Disclaimer: Alles JKR, nur die Idee der Story ist von mir, ich verdiene kein Geld damit

Genre: Adventure, Romance

Rating: M

Warnungen: nichts, was für das Rating M ungewöhnlich wäre, Story schließt an Epilog DH an

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Nichts ist wie es scheint – Schuld und Vertrauen

von Mirija

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1. Wie alles begann …

Kings Cross

Lange noch blickte Harry dem Zug hinterher. Da fuhren sie nun nach Hogwarts wie er und die anderen es auch viele Jahre getan hatten. Sein Ältester, James, war nun schon im 3. Jahr und der Jüngere, Albus Severus, er war nun ganz neu und aufgeregt. Zum Glück war er nicht allein, denn Harry machte sich schon ein wenig Sorgen. Albus war so einfühlsam und sensibel, seine Furcht davor, nach Slytherin sortiert zu werden, war im Moment des Abschieds fast übermächtig gewesen. Und Harry wusste nicht, ob er seine Bedenken zerstreuen konnte, wenn er auch überzeugt war, dass mit dieser Tradition von Gryffindors in der Potter-Familie eigentlich kein anderes Haus möglich war und schließlich war auch James dorthin sortiert worden, noch bevor der sprechende Hut seinen Kopf auch nur berührt hatte.

Harry schüttelte sacht den Kopf und Ginny trat mit Lily von hinten an ihn heran und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Harry, willst du nicht noch mitkommen zu Hermine und Ron? Sie haben uns eingeladen. Hugo könnte noch etwas mit Lily spielen, das wird ihre Einsamkeit etwas schmälern. Und Hugo ist bestimmt auch einsam, jetzt wo Rose auch zum ersten Mal nach Hogwarts unterwegs ist."

Harry drehte sich um und sah in Lilys bittende Augen. Sein Herz schmerzte zum Zerbersten und gleichzeitig spürte er einen Würgegriff an seiner Kehle. Leise sagte er: „Geh nur zu den Weasleys, ich muss zu meiner Wohnung zurück und schlafen. Meine Schicht im Labor beginnt morgen ganz früh." Dann wandte er sich zu Lily: „Du weißt doch, wie das ist, mein kleiner Schnatz. Papi muss viel arbeiten. Aber geh du ruhig mit Mami und habt Spaß."

Dann drehte er sich zu Ron und Hermine und sah dabei in der Ferne Draco mit seiner Frau Astoria Hand in Hand davon gehen. Ja, auch deren Sohn Scorpius hatte sich gerade zum ersten Mal auf den Weg nach Hogwarts gemacht. Nachdenklich dachte Harry an seine erste Fahrt nach Hogwarts, als er Ron kennenlernte und Draco im Zug wiedergetroffen hatte. Ja, auch Hermine hatte er da schon getroffen, allerdings hatte es noch eine Weile gedauert, bis sie sich angefreundet hatten. Dazu war erst noch die Begegnung mit einem Troll nötig gewesen. Seine eigene Frau Ginny kam erst ein Jahr später dazu.

Erst als Hermine eine Hand vor seinem Gesicht wedelte, kam er aus dem gedanklichen Ausflug in die Vergangenheit zurück in die Gegenwart. Hermine stieß Harry an: „Was ist nun?"

Harry schüttelte bedauernd den Kopf und nahm sie herzlich in den Arm. „Bitte Hermine, ich kann nicht … ich kann wirklich nicht." Dann wandte er sich Ron zu, schloss auch ihn in eine kurze Umarmung und nickte allen noch einmal zu. Dann drehte er sich der Barriere zu, die Gleis 9 3/4 von dem Muggelteil von Kings Cross trennt und schritt zügig hindurch.

Malfoy Manor

Sehr still schritten Draco und Astoria nebeneinander her.

Astoria war durch den letzten großen Kampf zu einer Vollwaisen geworden, aber es war kein Mitleid, das Draco damals zu ihr hingezogen hatte. Im Gegenteil: Ihre Stärke im Moment des Verlusts hatte ihn angezogen. Wie sie da gestanden hatte zwischen den beiden mit Tüchern bedeckten Menschen, die zwar Todesser, aber auch ihre Eltern gewesen waren. Im vollen Bewusstsein, dass sie eine derjenigen sein würde, die die Menschen hassen würden: als Todesserbrut, als Waise, um die man sich kümmern müsste, aber nicht wollte. Da hatte sie die Schultern gestrafft und war hinunter zum Gemeinschaftsraum der Slytherins gegangen – er war leer. Und Draco war hinterhergekommen. Seine Gedanken gingen zu dem für ihn bedeutendsten Abend seines Lebens zurück.

