällt."

Severus grummelte nur. Es klang nicht nach nein und es klang nicht nach ja.

Hermine schlich sich auf Zehenspitzen aus dem Krankenflügel hinaus und schloss die Tür sehr leise. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Er wusste, wer sie war und es machte ihm Spaß sich mit ihr zu schreiben. Auf was hatte sie sich da eingelassen?

Am nächsten Tag um 19:30h klopfte Hermine an Snapes Brauküchen-Tür.

Die Tür flog auf und sie sah Snape an einem der vielen Braukessel stehen. Er erhitzte gerade das Feuer unter einem Zinnkessel.

„Kommen Sie rein, Miss Granger."

Sie tat es und schloss die Tür hinter sich.

„Nehmen Sie sich eine Schürze."

Sie tat auch das und trat dann näher.

„Für welchen Trank sind diese Zutaten?" fragte Severus.

Sie beäugte die vielen Stoffe einzeln und überlegte laut:

„Mäuseknöterich, Hammelpilze, Rosmarin, Einhornblut, Spinnenlarven….Abschwelltrank."

„Sehr richtig. Brauen Sie ihn, Miss Granger. Dabei dürfen Sie mich fragen."

Hermines Herz zersprang vor Glück.

Sie blickte kurz in den Kessel um sich zu vergewissern, dass er leer war und während sie einen Liter Leitungswasser abmaß, begann sie ihm Fragen zu stellen, die sie immer schon mal interessiert hatten.

Die beiden Stunden mit Snape vergingen wie im Flug und als Miss Granger die Tür hinter sich geschlossen hatte, wurde sich Severus bewusst, dass er scheinbar noch nie so viel in seinem Leben geredet hatte, wie in den letzten beiden Stunden.

Aber er genoss ihren Wissensdurst sehr. Nicht eine ihrer Fragen war unter NEWT-Niveau gewesen.

Am Abend öffnete er wieder die Flaschenpost.

-Uff- stand da -Wahnsinn. Es ist unglaublich wie sehr Wissenserweiterung befriedigen kann-

-Entschuldige, dass ich grinse. Aber ich hoffe doch sehr für Dich, dass Wissenserweiterung Dich nicht mehr befriedigt als etwas anderes Spezielles.-

-Witzig! (ich gucke grad verärgert) Nein, natürlich ist Wissenserweiterung auf andere Art befriedigend. Dies hier ist mental. Nicht körperlich.-

-Sex befriedigt Dich nicht auch mental? Wie traurig.-

-Das ist kein Grund zum Spotten, Brian. Ich habe noch nie bemerkt, dass Sex einem was mental geben kann.-

-Außer man praktiziert es als Geisteserweiterung.-

-Das klingt aber verdächtig nach Tantra. Auf stundenlange Hängebauchschwein-das-auf-Pferd-reitet-oder-so-Positionen habe ich herzlich wenig Lust.-

Severus lachte laut auf. Was sollte er jetzt DAZU schreiben?

Wie wärs mit:

-Was magst Du dann beim Sex?-

-Sich auspowern, genießen, laut sein, Haut, klopfende Herzen, Schweiß, Küsse…alles.-

-Klingt gut. Ich verstehe Dich.-

Hermine seufzte. Sie rollte das Pergament ein und steckte es in ihre Jackentasche. Sie war froh, dass Snape und sie sich nun schon seit längerem alle 2 Tage schrieben. Er war so verdammt spannend. Nie wusste sie, was sie erwartete.

Sie nahm sich ein neues Pergament und schnitt es mit Magie in die Form eines Ahornblattes. Da es erst Mitte Dezember war gab es keine echten beschreibbaren Blätter.

-Meine Initialen sind übrigens JG.-

-Meine sind BS. Was denkst Du jetzt gerade, während Du das hier liest?-

-Ich denke über Verhütungstrank nach.-

-Wieso? Bist Du schwanger, weil Du den Trank vergessen hast?-

-Och, mach darüber bloß keine Witze. Ich bin noch zu jung für ein Kind.-

-Ich nicht. Soll ich Dir wenigstens bei der geistigen Befruchtung weiterhelfen?-

-Nein, danke. Das schafft Snape schon prima alleine.-

-Wie? Er befruchtet Dich?-

-Sehr witzig!-

-Geistig meine ich natürlich.-

-War mir klar.-

-Snape ist doch auch noch keine 40. Vielleicht ist er ja 34. Wär er nichts für Dich?-

Hermine war entsetzt. Über was für'n Thema wollte der sich denn jetzt unterhalten?

Sie entschied, Snape noch nicht zu antworten, sondern ihn noch einen Tag schmoren zu lassen. Nur leider hatte sie ja heute Abend wieder Extrastunden. Bei Brian. Hermine kicherte innerlich.

Kapitel 5 – Einfach e-kel-er-re-gend!

Als sie am Abend sein Brauzimmer betrat stand Severus bereits am Kessel und hackte auf vor sich liegenden Stachelbeeren herum.

Hermine nahm sich eine Schürze und während sie hinter ihrem Rücken mit deren Bändern kämpfte betrachtete sie Snape. Irgendwie das erste Mal. So wirklich.

Anstelle seiner üblichen Robe trug er nur ein weißes Oberhemd mit bis zu den Ellenbogen hochgekrempelten Ärmeln (2 Manschettenknöpfe lagen auf einem Sideboard) und eine schwarze lange Hose. Seine Haare fielen ihm ins Gesicht.

Hermine wurde bewusst, dass er für sie noch nie menschlicher ausgesehen hatte. Und männlicher auch nicht, fügte sie in ihren Gedanken betroffen hinzu.

„Wollen Sie dort bis in alle Ewigkeit stehenbleiben, Miss Granger?"

Mist, er hat mich angesprochen, dachte Hermine und bewegte ihre Füße näher an seinen Tisch.

„Wie kann ich helfen?"

Er blickte sie nun endlich an.„Da ich mit Verlaub letztes Mal das Gefühl hatte, mir meinen Mund fusselig zu reden, gestatte ich Ihnen heute nur 2 Fragen pro Stunde. Dafür nennen Sie mir jetzt auf der Stelle 3 Tränke, die Sie gerne mal unter meiner Leitung brauen würden."

Er sah recht gespannt aus.

„Der Trank der lebenden Toten, die Murtlap-Essenz und den Trank der 1000 Depressionen."

Severus pfiff unbewusst durch seine Lippen. „Alle Achtung, Miss Granger, da haben Sie sich ja eine Menge vorgenommen."

„Heißt das, ich darf sie brauen?"

„Habe ich das nicht gesagt?"

„Nein, Sir, Sie sagten: Tränke, die Sie gerne mal brauen WÜRDEN."

„Nun, Sie WERDEN sie brauen. Nächste Woche ist der Anti-Depressionstrank dran. Heute brauen wir 70 Liter Skelewachs. Na los. Der Kessel heizt sich nicht von alleine."

Und mit den Worten kippte er die nun völlig breiigen Stachelbeeren in den Kessel.

Hermine puhlte danach 30 Augen aus 15 Salamanderköpfen. Es war ekelhaft und es gruselte sie bei jedem einzelnen Auge.

Sie bemerkte nicht, wie sie von Snape dabei beobachtet wurde. Er schmunzelte, denn er sah, wie es sie innerlich schüttelte.

„Tapfer, Miss Granger", raunte er und sie blickte auf.

„Das ist wirklich ekelerregend, Sir. Ich frag mich, wieso es die nicht schon abgepackt gibt."

„Oh, es gibt sie abgepackt, aber frisch sind sie besser. Hagrid hat sie erst heute Morgen gebracht."

Hermine musste leicht würgen. Snape schnaubte und kam zu ihr.

„Geben Sie her", sagte er halb belustigt, halb verärgert. „Waschen Sie lieber die Kamillenblüten."

Hermine war erleichtert und er sah das in ihren Augen.

Ein leises Danke murmelnd übergab sie ihm den Löffel und wusch sich ihre Hände.

Severus „ent-augte" die restlichen 8 Salamander während Hermine sanft und tief den Geruch der würzigen Kamillenblüten einatmete.

Es entging ihm nicht. „Wäre ich jetzt nicht hier, müssten Sie auch die Augen selbst entfernen."

„Ich weiß, Sir", sagte Hermine und ihr entfuhr: „Aber ich bin trotzdem froh, dass es dafür Männer gibt."

Sie hörte ein Geräusch von ihm, dass sich wie Glucksen anhörte, doch dann sagte er streng: „Dann sind wir wohl unverzichtbar."

Hermine blickte von den Blüten auf. Er sah wirklich amüsiert aus!

„Ja, Sir, allerdings."

„Wobei ich auch nicht wirklich um unsere Daseinsberechtigung bange, Miss Granger."

„Das brauchen Sie auch nicht. Männer an unserer Seite zu haben ist oft sehr nützlich."

„Wofür zum Beispiel?"

„Tragen helfen zum Beispiel, oder etwas von oben runterholen. Ich rufe immer nach Ron, wenn ich irgendwo nicht drankomme."

Snape zog eine Augenbraue hoch. „So, so…und auf einen Stuhl steigen können Sie auch nicht."

„In Supermärkten gibt es keine Stühle."

Er schnaubte. „Stimmt."

Sie blickten sich an in dem Wissen, dass sie sich so unterhielten wie in den Briefen.

Plötzlich sah sie Snape lächeln. Es war ein echtes Lächeln.

In Hermine machte sich eine Erleuchtung breit. „Sie wissen, Sir, dass ich es weiß, nicht?"

Sein Lächeln wurde süffisanter. „Wovon sprechen Sie, Miss Granger?"

„Ich habe keine Ahnung, Sir."

„So so." Er nickte leicht. „Na dann sollten Sie besser den Mund halten."

„In Ordnung."

Immer noch blickten Sie sich in die Augen. Schließlich sagte Severus:

„Als Nächstes können sie das Eichenharz in den Trank geben und dann 40 Mal im Sekundentakt umrühren."

„Wird erledigt."

„Miss Granger?"

Sie drehte sich noch einmal zu ihm um und sah ihn immer noch schmunzeln.

„Es ist recht angenehm mit Ihnen zu…arbeiten."

Hermine musste unwillkürlich grinsen.

„Ich fasse das mal als allerhöchstes Lob auf, Sir. Und bilde mir eine Menge drauf ein."

Severus ließ sich von ihrem Grinsen anstecken. „Nun machen Sie schon. Das Harz füllt sich nicht von alleine in den Kessel."

Dann drehte sich Hermine wieder um und fuhr mit der Arbeit fort.

An dem Abend lag Severus im Bett und ließ das Gespräch zwischen Miss Granger und ihm Revue passieren.

Sie wusste, dass er es wusste. Und anders herum. Wie hatte sie es rausgekriegt?

Kapitel 6 – Brian trifft auf Jean

Eine Viertelstunde später war Severus immer noch nicht eingeschlafen und er stand auf.

Nach dem Ankleiden verließ er seine Räume und ging zum See hinaus. Es war dunkel, sowohl im Schloss als auch draußen. Aber da der Mond schien und Severus sich hier ja nun seit vielen Jahren auskannte, fand er den Weg spielend.

Die Schrift auf der Pergamentrolle entzifferte Severus mit einem schwachen Lumos aus seinem Zauberstab.

-Ob Snape was für mich wäre? Keine Ahnung, ich kenne ihn leider nicht.-

-Würdest Du ihn denn kennenlernen wollen?—

Plötzlich hörte er hinter sich ein Blätterrascheln.

„Guten Abend Professor Snape", sagte Hermine mit geschäftlichem Tonfall.

Severus war zu verdutzt um schnell zu antworten. Dann fiel ihm wieder ein, dass er eine wunderbar funktionierende Zunge hatte. „Miss Granger! Was machen Sie um diese Uhrzeit noch hier?"

Es war morgens um halb zwei.

„Ich sage mal offiziell, dass ich schlafwandel."

„Das ist furchtbar. Dafür kann ich Ihnen keine Punkte abziehen."

Hermine blickte auf seine geschriebene Antwort.

„Dann kann ich sie auch gleich lesen", murmelte sie höchst interessiert und schnappte sich das Pergament aus seinen Händen weg.

Nach dem stillen Lesen ließ sie das Pergament sinken.

„Ob ich Snape kennen lernen wollen würde?"

Severus verzog keine Miene.

Hermine begann zu lächeln. „Ja, das würde ich."

„Ich kenne ihn näher", sagte Snape nun stirnrunzelnd, „niemand will ihn kennenlernen."

„Scheinbar doch. Poppy, Lily, Jean…alle drei."

Dann ließ Hermine das Pergament in seinen Schoß fallen, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand im Dunkeln in Richtung Schloss.

Severus blickte in die Ferne bis zum letzten sichtbaren Punkt, und grübelte. Die Szene gerade war wirklich surreal gewesen. Miss Granger, Hermine, die mit ihm sprach als wäre sie Jean. Sie hatte gesagt, Poppy, Lily und sie selbst wollten ihn kennen.

Sie war kein Kind mehr. Sie war erwachsen. Obwohl…musste Severus zugeben…sie war rot geworden, als Poppy sie auf Verhütungstrank angesprochen hatte. So was legte man, wenn man noch älter wurde, automatisch irgendwann ab. Das kam schon noch…

Er ging langsam in Richtung Schloss zurück und dann ins Bett.

Am nächsten Morgen beim Frühstück, blickte Hermine andauernd hoch zum Lehrertisch.

Snape bemerkte sie nicht. Er plauderte mit Madame Hooch und Minerva über irgendwas, was mit kommendem Februar zu tun hatte, denn sie waren vor Enthusiasmus nicht gerade leise.

„Hermine, was hast Du?", fragte Harry.

Hermine blickte ihn an und dann zu Ron und Ginny hinüber, aber die waren mit Luna und Dean am Reden.

„Harry, ich glaube, ich baue gerade ganz arg Mist."

Harry runzelte mit den Augenbrauen.

„Was ist los?", fragte er sanft.

„Ich erzähl es Dir später, ja? Ich will nicht, dass Ron das mitkriegt. Er würde sich nur aufregen."

„In Ordnung. Dann treffen wir uns später im Raum der Wünsche, ja?"

Hermine nickte. „Ich gehe zuerst rein und wünsche."

Harry nickte zustimmend.

Eine Stunde später betrat Hermine den Raum der Wünsche, einen kleinen gemütlichen Raum mit einer großen, weichen Couch und einem Beistelltisch mit Schokolade und Butterbier darauf.

Dann kam auch schon Harry angerannt. Er prustete ein wenig.

„Ron und Ginny suchen uns."

„Das ist mir grad herzlich egal", sagte Hermine unwirsch und zog Harry auf die Couch.

Dann drückte sie ihm ohne Worte die ganzen Pergamentrollen in die Hand.

Harry las. Und las. Und las. Und Hermine schaute ihm gespannt dabei zu.

Harrys Reaktionen waren verschieden. Es kamen kurze Lacher, Grinsen, Mitleid und Erstaunen.

Dann ließ er den Stapel sinken.

Er schaute Hermine verwirrt an. „Du schreibst Dich mit diesem Brian?"

Sie nickte.

„Wie lange schon?" Er winkte mit den Rollen.

„Seit dem Endkampf."

„OK? Und was hat das jetzt mit Sna….." Abrupt blickte er auf und starrte Hermine fassungslos an. „Tobias. Zutritt zu Dumbledores Portrait, zwischen 30 und 40. Hermine!"

Hermine sah geknickt aus.

„Ich weiß nicht mehr was ich machen soll, Harry."

Harry überlegte eine Weile. Dann fragte er:

„Wonach ist Dir denn?"

Hermine seufzte. Dann wurde sie rot und murmelte: „Er interessiert mich, Harry."

„Das ist nicht Dein Ernst, oder?"

Hermine konnte nur noch flüstern. „Doch."

„Mine, mal ehrlich. Er ist Dein, unser, Lehrer, verdammt noch mal. Und das bis Ende Juni. Und nach den Sommerferien, da darfst Du Dich dann interessieren und selbst dann würde ich es nicht verstehen."

„Harry, Du kennst ihn nicht."

„Und Du auch nicht, Mine", antwortete Harry jetzt heftiger als er eigentlich wollte. „Erklär es mir."

„Na, Du hast die Briefe doch auch gelesen. Er ist witzig und unglaublich klug. Er hat tolle Hände. Wenn ich ihm beim Zutatenschneiden zuschaue, denke ich mittlerweile darüber nach, wie sie sich auf mir anfüh…"

„Wawawawa. Stop. Ich werd grad taub."

Hermine hielt inne und schmunzelte. „Sorry."

Harry lachte leise auf. „Mine, entweder Du lernst zu viel, Du hast zu wenig Spaß im Leben oder Du hängst eindeutig zu viel mit Snape rum."

„Ich lerne nie genug, ich habe viel Spaß im Leben, denn es gibt ja Euch." Sie küsste Harry per Luft.

Er grinste. „Die Firma dankt. Und Du verbringst eindeutig zu viel Zeit mit Snape, Mine."

„Die Zeit mit ihm vergeht immer wie im Flug. Es wird nie langweilig, weil er einfach spannend ist. Zu mir ist er nicht böse. Im Gegenteil, ich finde ihn immer recht gut gelaunt."

„Das ist ja schön und gut, aber er war in Mom's und Dad's Jahrgang. Also muss er so um die 38 sein. Er ist keine 18 so wie wir, er ist nicht Mitte 20 oder 34. Er ist 38, liebste Hermine."

„Na und?" Hermine schnaubte.

„Nichts na und. Er ist einfacher Lehrer. Noch führt er sich uns Schülern gegenüber auf wie ein Riesenarschloch. Er ist doch ein Zyniker vor dem Herrn. Was willst Du von ihm?"

„Ich möchte seine Zuneigung, Harry", sagte Hermine schlicht.

Harry seufzte und rubbelte liebevoll über Hermines Unterarm. Sein tröstender Blick tat ihr so gut!

„Mine, wieso muss es Snape sein? Ron liebt Dich auch. Manchmal denke ich mehr als es ihm gut tut. Oder was ist mit Viktor?"

„Ich habe nur mit ihm geschlafen, Harry. Das war eine rein körperliche Angelegenheit."

Harry seufzte. „Ich möchte nur nicht, dass Du unglücklich bist. Und ich habe das Gefühl, dass Snape eine Nummer zu groß für Dich ist. Ich will nicht, dass er Dich enttäuscht."

Hermine blickte Harry treuherzig an. „Ich bin doch schon ein großes Mädchen. Ich habe mich im Griff. Und Snape hat eh kein Interesse an mir. Das hat er Poppy laut und deutlich gesagt."

„Das ist vielleicht auch besser so. Weil, Mine, Du brauchst Liebe und Glück, und Snape versprüht das nicht gerade wie ein Wasserwerfer."

Hermine lachte leise auf. „Da hast Du in allen Anklagepunkten recht."

Harry blickte noch mal überlegend auf die ganzen Pergamentrollen und las sie flüchtig durch.

Dann sagte er verschmitzt: „Ich hätte nie gedacht, dass Snape so flirten kann."

„Ich auch nicht. Aber ich fühle mich immer ganz toll, wenn er anfängt so mit mir zu reden."

„Ja, das alles hier klingt ganz gekonnt."

Hermine nickte heftig.

Harry seufzte gefühlt zum hundertsten Mal. „Ach Mine, was willst Du Dich in so einen Mann verlieben? So einen alten Kerl."

„Ich möchte wissen wie es ist, von ihm geachtet und geliebt zu werden."

„Du klingst echt weise, weißt Du das?"

Hermine lachte. „Ja, weiß ich. Meine Mum sagt, ich wurde schon so geboren." Dann wurde sie von Harry an seine Brust gezogen.

Am Abend ging Hermine zum See.

Sie entnahm das alte und begann ein neues Pergament.

-Was ich mir für die Zukunft wünsche: 1. Gesundheit, 2. Immer geachtet zu werden, 3. Meine Freunde behalten zu dürfen, 4. Von einem einfühlsamen Mann geliebt zu werden, 5. Nach schlechtem Sex miteinander zu lachen, 6. Zärtlichkeit zu bekommen, wenn ich sie brauche-

Um 22 Uhr des gleichen Abends las Severus die Nachricht.

-Da gibt es nichts mehr hinzuzufügen, Jean. Du hast alles genau richtig erkannt.-

-Empfindest Du das auch alles, Brian?-

-Ja, bis auf Punkt 4. Ich brauche keinen Mann.-

-Tsts, der war wirklich schwach.-

-Ich brauche eine Frau. Eine Frau, die mich in meine Schranken weißt, wenn ich mal übertreibe, die mich liebt und mir treu ist. Die mich vögelt, dass ich aufhöre zu denken und die mir schlechten Sex verzeihen würde. Aber da man mit mir keinen schlechten Sex hat, ist das nicht relevant.-

Kapitel 7 – Sehr lustig, Miss Granger

Hermine seufzte und schrieb:

-Es ist sehr seltsam, mich mit Dir über Sex zu unterhalten.-

-Ich finde es sehr aufregend. Ich habe noch nie mit einer Schülerin über das Thema gesprochen. Und wenn mal ein Mädchen aus meinem Haus darüber reden wollte, habe ich sie immer an die Vertrauensschülerin verwiesen.-

-Aber bei mir klappt es doch.-

-Ja, bei Dir. Ich habe bei Dir das Gefühl, dass ich mich mit Dir über alles unterhalten kann.-

-Das ist lieb.-

-Mich hat noch nie jemand lieb genannt.-

-Oh, Dein erstes Mal.-

-Sehr lustig, Miss Granger.-

Hermines Herz blieb stehen. Miss Granger. Er hatte sie Miss Granger genannt.

Was hieß das jetzt? Wollte er nicht mehr flirten? Wieso rutschte er auf die Lehrerschiene hinüber?

Hermine dachte liebevoll an ihre Eltern. Die waren jetzt 22 Jahre verheiratet und immer mal wieder erwischte sie die beiden Sonntags morgens in der Küche, wie sie herumwitzelten und sich verliebt küssten. Sie wollte so etwas auch haben. Und wenn sie 50 Jahre verheiratet war, wollte sie das auch noch. Immer und immer.

Das schrieb sie ihm.

2 Tage später las Severus ihre niedergeschriebenen Gedanken.

-Das ist schön. Es klingt perfekt und ich beneide die beiden sehr.-

-Wieso hast Du mich Miss Granger genannt?-

-Weil das Dein offizieller Titel für mich ist.-

-Und wie nennst Du mich in Deinen Gedanken?-

-Hermine-

-Willst Du wissen, wie ich Dich nenne?-

-Sag schon-

-Severus. Ich nenne Deinen ersten Vornamen.-

-Ich bin froh, dass meine Mutter den Namen ausgesucht hat. Das Tobias kommt von meinem Vater.-

-Ich habe Tobias als Vorname im Lexikon nachgeschaut. Es heißt „Gott ist gütig". Severus habe ich auch im Lexikon nachgeschaut. Da steht „Er ist zwar mein Lehrer, aber ich finde ihn spannend und sehr interessant.-

-Reiß die Seite aus dem Buch und leg sie hier in die Flasche. Ich brauche Beweise.-

-Sag mal, geht es Dir noch gut? Ich würde doch kein Buch zerstören!-

-Stimmt. (Ich grinse gerade). So und nicht anders kenne ich Dich.-

-Kennen wir uns, Severus?- schrieb Hermine und legte das Pergament in die Flasche.

Am nächsten Nachmittag hatte sie wieder extra Stunden bei Snape. Aber weder er noch sie sprachen über dieses Thema. Er ging freundlich mit ihr um und sie behandelte ihn, wie er sie behandelte. Alles schien Friede-Freude-Eierkuchen.

Der Samstag kam und beim Frühstück befragte Minerva, wer alles um Weihnachten herum auf Hogwartsbleiben würde.

Dann rief sie Harry, Ron und Hermine zu sich. Die drei bestiegen das Lehrerpodest.

„Harry", sagte Minerva, „ich wollte mal anfragen, ob Professor Snape über Weihnachten im Grimmauld Place bleiben kann."

Harry blickte erstaunt zwischen Snape und Minerva hin und her. „Klar, aber: Warum?"

„Professor Snape wird im Februar für 4 Wochen nach Rom porten. Dort findet die Weltmeisterschaft im Brauen statt, wo er teilnehmen wird. Im Grimmauld Place kann er in Ruhe Dinge testen und experimentieren."

Die drei jüngeren Gesichter flogen zu ihrem Tränkelehrer, doch der blickte nur in Miss Grangers Gesicht. Sie sah verblüfft aus – aber wahrscheinlich nicht aus dem Grund, dass sie ihm das nicht zutraute…

„Echt, Prof?", fragte Ron. „Das hätte ich nie gedacht."

Severus musterte Ron wie einen verklebten, dreckigen Kaugummi an der Hauswand. „Tja, Weasley, Merlin sei Dank ist es mir völlig egal, was Sie über mich denken."

Hermine schnaubte belustigt. Das wiederum brachte Minerva auf den Plan.

„Miss Granger, sind Sie im Grimmauld Place über Weihnachten?"

„Nein, Professor, Molly hat uns eingeladen im Fuchsbau zu feiern."

„Oh, das ist auch gut. Könnte Severus Sie ab und an um Assistenz bitten, Miss Granger?"

Verblüfft blickten alle wieder auf Severus.

Er murmelte: „Nicht meine Idee, Miss Granger."

„Ach, stell Dich nicht so an, Severus", sagte Minerva energisch. „Miss Granger ist ab September Deine Kollegin. Es täte Dir gut, Dich an sie zu gewöhnen."

„Sag mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe. Das darf nur eine Person in meinem Leben", fauchte Severus ungehalten zurück. Er hasste es, wenn Minerva für ihn sprach. Auch wenn er insgeheim ihre Idee gut fand, dass Hermine ihm helfen sollte.

Hermine schmunzelte. Sie war nicht mehr der Ansicht, dass Snape sich erst an sie gewöhnen müsse.

„Professor, ich helfe Professor Snape gerne, wenn er es wünscht."

„Sie können gut apparieren, Hermine, nicht?" fragte Minerva interessiert.

„Ja, Professor", Hermine zögerte, „ich bevorzuge aber flohen oder Portschlüssel."

„Portschlüssel", rief Minerva laut aus. „Das ist die Idee, Severus. Ich organisiere Hermine einen Portschlüssel. Was für einen Portschlüssel möchten Sie?"

Hermine zögerte nicht. „Eine leere Flasche, Ma'am."

Severus blickte auf und schaute sie an. Ihre Blicke bohrten sich in die Augen des jeweils anderen und Severus las dort Belustigung und Vergnügen.

„Prima, Hermine. Eine leere Flasche also. Sie bekommen Sie in einer Woche von mir. Severus kann Ihnen ja einen Patronus schicken, wenn er Hilfe benötigt, in das in Ordnung?"

Hermine nickte stumm.

Harry hatte Snape und seine Freundin die ganze Zeit abwechseln abgeschaut und nun war er nicht mehr der Meinung, dass Snape ihr gegenüber so gleichgültig war.

Das sagte er ihr am Abend, als sie beide alleine im Gemeinschaftsraum am Feuer saßen.

Hermine lächelte schwach. „Meinst Du?"

Harry nickte. „Ja, jedes Mal, wenn er Dich angeguckt hat, schien er total neugierig zu sein, was Du sagen wirst."

Hermine seufzte.

Harry legte den Kopf schief und blickte sie fragend an. „Mine. Wie sieht es in Dir aus?"

„Wüst/chaotisch würde ich sagen. Was ich gerne hätte: verliebt/in mir ruhend."

