Ich bin bemüht, sowohl die mandalorianische Kultur als auch die technischen Voraussetzungen oder die Sternendaten korrekt wieder zu geben.

Ich bin dankbar für Hinweise auf Fehler und Versäumnisse.

Die Geschichte spielt einige Jahre nach den Klonkriegen, kurz vor oder fast zeitgleich zu den Ereignissen auf Tatooine. Die Rebellion selber spielt aber (noch) keine Rolle; bekannte Figuren tauchen eher nicht auf.

Ich freue mich, wenn ihr Spaß an der Geschichte habt.

Ich danke George Lukas. Ich freue mich, dass die Rechteinhaber meine Geschichte und eigenen Erfindungen tolerieren.

Kris Neniel

Kapitel 1 – Das Erbe von Arkanis

1.

Der Morgen war nicht mehr fern, als Jersi Solaris den Tanzenden Stern betrat, eine laute, vernebelte Kaschemme nahe den Behausungen der Minenarbeiter, in der der Lärm mit jeder Sekunde zum Morgen hin zunahm. Jersi sah sich um, sah sich nach dem Mann um, der der Beschreibung entsprach. Etwas im Stern auszumachen war um diese Uhrzeit nicht leicht, einen Namen zu rufen, wenn es Jersi denn gewollt hätte, wäre allerdings ein noch vergeblicheres Unterfangen gewesen. Also beließ es Jersi dabei, sich langsam und unauffällig durch die Anwesenden zu schieben - Minenarbeiter, all die Mädchen, fremde Glücksritter oder einfach nur Besatzungen von Linien- und Handelsschiffen, die ein wenig Abwechslung suchten. Fremde fielen hier nicht auf - solange sie zahlten und keinen Ärger verursachten.

Jersi hatte die Augen überall, schob freundlich die Mädchen beiseite, die sich Hoffnung auf einen Drink und eine gut bezahlte Nacht machten, sah in all die kleinen Separees, wich geschickt all den torkelnden bulligen Minenarbeitern aus, die sich schließlich doch auf den Heimweg machten, nur um nach kurzen Stunden verkatert aufzuwachen und wieder einzufahren. Einer stolperte Jersi direkt in die Arme und schnell senkte Jersi den Kopf, um nicht etwa provozierend zu wirken. Doch dem Mann - wenn es denn einer war, bei den Bewohnern mancher Planeten war sich Jersi da nie sicher - war nicht nach Ärger und einer Prügelei zumute, vielmehr umarmte er Jersi und drückte seinem Opfer glücklich vor sich hinbrabbelnd einen Kuss auf die Wange. Jersi tätschelte ihm - oder ihr - freundschaftlich auf eine nackte beschuppte Schulter und sah dann zu, etliche Schritte von ihm fort zu kommen. Was dieses Echsenwesen zu sich genommen hatte, war nicht für menschliche Nasen gedacht.

Der Tanzende Stern erstreckte sich in einem alten Minenstollen weit in den Berg hinein und je weiter Jersi kam, desto ruhiger wurde es. Wer Abwechslung suchte, blieb vorn. Wer eine schnelle Fluchtmöglichkeit brauchte, blieb vorn. Wer aber Ruhe suchte oder gar für sich sein wollte, ging weiter durch. Jersi runzelte die Stirn und sah sich zu dem Eingang um, der immer weiter zurück blieb. Was war dem Auftraggeber nur eingefallen, das Treffen so tief im Stern und damit ohne schnelle Fluchtmöglichkeit stattfinden zu lassen? Immer leerer wurde der Stern, nur noch vereinzelt saßen Arbeiter an den Tischen, saßen über Kaffee statt über einem der vielen bunten Drinks, für die der Stern so bekannt war. Ein alter Arbeiter aber saß allein an einem Tisch, hatte den Kopf müde auf beide Hände gestützt und schien halb zu schlafen. Der Nachbartisch war frei und an diesen setzte sich nun Jersi, berührte mit dem Rücken kurz den des Arbeiters. Dass dieser nicht schlief, sondern hellwach war, spürte Jersi sofort, denn die Muskeln des Rückens spannten sich, kaum dass Jersi sie berührt hatte.

"Jersi Solaris?" murmelte der Mann fragend in seine Hände und genauso leise murmelte Jersi zurück.

"Warum hier?"

Die Antwort war ein leises Lachen. "Ich sehe, ich habe den richtigen Mann gefunden."

Jersi verzog das Gesicht, das immer noch im Schatten der Kapuze eines der hier nötigen Wärmeumhänge lag. Draußen herrschten eisige Temperaturen, draußen herrschte meist tiefste Finsternis, eine Beleuchtung, die Jersi durchaus vorzog, um nicht erkannt zu werden. Denn selbst hier, so weit am Rande des Imperiums, tauchten immer wieder Kopfgeldjäger auf. Und der Preis auf Jersis Kopf war vor einiger Zeit sprunghaft angewachsen. Schmuggel war eine Sache - aber das Vernichten eines imperialen Patrouillenbootes und das kaltblütige Erschießen seines Kapitäns, so stand es in den Akten, war etwas ganz anderes. Jersi sah dies anders, hielt aber seit dem den Kopf unten und ging Ärger aus dem Weg. Die Erinnerung war immer noch zu lebendig und tat weh. Es war Jersi Heimat gewesen, dieses kleine Schmugglernest auf einem Planeten, der außer Nichts nur noch mehr Nichts bot. Und trotzdem war das Imperium gekommen, ein Patrouillenboot hatte gereicht, die kleine Siedlung der Schmuggler und einfachen Bauern zu zerstören. Jersis Ziehvater hatte noch versucht, zu verhandeln, da hatte ihn der Kapitän eiskalt in den Kopf geschossen. Danach hatten alle das Heil in der Flucht gesucht, Frauen und Kinder, die als lebendige Zielscheiben zu den Schiffen liefen. Weit waren sie nicht gekommen.

Die Solaris hatte weiter außerhalb gestanden und dort war Jersi gewesen, mit Reparaturen beschäftigt, als der Überfall begann. Nur eine Handvoll Flüchtlinge waren bei der Solaris angekommen, hatten sich in das Schiff gedrängt und Jersi angeschrien, fortzufliegen. Noch immer drehte sich Jersis Magen bei den Gedanken an das, was dann gefolgt war, um. Die Solaris war nicht bereit gewesen für den Sprung in den Raum. Und so hatte Jersi die Flüchtlinge nur in das kleine Shuttle setzen können und einen Kurs weit von der Siedlung fort programmiert. Dann aber war das Patrouillenboot aufgestiegen, hatte andere Flüchtende verfolgt und immer waren da die Schüsse auf die Frauen und Kinder gewesen. Das Imperium verübte ein Massaker!

Jersi hatte nur getan, was getan werden musste. Wenn auch die Solaris nicht raumtauglich war und die Bewaffnung außer Kraft, so konnte sie doch fliegen und hatte ihre Schilde. Jersi hatte die Augen geschlossen und sich die Brücke des Patrouillenbootes vorgestellt. Niemand hatte die schweren Waffen aktiviert, nur das Bordgeschütz feuerte. Und niemand rechnete mit ernsthafter Gegenwehr. Die Solaris kam dicht über den Boden, unsichtbar aus der Sonne, und Jersi zog das Schiff erst kurz vor dem imperialen Boot hoch. Mit dem Überleben hatte Jersi nicht gerechnet, hatte sich nur ruhig aus der Luke fallen lassen kurz bevor sich die Solaris in das Patrouillenboot bohrte. Metall knirschte, elektrische Ladungen blitzten, dann sanken beide Schiffe erst langsam, dann immer schneller auf den Boden und zerbarsten in einem ohrenbetäubenden Lärm. Wie durch ein Wunder traf keines der Wrackteile Jersi. Doch auch wie durch ein Wunder trat der Kapitän aus dem Wrack des Patrouillenbootes, den Rücken zu Jersi, eine Waffe in der Hand und ein neues Ziel suchend. Jersi hatte ihm keine Gelegenheit mehr dazu gegeben, auch eines zu finden.

