SPAN style"FONT-WEIGHT: bold" Nach der Schlacht /SPAN
Langsam, in Etappen kam er wieder zu Bewusstsein.
Zuerst
kehrte sein Gehör zurück, er erkannte das Rascheln der
Blätter und das sanfte Rauschen des Windes, und es beruhigte ihn
- er war allein, keine Gefahr in der Nähe...
Dann konnten
seine Augen wieder sehen, und bei dieser Erkenntnis hätte er
fast geweint, hatte er doch gefürchtet, dauerhaft erblindet zu
sein. Über ihm war nur das undurchdringliche Blätterdach
der Bäume.
Eine lange Zeit lag er nur da und lauschte: auf
Schritte, auf das Heulen von Düsenkrädern, auf Blasterfeuer
vielleicht - doch da war nichts.
Die Rebellin musste ihn für
tot gehalten haben - oder war selber tot. Aber vielleicht war sie ja
eine Späherin...
Doch dann kam ihm schlagartig zu
Bewusstsein, das etwas ganz und gar nicht stimmte. Sein Helmkomm war
tot. Es war nicht etwa nur blockiert, durch einen Störsender
etwa, sondern tot. Selbst wenn der Rebellin gelungen sein sollte,
seine Kameraden auszuschalten - inzwischen war seine Standortmeldung
schon längst überfällig, hätte bereits ein
Aufklärungstrupp hier sein müssen.
Trotzdem er spürte,
wie sich bei dem Gedanken an die möglichen Gründe für
den verstummten Funkverkehr seine Kehle zusammenzog, rührte er
sich nicht, stellte sich weiter tot, überdachte seine Lage.
Wahrscheinlich war er alleine - ein Rebell, sollte einer in der Nähe
lauern, hätte wohl längst die Geduld verloren und mit einer
Blastersalve für "klare Verhältnisse" gesorgt.
Doch wenn er nicht bis in alle Ewigkeit hier liegen wollte, dann
würde er aktiv werden müssen - und zuerst einmal aufstehen.
Sein Körper schmerzte noch von dem brutalen Zusammenprall
mit einem Baum, als er von seinem Düsenkrad gestürzt war -
doch die Panzerung hatte offenbar Knochenbrüche verhindert, dem
Imperium sei Dank - alleine, mit gebrochenen Knochen in diesem
Wald...
Sein Blaster schien noch im Holster zu stecken - glaubte
er. Doch eine Kopfbewegung, ein prüfender Griff, würde ihn
an eventuelle Beobachter verraten.
Mit einem unterdrückten
Schmerzensschrei fuhr er hoch, seine Hand fuhr zum Blaster, während
er sich hinter eine Baumwurzel rollte.
Nach ein paar Sekunden
stand er auf.
Er war wirklich allein.
Zuerst einmal nahm er den Helm ab. Zum Vorschein kam ein schmales, kantiges, erschöpftes Gesicht. Das Haar war gemäß der Vorschrift kurz geschoren. Die Augen des imperialen Soldaten wirkten müde, blieben aber ständig in Bewegung, suchten misstrauisch die Umgebung ab. Er war noch sehr jung, Anfang Zwanzig – aber auch die imperiale Eliteformation der Scouttrooper litt unter Personalknappheit und musste immer jüngere Soldaten aufnehmen.
Der Soldat untersuchte den Helm - jetzt war ihm klar, warum sein
Helmkomm schwieg. Das Gerät war, wohl durch den Sturz,
ausgefallen.
Der Scouttruppler verschwendete einige Sekunden an
ein paar nutzlose Flüche, dann begann er seine Lage zu
revidieren.
Seine Panzerung war intakt, er hatte Waffen, ein
Medpack und Lebensmittel für drei Tage - aber sein Komm war
Schrott und ebenso sein Düsenkrad. Die imperiale Schildstation
aber war mindestens 5 Stunden Fußmarsch entfernt - wenn man
ausgeruht war. Aber er hatte keine andere Wahl. Mit einem weiteren,
sinnlosen Fluch machte er sich auf den Weg.