Astoria hatte sich umgedreht, ihn kühl angesehen und gefragt: „Und, willst du der erste sein, der sich den Mächtigen anschließt und den Stab gegen mich erhebt?"

Draco blickte sie nur an und flüsterte leise: „Ich bin mir nicht sicher, ob es besser ist, wenn nur die Eltern Todesser waren oder wenn man selbst einer war." Langsam zog er den Ärmel seines linken Arms hoch und entblößte das hässliche Totenkopfenblem, das den Träger für immer als einen der dunklen Seite zugehörigen brandmarkte.

Astoria blickte ihn stumm an. Sie war nicht überrascht, dass Draco das Mal trug – das Gerücht hatte in Slytherin schon lange die Runde gemacht.

Draco ließ sich auf einem der Sessel nieder. Dass heute Nacht jemand in den Gemeinschaftsraum kommen würde, war unwahrscheinlich. Langsam fing er an zu erzählen: von seiner Initialisierung, vom Verschwindekabinett, vom versuchten Mord an Dumbledore, aber auch von der Verpflichtung, die er seinen Eltern gegenüber fühlte und von Severus Snape, der an seiner Stelle Dumbledore ermordete. Dann erzählte er auch, wie ihn das goldene Trio aus dem Feuer im Raum der Wünsche gerettet hatte, obwohl er die feste Absicht hatte, Potter umzubringen. Und jedes einzelne Wort befreite seine Seele. Und dann schloss er: „Ja, du hast Recht. Ich möchte mich den neuen Mächtigen anschließen, aber ich weiß, dass sie mich höchstens dulden werden und das wahrscheinlich auch nur, nachdem ich viele Jahre in Askaban verbüßt haben werde. Aber diesmal will ich es nicht tun, weil ich mir einen Vorteil verspreche, sondern weil es das Richtige ist. Wie sieht es mit dir aus?"

Astoria blickte Draco nachdenklich an: „Ich stand der Ideologie des dunklen Lords nie nahe, aber ich habe meine Eltern geliebt, wie ein Kind seine Eltern liebt. Meine Eltern haben sich manchmal geschämt, weil ich so sanft und mitfühlend war. Der sprechende Hut hat mir damals die Wahl gelassen, ob ich nach Hufflepuff gehe oder nach Slytherin. Er sagte zu mir, dass ich in Hufflepuff viele Freunde und Gleichgesinnte haben würde und eine beschauliche Schulzeit vor mir läge, aber in Slytherin würde ich das große Glück finden. Nun, wie ich mich entschieden hatte, weißt du ja, Draco. Nur das große Glück habe ich bis heute nicht gefunden. Und da heute mein letzter Tag hier ist und ich hier unten mit dir sitze, kann das nur eines bedeuten …"

Draco spürte, dass nun der Ball in seinem Feld lag. Er stand auf und ging die paar Schritte auf Astoria zu und ließ sich vor ihr auf ein Knie nieder. Dann griff er ihre beiden Hände und flüsterte: „Ich kann dir leider noch keine Liebesschwüre bieten, ich kenne dich ja kaum, doch irgendetwas sagt auch mir – wir sind füreinander bestimmt, schicksalshaft verbunden – alles Weitere wird sich finden. Ich bitte dich, geh den Weg mit mir zusammen."

Astoria beugte sich zu Draco hinunter und drückte ihm sanft einen Kuss auf die blonden Haare. „Wir werden den Weg finden, der der unsere ist."

Draco verharrte noch wenig bei seinen Gedanken aus der Vergangenheit, als Astoria ihn in die Rippen stieß. „Draco, wach auf, wo bist du? Wir müssen uns beeilen. Wir wollen doch unsere Gäste begrüßen und nicht warten lassen!"