Und alles - von der Zerstörung des imperialen Schiffes bis hin zum Zerplatzen des Kopfes seines Kapitäns durch einen gut gezielten Schuss aus dem Blaster - war von einer Überwachungsdrohne aufgezeichnet worden.

Nein, Jersi mochte keine Orte ohne Fluchtmöglichkeit. Jersi hielt das Gesicht im Schatten und den Kopf unten.

Als Jersi keine Antwort gab, schaute der Mann kurz auf. "Kommen wir ins Geschäft?", war seine scharfe Frage. Da drehte sich Jersi zu ihm.

"Mir behagt dieser Ort nicht, darum sag, was du zu bieten hast!"

Als Antwort schob der Mann nur mit seinem Fuß einen kleinen Behälter zu Jersi hinüber und wies mit den Augen darauf. Jersi ließ eine Weile verstreichen, bückte sich dann, öffnete den Deckel und konnte nichts anderes, als fast hilflos auf das zu starren, was in diesem einfachen Behälter war. Darum also hatten sie nach Jersi Solaris verlangt...

2.

"Das muss fort", flüsterte der Mann nun wieder, fast ungeduldig, weil keine Reaktion kam. Da schaute Jersi auf, die rechte Hand wanderte unbewusst an den linken Unterarm, wo selbst durch den Stoff des Hemdes eine kleine runde Stelle kalt und hart zu spüren war. Jersis Augen wurden noch dunkler als sie von Natur aus waren, die Stimme rauer, kälter. „Was ist damit?"

„Du erinnerst dich?"

Jersi zuckte zusammen, fuhr dann auf den Mann zu, wollte schon nach seiner Kehle greifen, hielt sich aber im letzten Augenblick zurück und wandte sich tief ausatmend wieder von ihm fort. Eine Bedienung kam, mehr gelangweilt als aufmerksam, wischte hier und da über einen Tisch, lächelte zu anzüglichen Bemerkungen der Besatzung eines Handelsschiffes, die sich an einem Tisch nahebei niedergelassen hatte, und trat dann zu Jersi. „Kaffee, extra heiß", war die Bestellung, das, was jeder zuerst verlangte, der aus der Kälte kam. Die Händler fielen in die Bestellung ein, verlangte lautstark nach Kaffee, wollten ihn extra heiß oder „angereichert", was hier wie überall in solchen Kaschemmen einem guten Schuss des örtlich stärksten Alkohols entsprach. Jersi betrachtete sie eine Weile unter dem Rand der Kapuze her, entschied dann, sie besser im Auge zu behalten. Zu viele Blicke warf der Kapitän dieser Händler zu den beiden Tischen herüber, an denen Jersi und dieser fremde Auftraggeber saßen.

„Sag deinen Auftrag", war Jersis kurzangebundene Antwort deshalb. „Meine Erinnerungen gehen dich nichts an!"

„Ein Mal auf dem Unterarm...", kam trotzdem noch einmal eine fast mahnende Stimme in Jersis Rücken.

Jersi biss die Zähne aufeinander. „Sag deinen Auftrag oder geh!"

„Du erinnerst dich an die Häuser von Arkanis."

Die Häuser von Arkanis! Allein der Name ließ eine Gänsehaut über Jersis Rücken laufen. Dass jemand davon wusste! Dass jemand sie mit Jersi in Zusammenhang brachte!

„Was soll mit ihnen sein? Es gibt sie nicht mehr!"

„Dein Vater wusste es besser!"

Jersi erstarrte. Wer war der Fremde, der von Arnur Sand wusste?

Aber als ob der Mann Jersis Gedanken lesen konnte, kam nun seine leise Antwort und er schlug einen ganz anderen Tonfall an, weicher und freundlicher.

„Er war mein Bruder:"

Jersis Kopf zuckte alte Mann hatte den Kopf gehoben und sah mit tiefgrünen Augen auf Jersi. „Erinnere dich", schienen sie zu sagen und Jersi schüttelte sich, um diesem Blick zu entgehen, spürte erst jetzt die Macht, die die ganze Zeit von diesem Alten ausgestrahlt war.

Der Fremde, der sich Arnur Sands Bruder nannte, nickte. „Du hast Talent. Arnur hat dich gut ausgebildet. Ich wünschte nur, ich könnte mehr tun. Verzeih, dass ich dich prüfte."

„Wieso sollte ich dir trauen?" Jersi blieb misstrauisch.

„Du hast ein Zeichen, eine Narbe auf deinem linken Unterarm. Arnur hat es ausgebrannt zu deinem Schutz. Aber du erinnerst dich." Der Alte ließ eine Pause, wie um Jersi Zeit für all die Erinnerungen zu geben, die Jersi lange und tief in sich begraben hatte. Dann sprach er weiter.

„Die Häuser von Arkanis mögen zerstört sein, aber ihr Erbe zu retten, ist deine Aufgabe. Du hast gesehen, was du fortbringen sollst. Es ist hier nicht mehr sicher, das Imperium hat es aufgespürt. Und auch du bist hier nicht mehr sicher. Nicht nur das ISB ist hinter dir her – und dem, was du fortbringen sollst." Plötzlich machte der Alte eine Pause und schloss kurz die Augen. Dann griff er an Jersis Schulter.

„Schnell. Es ist keine Zeit mehr!" Er blickte zu den Händlern hinüber. „Geh mit ihnen. Sie bringen dich sicher zu deinem Shuttle." Und wie zufällig erhob sich der Kapitän und befahl seinen Männern, vier Stück insgesamt, lautstark zu ihrem Schiff zurückzukehren, um die Ladung aufzunehmen.

Jersi sah sich um. Irgendetwas hatte sich verändert, eine dunklere Macht schien in den Stern zu strömen.

„Aber was ist mein Auftrag?"

„Das Ödland. Der Gürtel des Jägers. Und dann..."

„Kôr..." Jersis Stimme war fast ungläubig. Kôr war eine alte Geschichte, ein Märchen. Doch dieser Mann, Arnurs Bruder, schien daran zu glauben.

Aber bevor Jersi noch irgendeinen Einwand vorbringen konnte, waren die Händler da, griffen Jersis Arm, griffen den Behälter und verließen laut johlend den Stern, den alten Mann ohne einen weiteren Blick zurücklassend. Sie tauchten im Gewühl des vorderen Teils unter, passierten die erste Kältesperre, zogen ihre Umhänge und Mäntel fester um sich, ließen mit der zweiten Kältesperre den Lärm und den Rauch hinter sich, zogen sich die Schneebrillen vor die Augen und standen schließlich vor der Eissperre, um sie mit festem Griff zu öffnen. Doch jemand kam ihnen zuvor, drängte sich rücksichtslos hinein. Sofort machten die Händler Platz, Sturmtruppen stand niemand gern im Weg. Sie wurden genau ins Auge gefasst, hielten ihre eigenen aber gesenkt. Die Truppen – unter der Führung eines schwarz gekleideten Mannes, der genau zu wissen schien, wohin er wollte – gingen jedoch an ihnen vorbei und Jersi konnte genau hören, wie der Kapitän aufatmete. Als sie sich aber wieder zur Tür drehten, mussten sie erneut jemandem ausweichen. Ein Kopfgeldjäger stand dort und sah ihnen noch nach, als die Eissperre lange wieder ins Schloss gefallen war.

