Hold my Hand
Weißt du noch, wie du mir damals beschrieben hattest, wie wunderbar der Sonnenuntergang aussah?
Ja, da habe ich das erste mal die Farbenpracht gesehen. Wie die untergehende Sonne feuerrot auf uns, und die ganze Welt hinabblickte.
Ich schließe die Augen. Wie sehr wünsche ich mir, nocheinmals das zu sehen, was du damals, an diesem Abend erzähltest?
Es war unser letzter Abend.. Warum kann ich nicht bei dir sein?
Lauter piepende Geräte, realisieren mir, wo ich mich gerade befinde.
Ich nehme meine Hand aus der Decke hinaus. Es fühlt sich an, als würdest du meine Hand halten. Ja, das stelle ich mir oft vor. Es gibt mir das Gefühl, das wenigstens einer auf mich aufpasst, und mich lieb hat.
Wo bist du nur hin, mein Drache?
Warum hat er dir das angetan?
Es ist Jahre her, das du mich verlassen hast, und die Welt sich von mir abgeschirmt hat.
Niemand wollte und will akzeptieren, das wir uns liebten.
Und ich dich immernoch liebe.
Aber du bist mir wichtiger, als alle meine "Freunde" und meine Familie, die mich nicht mehr unterstützten, als sie das mit uns erfuhren.
Doch jetzt ist es eh egal. Bald werde ich wieder bei dir sein.
"Draco...", flüstere ich leise.
Schwach lege ich die Hand auf den silbernen Ring, der auf den Finger meiner Rechten ruht.
ich öffne meine Augen wieder.
Für meine Feuerblume, ohne die ich nicht leben kann
steht dort eingraviert... mein Drache.
Die Geräte fangen an schneller kurze Töne hervorzubringen.
Bald wird es soweit sein.
Ich lächele.
Eine Krankenschwester kommt in das Zimmer. Sie schaut mich besorgt an, und verschwindet wieder aus dem Raum.
Ein Fenster wird von dem Wind aufgeblasen. Die Vorhänge blauschen sich in der frischen Luft auf. Dann spüre ich etwas warmes neben mir.
Ein Teil der Wärme legt sich auf meine Hand.
"Du bist da.", bringe ich hervor. Mein Atem wird schwerer.
Dann fühle ich einen warmen Hauch, der meinen Mund berührt.
Die Krankenschwester kommt in Begleitung eines Arztes wieder in mein Zimmer.
Ich schaue die Beiden einmal an, und schließe dann die Augen.
Nun warte ich. Und spüre dich ganz nah neben mir.
Nach all der langen, langen Zeit, bist du wieder bei mir.
Ich habe dich so verdammt vermisst!
"Sie war doch eigentlich soweit gesund..", höre ich die Schwester noch sagen.
"Körperlich, ja. Aber seelisch, nein.. Wissen Sie, was Du-Weißt-Schon-Wer mit ihrem Geliebten gemacht hat?", sagt der Arzt ruhig. Die Schwester gib ein von Erschrecken erzeugtes Geräusch von sich.
Dann sagt sie leise: "Ja.."
"Er ist hier.. Mein Drache.", flüstere ich nocheinmal, bevor mich die Lebenskraft verlässt.
Ein starker Wind weht durch das Zimmer. Eine ältere Dame liegt auf einem Krankenbett. Sie lächelt. Es sieht so aus, als würde ihre leere Hand eine andere Hand halten.
