Kapitel 1: Vom Schlachtfeld …
Die Schlacht war noch in vollem Gange und ich konnte mich nur äußerst vorsichtig über das Schulgelände bewegen. Ich musste aufpassen, dass ich nicht von einem der unzähligen Flüche getroffen wurde. Ich schlich über das Gelände und sah nach den Verwundeten. Wenigstens zu etwas war ich zu gebrauchen. Wenn ich schon nicht kämpfen konnte, konnte ich mich immerhin um die Verletzten kümmern. Den einen oder anderen einfachen Heilzauber konnte ich, Merlin sei Dank!, schon.
Obwohl ich bereits 28 Jahre alt war, hatte ich erst vor kurzem erfahren, dass ich eine Hexe war. Ich war in einem kleinen, fernen Land aufgewachsen, in dem man nichts von Zauberei und Hexerei wusste und meine Eltern hatten mir nie etwas darüber erzählt, obwohl sie beide Zauberer waren. Das hatte ich allerdings erst von Professor McGonagall erfahren.
Professor McGonagall hatte mich in den Sommerferien eingestellt. Seit dem hatte sich sehr viel geändert. Damals wusste sie nicht, ob die Schule weiterhin überhaupt geöffnet bleiben würden bleiben würde und ob es genügend Schüler zum Unterrichten geben würde. Zumindest diese Sorge wurden ihr abgenommen. Die Schule blieb geöffnet und auch die Schüler blieben nicht aus. Jedoch lief nicht alles so, wie es gedacht war.
Professor McGonagall musste ihren Posten als Schulleiterin abgeben und ich durfte nun doch nicht unterrichten. Stattdessen wurde ich unterrichtet. Auf Anordnung des neuen Schulleiters, was McGonagall reichlich überrascht hatte. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Es passte nicht zu ihm, wie sie kurz erklärte. Ich wusste erst recht nicht, was ich davon halten sollte, da ich ihn noch nicht einmal kannte.
Die Anordnung war noch viel ungewöhnlicher. Ich durfte in Hogwarts bleiben, sollte mich aber nur in bestimmten Räumen aufhalten und mich, wenn möglich, nicht sehen lassen. Keiner durfte erfahren, dass ich hier war. Ausnahme: Die Lehrer, die mich unterrichten würden.
Erst mit der Zeit zeigte sich, was hinter dieser Anordnung steckte. Indem ich mich versteckt hielt und niemand wusste, dass ich da war, konnte auch der Dunkle Lord nicht wissen, dass es mich gab. Somit blieb mir das Schicksal von Charity Burbage erspart. Sie war Muggelkunde-Lehrerin in Hogwarts und ein weiteres Opfer von Voldemort.
Ich erhielt also meinen Unterricht in fast allen Fächern im Geheimen. Madame Pomfrey brachte mir außerdem einige einfache Heilzauber bei – für alle Fälle.
Jetzt war ich froh, dass ich sie gelernt hatte.
Dies hier war keine Schule mehr, sondern ein Schlachtfeld. Ich wusste nicht mehr, wie viele Verletzte ich versorgt hatte oder an wie vielen Toten ich schon vorüber gegangen war. Es waren zu viele und der Krieg war noch nicht vorbei.
Der Kampf schien sich jetzt jedoch ins Innere des Schlosses zu verlegen und irgendjemand rief mir zu, ich solle mich in der Hütte verstecken. Ich gehorchte. Hier draußen musste ich schon höllisch aufpassen, dass ich nicht getroffen wurde; im Gebäude selbst hätte ich wahrscheinlich keine wirkliche Chance ohne einen Verteidigungszauber. Ich ärgerte mich selbst, dass mir diese Zauber nicht gelangen. Selbst einige 5. Klässler hatte ich schon gesehen, die sie konnten. Ok, das mag wohl daran liegen, dass ein paar von ihnen zur „geheimen, schulinternen Armee" gehörten. Auf diese Armee (sie nannten sich „Dumbledores Armee" nach dem Schulleiter vor McGonagall) war ich durch Zufall in einem der geheimen Räume gestoßen. Genau genommen waren sie auf mich gestoßen.