Erst mit der Zeit,
nach der ersten Marschstunde, wurde ihm klar, wie lange er bewusstlos
gewesen war - es wurde bereits dunkel...
Die Sensorik in seinem Helm wenigstens war nicht ausgefallen, und der Scouttruppler war dankbar dafür. Ohne die IR-Sicht wäre der Marsch durch den potentiell feindlichen Urwald Selbstmord gewesen, und ST-4321 (im zivilen Leben Kennet Roata) war zwar ein Scouttruppler des Imperiums, doch weder besonders dumm, noch lebensmüde. Aber was der nächtliche Wald auch immer an Gefahren bereithielt, schien nicht interessiert zu sein an einem einzelnen, verirrten Imperialen.
Zäh flossen die Stunden dahin - er kam nur quälend langsam voran, alle paar Schritte sichernd, jede Stunde für ein paar Minuten rastend - doch es würde ihm überhaupt nichts nützen, wenn er bei einer eventuellen Konfrontation mit wilden Tieren oder den gelandeten Rebellen außer Atem wäre, oder die Gefahr erst dann bemerkte, wenn sie bereits über ihm war.
Sein Chrono zeigte bereits Mitternacht, und immer noch sah er kein Anzeichen dafür, dass er sich der Basis näherte. Eigentlich hätte ihn inzwischen die nächste Reihe von imperialen Perimeterposten orten müssen.
Hauptsache, sein Bodennavigationssystem hatte nicht durch den Sturz zu spinnen angefangen - auf diesem verfluchten Waldmond konnte er bis ans Ende seiner Tage marschieren können, ohne je einen Menschen zu Gesicht zu bekommen...
Gerade hatte er wieder eine kurze Rast hinter sich, als ihn ein Laut
erstarren ließ - Schritte!
Mit einer unhörbaren
Verwünschung ging er hinter einem Baumstamm in Deckung, den
Blaster auf die Stelle gerichtet, wo der Fremde jeden Augenblick den
Schutz einer Strauchgruppe verlassen musste...
Die Geräusche,
die an sein Ohr drangen verwirrten ihn. Der Fremde versuchte offenbar
nicht einmal, unbemerkt zu bleiben, Geräusche zu vermeiden. War
das eine Falle, vielleicht ein Köder?
Der Scouttrooper
presste sich in die fragwürdige Deckung des Baumstammes, während
er sich sichernd umsah. Kamen vielleicht andere Rebellen von der
Flanke - oder...?
Jetzt konnte er den Fremden sehen, wenn auch
nur als IR-Signatur. Der Mann bewegte sich stolpernd, mit
unregelmäßigen, kraftlosen Schritten. Auf jeden Fall trug
er keine Sturmtruppenpanzerung.
Der rechte Arm des Fremden hing
reglos herab, in der Linken baumelte lose ein Gegenstand - eine
Waffe!
Lautlos ging der Scout in die Hocke, Augen und Waffe auf
den vorbeistolpernden Mann gerichtet, der nicht zu ahnen schien, das
sein Leben an einem seidenen Faden hing...
Dann, nach einem
schnellen Rundblick griff der Scout an.
Zwei, drei Sprünge,
durch den dichten Moosteppich gedämpft, brachten ihn hinter den
Fremden, der mit einem fast schluchzenden Schrei herumfuhr, die Waffe
hochriss - zu spät.
Die gepanzerte Faust des Scouts krachte
gegen die Waffe des Fremden, schleuderte sie in das Dunkel der Nacht,
noch bevor er mit voller Wucht den ohnehin schwankenden Gegner
rammte, mit ihm zu Boden ging.
Im nächsten Augenblick war er
schon wieder oben, den Blaster in der Hand, die Mündung in den
Nacken des Fremden gepresst.
Der erschlaffte: "Machs kurz
Rebell, ich werde mich nicht wehren!"
"Was soll der
Schwachsinn?!"