„Schnell", drängte der Kapitän Jersi, kaum, dass sie in der eisigen Luft standen. Im Laufschritt durchmaßen sie die Kälte, wie alle, die die schützenden Gebäude verlassen hatten. Den Tumult im Stern und den einzelnen Schuss aus einem Blaster bekamen sie nicht mehr mit. Nur Jersi keuchte auf, als erneut eine Änderung der Macht zu spüren war.

3.

Jersi schaute auf den Gürtel des Jägers. Ein Asteroidengürtel, wie er dichter und heimtückischer nicht sein konnte. Und doch wären einzelne Gasausbrüche und plötzlich auftauchende Gesteinsbrocken nicht die einzige Gefahr, hatten die humanoiden Händler des Zeta-0-9-Systems gewarnt, die nichthumanoiden hatten nur misstrauisch auf Jersi geblickt und sich bei den vielen Fragen abgewandt. Doch was genau diese Gefahren waren, hatte auch niemand der Humanoiden sagen wollen. Sie hatten nur mit den Achseln gezuckt, als sie gehört hatten, dass Jersi genau dort hindurch wollte.

Jetzt stand die Solaris II mit all ihren vier Kufen auf einem der ersten Brocken des Gürtels, der sich unendlich weit vor Jersis Augen auszubreiten schien. Immer wieder zuckten Blitze in nebligen Gebieten auf und stießen Asteroiden, angetrieben von plötzlichen Gasausbrüchen, in Zeitlupe aneinander. Irgendwo dahinter oder sogar mittendrin lag Kôr, wenn es denn Kôr überhaupt gab. Jersi schaute sich um zu der Wandhalterung, an der der Behälter sicher festgemacht war. Diesen Auftrag angenommen zu haben hatte nichts mit Vernunft zu tun und doch spürte Jersi immer wieder, dass es keine Alternative gegeben hatte - genauso wenig wie es jetzt eine zu dem Weg durch diesen Gürtel gab.

Aber Jersi wusste auch, wer der Solaris folgte und ihre Spur nie verloren hatte. Zu oft war der schwarz glänzende Raumjäger direkt hinter der Solaris aufgetaucht und nur schwer wieder abzuhängen gewesen. Der „Schwarze Wolf" war bekannt und gefürchtet, wenn Jersi bisher auch oftmals respektvoll und fast bewundernd den Berichten darüber zugehört hatte, wen ihr Pilot gestellt und aufgebracht hatte. Manche, auf deren Kopf ein Preis ausgesetzt war, hätte auch Jersi nur zu gern aus dem Verkehr gezogen. Doch nun war es der eigene Kopf, den sich dieser Jäger holen wollte. Jersi zog sich der Magen zusammen. Niemand wusste genaueres über diesen Kopfgeldjäger, der nur unter dem Namen seines Schiffes bekannt war, fast wie Jersi selber, das Findelkind, das Arnur Sand nach seinem Schiff, der Solaris, benannt hatte. Doch der „Wolf" hatte sich diesen Namen selbst gewählt. Es sei ein hoher Offizier des Imperiums gewesen, hieß es, ein Offizier mit einem eigenen Ehrenkodex, der beim Entern eines Schmugglerschiffes Gnade mit dem Jüngsten hatte walten lassen. Eine Gnade, die das Imperium nicht gerne gesehen und die diesen Offizier nicht nur seine Karriere gekostet, aber nichts an seiner Gefährlichkeit geändert hatte.

Jersis Blick ging wieder zu dem Behälter und blieb nachdenklich darauf haften. Wenn es stimmte, was Arnur Sand über Kôr erzählt hatte, dann war der Weg möglicherweise nicht mehr weit. Doch „Nur, wer auf die Macht vertraut, kann den Weg dorthin finden", hatte Arnur jede Geschichte über Kôr beendet. Dieser Weg aber führte durch einen Asteroidengürtel gefährlicher als ein imperiales Minenfeld. Jersi seufzte. Bis hierher war der Schwarze Wolf der Solaris gefolgt, aber vielleicht folgte ihr Pilot seinem Verstand mehr als Jersi es tat und würde dieses Risiko nicht eingehen. Vielleicht war dies die Möglichkeit, den hartnäckigen Verfolger abzuschütteln. Jersis Hand fuhr über das Display und leise lösten sich die Kufen vom Stein. Die Solaris II steuerte direkt in den Gürtel hinein, eine deutliche Spur aus metallenen Partikelteilen und losgelösten Gesteinsbrocken hinterlassend.

Sensoren tasteten das Ödland ab, fanden den Gürtel des Jägers, fanden diese Partikel, die dort nicht hingehörten, und bissen sich an der Spur der Solaris fest.

4.

Der Asteroidengürtel schien anfangs leichter zu bewältigen zu sein als gedacht. Große Brocken waren es, leicht zu umfliegen und gemächlich dahinschwebend. Jersis Aufmerksamkeit begann bereits abzudriften, als ein erstes kleines „Klong" ertönte, dem ein anderes folgte, dann noch eins und noch eins bis die Treffer sich zu einem Stakkato steigerten. Eine erste Warnlampe begann in einem stetigen Rhythmus zu blinken. Jersi war nun hellwach, zog das Shuttle hoch, bis die Geräusche verklangen. Jersi hatte dies nicht kommen sehen und auch die Instrumente hatten keine Warnung abgegeben. Ein Staubschauer, der nicht mehr als Kratzer auf der Außenhülle hinterlassen haben mochte, aber wo ein Staubschauer war, waren auch andere Brocken, die – trafen sie mit ähnlicher Geschwindigkeit auf die Solaris – durchaus schwerwiegenden Schaden anrichteten konnten. Jersi zog das Shuttle in den Schatten eines der größeren Brocken, griff dann nach der Schutzausrüstung – einer mit festen Platten besetzten eng anliegenden langen Jacke – und setzte den Helm auf, der am hohen Kragen der Jacke festgemacht wurde. Ein kleiner spitzer Stein mit hoher Geschwindigkeit mochte ausreichen, das Schutzgitter, das Jersi jetzt vor dem Fenster der Pilotenkanzel herabließ, zu durchbrechen. Es war dumm gewesen, schalt sich Jersi nun selber, diese Vorkehrungen nicht schon von Beginn an getroffen zu haben. Und noch eine Vorsichtsmaßnahme ergriff Jersi – ein Scanner vollführte jetzt einen nahen Rundumscan, der alle Steine jenseits von Staub in verschiedenen Farben anzeigte, wovon rot für die vom Computer als gefährlich eingestuften vorbehalten war, dann einen weiten Scan, der nur die größeren Objekte zeigte. Eine weitere Kombination huschender Finger auf dem Display starteten ein weiteres Programm – das des Abgleichs von Formen. „Gefunden", sagte eine weiche Stimme und Jersi schloss die Augen. Der Wolf war dort, blieb seiner Beute auf den Fersen.

Ein mächtiger Schlag erschütterte das Shuttle, so dass sich die Solaris gefährlich zur Seite neigte, Warnlampen blinkten auf und Jersi wurde vom Pilotensessel geschleudert. `Der Wolf!´, war das erste, woran Jersi denken konnte und tastete automatisch nach dem Blaster, ließ ihn aber im Gürtel stecken. Der Schwarze Wolf hatte Waffen, gegen die sich ein Blaster wie ein Spielzeug ausnahm. Jersi zog sich in den Sessel und fuhr mit den Händen über Displays und Knöpfe, suchte nach dem Wolf und fand ihn. Dort, oben auf einem großen Gesteinsbrocken, wartete er und schien seine Beute aus kleinen hellen Augen zu fixieren. Natürlich, dachte Jersi, er will seine Beute an einem Stück!