Draco nickte. Ja, ihre Gäste. Als Draco der Prozess gemacht wurde, waren schon 3 Jahre seit dem großen Kampf vergangen. Askaban war überfüllt mit Todessern, so dass man die als weniger gefährlich eingestuften bis zu ihrem Prozess in Freiheit beließ. Allerdings unter Auflagen: das erste Jahr verbrachte Draco noch damit seinen Schulabschluss zu machen. Aber er durfte nicht mit seinem eigenen Zauberstab zaubern, sondern nur mit einem sehr beschränkten Modell. Zudem wurde er unter die Aufsicht von Minerva McGonagall gestellt, bei der er sich täglich melden musste. McGonagall war zunächst alles andere als begeistert über die ihr durch den Zaubergamot auferlegte Pflicht. Mit der Zeit konnte sie allerdings miterleben, dass es Draco mit seiner Reue wirklich ernst war. Denn nachdem er die Prüfungen hinter sich hatte, heiratete er nicht nur in aller Stille und ohne jeden Pomp Astoria, sondern er baute Malfoy Manor mit großem Aufwand um, um es in ein Waisenhaus für Kriegswaisen umzuwandeln. Und so zogen bei dem damals 18jährigen jungen Paar nach kürzester Zeit eine Schar von mehr als zwanzig 4-10jährigen Vollwaisen aus den schlimmsten Todesserfamilien ein, um die sich keiner kümmern wollte.

Das Waisenhaus in Malfor Manor wurde mit ausgesprochen kritischem Blick begleitet, aber es konnte weder eine befürchtete negative ideologische Prägung, noch irgendein anderer negativer Zug nachgewiesen werden. Mittlerweile waren die jungen Menschen zu erwachsenen, geachteten Mitgliedern der Zaubererwelt herangewachsen und haben nicht wenig dazu beigetragen, dass sich der Ruf des Hauses Slytherin stark verbessert hat. Denn viele der Waisen sind gemäß ihrer Familientraditionen in das Haus Slytherin sortiert worden, was seit der kompletten Rehabilitierung von Severus Snape nicht mehr nur das Haus des dunklen Lords, sondern auch das Haus seines heimlichen Bezwingers war.

Als es dann zum Prozess gegen Draco wegen Todesserei kam, hat sich Minerva McGonagall persönlich für ihn und die Weiterführung des Projektes „Waisenhaus" eingesetzt und hatte Erfolg damit. In der Folge war Draco bei unzähligen Einschulungen, Schulfeiern etc. dabei gewesen und es verband ihn nun tatsächlich ein freundschaftliches Band mit der Direktorin der Schule. Nachdem das letzte seiner Waisenkinder vor gut 3 Jahren die Schule erfolgreich verlassen hatte, war nun am heutigen Tag sein einziger Sohn Scorpius nach Hogwarts aufgebrochen. Draco war unendlich stolz aber auch voller Sorge.

Doch das wollte er für den heutigen Abend beiseiteschieben. Denn es hatte sich eingebürgert, dass alle Waisenkinder, die bereits mit der Schule fertig waren, sich am Abend nach Abfahrt des Zuges in Malfoy Manor versammelten und Draco und Astoria auf den neuesten Stand von Ausbildung, Weiterbildung und Familienplanung brachten.

Abgesehen von solchen Treffen sollte es nun, wo auch Scorpius nach Hogwarts ging wirklich sehr ruhig in Malfoy Manor werden. Narcissa, Dracos Mutter war relativ kurz nach Ende des Krieges gestorben. Ihre Beerdigung hatte im engsten Familienkreis stattgefunden – nur die Waisenkinder waren mit anwesend, denn Narcissa hatte sich in den Anfängen des Waisenhauses aufopfernd um sie gekümmert. Ohne ihre Hilfe wäre es für Draco und Astoria nicht zu schaffen gewesen. Lucius hatte auf eine ganz kleine Beerdigung bestanden. Er hatte gefürchtet, es wäre sonst zuviel Heuchelei am offenen Grab. Er wollte nur Menschen dort sehen, die sie wirklich geliebt hatten.

