Diese FF ist über sieben Bände geplant, einer für jedes Schuljahr. Die ersten zwei Bände sind schon fertig, am dritten schreibe ich gerade. Ob ich jemals fertig werde, weiß ich nicht; ich bemühe mich aber.
Ich habe vor, von den fertigen Bänden pro Woche ein Kapitel (oder mehrere oder Teile davon, je nach Länge) hochzuladen. Dieses ist das erste.
Es kann sein, dass ich immer wieder noch ein paar Sachen an schon hochgeladenen Teilen ändere. Das liegt daran, dass mir die meisten Ideen beim Schreiben kommen, sodass ich oft weiter vorne Dinge hinzufügen muss, damit noch alles zusammenpasst. Ich habe vor, diese Änderungen jeweils im neusten Teil anzuführen, sodass sie bei Interesse nachgelesen werden können...sofern meine FF überhaupt auf Interesse stößt. ;)
Sirius Black und das Geheimnis der Peitschenden Weide
DISCLAIMER: WELT UND PERSONEN GEHÖREN J. K. ROWLING.
Prolog
Er war acht Jahre alt und betrat zwischen seinen Eltern den Festsaal. Sein Bruder Regulus war sieben Jahre alt und ging an der Hand seiner Mutter, Walburga Black. Sein Vater, Orion Black, hatte die Hand auf seinen Kopf gelegt und begegnete den Anwesenden mit seinem üblichen blendenden Lächeln.
Alle im Saal waren festlich angezogen: Die Männer trugen eher dunkle, schlichte Umhänge, die Frauen lange, elegante Roben, die die Farbe ihrer Augen unterstrichen.
Eine blonde Frau löste sich aus der Menge und kam auf sie zu: Mrs. Malfoy, die Gastgeberin. Sie begrüßte sie höflich und bot ihnen etwas zu trinken an. Die anderen Gäste begegneten den Blacks mit respektvollen Blicken; sie waren die älteste reinblütige Familie Großbritanniens – selbst oder gerade unter den hier Versammelten, allesamt Reinblüter, etwas Besonderes.
Sirius widmete man besondere Aufmerksamkeit. Schließlich war er der Erbe der Blacks. Stolz präsentierten ihn seine Eltern und Sirius lächelte und schüttelte Hände und lächelte und schüttelte noch mehr Hände, bis ihm die Mundwinkel weh taten. Dann schickte man ihn und Regulus zu den anderen Kindern.
Lucius Malfoy saß mit überheblicher Miene auf seinem Platz. Es war klar, dass er es für völlig unter seiner Würde hielt, sich mit den anderen abzugeben. Als er Sirius und Regulus sah, begrüßte er sie, wie es einem Mitglied der Familie Black zustand. Danach beachtete er sie jedoch nicht weiter.
Bellatrix, ihre älteste Cousine, hockte mit finsterer Miene auf ihrem Stuhl und warf jedem giftige Blicke zu, der ihr zu nahe kam. Vermutlich war sie wütend, dass sie trotz ihrer 16 Jahre zu den Kindern geschickt worden war.
Andromeda schenkte Sirius und Regulus ein warmes Lächeln. Sie war immer sehr nett, aber heute schien sie sich nicht ganz wohl zu fühlen; zwischen ihren Augenbrauen stand eine steile Falte.
Narzissa, die jüngste der drei Schwestern, starrte verträumt vor sich hin und schien nichts und niemanden wahrzunehmen. Mit ihren blonden Haaren und den blauen Augen wirkte sie wie eine teure Porzellanpuppe. Sirius fand sie etwas langweilig.
Die beiden Brüder begrüßten die anderen, wie es sich gehörte, setzten sich auf ihre Plätze und warteten. Es sollte ein bescheidenes Dreigängemenü geben, bevor man sich in die behaglichere und ungezwungenere Atmosphäre des Kaminzimmers zurückzog, um ein wenig miteinander zu plaudern und Neuigkeiten zu erfahren. Aber es dauerte. Und dauerte und dauerte.
Sirius unterhielt sich mit Andromeda. Aber irgendwann wollte er aufstehen und etwas unternehmen. Das Haus auskundschaften. In den Garten gehen und Verstecken oder noch besser, Quidditch spielen. Aber leider wollte Andromeda nicht mitkommen. Regulus weigerte sich ebenfalls.