„Fein, bei mir ist es grad besorgt/amüsiert."

„Das ist ok. Aber wüst/chaotisch geht gar nicht."

„Kannst Du es glauben? Er nimmt an der WM teil!"

Hermines Augen wurden wieder leuchtender. „Harry, Du kannst mir nicht sagen, dass er keine Chance hat. Er ist gut. Wirklich gut!"

„Weißt Du, wie so eine WM abläuft?"

„Nein, aber ich schätze, das geht nach Runden und Punkten."

Hermine rutschte tiefer auf dem Sofa. „Ich wünschte ich könnte mit ihm mit. 4 Wochen ist er weg."

„Wir haben dann keinen Unterricht bei ihm'", fiel Harry auf.

„Das stimmt. ProfMac hat gar nicht gesagt, was in der Zeit ist."

„Ron wird überglücklich sein", grinste Harry.

„Und ich werde ihn vermissen."

Harry hielt ihr noch eine Flasche Butterbier hin und sie nahm sie an sich.

„Das wirst Du, aber es überbrückt die Zeit, bis Ihr Kollegen seid."

„Das stimmt. Wenn er wieder kommt ist es schon März."

Hermine sagte plötzlich: „Ich überlege grad, wer für Snape einspringt, Harry. Ausfallen lassen wird ProfMac die Stunden nicht. Nicht für die Abschlussklasse."

„Flitwick ist auch nicht schlecht in Tränken, habe ich mal gehört."

„Lupin auch nicht, Harry."

„Stimmt. Ich schätze aber, Snape würde ProfMac den Hals umdrehen, wenn sie Lupin in sein Labor lassen würde."

Hermine stimmte in sein Lachen ein. „Ja, er würde sagen (sie verstellte ihre Stimme): Minerva, dieser Werwolf wird mein Büro nicht betreten. Niemals!"

Und dann lachten beide noch eine Weile über Snape und seine Sprüche.

Kapitel 8 – ein doch sehr berühmter Prof

Am nächsten Abend las Severus die nächste Nachricht:

-Hast Du es schon gehört? Professor Snape nimmt an der WM für Tränke teil. Die findet in Rom statt. Ich weiß, dass er es packen kann. Ich bin so stolz auf ihn!—

Severus las das.

Und er las es noch mal.

Und noch einmal.

Beim 4. Lesen musste er hast schlucken. Hermine war stolz auf ihn.

-Hermine, ich weiß nicht, ob ich es packen kann. Guiseppe Campioni nimmt teil, Esteban Velardez und Felippe Baldoni. Es wird verdammt schwer.-

-Guiseppe, Esteban und Felippe können mich mal kreuzweise. Ich glaube an Dich, Severus. Und wenn Du doch Bammel hast, dann überlasse ich Dir die Muschel für die 4 Wochen. Geliehenes Glück ist gutes Glück.-

-Wir sollten aufhören zu schreiben. Ich bin nicht gut für dich, denn Du setzt mehr Hoffnung in mich, als ich selbst es tue-

-Wieso bist Du nicht gut für mich? Mit einem Weltmeister der Zaubertränke kann ich doch prima angeben!-

-Siehst Du! Und schon wieder hast Du mich zum Lachen gebracht und dabei dachte ich, ich kenne das Geräusch gar nicht mehr. Und jetzt gewöhne ich mich schon langsam daran. Du wirst mir fehlen, Hermine.-

-Hermine. Wie das klingt. Naja, wie sich das LIEST ja wohl eher. Ich würde es lieber aus Deinem Mund hören.-

-Lass uns Zeit. Wir haben sie.-

-Wie Du willst-

-Ich habe Dir einen Zeitungsausschnitt beigelegt. Lies ihn mal.-

Hermine klappte den Ausschnitt auf.

Teilnahme an WM ist bestätigt.

Der hiesige Tränkemeister Severus Snape von der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei nimmt an der Weltmeisterschaft der Braumeister von Zaubertränken, Seren und Elixieren im nächsten Jahr teil. Dies bestätigte der Vorsitzende der WM-Kommission der Braumeister von Zaubertränken, Seren und Elixieren Jonathan Jonathon.

In einem Kurzinterview konnten wir ihm folgende höchst interessante Aussage entlocken: „Voller Stolz freuen wir uns auf die Teilnahme von Severus Snape. Dies wird mit Abstand die aufregendste Weltmeisterschaft seit 300 Jahren werden. Tränkemeister Snape war leider die vergangenen Jahre immer verhindert und nun werden unsere Altmeister Velardez, Campioni und Baldoni einen Gegner bekommen, bei dem ihnen die Knie vor Respekt schlottern werden. Die Zeit ist gekommen voller Ehrfurcht und Demut den Kopf zu neigen vor den Braukünsten Severus Snapes. Wir freuen uns sehr ihn am 16. Februar in unseren Hallen in Rom willkommen heißen zu dürfen."

Hermine klappte den Artikel wieder zu. Eine Gänsehaut fuhr über ihre Haut. Wahnsinn! Und Snape hatte Bammel? Wovor denn?

Ein Glucksen entfuhr ihr. Oh, wie stolz war sie! Auf Snape und vor allem darauf, dass nun bewiesen war, dass eine weltweite Berühmtheit sie die Kunst des Brauens lehrte.

Hastig stopfte sie den Artikel in ihre Hosentasche. Sie wollte das unbedingt Ron, Harry und Ginny zeigen.

Sie begann ein neues Blatt.

-Ich habe immer noch Gänsehaut vom Lesen. Wahnsinn, schierer Wahnsinn. Wie kann man nur so gut sein und es nicht wissen! Wir haben jetzt Freitagabend und morgen früh apparieren Ron, Ginny, Harry und ich zum Fuchsbau. Meld' Dich bei mir, wenn Du mich sehen möchtest. Ansonsten kenne ich keinen Weg über die Entfernung unsere Briefe fortführen zu können. Wenn Dir einer einfällt...-

Am nächsten Morgen direkt nach dem Frühstück apparierten die 4 wie abgesprochen auf die Wiese vor den Fuchsbau. Harry hatte Ginny Seite-an-Seite mitgenommen, weil sie noch nicht so sicher war im Apparieren.

Molly empfing wie immer alle mit Geknuddel und Gedrücke und Geschmuse.

Hermine musste innerlich grinsen. Sie stellte sich gerade vor, welchen Gesichtsausdruck Severus machen würde, wenn er in Mollys Fänge geraten würde.

Die ersten 3 Tage geschah nichts Aufregendes außer, dass Fred George beim Quidditschspielen vom Besen schubste und der sich dabei das eh schon zerstörte Ohr blutig haute. Hermine fühlte sich zuständig sich darum zu kümmern und war somit mit Arbeit versorgt.

Am Abend des 4. Tages, am Vorabend des Heiligen Abends, apparierte plötzlich ein Elf vor die Haustür. Molly ging an die Tür.

„Oh, ein Elf. Guten Tag. Wie kann ich Ihnen helfen?"

„Sehr höflich, Ma'am. Ich habe eine Botschaft für Hermine Granger."

„Moment. Ich hole sie." Molly schloss die Tür ein wenig und brüllte durchs Haus. Erschrocken hielt sich der Elf die Ohren zu.

Dann kam auch schon Hermine die Treppe runter.

„Sind Sie Miss Granger?"

„Ja. Wieso?"

Er hielt ihr plötzlich eine magisch verkleinerte grüne Flasche hin. Sie war nur etwa 10 cm lang. Hermine wusste, von wem sie war.

„Vielen Dank, Sir", sagte Hermine und der Elf bekam auf der Stelle knallrote Ohren mit denen er begann zu wedeln.

„Oh, Miss ist aber nett zu Elfen. Auf Wiedersehen, Miss." Und mit einem Plopp war er weg.

Hermine betrat das Haus nicht wieder um die Flasche zu öffnen, sondern setzte sich auf die alte Holzbank, die Ginny und sie immer als Zuschauerrang bei den Weasley-internen Quidditschspielen nutzten.

-Hermine. Irgendwie habe ich mir mein Weihnachten anders vorgestellt. Ich fühle mich hier im Grimmauld Place eingesperrt, obwohl ich weiß, dass ich es nicht bin. Morgen ist Weihnachten und ich bin allein hier. Nicht mal Kreacher ist da um mir auf die Nerven zu gehen, oder Du. Ich glaube, in meiner Verzweiflung würde ich sogar Weasley ertragen. Habe ich das gerade laut gesagt? Ich wünschte, Du wärst hier und wir könnten uns wie zwei normale intelligente Menschen unterhalten. Das macht mir Freude. Ich bitte Dich extra nicht hier her zukommen. Erstens, weil Du ja Ferien hast und zweitens weil ich hier bis jetzt ziemlich gut klarkomme. Schreib mir bald zurück.-

Hermine schrieb sofort zurück. Dann rief sie nach Pigwidgeon. Die Mini-Eule kam sofort herbei und Hermine hielt ihr die Flasche hin.

„Schaffst Du das?" fragte Hermine den Vogel leise.

Pigwidgeon nahm die Flasche in den Schnabel und es sah so aus, als wöge sie sie. Dann nickte sie und Hermine band sie an sein Bein. Dann flog Pigwidgeon davon und Hermine lächelte.

Severus saß im Arbeitszimmer der Blacks und überarbeitete ein Rezept, das sein Vorschlag bei der WM sein würde.

Es pickte am Fenster. Eine klitzekleine Eule stand auf dem Sims und Severus öffnete.

Der Mini-Vogel trug die Flasche am Bein.

„Hat Hermine Dir etwa das schwere Ding gegeben?" fragte Severus amüsiert. Der Vogel flog auf seine Schulter und knickte ausgelaugt die Beine ein. Es war als hörte man ein erleichtertes Schnauben aus der Vogel-Kehle.

-Severus. Du bist nicht alleine, das habe ich Dir schon einmal gesagt. Sag nicht so etwas Dummes. (Du merkst – ich weise Dich gerade in Deine Schranken). Ich habe zugestimmt, dass Du mich rufen kannst. Ich bin dann in einer Viertelstunde bei Dir. Schlaf auch ein bisschen, hörst Du? Ich habe mich übrigens durch die Regularien der WM gelesen. Jeder Magier darf ein Rezept als Vorschlag mitbringen. Welches hast Du Dir ausgesucht?-

„Hermine", entfuhr es Severus seufzend. Der kleine Vogel rieb den Kopf an Severus Wange. Oh, sie hatte noch etwas drunter geschrieben:

-Ich schicke Ginnys Eule. Sie heißt Pigwidgeon. Ron nennt sie immer nur Pig, was ich total dämlich finde. Sie wird erledigt sein nach dem Trip. Es wär lieb von Dir, wenn Du sie ein bisschen fütterst. Sie ist noch jung und braucht die Fürsorge. Liebe Grüße, Hermine.-

Hermine, süße, fürsorgliche Hermine, dachte Severus wehmütig. Wie kann ein so ein kleiner Mensch nur ein so großes Herz haben?

Severus verkleinerte das Pergament und schrieb darauf:

-Bodenlos-Trank-

Dann ging er mit seiner Begleitung auf der Schulter in die Küche und er fütterte Pigwidgeon bis kurz vorm Platzen. Danach band er ihm die kleine Pergamentrolle ans Bein und Pigwidgeon flog ächzend vor dickem Bauch wieder davon. Severus schmunzelte.

Als Hermine den Namen des Tranks las, war sie total aufgewühlt. Der Bodenlos-Trank, der Bodenlos-Trank. Wahnsinn! Soweit sie wusste, hatte bisher nur ein Braumeister diesen Trank fehlerfrei hinbekommen. Und das war vor 150 Jahren gewesen.

Das Schwierige war das sekundengenaue Hinzufügen von Pferdegalle durch eine Pipette. Oh, ich bin jetzt total aufgeregt, dachte Hermine und hibbelte vor sich hin.

Harry kam nach draußen.

Sie gab ihm die Pergamentrollen zu lesen.

„Was ist der Bodenlos-Trank?"

„Das ist ein psychedelischer Trank, der abhängig macht. Ist so wie Kokain schätze ich. Er ist extrem schwierig und bekommt bei Meisterschaften den höchsten Schwierigkeitsgrad. Aber auch die meisten Punkte."

„Aha." Plötzlich lachte Harry auf. „Du darfst einen Severus Snape in seine Schranken weisen?"

Hermine grunzte leise belustigt auf. „Ja, siehst Du doch."

Harry schüttelte ergeben den Kopf. „Mine, Mine, Mine, wie konnte es nur so weit mit Euch kommen?"

Sie zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht. Erst waren da die Briefe und dann waren wir uns plötzlich nah."

„Habt Ihr auch Kontakt? Also ich meine, fasst Ihr Euch an?"

Hermine schüttelte den Kopf. „Nein, nicht mehr oder weniger als andere Menschen auch. Wenn es zufällig passiert, dann ist das eben so."

Hermine hatte den Drang Harry von dem Treffen bei Poppy zu erzählen.

Harry verschluckte sich vor Lachen. „Verhütungstrank?"

Hermine nickte amüsiert. „Ja, und ich weiß immer noch nicht auf was sie hinauswollte. Snape hat das dann sofort abgebrochen. Ich glaube er hat gemerkt, dass mir das Thema unangenehm ist."

Harry schnaubte belustigt. „Das Bild von Euch kann ich mir gut vorstellen."

Er blickte Hermine nachdenklich an. „Tja, Verhütungstrank…"

„Was ist damit?"

„Nichts. Ich versuche mir nur grad vorzustellen, wie das wäre wenn Ihr…Du weißt schon."

Hermine grinste breit. „Darüber habe ich noch nicht im Detail nachgedacht."

„Das kannst du einem anderen erzählen, aber nicht mir."

„Doch ehrlich!" Sie schaute ihn treuherzig an „Soweit habe ich noch nicht gedacht."

„Mine, erzähl mir nichts vom Pferd. Du hattest schätzungsweise ein Jahr keinen Sex. Auch Du brauchst ihn bestimmt mal wieder. Erzähl mir nicht, dass Du im Zusammenhang mit Snape noch nicht über das Thema nachgedacht hast."

Hermines Treuherzigkeit brach in sich zusammen. „Naja", gestand sie ihm kleinlaut. „Es könnte sein, dass es vielleicht ein Mal vorgekommen ist."

Harry schnaubte. Aber er grinste. „Ich fass es nicht. Mine würde sich von Snape flachlegen lassen!"

Sie boxte ihn auf den Oberarm. Nach einem kurzen „Aua" rieb sich Harry die Stelle, aber er grinste. „Wusste ich es doch", sagte er selbstgefällig. Dann gingen beide Hand in Hand ins Haus zurück.

Kapitel 9 – Ein weihnachtlicher Besuch

Am nächsten Nachmittag ging Hermine einkaufen. Alleine. Sie kaufte frisches Brot, Wurst, Cocktailtomaten, Käse, Mandarinen und Wein. Wieder im Fuchsbau angekommen, verwandelte sie eine kaputte Gießkanne in einen Weidenkorb und füllte ihn mit dem Essen.

Als es halb sechs wurde, zog sie sich um, schnappte sich den Korb und portete zum Grimmauld Place. Nach dem Rufzeichen erschien das Haus vor ihr und sie betrat es.

„Wer da?" fragte eine laute Stille in den dunklen Hausflur. Hermine vollführte einen Registrierungszauber mit ihrem Stab.

„Ich bin im Wohnzimmer", rief Severus Stimme.

Hermine betrat das Wohnzimmer und blieb vor Erstaunen stehen. Severus hatte 3 Schreibtische aneinander gestellt und Unmengen an Pergamenten und Büchern darauf verteilt.

„Was ist denn hier los?" entfuhr es Hermine.

Severus drehte sich um und starrte Hermine an.

„Kommen Sie rein, Miss Granger."

Hermine runzelte die Stirn. Wieso war sie jetzt Miss Granger?

Aber sie trat ein.

„Was haben Sie da?" fragte er geschäftig und nickte zum Korb.

„Fröhliche Weihnachten, Sir", ignorierte Hermine seine Frage.

Severus stutzte und erinnerte sich dann an seine eigentliche Höflichkeit.

„Das wünsche ich Ihnen auch, Miss Granger. Was haben Sie da?"

„Ich habe drei Dinge mitgebracht. Mich selbst, falls Sie meine Hilfe benötigen, ein Picknick, damit Sie mal an etwas anderes denken als an Tränke und mein Weihnachtsgeschenk für Sie."

Severus musste schmunzeln.

„Nun, dass Sie hier sind trifft sich in der Tat gut. Das Picknick auch und das mit dem Weihnachtsgeschenk auch. Ich habe nämlich auch eines für Sie. Obwohl ich so etwas für Schüler eigentlich nicht mache."

„Das trifft sich wirklich gut, Sir. Denn mein Geschenk ist nur ein sehr kleines", grinste Hermine.

„Wie praktisch."

„Haben Sie Hunger, Sir?"

„Ziemlich. Lassen Sie uns in die Küche gehen."

„Ich hatte eigentlich an den Fußboden gedacht. Ich könnte den Kamin noch mal anheizen."

Snape blickte sie einen Moment lang an.

„In Ordnung. Ich hole eine Decke."

„Das wäre perfekt."

Severus zauberte eine Decke herbei und legte sie auf das alte kitschige Bärenfell auf dem Fußboden vor dem Kamin.

Während Hermine den Korb auspackte, holte Severus das Bodenlos-Trankrezept vom Tisch und setzte sich.

„Alle Achtung, Miss Granger", murmelte er als er sah, mit was sie alles aufwartete.

Hermine ließ sich schließlich elegant sinken und schnappte sich eine kleine Tomate.

„Noch einmal: Frohe Weihnachten Sir." Mit diesen Worten hielt sie ihm ein kleines Geschenk hin. Ein schmales langes Kästchen, eingepackt in buntes Weihnachtspapier mit einer dicken roten Schleife. Severus hätte es zwar nie laut zugegeben, aber er bekam wirklich gerne Geschenke.

Er öffnete das Papier und ein kleiner Pappkasten kam zum Vorschein. Ebenfalls mit bunten Weihnachtsmännern und Rentieren drauf. Darin war eine stinknormale, größere Phiole mit einer weißlichen Flüssigkeit.

„Was ist das?", fragte er.

„Leprechaunblut, Sir."

„Wie bitte?" fragte Severus jetzt ganz fasziniert. „Wo haben Sie es her?"

„Ich bekam durch Zufall mit, dass Hagrid einen toten Leprechaun im Wald gefunden hat. Ich habe mit dem Todes-Spruch geprüft, wie lange er schon tot ist und Blut extrahiert."

Sprachlos starrte er seine Schülerin an.

„Sir? Habe ich da etwas falsch gemacht?" fragte sie leicht irritiert.

Er schüttelte leicht den Kopf. „Miss Granger. Leprechaunblut ist so ziemlich das Kostbarste, was es an Trankzutaten gibt. Diese Phiole ist bestimmt 200 Galeonen wert."

„Sir, ich habe nicht vor, auf dem Schwarzmarkt der Winkelgasse damit handeln zu gehen."

Er lachte leise und Hermine empfand das Geräusch als Bauchkribbeln-verursachend.

„Sie wissen, Hermine, dass Leprechaunblut einen Bodenlostrank noch viel wirkungsvoller macht? Man benutzt das Blut statt der Pferdegalle."

„Ach, wirklich?", fragte Hermine gespielt erstaunt.

Severus grinste. „Ja, in der Tat, Miss Granger."

„Das `Hermine` klang auch ganz gut, Sir."

Er lächelte nur noch. Dann griff er in die kleine Plastikschachtel und entnahm ihr eine Tomate.

„Wofür benötigen Sie denn meine Hilfe, Sir?" fragte Hermine und schaute ihm beim Kauen zu.

Snape schob ihr das Rezept hin.„Wir brauen den Trank gleich noch einmal. Er ist mir zwar schon gelungen, aber die Farbe entsprach nicht ganz meinen Vorstellungen."

„Er ist Ihnen gelungen?" fragte Hermine atemlos.

„Ja. natürlich. Ist ja nicht das erste Mal. Aber ich habe beim letzten Mal etwas anders gemacht und es wurmt mich, dass ich den Fehler nicht finde."

Hermine schnaubte und stand auf. Sie beugte sich über „Edeltränke unserer Zeit" und las das Kapitel über den Trank durch. Ohne es zu wissen beugte sie sich dabei tief über einen der drei Tische und gab Severus eine freie Rückenansicht.

Severus starrte Hermine an. Sie hatte einfach einen ganz wundervollen Hintern, fand er.

Sich bekriegend stand er ebenfalls auf und trat neben sie.

Dann gab er ihr sein Geschenk.

Hermine packte das kleine Päckchen schweigend aus und hielt schließlich eine Schneekugel in der Hand.

Sie enthielt ein Klassenzimmer mit lauter Schülern, die sich meldeten und vorne an der Tafel stand eine kleine braunhaarige Frau.

Hermine blickte Severus an. „Danke schön", murmelte sie leise.

„Das sind Sie im nächsten Dezember."

Hermine schmunzelte. „Ich hoffe, in meinem Klassenraum schneit es nicht."

„Wer weiß. Ich kann Peeves bestimmt dazu kriegen."

„Sollen wir jetzt den Trank ansetzen, Sir?"

„Einverstanden", raunte Severus und löste seinen Blick von Hermines rehbraunen Augen.

Der Dezember wechselte in den Januar und als die Schule wieder begann, fuhr auch Hermine fort, Flaschenpost-Pergamente für Severus zu schreiben.

Am zweiten Abend nach den Ferien ging Severus zielstrebig zum See hinunter. Es war zwar bitterkalt, aber mit dickem Mantel und Wollschal ging es.

Er hatte seine Handschuhe in seinen Räumen vergessen und fluchte leise.

Ein Fünftklässler der an ihm vorbei ging hatte sofort den Verdacht, dass Snape übelst gelaunt war, was keinesfalls der Fall war. Er wirkte nur leider immer so.

Am See sah er die Flasche sofort. Sie war festgefroren. Mit einem Enteisungszauber löste Severus sie vom Rande eines Steins und öffnete sie ebenfalls magisch. Seine kalten Hände hielt er schön warm in seiner Manteltasche. Das Pergament ließ er zum Lesen vor sich schweben.

-Ich wünsche Dir ein wunderschönes neues Jahr und dass Deine Wünsche in Erfüllung gehen, Severus. Was auch immer das für welche sind.-

-Ich wünsche Dir auch ein schönes neues Jahr, Hermine. Dazu Gesundheit, Freude und viele Zaubertrankstunden ohne Hauspunktabzüge. Was ich mir wünsche? Das übliche. Kriegsfreie Zeiten, Gesundheit und Wohlergehen für Poppy, mich und neuerdings auch für Dich. Alle anderen dürfen auch gerne gesund bleiben, wenn sie möchten.-

-Wie ist es endlich mit Liebe?-

-Die wünsche ich mir schon lange nicht mehr. Ich habe da kein Glück.-

-Dann wünsche ich es mir für Dich mit.-

-Das ist sehr nett, aber unnötig. Da gibt es nichts zu wünschen, was nicht passieren wird.-

-Wieso bist Du Dir nur so sicher?-

-Erfahrung.-Severus zögerte beim Schreiben. Sollte er wirklich noch das hinschreiben, was ihm auf der Seele lag? Nun gut. Was hatte er schon zu verlieren? -Und warum sollte ich Glück haben bei meiner Schülerin? Ich sehe, was die Liebe angeht, kein Streifen Licht mehr am Horizont.-

Hermine saß dick eingemummelt in Mantel, Mütze, Handschuhen und zusätzlicher Decke auf dem Stein und las Severus Nachricht.

Es war passiert. Er hatte es gesagt. Nein, nur geschrieben. Er würde es nie sagen. Nur hier, wo sie einander nicht anschauen konnten…da schrieb er solche Dinge. Oh verflixt. Sie selbst würde ihn mit Sicherheit nicht darauf ansprechen.

Severus hatte von ihr als seiner Schülerin gesprochen. Das war der Hinderungsgrund. Er wollte ihr nicht näher kommen. Deswegen. Hoffentlich nur deswegen.

Hermine überlegte fieberhaft, aber es fiel ihr partout nichts ein, was sie antworten könnte. und so ließ sie es für gerade jetzt sein, obwohl ihr Herz unangenehm aufgeregt gegen ihre Rippen hämmerte.

Am nächsten Morgen hatten Ron, Harry, Ginny und sie Unterricht bei Snape.

Aber weder Hermine noch Severus gaben sich die Möglichkeit über Blickkontakt miteinander zu reden.

Kapitel 10 – Ich soll was?

Der nächste Tag war ein Mittwoch und vor dem Frühstück winkte Minerva Hermine zu sich.

„Hermine, komm Du bitte heute Abend in mein Büro, ja? Es geht um Deine Anstellung. Ich möchte nur kurz was wissen."

Hermine nickte.

Nach dem Abendessen stand Hermine vor den Wasserspeiern.

„Sie erwartet mich", sagte Hermine knapp und die Wasserspeier glitten beiseite.

Nach dem Klopfen und der Bitte einzutreten stand Hermine dann in der Tür zu Minervas Büro.

Snape saß bereits in einem der bequemen Sessel vor Minervas Schreibtisch, wackelte lässig mit seinem übergeschlagenen Fuß und blickte sie erwartungsvoll an.

„Setzen Sie sich, Hermine", bat Minerva und wies auf den freien Sessel neben Snape.

„Was gibt's?"

„Severus wird am 16. Februar nach Rom porten. Das ist ein Sonntagmorgen. Wie Sie wissen, können die darauffolgenden 4 Wochen einfach keine Stunden für Sie als Abschlussklasse ausfallen. Professor Flitwick kriegt es zeitlich nicht geregelt, Severus Stunden zu übernehmen, Professor Sprout möchte nicht und Professor Lupin wird die ersten 5 Klassen übernehmen, da alles andere, wie er selbst sagte, seine Fähigkeiten übersteigt. Hermine, ich möchte, dass Sie die Klassen 6 und 7 unterrichten. Was sagen Sie?"

Hermine schwieg. Sie sollte WAS? Verdattert blickte sie Minerva an.

„Ich soll bitte schön was?"

„Unterrichten, Hermine. Dann können Sie schon mal üben." Minerva strahlte ihre beste Schülerin breit an.

Hermine ließ sich in ihren Sessel fallen.

„Wow!", raunte sie leise.

„Severus wird mit Ihnen bis zu seiner Abreise den Lehrplan für die 4 Wochen durcharbeiten. Aber er sagte mir gerade, dass Sie und er diese Tränke alle schon mal zusammen gebraut haben."

„Wow", seufzte Hermine erneut. Ihre Gedanken spielten gerade verrückt. Sie sah sich bereits in Lehrerrobe vor Ron stehen und sie war im Zwang ihm eigentlich Hauspunkte abziehen zu müssen für seine Blödheit. Oder noch schlimmer: Neville!

Hermines Schweigen brachte Minerva zum Reden. „Alles sollte so geschehen, dass Sie weiter in Ruhe für Ihren Abschluss lernen können. Wenn es zu viel wird, sagen Sie mir auf der Stelle Bescheid, dann drücke ich Remus noch mehr Stunden auf. Oder Pomona muss eben doch was übernehmen. In Ordnung?"

Hermine blickte Severus an. Sie blickte in seine dunklen Augen, die amüsiert schimmerten.

Hatte er ihr diese Aufgabe zugeschustert?

Hermine nickte schließlich. Es würde sowieso ihre neue tägliche Aufgabe werden. Wenn auch in dem wunderbaren Fach Geschichte der Zauberei.