Lucius selbst war kurz vor Dracos Prozess gestorben. Dracos Gedanken glitten zu diesem Ereignis knapp 3 Jahre nach dem großen Kampf. Er hatte alle eingeladen zu dieser Beerdigung und tatsächlich waren sehr viele der Einladung gefolgt. Und er selbst hatte eine denkwürdige Rede gehalten. Eine, die nichts beschönigte und nichts wegließ. Draco wollte auch und gerade an diesem Tag ehrlich sein. Er erzählte von dem wunderschönen Leben, das ihm seine Eltern bereiten wollten. Davon, wie er sich geliebt fühlte, auch wenn Lucius nicht bekannt dafür war, besonders herzlich zu sein. Er erzählte, wie angezogen sein Vater von der Macht war, wie gierig er dem dunklen Lord gefolgt war und wie sehr er am Ende verstrickt war in dessen Netz aus Gewalt und Tod. So sehr, dass er seinen eigenen Sohn mit in den Kreis der Todesser gebracht hatte, weil es keine Alternative mehr gab. So sehr, dass er seinen besten Freund und Dracos Paten, Severus Snape, verraten hatte, da zuwider handeln den sicheren Tod für die ganze Familie bedeutet hätte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte längst noch nicht jeder der Anwesenden gewusst, dass auch Draco das Mal trug und als Draco von den Schrecken sprach, die es bedeutete ein Todesser zu sein und dem auch nicht entrinnen zu können, krempelte er seinen Ärmel hoch und entblößte vor der ganzen Trauergemeinde das dunkle Mal auf seinem Unterarm.

Dazu sagte er: „Ja, ich weiß, ich bin schuldig. Ich kann mich nicht herausreden, mein Vater hätte mich in diese Situation gedrängt. Letztendlich ist jeder für seine Taten selbst verantwortlich. Meine Freunde haben mich schon häufiger gefragt, warum ich keinen Verschleierungszauber über das Mal lege. Aber ich will das nicht. Ich möchte mich selbst jeden einzelnen Tag in meinem Leben daran erinnern, welches Leid ich persönlich verursacht habe. Ich will jeden Morgen, wenn ich aufwache und auf das nun inaktive dunkle Mal blicke, denen meinen Dank aussprechen, die den dunklen Lord zu Fall gebracht und mich befreit haben. Ich weiß, ich hatte keinen Anteil daran und bin bereit jedes Urteil zu akzeptieren, das der Zaubergamot über mich sprechen wird. Mein Vater ist in Askaban gestorben und er hat mir in seinen letzten Tagen gesagt, dass er sehr dankbar ist, dass die Dementoren nicht mehr in Askaban patrouillieren. In meinen Gedanken bereite ich mich auf eine sehr lange Zeit dort vor. Ich könnte Ihnen nicht ehrlich antworten, wenn Sie mich fragten, ob mein Vater alle seine Taten bereut hat. Aber dass ich, sein Sohn, noch immer dieses Mal tragen muss, das bereute er. Und so bleibt er für mich am Schluss nur das eine: Ein liebender Vater."

Gegen Ende der Beerdigung war Harry, der ebenfalls anwesend war, auf Draco zugekommen. Draco hatte damit weder gerechnet noch darauf spekuliert. Als die meisten schon gegangen waren und Draco noch einen Moment am offenen Grab stand, hatte Harry plötzlich den Entschluss gefasst ein Zeichen der Versöhnung zu setzen. Er wusste, dass diese Geste einen Effekt haben würde, da auch die Presse anwesend war. Und so trat Harry neben Draco ans Grab und wandte sich ihm zu. Und Draco erinnerte sich noch gut daran, mit welchem Gefühl er Harry in die Augen blickte. Leise flüsterte Draco: „Ich habe dir nie gedankt …". Und Harry schüttelte leicht den Kopf, legte ihm eine Hand auf die Schulter und streckte ihm die Rechte zum Handschlag hin. Nach kurzem Zögern ergriff Draco Harrys Hand und die Szenerie tauchte in Blitzlichtgewitter. Am nächsten Tag titelte der Tagesprophet: „Versöhnung am offenen Grab - Harry Potter reicht Todesser die Hand!"

Fuchsbau

In gemütlicher Runde saßen im Fuchsbau zur gleichen Zeit Ron, Hermine, Ginny, Molly und Arthur zusammen und feierten, dass nach James vor 2 Jahren nun auch Rose und Albus Severus nach Hogwarts aufgebrochen waren. Hugo und Lily spielten im Nebenzimmer. Für sie würde es noch zwei weitere Jahre dauern, bis sie ihren Weg nach Hogwarts würden antreten dürfen, aber das gemeinsam geteilte Leid hatte sie schnell wieder lachen lassen.