„Mutter hat gesagt, wir sollen uns benehmen und am Tisch bleiben", sagte er und blieb brav sitzen. Also blieb Sirius nichts anderes übrig, als alleine etwas zu unternehmen. Es war einfach so langweilig! Er konnte doch nicht die ganze Zeit mucksmäuschenstill am Tisch sitzen bleiben! Seine Beine zuckten, er rutschte unruhig hin und her, seine Kleider waren steif und unbequem und sein Blick wanderte sehnsüchtig durch den Saal.
Kurz entschlossen stand er auf und sah sich nach Ablenkung um. Die Erwachsenen beachteten ihn nicht. Sie waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
An einem Tisch entdeckte er Häppchen, die darauf warteten, unter den Gästen verteilt zu werden. Sirius, der langsam Hunger bekam, aß eine halbe Platte leer und ging weiter.
Auf einem Tisch an der Wand stand eine lange Reihe edler Kristallgläser. Sirius wusste es nicht, aber sie waren für eine Kostprobe von Mr. Malfoys ältestem Feuerwhiskey bestimmt, die kurz vor dem Essen unter den Gästen ausgeschenkt werden sollte. Sirius stieß zwei Gläser aneinander. Sie gaben einen hellen, lange klingenden Ton von sich. Das Geräusch gefiel ihm. Er wiederholte es ein paar mal, weil er es so mochte – dann passierten plötzlich mehrere Dinge gleichzeitig: Sirius tippte das erste Glas ein weiteres Mal an, vielleicht ein bisschen stärker als die Male davor. Mrs. Malfoy gab das Zeichen zum Essen. Das erste Glas berührte das zweite und wieder erschallte der helle Ton. In der Luft über den Gläsern erschienen aus dem Nichts mehre staubbedeckte Flaschen Feuerwhiskey. Das erste Glas schwankte zurück. Die Flaschen mit dem Feuerwhiskey neigten sich. Das Glas kippte wieder nach vorne in Richtung des zweiten Glases. Der goldene Whiskey floss aus den Flaschen und ergoss sich in die Gläser. Das erste Glas, plötzlich mit Flüssigkeit gefüllt, kehrte nicht in seine Ausgangsposition zurück, sondern fiel gegen das zweite Glas, welches daraufhin in eine gefährliche Schräglage geriet. Vielleicht wäre ja doch noch alles gut gegangen, wenn sich nicht genau in diesem Augenblick, der Feuerwhiskey in eben jenes zweite, gefährlich geneigte Glas ergossen und es ebenfalls zu Fall gebracht hätte. Danach war die Kettenreaktion nicht mehr aufzuhalten. Glas um Glas fiel mit eben jenem hellen Ton, den Sirius so bewundert hatte, unterbrochen vom Klirren, wenn das Kristallglas zersplitterte, und dem Platschen, wenn der wertvolle Whiskey auf den Boden tropfte.
Es war eine schrecklich-schöne Kaskade. Dann fiel das letzte Glas und zersplitterte auf dem Boden. Und plötzlich war es totenstill. Man hörte nur noch das Tropfen des Feuerwhiskeys vom Tischtuch auf das Parkett. Gastgeber und Gäste starrten entsetzt auf die Katastrophe. Dann richteten sich plötzlich alle Blicke auf Sirius, der noch immer mit erhobener Hand und ausgestrecktem Zeigefinger dastand. Als er die verräterische Geste bemerkte, versteckte er die Hand schnell hinter seinem Rücken, doch natürlich war es längst zu spät. Vermutlich würde es Ärger geben.
Walburga Black schäumte vor Wut. Die Malfoys waren äußerst gekränkt gewesen. Auch wenn die machtvolle Stellung der Blacks sie daran hinderte, ihrem Unmut vollständig Ausdruck zu verleihen, so waren doch sehr viele Entschuldigungen und Versprechen nötig gewesen, um sie zu besänftigen. Zu viele.
Und diese Blamage! Wie hatte Sirius sie nur so blamieren können! Sie hatte den anderen Mitgliedern der reinblütigen Familien kaum noch in die Augen blicken können. Sie, Walburga Black! Es war eine Schande, ein Skandal, ausgerechnet der Erbe der Blacks...
Fast berstend vor Wut trat Walburga Black aus dem Kamin, Sirius hinter sich her zerrend.
„Wie kannst du es wagen?", schrie und verpasste ihrem ältesten Sohn eine Ohrfeige, die seine Wange flammend rot färbte. „Wie kannst du es wagen, uns so zu blamieren? Du hast dem Namen Black Schande bereitet!"
Wieder holte sie aus, traf den Jungen auf die andere Wange und hinterließ mit ihren langen Nägeln vier rote Schrammen. Sirius starrte sie mit großen, weit aufgerissenen Augen an.