Severus seufzte leise auf und Minerva blickte ihn an.

„Beruhigt, Severus?" fragte sie und Hermine blickte ihren Lehrer verblüfft an.

„Ja, natürlich. Es wäre nicht zu ertragen gewesen, wenn Du Lupin alles gegeben hättest. Ich hätte der siebten Klasse nach den 4 Wochen wahrscheinlich wieder erklären müssen, wofür ein Kupferkessel gut ist."

Hermine grinste. Das kam ihrer Vermutung Harry gegenüber verdächtig nah.

„Keine Sorge, Sir. Sie bekommen Ihre Schüler heile und mit noch mehr Wissen wieder."

„Das klingt annehmbar für mich, Miss Granger. Wenn Sie gleich noch etwas Zeit haben, mache ich Sie schon einmal mit den wichtigsten Punkten vertraut."

Er stand auf und nickte Minerva höflich zu. Hermine lächelte ihre Lehrerin zaghaft an und folgte Snape aus dem Büro raus.

Er ging allerdings nicht in sein Büro sondern den Gang weiter runter zu seinen Privaträumen.

Hermine betrat das erste Mal die geheiligten Wände seiner Wohnung.

„Setzen Sie sich." Er wies auf seine große dunkelbraune Ledercouch.

Hermine setzte sich.

„Möchten Sie was trinken, Hermine?"

„Nein, danke."

„Fein." Severus ging in seine Küche und gab Hermine so die Möglichkeit sich umzuschauen. Hier im Wohnzimmer war viel altes Holz verarbeitet worden und viel dunkles Leder. An den Wänden hingen alte Gemälde und durch die niedrige Kerkerdecke wirkte der Raum sehr gemütlich.

Severus kam zurück mit einem Glas Whiskey in der Hand und setzte sich direkt neben Hermine auf ihre rechte Seite.

Er begann ohne Umschweife.

„Zum Ersten: Haben Sie bitte besondere Obacht bei Longbottom, Ron Weasley, Seamus Finnigan, Keilish Ravenhurst und Madeline Paige. Beim Brauen gehen Sie am besten alle paar Minuten vorbei und überprüfen, dass nichts schief gehen kann. Und wenn, dann sorgen Sie bitte dafür, wie auch immer sie es tun werden, dass die guten Herrschaften wieder aufmerksamer sind. Ich habe mit Minerva gesprochen. Es ist so, dass Du jetzt noch keine Hauspunkte abziehen darfst, aber sie zu Recht weisen darfst Du auf jeden Fall."

Hermine grinste. Er war vom Sie ins Du übergegangen und es hörte sich sehr seltsam an. Scheinbar bemerkte er seine neue andere Anrede auch.

„Entschuldigung, ich sollte beim Sie bleiben. Also: Theoretischen Unterricht machen Sie am besten immer zu späterer Stunde. Es ist wichtig, dass man Schüler etwas brauen lässt, wenn sie noch halbwegs wach sind. Ist ungefährlicher."

Er hielt inne und blickte sie plötzlich gedankenverloren an. Hermine lächelte ihn an. Ihre Gedanken spielten wieder verrückt und ihr Kopf malte ihr in den prächtigsten Farben aus, wie Snape und sie einträchtig am Küchentisch sitzen, sich verliebt küssten und fröhlich herumwitzeln. Doch der Gedanke an eine gemeinsame Zukunft holte sie wieder in die Gegenwart zurück.

„Sie legen wirklich großes Vertrauen in mich, Sir", sagte Hermine leise.

Severus blickte auf ihre rechte Hand, die neben ihr auf dem Sofa lag und legte mit einer entschiedenen Bewegung seine Linke auf ihre drauf. Die Wärme seiner Hand war unfassbar für Hermine. Sie spürte, wie ihre Hand von seiner großen vollkommen zugedeckt wurde. Dazu spürte sie die Rauheit seiner Finger und die dünne Hornhaut an seinen Fingerspitzen und Handflächen, die vom Schneiden und Rühren kam. Hermine schloss unwillkürlich die Augen.

Severus blickte Hermine an. Sie hatte die Augen geschlossen. Was bedeutete das?

Ihre Hand war wunderbar zart und weich. Sie trug einen Silberring auf dem Zeigefinger. Wieso trug sie ihn?

Und was tue ich eigentlich hier?, schalt er sich plötzlich. Er betatschte eine Schülerin. Abrupt ließ seine Hand ihre los und er zog sie auf seinen Schoß zurück.

„Hermine, Du schaffst das schon. Es ist eine gute Übung, denke ich."

„Ich habe am ehesten Angst vor Malfoy und Bodyguard 1 und 2. Sie kennen Sie unter dem Namen Crabbe und Goyle."

„Wie ich sagte: Lass Sie sie und sag es nachher mir. Ich werde sie schon zu Recht weisen."

„Du hast die drei noch nie zurecht gerückt", schnappte Hermine frustriert.

Snape blickte sie amüsiert an. „Seit wann duzen wir uns?" fragte er.

„Du hast angefangen. Und wir beide vertun uns eh ständig."

Seine Mundwinkel zuckten zu einem Lachen. „Na schön. Du hast Recht. Und doch: Ich habe die drei schon öfter zu Recht gerückt, wie Du es nennst, als ihnen lieb ist. Ihr Gryffindors bekommt es nur nie mit."

Hermine lachte. „Oh je, dann will ich nicht wissen, wie wenig zurückhaltend du zu Deinen Leuten bist."

„Glaub mir, Hermine. Draco, Goyle und Crabbe fürchten mich."

Hermine blickte ihn mit leuchtendgroßen Augen an. „Ich fürchte Dich nicht", entfuhr es ihr sanft.

„Ich weiß", versuchte er ärgerlich zu sagen, doch es bemerkte, dass es sich vermutlich einfach nur sehr lieb anhörte.

„Ich könnte Dich tausend Sachen über Dich fragen", entfuhr es Hermine plötzlich, nachdem sie sich wieder eine Weile betrachtet hatten.

„Hatten wir nicht über „nur fachlich" gesprochen?"

„Ja, hatten wir. Aber Du kannst mich ja auch was fragen."

„Und wenn es mich nicht interessiert?" sagte er trocken. Aber seine Augen glitzerten.

„Dann frag mich halt nur Sachen, die Dich interessieren."

Er schnaubte belustigt.„In Ordnung. Frag mich was."

„Wann ist Dein Geburtstag?"

„Am 9. Januar."

„Oh, ok, das ist ja noch gar nicht lange her. Was ist Dein liebstes Reiseziel?"

„Alaska."

„Lieblingsfarbe?"

Severus zupfte kurz an seiner schwarzen Anzugjacke.

„Lieblingsnachtisch?"

„Joghurt mit frischen Erdbeeren."

„Uh, das kann ich voll verstehen."

„Wann ist Dein Geburtstag?" fragte Severus plötzlich.

„19. September."

„Was ist Dein liebstes Reiseziel?"

„Italienische Riviera."

„Lieblingsfarbe?"

„Tomatenrot."

„Lieblingsnachtisch?"

„Walnusseis mit Schlagsahne. Und…war es so schlimm?"

Severus lachte belustigt auf. „Nein. Es ist spannend. Du…bist spannend."

„Ich bin ganz viel", sagte Hermine fast flüsternd.

„Das habe ich mir schon gedacht", sagte er ebenso leise.

Und wieder versanken ihre Augen in den fast Schwarzen von Severus und seine versanken in große schokoladenbraune Augen, die zwischen langen dunklen Wimpern eingebettet lagen.

Er hatte das Gefühl sie unbedingt küssen zu wollen, aber ihm war bewusst, dass das ein Fehler sein würde.

„Möchtest Du jetzt endlich was trinken?" raunte er.

Hermine nickte. „Rotwein?"

Severus stand auf und ging in die Küche. Dort hantierte er rum.

„Du hast eine sehr schöne Wohnung", sagte Hermine laut genug, dass er sie hören konnte.

„Danke", sagte er und seine Stimme kam wieder näher.

Hermine nahm ihm das Rotweinglas ab und stellte direkt auf dem Couchtisch vor sich ab.

„Wieviele Menschen nehmen eigentlich an der WM teil?" fragte sie interessiert.

„178."

„Oh, das sind viele. Bist Du der einzige Engländer?"

„Nein, ein Uniprofessor aus Birmingham ist auch dabei. Er ist aber nicht gut."

Severus rüder Tonfall ließ Hermine auflachen.

„Was ist?", fragte Severus.

„Du klingst sofort so rüde, wenn Du in dem Tonfall sprichst." Sie ahmte seine Stimme nach. „Er ist aber nicht gut!"

Severus runzelte die Augenbrauen. „Es ist aber eine Tatsache. Er hat letztens noch einen einfachen Abschwelltrank vergeigt, den Du als Siebtklässlerin betrunken, müde und mit zugebundenen Augen hinkriegen würdest."

Jetzt lachte Hermine richtig und Severus mochte das Geräusch sehr.

„Ich find es schön, wenn Du lachst", entfuhr es ihm schlicht.

Hermines Lachen wandelte sich zu einem Lächeln um.

„Du hast mich zum Lachen gebracht."

„Das macht es noch besser", antwortete Severus schlicht.

Eine ganze Weile verging noch, in der Hermine und Severus über die kommenden 4 Februarwochen redeten und er ihr Dinge einschärfte, die sie sich merken und beherzigen sollte.

Dann ging Hermine wieder in die Gryffindorräume um zu lernen.

Kapitel 11 – Die WM rückt näher

Am 14. Februar war Valentinstag und da Dumbledore mit seiner Art Romantik zu verbreiten nicht mehr zugegen war und Lockhart sich, Merlin sei Dank, in Gewahrsam des St. Mungos befand, gab es nicht viel peinlichen Kitsch an dem Tag.

Hermine hatte lediglich einige wenige Karten geschrieben und sie Eulen in die Schnäbel gedrückt. Harry bekam von Ginny eine rosarote Kitschkarte mit Herzchen und dem Satz, dass sie ihn liebe und er diese Karte nun mal ertragen müsse und von Hermine eine Karte mit der sie ihm lediglich eine schönen romantischen Valentinstag wünschte. Ron bekam eine ganz ähnliche Karte von ihr, die er zusammen mit Lavenders Karte sofort peinlich berührt in seinem Nachtisch verschwinden ließ.

Hermine schrieb Neville eine Valentinskarte, damit er überhaupt eine Karte bekam und sie schrieb Snape eine 4. Karte. Sie war himbeerrot marmoriert und Hermine hatte draufgeschrieben:

-Alles Gute zum Valentinstag, lieber Brian. ich wünsche Dir einen angenehmen Tag und dass Du diesenganzen Kitsch heute mit viel Gleichmut ertragen kannst. Viele liebe Grüße von Jean-

Die Eule flog mit der Karte um halb 10 morgens los und beim Mittagessen in der großen Halle trafen sich Hermines und Severus Blicke. Sie konnte an seinem Gesichtsausdruck sehen, dass er die Karte bekommen hatte, denn er blickte amüsiert vom Lehrertisch auf sie hinab.

2 Stunden später stand ein Elf plötzlich vor Hermine, als sie gerade mit Ron und Harry auf dem Weg zu Geschichte war. Er reichte ihr einen schwarzen Umschlag auf dem mit silberner Schrift Jean stand. Dann ploppte er weg.

Ron stierte sofort auf die Karte.

„Schwarz? Von wem soll das denn bitte sein? Und wer ist Jean? Der Elf hat sich bestimmt vertan."

„Nein, hat er nicht", entfuhr es Harry grinsend. Er hatte verstanden.

Hermine fühlte sich sofort besser gelaunt und öffnete voller Spannung die Karte.

„Liebe Jean, alles Gute zum Valentinstag wünsche ich Dir auch. Es ist gleich 14h und ich bin immer noch gleichmütig, obwohl ich bis gerade eben insgesamt 5 unsagbar kitschige rosafarbene Valentinsgrüße von Schülerinnen bekommen habe. Deine war die Einzige, über die ich mich wirklich gefreut habe. Wir sehen uns morgen Abend? Brian."

Hermine reichte Harry die Karte zum Lesen, als Ron vor der Stunde noch einmal zur Toilette wollte.

Harry gab Hermine die Karte anschließend zurück und grinste.

„Er duzt Dich?"

„Ich ihn auch. Wir fanden es blöd uns in den Pergamenten zu duzen aber persönlich zu siezen. „Er hat angefangen damit", grinste Hermine als Harrys Augen immer größer wurden.

„Fasst er nun Dich an?"

„Was meinst Du?"

„Ich meine … berührt er Dich mittlerweile?"

„Ja klar. Ganz normal eben. Wobei er letztens beim Unterhalten eine Hand auf meine gelegt hat. Dann hat er sie aber ganz schnell wieder weggezogen."

„Er mag Dich, Mine."

„Das ist mir klar. Sonst würde er sich nicht mit mir abgeben. Ein Severus Snape spricht nicht mit Leuten, die er nicht leiden kann."

Ron kam wieder und Harry und Hermine ließen das Thema Snape sein.

Am nächsten Abend klopfte Hermine an die Wohnungstür von Snape.

Er bat sie herein und sie betrat sein Wohnzimmer zum zweiten Mal.

Severus begrüßte sie, entschuldigte sich dann aber sofort höflich und sagte, er müsse nur kurz in sein Büro um etwas zu holen. Ob sie gerade eine Minute warte könne.

Dann verschwand er durch eine andere Tür.

Hermine wanderte gespannt durch das Zimmer und schaute sich nun alles näher an.

Auf dem Esstisch lagen haufenweise Bücher mit Tränkerezepten, die von weißer Magie bis hin zu tief Schwarzer reichten.

In einem alten Holzregal standen wenige sehr alte Phiolen, leer natürlich. Scheinbar war das eine kleine Sammelleidenschaft von Severus. Fotos von Menschen sah sie nirgends herumstehen oder an den Wänden hängen.

Ein goldener Ring mit dem Slytherin-Schlangensymbol lag auf einer Anrichte. Hermine berührte ihn andächtig. Sie hatte ihn diesen Ring schon mal tragen sehen. Wann war das noch gewesen? Ach ja, zu den Feiern um die Hausverteilungen und zu den Quidditschspielen, wenn Slytherin spielte. Dann trug er diesen Ring und einen grünen Umhang.

„Ich habe ihn von meinem Vorgänger."

Hermine fuhr erschrocken herum.

Snape war zurückgekommen und trug nun ein Buch in der Hand.

Severus beobachtete sie ohne eine bestimmte Miene im Gesicht, dann fuhr er fort: „Er passt sich dem Ringfinger eines jeden Slytherin-Hauslehrers an. Probier ihn mal auf."

Hermine runzelte misstrauisch die Stirn, nahm den Ring aber und versuchte ihn auf ihren rechten Ringfinger zu streifen. Dann lachte sie.

„Er will nicht." Der Ring ließ sich einfach nicht aufsetzen.

Severus trat näher und Hermine dachte schon, er würde gleich 2 oder 3 Meter vor ihr stehen bleiben, aber er kam ihr noch näher. Sie spürte die Ränder seiner offenen Jacke an ihrem Bauch. Er blickte ihr in die Augen und nahm ihr den Ring aus der Hand. Dabei berührten sich ihre beiden Hände und Hermine durchzuckte ein unsagbar angenehmer Schauer der Erregung.

Severus schob sich den Ring auf seinen rechten Ringfinger und blieb dann aber weiterhin so nah vor ihr stehen. Nichts geschah. Nicht einmal atmen konnte Hermine.

Severus schaute auf Hermines Scheitel, weil sie immer noch auf seine Hand starrte. Dann hob er mit seiner Hand ihr Kinn an und blickte ihr in die Augen.

Seine linke Hand berührte ihre Wange und strich kurz zaghaft darüber. Dann raunte er leise:

„Er will nicht, Du Gryffindor, Du."

Seine Miene verzog sich zu einem Schmunzeln und er trat von ihr weg. Hermines Lunge holte sofort den Sauerstoffentzug von gerade wieder nach und ließ sie heftig durchatmen.

„Bist Du aus der Puste?" fragte er.

„Ich habe gerade nicht geatmet", sagte Hermine so als wäre das eine Sache, die man sich aussuchen konnte.

„Wie? Du brauchst nicht zwangsläufig atmen?"

Hermine schmunzelte.„Du bist mir grad sehr nah gekommen und ich habe irgendwie aufgehört zu atmen."

„Bitte atme weiter. Ich habe Dich hier lieber lebendig als tot", griente Severus trocken. „Ich möchte Minerva nicht erklären müssen, dass Du in meiner Wohnung verschieden bist."

„Dann komm mir nicht mehr so nahe", feixte Hermine zurück.

Severus wurde plötzlich sehr ernst. „Das kann ich Dir nicht versprechen."

Es klopfte an der Tür und Severus wandte sich seufzend dorthin.

Es war Filius.

„Severus, ich….", begann der kleine Mann. Dann sah er Hermine.

„Oh, hallo Miss Granger. Sie sind hier wegen der Übernahme von Severus Stunden, nicht?"

Hermine nickte.

Filius wandte sich wieder an Snape.

„Severus, ich wollte Dir die Daumen drücken für die Weltmeisterschaft."

„Danke sehr, Filius."

„Du schaffst das schon. Wir Lehrer wollen den Pokal sehen! Live!"

„Ich hoffe, ich habe ihn beim Zurückporten dabei."

„Dafür drücken wir Dir alle die Daumen."

„Bist Du morgen nicht da?"

„Nein, ich bin den ganzen Tag bei meiner Schwester auf einer Familienfeier."

„Na, dann alles Gute dafür", brummte Severus und Filius lachte auf. „Ich finde Familienfeiern nicht schlimm."

„Na, dann hat es ja den Richtigen getroffen."

Filius wandte sich mit einem Blick auf Hermine um. „Nun, Ihr habt ja bestimmt noch Sachen zu besprechen. Auf Wiedersehen Severus. Und grüß bitte Archibald Archer von mir, ja?"

Severus nickte und der Zauberkunstprofessor verschwand.

Severus drehte sich wieder zu Hermine um.

„Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, bei der Tatsache, dass ich vorhin so nah bei Dir stand. Wenn Dir das unangenehm war, dann sag mir das bitte. Dann halte ich Abstand."

„Ich werde einen Teufel tun", entfuhr es Hermine in einer merkwürdig sanften Tonart. Severus Augen glitzerten amüsiert.

„Na na, Miss Granger. So eine deftige Wortwahl?"

„Ich kann noch ganz anders, Professor."

Severus blickte Hermine fasziniert an und er fühlte wieder dieses Verlangen in sich sie zu küssen. Sie zu besitzen. Er durfte dem nicht nachgeben.

„Wie praktisch", sagte er dann in bemüht leichtem Tonfall, „Dann bist Du ja für Malfoy, Crabbe und Goyle wie gemacht. Die Herren neigen auch dazu in solch einer Art zu sprechen. Wahrscheinlich bist Du dagegen noch wie ein harmloses Reh."

Hermine schnaubte. „Ich habe Malfoy schon vor vielen Jahren für seine verbale Diarrhö eine reingehauen und…"

„Du hast was?", schnaubte er. „Miss Granger!"

Sie spürte die Faszination, die sie auf ihn ausübte, ganz deutlich.

„Ja, ich habe ihm eine reingehauen. Wenn der nicht aufhören kann mich Schlammblut zu nennen!" Sie zuckte mit den Schultern. Hermine hätte es nicht glauben mögen, wenn ihr jemand gesagt hätte wie gut es sich anfühlte, von Severus Snape bewundernd angeschaut zu werden. Und es fühlte sich verdammt gut an!

Aber Hermines Freude sank, als sie an die derzeitige Uhrzeit dachte.

„Severus, ich muss noch lernen. Es tut mir leid."

„Das sollte es nicht. Lern nur. Immer lernen. Das ist wichtig."

„Tschüss Severus. Ich wünsch Dir viel Glück."

Severus ging auf Hermine zu.

„Pass gut auf Dich auf. Mach keinen Unsinn, bis ich wieder komme."

„Dann darf ich wieder Unsinn machen?"

„Ja."

Dann machte er das für Hermine Unfassbare. Er legte seine rechte Wange an Hermines Linke und hielt eine Weile inne. Sie spürte bei großer Gänsehaut, wie er ihren Körpergeruch ein- und ausatmete.

„Mach sie alle fertig, Severus", flüsterte Hermine in sein Ohr.

„Ich werde mich bemühen."

Dann ließ er sie wieder los.

Hermine ging mit heftig hämmerndem Herzen an ihm vorbei und verschwand zur Tür raus.

Severus ließ sich in seinen Lieblingssessel fallen. Er hatte es getan. Er hatte sie erneut berührt und sie fühlte sich herrlich an. Was sollte er jetzt tun? Eines war gewiss: die 4 Wochen Rom waren für ihn eine gute Möglichkeit von Hermine loszukommen.

Er hoffte gar, dass sie sich womöglich in der Zeit von ihm abwenden würde. Es würde für ihn dann vielleicht ein wenig schmerzlich werden, aber damit konnte er aus Erfahrung gut umgehen. Und eins wollte er gewiss nicht tun: Er wollte sich in den kommenden 4 Wochen nicht mit ihr schreiben!

Schon am Mittwoch erhielt Hermine die erste Eule von Severus.

-Liebe Hermine. Rom ist sehr schön, und ich bin in einem Zaubererhotel untergebracht mit Blick auf den Tiber. Die erste KO Runde am Montag war ein Witz. Felix Felicis also bitte! Wer braut den nicht aus dem Effeff? Ich gehe abends durch Rom spazieren. Es ist hier schön warm. Es ist alles soweit ok bis auf diese nervigen Pärchen, die überall Händchenhalten und sich abküssen müssen. Widerlich. Viele Grüße, Brian

PS: Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so unmännlich ist wie Esteban Velardez—

Harry hatte Hermines lautes Lesen mitgehört und er lachte jetzt.

„Felix Felicis ist ein Witz?" fragte er ungläubig. „Aber das mit den nervigen Pärchen glaube ich ihm sofort."

„Ich auch", seufzte Hermine. „Was soll ich schreiben?...Hm…warte…."

Sie zückte ihre Pfauenfeder und schrieb drunter während sie laut sprach:

-Ciao Severus. Comestai? Hattest Du mir nicht letztens gesagt, Du wolltest dort mal so ganz nebenbei italienisch lernen? Wie klappts? Übrigens ist Händchenhalten und Rumküssen immer noch total in Mode. Sogar bei mir. Alles Liebe, Jean-

Am Samstag drauf sprach Minerva vor dem Abendessen ihre Kollegen und Hermine an, die ja momentan auch irgendwie zum Kollegium gehörte. Sie durfte sogar ins Lehrerzimmer.

„Wenn Severus in die Endrunde kommt, habt Ihr dann Lust abends mit mir nach Rom zu porten und wir schauen uns das Finale live an? Slughorn hat verwandschaftliche Beziehungen zu einem der Preisrichter und wir können Karten bekommen."

Nach ein wenig Herumdiskutieren wollten nur Hagrid, Poppy, Hermine und Filius mit Minerva mitporten. Also schrieb Minerva schickte Minerva sofort eine Eule zu Slughorn um ihm die gewünschte Anzahl Karten abzuluchsen.

Hermine trat nach diesem Gespräch aus dem Lehrerzimmer hinaus und setzte sich auf eine Steinbank neben der Tür. Sie würde nach Rom kommen. Zu Snape. Und sie durfte ihm beim Brauen zusehen. Naja, wenn er denn so weit kam. Aber das war für Hermine keine Frage, die es lohnte gestellt zu werden. Sie würde zusehen, wie ihr eigener Professor vor aller Welt den Bodenlos-Trank braute. Wahnsinn!

Severus bekam wie fast jeden Tag von Minerva einen Zwischenbericht über die Vertretungsarbeit von Hermine und Lupin. Minerva schien ausnehmend zufrieden zu sein und Severus fragte sich bisweilen, wie Hermine den Unterricht wohl gestalten würde. Wenn er dann abends früh im Bett lag, weil er ausgeruht sein wollte, stellte er sich Unterrichtsstunden vor, die von ihr gehalten wurden. Benahm sich Draco? Oder gab es Grund ihn um einen Kopf zu kürzen. Einen Patronus hatte er von Hermine noch nicht erhalten.

Am nächsten Morgen betrat Severus das Auditorium wie immer unter tosendem Applaus. Heute trat er gegen 2 Italienerinnen, einen Mexikaner und eine Südafrikanerin an.

In seiner Rocktasche trug er Hermines Muschel und sein goldener Schlangenring saß an seinem Finger.

Die Sprache war zwecks allgemeiner Verständigung in Englisch gehalten.

Severus stellte sich hinter seinen Kessel und wartete auf den Namen des Tranks und den Countdown zu starten. Innerhalb der ersten 4 Tage waren bereits 50 Personen ausgeschieden und mit jedem Tag wurde Severus zuversichtlicher, dass er es packen könnte, denn er hatte jemanden in England, der an ihn glaubte und stolz auf ihn war. Nein, eigentlich hatte er zwei Frauen, die stolz auf ihn waren. Poppy und Hermine.

„Trank der 1000 Depressionen", rief eine Moderatorenstimme und Severus fragte sich verblüfft, was denn daran schwer war! Den konnte sogar schon seine 18-jährige Schülerin fast auswendig brauen. Severus kam der leise Verdacht, dass sein Wissensstandard extrem hoch sein musste….

„3 - 2 – 1. Und los!"

Dann begann das konzentrierte Schneiden, Wiegen und Messen.

Am Montag darauf betrat Hermine Snapes Klassenraum und blickte auf die Sechstklässler der Hufflepuffs und Ravenclaws.

„Hermine", sagte Sandy Powell.

„Hm?"

„Gibts eigentlich schon was Neues von Snape?"

„Nein, ich habe noch nichts wieder gehört. Aber dann ist ja alles in Ordnung, nicht? Wäre er rausgeflogen, käme er ja schon zurück."

„Stimmt."

„So, dann ist heute der Abschwelltrank dran." Hermine zauberte das Rezept an die Tafel und schickte ihre Schulkollegen los die Zutaten zu holen.

Beim Mittagessen ließ eine ihr unbekannte Eule einen Brief auf ihren Teller fallen.

„Du kannst froh sein, dass ich schon aufgegessen habe", maulte Hermine den Vogel beim Davonfliegen sauer an. Harry lachte.

Sie sah an der Schrift ihres Namens, dass Severus ihr wieder geschrieben hatte.

-Liebe Hermine, Rom gefällt mir nach einer Woche immer noch. Wir sind jetzt nur noch 70 Leute und der Professor aus Birmingham ist schon zu Hause. Das heißt, ich vertrete England alleine. Warum habe ich eigentlich nicht schon früher an der WM teilgenommen? Die Tränke sind hier auch nach x Runden einfach ein Witz. Das Händchenhalten finde ich aber nach einer Woche aber noch genauso furchtbar. Viele Grüße, Severus-

Ron und Ginny kamen zu Harry und Hermine und setzten sich dazu.

„Wollt Ihr das Neueste von Professor Snape hören?" fragte Hermine die beiden Weasleys.

„Eigentlich nicht", sagte Ron bestimmt und tat sich Salzkartoffeln auf den Teller.

„Ich schon", sagte Ginny munter und blickte Hermine fragend an.

„Also: Snape ist einer von 70 Übriggebliebenen und Rom ist wohl total schön. Der andere englische Professor, der angetreten ist, musste schon nach Hause. Und Snape findet die Tränke, die erbeten wurden…Moment wie schreibt er…einen Witz. Ja. Sie seien ein Witz."