Da wandte sich des Gesicht des Fremden dem
Scout zu: "Wer bist du?"
"ST 4321,
Aufklärungsschwadron 4, Außenpatrouille - und du?"
"ST...92..00, Sergeant Krestin...Doken, 1. ... mobiles
Schwadron,... SISD "Executor"."
"Die
Executor?! Was ist mit der Schildstation?!"
Der Mann am
Boden lachte schrill - oder vielleicht war es auch ein Schluchzen: "
Die Schildstation, die Executor, der Todesstern...alles hin, alles
aus, wir haben verloren!"
Der Scout starrte einige
Herzschläge wie betäubt auf den Liegenden, wie versteinert,
während sein Hirn verzweifelt zu leugnen versuchte, was er da
eben gehört hatte.
Seine Stimme überschlug sich: "Die
Flotte?! Lord Vader - der Imperator?!"
"Alle tot, der
Himmel...gehört den Rebellen."
Mit eckigen, fast
roboterhaften Bewegungen gab der Scout den Mann frei, stolperte, ein,
zwei Schritte, fand sich am Boden wieder.
Nein, das konnte nicht
sein, das DURFTE nicht sein! Nicht die Imperiale Flotte, der
Todesstern - nicht der Imperator! Nein!
Wie lange es dauerte, bis
er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, wusste er nicht - wie
nach der Ohnmacht begann er nur langsam, in Etappen seine Umwelt zu
erfassen.
Das schmerzerfüllte Keuchen Krestins, die Feuchtigkeit in seinen
Augen, die Schmerzen von dem Sturz am Morgen, die plötzlich
wieder erwacht waren.
Seine Stimme klang selbst in den eigenen
Ohren tonlos: "Kannst du laufen, Sergeant?!"
Der lachte
jäh auf: "Was denn, wenn nicht?! Wenn nötig, renne
ich!"
Der Scout versuchte seine Gedanken zu ordnen: "Wir
haben eine Chance, verstehst du! Es gibt einen Posten, eine Basis für
Langstreckenaufklärung, vielleicht 50, 60 Klicks von hier
entfernt! Die Rebellen werden sich niemals die Zeit nehmen, den
ganzen Drecksmond zu durchkämmen. Das ist unsere Chance! Dort
gibt es 'ne Medic-Station, Vorräte, vielleicht sogar eine
Fähre!"
"Das schaffen wir niemals..."
"Und
was sonst?" die Stimme des Scouts wurde fast feindselig, "Uns
ergeben?!"
Krestin schnaubte nur höhnisch: "Was
glaubst du, Sturmtruppler, warum ich mich durch diesen Scheißwald
hier schleppe?! Hilf mir verdammt noch mal hoch, und quatsch nicht
solchen Schwachsinn!"
Mühsam kamen die Beiden,
aufeinander gestützt, auf die Beine und setzten sich in
Bewegung. Irgendwo, zwei, drei oder höchstens vier Tagesmärsche
von hier entfernt lag X-32LROC,
die Fernerkundungsstation, winkte
die Rettung...
Der imperiale Armeemajor fragte nicht lange, als sechs Tage später zwei verdreckte, ausgehungerte und völlig erschöpfte Gestalten aus dem Wald taumelten. Er wusste ja längst, dass das Imperium über Endor eine vernichtende, ja tödliche Niederlage erlitten hatte.
In
den Tagen davor und danach traf eine ganze Anzahl Überlebende
ein: einige Sturmtruppler und Armeesoldaten, Scouts und Techs der
Schildstation, sogar ein notgelandeter TIE-Pilot, der mehr durch
Zufall auf die Station gestoßen war. Doch nach zwei Wochen
versiegte der ohnehin spärliche Strom, und es war klar - wer es
bis jetzt nicht geschafft hatte, der würde es wohl niemals
schaffen, war wahrscheinlich an seinen Wunden gestorben, rettungslos
verirrt, von den Rebellen gefangen oder, noch wahrscheinlicher,
einfach liquidiert worden.