Ron schaute nach der Uhr, die nicht nur die Zeit sondern auch das Wohlbefinden der Bewohner und ihrer Liebsten anzeigte, und sagte in die Runde: „Abendessenszeit in Hogwarts! Jetzt hat gerade der sprechende Hut seinen Einsatz. Seine Reden sollen im letzten Jahrzehnt immer langweiliger geworden sein, aber immerhin scheint er noch genauso treffsicher in der Sortierung wie eh und je." Spielerisch kniff er Hermine in den Arm: „Ich bin sicher, Rose kommt nach Gryffindor, wie wir alle!" (und damit meinte er die Weasleys). „Albus Severus und Rose werden dort viel Spaß miteinander haben!" Aufmunternd nickte er Ginny zu.

Ginny zog ein düsteres Gesicht: „Hoffentlich geht alles gut." Sie seufzte: „Ich habe solche Angst, dass James sich Albus Severus gegenüber blöd benimmt. Hoffentlich meint er nicht, dass Sev ihm seinen Platz streitig machen könnte … dann kann er wirklich fies sein."

Hermine drückte beschwichtigend Ginnys Hand. „Ich bin sicher, alles geht gut. Und James wird bestimmt ganz stolz den Kleinen den Gemeinschaftsraum zeigen. Morgen erfahren wir mehr, dann werden sie bestimmt Eulen nach Hause schicken, um uns von ihrem ersten Tag zu berichten!"

Ron nickte nochmal zur Uhr hin, auf der es auch einen Zeiger für Harry gab. Er wandte sich an Molly: „Seit wann steht Harrys Zeiger auf „nicht in dieser Welt"?"

Molly sah hin und nickte: „Ich denke, das ist immer dann der Fall, wenn er sich in Muggle-London aufhält. Manchmal, wenn Arthur einen Ausflug in die Mugglewelt macht, dann erscheint das auch bei seinem Zeiger. Aber manchmal kommt bei Harrys Zeiger auch eine Meldung wie „traurig" oder „müde". Sie sah ihre Tochter Ginny intensiv an und sagte bedauernd: „Schätzchen, es tut mir so leid."

Ginny nickte und seufzte tief und schwer. „Ich bin mir sicher, wir hätten einen Weg finden können. Aber Harry hat sich so sehr entfernt. Er wollte kein Mitleid. Aber weil er kein Mitleid wollte, hat er auch meine Liebe verneint. Nun sind wir schon so lange getrennt, ich weiß wirklich nicht, ob es noch Sinn macht zu warten. Aber ich habe mir vorgenommen, dass ich erst dann offizielle Schritte einleiten werde, wenn Lily in Hogwarts ist und dort Freunde gefunden hat. Dann sind sie ohnehin nicht mehr viel zu Hause und merken nicht soviel davon. Außerdem können sie sich dann gegenseitig unterstützen …". Ginny hatte Tränen in den Augen, aber die anderen konnten sie auch nicht trösten.

Hogwarts

Zur gleichen Zeit als Ron im Fuchsbau auf die Uhr blickte, sah auch Minerva McGonagall auf die monumentale Uhr im Treppenhaus vor der großen Halle. Sie gab den Neulingen noch letzte Anweisungen, wie sie sich zu verhalten hatten. Aber die Schüler bekamen davon nicht viel mit. Sie waren noch viel zu aufgeregt über den Anblick des Schlosses vom Wasser des großen Sees aus. Die Überfahrt mit den Schiffen über den See und dann Hogwarts hell erleuchtet – das war ein wahrhaft erhabener Anblick. Doch nun sollte das eigentlich wichtige Ereignis des Abends folgen, die Zuordnung zu den Häusern. Es gab durchaus einige, die dieser Zeremonie mit Sorge entgegen blickten, so auch Albus Severus.

McGonagall begleitete die Jungen und Mädchen in die große Halle. Die Kinder blickten ehrfurchtsvoll hoch zur verzauberten Decke und zu den langen Stuhlreihen an den großen Tischen, an denen ihre zukünftigen Klassenkameraden saßen.

Dann folgte auch schon das Lied des sprechenden Hutes. Er stellte wie üblich die Häuser vor und fand für jedes gleichermaßen lobende und kritische Worte. Dann nahm die eigentliche Zuordnung ihren gewohnten Lauf. Albus Severus schaute das erste Mal wirklich gespannt hin, als Scorpius Malfoy dran war. Doch es war eine schnelle Angelegenheit, denn kaum hatte der Hut seinen Kopf berührt, rief er auch schon bestimmend aus: „Slytherin!".