„Na, irgendwie war mir schon klar, dass wir mit ihm ein hohes Niveau fahren", sagte Ginny.

„Wieso?" fragte Harry.

„Na, ich habe mich mal mit Fleur darüber unterhalten und sie sagte die Wochen auf Hogwarts haben sie schlicht weg fertig gemacht. Der Tränkeunterricht bei uns muss wohl heftig sein für andere."

„Und wie ist mein Unterricht so?" fragte Hermine plötzlich leise.

Ron grinste und gab ihr einen dicken Kuss auf die Wange. „Sieh den Kuss als Kompliment für die Lehrerin. Ehrlich, ich wünschte Du würdest ab März weitermachen, Hermine."

Harry und Ginny nickten einträchtig.

„Danke, Leute. Ihr seid süß", seufzte Hermine erleichtert.

Am Abend schrieb Hermine eine Antwort für Severus.

-Hast Du Dir auch schon die Sixtinische Kapelle angesehen? Die würde ich mich auf jeden Fall angucken. Hast Du schon (ganz klischeehaft natürlich) einen Cappuccino getrunken und ein Eis gegessen?-

-Nein. Der Kaffee im Hotel ist ausgezeichnet und ich lege nicht so viel Wert auf ein Eis, wie Du. Ob ich mir die Sixtinische Kapelle angeschaut habe? Aber natürlich!-

-Wie viele seid ihr noch?-

-10-

-Wow-

-Du sagst es.-

-Ist das Niveau denn jetzt wenigstens Deiner mehr würdig?-

-Nun…ein wenig.-

-Na Merlin sei Dank. Ich dachte schon, ich müsste da mal aufkreuzen und denen beibringen wie man Professor Snapes Kopf zum Rauchen kriegt-

-Du würdest mich bestimmt nur ablenken, Hermine-

-Dich kann man bestimmt nicht ablenken-

-Doch. Das geht ganz einfach. 18-jährige, naseweise Quälgeister bekommen das schon ganz gut hin.-

-Tu doch nicht so als wäre „Dir-auf-die-Nerven-gehen" das Einzige was ich tue.-

-Ich stell mir gerade beim Lesen vor, wie Deine Augen wütend funkeln.-

-Das hast Du Dir ganz richtig vorgestellt, Severus/Brian/Bestimmt Finalist-

-Du holst mich immer wieder auf den Boden zurück, Mine-

-Seit wann darfst Du mich Mine nennen?-

-Habs einfach beschlossen. Wir sind jetzt nur noch 6 Leute. Freitag ist schon das Finale-

-Ich bin bei Dir- Schrieb Hermine und meinte das allerdings ganz wörtlich, denn Hagrid, die Professoren McGonagall und Flitwick, Poppy und sie wollten am Freitag um 18h über einen Portschlüssel vor Hagrids Hütte nach Rom reisen.

Am Freitagmorgen war Hermine furchtbar aufgeregt. Harry merkte das sofort, als er das Klassenzimmer betrat. Wie bereits in den letzten 4 Wochen saß Hermine nicht neben ihm sondern vorne an Snapes Pult.

„Gibt's was Neues zu Snape?", fragte Dean.

Hermine seufzte und blickte in der Klasse umher. Selbst Draco sah wirklich neugierig aus.

„Er ist im Finale", sagte sie und Getuschel startete.

„Ist doch klar, dass Slytherins in Finales gehören", tönte Malfoy schmierig.

„Wann ist das Finale?", fragte Dean weiter weil alle Malfoys Kommentar ignorierten.

„Heute Abend um 20 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Sobald ich etwas weiß, sage ich Euch sofort Bescheid, ok?" Sie blickte ihre Mitschüler der Slytherins scharf an. „Wenn ich also an Euren Gemeinschaftsraum klopfe, ignoriert Ihr mich besser nicht, oder Ihr erfahrt nichts von Eurem Hauslehrer."

In Dracos Gesicht zuckte ein Mundwinkel, aber er unterließ einen Kommentar. Snapes Androhung was bei dummen Kommentaren in Richtung Granger geschehen würde waren so ungeheuerlich, dass er es besser sein ließ. Als Snape vor 4 Wochen mit allen Sechst- und Siebtklässlern gesprochen hatte, war seine Stimme beängstigend schneidend gewesen. Er wollte sich nicht mit Snape anlegen. Zumal er dann auch noch einen Riesenärger mit seinem Vater bekam. Und das würde garantiert kommen.

Um 18 Uhr trafen sich alle Reisenden und Minerva reichte Hermine eine Lehrerrobe.

Hermine nahm sie, blickte aber ihre Hauslehrerin verdutzt an.

Minerva lächelte entschuldigend. „Heute Abend besteht Robenpflicht, Hermine. Wusstest Du das noch nicht? Die Karten, die ich bekommen konnte, sind nur für Lehrer gedacht."

„Ja, aber dann darf ich da doch noch nicht hin."

„Das geht schon, da Du heute noch Lehrerin bist."

Hermine nickte halb verstehend und zog sich die Robe an. Wahnsinn. Sie drehte sich ein wenig, so dass der Stoff um sie herum läutete wie eine Glocke.

„Sie steht Ihnen fabelhaft, Miss Granger", sagte Filius Flitwick.

„Danke, Sir."

„Der Portschlüssel ist ein Kessel, meine Lieben", flötete Minerva, „Dort ist er schon."

Minerva trat an den Kessel heran und fasste ihn an. Poppy, Hermine, Flitwick und Hagrid taten es ihr nach. Minerva blickte auf ihre Taschenuhr und zählte. Dann wurde Hermine durch ihren Bauchnabel nach außen weggerissen.

Die alte Festung, in der das WM Turnier stattfand lag, in den Bergen Roms.

Die 5 Finalgäste bestiegen ehrfürchtig die große breitgefächerte Treppe hinauf in die Eingangshalle. Hunderte anderer Zuschauer strömten ebenfalls mit ihnen hoch und Minerva ermahnte ihre Kollegen laut, sich ja nicht zu verlieren.

Schließlich wurde es ihr zu bunt und sie reichte jedem seine Eintrittskarte.

Slughorn hatte ihnen wirklich sehr gute Plätze gesichert und Hermine sah aus 10 Metern Entfernung die 3 Schneidetische nebeneinander stehen. Der Vorsitzende der WM Kommission Jonathan Jonathon hielt sich schließlich um Punkt 20 Uhr den Zauberstab an den Hals und sagte „Sonorus."

„Meine sehr verehrten Damen und Herren… und wieder geht eine äußerst erfolgreiche Tränke-WM auf ihr Ende zu. Wir haben Lustiges erlebt und auchTrauriges. Aber eines war immer dabei: Spannung! Von 178 Tränkemeistern der ganzen Welt haben nur 3 die exquisite Hand gehabt und sind ins Finale eingezogen. Sie sind alle drei jetzt schon die mit Abstand großartigsten Tränke-Zauberer unserer Zeit. Aber nur einer wird es werden. Der Weltmeister. Der weltbeste Tränkekünstler der Welt.

Und nun stelle ich ihnen die Finalisten vor. Ladys und Gentleman. Meine Damen und Herren. Heißen wir willkommen aus dem schönen Uruguay Professor Antonio Garcia von der magischen Universität in Montevideo."

Alles klatschte. Nur Hermine nicht. Aus reiner Solidarität. Minerva sah das und schmunzelte.

Senor Garcia stellte sich an den linken Tisch, legte seine Armbanduhr ab und zog seinen Umhang aus.

„Nun denn. Kommen wir zu unserem zweiten Finalisten. Er kommt aus dem wunderbaren Kanada. Heißen wir ihn ebenfalls willkommen. Professor Jake Brown von der Eliteuniversität in Edmonton."

Wieder klatschten alle und wieder tat es Hermine nicht.

„Ganz schön solidarisch", kiekste Flitwick und Hermine nickte eifrig. Ein dunkelhaariger Mann mit Schnauzbart betrat die Bühne und verneigte sich sehr elegant. Er trat an den mittleren Tisch und krempelte sich die Hemdsärmel hoch.

„Und nun, zum ersten Mal dabei und lange erwartet heißen wir willkommen Professor Severus Snape vom Hogwarts Internat in Schottland, Vereinigtes Königreich. Willkommen Professor!"

Jetzt jubelte Hermine ganz laut mit. Flitwick, McGonagall, Hagrid und Poppy wurden lauter und auch von den anderen Rängen kam tosender Beifall.

Severus betrat die Bühne. Er hatte seine Hände elegant in den jeweils anderen Ärmel geschoben und ging gemessenen Schrittes auf den rechten Tisch zu. Dort legte er seine Robe ab und krempelte sich ebenfalls sehr elegant und zackig die Ärmel hoch.

Severus nach 4 Wochen wieder zu sehen war beeindruckend für Hermine. Rom hatte ihm gut getan. Die vielen Spaziergänge durch die Stadt und eine Menge italienischer Sonne hatten seiner Hautfarbe Wärme und Glanz verliehen und Hermine fühlte sich unwillkürlich von ihm angezogen.

Jonathan Jonathon ging zu Senor Garcia an den Tisch.

„Professor Garcia, nennen Sie uns bitte den Trank, den Sie uns vorstellen möchten und erklären Sie für unsere werten Zuschauer die Wirkung."

„Dekontaminationsserum. Es entgiftet augenblicklich den Körper von allen Viren und Schädlingen. Zu viel davon eingenommen kann es jedoch tödlich sein."

„Was für eine Stimme. Sie passt gar nicht zu dem Kerl", lästerte Hermine in Richtung Flitwick, der neben ihr saß. Flitwick kicherte nur zustimmend.

„Danke, Senor Garcia. Und nun kommen wir zu Professor Brown. Sir. Welchen Trank brauen Sie heute für uns?"

„Den Anti-Alterungstrank, Professor Jonathon", sagte Jake Brown mit ziemlich erhobener Nase. „Er wird eingenommen um die Alterung in einem selbst zu verhindern. Pro 100ml bleibt man für 1 Jahr 5 Jahre jünger."

„Dann hätten wir auch den Stein der Weisen behalten können", grinste Flitwick und Hermine blickte ihn beipflichtend an.

„Danke, Sir. Und nun zu Professor Snape. Wir erwarten Großes von Ihnen, Professor, aber wir wollen Sie zu nichts drängen", scherzte Jonathon und Severus blickte ihn nur stirnzrunzelnd an. Minerva kicherte. „Er hat Jonathon gefressen. Das sieht man gleich", gluckste sie. Poppy, Hagrid, Flitwick und Hermine lachten leise.

Severus baute sich auf und Hermine wusste nur zu gut, was gleich kam, denn sie hatte es am eigenen Leib miterlebt.

Severus blickte abschätzig auf Jonathon hinunter und raunte dunkel:

„Ich werde Ihnen zeigen, wie man mit dem Bodenlos-Trank Freiheit erzwingt, man das Übel der Welt in seinem Gehirn ausschaltet , die Welt um sich herum zum Stillstand bringt und danach am liebsten sterben würde, nur um noch einmal Gefühle in sich genießen zu können."

Einen Moment war es still.

Dann brach tosender Beifall und Jubel aus. Hermines Gänsehaut machte sich erst nach einiger Zeit von dannen.

„Äh", begann Jonathon, „nun denn. Sie haben alles was Sie brauchen. Sie haben 2 Stunden Zeit. Beginnen Sie…..jetzt!"

Dann begann ein geschäftiges Treiben an den drei Tischen, doch Hermine hatte nur Augen für Severus. Mit dem größten Messer hackte er Mandragorablätter in winzigkleine Schnipsel und es sah für Hermine aus wie eine Symphonie der Bewegungen. Bald wurden die Kessel erhitzt und Hermine fiel auf, dass Severus nicht einmal hoch blickte. So konzentriert war er in seiner Arbeit versunken.

Schließlich füllte er das Leprachaunblut in eine Pipette und setzte sich dann mit einer Muggelstoppuhr vor den Kessel.

Da griff zum ersten Mal Jonathon wieder ein.

„Wir sehen jetzt wie Professor Snape gleich die Pferdegalle in den Trank träufelt, ich…"

„Bitte seien Sie still", raunte Severus dazwischen.

Hermine lachte leise und Jonathon blickte ihn erschrocken an. „Verzeihen Sie vielmals!"

Severus brummelte irgendwas, was Hermine nicht verstand.

Bevor er sich mit der Pipette über den Kessel beugte nahm er etwas aus seiner Robentasche und legte es neben den Kessel. Hermine lächelte breit.

„Was ist das?" fragte Minerva von links.

„Eine Muschel", murmelte Hagrid. „Am See gibt's davon einige."

Severus blickte kurz auf die Muschel und begann dann mit unglaublich ruhiger Hand das Blut in den Kessel zu geben. Es war totenstill im Saal und fast alle starrten ehrfürchtig auf Severus Snape hinunter.

Nach einer Minute war es vorbei, Severus legte seine Stoppuhr weg und wusch die Pipette aus, nachdem er das Feuer unter dem Kessel höher geheizt hatte. Dann ließ er sich leise aufatmend wieder auf den Barhocker vor seinem Tisch fallen.

Nach einem kurzen Blick in den Kessel und einem recht zufriedenen Gesichtsausdruck schaute er endlich mal ins Publikum. Minerva konnte es nicht lassen und winkte. Hermine duckte sich ein wenig beschämt. Sie erinnerte sich ans Muggelfernsehen, wo immer irgendwelche Leute wie Klein-Blöd in die Kamera winkten.

Severus sah verblüfft aus und blickte rechts und links neben Minerva.

Hagrid sah er ja nun sofort, Flitwick, Poppy und …Hermine. Die Muschel hatte ihm auf jeden Fall Glück gebracht. Hermine war da! Sie war bei ihm und sie hatte mit ihrem letzten Satz Wort gehalten.

Minütlich prüfte Severus nun den Kesselinhalt und kühlte hin und wieder das Feuer ein wenig runter.

Nach einer halben Stunde gab er dann das Dachsfell hinzu und die Grassamen zum Schluss.

Eine weitere halbe Stunde später begann er dann mit dem gleichmäßigen Rühren währenddessen er wieder Hermine anschauen konnte. Sie saß da mitten in den Lehrerrängen in einer Lehrerrobe und sah total aufgeregt auf. Viel aufgeregter als er sich selbst fühlte.

Jonathan Jonathon kündigte die letzte halbe Stunde an, aber Severus nahm schon den Löffel aus dem Kessel, drehte das Feuer ganz runter und füllte mit einem Schöpflöffel eine Probe für die Wettkampfrichter ab.

Seine beiden Mitstreiter waren auch fertig und schließlich konnten die 2 Stunden für beendet erklärt werden.

Jonathan Jonathon trug die 3 Phiolen eigenhändig zum Kampfrichtertisch hinüber. Dann galt nur noch das Warten.

Die Kampfrichter schüttelten die Phiolen, nahmen Pipettenmengen dabei weg und mischten sie mit anderen Seren, rochen daran oder träufelten sich etwas auf Haut.

Einige legten schließlich die Phiolen weg und begannen zu schreiben.

Hermine blickte zu Severus hinüber, der völlig unbeteiligt an dem ganzen Trara aussah.

Severus trank hin und wieder ein Schluck aus seinem Wasserglas und blickte Hermine an.

Sie lächelte ihn aufmunternd an, obwohl er nicht danach aussah, als bräuchte er Aufmunterung.

Schließlich nickten die Preisrichter dem Kommissions-Vorsitzenden zu.

„Wir haben ein Ergebnis", verkündete er. „Professor Garcia, Professor Brown und Professor Snape kommen bitte zu mir nach vorne." Er blickte in die Menge. „Jetzt wird es spannend!" rief er.

Eine kleine pummelige Dame mit grauem Haar gab Jonathon eine Zusammenfassung der Punkte in Form von kleinen gelben Kärtchen.

„So Ladys und Gentleman, in wenigen Minuten wissen wir, wer sich glücklich schätzen darf sich ab heute Weltmeister der Zaubertränke, Seren und Elixiere nennen zu dürfen. Kommen wir zu den Bemerkungen der Jury. Professor Garcia. Sie haben einen bemerkenswerten Trank gebraut, der unsere Jury erst zweifeln ließ, ob wir nicht zu schade dafür sind, dass Sie uns das Brauen diesen Tranks vorführen."

Er trat hinüber zu Jake Brown.

„Professor Brown, Sie haben unserer Jury eindrucksvoll bewiesen, wie man jünger bleiben kann ohne Schäden davon zu tragen."

Dann war Snape dran. „Und Sie Professor Snape, haben uns mit der Wahl des Tranks überrascht ehrlich gesagt. Laut europäischer Rezeptur beinhaltet der Trank Pferdegalle, Sie jedoch kündigten einen Tag vor Beginn dieser Veranstaltung an, dem Trank Leprechaunblut hinzufügen zu wollen. Die Jury hat die Aufwertung des Tranks lobend zur Kenntnis genommen."

Hermine überlegte plötzlich grinsend, was Snape wohl gerade denken mochte: „Weißt Du eigentlich wie sehr mich Deine Gequatsche gerade nervt, Jonathon?"

„Nun, meine sehr verehrten Damen und Herren. Den dritten Platz erhält….." Ein Trommelwirbel ertönte von irgendwo her, „Jake Brown von der Eliteuniversität in Kanada. Applaus für Professor Brown." Tosender Applaus brauste auf.

Er bekam eine bronzefarbene Medaille umgehängt und musste bei Jonathon stehen bleiben.

„Und den zweiten Platz, und somit wissen wir auch den ersten…den zweiten Platz hat: Antonio Garcia von der Universität in Montevideo!"

Hermine fiel Filius Flitwick vor lauter Glück in die Arme und riss ihn fast mit um. Minerva knuddelte Hagrid und Hagrid knuddelte Poppy. Poppy weinte vor Freude und warf Severus Küsse zu. Hermine kullerten ein paar Tränen aus den Augenwinkeln. Flitwick wischte sie mit einem „Na na, Miss Granger, wer wird denn hier weinen", weg.

Jonathon drückte einem doch recht sprachlosen Snape den goldenen Pokal in die Hand und schüttelte ihm ehrerbietig die Hand.

„Professor Snape, Ladys und Gentleman. Der Meister der Zaubertränke ist nun wahrlich ein Meister. Der Beste der Besten der Besten. Stehen Sie alle bitte auf und begrüßen Sie unseren neuen Helden!"

Hermine konnte durch ihre Tränen sehen, für wie unsinnig Severus Jonathons Ansprache hielt und dass er am liebsten gehen würde. Na, aus der Nummer kam er jetzt aber nicht raus!

Schließlich hatte Severus es geschafft. Nach der gefühlt tausendsten Hand, die er geschüttelt hatte, schnappte er sich den Pokal vom Bühnenboden und floh.

Er verließ das Gebäude über eine Hintertreppe und fand sich plötzlich wieder in Gegenwart von Hagrid.

„Was machst Du hier?", fragte Severus erstaunt.

„Musste mal raus", brummte Hagrid. „Ich kann es nicht leiden, wenn alle um mich herum weinen selbst wenn es aus Freude. Glückwunsch übrigens, Snape."

„Danke."

„Issa das?" nickte Hagrid zum Pokal hinüber, den Severus unter seinem Arm trug.

Severus nickte zaghaft. Was sollte das sonst sein?

„Is hübsch", nuschelte Hagrid wieder. „Macht sich bestimmt gut in Deiner Vitrine."

„Nächstes Jahr muss ich ihn wieder abgeben."

„Aha. Kriegste dafür was anderes?"

„Ich kann die Medaille behalten." Severus klopfte auf seine Brust an der das Band mit dem Metall hing.

„Minerva, Poppy, Filius und Minchen sind total stolz auf Dich."

Severus nickte.

„Hast gut gemacht. Ich hätte nie gedacht, dass Minchen dich so mag, Snape. Sie war jeden Tag bei Minerva und hat nach Neuigkeiten gefragt und als Minerva sie fragte ob sie heute mitkommen wollte, brach ihr fast der Kopf ab vor Nicken." Hagrid lachte rau über seinen eigenen Witz.

Severus blickte ihn scheu an und Hagrid merkte das.

„Du magst Minchen, nicht, Snape?"

Severus nickte stumm. „Ist ein nettes Mädchen."

„Ach Snape, sie ist jetzt erwachsen. Sie wir unsere Kollegin also sei nett zu ihr, sonst kriegst Du es mit uns allen zu tun."

Severus lächelte. „Das will ich doch um alles in der Welt vermeiden."

Hagrids Augenbrauen zogen sich misstrauisch zusammen. „Veralbere mich nicht. Ich meine das ernst."

„Ich auch. Hagrid."

„Wollen wir wieder reingehen? Die Frauen haben bestimmt aufgehört zu weinen."

Severus nickte seufzend und folgte Hagrid in die Vorhalle.

Sofort stürmten Fotografen auf ihn ein und wollten ihn und den Pokal zusammen knipsen.

Dann fand Minerva eine Lücke zwischen den Pressefritzen und hinter ihr her schoben sich Poppy, Flitwick und Hermine durch die Menge.

Hagrid war in der Zwischenzeit zu Severus Bodyguard geworden und er wimmelte Fotografen ab, die Severus zu nah kamen. Man sah Severus an, dass er sich nicht wohl fühlte.

Hermine tat genau das Richtige. Sie nahm einen vorsorglich mitgebrachten Knallfrosch aus ihrer Manteltasche und warf ihn auf den Boden. Er trippelte zwischend durch hoch hüpfend auf 4 Beinen weg, vervielfältigte sich dabei und die neuen kleinen Frösche stoben in alle Richtungen davon. Dann begann der Lärm.

Hupen, Jaulen, Tröten und Pengpengs ließen die Luft erzittern.

Severus wurde von jemandem am Arm gepackt und aus der Halle gezogen. Hermine zerrte ihn um die nächste Häuserecke und blieb prustend und lachend vor ihm stehen.

Verdattert blickte Severus seine Schülerin an.

„Was machst Du hier?" war seine erste Frage.

„Dich ganz doll drücken", sagte sie und nahm den starren Severus einfach in die Arme.

Unwillkürlich schloss er die Augen und genoss das unbeschreibliche Gefühl, dass in ihm tobte. Gewinner der Weltmeisterschaft, Gewinner bei Hermine.

Oder?

Seufzend löste er Hermine um seinen Hals weg.

Verdattert blickte sie ihn an. Fragend - aber stumm.

„Lass das besser", sagte Severus kühl. „Tu Dir das nicht an. Tu Dir mich nicht an."

„Aber…"

„Lassen Sie uns nie wieder über das Thema reden, Miss Granger. Es ist besser so."

Dann war er verschwunden. Appariert.

Eine Stunde später versammelte Minerva ihre Reisebegleitung um den Kessel herum.

„Sind wir vollzählig?" fragte sie und die anderen 4 nickten. „Gut. Auf 3 geht's los. Sie blickte auf ihre Armbanduhr. „3 - 2 – 1."

Und Hermine zerriss es ihren Bauchnabel und ihre Seele.

Kapitel 12 – Das Ende von Brian und Jean

Gemeinsam gingen sie zurück zum Portal des Schlosses.

„Severus kehrt erst morgen zurück. Morgen früh nach dem Frühstück werden die 3 Finalisten noch interviewt und so. Hermine, Du sagst den Schülern Bescheid, dass wir nun die berühmteste Schule der Welt sind?" Minerva konnte gar nicht breiter strahlen.

„Ja, Professor", sagte Hermine mit gezwungenem Lächeln, nach dem ihr gar nicht war.

Sie ging als erstes zu den Slytherins und klopfte.

Draco öffnete die Tür von innen. Gespannt blickte er Hermine an.

Sie bemühte ein Lächeln herbei und sagte: „Er hat es geschafft." Dann drehte sie sich um und ging davon.

Die Ravenclaws, Hufflepuffs und Gryffindors erfuhren ebenfalls von dem Sieg ihres Professors, nur Hermine konnte sich nicht mehr mitfreuen. Sie ging schnurstracks in die Damentoilette zu Myrte.

„Na, Granger", ätzte Myrte. „Du siehst total verheult aus. So fühle ich mich auch immer. So wie du aussiehst."

„Danke Myrte", seufzte Hermine. „Ich habe geheult weil ich ein dummer Mensch bin, der mehr in anderen siehst, als sie selbst es tun. Und was sie wahrscheinlich nicht sind."

Myrte wickelte Klopapier ab und hielt es Hermine hin. Verwundert blickte sie Myrte an.

„Das hat immer funktioniert", antwortete Myrte. „Weil ich welches in der Hand hatte als ich gestorben bin."

Hermine nickte verstehend.

„Myrte?"

„Ja?"

„Warst Du jemals so richtig rettungslos verliebt?"

Myrte blickte Hermine perplex an. Mit einer persönlichen Frage hatte sie nie gerechnet aber sie fühlte sich außerordentlich geschmeichelt.

„Ja, ich war verliebt. Zwei mal. In Colin Webster aus meinem Jahrgang, aber der war gemein zu mir und in Harry. Harry ist so süß. Aber die blöde Weasley hat ihn ja jetzt."

Hermine lächelte zaghaft. „Ich fühle mich gerade ungefähr so wie Du bei Colin."

„Oh", jetzt verstand Myrte. „Möchtest Du Dich auch im Klo runterspülen?"

Hermine schüttelte den Kopf. „Lieb gemeint. Aber nein, danke. Ich komme aber gerne darauf zurück, wenn ich Bedarf habe, ok?"

„Jederzeit. Na, ich lass dich jetzt mal alleine. Ich bin immer gerne alleine, wenn ich mich so fühle." Sie winkte noch einmal und verschwand mit einem großen Schlenker in einer Kloschüssel.

Hermine setzte sich in eine der Kabinen neben einer Toilette auf die Erde.

Was war nur in sie gefahren? Wie hatte sie nur im Ernst glauben können, dass Severus sie als etwas Besonderes erachtete? Er kam erst morgen wieder. Sie würde jetzt seine Unterrichtsunterlagen mit Notizen versehen in sein Büro legen und hoffen, dass er sie nie wieder ansprach. Zumindest nicht bis September. Sonst könnte es sein, dass sie ein ganz klein wenig austickte. Und wenn es September wurde, würde sie mit ihm sprechen. Ja. Sie würde höflich, distanziert und kühl sein. Aber sie würde sich nicht anmerken lassen, wie sehr er sie verletzt hatte.

Hermine putzte sich die Nase und tat das, was sie sich vorgenommen hatte. Das Leben ging weiter. Irgendwie.

Dann ging sie in den Mädchenschlafsaal und ins Bett.

Zum Abendessen am nächsten Tag war Snape wieder da und wurde mit Jubel und Glückwünschen begrüßt.

Hermine, die neben Ron saß beim Abendessen schaute sich das Bild des umringten Severus gelangweilt an.

„Du meine Güte", sagte Ron gerade, „man sollte glauben, die haben Snape alle total lieb. So nett wie sie jetzt sind. Aber ich find's cool, wie der die alle abfertigt. Jetzt ist er schon auf der Lehrerplattform. Aber den Pokal würde ich schon gerne mal sehen."

„Was Du immer mit Pokalen hast, Ron", brummte Ginny und aß an ihrer Pastete weiter.

„Ich finde, Pokale bezeugen die Leistung, die jemand erbracht hat, Ginny."

„Er muss ihn doch nächstes Jahr eh wieder abgeben. Ist ein Wanderpokal", sagte Harry.