Doch dann traf ein erneuter Schlag die Solaris und Metall knirschte gefährlich. Jersi starrte auf den Schwarzen Wolf, der sich weder gerührt, noch einen Energiestoß abgefeuert hatte. Was war das? Jersi blinzelte. Ein großes braunes Wesen zog vor dem Fenster der Kanzel vorbei. Der Kopf länglich und voller Schuppen und kleiner Hörner, der Blick aus den gelb leuchtenden Augen grell und schmerzhaft, ein leicht geöffneter Mund voll spitz zulaufender Zähne, die gleich in mehreren Reihen hintereinander standen. Der Körper wie der einer Schlange oder eines Wurmes, mit harter, schuppiger Haut, lang und braun. Jersi hielt den Atem an. Wieder traf ein Schlag das Schiff, rollte es diesmal einmal herum. Die Stimme begann erneut zu sprechen und wiederholte immer wieder die gleichen Worte. „Vorsicht! Überlastung! Vorsicht! Überlastung!"

Mühsam zog sich Jersi an dem Sessel hoch und hielt sich mit zitternden Händen fest. Das dort draußen war keine alte Geschichte und kein Märchen! Das dort draußen war ein Sternendrache aus den Erzählungen Arnurs. Wieder kam das große wurmartige Tier und breitete weit knochige Flügel aus. Wieder traf ein Schlag die Solaris II. Immer noch sprach die weiche Stimme: „Vorsicht! Überlastung! Vorsicht! Überlastung!" Jersi übersah schnell die blinkenden Warnlampen und schluckte dann schwer. Ein Riss in der Außenhülle. Eine offene Leitung im Antrieb. Eine drohende Explosion.

Die Solaris war verloren.

Wieder zeigte ein Blick aus dem Fenster den Drachen, der wendete und erneut auf das Shuttle zuhielt. Was nur genau hatte Arnur über diese Wesen gesagt? Sie seien im Raum zuhause? Sie tauchten durch das Nichts wie ein Wal durch das Meer? Nicht dass Jersi als Kind verstanden hätte, was denn ein Wal sei oder das Meer und so war ein Sternendrache ein Wunder und ein mythische Wesen geblieben. Dass es echt war, das hatte Jersi sich nie vorgestellt.

Noch ein Schlag mit dem Schwanz gegen das Shuttle, noch mehr Warnlampen, noch eindringlichere Warnungen des Bordcomputers. Der Drache war auf dem Weg zur nächsten Kehrtwendung, ein Weg, der Jersi einige Sekunden Zeit geben würde. Sich den Behälter greifen und an sich festzurren, sich in den Sessel werfen und mit fliegenden Fingern festschnallen verbrauchte den halben Weg des Drachen.

Jeris Finger schwebte nur kurz über dem Knopf, der den Schleudersitz hoch in die dünne Luft dieses kleinen Asteroiden katapultiert hätte. Höher als 50m reichte die Atmosphäre nach den Sensoren der Solaris II nicht – und genau deshalb kam dieser Ausstieg nicht in Frage. Die sensiblen Sensoren des Behälters wären zu sehr gefährdet. `Also wieder nur der Weg nach unten´, verzog Jersi in der Erinnerung an die andere Solaris das Gesicht, dann fand der Finger den Knopf.

Zischend entwich die Luft, geräuschlos öffnete sich der Boden unter dem Sitz und Jersi – den Behälter fest in den Armen bergend – stürzte bei einem weiteren Schlag gegen die Solaris ins Nichts.

Der Weg nach unten endete auf hartem Stein.

5.

Das führerlose Shuttle begann sich langsam um sich selbst zu drehen, dann schoss eine Flamme empor und noch bevor der Drache zu einem neuen Schlag mit seinem kräftigen Schwanz ausholen konnte, neigte es sich zur Seite und stürzte unkontrolliert und einen Funkenschauer hinter sich herziehend auf den kleinen Asteroiden, wo es zerbarst. Der Sternendrache schnappte danach, doch stieg ihm eine Stichflamme direkt in die Augen und mit einem seltsamen lauten Schrei drehte er ab, schraubte sich in die Höhe und verschwand zwischen den Gesteinsbrocken.

Der Schwarze Wolf aber hatte sich nicht gerührt, hatte nur mit seinen hellen Lichtern die Szene beleuchtet und abgewartet. Nun jedoch hob er sich aus seiner Lauerstellung, schwebte dann langsam den Boden mit Scheinwerfern absuchend herab und landete nicht weit von den Trümmern des Shuttles. Eine Luke öffnete sich und der Pilot sprang heraus. Ein Kopfgeldjäger in seiner schwarzen Rüstung, den Blaster lässig auf seinem rechten Unterarm liegend.

Zwischen all den Trümmern lag Jersi. Der Sturz hatte den Pilotensitz zerstört, die Gurte zerfetzt. Der Behälter hing gefährlich auf einer Bruchkante des Asteroiden, hinter der es weit hinab in eine tiefe Höhle ging. Jersi stöhnte. Der Helm war gesplittert und warmes Blut lief aus Jersis Hals, jeder Herzschlag brachte mehr Tropfen hervor. Die festen Platten der Pilotenjacke waren verbogen und engten den Brustraum ein, ein Bein lag halb verdreht unter dem anderen. Benommen registrierte Jersi diesen Zustand als ob es nicht der eigene wäre. Das Atmen schwer, der Brustkorb gequetscht, die Beine gefühllos, die Halsschlagader verletzt. Röchelnd sog Jersi die Luft ein und wusste doch, dass es zu wenig war, zu sehr drückten Jacke und Rippen den Brustkorb zusammen und die Arme wollten sich nicht bewegen, um die Schnallen zu öffnen und das Atmen leichter zu machen. Und dann war da der Helm. Nur zu genau spürte Jersi, wo der Splitter sich gelöst und in den Hals gefahren war. Ohne Luft, ohne die Kraft, sich zu bewegen, würde weiterhin mit jedem Herzschlag das Leben verrinnen. Jersi holte noch einmal tief Luft, verbannte den Schmerz und konzentrierte sich. Was hatte Arnur Sand gelehrt? „Die Macht umgibt uns. Du kannst sie nutzen. Gib ihr nur einen kleinen Stoß in die richtige Richtung." Jersi versuchte es, schloss die Augen, dachte an die Schnallen, die die Jacke hielten, dachte an die verbogenen Platten, dachte sich den Druck fort.

Die T-förmigen Sehschlitze des Helmes waren auf Jersi gerichtet, bewerteten den Zustand, dann trat der Kopfgeldjäger heran und sah auf Jersi herab. Die Mündung des Blasters berührte fast den Brustkorb, hob sich dann ein Stück und ruhte am zerborstenen Helm, schob den Kopf ein wenig zur Seite, um einen besseren Blick auf das Blut zu erlauben, das sich langsam aber stetig auf dem Boden neben Jersis Kopf sammelte. Der Kopfgeldjäger nahm ruhig den Finger vom Abzug und zuckte mit den Achseln, sah dann suchend um sich, stieg über Jersi und ging langsam auf den Behälter zu. In diesem Moment sprangen die Schnallen klickend auf und mit einem tiefen Atemzug sog Jersi dünne Luft ein. Der Wolf drehte sich kurz zu Jersi um. „Ah, talentiert", murmelte er und „Eine Verschwendung." Dann ging der Jäger weiter auf den Behälter zu, starrte kurz darauf, drehte ihn mit dem Blaster in die richtige Lage und schob die Mündung unter den aufgesprungenen Verschluss. Langsam hob er so den Deckel, sank dann mit einem schnellen Blick zu Jersi in die Knie und überprüfte die sensiblen Sensoren und die sensible Elektronik, betätigte mit schnellen Bewegungen einige Schalter, schloss dann den Deckel vorsichtig wieder und hob den Behälter behutsam an, stellte ihn an einer sicheren Stelle ab.