An allen Tischen erklang höflicher Applaus, aber anders als in früheren Zeiten brach das Haus Slytherin nicht in tosenden Beifall aus, wie die anderen Häuser, sondern hieß seinen Neuzugang mit zurückhaltender Freude willkommen.

Dann war es soweit. „P" wie Potter war ander Reihe und Albus Severus nahm auf dem Stuhl Platz und erwartete den Hut auf seinem Kopf. Insgeheim wünschte er sich, dieser möge einfach sofort „Gryffindor" ausrufen, doch der Hut dachte nicht daran.

„Hmmm, wieder mal ein Potter …", sagte der Hut. „Ja, dein Mut spricht für Gryffindor, auch, wie du dich gern mal in ausweglose Situationen bringst. Andererseits: du würdest dort immer im Schatten von deinem Bruder, deinem Vater und deinem Großvater stehen. In Slytherin hingegen könntest du ganz du selbst sein. Du würdest auch dem Haus Gutes tun und Slytherin könnte auch mal wieder einen echten Helden gebrauchen." Der Hut blickte selbst unter seine Krempe und Harry an, obwohl er gar keine Augen besaß. Dann fragte er: „Was meinst du denn dazu?" Albus Severus war mittlerweile ganz klein und bleich unter dem Hut geworden und im Saal wurde es bereits unruhig. Denn die Prozedur dauerte nun schon eine ganze Weile. Dann sprach der Hut noch einmal eindringlich zu Albus Severus: „So, du musst dich nun entscheiden und wenn ich noch etwas dazu sagen soll: Wenn der Mut eines echten Gryffindor in dir steckt, dann entscheidest du dich für Slytherin!" Ganz leise, so leise, dass Albus Severus sich selbst kaum verstehen konnte, flüsterte er „Slytherin". Und der sprechende Hut rief laut aus: „Slytherin!"

In diesem Moment brach ein Tumult in der großen Halle aus. Am Tisch der Gryffindors ertönten Schreie des Protestes und James beschimpfte lautstark den sprechenden Hut. Am Tisch der Slytherins brach erstaunter Jubel aus, in dem sich Ungläubigkeit mit echter Freude mischte. Ein Potter in Slytherin, das war eine echte und unerwartete Sensation! Auch an den anderen Tischen wurde diese Wahl laut diskutiert, während Albus Severus zu dem Tisch der Slytherins geschoben wurde und dort vereinnahmt und auf einen freien Platz gedrängt wurde.

Als Albus Severus kurz in James wutverzerrtes Gesicht am Gryffindortisch blickte, wurde ihm klar, dass James ihn zwar immer damit geärgert hatte, aber er nicht wirklich damit gerechnet hatte, dass Albus Severus tatsächlich nach Slytherin gehören könnte. Albus Severus saß wie betäubt am Tisch, erst langsam sickerte die Erkenntnis in ihn ein, was er gerade getan hatte, was er sich selbst gewünscht hatte. Einen kurzen Moment lang bedauerte er, sich nicht anders entschieden zu haben. Aber irgendwie war er überzeugt davon, dass er das Richtige getan hatte.

Der Jubel am Slytherintisch war wieder verstummt und Albus Severus wurde nun mehr wie ein interessantes Insekt betrachtet. Wie sollte man mit einem Potter in Slytherin umgehen? War dies ein Zeichen? Gehörte er wirklich in dieses Haus?

In alle diese Betrachtungen flüsterte ein Mädchen aus dem 2. Jahr: „Wenn sogar ein Potter nach Slytherin kommt, dann gibt es doch noch Hoffnung für dieses Haus, oder?"

Ohne dass diese Frage von jemandem beantwortet wurde, wandten alle nun wieder die Augen dem sprechenden Hut zu, denn die Sortierung in die Häuser ging weiter. Nach hier und da wurden die restlichen neuen Schüler aufgeteilt und jedes Mal an den verschiedenen Tischen mit Jubel begrüßt und auch der letzte - Hugo Weasley – wurde wie erwartet nach Gryffindor eingeteilt. Albus Severus blieb also die einzige, dafür aber um so größere Überraschung!

London

Harry machte sich zügig auf den Weg nach Hause, nachdem er Kings Cross verlassen hatte. Sein Leben lag in Scherben. Alles hatte sich anders entwickelt, als er es sich vorgestellt hatte.