Jetzt drängten sich fast 50
Männer in der für ein Dutzend Soldaten ausgelegten Station.
Die Rebellenflotte, von den Techs an den Überwachungsmonitoren
mit ohnmächtiger Wut verflucht, begann sich inzwischen zu
zerstreuen...
Am 20. Tag nach der katastrophalen Schlacht von
Endor zwängte sich ein halbes Hundert geschlagener Imperialer an
Bord einer alten Lambda-Militärfähre und überließen
den Mond von Endor wieder seinen barbarischen Bewohnern, den Toten -
und den Trümmern des Todessterns, die auf seine Oberfläche
herabzustürzen begannen.
Der Scout stand an eine der
Sichtluken gepreßt - nicht weil er unbedingt einen Blick
zurückwerfen wollte auf diese verfluchte Welt, sondern weil der
Platz zum Sitzen nicht reichte.
In Wirklichkeit nahm er die
Aussicht überhaupt nicht wahr, vor seinem Geist zogen immer und
immer wieder die Bilder vorbei, die die fragmentarischen,
verbitterten Worte der anderen Überlebenden beschworen: der
Untergang der Executor, die Demütigung der Flotte, die Explosion
des Todessterns - das Ende des Imperators - und des Imperiums?
Wieder stiegen Tränen in seinen Augen hoch, mit einem fast
tierhaften Fauchen rammte er die bloße Faust gegen die Bordwand
- wieder und wieder, bis sein Blut über die Knöchel floss
und die Wand befleckte.
"DAS REICHT!" Eine scharfe
Stimme fuhr durch seine Gedanken, eine Hand riss ihn herum: "Nehmen
Sie sich gefälligst zusammen Soldat!"
Vor ihm stand der
Armeemajor und starrte ihn mit einer Mischung aus Wut und Verachtung
an: "Das Imperium kann sich die Verschwendung seiner Ressourcen
nicht leisten und Sie werden sich verdammt noch mal nicht selber
dienstuntauglich schlagen oder ich mache Sie persönlich so
fertig, das Sie nicht mehr wissen, wer Ihre Mutter war, kapiert?!"
Reflexartig hatte der Scouttruppler Haltung angenommen, doch bei
den Worten fühlte er, wie irgendetwas in ihm nachgab:" DAS
IMPERIUM?! Der Imperator ist tot! Die Flotte vernichtet oder
zerstreut - von welchem Imperium reden Sie?!"
"HALTEN
SIE DEN MUND!! Der Imperator ist vielleicht tot, ja - Lord Vader ist
tot, die Executor zerstört, die Flotte angeschlagen - ABER DAS
IST NOCH NICHT DAS ENDE!
Der Krieg, Sie Bastard, der Krieg geht
weiter!
Noch halten wir neun Zehntel des Imperiums, wir haben
immer noch tausende von Schlachtschiffen und Milliarden von Soldaten
- SAGEN SIE NICHT; ES WÄHRE SCHON VORBEI! Die Rebellen werden
schon noch begreifen, dass sie noch nicht gewonnen haben - wenn es
sein muss, dann werden wir in zehn, fünfzehn, zwanzig Jahren
noch kämpfen! Wenn es sein muss, dann werden wir die
Peripheriepiraten anheuern, uns mit den Huts verbünden UND JEDE
WELT, DIE ABZUFALLEN DROHT, VERNICHTEN!! Haben Sie mich verstanden,
Soldat?!"
Und der Scout wusste, wie er nun zu antworten
hatte, während um ihn herum die Überlebenden stumm den
Wortwechsel verfolgten: "Jawohl, Sir!! Es wird nicht wieder
vorkommen, Sir! Verzeihen Sie, Sir!"
Ein paar Augenblicke
starrte der Major ihn noch an, dann wandte er sich ab. Und als sich
der Scout wieder zur Sichtluke drehte, fühlte er einen Schauer
über seine Haut fahren: "Zwanzig Jahre Krieg, wenn
nötig..."