Langsam trat er wieder zu Jersi, zog erneut den Helm zu sich herum, als ob er durch das dunkle und gesplitterte Glas direkt in Jersis Augen sehen wollte. Für einen Moment horchte der Kopfgeldjäger, dann klang seine Stimme kalt aus dem Lautsprecher an seinem Kinn.

„Warum?"

Jersi verstand sofort, was der Wolf meinte, versuchte den Kopf zu dem Behälter zu drehen, hielt aber sofort wieder inne, als sich der Splitter tiefer in den Hals zu bohren drohte. Das Sprechen fiel schwer und mehrmals setzte Jersi dazu an, aber es verging einige Zeit, bis es gelang. „Du hast es gesehen", lachte Jersi fast und konnte nur schlecht ein gefährliches Husten unterdrücken. Beide schwiegen, dann beugte sich der Kopfgeldjäger plötzlich zu Jersi herab, legte den Blaster fort und seine Hände an den Helm.

„Nein", kam Jersis Stimme heiser, aber der Wolf kümmerte sich nicht darum, sondern kniete sich mit einem Bein leicht auf Jersi, untersuchte den Helm genauer, drehte ihn vorsichtig, hatte dann eine Hälfte davon in der Hand, warf sie fort und zog langsam den Splitter aus Jersis Hals. Ein Schwall von Blut folgte. Jersi bäumte sich vergeblich auf, wehrte sich vergeblich gegen den Wolf, dessen Gewicht Jersi am Boden hielt. „Mörder!", kam der Vorwurf heiser und krächzend. Und dann „Laß es leben!"

„Sei nicht dumm", war nur die Antwort des Wolfes, dessen Hand jetzt an Jersis Hals lag und die Schlagader abdrückte. Ein paar routinierte Bewegungen und die Blutung stoppte. Erst jetzt nahm der Kopfgeldjäger sein Knie von Jersis Brustkorb und betrachtete das Gesicht seines Gegners genauer. Jersi stöhnte vor Schmerz, rang erneut nach Luft, die Lider flatterten.

„Und jetzt zu den Rippen", war der einzige Kommentar des Wolfes, dessen Hände unter die Jacke fuhren und über Jersis Körper tasteten. Dann hielt der Kopfgeldjäger plötzlich inne und zog langsam seine Hände zurück.

„Du bist eine Frau!" Die Stimme war mehr interessiert als erstaunt.

Jersi hörte es nicht mehr. Sie war bewusstlos.

6.

Das Knistern eines Feuers weckte Jersi, doch hielt sie noch die Augen geschlossen und prüfte nur, wo sie war. Der Boden unter ihr, der hinter ihrem Rücken war harter Stein, der Geruch in der Luft war der von Stein, das Echo des Feuers war das von einer steinernen Wand. Die Rippen schmerzten, doch hatte jemand einen festen Verband um ihren Oberkörper geschlungen und auch ihr Hals war verbunden. Da war jemand am Feuer bei ihr, interessanterweise konnte sie ihn schwach als eine kleine Flamme wahrnehmen. Fast runzelte sie die Stirn. Ein Kopfgeldjäger mit Verbindung zur Macht – aber zu welcher Seite? Sie schob diese Gedanken zur Seite und konzentrierte sich auf die andere Flamme. Ja, da war sie.

Jetzt erst öffnete sie die Augen.

Ihr gegenüber in der Höhle saß der Kopfgeldjäger, saß der Wolf. Rüstung und Helm verbargen seine Gestalt, der Blaster ruhte wieder in der Beuge seines rechten Armes. Der Visor war auf Jersi gerichtet, die nur darauf starrte, unfähig zu erkennen, ob dahinter Augen waren oder nicht. Dann glitt ihr Blick weiter und sie fand den Behälter und Erleichterung überkam sie. Jemand hatte ihn sorgfältig und sicher aufgestellt, kein Warnlicht blinkte, aber auch ohne diese äußeren Zeichen wusste Jersi, dass alles in Ordnung war. Erleichtert schloss sie kurz die Augen, sah dann wieder auf den Kopfgeldjäger.

„Warum?", war jetzt sie es, die fragte.

Der Wolf legte den Blaster fort und beugte sich in Jersis Richtung. Deutlich konnte sie nun Augen hinter dem Visor wahrnehmen und einen schweren Atem hören. Auch er schien genau zu wissen, wonach Jersi fragte, doch antwortete er ihr nicht, schob diese Frage beiseite, als ob sie unnötig wäre, stellte seinerseits eine Frage.

„Was hast du mit den Jedi zu schaffen?"

Jersi hielt kurz den Atem an, dass ihr Blick zu dem Behälter schnellte, konnte sie nicht verhindern. Der Kopfgeldjäger war ihrem Blick gefolgt und nickte kurz.

„Nun?"

„Es gibt keine Jedi mehr."

„Nein?", spottete der Kopfgeldjäger und griff nach Jersis Arm, zog sie hart ein Stück zu sich herüber. „Und was ist das?" Damit schob er den Ärmel an ihrem linken Unterarm ein Stück hoch und legte seine behandschuhte Hand auf eine kleine runde Stelle. Jersi hielt den Atem an. Was wusste der Wolf?

„Es gibt keine Jedi mehr", wiederholte sie trotzdem und versuchte, ruhig und bestimmt zu klingen.

Der Wolf ließ Jersis Arm los und setzte sich wieder zurück.

„Stimmt," spottete er erneut und lachte. „Keine Ausgebildeten, dafür wurde gesorgt." Jersi zuckte zusammen und ihr Magen wollte rebellieren. Doch sie zwang sich zur Ruhe. War ihr Gegenüber ein Schüler der Sith?

„Warum leben wir?", nahm sie ihre erste Frage wieder auf, während ihre Gedanken fieberhaft nach einer Möglichkeit suchten, den Kopfgeldjäger zu überwältigen. Sie brauchte sein Schiff.

Der Wolf legte den Kopf leicht zur Seite, als würde er Jersi genau mustern und auch zu überlegen, was er antworten sollte.

„Du meinst, warum ich meinen Auftrag nicht ausführe?"

Jersi schluckte, gab aber keine Antwort.

Wieder schien ihr Gegenüber zu überlegen, bevor er antwortete. „Nenn es Neugier. Ich war gespannt darauf, wer ein solches Kopfgeld wert war und warum es so dringlich wurde." Wieder schien es, als würde er Jersi neugierig mustern und seine Worte genau abzuwägen. „Ich kannte Zadan Wernor. Er bekam das, was er verdiente."

Jersi runzelte die Stirn. Zadan Wernor – war das der Name des imperialen Kapitäns, den sie getötet hatte?

„Ja", kam die Antwort des Jägers, als ob er ihre Gedanken gelesen hätte. Jersi starrte ihn an, er hatte sich gerade verraten.

„Die Macht ist mit dir", stellte sie dann fest.

Zischend stieß der Wolf vor und setzte den Blaster auf Jersis Brust. „Nein!", leugnete er, was Jersi erkannt hatte. „Sprich nicht davon!"

Für eine Weile herrschte Schweigen.

„Wo wolltest du hin durch diesen..." Der Kopfgeldjäger sprach nicht weiter, deutete nur mit einer Kopfbewegung an, dass er den Asteroidengürtel um sie herum meinte. Doch Jersi schwieg. Dieses Geheimnis würde sie nicht preisgeben.