„Ach so…na dann habe ich jetzt ein Jahr Zeit in Snapes Bude zu kommen", grinste Ron und steckte sich eine ganze Tomate auf einmal in den Mund ohne abzubeißen. Dann drückte er seinen Kiefer zusammen.

„Oh, Ron, das ist widerlich!", riefen Hermine und Ginny gleichzeitig.

Es war stiller in der Halle geworden und Hermines und Ginnys Ausruf war bei Severus angekommen. Da saß Hermine.

Hermine.

Hermine.

Sie blickte Ron Weasley total angeekelt an, als habe er eine grüne Warze auf der Oberlippe.

Seine Schwester hielt ihm gerade auffordernd eine Serviette hin.

Er hatte es getan. Er hatte Hermine von sich weggeschoben. Er hatte sie absichtlich verletzt. Und das, obwohl sie immer so gut zu ihm gewesen war.

Hoffentlich erfährt Poppy das nie, dachte Severus mit Grausen. Poppy würde ihm das nie verzeihen.

Aber es war im Endeffekt besser für Hermine, wenn sie keinen so engen Kontakt mehr zu ihm hatte. Sie sollte jetzt ihre Schule zu Ende machen und dann ihren Weg gehen. Auch wenn der jeden Tag durch seine Schule lief.

Nach dem Essen betrat Severus sein Büro. Auf dem Tisch stapelten sich einige Unterlagen. Vom Ministerium, ein Brief von dem Professor aus Birmingham und von Hermine.

-Sehr geehrter Professor Snape—stand da –anbei erhalten Sie Ihre mir zur Verfügung gestellten Unterlagen zurück. Ich habe mir erlaubt, Sie über meine Randnotizen von verschiedenen Vorfällen in Kenntnis zu setzen. Falls sie dazu noch weitere Fragen haben, können Sie sich selbstverständlich bei mir melden. Mit freundlichem Gruß, H. Granger—

Severus ließ sich entsetzt in seinem Sessel fallen. So weit war es jetzt gekommen. Das kam dabei raus, wenn er sie von sich wies. Eine kühle, knappe und eingeschnappte Hermine. Fachlich, korrekt und bürokratisch.

Was hatte er getan? Er wollte die alte Hermine wieder haben. Die, die herumblödelte und ihn freudestrahlend anlachte. Die, die…

Scheiße! Er hatte es verbockt. Wieso gefiel ihm ihr neuer Tonfall jetzt nicht? Er hatte es schließlich nichts anders gewollt und somit nicht anders verdient. Sehr geehrter Professor Snape…..er wollte für sie Severus sein. Oder Brian. Oder von ihm aus auch nur Sev, obwohl er den Spitznamen eigentlich nicht mochte. Sie dürfte ihn so nennen.

Er seufzte einmal tief und riss sich schließlich zusammen. Dann begann er den Berg abzuarbeiten.

Am nächsten Tag war Ausschlafen angesagt. Hermine aber wurde um halb 7 von alleine wach. Als sie die Vorhänge zu ihrem Bett öffnete und aus dem Fenster spähte sah sie einen wunderschönen Morgen am Himmel auftauchen.

Rasch zog sie sich an und lief flink aus dem Schloss hinaus in die noch feuchten Felder hinein zum See. Der Natur ergeben blieb sichan der letzten Biegung vor dem See stehen und blickte überwältigt aufs Wasser.

Die kalte Luft kühlte Hermines noch bettwarme Wangen herunter und ließ sie tief durchatmen.

Auf dem Stein, wo sie immer saß, war noch Raureif, aber Hermine hatte ihren Zauberstab nicht mitgenommen und so setzte sie sich einfach hin.

Wie wunderschön es hier war. Wunderschön.

Sie lächelte glücklich bei dem Gedanken, dass sie auch nach ihrem Schülerinnendarsein nicht gehen musste. Spätestens zum ersten September durfte sie wieder hier sein. Hogwarts wurde sie so schnell nicht los.

„Guten Morgen", sagte plötzlich eine Stimme dicht hinter ihr. Hermine quiekte leise erschrocken auf und fuhr herum.

Severus.

Das Haar noch ein wenig wüst, vermutlich vom Schlafen, trug er eine schwarze Jeans und seinen langen Muggelmantel mit Wollschal und Handschuhen.

„Guten Morgen, Sir", grüßte Hermine freundlich aber kühl.

„Hermine, ich…", begann Severus sofort. „Ich… . Es tut mir leid. Ich wollte das so nicht."

Hermine blickte von ihm weg und starrte die Wasseroberfläche an.

„Es ist nicht mehr relevant, Sir. Bemühen Sie sich nicht. Sie haben mir ihren Standpunkt der Dinge mitgeteilt und ich habe Ihnen zugehört und befolge jetzt die Anweisungen. Sie haben alles gesagt."

Hermine wartete einen Moment, ob er ging, als er es aber nicht tat, stand sie seufzend auf.

„Na schön", raunte sie, „dann geh ich."

Und das tat sie.

Anfang April konnten sich Harry, Ron und Ginny Hermines Laune nicht mehr mitansehen.

An einem Freitag nach dem Abendessen schleppten die 3 Hermine in den Raum der Wünsche ab.

Ginny hatte eine stylische Sitzecke kreiert und Ron drückte Hermine nun an den Schultern in den Sitz.

„Was ist denn los?", fragte Hermine verwundert, weil alle 3 Freunde sie besorgt anschauten.

„Wir machen uns Sorgen, Süße", sagte Ginny lieb. „Du lernst nur noch wie bekloppt, läufst herum wie 7-Tage-Regenwetter und isst kaum noch was."

„Ich will einen guten Abschluss machen und muss mich halt konzentrieren", erklärte sich Hermine, merkte aber dabei auch, wie lahm es klang.

„Willst Du es ihnen nicht erzählen?", fragte Harry.

Hermine seufzte. „Das ist es nicht nur, Harry."

„Aber auch. Also erzähl es ihnen. Na los."

Hermine seufzte erneut. Dann erzählte sie Ron und Ginny die ganze Geschichte von Snape.

Nach Hermines letztem Satz blickten Ron und Ginny sie ungläubig an und auch Harry, da er den letzten Teil ja noch nicht kannte.

„Und er ist einfach disappariert?"

Hermine nickte. „Ich wollte ihm doch nichts Böses. Ich wollte ihm gratulieren, weil er den Trank so toll gebraut hat und so."

Ron war etwas ganz anderes wichtig. „Er hat Deine Backe gestreichelt?"

Hermine schnaubte belustigt. „Ron! Ja, er hat meine Wange gestreichelt."

„Wie ekelig!", sagte Ron angewidert.

Ginny und Harry schauten missbilligend zu ihm hinüber. Ron fuhr fort: „Ist doch wahr. Der Kerl ist ekelig. Ich frag mich grad allen Ernstes, ob Hermine noch ganz bei Sinnen ist."

„Ronald Weasley!", schnappte Ginny. „Hat Mum Dir gar kein Taktgefühl beigebracht?"

Ron schwieg.

„Süße, warum hast Du nie was erzählt?" fragte Ginny im Tonfall einer Trauerhelferin.

„Was hätte ich den erzählen sollen?"

„Na, was in Deinem Kopf so abgeht!"

„Ach, das! Ein reinstes Wirrwarr. Einen Tag ist alles toll und am Nächsten könnte ich Severus die Nase einhauen."

Harry gluckste.

„Ich nehme mal an, dass das dann die Tage sind, an denen wir bei ihm Unterricht haben."

Hermine nickte sanft. „Ja, ich habe mir angewöhnt ihn gar nicht mehr anzugucken. Auch wenn er mich anspricht. Dann höre ich ihm zu, damit ich ihm antworten kann und suche mir aber einen fixen Punkt an der Wand um drauf zu gucken. Die Fackel links hinter seinem Pult ist richtig sauber."

„So kann es aber doch nicht weitergehen, Mine."

Hermine zuckte mit den Achseln. „Wieso nicht? Nur noch der Rest April, der Mai und der Juni. Er nimmt die Prüfungen nicht ab und dann bin ich für die Ferien erst einmal weg."

„Red doch noch mal mit ihm."

Jetzt fuhr Hermine aber wirklich auf. „Was soll ich ihm denn sagen, Ron? Dass ich zu dumm bin und mich in ihn verliebt habe? Wie blöd muss ich sein um mit diesen Neuigkeiten zu ihm zu gehen!"

„Ich meine ja nur", murmelte Ron kleinlaut.

Hermine fuhr ihren Ärger zurück.

Ginny stand auf und trat auf eine Wand zu. Plötzlich erschien ein Punshing Ball an der Decke. Er trug Severus Gesicht.

„So, Mine. Und wenn du das nächste Mal sauer bist, dann nimm nicht Ron sondern Snape selbst. Bitte schön!" Ginny blickte ihre Freundin gütig an.

Hermine murmelte ein „Entschuldige" in Richtung Ron und Ron lächelte.

„Und was willst Du ab September machen?" fragte Harry.

„Seine Kollegin sein. Kontra geben. Bei allen Möglichkeiten."

„Das klingt schon eher nach meiner Mine", grinste Harry.

Ein Augenblick des Schweigens trat ein.

„Ich vermisse ihn so", flüsterte Hermine.

3 Augenpaare blickten besorgt in Hermines Gesicht.

„Was kann man denn an dem vermissen?" brummte Ron.

„Ron!", rief Ginny entrüstet. „Ich fass es nicht. Jetzt reiß Dich mal zusammen. Deiner Freundin geht es nicht gut wegen ihm."

„Man kann ihn vermissen, Ron", murmelte Hermine sanft und verging sich wieder in tausend Gedanken.

Harry rubbelte Hermines Arm. „Kopf hoch. Er ist ein blöder Kerl. Sag Dir das immer wieder wie ein Mantra und irgendwann wird es besser. Ich habe das mit Sirius auch gemacht als er starb. Ich hab mir immer wieder gesagt: Er hätte auch in Azkaban sterben können, aber er ist in einem Kampf gestorben, den wir (und er) am Ende gewonnen haben."

Hermine liefen nun Tränen das Gesicht runter und sie legte ihren Kopf auf Harrys Schoß. Harry begann Hermines Haare zu streicheln.

Seltsamerweise konnte Ron es nicht gut haben, wenn Hermine weinte.

„Soll ich zu ihm gehen und ihm den Friss-Schnecken anhexen?"

Das brachte zumindest ein kleines Lächeln in Hermines Gesicht. „Nein, Ron, ich will nicht, dass Du wieder zu Hagrid musst und Schnecken würgst. Das Geräusch war nicht toll. Aber danke."

Dann schluchzte sie wieder. „Er hat gesagt: Tu Dir mich nicht an. Wie kann er das ernst meinen?"

„Vielleicht sieht er das genauso wie ich", sagte Harry. „Vielleicht meint er, Du würdest mit ihm nur unglücklich sein."

Dicke Tränen liefen über Hermines Wangen und sie ließ sie laufen.

„Aber…", hickste sie, „ist das nicht alleine meine Entscheidung? Wenn das so ist, dann ist es ja noch schlimmer als ich dachte. Dann kann er meine Meinung nicht akzeptieren."

Harry ging auf diese These ein.

„Na schau mal. Jetzt hast Du was, worauf du sauer sein kannst statt traurig."

Hermine bemühte sich redlich, gleichmäßig zu atmen.

„Ich habe mir uns so schön vorgestellt. In 20 Jahren. Wir zusammen am Küchentisch (wie meine Eltern) und wir witzeln herum und küssen uns ständig und verstehen uns einfach nur gut."

„Aber muss der Mann Snape sein? Kann er nicht ein anderes Gesicht haben in Deiner Fantasie? Außerdem ist Snape in 20 Jahren schon fast 60. Ich kann mir irgendwie keinen 60-jährigen herumwitzelnden Snape vorstellen." Ginny kicherte.

Hermine hatte sich nun endgültig wieder gefangen.„Ich will momentan einfach nur mein Zeugnis haben und aus diesem Irrenhaus raus."

Ginny, Harry und Ron verstanden sie. Die NEWTs waren immer die ersten Prüfungen im Juni, die abgehalten wurden und die ganzen siebten Klassen befanden sich bereits im Lernwahn. Man traf kaum noch jemanden auf den Gängen, der nicht irgendwelchen Stoff vor sich hin murmelte.

„Was machen wir denn Schönes im Sommer?" fragte Hermine nun geschäftig und wischte sich ihre Wangen trocken.

„Mum und Dad wollen Tante Muriel besuchen", erklärte Ron. „Ginny und ich haben also nichts vor."

„Ich auch nicht", sagte Harry entschieden. „Ich mache alles mit."

„Das klingt gut. Ich hätte Lust auf Strand, Ruhe und wenig bis gar kein Sightseeing."

Die anderen drei nickten.

„Wir könnten uns ein paar Wochen bei Bill einnisten. Er, Fleur und Victoire sind auch bei Muriel. Ich werde die beiden fragen, ob wir ins Haus können."

Harry, Ginny und Hermine strahlten.

„Das, lieber Bruder, ist die beste Idee, die Du seit langem hattest", antwortete Ginny. „Und Ron kriegt ein eigenes Zimmer wo er so lange schlafen und schnarchen kann wie er will", fügte sie an Harry und Hermine gewandt hinzu.

Hermine konnte wieder lachen und Harry, Ginny und Ron waren sehr froh darüber.

Kapitel 13 – Die Schule ist aus

Es wurde alles vereinbart. Bill und Fleur waren einverstanden, so lange das Haus und das Mobiliar stehen blieb. Hermine würde die ersten zwei Wochen bei ihren Eltern verbringen und dann zu Ron, Harry und Ginny nachreisen, die erst noch im Fuchsbau blieben.

Hermine wollte 1 Woche vor Schulbeginn wieder in Hogwarts sein, um sich ihre neuen Zimmer einzurichten und Lupin hatte Harry gebeten, in der ersten Woche des neuen Schuljahres Verteidigung zu übernehmen, da er in der Zeit unpässlich sei, wie er es selbst ausdrückte, denn Vollmond hatte sich angekündigt.

Harry war einverstanden, zumal er seinen Job als Auror eh erst im Oktober antreten konnte und somit quasi verlängerte Ferien hatte.

Hermine war überglücklich in ihrer ersten Woche als Lehrerin nicht allein zu sein und bequengelte Harry bei ihr im Gästezimmer zu schlafen.

Nach ungefähr 27 „Bitte, bitte, bitte, bitte" und einem welpenähnlichen Augenaufschlag Hermines ließ sich Harry breitschlagen. Ginny und Ron hatten sich bei der Szene weggelacht.

Die Ferien in Shell Cottage waren herrlich. Hermine briet jeden Tag mindestens 4 Stunden in der Sonne und Ginny wagte es nach 3 Wochen sie mit einer Gabel anzupieksen mit der laut geäußerten Vermutung, dass Hermine schon gut durch sein müsse. Harry musste Pigwidgeon einmal das Leben retten indem er ihn mit seinem Feuerblitz vom Meer holte, da der Vogel zu weit raus geflogen war.

Aber alle 4 fanden die Zeit einfach herrlich. Sie spielen Koboldstein und Schach und Poker und Memory und sie verbrachten die Abende am Kamin und redeten über früher. Früher, als die Welt noch gefährlicher und unheimlicher war.

An manchen wenigen Abenden erwischten Harry, Ginny und Ron Hermine, wie sie trübselig nach draußen blickte und sich insgeheim fragte, was Snape wohl grad in dem Moment machte.

Hermine bemühte sich redlich, ihre alte Meinung über ihren Professor wieder zu erlangen. Die, dass Snape ein hochintelligentes Arschloch sei, das weder Takt noch Emotionen besaß.

Harry, Ron und Ginny unterstützten das rege.

Ab und an trafen die drei Hermine auch bei Dobbys Grab an und hörten Hermine zu, wie sie Dobby den ganzen Mist über Snape erzählte. Dann weinte sie wieder und ihre Freunde mussten sie wieder einfangen.

Anderthalb Wochen vor Schuljahresbeginn flohte Hermine zurück nach Hogwarts direkt in Minervas Büro. Die Lehrerin erschrak ziemlich als plötzlich Hermine in ihrem Kamin stand.

„Guter Merlin, Hermine. Ich freu mich!", sagte Minerva, als sie sich wieder beruhigt hatte. „Stell erst mal Deine Koffer ab und setz Dich. Ach, wo sind Deine Koffer denn?"

„Sie sind hier." Hermine klopfte auf ihre Umhängetasche. „Verkleinerungszauber. Sonst hätte nicht alles in den Kamin gepasst." Sie setzte sich zu Minerva.

„Bald geht's los, was?" fragte die ältere Frau.

Hermine nickte.

„Ich möchte mit Dir eh noch ein paar Punkte besprechen. Erstens:", sie streckte Hermine die Hand hin, „ich heiße Minerva." Hermine gab Minerva begeistert die Hand und schüttelte sie herzlich.

„Zweitens. Deine neue Wohnung ist bezugsfertig. Kreacher hat alles selbst in die Hand nehmen wollen. Ich durfte unter keinen Umständen helfen. Aber ich habe für Dich schon mal nachgeschaut, da ich von Kreachers Inneneinrichtungskünsten nicht überzeugt war. Aber es ist recht hübsch geworden."

Hermine grinste und Minerva fuhr lächelnd fort. „Drittens hat Cuthbert mit Filius Hilfe das Klassenzimmer renoviert. Und es ist auch sehr nett geworden. Du kannst es Dir ja mal die Tage ansehen. Wo war ich…? Ach ja. Viertens: Poppy erwartet Dich sehnsüchtig auf einen Kaffee. Das soll ich Dir ausrichten und Fünftens: Nächste Woche Mittwoch ist eine erste Lagebesprechung was die neuen Schüler angeht. Ich bitte Dich daran teilzunehmen." Hermine nickte.

„Sechstens….hm…jetzt fällt es mir nicht mehr ein. Naja, auf jeden Fall noch einmal offiziell: Willkommen auf Hogwarts, Hermine! Ach so, das Sechstens ja… wir hatten ja vereinbart, dass Du Dich nebenbei ausbildest, nicht? Irma hat Dir eine Mappe zusammengestellt, welche Geschichtsbücher wir in der Bibliothek haben. Sie sagte, dass sie Dir für alles andere die Zauberuni-Bibliothek in Edinburgh empfehlen kann."

Hermine nickte wieder.

„Minerva, sind wir alleine im Schloss? Oder wer ist noch alles da?"

Minerva überlegte laut. „Poppy, Hagrid, Pomona, Du, ich, Filch und Severus."

„Ach, Professor Snape ist da?" fragte Hermine verblüfft.

„Wieso nicht?" fragte Minerva zurück.

„Na, ich dachte, er wäre in seinem Haus oder so."

„Nein, das hat er schon vor vielen Jahren verkauft. Ihm gehört eine Eigentumswohnung in London. Aber die ist vermietet. Nein, er ist eigentlich immer hier. Sag mal, magst Du noch einen Kaffee oder Tee, oder soll ich Dir Deine neuen Räume zeigen?"

„Die neuen Räume."

Minerva schmunzelte. „Neugierig, ob Kreacher nicht vielleicht doch übertrieben hat?"

Hermine lachte leise. „Nein, einfach nur so neugierig."

„Nun denn", Minerva stand auf. „Dann folge mir mal."

Während Hermine hinter Minerva her ging, schaute Minerva Hermine immer mal wieder an. „Wo warst Du eigentlich in den Sommerferien? Du bist so irrsinnig braun."

„Ron, Gin, Harry und ich waren in Bill und Fleur Weasleys Haus an der Küste. Ich habe wirklich sehr viel Sonne abgekriegt."

„Oh. Ja. So, Hermine. Hier sind wir."

Sie blieb vor einem Türgroßen Portrait stehen auf dem 3 Männer in dicken Rüstungen zu sehen waren. Sie saßen an einem Holztisch und tranken Bier aus Humpen.

„Ah, ja, das Frollein Granger. Wie angekündigt, Frau Direktorin", grölte der eine Ritter. Minerva zog missbilligend eine Augenbraue hoch und murmelte:

„Ich muss doch sehr bitten, meine Herren. Das Passwort heißt Liebesstürme."

Hermine kicherte. „Oh Gott, wer hat sich das denn ausgedacht?"

„Sir Cadogan", brummelte Minerva verschämt. „Passwortwechsel ist alle 2 Wochen. Das ist Pflicht für die Lehrer."

„Also is das jets das Passort und Sie wolln rein, oder was?" dröhnte der mittlere Ritter volltrunken.

Minerva nickte. „Natürlich, was haben Sie denn gedacht, weswegen wir hier vor Ihnen stehen? Um ihre roten Nasen zu bewundern?"

Lautlos glitt das Portrait zur Seite und gab eine schwere Holztür frei.

Minerva drückte die Klinke hinunter und öffnete mit den Worten: „Du bekommst die beste Aussicht vom ganzen Schloss. Vor 20 Jahren habe ich hier auch schon mal gewohnt. Es ist toll."

Hermines Wohnung war recht klein, aber wunderbar. Kreacher hatte sich wohl an Hermines Lieblingsfarbe erinnert und nun waren alle möglichen Sachen in rot gehalten.

Hermine wollte sich von Kreacher die Wohnung erklären lassen und sie fragte sich, ob er auf sie hörte.

„Kreacher?" fragte sie laut und Minerva lächelte.

Es ploppte und Kreacher stand verdattert vor Hermine.

„Miss ist nicht zufrieden?" fragte er betrübt.

„Miss kennt die Wohnung noch nicht einmal. Kannst Du mir bitte alles zeigen, Kreacher?"

„Kreacher soll Miss die Wohnung erklären? Welche Ehre!"

In den folgenden 5 Minuten erzählte Kreacher was er alles gemacht hatte um Miss glücklich zu machen. Als er zum Schluss sah, dass Hermine bis über beide Ohren strahlte, tat das seinem Elfenherz sehr gut. Hermine gab ihm zum Dank die Hand und Kreacher nahm sie zögernd an. Dann ploppte er wieder weg.

Minerva entschuldigte sich ebenfalls und dann war Hermine alleine.

Sie trat an das Fenster und blickte direkt auf den See. Da sie ihre Wohnung im zweiten Stock hatte sah sie den See ganz nah. Sie konnte direkt auf die Trauerweide blicken, in deren Nähe immer noch die Flasche schwimmen musste.

Nun denn, das war Vergangenheit und sie musste ab jetzt immer nach vorne sehen.

Und so begann sie ihre Koffer auszupacken und einzuräumen.

Sie sah Severus die nächsten anderthalb Wochen nicht. Auch zu Minervas Besprechung erschien er nicht.

Die Schulbeginn-Feier lief schon und Hermine war ein wenig spät dran, da sie noch recht nett mit Peeves geplaudert hatte. Dem Poltergeist war mitgeteilt worden, dass Hermine nun Lehrerin war und Peeves hatte ausdrücklich erklärt, dass aufgrund dieser Tatsache und der, dass sie eine persönliche Freundin der Zwillinge sei, er sie immer mit größtmöglichem Respekt behandeln wolle. Hermine glaubte ihm kein Wort.

Aber nichtsdestotrotz hatten sie sich gut unterhalten.

Als sie um die Ecke zur Eingangstür der großen Halle bog sah sie schon von weitem wie Hagrid die neuen Erstklässler in einen Nebenraum führte.

Mit einem plötzlichen Anflug von Nostalgie blieb Hermine einen Moment stehen und betrachtete die jüngsten neuen Schüler. Oh Himmel, wie viele Jahre war das hergewesen, seit sie das erste Mal die große Halle betreten hatte!

Das Gequatsche der Schüler holte sie wieder in die Gegenwart zurück und Hermine öffnete eilig die Tür zur großen Halle um noch hineinzuschlüpfen.

Leider Gottes war Minerva schon dabei ihre übliche Rede zu halten.

„…und deshalb haben wir einen neuen Lehrer für Geschichte." Minerva sah Hermine in dem Moment, wie sie versuchte sich reinzuschleichen.

Na warte!, dachte sie grinsend und sagte wieder laut an alle. „Und hier ist sie schon, meine Lieben. Professor Hermine Granger!"

Die Augen aller richteten sich nun auf Hermine und tosender Applaus brandete auf. Hermine bemühte sich zu lächeln, winkte kurz und ging dann rasch weiter. Beim Besteigen des Lehrerpodestes sah sie bereits Harry, der sie breit angrinste.

„Wo warst Du, Mine?" fragte er belustigt.

„Mit Peeves geplaudert", wisperte sie mit funkelnden Augen. „War sehr nett."

Sie hatte Severus aus den Augenwinkeln registriert aber ignorierte ihn so, wie sie es sich vorgenommen hatte. Sie setzte sich auf den Stuhl rechts von Harry und nahm nun endlich, und mit aufgeregt klopfendem Herzen, teil an der Hausauswahl. Das Schuljahr hatte begonnen.

Kapitel 14 – Arbeitsleben, fertig, los!

„Seit wann sind Gespräche mit Peeves als nett zu bezeichnen?", fragte Harry eine Weile später. Hermine erzählte ihm, aus welchen Gründen sie von Peeves angeblich verschont werden würde.

„Mist", schimpfte Harry gespielt, „hätte ich mal eher gesagt, dass Fred, George und ich beste Kumpels sind."

Hermine schnaubte belustigt. „Na ich weiß nicht, ob Peeves den ja ach so grooooßen Harry Potter verschont hätte. Ich als Mädel habe vielleicht bessere Karten."

„Jetzt spiel nicht aus, dass Du Brüste hast, Mine", grinste Harry, „das zieht bei Peeves bestimmt nicht."

„Touché. Aber wen wundert's, man sieht ihn verdammt oft mit dem fetten Mönch rumhängen."

Harry nahm als Antwort sein Glas und stieß es gegen Hermines. „Auf unsere Schlaubergerin. Die das geschafft hat, was sie immer wollte. Als Lehrerin Hogwarts im Sturm erobern."

„Danke, Harry. Das ist sehr lieb."

„So bin ich eben."

„Und noch in so einem tollen Fach wie Geschichte!" sagte Hermine stolz.

„Was hättest Du denn sonst noch gerne genommen?"

„Tränke. Aber das Fach ist ja von einem ewig sich-selbst-Bemitleidenden besetzt."

Harry lachte. Er wusste, dass Hermine bewusst war, dass Snape auf seiner anderen Seite saß und alles hören konnte.

„Apropos Sturm, Harry", sie begann plötzlich fast haltlos zu kichern. „Sir Cadogan hat sich ein erstes Passwort für meine Räume ausgedacht. Ich hätte nie gedacht, dass er so romantisch ist." Sie senkte die Stimme. „Es heißt Liebesstürme." Sie lachte laut auf. „Ist das nicht furchtbar? Zu meiner Tür gehören 3 Ritter, die nur am Saufen sind. Ich hoffe, die lassen mich nachts auch immer rein. Nicht dass die total voll in der Ecke liegen."

„Dann kannst Du ja Peeves holen."

„Das ist eine sehr weise Idee, Harry."

„Aber liebend gerne immer wieder."

Hermine streichelte herzlich seine Wange. „Ich bin froh, dass Du heute hier bist, Harry."

„Es macht mir auch Spaß. Ich hoffe nur, dass es Remus gut geht."

Plötzlich hörten beide Snapes Stimme von Harrys anderer Seite. „Wenn ich mich in Ihre Unterhaltung einmischen darf: Es geht ihm gut, Potter. Ich habe ihm heute Morgen noch eine frische Tasse Werwolftrank gebraut."

Harry grinste Snape an. „Danke Professor."

