Verrat.
Das war alles, an was Andrew Carter denken konnte.
Verrat an London.
Verrat an ihrem Unternehmen.
Verrat am gesamten Untergrund.
Verrat an ihnen allen.
Und Verrat an ihrer Freundschaft.
Nichts würde wieder so werden wie früher, niemals.
Andrew sah an sich herunter und musste schmerzhaft lächeln.
Nein, natürlich nicht.
Nichts würde sein wie früher, weder er noch sein Leben.
Er presste seine Hand auf die Wunde, um vielleicht den Blutfluß noch ein wenig aufzuhalten.
Sein Leben war zu Ende.
Er hatte sich immer gewünscht zu Hause zu sterben.
Auf der Farm seiner Eltern.
Doch er würde hier sterben.
In einem fremden Land.
Hier in den Tunneln im Stalag.
Und hier würde sein Leben ein unrühmliches Ende finden.
Er hob den Kopf und versuchte die anderen zu erblicken.
Kinch war direkt neben ihm. Auch er atmete schwer und hielt sich die Brust, aus der Blut tropfte.
Er bemerkte Andrews Blick und versuchte krampfhaft zu lächeln.
Allerdings wusste Andrew, dass Kinch ihn nur beruhigen wollte.
Weiter unten im Gang konnte er Louis rosa Pullover sehen. Auch der Franzose lag auf dem Boden, doch er bewegte sich schon nicht mehr.
Andrew hoffte für ihn, dass er ohnmächtig geworden war, nachdem er seine Wunde besehen hatte.
Bei dem Gedanken an Louis Reaktion auf Blut musste Andrew wieder lächeln, obwohl ihm dabei sofort die schmerzliche Erinnerung an Newkirks Scherz überkam.
Seinen besten Freund hatte es als erstes getroffen.
Newkirk wurde auf der Leiter zu ihren Gängen erschossen.
Sie alle hatten den Ausruf und den Aufschlag des Engländers gehört und waren in seine Richtung gelaufen.
Dann erkannten sie seinen verängstigten Gesichtsausdruck als er in das Antlitz seines Mörders sah.
Nicht nur der Mörder von Newkirk, er war der Mörder von ihnen allen.
Zu gerne hätte Andrew einen Grund gewußt, eine Erklärung gehabt, doch er hörte nur das irre Lachen durch die Tunnel hallen.
Andrew schloß die Augen und versuchte sich an die guten Tage im Stalag zu erinnern, er robbte in Kinchs Richtung und ergriff dessen Hand.
Beide lächelten sich schmerzverzerrt an und summten die Melodie von Santa Lucia.
Es wurde von seinem Lachen übertönt.
Das letzte was sie hörten.
Mit einem eiskalten Blick und der Luger in der Hand stand er vor ihnen und lachte sein eigenes irres Lachen, Robert E. Hogan.