Ihr Gegner wartete einen Moment, legte von den brennbaren Steinen, die diese Höhle fühlten, nach und richtete dann den Blaster betont langsam auf Jersi. „Ich könnte euch hier lassen", zeigte er mit dem Kopf auf den Behälter, an dem ein grünes Licht beruhigend blinkte.

Jersi kniff die Augen zusammen. „Dafür hast du dir die Mühe gemacht, unsere Leben zu retten?"

Für einen Moment herrschte Schweigen, dann lachte der Kopfgeldjäger. „Dich zu töten wäre wirklich eine Vergeudung. Genauso wie ein Leben als kleiner Schmuggler."

„Was interessiert dich das? Auf meinen Kopf ist ein Preis ausgesetzt."

„Und ein guter dazu."

„Und auf das andere?"

Jetzt schwieg der Kopfgeldjäger lange, hielt den Visor direkt auf Jersi gerichtet, dann schien er einen Entschluss gefasst zu haben.

„Ich töte keine Kinder", wies er mit dem Kopf auf den Behälter, in dem in einer kühlen Nährlösung ein Baby schlief. Damit fasste er an seinen Helm und zog ihn ab. Jersi hielt verblüfft den Atem an.

„Du bist eine Frau!"

7.

Die Kopfgeldjägerin quittierte diese Feststellung nur mit einem kühlen und abschätzenden Blick, legte dann erneut Brennsteine nach und öffnete eine kleine Tasche an der Rüstung. Jersi beobachte, wie sie zwei Fleischspieße auspackte und in die Flammen legte. Intensiv schaute Jersi darauf, aber bevor der Plan in ihrem Kopf ausreifen konnte, machte ihn die Jägerin zunichte. „Denk nicht einmal daran", sprach sie, ohne aufzuschauen und drehte die Spieße leicht in den Flammen hin und her. „Du wirst hier ohne mich nicht fortkommen." Dann erst schaute die Kopfgeldjägerin auf und musterte ihre Gefangene. „Du denkst daran, aufzuspringen und mir einen Spieß durch den Körper zu rammen. Was glaubst du, warum du ohne Fesseln bist?" Die Stimme war immer noch kalt und ruhig, klang aber nun eher amüsiert als sachlich und die Augen beobachteten Jersi genau. Jersi zuckte zusammen und starrte zurück. Erst langsam sickerte in ihr Bewusstsein, dass sie ihre Beine immer noch nicht fühlen konnte. Behutsam konzentrierte sie sich auf ihren Körper, lenkte alle Energie, die sie sammeln und beherrschen konnte, nach innen. Und dann fand sie in – den kleinen Punkt tief an ihrem Rücken.

„Nun, gefunden?", war da wieder die Stimme, immer noch leicht amüsiert.

Ein Zittern lief durch Jersi und fast hätte sie sich vor Übelkeit übergeben. Die Jägerin hatte Recht – sie würde nicht aufspringen können, um ihr einen Spieß in den Leib zu stoßen. Ihre Beine waren gelähmt.

„So, wo diese Angelegenheit geklärt wäre, solltest du etwas essen." Damit reichte die Wölfin ihr einen der Spieße hin, doch Jersi schüttelte nur müde den Kopf.

„Ich esse kein Fleisch."

„Ah ja, ich vergaß", spottete die Jägerin wieder. „Arkanis!" Dann zuckte sie mit den Achseln. „Wie du willst, dann bleibst du hungrig."

Jersi sah zu, wie die Wölfin beide Spieße in aller Ruhe verzehrte, während ihre eigenen Gedanken einander jagten. Sie brauchte Hilfe, sie brauchte sogar schnelle Hilfe, wollte sie ihre Beine wieder bewegen können. Für die Heilung gab es ein schmales Zeitfenster von mehreren Stunden und wie viel davon schon vergangen war, wusste sie nicht. Auch nicht, ob der Schwarze Wolf die nötigen medizinischen Geräte besaß. Die Kopfgeldjägerin hatte zwar ihr Leben gerettet und das des Kindes, doch würde sie kaum auf den Preis verzichten wollen. Und dass es dabei weniger um ihren eigenen Kopf als um den Wert des Kindes ging, darüber war sich Jersi nur zu sicher. Auch wenn die Jägerin den Auftrag gehabt zu haben schien, beide einfach zu vernichten, so hatte sie doch erkannt, was Jersi da schmuggelte. Was die Sith für dieses Kind zahlen würden, mochte astronomisch sein.

Inzwischen war die Jägerin fertig, streckte sich und fand wieder Zeit für Jersi, aber bevor sie etwas sagen konnte, donnerte etwas gegen die Decke der Höhle. Überrascht blickte Jersi auf, nur die Jägerin zuckte nicht einmal. „Das Untier", bemerkte sie nur trocken, Jersi genau beobachtend. „Der Sternendrache", entfuhr dieser.

„Auch nur ein Märchen?" Wieder war da dieser spottende Unterton und wieder fragte sich Jersi, was diese Wölfin von Arkanis und den Jedihäusern von Arkanis wusste. Doch sie schwieg und ließ sich keine Antwort entlocken.

Die Jägerin warf ihre leeren Spieße achtlos zur Seite, stand auf und reckte sich, ihre langen blonden Haare waren fast achtlos zu einem Zopf geflochten, der unter der Rüstung verschwand.

„Aber wie immer du es auch nennen willst, es hält uns hier gefangen. Es wird Zeit, es zu erlegen." Ein kalter Blick streifte Jersi. „Oder willst du warten?"

Jersis Magen zog sich unter dem Blick und den Worten zusammen. Diese Kopfgeldjägerin spielte mit ihr, wusste nur zu genau, dass die Zeit für Jersi verstrich.

„Was willst du?", stieß sie schließlich hervor.

Die Wölfin lächelte. „Ich sehe, langsam verstehen wir uns besser. Ich will Antworten."

Jersi starrte ihre Gegnerin an, doch verriet ihr keine Regung in deren Miene, was die Absichten der Kopfgeldjägerin sein mochten. Ginge es ihr nur um das Kopfgeld, so hatte sie Antworten genug. Was interessierte sie Jersi und was interessierten sie die Häuser von Arkanis? Welche Pläne der Sith standen möglicherweise dahinter? Das einzige, was für Jersi sicher war, war die Macht, die sie als kleine Flamme in der Jägerin spüren konnte. Wusste diese es? Und warum lehnte sie die Jedi ab?

Jersi beschloss, auf das Spiel einzugehen.

„Was nutzen dir die Antworten?"

Nun war zum ersten mal Bewegung in der Miene der Jägerin zu entdecken. Überraschung. Sie trat zu Jersi und hockte sich vor sie, deren Gesicht genau musternd. „Du spielst ein gefährliches Spiel, Schmugglerin, Arkaniserin. Bist du nicht zu jung dafür?"

„Was hätte ich zu verlieren?"

„So wenig ist dir dein Leben wert?"

Jersi stieß heftig die Luft aus, was sie vor Schmerz zusammenzucken ließ.

„Was bietest du?"

Die Wölfin starrte in Jersis Augen, bis diese schließlich zur Seite blickte. Ihre Gegnerin lächelte.

„Vielleicht ist da medizinische Versorgung in meinem Schiff. Vielleicht wird da eine Möglichkeit zur Flucht sein", spielte sie mit Jersis Hoffnungen. Doch diese blieb stur.

„Was hättest du zu verlieren, meine Fragen zu beantworten?"