Jetzt war Hermines große Stunde so plötzlich gekommen. Sie ignorierte Snapes Antwort komplett und blickte Harry entsetzt an.

„Verflixt", schnappte sie, „Ich wollte immer noch austesten, ob man den Geschmack von dem Trank noch modifizieren kann. Remus meinte, der wäre echt zum Würgen."

„Am Geschmack kann man nichts ändern, Miss Granger, ohne dass der Trank untauglich wird."

Hermine ignorierte Snape nun ein zweites Mal indem sie zu Harry sagte:

„Harry, konntest Du Dich eigentlich von Professor Binns verabschieden?"

Harrys Stolz auf Hermine stand deutlich in seinem Gesicht geschrieben. „Nein, leider nicht."

„Ich auch nicht. Minerva hat mir 2 Tage nachdem ich ankam einen Riesenberg Akten in die Hand gedrückt und mir gesagt, das sei Binns Überbleibsel für mich und ich sollte mein Bestes versuchen. Aber sie würde nicht enttäuscht sein, wenn sogar ich mit meiner Ordnung scheitern würde."

Harry schnaubte. „Ich hoffe für die Kinder hier, dass Du dieses Fach interessanter machen kannst, Mine."

„Ja, das kriege ich bestimmt hin. Ich habe verschiedene Sachen vor. Ich werde ab und an mit den Schülern zu den Gemälden gehen. Die Leute darin können dann den Kids bestimmt viele interessante Sachen erzählen. Immerhin existieren manche Bilder schon seit der Gründungszeit. Und ich werde Themenwochen einplanen. Ein Thema für die ersten zwei Novemberwochen habe ich schon. „Die 1100er – Die dunklen Jahre."

„Das klingt schon jetzt interessant."

„Das wird es auch. Ich konnte Geschichte immer besser lernen, wenn ich gleichzeitig meine Phantasie anschmeißen musste."

Hermine trank einen Schluck aus ihrem Rotweinglas.

„Ach ja, ich hab noch was vergessen. Ich werde mit den Kids auch in Muggelmuseen gehen. Ich finde es wichtig, dass besonders die Reinblutkinder wissen, wie sehr die Zauberergeschichte mit der der Muggel zusammenhängt. Leider brauche ich für solche Ausfahrten immer einen zweiten männlichen Lehrer. So viele haben wir ja nicht." Sie warf einen grummeligen Blick auf Snape, den der aber nicht sehen konnte.

„Remus würde bestimmt mitfahren."

Hermine dankte Harry für die Vorlage. „Ja, und Hagrid auch. Ich habe ihn schon gefragt."

„Aber mit Hagrid kannst Du nicht in ein Muggelmuseum."

„Was ist mit mir?", fragte Hagrid gutgelaunt von dem Stuhl 2 Plätze weiter.

Hermine strahlte ihn an. „Ich habe Harry nur grad erzählt, dass ich Dich gerne mit in die Muggelmuseen nehmen würde, Du aber doch sehr auffallen würdest."

Hagrid rieb sich seinen Bauch. „Tjaha, das ist wohl war. Ich war noch nie der Schlankste, Mine."

Die drei prosteten sich zu.

„Du kannst ja auch Snape mitnehmen, Mine", schlug Hagrid arglos vor.

„Ich kann es auch einfach nicht machen", antwortete Hermine ebenso freundlich. „Schlechte Laune kann ich auch schöner kriegen."

„Du kannst es natürlich auch so machen", murmelte Hagrid verwirrt.

„Ach, ich finde es gut, tun zu können was ICH will. Nur ICH, egal wie andere Menschen das sehen. Nur ICH entscheide." Hermine tat sehr zufrieden.

Hagrid gab's auf Hermines Wortwahl zu verstehen und begann sich mit Madam Pince zu unterhalten.

„Tja", spielte Harry das Spiel mit, „manchmal muss man einfach ein Egoist sein, ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer."

Plötzlich schob sich ein Stuhl zurück und Snape stand auf. Er wirkte bitterböse. Dann verschwand er eilig durch die Seitentür und Hermine grinste Harry sehr selbstgefällig an.

„Punktlandung und Treffer", sagte Harry. „Ich bin sehr stolz auf Dich."

„Danke."

Am nächsten Tag begann Hermine ihren allerersten offiziellen Unterricht. Faszinierend fand sie, dass sie jetzt auch Hauspunkte abziehen durfte. Sie fand es deshalb nur zu schade, dass Malfoy nicht mehr Schüler dieser Schule war. Konnte man bei den Stundengläsern auch ins Minus rutschen?

Aufgrund der Hitze ließ Hermine ihre Klassenzimmertür während der Stunde offen stehen und trotzdem bekam sie nicht mit, dass ihr Snape wie gebannt von außen lauschte.

„Die Koboldaufstände von 1543 sind für den Verlauf der Zauberergeschichte ehrlich gesagt nicht wirklich wichtig, aber erstens hat es uns einen Großteil der Koboldrechte eingebracht, was ich wichtig finde, und zweitens ist es ein beliebtes Thema in Prüfungen! Ihr versteht mich", sie vollführte ein eindeutiges Kopfnicken.

Ein paar Leute lachten.

„Verstanden", brummelte ein Junge mit kurzem braunem Haar.

Hermine freute sich, dass ihre erste Stunde so unkompliziert verlief.

„Nun, also noch mal zu den Koboldaufständen. Nein, erst einmal zu den Kobolden an sich. Haben Sie sie schon bei Hagrid behandelt?"

Alle schüttelten den Kopf. Hermine seufzte und begann zu erzählen und sie machte es so geschickt, dass ihr alle gebannt zuhörten.

Severus stand auf der anderen Seite der Steinmauer gelehnt an die Wand. Er mochte ihre Stimme so gerne hören.

War seine Aktion in Rom wirklich so daneben gewesen? Konnte sie denn nicht sehen, dass es besser für sie wäre, nichts mit ihm zu tun zu haben? Und was wusste Potter? Ihre Aktion von gestern hatte das Ziel nicht verfehlt. Sie hatte ihn missachtet und ihm gezeigt, was sie von seiner Art zu Handeln hielt.

Aber was war daran schlimm zu entscheiden, Distanz zu wahren?

Er war nun mal nicht so interessant wie Potter oder Lupin. Er war einfach er. Severus. Er war nicht so grundfreundlich wie Lupin oder so bekannt und beliebt wie Potter! Grundsätzlich wurde ein Severus Snape nicht gemocht. Wollte sie das? Sich immer erklären müssen, wieso sie ihn an ihrer Seite hatte? Bei Familienbesuchen oder Partys…Nein, das konnte sie nicht wollen! Deshalb hatte er schon in Rom einen Schlussstrich gezogen. Er hatte gespürt, dass sie ihn scheinbar mochte. Wie sehr, wusste er nicht, aber es hatte bestimmt zu großen Teilen mit Mitleid zu tun. Und dann die Sache, die sie gestern gesagt hatte: Er würde sich nur selbst bemitleiden. Was sollte das denn nun schon wieder heißen?

„…also lernen Sie, meine Herrschaften! Lernen ist wichtig. Nicht für andere, sondern nur für Sie selbst." Hermines Stimme klang wieder in seinen Ohren und er stieß sich von der Wand ab. Jetzt hatte sie es wieder geschafft, dass er wütend war. Na toll!

Er ging auf direktem Weg zu Poppy.

Sie hatte zur Zeit niemanden zu pflegen und deshalb betrat er ihr Büro und setzte sich ohne Aufforderung zu ihr.

„Severus, mein Liebling, ich freue mich, dass Du mich besuchst."

„Ich freue mich auch Dich zu sehen, Poppy", sagte Severus und fühlte sich alleine durch ihren Anblick sofort entspannter.

„Was tust Du denn schon hier? Hast Du keinen Unterricht?"

„Soll ich wieder gehen", fragte er und merkte selbst, dass er ein wenig beleidigt klang.

Poppy wuschelte ihm als Antwort lächelnd durch die Haare. „Ach, Severus, was ist Dir denn jetzt schon wieder über die Leber gelaufen?"

„Hermine Granger."

„Was hat sie denn mal wieder angestellt?"

„Sie ignoriert mich", brummte Severus verärgert.

„Oh ha, und man hat Dich nicht zu ignorieren, ja? Schon gar nicht die kleine Schülerin Hermine Granger."

„Sie sagte, ich würde mich immer selbst bemitleiden und sie redet nicht mehr mit mir."

„Was hast Du denn getan?" fragte Poppy neugierig.

Da ging die Tür auf und ein Zweitklässler kam mit einem blutenden Taschentuch unter die Nase gepresst auf Poppy zu, die sofort aufstand und dem Jungen entgegeneilte.

Und da Severus nächste Stunde gleich anfing, stand er auch auf und verließ den Krankenflügel.

3 Tage später behandelte Hermine ihn immer noch wie Luft und wenn er sie direkt ansprach antwortete sie ihm höflich, drehte sich dann aber sofort um und verschwand.

Am Abend betrat Severus Poppys Büro und trug eine Flasche Rotwein unter dem Arm.

„Poppy, bist Du da?"

„Guten Abend mein Liebling."

„Darf ich mich setzen?"

„Aber natürlich."

Während Severus den Rotwein öffnete, blickte Poppy ihn neugierig an.

„Du hast mir letzte Mal gar nicht gesagt, was Du getan hast, dass sie Dich so abweisend behandelt."

„Es kommt sogar noch besser. Sie sprach Minerva gestern auf eine Kurzreise nach Edinburgh an, die sie gerne mit ihrer Fünften unternehmen wollte. Minerva sagte, ich könne ja mitkommen, da sagte Hermine glatt zu ihr, dass die Klasse und sie einen bestimmt angenehmeren Tag hätten, wenn Kreacher mitkäme."

„Was hat Minerva dann gesagt?"

„Sie hat gelacht und gesagt, sie verstehe das sehr gut. Aber es müsse nun mal ein Lehrer mit. Hermine schlug dann Lupin vor und Minerva sagte, sie könne ihn fragen. Lupin soll mit, also wirklich! Wenn sie schon nicht mich haben will, dann doch lieber Kreacher als Lupin. Und wie die Beiden sich immer angucken und betatschen. Sie sind ja „Ach-so-gute-Freunde"."

Poppy hatte erkannt was mit ihrem Schützling los war und sie freute sich unbändig für Severus.

Deshalb sagte sie so zart wie möglich: „Severus kann es sein, dass Du sie jetzt sehr gerne leiden magst?"

„Wie?", fragte er verblüfft, „Ich? Dieses freche Ding?"

„Ja. Dieses freche Ding, wie Du sie nennst."

„Wieso sollte ich sie mögen, Poppy?"

„Weil sie alles das ist, was Du an Deiner Seite brauchst. Du brauchst jemand der Feuer unterm Hintern hat und Dich in deine Schranken weißt, wenn Du mal wieder grob und unhöflich bist."

„Ich bin nie grob und unhöflich", schnaubte Severus, aber als Poppy plötzlich anfing zu lachen, merkte er, dass er genau das grad war. „Entschuldige, Poppy. Ich wollte Dich nicht so anfahren."

„Wenn Du sie nicht magst, warum kreisen dann Deine Gedanken um sie?"

„Weil sie mich ärgert?"

„Ach Schatz. Wie ärgert sie Dich denn? Durch einfaches Ignorieren?"

„Sie redet mit Potter schlecht über mich, wenn ich daneben sitze. Ist das zu fassen?"

„Aber, Liebling, irgendwas musst Du doch gemacht haben, dass sie so reagiert. Denk mal genau darüber nach."

Severus schnaubte wieder. „Da muss ich nicht nachdenken. Das weiß ich auch so."

Er blickte in die fragenden Augen von Poppy und seufzend erzählte er ihr alles.

Als er geendet hatte, seufzte Poppy laut auf. „Ach, Schatz, Du bist ein Fass ohne Boden im Frauen enttäuschen und beleidigen, weißt Du das eigentlich?"

„Ich beleidige oder enttäusche keine Frauen. Ich sage ihnen nur die Wahrheit."

„Das tust Du nicht", sagte Poppy sanft. „Du enttäuschst sie. Hermine hast Du enttäuscht. Sonst wär sie nicht so. Erst schaffst Du es und lässt es zu, dass sie Dich mag und dann stößt Du sie von Dir und sagst ihr, sie solle sich einen anderen suchen. Und wenn sie sich dann von Dir abwendet, ist es Dir auch nicht recht und du bist beleidigt."

„Ich bin nicht beleidigt."

„Doch, das bist du. Sonst würdest Du hier nicht mehr sitzen, sondern wärst bei ihr und würdest das mit ihr direkt klären."

„Ich kann doch nicht zu ihr gehen. Die schmeißt mich im hohen Bogen raus."

„Dann lass dir was anderes einfallen. Aber du solltest das auf jeden Fall klären, Schatz. Sonst eskaliert das irgendwann."

Severus blickte auf seine Uhr. Es war halb 9 und er könnte noch zu ihr gehen. Aber da er immer noch sehr wütend auf sie war, war das bestimmt keine gute Idee.

Zu Severus Ärger hatte Lupin nicht nur Zeit für Hermines Kurztrip sondern auch riesige Lust darauf und es wurde der 18. Oktober für die Reise angesetzt.

Severus kochte vor unterdrücktem Ärger darüber, dass die Reise wirklich zustande kam. Er hatte sich erhofft, dass irgendwas dazwischen kam.

An dem Abend der Reise, als alle wieder wohlbehalten in der großen Halle saßen, lächelte Remus Hermine warm an. „Es war wirklich ein sehr schöner Tag mit Dir."

„Danke sehr Remus, mit Dir macht es auch immer Freude etwas zu unternehmen."

Remus schaute Hermine nachdenklich an. „Also mal ganz ehrlich, Hermine. Du bist eine tolle Frau geworden. Wenn ich nicht vergeben wäre würde ich an Dir herumbaggern." Er lachte.

Hermine stimmte in sein Lachen mit ein. „Tja, das ist schade, Remus. Aber Du bist tabu, denn ich mag Tonks und verstehe, warum sie Dich liebt. Aber ich bin ja auch ein bisschen jung, nicht?"

Remus versuchte empört auszusehen. „Naja, jung ist relativ. Was sind schon 20 Jahre?"

„Für manche mag das ein zu großer Unterschied sein."

„Mir wäre das egal. Tonks ist auch viele Jahre jünger als ich. Sie hält mich fit", lachte er wieder.

„Sie hält Dich fit?", grinste Hermine süffisant. „Wie denn?"

Remus grinste frech. „Das sage ich dir doch nicht."

„Ach so. So!"

Plötzlich merkte Severus wieder was er vermisste, seit Hermine nicht mehr mit ihm redete. Er vermisste es mit ihr herum zu frotzeln.

Viele Tag später ereignete sich etwas was Severus und Hermine wieder ein Stück zusammen brachte.

Es war ein Sonntagmorgen um halb sieben und Hermine bekam eine Eule. Besser gesagt, wurde sie durch das Picken der Eule an die Fensterscheibe geweckt.

Es war eine Nachricht von Hagrid, dass etwas Schlimmes passiert sei und Hermine sich umgehen bei ihm melden müsse.

Voller Sorge zog sich Hermine ihren Morgenmantel an und ging hinunter zu Hagrids Hütte.

Sie klopfte.

Sofort ging die Tür auf und Hagrid kam raus. Er war noch völlig verwuselt von der Nacht und blickte Hermine betrübt an.

„Ach, Minchen", sagte Hagrid traurig.

„Was ist los, Hagrid. Was soll die Nachricht? Was ist geschehen?"

„Komm mal mit, Mine", raunte der Wildhüter und Professor und winkte sie mit sich.

Er kniete neben einem Bündel Stoff und blickte Hermine an.

„Ich habe ihn heute Morgen gefunden, als ich Fang rausgelassen habe…" Er zog den Stoff weg.

„Krummbein!", wimmerte Hermine und blickte auf den leblosen Körper ihres Katers.

Vor Tränen in den Augen konnte Hermine nichts mehr sehen und sie fiel auf die Knie. Dann begann sie bitterlich zu weinen.

Hermine wollte Krummbein anfassen, aber Hagrid zog ihre Hände weg.

„Nicht, Mine", sagte er leise, „wir wissen nicht, wie er gestorben ist."

Hermine weinte noch bitterlicher. Ihr geliebter Krummbeim! Ihr Kniesel, ihr Begleiter durch den Schlaf und ihr Weckdienst am Morgen. Tot!

Plötzlich merkte sie wie sie vom feuchten Gras hochgezogen wurde. Jemand nahm sie in die Arme und hielt sie und sie spürte irgendwie, dass das nicht Hagrid war.

„Schhhh", murmelte er in ihr Ohr und sie erkannte die Stimme. „Ist ja schon gut."

Sanft wiegte er sie hin und her und mit der Zeit, es waren gefühlt Stunden, beruhigte sie sich wieder, so dass sie die Augen öffnete. Sie blickte direkt in Severus besorgtes Gesicht. Hagrid hatte sich an seinen Gartentisch gesetzt und auf dem Tisch lag das Bündel Stoff mit Krummbein darin.

Zitternd ließ Hermine von Severus ab und ging zu Hagrid hinüber.

Als sie Krummbein wieder dort liegen sah, begann sie wieder zu weinen.

Hagrid legte seine große Hand auf ihre und tätschelte sie deftig.

„Ach, Minchen. Das tut mir so leid", sagte er und hielt ihr ein Taschentuch hin, weil sie immer wieder die Nase hochzog.

Severus hatte sich neben sie gesetzt und blickte sie ernst an.

„Und er ist wirklich tot?", fragte Hermine nun hoffnungslos.

Hagrid nickte bedrückt.

„Aber wie konnte das passieren?" fragte sie.

Hagrid zuckte mit den Schultern. „Wie alt war der denn?"

„Ich weiß es nicht genau. Aber er war schon ein ausgewachsener Kater als ich ihn bekam."

„Na, vielleicht war er ja schon alt."

„Vielleicht."

In Gedanken versunken blickte sie ihren Kater an.

„Was machst Du eigentlich hier, Snape?", fragte Hagrid den Kollegen.

„Spazierengehen. Wach werden." In zweierlei Hinsicht, fügte Severus still hinzu.

„Ich möchte ihn sofort beerdigen, Hagrid", sagte Hermine bestimmt.

„Jetzt?"

„Ja, jetzt. Ist das in Ordnung?"

Hagrid nickte. „Warte, ich habe eine Kiste, wo wir ihn reinlegen können."

Er stand auf und verschwand in der Hütte. Hermine blickte nun endlich zu Severus hinüber, aber sie sagte nichts.

Als Hagrid wieder kam, legten sie Krummbein in die Holzkiste und Hagrid fragte, wo Hermine ihn beerdigen wolle.

„An der peitschenden Weide", sagte sie spontan. „Krummbein konnte sie bezwingen, deshalb soll er dort beerdigt werden."

Hermine legte mit einem Zauber die Weide lahm und Severus, Hagrid und sie begannen zwischen den Wurzeln ein Loch zu buddeln.

„Machs gut, Du Banause", sagte Hermine tränenüberströmt, aber mit einem Lächeln. „Du wirst mir fehlen."

Bei den Worten bemerkte sie, dass Severus ihr gedankenverloren und beruhigend über den Rücken strich. Sie trat einen Schritt nach vorne um seine Hand loszuwerden und bückte sich.

Ohne Magie begann sie mit einer Schippe Krummbeins Kiste mit Erde zuzudecken.

„Leb wohl, mein alter Freund. Es war mir eine Freude, Dich gekannt zu haben."

Dann war die Kiste zugedeckt und Hermine stand auf. Sie wankte und wäre Severus nicht da gewesen, wäre sie womöglich gestolpert und umgekippt. Aber er hielt sie.

Er hielt sie immer noch als sie sich von Hagrid verabschiedete und ihm für alles dankte und er hielt sie immer noch auf dem Weg hoch ins Schloss.

Hermine ging zurück in ihre Wohnung und Severus blieb die ganze Zeit über bei ihr.

Schließlich sagte sie das Passwort und trat ein. Severus ließ sie vor der offenen Tür stehen, denn er wusste nicht, ob er ihr folgen dufte. Aber schließlich trat er doch ein und schloss die Tür hinter sich. Hermine lag auf dem Bauch auf ihrem Bett und weinte wieder. Doch in ihrem Kopf drehte sich nicht mehr alles nur um Krummbein.

Severus setzte sich zu ihr und streichelte ihr wieder über den Rücken. Nach einer Weile wollte er aufstehen, aber sie ließ ihn nicht.

„Bleib noch", flüsterte sie heiser und legte ihren Kopf an seine Seite. Der Welt vergebend legte sich Severus neben sie und begann Hermines Haar zu streicheln. Es war wirklich so seidig, wie er es sich immer vorgestellt hatte.

Dann schliefen beide wieder ein.

2 Stunden später wachte Hermine auf und ihr fiel sofort ein, warum Severus neben ihr lag und sie beschützend um die Taille gepackt hatte. Krummbein.

Diesmal weinte sie nicht, sondern schluckte nur schwer. Geliebter Krummbein.

Severus. Geliebter Severus. Sie hatte beide verloren. Auf völlig unterschiedliche Art.

Sie blickte in Severus Gesicht. Er sah so friedlich aus. So schön in seinen so entspannten Gesichtszügen. Da war nichts Böses mehr, kein Streit, keine Wut. Nur Friede.

Hermine döste erneut ein und als sie aufwachte blickte sie direkt in die tiefdunklen Augen von Severus. Er schien sie beim Schlafen beobachtet zu haben.

Ihre Köpfe lagen keine 10 cm voneinander entfernt. Er blickte ihr ruhig in die Augen und sie konnte so viel Wärme darin sehen, dass ihr übel wurde. Was hatte das zu bedeuten?

Plötzlich schob er seinen Kopf vor und küsste sie ganz behutsam auf die Lippen. Verdutzt ließ es Hermine geschehen. Sie tat nichts, aber sie spürte seine Lippen, wie sie auf ihren nach Halt suchten. Schließlich zog Hermine ihren Kopf zurück.

„Nein, nicht", wisperte sie fast lautlos. „Es ist nicht richtig. Du willst das eigentlich nicht."

„Ich weiß schon lange nicht mehr, was ich will und was nicht", kam als Antwort. „Ist das hier so falsch?"

„Du möchtest das nicht. Schon vergessen?"

„Nein."

Hermine richtete sich nun auf und blickte Severus ernst an.

„Geh bitte, tu mir nicht noch einmal weh, in dem Du jetzt nicht gehst."

Severus erhob sich und stand schließlich auf. Seine dünne Robe fiel durch die Schwerkraft von alleine wieder in die richtigen Bahnen.

Er trat vom Bett weg, blickte sie noch einmal nachdenklich an und verließ das Zimmer und dann ihre Wohnung.

In seiner eigenen Wohnung ging er wieder ins Bett. Es war erst halb 9 und Frühstück gab es bis 11.

Er hatte Hermine geküsst. In Ihrer Trauer um ihren Kater. In ihrer Verletzlichkeit und ohne dieses Schnippische, was sie in letzter Zeit so oft an den Tag gelegt hatte. Da war sie wieder seine Hermine gewesen. Der liebste Mensch der Welt.

Hatte Poppy recht?, fragte sich Severus. Brauchte er sie in seinem Leben? Gab sie ihm Halt, wenn er es mal wieder übertrieb?

Severus hatte sich eigentlich immer für einen extrem klarsichtigen Kopfmenschen gehalten, aber so langsam hatte er das Gefühl den Verstand zu verlieren. Er dachte ständig an Hermine und hörte ihre Stimme in seinem Kopf.

Sein Körper wollte sie küssen und halten und sie ins Bett treiben und dort verwöhnen.

Sein Verstand dagegen wollte mit ihr sprechen. Alles was man nur über sie wissen konnte wollte er wissen. In welchem Kindergarten sie gewesen war und ob sie mit Lego oder Barbies gespielt hatte. Was schaute sie im Fernsehen, wenn sie bei ihren Eltern war? Was aß sie alles gerne?

Über viele Monate hinweg hatten sie sich geschrieben, aber Severus hatte den Eindruck, sie eigentlich gar nicht zu kennen. Und doch liebte er sie.

Total verblüfft über den eigenen Gedanken starrte er unter die Zimmerdecke. Was hatte er da gerade gedacht? War das sein Ernst? Oder spielte sein Gehirn ihm einen bösen Streich?

War das Liebe, was er für Hermine empfand?

Er griff in seine Schreibtischschublade und zog den letzten Pergament-Brief raus..

-Das hast Du Dir ganz richtig vorgestellt, Severus/Brian/Bestimmt Finalist-

-Du holst mich immer wieder auf den Boden zurück, Mine-

-Seit wann darfst Du mich Mine nennen?-

-Habs einfach beschlossen. Wir sind jetzt nur noch 6 Leute. Freitag ist schon das Finale-

-Ich bin bei Dir-

Er ließ das Blatt sinken, starrte aber weiterhin drauf. Es war so viel passiert seit dem. Es war unfassbar. Ihm fiel wieder ein, was er vor vielen Monaten zu Poppy gesagt hatte: Lily ist meine Liebe des Lebens und Hermine Granger ist es nicht.

Das stimmte nun nicht mehr. Lily war seine erste große Liebe gewesen, das wohl, aber an ihre Stelle war nun Hermine getreten. An die Stelle der Person, die er bis zum Schluss an seiner Seite haben wollte. Die er lieben und achten wollte und die die einzige Frau war, von der er geliebt und geachtet werden wollte.

Seine eigenen Eltern waren nie wirklich glücklich miteinander gewesen und er sehnte sich seit vielen Jahren nach einer ruhigen, liebevollen Partnerschaft, mit viel Verständnis und wahrer Fürsorge und Severus war sich nun sicher all das bei Hermine zu finden.

Jetzt gab es nur noch ein Problem: Wie konnte er Hermine davon überzeugen, dass er doch kein Idiot war?

Er war nicht der Typ der romantischen Liebesschwüre, und Hermine war mit Sicherheit keine Frau, die so etwas hören wollte, aber trotzdem wollte Severus es ihr irgendwie anders mitteilen.

Die Woche Herbstferien kam mit schnellen Schritten und für eine Woche verschwanden viele Schüler nach Hause für einen Kurzurlaub. Hermines Eltern waren in Spanien Urlaub machen und Harry, Ron und Ginny bekamen kein frei also blieb Hermine in der Schule.

Den ersten Tag, den Montag, konnte sie ja noch überstehen, aber schon am zweiten Tag hatte sie weder Lust auf Lernen, noch Lust auf Arbeiten noch Lust auf Herumhängen.

Morgens beim Frühstück unterhielt sie sich darüber mit Minerva.

Minerva lachte. „Ach Hermine, dann geh doch mal raus! Du bist immer nur hier und lernst. Apparier doch nach Glasgow oder London. Das Wetter ist nicht perfekt, aber es regnet immerhin nicht."

Hermine blickte sie überlegend an. „Das ist keine schlechte Idee. Magst Du vielleicht mitkommen?"

Minerva blickte sie überrascht an. „Du fragst mich, ob ich mitkommen möchte?"

„Ja, Bummeln und so. Das wird lustig."

„Bummeln?" Minerva klang, als sei Hermine nicht ganz richtig im Kopf. Hermine musste lachen. „Ach, Minerva. So sind wir Frauen doch. Wir bummeln gerne. Oder hast Du das etwa noch nie gemacht?"

Sie schaute ihre Direktorin argwöhnisch an. Filius, der das mitbekommen hatte gluckste. „Da siehst Du mal Minerva, jetzt kommt hier frischer Wind ins Haus. Aber Du hast recht, Hermine, Minerva sieht wirklich aus, als ob sie das noch nie gemacht hätte."