Zunächst hatte er gehofft, dem Rummel um seine Person nach dem endgültigen Sieg über Voldemort entgehen zu können. Aber sie waren überall gewesen: Schleimige Reporter, aufdringliche Fotografen, widerliche Schnüffler, die jedes Detail seines vergangenen und aktuellen Privatlebens hervorzerrten, zum öffentlichen Interesse erklärten und den Massen zum Fraß vorwarfen.

Seine zwei besten Freunde, Hermine und Ron, hatten sich zurückgezogen, um dem Licht der Öffentlichkeit zu entgehen. Er konnte ihnen nicht einmal einen Vorwurf machen, im Gegenteil, er hätte es wahrscheinlich ebenso gemacht. Außerdem hatten die beiden sich ihre Zweisamkeit wirklich verdient und sollten sie auch genießen dürfen.

Andere Freunde waren tot. Es war noch immer bitter für ihn, zu wissen, dass zum Schluss auch Remus seinen Jugendfreunden nachgefolgt war. An die Ratte Pettigrew wollte er gar nicht denken, der hatte sein Schicksal wahrhaftig verdient. Aber dass nach seinen Eltern James und Lily und seinem Paten Sirius auch noch Remus den Tod finden musste und dazu auch noch einen kleinen Jungen als Vollwaisen zurückließ …

Und dann die Weasleys. Seit dem Tod von Fred war Arthur so schrecklich ernst und Molly, die ihn von Herzen mochte, konnte dennoch nicht anders, als durch kleine Bemerkungen am Rande und schmerzerfüllte Blicke immer wieder Salz in seine eigenen nicht heilen wollenden Wunden zu streuen.

Und er dachte an Ginny. Bei ihr hatte er anfangs Trost und Ruhe finden können. Sie hatte verstehen können, dass er trauern wollte. Sie wollte aber auch endlich leben, sie wollte endlich Nähe. Und sie konnte nicht verstehen, dass er am liebsten in der Anonymität verschwinden wollte, denn sie mochte das Licht der Öffentlichkeit. Ginny hatte viel Familiensinn, sie wollte Kinder haben. Nicht so viele, wie sie Geschwister hatte, aber doch gern das ein oder andere. Und so kam es, dass Harry, der viel geerbtes Geld besaß, sich zunächst einmal auf die wachsende Familie konzentrierte, während Ginny professionell Quidditsch spielte und die Familie um James, Albus Severus und Lily erweitert wurde. Ja, Harry hatte daran gedacht, Auror zu werden, aber diese Pläne verschob er erst einmal, denn er fühlte sich einfach noch nicht bereit dazu:

Und dann kam alles ganz anders. Nie hätte er geglaubt, dass er so enden würde, aber er musste sich mit den Realitäten abfinden.

Während er sich in die U-Bahn einreihte, dachte er darüber nach wie ihm alles entglitten war. Seine Probleme waren irgendwann nicht mehr zu verbergen gewesen und bevor er von der Presse zerrissen werden konnte, hatte Harry lieber den Weg des strategischen Rückzugs gewählt und war nach Muggellondon gezogen. Natürlich hatte es in der Zaubererwelt zunächst für einiges Erstaunen gesorgt, dass er sich komplett aus ihr zurückgezogen hatte, aber die Nachrichten waren nur von kurzer Dauer und er selbst bekam davon ohnehin nichts mit. Für Ginny und die Kinder tat es ihm leid, sie zu verlassen, war ihm schwer gefallen. Aber Harry war überzeugt davon, dass es so der bessere Weg war. Zu bleiben, das wäre ihm nicht möglich gewesen.

Und seitdem lebte er in einer kleinen Wohnung im Muggelteil von London und hatte nach sehr schwierigen Jahren eine Ausbildung als Chemielaborant begonnen. Er hatte dort in bescheidenem Rahmen Erfolg, denn er zeigte ein gutes Verständnis dafür, welche Eigenschaften welche Substanzen besaßen und war in der Lage, sie sauber vorzubereiten und zu verarbeiten.

Mittlerweile war er zu Hause angekommen, hatte sich kurz etwas zu essen bereitet und fühlte sich nun etwas gestärkt und erleichtert, dass er den Tag unter Zauberern und speziell mit seinen Freunden gut überstanden hatte. Als er fertig war, zückte er seinen Zauberstab und apparierte.

(4069) TBC

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