Die Jägerin musterte Jersi, fasste an ihr Kinn und besah sich den Verband am Hals. Er war leicht blutig. „Auch das muss wieder versorgt werden. Du sprichst zu viel. Du solltest dich auf Antworten beschränken." Dann schüttelte sie wie resignierend den Kopf. „Ich verstehe euch Jedi nicht. Auch wenn ihr kaum ausgebildet seid, scheint euch euer eigenes Leben weniger zu interessieren als das anderer, als eure Geheimnisse. Willst du wirklich für deinen Auftrag sterben? Das Kind und seine Macht den Sith überlassen?"

Jersi schluckte. Sie hatte so wenig in dieser Verhandlung zu bieten. Doch dann sprach die Wölfin weiter.

„Die Macht ist stark in den Kindern von Arkanis. Deshalb sehen die Sith sie als Gefahr, wo sie sie nicht früh genug selber erziehen können."

„Die Sith haben Arkanis vernichtet!", stieß nun Jersi hervor und ihre frühesten Erinnerungen an Schüsse, Schreie und Blut überrollten sie.

„Und was tat ein Schüler der Jedi?", heftig riss die Wölfin Jersis Gesicht wieder zu sich empor, so dass Jersi laut aufstöhnte. „Es war ein Jedi, der die Massaker begann!"

Jersi schloss die Augen. Sie wusste jetzt, was die Wölfin bewegte.

„Dein Bruder starb dort!"

8.

Lange Zeit herrschte Schweigen zwischen den beiden Frauen, der Kopfgeldjägerin und der Schmugglerin.

„Die Jedi sind machtlos, sie verlangen zu viel von ihren Schülern. Wir wissen, wie es geendet hat." Die Stimme der Jägerin war wieder sachlich und kühl. Doch gerade deswegen begehrte Jersi auf.

„Es war Egoismus, es war die dunkle Seite, dem dieser Jedi nachgegeben hat. Es ist die dunkle Seite, die Tod und Verderben bringt!"

„Hat dich das dein arkanisischer Ziehvater gelernt? Er starb und du hast getötet, vergiss das nicht."

Jersi schaute zu Boden, ihre Gefühle verbergend.

„Dieses Kind soll besser ausgebildet werden", murmelte sie dann, bevor sie nachdenken konnte, bevor ihr bewusst werden konnte, was sie damit verriet.

„Ah", lächelte die Wölfin jetzt. „Ich bekomme meine Antworten."

Wieder donnerte etwas gegen die Decke ihrer Zuflucht und die Wölfin schien einen Entschluss gefasst zu haben.

„Ich denke, es ist Zeit, zu gehen. Ich denke, es ist Zeit, diesen Drachen zu töten."

Damit zog sie Jersi auf und stützte sie mit ihrer Schulter, ließ das Feuer achtlos brennen und ging zum Ausgang der Höhle, wo sie Jersi erst einmal wieder zu Boden gleiten ließ. Auf einer Anhöhe ihnen gegenüber stand der Schwarze Wolf, doch zwischen ihnen drehte der Sternendrache seine Kreise. Jersi kniff die Lippen zusammen und ballte die Fäuste. Sie war dieser Kopfgeldjägerin hilflos ausgeliefert.

„Schau", wies diese nun auf ihr Schiff. „Da ist Hilfe für dich. Wenn nur der Drache nicht wäre. Er ist hungrig, denke ich. Und er weiß, wo er Futter finden kann. Er wird nicht gehen, bis er es gefunden hat." Dann schaute sie auf Jersi, den Blick voller Spott. „Ob ihm wohl Jedifleisch behagen würde?"

„Nein!" schrie Jersi nun fast und versuchte, sich mit den Armen von der Kopfgeldjägerin fortzuziehen. Doch diese sah den Bemühungen nur interessiert zu. „Du solltest deine Chancen erkennen und nutzen. Ist das nicht eine Ironie des Schicksals? Du kannst eine Kopfgeldjägerin retten – und dazu dich und das Kind. Lock mir nur den Drachen für einen sicheren Schuss heran!"

Ungläubig starrte Jersi auf die Wölfin, die ihren Blaster kurz gehoben hatte. An der Energieanzeige leuchtete ein oranges Licht. Die Energie ging zur Neige. Auch für die Wölfin lief also Zeit ab. Jersi schluckte.

„Was ist dein Plan?"

„Endlich nimmst du Vernunft an. Siehst du dort den Felsen? Bei der nächsten Kurve des Untiers lege ich dich dort ab. Du solltest es auf dich aufmerksam machen, wenn er direkt über dem Schiff ist, dann wird er geradezu auf dich und damit auf den Eingang der Höhle zufliegen. Ich werde hier ein wenig höher klettern. Dann habe ich seinen Kopf direkt vor mir."

Immer noch starrte Jersi auf die Wölfin. „Du bist verrückt", flüsterte sie, doch da drehte der Drache schon ab und wieder nahm die Jägerin Jersi hoch und schleppte sie mit, legte sie an dem Felsen ab und sprang zurück, um neben dem Höhleneingang in die Höhe zu klettern.

Jersi schaute zu ihr und drückte sich mit dem Rücken tief in den Schatten des Felsens. Der Drache kam heran, doch Jersi konnte nur flüsternd die Lippen bewegen, darum bitten, nicht entdeckt zu werden. Die Wölfin hob den Blaster und senkte ihn wieder, als der Drache wieder abstrich, ohne sie zu entdecken.

„Du hältst dich besser an unseren Plan – oder ich werde dem Drachen winken", rief sie leise zu Jersi herüber.

„Dann tu es doch." Jersis Stimme war voller Wut.

„Angst, Wut, Hass", seufzte die Kopfgeldjägerin. „Davon sollte sich kein Jedi leiten lassen. Lock ihn hier herüber, gib mir ein sicheres Schussfeld. Oder wir werden alle sterben!"

Immer noch starrte Jersi auf die Wölfin, wohl wissend, dass diese Recht hatte. Es gab wahrscheinlich nur noch einen Schuss aus dem Blaster – und der musste gut und sicher gezielt sein. Vorsichtig drehte sie nun ihren Kopf in Richtung des Drachen. Da kam er wieder an, kreiste um den Schwarzen Wolf und dann drückte sich Jersi hoch, winkte und rief.

Der Drache ruckte den Kopf herum, fand sie mit seinen kleine Augen und schlug mit den Flügeln. Größer und größer wurde er, fand seine Höhe, aus der er direkt auf Jersi herabstoßen würde, die sich nun wieder fest an den Fels drückte. Warum schoss die Wölfin nicht endlich?

Der Drache faltete seine Flügel zusammen, um hinabzustoßen. Doch dann war ein anderes Geräusch in der Luft und mit einem unschönen Geräusch zerplatzte der Kopf des Drachen.

9.

Die Wölfin sah dem Sturz des Drachens zu, sah, wie sich Jersi fest an den Felsen drückte, den Kopf mit den Händen schützend, als das Tier herabkam. Mit dem Rücken schlug es auf dem Felsen auf, sank dann langsam daran herunter. Die Jägerin krauste die Stirn und für einen winzigen Augenblick huschte so etwas wie Sorge über ihr Gesicht. Dann sprang sie behände auf den Boden und ging zielstrebig zu dem toten Tier, das um den Felsen herumgeschlungen lag. Ihre Augen suchten, dann fanden sie und die Jägerin beugte sich tief hinab, um nach einem Arm zu greifen. Doch bevor sie sich versah, hatte sich dieser um ihren Hals geschlungen und ein Kopf hob sich hinter dem Kadaver hoch.