„Also, Filius, bitte. Ich war schon mal einkaufen. Auch in der Muggelwelt."

„So, Minerva, jetzt mal Tacheles. Wie sieht es aus?"

Minerva winkte bescheiden ab. „Ach nein, geh Du mal alleine. Genieße Deine freie Zeit, Kind."

Hermine musste über das „Kind" lachen.

„Minerva! Wieso nennst Du mich immer noch Kind?"

Minerva lächelte gütig. „Ach Hermine, wir haben alle unser Los. Deins ist es noch ein wenig zu ertragen, dass mir Kind rausrutscht bis ich mich dran gewöhnt habe, dass Du keines mehr bist."

Hermine lächelte. „Dann musst Du mir aber auch durchgehen lassen, dass mir nach dem „Kind" von Dir das „Professor McGonagall" rausrutscht."

Filius lachte. „Das ist nur fair, Minerva."

„Also gehe ich alleine, Minerva?", wollte Hermine wissen.

Minerva nickte und Hermine bedauerte sehr, das sehen zu müssen.

„Na schön", meinte sie forsch, „dann habe ich eben niemanden, der aufpasst, dass ich nicht zu viel Geld ausgebe."

Minerva schmunzelte. „Frag doch Filius."

Filius starrte Minerva entsetzt an. „Oh, bitte nicht. Ich kann das nicht."

„Du willst nicht", vermutete Hermine belustigt.

Filius guckte betreten zu Boden. „Na gut. Einkaufen ist nichts für mich."

Minerva blickte Hermine an. „Frag doch Severus."

Severus hob ganz entsetzt den Kopf und ließ seine Zeitung sinken.

„Was soll ich?" fragte er gespielt verwirrt, obwohl er dem Gespräch von Anfang an gelauscht hatte.

„Mit Hermine in London einkaufen gehen."

„Wofür braucht Hermine Lebensmittel aus London?"

„Nicht Lebensmittel, Severus. Einkaufen, bummeln. Kleidung und so."

„In der Winkelgasse?"

„Nein, in der Muggelwelt."

Severus verzog angewidert das Gesicht, obwohl er eigentlich durchaus Interesse daran hatte, Hermine zu begleiten. So fernab von Hogwarts in der Muggelwelt war sie vielleicht empfänglicher für ihn.

„Na, ich sehe schon", sagte Minerva, „dass Du wohl alleine gehen musst, Kind!" Sie grinste.

„Ja, liebe Professor McGonagall, dann frage ich jetzt Remus."

Und schon verfluchte sich Severus selbst. An die Möglichkeit hatte er gar nicht mehr gedacht. Aber auch Remus hatte keine Zeit und so zog sich Hermine nach dem Frühstück Muggelkleidung an, eine Bluejeans, eine rote Bluse und eine Wetterjacke und machte sich mit Kreditkarte bewaffnet auf den Weg in Minervas Büro.

Sie war sich sicher, dass Minerva einen Termin mit Filch bei ihm im Büro hatte und so stürmte sie ohne Anklopfen einfach rein.

Abrupt blieb sie stehen. Snape und Minerva saßen an Minervas Tisch und sie diskutierten eifrig über ...irgendwas was mit dem Lehrplan zu tun hatte.

Beide blickten erschrocken auf, als sie die Tür hörten.

„Ups, entschuldigt, ich dachte ihr wärt nicht da."

„Was tust Du dann hier?" fragte Snape ernsthaft verwundert.

„Ich wollte Minervas Kamin benutzen." Mist, jetzt hab ich ihm geantwortet!

„Bitte, bedien Dich." Minerva wies auf den Kamin hinter sich und Hermine trat näher.

Sie nahm eine Handvoll Flohpulver, warf es in den Kamin und sagte: „Jeffreys Pub an der Oxford Street, London." Dann stieg sie ein und die Flammen verschluckten sie.

Severus sprang auf. „Entschuldige mich, Minerva. Wir reden später weiter." Dann zückte er seinen Zauberstab, sprach die Verwandlung und stand plötzlich in Jeans, braunen Lederschuhen und lässiger Wetterjacke da. Minerva blickte ihn ganz perplex an. „Severus!"

„Jetzt nicht. Ich muss jemanden beim Bummeln begleiten."

Dann warf er Flohpulver in den Kamin, sagte „Jeffreys Pub, Oxford Street, London" und war verschwunden. Minerva lächelte.

So! So sah also die Sachlage aus!

Hermine stieg aus dem Kamin im Hinterzimmer des Pubs. Der Wirt war ein Muggel, der mit einer Hexe verheiratet war. Die Hexe, Lissy, hatte den Kamin vor Jahren ans Flohnetzwerk angeschlossen. Nicht viele Hexen und Zauberer wussten davon. Hermine schon.

Sie betrat den Schankraum und winkte Lissy munter zu. Ihr Mann Peter winkte ebenfalls. Hermine trat auf die Straße und fühlte sich plötzlich wieder quicklebendig.

Das wahre Leben! Trubel, viele Menschen jeglicher Couleurs, Lärm, Gerüche und schreiende Kinder. Sie war wieder zurück in ihrem alten Leben.

Plötzlich hörte sie wie hinter ihr die Pubtür zuschlug.

„Nimmst Du mich mit?", fragte eine raue Stimme in ihr Ohr.

Hermine fuhr herum und starrte völlig perplex in Severus amüsiertes Gesicht.

Dann blickte sie an ihm runter und ihr blieb der Mund offen stehen. Der Mann hatte Jeans?

„Was ist?", fragte er gespielt schnippisch, „hast Du mich noch nie in Muggelkleidung gesehen?"

„Äh…NEIN?", fragte Hermine zurück.

„Ich weiß, dass mir das steht", sagte er betont selbstbewusst, „ich kann alles tragen."

Hermine schnaubte. „Wer's glaubt!" Dann blickte sie wieder in Severus Augen. Ach was solls, dachte sie. Ich kann ja immer noch mal alleine losgehen. Sie hatte nur keinen Bock darauf sich wieder mit ihm anzulegen. Heute war London und Frieden angesagt!

„Na komm schon, Du Weltmeister, Du", sagte sie frech und zog an seinem Jackenzipfel.

Gemeinsam gingen sie dann los. Severus verschwand noch einmal für 10 Minuten in einer Nebenstraße, weil er in die Winkelgasse zu Gringotts apparieren wollte und er war ganz schnell wieder da.

Während ihrer Wege durch die bevölkerte Einkaufsmeile blickte Hermine immer mal wieder verwundert Severus an. Dass er aber auch so einen exzellenten Geschmack haben musste! Die Jeans, die Schuhe und der Pullover, den sie gesehen hatte, als er einmal die Jacke offen hatte, standen ihm phantastisch und ließen ihn viele Jahre jünger aussehen. Sie fand, dass er unglaublich attraktiv aussah. Leider!

Hermine nötigte Severus zu seinem ersten Schuhladenbesuch mit einer Frau und nachdem sie den Laden wieder verlassen hatte, war Severus vollkommen klar, wieso Männer so ein Drama um solche Besuche machten.

Zum Mittag gingen sie in ein nettes Café in einer Seitenstraße und danach war weiter shoppen angesagt. Hermine und Severus sprachen kein einziges Wort über die Dinge, die da zwischen ihnen im Unreinen waren und Hermine war dankbar dafür. Severus hingegen wurde so von Hermine eingenommen, dass er eigentlich keinen längeren Gedanken daran verschwenden konnte.

In einem Geschäft erstand Hermine ein neues schickes Kleid für Feierlichkeiten und Severus bewies sich als ganz nützlich ihr seine Meinungen über die Auswahl mitzuteilen. Ganz nett, peinlich, Grauenvoll, das steht Dir, waren ein paar Aussagen, die sie ihm entlocken konnte. Als sie schließlich in einem langen, himbeerroten Kleid mit tiefem Vorder- und Rückenausschnitt vor ihm stand, fiel ihm dann gar nichts mehr ein. Nach einer Weile, in der er versuchte Hermines fragendem Blickkontakt zu entgehen, sagte er schlicht: „Das Kleid ist umwerfend. Dies oder keines."

„Das ist doch mal eine Aussage", entschied Hermine.

Hermine verschwand wieder in der Kabine und Severus konnte noch einen allerletzten Blick auf ihren Rücken werfen. Er fand Hermine einfach wunderschön.

Eine Stunde später fand Hermine noch halbwegs bequeme Pumps mit etwas höherem Absatz Als sie sie anhatte und sich aufstellte konnte sie Severus direkt in die Augen sehen.

„Wie praktisch", entfuhr es ihr aus Versehen. Severus lächelte in sich hinein.

„Was ist praktisch?" raunte er.

„Die Farbe passt genau zum Kleid."

„Ah ja, das meintest Du!"

„Natürlich, was denn sonst?"

„Nichts."

Da Hermine keine Tüten schleppen wollte und sie Severus auch nicht tragen lassen wollte, verkleinerte sie sie magisch in einer Umkleidekabine und steckte sie in ihre alte Handtasche aus Horkruxsuch-Zeiten.

Beim Anblick eines Juweliers in einer Nebenstraße geriet Hermine aus dem Häuschen.

Severus brummte nur: „Frauen und Schmuck", aber er ließ sich von Hermine in den Laden ziehen.

Sie ging vor einen Spiegel und sah auf den Anhänger ihrer Halskette.

„Kann ich Ihnen helfen?", fragte ein junger Mann und blickte Hermine an.

„Ja, vielleicht. Diesen Anhänger habe ich zu Weihnachten von meinen Eltern geschenkt bekommen und ich finde ihn so wunderschön. Meine Mutter sagte, es gäbe da auch noch einen Ring zu?"

Der junge Mann nickte. „Ja, Miss. Kommen Sie mal bitte mit."

Hermine ging hinter dem Verkäufer her und ließ Severus einfach stehen. Dieser schlenderte langsam hinterher.

Verzückt betrachtete Hermine den zum Anhänger passenden Ring an ihrem Finger.

Dann sah sie den Preis und nahm den Ring schnell ab.

„Oh, Merlin, leider ist er mir ein bisschen zu teuer", seufzte Hermine und blickte auf den knapp dreistelligen Betrag.

„Merlin?" fragte der Verkäufer leicht belustigt.

„Ja, Merlin halt", sagte Hermine. „Man kann sich als Lehrerin nicht sehr viel leisten, aber danke."

„Was unterrichten sie denn für ein Fach, wenn ich mal fragen darf?"

„Geschichte."

„Hm, das fand ich immer irgendwie langweilig."

„Ich fand Geschichte bei meinem alten Lehrer auf furchtbar langweilig. Aber es kommt immer darauf an, was man daraus macht."

„Da haben sie recht."

„Aber noch mal: Danke. Und einen schönen Tag noch."

Dann verließ Hermine das Geschäft mit Snape im Schlepptau.

„Du machst Dich erstaunlich gut für einen Mann", sagte sie nett zu ihm, als sie sich orientierte wo sie hinwollte.

„Danke. Ich empfinde es auch nicht als halb so schlimm, wie ich es erwartet hatte."

„Wie praktisch für uns."

„In der Tat."

Hermine betrat ein Sportgeschäft und Severus blieb draußen in der plötzlich auftauchenden Sonne stehen. „Bin gleich wieder da."

„Keine Eile."

Als sie wieder nach draußen kam und Severus anblickte, sah der aus irgendeinem Grund zufriedener aus.

„Was ist?", fragte sie.

„Nichts. Die Sonne scheint. Ich genieße sie."

„Ach so. Wollen wir jetzt nach Hause?"

„Du bist schon fertig?"

Hermine nickte.

„Na gut, dann können wir los."

Die beiden gingen wieder zum Pub zurück und flohten wieder nach Hogwarts.

An Minervas Kamin trennten sie sich. Hermine hielt ihm höflich die Hand hin und sagte: „Danke sehr fürs Mitkommen und beim Entscheiden helfen, Snape."

Er zuckte innerlich bei seinem Nachnamen zusammen. Aber er lächelte und bedankte sich ebenfalls. Dann verließ Hermine ihn.

Am Abend als Hermine an ihren Platz am Lehrertisch kam, lag dort auf ihrem Teller eine Nachricht. -Ob die Flasche wohl noch da ist?"-stand da.

Sie blickte zu Snape hinüber, er war aber nicht da.

Nach dem Abendessen und den 2 Stunden Patrouille ging Hermine durch die mittlerweile recht kalte Abendluft zum See runter.

Sie sah die Flasche schon von weitem auf dem See schwimmen.

„Accio Flasche", sagte sie leise und die Flasche kam angeflogen.

Hermine sah, dass dort eine neue Nachricht drin war und noch etwas anderes. Mal sehen!

Eine Pergamentrolle und ein kleines Vogelei. Es war recht schwer.

Nachdem sie sich auf den Stein gesetzt hatte schlug sie die Pergamentrolle auf.

-Von der Definition eines Idiots:

Wer ist alles ein Idiot?: Harry Potter, Peter Pettigrew, Remus Lupin, Severus Snape. Definition des Worts "Idiot": Menschen, die gute Menschen enttäuschen.-

Häh, dachte Hermine, das ist aber nicht die korrekte Übersetzung. Mal weiter lesen.

-Die besondere Auszeichnung als Idiot geht an den diesjährigen Weltmeister im Tränkebrauen Severus Snape, der es fertig gebracht hat die beste Frau, die er als Idiot finden konnte, aus seinem Leben zu werfen und dem schnell darauf klar geworden ist, dass er sich Hals über Kopf in sie verliebt hat.

Begründung dafür, dass ich ein Idiot bin, Hermine: Ich kenne das Leben nicht anders, da es mich immer wieder enttäuscht. Lily, Pettigrew, Voldemort, Lupin und Dumbledore. Wer mich nie enttäuscht hat bist Du, Hermine. Drück mal das Ei zusammen.-

Hermine tat es und sie quiekte plötzlich auf. Der Ring! Total verwirrt las sie weiter.

-Ich möchte Dir diesen Ring schenken als Zeichen der Dankbarkeit, Dich kennen lernen zu dürfen und um Dir mit seiner Hilfe mitzuteilen, wie leid mir die Sache in Rom tut. Ich hätte Dich anhören müssen, Hermine. Dir zuhören, was Du dazu zu sagen hast und nicht egoistisch davon ausgehen dürfen, dass nur ich das Recht habe uns beide als beendet zu erklären.-

Hermine war bereits am Weinen, aber sie las tapfer weiter.

-Der dritte Grund, aus dem ich Dir den Ring schenken möchte ist, Dich fragen zu wollen, ob Du es mit mir Idiot noch einmal versuchen möchtest. Noch einmal ist zwar falsch, aber ich weiß, dass Du weißt, was ich meine.-

Hermine musste lächeln. Ja, ich weiß es, dachte sie zärtlich.

-Bitte zwing mich nicht zu betteln, denn im Gegensatz zu der Muggelkleidung steht mir Betteln überhaupt nicht. Ich würde es aber tun, wenn Du es möchtest. Ich unterzeichne diese Abbitte jetzt mit „Brian", denn als den sollst Du mich wieder betrachten. Brian-

Hermine streifte den Ring auf ihren rechten Mittelfinger und schaute ihn sich an. Es war ein unmodern aussehender Silberring mit vielen Schnörkeln und ganz vielen kleinen Ministeinchen. Hermine fand den Ring wunderschön.

Sie überlegte, ob sie jetzt noch zu Severus gehen sollte, aber sie ließ es bleiben. Er sollte noch ein wenig schmoren, bevor sie morgen mit ihm sprach.

Dann ging Hermine wieder zurück in ihre Räume.

Am nächsten Morgen beim Frühstück betrachtete Hermine gerade ihr neues Prachtstück von Ring (wie sie es selbst nannte), als Severus die Treppe zum Lehrertisch hinaufstieg. Er sah schon von weitem wo Hermine hinschaute und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

„Na, Severus, heute mal gut gelaunt", raunte Minerva recht laut. Filius, Hagrid und Septima, die ebenfalls am Tisch saßen, blickten sich um.

„In der Tat, Minerva, wenn Du Dich nur ein wenig mehr dafür interessieren würdest, hättest Du schon längst erkannt, dass mein möglicherweise existierendes Muffeln, wie Du es meistens nennst, hauptsächlich vom Koffeinmangel her rührt. Heute hatte ich aber noch gar kein Koffein. Wie ist es dann möglich, dass ich „Recht gut gelaunt" bin?"

In der Zwischenzeit hatte er seinen Platz eingenommen und strafte Minerva mit einem verärgerten Blick der minderwertigeren Qualität.

„Du hast wirklich ganz gute Laune", wiederholte sich Minerva.

„Bist Du ein Beo?", fragte Severus knapp und Hermine und Filius prusteten laut los.

„Ein B…also Severus, bitte! Du hast keinen Respekt vor mir!"

„Und Du hast auch keinen vor mir und meinem Privatleben, Minerva!", polterte Snape zurück.

„Touché", raunte Hermine in Richtung Filius. Der grinste.

„Ich mache mir lediglich Gedanken über Dein derzeitiges Leben, Severus."

„Ach so nennt man das!", raunte Severus leicht verärgert. Er goss sich endlich Kaffee in eine große Tasse und füllte sie danach mit Milch auf. Zufrieden begutachtete er sein Werk. Minerva hielt endlich den Mund und Severus blickte rechts hinüber zu Hermine, die schon wieder auf den Ring an ihrem Finger blickte. Noch hatte sie nicht ein Sterbenswörtchen gesagt.

Es vergingen 2 Tage bis Severus wieder von Hermine hörte. Sie schien immer noch nicht entschieden zu haben, ob sie ihm verzeihen wollte oder nicht. Aber dass sie den Ring trug war ein gutes Zeichen.

Er stand vor Poppys Tür just als er 2 Stimmen hörte.

„Ach Poppy. Sei mal ehrlich. Ist der Ring nicht wunderschön?"

„Er ist wirklich sehr schön. Von wem hast Du ihn?"

„Von Deinem Ziehsohn."

Er hörte Poppy lachen. „Wieso schenkt er Dir Schmuck?"

„Als eine Art Abbitte und ein Dankeschön."

„Aha. Und sind die beiden Dinge akzeptiert?"

„Nur indirekt. Ich lasse mich zu gerne beschenken, aber nötig wäre nur ein ehrlich gemeintes Entschuldigung gewesen. Hey, ich bin ein Mädchen. Ich mag alles was glitzert." Hermine lachte auf.

„Weiß er schon, dass Du ihm verzeihen willst?"

„Nein, ich möchte ihn noch bis morgen schmoren lassen."

Poppy gluckste. „Hermine Granger, das ist nicht nett."

„Ich habe nie behauptet nett zu sein."

„Das sagt Severus auch immer."

„Ich weiß. Aber er weiß nicht, dass der Spruch auch sehr gut zu mir passt."

„Gehst Du morgen auch mit nach Hogsmeade?", wechselte Poppy das Thema.

„Ja, ich werde in die Winkelgasse flohen. Ich möchte endlich ein neues Haustier haben."

„Wieder eine Katze?"

„Nein. Ich möchte endlich eine Eule haben. Harry hat eine, Ron auch und Ginny möchte eigentlich auch eine eigene, aber sie begnügt sich noch mit Rons und Harrys."

„Eine besondere?"

„Ja, schon. Ich find Waldkauze total süß."

„Die sind echt sehr niedlich."

Am nächsten Tag apparierte Hermine nach London in die Winkelgasse um in Eeylops Eulenkaufhaus nach einer eigenen Eule zu schauen.

Sie und eine kleine junge Waldkauz-Dame freundeten sich an und zum Schluss durfte das kleine Vogelweibchen Hermine zurück nach Hogwarts begleiten.

Unterwegs suchte Hermine fieberhaft nach einem Namen für das Tier.

Schließlich blickte sie ihre neue Lebensgenossin an. „Du heißt Alizé. Möchtest Du jetzt alleine nach Hogwarts fliegen, Alizé?" Der Vogel blickte Hermine einmal kurz an, krächzte leise und süß und hob dann ab in die Lüfte.

Hermine blickte ihr besonnen nach.

Nach dem Abendessen ging Hermine zu den Kerkern runter und klopfte aufgeregt an Severus Tür. Was sollte sie nur sagen?

Er öffnete und blickte verdutzt auf Hermine hinunter.

„Was machst Du denn hier?"

Sie drehte sich gespielt enttäuscht um. „Soll ich wieder gehen?"

„Nein, nein, nein. Bitte bleib. Bleib."

Hermine trat ein. „Schön."

Severus war wieder auf dem Weg zu seinem Sofa gewesen, hielt jetzt aber inne und blickte sich nach Hermine um.

Sie ging zielstrebig auf Severus zu und blieb ganz nah vor ihm stehen.

„Ich möchte mit Dir zusammensein, Severus. Aber ich warne Dich, Du hast mich dann für immer. Ist das klar?" Diese Worte kamen zwar drohend aber doch mit leuchtenden Augen aus ihr raus.

Severus blickte Hermine ernst an.

„Das wäre mir klar."

„Keine Mätzchen mehr."

„Mätzchen?"

„Ja, Mätzchen. Kein „ich bin doch nur ein böser alter Mann" oder „ich wüsste niemanden, der mich ehrlich mag"." Sie äffte ihn leicht nach.

Severus Mundwinkel zuckte.

„Und was ist mit genau diesen Tatsachen?" fragte er.

„Die sind mir völlig egal. Weil Du Du bist und etwas ganz Besonderes. Du bist mein unheimlich kluger und liebenswürdiger Severus. Den ich zu schätzen weiß, so knötterig wie er manchmal ist und mit so einer scharfen Zunge, dass sie eine Minerva mühelos in 2 Hälften teilen kann. Und um auf Deine Worte in Rom zurück zu kommen und endlich eine Stimme zu haben: Ja, ich möchte Dich mir antun. Freiwillig und aus eigenen Stücken."

„Was ist mit den 20 Jahren?"

Er ließ sich auf der Couch sinken und Hermine setzte sich neben ihn.

„Was mit den 20 Jahren ist? Hm, ich erzähl Dir jetzt mal, wie ich uns beide gerne in 20 Jahren hätte. Ich bin 39, Du bist 59 und wir sitzen zu zweit an unserem Küchentisch, füttern uns gegenseitig mit Brötchen, küssen uns wie zwei verliebte Teenager und machen unsere Scherze miteinander. Ist das etwas für Dich? Hm?"

Sie hatte ihre Hände auf seinen Knien abgelegt und blickte ihn nun aufmerksam an.

„Hermine!" Die Worte entflohen seinem Mund und Hermine atmete schwer als sie die Zärtlichkeit in ihnen hörte und sie in seinem Blick las.

„Severus", murmelte sie.

„Komm zu mir", raunte Severus und zog sie an der Hüfte zu sich.

Dann legten sich seine Lippen sanftweich auf ihre. Hermine schloss unwillkürlich ihre Augen und fühlte sich endlich angekommen. Seine andere Hand wanderte zu ihrer Wange und sie begann sie zärtlich zu streicheln.

„Wie kann man bloß so verliebt in einen Menschen sein", flüsterte sie in sein Ohr.

„Ach, Du weißt, wie ich mich fühle?" raunte Severus zurück und nahm sie richtig in seine Arme.

Hermine war zu Hause.

Eine Woche später hatten Hermine und Severus ihre Liebe immer noch geheim gehalten. Severus war nun mal niemand der schnellen Sorte und Hermine war einverstanden, dass jetzt erst einmal alles nach seiner Fasson lief.

Es war ein Sonntag und Severus hatte Hermine zum Frühstück zu sich gebeten.

Sie saßen zusammen am Tisch und hielten Händchen.

Hermine biss gerade in ihr Brötchen als Severus verkündete:

„Ich möchte gerne mit Dir schlafen."

Hermine verschluckte sich fast.

„Du willst was?"

„Tu doch bitte nicht so, als hättest Du mich nicht verstanden."

Hermine lachte leise. „Oh, doch, doch, ich habe Dir sehr wohl verstanden. Du kommst nur mit solchen tollen Neuigkeiten um die Ecke, als hättest Du mir verkündet, Schnittbrot gekauft zu haben."

„Dann wäre mein Tonfall anders, meine liebste Hermine."

„Ich werde es mir merken."

„Möchtest du überhaupt?", fragte er zurück.

„Machst Du Witze? Ich denke schon darüber nach seit meinen Extrastunden letztes Schuljahr."

„Gut." Er klang erleichtert.

„Severus?"

„Ja."

„Warum bist Du so zaghaft?"

„Ich will keinen Fehler mehr begehen."

„Das wirst Du nicht. Also sei bitte freier, ja?"

Er seufzte.

„In Ordnung."

Severus stand auf und ging um den Tisch herum. Dann nahm er ihr das angebissene Brötchen aus der Hand und legte es auf ihren Teller zurück. Ihr protestierendes „Hey!" ignorierte er. Er warf sie sich plötzlich mit einem Schwung über die Schulter und trug sie in sein Schlafzimmer. Dort ließ er sie auf sein Bett fallen.

„Ist das wenig genug zaghaft?" fragte er mit leuchtenden Augen.

Hermine nickte sprachlos. Was hatte der nur für Kraft?

„Zieh Dich aus!", forderte er recht rüde, aber Hermine war nun erregt und sie tat, was er verlangte. Mit jedem ihrer Kleidungsstücke das fiel wurden seine Augen größer.

„Du hast einen wunderschönen Körper", raunte er und hinterließ damit ein Prickeln auf ihrer Haut.

Er zog sich ebenfalls aus und Hermine betrank sich an seinem Anblick.

Nachdem er sich neben sie gelegt hatte, begann er sie vorsichtig zu fühlen und zu streicheln. Mit einem Blick erkannte Hermine, dass er bereits sehr erregt war und die Größe der Erregung ließ sie vor Respekt trocken schlucken.

„Was ist?" fragte er amüsiert.

„Du bist...wow. Und das ist alles meins?"

Severus lachte. „Na klar. Alles Deins. Wann und wo und sooft Du willst."

„Wow."

„Das sagtest Du bereits."

„Da kann ich mich nicht oft genug wiederholen." Sie bestaunte wieder seine Erregung. „Oh, ist der schön?"

„Die können schön sein?"

„Aber ja doch. Ich will ihn haben. Jetzt sofort."

„Na schön", murmelte Severus und ließ sich zwischen Hermines Beine gleiten.

Dann schob er sich langsam und vorsichtig in sie und Hermine raunte laut auf.

„Tut es weh?", fragte Severus leise.

„Du machst heute wirklich zu viele Witze, Severus. Jetzt halt die Klappe und vergnüge uns."

Jetzt hielt er wirklich den Mund und begann sich in Hermine hineinzustoßen.

Hermine war bereits nach kurzer Zeit im siebten Himmel. Severus wurde schneller und heftiger und schließlich schrie Hermine laut auf und kam mit Wucht.

Severus ließ sich langsamer über die Klippe tragen und kam mit einem tiefen zufriedenen Raunen. Er blieb noch eine ganze Weile in Hermine und bettete seinen Kopf an ihrem Hals. Hermine streichelte seine Haare.

Nach einem Nickerchen läuteten sie Runde zwei ein. Und danach noch eine etwas kürzere Runde 3 und Hermine hatte das Gefühl vor lauter Glück und Gefühlen zu platzen.

2 Monate später hatte sich Severus immer noch nicht entschließen können, den anderen von ihrem Glück zu erzählen und auch Hermine schwieg in Richtung ihrer Freunde.