„Es tut mir leid, Mutter", stammelte er. „Ich...ich wollte das alles nicht. Mir war nur so langweilig und die Gläser haben so schön geklungen und dann, dann habe ich..."
Er stockte. Er schien zu entsetzt zu sein, um weiterzusprechen oder die Schmerzen, die ihm die Ohrfeigen zweifellos bereiten mussten, zu bemerken. Doch das nahm Walburga Black in ihrer Wut nicht wahr. Sie sah nur, dass Sirius, obwohl auf frischer Tat ertappt, seine Missetat immer noch abstritt; dass der Junge das alles geplant und mit voller Absicht ausgeführt hatte, stand für sie außer Frage. Doch bevor sie Sirius noch einmal schlagen konnte, legte Orion Black ihr die Hand auf die Schulter.
„Walburga, bring Regulus in sein Zimmer. Ich werde mich um Sirius kümmern."
Regulus stand da an der Hand seines Vaters und verfolgte die Szene mit großen, erschrockenen Augen. Als Walburga ihn ansah, wurde ihr Blick weicher. Doch der jüngere der Brüder hatte immer noch Angst.
„Ich war es nicht, Mutter", beschwor er sie. „Wirklich nicht. Ich habe die ganze Zeit am Tisch gesessen..."
Walburga Black nahm ihn an der Hand, strich ihm übers Haar und ging mit ihm die Treppe hinauf.
„Ich weiß, mein Kleiner..."
Orion Black warf seinem ältesten Sohn einen strengen Blick zu.
„Ich erwarte dich in meinem Arbeitszimmer, Sirius."
Sirius schluckte. Ins Arbeitszimmer wurde man nur gerufen, wenn man etwas wirklich Schlimmes angestellt hatte. Dabei hatte er doch gar nichts Böses vorgehabt! Es war einfach nur alles schief gegangen. Aus irgendeinem Grund passierte das öfter, wenn ihm langweilig war. Aber nie glaubte ihm jemand. Wenn er wirklich Streiche spielte, dann erwischte man ihn nicht. Seine Tante und seine Mutter mochten ahnen, dass er damals die Katze in den Salon gebracht hatte, die das ganze Zimmer verwüstete, aber beweisen konnten sie es nicht. (Was Walburga damals jedoch nicht daran gehindert hatte, ihn zu bestrafen.)
Sirius nahm all seinen Mut zusammen und klopfte an. Sein Vater rief ihn herein. Er lehnte am Schreibtisch und wippte nachdenklich mit dem Zauberstab in seiner Hand. Seine ganze Miene sah sehr ernst aus.
„Sirius, bist du dir eigentlich im Klaren darüber, was du angestellt hast?", fragte er. Sofort sprudelte aus Sirius die ganze Geschichte heraus, wie langweilig ihm gewesen war und dass niemand hatte mit ihm spielen wollen und dann hatte er die Gläser gefunden... Sein Vater wischte all dies mit einer Handbewegung beiseite.
„Sirius, es spielt überhaupt gar keine Rolle, warum du es getan, ob absichtlich oder nicht. Das Entscheidende ist, dass du es getan hast. So etwas darf nicht passieren, hörst du, Sirius? So etwas darfst du nie wieder tun. Hast du das verstanden?"
Sirius nickte.
„Hast du das verstanden?", wiederholte Orion Black schärfer.
„Ja, Vater", sagte Sirius laut. Sein Vater nickte und lehnte sich zurück. Sirius atmete auf. Das Schlimmste war vorbei.
„Weißt du, warum das alles so wichtig ist?", fragte Orion Black. Sirius nickte.
„Weil ich der Erbe der mächtigsten, ältesten, reinblütigen Zaubererfamilie bin. Meine Aufgabe ist es, die Linie der Blacks fortzuführen, ihre Macht zu festigen und zu erhalten und unserem Namen Ehre zu machen. Das Haus der Blacks wird stets an mir gemessen werden", spulte er herunter.
„So ist es, Sirius", bestätigte sein Vater. „Und ich hoffe, dass du irgendwann wirklich verstehst, was von dir erwartet wird. Du gehst jetzt sofort in dein Zimmer und bleibst da, bis deine Mutter dich morgen holt. Du bekommst kein Mittagessen, kein Abendessen und kein Frühstück, verstanden?"
Sirius nickte. Er war froh, dass er vorhin so viele von den Häppchen gegessen hatte.
„Das ist alles. Du kannst gehen."