„Angst, Wut, Hass – davon darf sich kein Jedi leiten lassen. Aber ich bin kein Jedi!" Jersis Stimme klang wütend und sie zischte diese Worte direkt in das Gesicht der Kopfgeldjägerin. Die zuckte zurück, befreite sich mit einem kurzen Schlag ihrer Hand, so dass Jersis Kopf gegen den Felsen prallte. Heftig atmend sahen sich beide an, dann drehte sich die Jägerin abrupt um, ließ den Blaster fallen und ging zur Höhle zurück. Jersi starrte ihr nach, sah dann auf den Blaster, der knapp außerhalb ihrer Reichweite lag. Das Licht leuchtete rot, die Waffe war nutzlos geworden. Jersi kniff die Lippen zusammen. Auch wenn die Wut auf diese Kopfgeldjägerin sie übermannt hatte, so wusste sie doch, dass sie auf sie angewiesen war. Eine Gelegenheit zur Flucht mochte sich auf dem langen Rückweg ergeben, wenn sie geheilt war.

Die Wölfin tauchte wieder im Höhleneingang auf,den Behälter in der Hand. Dann ließ ein Geräusch beide Frauen ihre Köpfe nach oben reißen. Mit kräftigem Flügelschlag war dort ein anderer Drache über ihnen und er hielt genau auf den Höhleneingang zu.

Vergeblich tastete die Jägerin an ihrer Rüstung nach dem Blaster, vergeblich sah sie sich nach einer Deckung um. Der Drache hielt weiter auf sie zu.

Jersi erstarrte. Diese Kopfgeldjägerin war ihre Chance auf Heilung, diese Kopfgeldjägerin trug den Behälter mit dem letzten Kind von Arkanis. Es gab nur eines, was sie tun konnte. Jersi richtete sich hinter dem toten Drachen auf und winkte, aber der Drache hielt seine Augen weiterhin fest auf die Kopfgeldjägerin gerichtet, die sich nun schützend über den Behälter mit dem schlafenden Kind warf, während der Drache sich in die Luft schraubte, um sich dann direkt auf sein Opfer fallen zu lassen. Hilflos schrie und rief Jersi, dann sah sie aus den Augenwinkel, wie ein rotes Licht blinkte, sich dann in Orange verwandelte. Verzweifelt rief Jersi weiter, winkte mit dem einen Arm, während sie sich mit dem anderen in Richtung Blaster zog und die Fingerspitzen danach ausstreckte, doch immer wieder rutschte sie an dem glatten Griff der Waffe ab. Immerhin hatte sie mit einer Sache Erfolg. Da die Wölfin still auf dem Boden lag, wurde der Drache schließlich doch von dem Rufen und Winken angezogen, brachte sich wieder in Fluglage und strich zu dem Felsen hinüber, mit den kleinen gelben Augen nach neuer Beute suchend.

„Komm zu mir, du Miststück", schrie Jersi den Drachen wütend an, streckte ihren Arm weiter aus und konnte die Waffe ein kleines Stück bewegen, bevor sie wieder abrutschte. Der Drache kam näher. An der Höhle sprang die Kopfgeldjägerin mit dem Behälter im Arm auf und sprintete los in Richtung Raumschiff. Der Drache sah es nicht, zu sehr war er auf seine neue Beute fixiert und schraubte sich erneut in die Höhe. Jersi bemerkte es mit Erleichterung. Hierin traute sie der Wölfin, dass sie das Leben des Kindes retten würde. Als ihre Finger wieder am Griff abrutschten, zog Jersi tief ausatmend die Hand zurück. Es war sinnlos. Sie schaute in die Höhe, gleich würde sich der Drache auf sie stürzen. Da schloss sie die Augen, hielt die geöffnete Hand in Richtung des Blasters und ließ alle Energie hineinfahren. Die Waffe zitterte kurz, schnellte dann hoch und flog auf Jersi zu. In dem Moment, in der sie ihre Hand berührte, öffnete Jersi ihre Augen wieder und sah direkt in die des Drachen über ihr. Mit ihrem Aufschrei kam der Energiestoß. Der Kopf des Drachen ruckte zurück, das Tier geriet ins Schlingern und Taumeln, dann krachte auch es neben dem Felsen zu Boden.

10.

Jersi lag lauthals lachend am Boden. Sie lachte immer noch, als die Kopfgeldjägerin sie in ihr Schiff schleppte und sie in den zweiten Pilotensessel warf, um dann mit konzentriertem Gesicht einen Wandschrank zu öffnen. Als Jersi sah, was die Jägerin schließlich in den Händen hielt, verstummte ihr Lachen und sie stöhnte unwillkürlich auf. Die Wölfin warf ihr einen Blick zu, der nicht verriet, was sie dachte oder wollte.

„Bactalösung", erklärte sie ruhig, kniff dann die Lippen zusammen und drehte Jersi auf den Bauch. „Entspann dich", war ihre nächste Anweisung und als sie Jersis blutdurchtränktes Hemd gehoben hatte, fuhr eine lange Nadel tief in ihren Rücken. Jersis Hände verkrampften sich an den Seitenlehnen des Sitzes, ihr schmerzhaftes Aufstöhnen verklang im gepolsterten Sitz.

„Du musst jetzt ruhen. In ein paar Stunden wissen wir, ob es geholfen hat."

Damit warf ihr die Wölfin eine Decke zu und setzte sich in ihren Pilotensessel. Jersi schloss die Augen. Die Lösung schickte sie in einen tiefen Schlaf.

Als Jersi die Augen wieder öffnete, sah sie in die der Wölfin, die mit einem nachdenklichen Schimmer auf sie gerichtet zu sein schienen. Der Blaster lag wieder locker in ihrer Armbeuge, folgte dann leicht Jersis Bewegungen, als diese sich langsam mit schmerzenden Gliedern in eine sitzende Position brachte.

Wie lange sie geschlafen hatte, wusste Jersi nicht, aber sie konnte ihre Beine wieder spüren und ohne einen weiteren Blick auf die Kopfgeldjägerin zu werfen, spannte sie die Arme durch, prüfte, ob sie stehen konnte. Doch sackte sie mit einem Schmerzenslaut auf den Boden.

„Das wird noch einige Tage lang so sein", bemerkte die Kopfgeldjägerin und wies mit dem Blaster auf den Sessel, in den sich Jersi jetzt mühsam zog. „Solange warte ich auf Antworten."

Jersi krauste die Stirn und kniff die Lippen zusammen. Ihr Blick wanderte zu dem Behälter, der sicher vertaut war und in dem das Kind sicher schlief. Das letzte Kind der Arkaniser. Ein Kind, in dem die Macht stark war, ein junger Jedi. Die Wölfin folgte ihrem Blick und lächelte.

„Wo soll es hin?"

Jersi wandte ihren Blick ab. Dieses Kind würde in die Hände der Sith fallen, aber ihr Schweigen konnte den Kôr retten.

Die Wölfin seufzte.

„Du solltest dich langsam entscheiden. Ich brauche einen Kurs."

Überrascht fuhr Jersis Kopf in die Höhe, ihre Augen trafen sich und diesmal wandte Jersi ihren Blick nicht ab. `Wo soll es hin´, hatte die Jägerin gefragt und jetzt nach dem Kurs. Wenn das eine Falle sei sollte, dann war sie gut getarnt. Sie traf ihren Entschluss.

„Kôr."

Die Kopfgeldjägerin zog die Augenbrauen in die Höhe. „Kôr. Der geheime Jedi-Tempel. Die Zuflucht. Nun, da Sternendrachen kein Märchen sind, wird wohl auch Kôr existieren." Aufmerksam musterte sie Jersi, als ob auch sie eine Falle vermutete.

„Nun dann, worauf wartest du noch. Gib mir einen Kurs!"