Eines Tages, es war direkt montagmorgens schaute Hermine auf den Kalender und wunderte sich doch sehr. Sie war bereits fast eine Woche überfällig.

Das ist jetzt nicht wahr oder?, dachte sie erschrocken. Ich kann unmöglich…es kann unmöglich…NEIN!

Sie rechnet noch einmal nach und noch einmal. Aber da war nichts zu machen. Sie war eine Woche überfällig.

Oh Gott, wenn Severus das rausfindet, dachte Hermine panisch. Scheiße!

Poppy!

Hermine verließ ihre Räume und rannte in den Krankenflügel. Völlig außer Atem blieb sie vor Poppy stehen.

„Poppy, ich…", dann griff sie sich japsend in die Seite. Seitenstechen.

„Guter Himmel, Hermine. Was ist los?" fragte Poppy entsetzt.

„Ich glaube ich bin schwanger."

Eine Viertelstunde später setzte sich Hermine auf. Poppy hatte sie für Untersuchungen auf ein Krankenbett gelegt.

Poppy blickte sie stirnrunzelnd an.

„Du bist schwanger", sagte sie schlicht.

Hermine ließ sich wieder ins Kissen fallen. „Oh, verfl…Scheiße. Scheiße, scheiße."

„Was ist daran soo tragisch?"

„Ich darf nicht schwanger sein!" rief Hermine aus.

„Wieso nicht, Du bist 19 und kerngesund. Wo ist das Problem?"

„Der wehrte Vater von diesem Kind in mir, Poppy. Der ist ein Problem."

Poppy begann bei Hermines Tonfall zu strahlen und Hermine hatte sie noch niemals im Leben so glücklich gesehen.

„Er ist es? Severus?"

„Ja na klar, wer denn sonst?" fragte Hermine verdutzt. Scheinbar hatte hier wirklich noch niemand Lunte gerochen. Sie setzte sich auf den Rand des Bettes.

„Oh, Poppy, was mache ich nur?"

Poppy tätschelte Hermines Hand. „Du sagst es ihm schleunigst."

„Aber er wird einen Herzinfarkt bekommen oder so was."

„Dann solltest Du ihn erst zu mir bringen und es ihm dann sagen."

„Das ist auch keine Lösung", brummelte Hermine. „Wie weit bin ich denn?"

„Anfang des zweiten Monats. Geburtstermin…." Poppy murmelte eine Formel und über dem Zauberstab erschien ein Datum.

„Der 19. September?" fragte Hermine verblüfft. „Das ist mein Geburtstag."

„Tja, dann hat Severus eben zwei Geburtstagskinder an dem Tag zu beschenken."

Hermine fasste sich wieder an den Kopf. „Oh, er wird ausflippen!" heulte sie leise.

„Du kommst nicht drum rum. Du musst es ihm sagen."

Hermine bedachte ihre Freundin mit dem „Ach-ne?-Blick".

Poppy tätschelte wieder Hermines Hand. „Verdau es erst einmal und dann sprich mit ihm."

Hermine stand auf. Sie fühlte sich miserabel und totunglücklich.

Wie sollte man einem Severus Snape beibringen dass er Vater werden würde?

Kapitel 15 –Things change

Hermine brauchte den Abend für sich und so sagte sie bei Severus ab mit der Begründung üble Kopfschmerzen zu haben. Sie hasste es ihn anzulügen, aber sie wollte auch keine größeren Sorgen in ihm schüren. Er gab ihr einen Anti-Kopfschmerztrank mit und schickte sie ins Bett.

Sie legte sich sogar brav hin.

Unwillkürlich fuhr ihre Hand über ihren Bauch.

„Wer bist Du? Du da drin", fragte sie leise.

Sie erhielt keine Antwort.

Sie öffnete das Fenster und rief nach Alizé. Der Vogel kam angeflogen und Hermine bat sie, auf dem Fensterbrett auf einen Brief zu warten.

Hermine schrieb ein paar Zeilen und band Alizé den Brief um. Dann flog der Vogel davon.

Hermine stiegen Tränen in die Augen. Warum war sie nur ausgerechnet jetzt schon schwanger geworden? Und warum überhaupt? Es war ja nicht so, dass Severus und sie nicht verhütet hätten. Aber Hermine wusste, dass auch der stärkste Zauber nicht immer wirkte.

Nach einer Weile wurde ihr bewusst, dass Severus spätestens jetzt den Brief bekommen haben musste.

Severus saß ihn seinem heißgeliebten Ohrensessel und las einen Geschichtsroman. Ein Geräusch holte ihn aus seinen Gedanken. Es war Alizé. Hermines Waldkauz.

Er ließ den Vogel hinein und band ihr das Pergament vom Bein ab. Dann flog Alizé wieder davon.

Severus setzte sich wieder und entrollte verwirrt das Pergament.

-Severus. Geliebter Severus. Mein geliebter Severus. Ich habe gelogen. Ich habe keine Kopfschmerzen. Es ist was ganz Schreckliches passiert und ich traue mich nicht, es Dir ins Gesicht zu sagen. Das tut mir so unendlich leid. Poppy hat mir heute früh gesagt, dass ich ein Kind bekomme.-Severus starrte fassungslos auf das Pergament. Ein Kind? -Leider hatte ich bisher immer das Gefühl, dass der Vater des Kindes, Du, nicht bereit bist dafür, zumal wir ja auch erst seit 3 Monaten ein Paar sind und wir beide noch unsere Unsicherheiten miteinander haben. Es tut mir sehr leid und ich hoffe, Du kommst gleich zu mir, nimmst mich in den Arm und sagst mir, dass alles gut werden wird und Du bei mir bleibst. Hermine.-

Severus war sofort aufgestanden. Er presste die Pergamentrollen in seiner Hand zusammen. Dann eilte er schnurstracks hinauf zu Hermines Räumen.

„Geturtel", murmelte er und die Ritter ließen ihn ein.

Hermine lag auf ihrem Bett, eine Hand an ihrem Bauch und schlief.

„Wie kannst Du nur so dumm sein?", fuhr er sie an und weckte sie auf. Verwirrt blickte sie ihn an. „Wie kannst Du nur so dumm sein", wiederholte er sich und fuhr fort, „vor meiner Reaktion Angst zu haben. Habe ich Dir nicht gesagt, wie sehr ich Dich liebe, Hermine?"

Er setzte sich neben sie ans Bett. „Hab ich es Dir nicht schon gesagt?"

„Nein", weinte Hermine, „das hast Du nicht."

Betroffen merkte Severus, dass sie recht hatte.

„Ich liebe Dich, Du dumme Nuss. Mehr als alles auf der Welt. Wie könnte ich mich dann nicht freuen, wenn Du mein Kind bekommst?"

„Du bist nicht sauer?", wunderte sich Hermine.

Severus begriff das alles noch nicht. Wieso sollte er sauer sein?

„Hermine, warum soll ich sauer sein? Ich bin 39 Jahre alt, ich bin seit 20 Jahren Lehrer hier und habe die tollste Frau an meiner Seite, die ein Mann haben darf. Wieso sollte ich mich nicht sogar freuen, wenn diese Frau ein Kind von mir bekommt. Ein Kind, das hoffentlich so aussehen wird wie seine Mutter, möchte ich hinzufügen."

Hermine begann zaghaft zu lächeln. „Nein, es soll bitte aussehen wie sein Vater."

„Nein, wie seine Mutter." Severus hatte das letzte Wort.

„Komm her", bat er sie und nahm sie ganz fest in die Arme. Hermine schmiegte sich so unendlich erleichtert an ihn und seufzte.

„Jetzt wird vieles anders", murmelte sie.

„Das ist doch toll. Wer will schon Stillstand?"

„Ich nicht."

„Ich auch nicht."

„Und was mache ich mit der Schule?"

„Wir lassen alles auf uns zukommen. Wir haben doch noch ein paar Monate."

„Stimmt."

„Hat Poppy ausgerechnet, wann das Baby kommt?"

„Am 19. September."

Severus musste lachen. „Das Jahr hat 365 Tage und Du wirst so schwanger, dass das Kind zu Deinem Geburtstag kommen soll!"

„Was werden die anderen sagen?"

„Sie werden erst mal sagen: Hermine, Du bist allen Ernstes mit diesem Arschloch zusammen?"

Hermine lachte. „Das könnte schon manchmal der Wortlaut sein."

Severus küsste sie auf die Nase. „So, und jetzt gehen wir noch eine Runde spazieren. Du wirst jetzt körperlich gestählt für die Geburt und damit Du keine unschönen Fetteinlagerungen ansetzt."

„Arsch", brummelte Hermine grinsend.

„Guck mal an. So schnell geht das. Ich habe einen blöden Scherz gemacht."

„Ich weiß, Severus. Ich kenne Dich ganz gut."

„Und das weiß ich wiederum." Er scheuchte sie auf. „So, lass uns gehen. Wenn wir draußen sind, werde ich mich dann groß und breit darüber auslassen wie unfähig ich als Vater sein werde."

„Ich helfe Dir dabei."

„Danke."

Dann gingen die beiden nach draußen um eine Runde spazieren zu gehen.

Am nächsten Morgen betrat Hermine den Lehrertisch und setzte sich.

Als sie begonnen hatte ihren Toast mit Butter zu bestreichen betrat Severus den Tisch, ging erst an Hagrid vorbei, dann blieb er hinter Hermine stehen und küsste sie kurz auf den Scheitel, ging dann zu seinem Platz und begrüßte Remus so freundlich wie er konnte.

Minerva blickte ihn sprachlos an. Filius lachte.

Hagrid haute Hermine einen Ellenbogen in die Seite.

„Hab ich richtig gesehen, Mine?"

Sie nickte grinsend.

„Wahnsinn", murmelte der Wildhüter. „Das muss ich sofort Grawp erzählen."

„Wie lange schon?" wisperte Remus leise in Hermines Ohr.

„3 Monate."

„Och", witzelte Remus, „und so schnell zeigt Ihr Euch in der Öffentlichkeit?"

„Sehr witzig, Remus."

Hermine sah Remus dabei zu wie er das Marmite-Glas aufschraubte und ihr wurde sofort von dem Geruch speiübel. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und eilte schnellen Schrittes davon in Richtung der nächsten Damentoilette.

Remus blickte ihr verwirrt nach und schaute dann Snape an.

„Was hat sie denn?"

Snapes Blick wechselte von Besorgnis zu Belustigung.

„Tja, was kann man als Frau haben, wenn einem bei Deinem Anblick übel wird?"

Remus Gesicht hellte sich verstehend auf. „Dann ist man von jemand anderem schwanger", sagte er leise.

„Du hast ja doch einen recht annehmbar klugen Kopf, Lupin. Und wenn über diese gerade benannte Tatsache etwas in Umlauf gerät vor ihrem 3. Monat, dann wirst Du Dir wünschen nicht geboren worden zu sein."

Remus lächelte süffisant. „Es würde mir nicht im Traum einfallen, Severus."

„Dann ist ja gut. Jetzt iss Dein blödes Marmite weiter. Hermine kommt gleich wieder und ich will, dass sie etwas isst und nicht schon wieder wegrennt."

Remus tat sich Marmite auf und verschloss das Glas wieder sorgfältig und stellte es extra weit weg.

4 Wochen später waren Hermine und Severus abends in ihrem Wohnzimmer und Severus las eine Tränkezeitschrift. Hermine war aufgestanden und hatte sich mit ihrem Profil vor einen türgroßen Spiegel gestellt. Ihr Shirt hochgeschoben begutachtete sie ihren Bauch.

„Ich glaube", sagte sie, „der ist schon dicker geworden." Als Beweis atmete sie heftig aus und ließ ihren nicht existenten Bauch hervorquellen.

Severus blickte belustigt über das Buch. „Da ist doch nichts."

„Noch."

„Ja, noch."

„Poppy sagt, jetzt kann nicht mehr viel schiefgehen. Wir könnten es den anderen sagen."

„Dann sollten wir das tun. Es wird Monate dauern, bis sich alle von dem Schock erholt haben, dass Du mit mir schläfst."

„Sehr komisch, Severus. Das ist mir total egal, denn ich liebe es mit Dir Sex zu haben."

„Danke gleichfalls."

„Und ich glaube doch, dass mein Bauch schon dicker ist."

„Du wirst es besser wissen."

„Ich habe Poppy gefragt, ob sie schon weiß, was es wird."

Jetzt blickte Severus doch wieder von seiner Zeitschrift auf. „Und?"

„Sie weiß es."

Severus Gesicht hellte sich auf. „Ehrlich?"

Hermine nickte.

„Wollen wir es wissen? Willst Du es wissen?", fragte Severus.

„Ja. Und Du?"

„Ich werde es hören müssen, denn sobald Poppy es Dir gesagt hat, redet Ihr bestimmt über nichts anderes mehr. Also schön."

Er blickte auf seine Armbanduhr. „Es ist noch nicht spät. Lass uns zu Poppy gehen."

Er klappte die Zeitschrift zu, legte sie beiseite und stand auf.

Poppy saß noch in ihrem Büro vor einem Bestellzettel als Hermine und Severus eintraten.

Hermine kam sofort zur Sache.

„Hallo Poppy. Sag uns, was wird es. Severus will es auch wissen."

„Notgedrungen", brummelte der leise.

„Ihr bekommt eine Tochter."

Sprachlos mussten Hermine und Severus diesen Satz sacken lassen.

Sie blickten sich an und Hermine verzog kurzzeitig das Gesicht.

„Was ist?" fragte Severus sofort.

„Sie bewegt sich."

Und dann tat Severus etwas das allererste Mal. Er legte beschützend eine Hand auf Hermines Bauch und erfühlte das Leben in ihm.

„Ich bekomme eine Tochter."

Hermine hatte schon wieder Tränen in den Augen. „Wir bekommen eine Tochter."

Völlig ergriffen blickte Severus Poppy an. „Danke Dir, Poppy, nun gute Nacht."

„Gute Nacht Ihr beiden", grüßte Poppy lächelnd zurück.

Dann verließen Hermine und Severus sie.

Als Severus am Abend in sein Wohnzimmer kam, hörte er Hermines Stimme aus dem Schlafzimmer heraus. Er trat näher.

„Tja, Baby, wir beide schaukeln das schon, damit Du heile da rauskommst. Ja, hast Recht, Dein Vater wird helfen. Er wird hoffentlich nicht taub werden, wenn ich ihn bei den Schmerzen anschreien werde, was er mir da nur angetan hat. Aber Dich zu produzieren hat wirklich Spaß gemacht."

Severus grinste breit.

„Ich habe mal gehört, dass Ihr Babys hört, wenn wir Mamas singen. Ich lasse das aber lieber, wenn es Dich nicht allzusehr stört. Nicht, dass Du dann vor Albträumen nicht schlafen kannst. Meine Sprechstimme ist bestimmt auch ok, oder?"

Das ist sie, dachte Severus zärtlich. Dann trat er ein. „Und was ist mit der Stimme des Vaters?"

Hermine lächelte ihn an. Und fing plötzlich an zu weinen. „Oh, Mensch, wann hört dieses blöde Weinen endlich wieder auf?"

Severus schaute Hermine mitleidig an. „Bald. Spätestens wenn sie da ist."

„Na hoffentlich. Das ist ja für mich und für Dich nicht auszuhalten."

„Das ist wirklich anstrengend", murmelte Severus leise.

„Hast Du mir die Schokolinsen mitgebracht?" fragte Hermine nun wieder völlig selig.

Severus schüttelte den Kopf. Was Hermine da durchmachte war wirklich anstrengend.

„Ja, ich habe sie dabei. Gleich 2 Tüten. Zufrieden?"

„Ja, sehr. Danke."

„Wie nennen wir sie eigentlich?" fragte Severus mit einem Mal.

„Ich würde vorschlagen, wir schauen sie uns einfach mal an. Vielleicht sieht sie ja nicht nach dem Namen aus, den wir uns ausgedacht haben."

Für Severus klang das alles sehr logisch. Er war einverstanden.

3 Tage später hatte Minerva eine Lehrerkonferenz einberufen. Natürlich gingen Hermine und Severus hin.

Minerva ging die Punkte auf der Tagesordnung einen nach dem anderen durch. Zum Schluss blickte sie noch fragend in die Runde. „Haben wir irgendwas vergessen?"

Rolanda und Pomona wollten schon aufstehen, als Severus ruhig sagte: „Ich möchte Euch über eine Sache informieren."

Minerva setzte ihre Brille ab und blickte Severus erwartungsvoll an.

„Hermine und ich bekommen ein Kind."

Die Neuigkeit verfehlte seine Wirkung nicht.

Als nach 5 Minuten wieder etwas Ruhe eingekehrt war, fügte Severus hinzu: „Poppy sagt, es wird ein Mädchen, das am 19. September zur Welt kommen soll. So, damit seid ihr alle auf dem neuesten Stand." Er stand auf. „Können wir jetzt endlich Mittagessen gehen, ich habe Hunger."

Hermine gluckste. Das war Severus wie er leibt und lebt.

Sie stand ebenfalls auf und wurde plötzlich von Hagrid heftig umarmt.

Sofort war Severus zur Stelle. „Pass bitte auf meine Frau auf, Hagrid. Nicht nur sie ist kostbar, sondern auch das Baby, ja?"

„Aber klar, bin ich vorsichtig", grummelte Hagrid verstimmt. „Meine Mine wird Mama, ist das nicht großartig? Ein echtes Hogwartskind. Und wenn sie laufen kann gehen wir zusammen in den verbotenen Wald und ich stelle sie den Enkeln von Arag…."

Doch weiter kam er nicht. Hermine begann lauthals zu lachen. „Hagrid, Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Severus Kind den verbotenen Wald jemals von innen sehen wird!"

Severus schnaubte und Filius lachte.

„Dann bringe ich ihr ganz früh kleine Tricks bei."

„Schon besser", brummte Severus und richtete sich dann auf. „Essen?"

Plötzlich fiel Sybil mit einem lauten Plumps wieder auf ihren Stuhl zurück. Alle Augen blickten sie an doch Sybil blickte entrückt in die Ferne.

„Ich sehe die Geburt vor meinen Augen", sagte sie melodramatisch, „es wird anstrengend werden. Sehr anstrengend. Hermine wird danach schlafen. 14 Stunden. Das Baby, ein Mädchen, wird braune Augen haben und schwarzes Haar."

Sie blickte weiter in die Ferne.

Doch Hermine sagte nur schlicht: „Mensch, und ich wollte, dass sie die Augen von Dir bekommt."

„Tja, Liebes, das wird wohl nichts."

Hermine zuckte die Achseln. „Schade. Aber vielleicht irrt sie sich ja."

Severus war vor Hermine stehen geblieben. „Können wir jetzt bitte endlich was essen?"

„Ja, Du Vielfraß. Wir gehen jetzt."

Dann verließen sie das Lehrerzimmer. Sie hatten nicht bemerkt, dass alle anderen noch geblieben waren. Baff vor Staunen blickte Minerva immer noch zur Tür. „Hat sie ihn gerade Vielfraß nennen dürfen? Einfach so? Und er schluckt es einfach kommentarlos?"

Remus lachte. „Ja, ich schätze, Hermine hat Severus voll im Griff." Dann standen auch die anderen auf und folgten den werdenden Eltern in die große Halle.

Und binnen einer Woche wusste ganz Hogwarts, dass Professor Hermine Granger ein Kind vom Tränkelehrer Professor Severus Snape erwartete.

Die Sommerferien verbrachten Hermine, Snape, Harry, Ginny und Ron im Grimmauld Place.

Hermine und Severus schliefen in seinem Zimmer, Harry bei Ginny und ab und an tauchte auch Lavender auf. Sie schlief dann bei Ron.

Mehrmals die Woche standen Remus, Tonks und Teddy vor der Tür. Manchmal drückten sie Hermine Teddy in die Arme und verschwanden wieder.

Sie genossen die neugewonnene Freizeit und Hermine konnte mit Teddy ein wenig üben. Er war ein zäher kleiner Bursche und überlebte mühelos Hermines erste Versuche ihn zu halten wie es sich gehörte.

Harry erwischte seine Freundin und Snape eines Abends im Wohnzimmer. Hermine saß auf der Couch und Severus lag mit seinem Kopf auf ihrem Schoß und er hatte ein Ohr an ihren Bauch gedrückt. Er redete mit seiner Tochter und erzählte ihr von früher.

Harry konnte nicht glauben, wie sehr sich Snape gewandelt hatte, seit Hermine in seinem Leben war. Hermine hatte das unglaubliche Talent Menschen zufrieden zu machen. Das ging ihm selbst ja nicht anders. Er hörte noch eine Weile den Erzählungen von Snape zu und verschwand dann wieder klammheimlich.

Hermine und Severus hatten ausgemacht, dass Hermine zu ihm ziehen würde. Dazu war vereinbart worden, dass Hermine, bis sie wieder arbeiten konnte, vertreten wurde durch fast alle Lehrer. Hermine hatte sich für ihre Abwesenheit nur 6 Wochen Zeit geben. Remus, Pomona, Filius, Hagrid, Aurora, Minerva, Severus und die Gemälde wollten sich Hermines Stundenplan aufteilen.

Das neue Schuljahr begann und als Hermine die große Halle betrat, war es plötzlich mucksmäuschen still. Alle starrten sie an.

Wow, ist das unheimlich, dachte sie. Gespenstisch.

Alle blickten auf ihren dicken, runden Bauch, der so groß war, dass dort auch zwei Babys drin Platz gehabt hätten.

Als sie auf ihrem Platz saß, blickte sie Severus entgeistert an. „Was haben denn alle?" fragte sie leise.

„Minerva hat ihnen gerade passende Worte dazu gesagt." Er deutete auf die Riesenkugel.

„Wieso? Was denn?"

Severus begann unwillkürlich zu grinsen und Remus stimmte ein. Remus sagte:

„Sie meinte, wir sollten vorsichtig mit Dir umgehen, sonst würde Snape Sachen geschehen lassen, die sich kein Schüler auch nur in seinen kühnsten Träumen ausmalen wollen würde."

„Aber es stimmt doch", sagte Hermine im leichten Tonfall und begann zu essen.

Remus lachte. „Es wissen alle, dass er mal ein Todesser war. Niemand würde sich freiwillig mit ihm anlegen!"

„Doch", kaute Hermine. „ich."

Severus schnaubte.

„Dein „Anlegen" hat bald einen Vornamen, Hermine", grinste er.

Hermine haute ihn auf den Oberschenkel und aß selenruhig weiter. „Das ist nicht nett, Severus."

„Meine Frau", seufzte Severus und begann auch zu essen.

„Ich bin nicht Deine Frau", berichtigte Hermine ihn ruhig.

„Noch nicht."

Severus stieß seine Gabel in ein Stück Blumenkohl und blickte liebevoll zu Hermine hinüber. Und er sah sie glücklich grinsen.

Hermine bekam das Mädchen am 19. September morgens früh ihm St. Mungo Hospital. Severus und Poppy waren dabei.

Als Poppy ihr die Kleine in den Arm legte und ihr einmal über den Kopf streichelte, hielt Hermine ihre Tochter ein gutes Stück von sich weg.

„Wonach sieht sie aus, Severus?"

Sie blickte zu ihm auf und sah ihn gedankenverloren lächeln.

„Hm?" Er hatte nicht mitbekommen, dass sie ihn angesprochen hatte.

„Nach welchem Namen sieht sie aus?"

Er betrachtete seine Tochter und er spürte, dass er nicht noch mehr Liebe in seinem Körper ertragen können würde. Sein Herz war übervoll.

„Sie…sie sieht aus wie eine Catherine", fand er.

Hermine blickte ihn verblüfft an. „An den Namen habe ich auch gerade gedacht!"

Poppy hatte schon einen Namenszettel für die Wiege gezückt und sie hielt eine Feder in der Rechten. „Catherine also?"

„Catherine Eileen Snape", bestimmte Hermine.

Severus sah sie baff an. „Du möchtest ihr den Namen meiner Mutter geben?"

„Na klar. Eileen ist doch schön."

Severus rutschte plötzlich näher an Hermine heran und nahm ihr Catherine aus dem Arm. Voller Liebe blickte er auf das kleine Gesicht mit den braunen Augen, die umrandet wurden von schwarzen Haaren. Dann blickte er in Hermines Augen, die Catherines so ähnlich waren.

„Willst Du mich heiraten, Hermine?" fragte er plötzlich.

In Hermines Augen traten Tränen. „Ja", sagte sie.

Ihr fielen langsam vor Erschöpfung die Augen zu. Sie war vollkommen erledigt und todmüde.

Severus grinste Hermine an. Sybil hatte doch recht gehabt.

Er blickte zu Poppy hinauf, die an Hermines Fußende stand und ebenfalls lächelte.

„Lassen wir sie schlafen, Severus."

Severus blickte Catherine an. Er, Catherine und Poppy verließen den Geburtssaal und gingen nach draußen.

Dort standen Ginny, Harry, Ron, Remus, Hagrid, Minerva und Hermines Eltern.

Hermines Mutter kam sofort angelaufen.

„Ist sie das?" fragte sie bewegt.

„Das ist Catherine", stellte Severus ihr seine Tochter vor.

„Darf ich sie mal nehmen?"

„Ja, sicher, sie ist ja Eure Enkeltochter."

„Wie geht's Hermine?" fragte ihr Vater Severus.

„Ihr geht es gut und sie schläft jetzt."

Severus betrachtete Catherine in den Armen ihrer Großmutter. Er fühlte sich ganz dusselig vor Rührung und es platzte aus ihm einfach raus.

„Wenn mir vor 2 Jahren jemand gesagt hätte, dass ich mal so dermaßen verliebt sein werde in 2 wunderschöne Frauen, dann hätte ich ihn ausgelacht", sagte Severus mit einem Klos im Hals und so bekam er nicht mit, wie ihn alle um ihn herumstehenden anlächelten. Sie wussten Bescheid.

Es war Liebe.

ENDE

Epilog

„Cadwell, Louisa", rief Minerva laut.

Ein blondes Mädchen trat aus der Menge hervor und wollte gerade die Stufen zum Sprechenden Hut erklimmen als die Tür zur großen Halle aufgerissen wurde.

„Papa, Papa", rief eine helle Mädchenstimme. Catherine rannte auf den Lehrertisch zu -verfolgt von einem kichernden Peeves. Sie rannte an Luisa Cadwell vorbei und ihrem Vater direkt in die Arme.

„Sei bitte ruhig, Cat. Du bist hier nicht allein", mahnte er sanft.

Cat wurde plötzlich ganz still und blickte sich verschämt um. „Entschuldigung", wisperte sie der nervös aussehenden Louisa zu. „Du brauchst auch keine Angst haben, der Hut macht nichts Schlimmes."

Severus schnaubte grinsend und Hermine schüttelte verzweifelt den Kopf.

Dann löste sich Cat aus Severus Armen und kletterte bei Hagrid auf den Schoß und verfolgte die Auswahlzeremonie weiter mit.

„Dass Ihr Frauen auch immer zu spät kommen müsst", lästerte Severus leise in Richtung Hermine.

„Wieso? Ich war doch pünktlich!"

„Ja, Du! Irgendwie scheint Ihr Euch jedes Jahr abzuwechseln. Ich frag mich langsam, wer diese kleine Rotzgöre überhaupt erzieht!"

„Wir alle, Liebling, wir alle erziehen unser Hogwartskind."

Dann blickte Severus seiner Frau in die Augen und küsste sie kurz aber sehr liebevoll. Sie nahm unter dem Tisch seine Hand in ihre und begann sie warm zu streicheln.

Alles war gut!

ENDE