1. Vorbereitung einer Festlichkeit
„Mach schon, Severus, ich möchte nicht als Letzte erscheinen!"
Hermine stand fertig angezogen in ihrem Schlafzimmer und blickte ihren Mann auffordernd an. Snape jedoch saß mit mürrischem Gesicht auf dem Bett und überlegte gerade, ob er seinen zweiten Socken anziehen wollte oder nicht.
Er sah gedankenvoll auf seine Zehen, wippte etwas mit dem Fuß.
„Ich habe keine Lust!" sagte er dann langsam aber deutlich.
Hermine ließ sich ergeben vor ihm auf die Knie nieder und streichelte seinen nackten Fuß, nicht ohne spielerisch kitzelnd ihren Zeigefinger über die Sohle gleiten zu lassen!
„Heute ist Ginas Geburtstag und ich möchte wirklich schrecklich gerne mit ihr feiern.
Glaubst Du, Du kannst es mir zuliebe ertragen und dich gegebenenfalls... etwas beeilen?"
Ihr Augenaufschlag war an Liebreiz nicht zu übertreffen, dennoch grunzte Snape ungehalten:
„Es ist zu warm um draußen zu sein! Es ist zu warm um Socken und Schuhe anzuziehen!"
Hermine blickte hinunter auf ihre eigenen braungebrannten Beine und ihre Füße, die in eleganten Riemchenschuhen steckten.
„Du könntest es mal mit Sandalen versuchen!" sagte sie todernst und als sie Snapes empörten Blick auffing, da konnte sie ein leises Kichern nicht unterdrücken.
„Ach Hermine, ich will nicht!" quengelte er weiter. „Es werden tausend Menschen da sein."
„Eintausenzweihundertelf, um genau zu sein!" entgegnete Hermine trocken. „Soviele sind eingeladen, Gina rechnet aber nur mit 800 Gästen!"
„Na wie überaus beruhigend!" knurrte Snape.
„Bitte Severus!" drängte Hermine, „wir brauchen fast zwei Stunden für die Anreise und es werden einige wichtige Leute da sein. Ich möchte nicht zu spät kommen."
„Man sollte meinen dass du unter der Woche lange genug mit meiner Schwester zusammen bist. Wieso bist du auch noch am Wochenende so wild darauf zu ihr zu kommen?" blaffte Snape unwillig.
„Weil sie sehr nett ist, weil ich sie bewundere und weil ich sie sehr mag!" erwiderte Hermine geduldig.
„Das war aber auch mal anders!" brummte Snape und wehrte Hermines Hände ab, die ihm seinen zweiten Socken anziehen wollten!
„Unterlasse das bitte, Hermine!"
„Ich möchte dir doch nur helfen!" Hermine versuchte weiter, den Stoff über die Zehen ihres Mannes zu stülpen.
Dieser fasste jedoch ihre Handgelenke und zog sie aus der knienden Position herauf zu sich und aufs Bett.
„Wir könnten hier auch einen sehr schönen Abend verbringen!" Snape küsste sie sanft und ließ ihre Hände frei, um ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.
Hermine küsste liebevoll seine Hand, dann schmiegte sie sich seufzend an ihn.
„Wir werden einen schönen Abend haben und eine noch schönere Nacht...!" und dann fügte sie trocken hinzu: „...in Blankenstein!"
Snapes Seufzer kam so schnell wie ergeben und mit gequältem Gesichtsausdruck wandte er sich von Hermine ab um sich seinem zweiten Socken zu widmen.
„Wenn ich an Lucius denke, dann wird mir ganz anders!" brummte er.
„Möchte mal wissen, was sie an dem gefressen hat. Der muß wirklich ungeahnte Qualitäten haben!"
Snape zog sich gerade seinen Schuh an und als er energisch an dem Schnürsenkel zerrte, da riß dieser entzwei. Hermine kommentierte dies mit weiterem Gekicher.
„Könnte schon sein!" behauptete sie und lachte breit.
„Was?" Snape sah sie irritiert an.
„Das mit den ungeahnten Qualitäten!" entgegnete Hermine bedeutungsschwer und grinste süffisant.
Snape schluckte.
„Sag mal, redet Gina mit dir über solche Dinge?"
„Welche Dinge?" fragte Hermine harmlos. Snape verdrehte genervt die Augen.
„Du weißt genau was ich meine!" Er wollte jetzt wirklich eine Antwort.
„Im Leben nicht!" grinste Hermine und drehte sich schnell um, damit ihr Mann nicht sah dass sie rot anlief.
„Hermine?"
„Severus?"
Sie hatte sich wieder gefangen und sah ihn unschuldig an und fand dass er sehr niedlich aussah, dort auf dem Bett mit einem Schuh in der Hand in den er gerade einen neuen Schnürsenkel fädelte.
„Können wir dann endlich aufbrechen?" fauchte er gerade und nahm sich fest vor, Gina ins Gebet zu nehmen. Das fehlte noch, dass sie mit seiner jungen und überaus liebreizenden Frau Bettgeschichten diskutieren würde. Im Stillen hoffte er dann doch sehr auf Hermines Diskretion. Nicht dass er sich was vorzuwerfen hätte, aber manche Dinge sollten seiner Meinung nach lieber in den eigenen vier Wänden bleiben.
Zur gleichen Zeit stand Gina Nicemeadows vor dem großen Spiegel in ihrem Schlafzimmer und warf einen letzten prüfenden Blick auf ihre Erscheinung. Ihre blonden Haare hatte sie heute zu einer Löwenmähne aufgebauscht, die Augen ausdrucksstark geschminkt. Ihr Mund war durch einen rubinroten Lippenstift geziert. Sie wirkte gefährlich und gefährlich war die Stimmung in der sie sich befand.
„Nicht schlecht für eine Vierzigjährige!" dachte sie, während sie selbstgefällig ihr Spiegelbild betrachtete. Sie grinste, als sie an den Muggelmann dachte, der ihr gestern beim Shoppen Avancen gemacht hatte. Der arme Narr, wenn er gewusst hätte, auf was er sich da eingelassen hätte.
Gina war unausgeglichen wie sie nur sein konnte. Schon seit Monaten war sie von einer Unruhe befallen, meinte sich oder etwas verändern zu müssen. Zunächst hatte sie ihren Kleiderschrank reformiert, dann den von Lucius. Der arme Kerl wusste nicht wie ihm geschah, als er seine Lieblingspullover, Hemden und Hosen plötzlich im Altkleidersack wiederfand und von Gina genötigt „etwas Moderneres" tragen musste. Dann hatte sie die Handwerker durch ihre alte Villa wirbeln lassen. Es wurden Fußböden erneuert, Wände versetzt, neue Fenster eingebaut, das ganze Haus bekam einen neuen Anstrich. An den Wänden hingen plötzlich Bilder bedeutender Expressionisten, deren grelles Farbenspiel sich mit dem neuen schwarzen Mobiliar biss.
Gina selber hatte gearbeitet bis zum Umfallen, manchmal kam sie erst in den frühen Morgenstunden aus ihrem Büro oder blieb ganze Nächte im Labor und wenn Lucius sie hier aufsuchte, so war sie ganz die Schwester ihres Bruders und schmiss neben der altbekannten Unfreundlichkeit auch schon mal mit Porzellantiegeln um sich. Lucius ging ihr an diesen Tagen lieber aus dem Weg und widmete sich seinen zahlreichen Hobbys.
Heute hatte sie anlässlich ihres Geburtstages zu einer großen Feier geladen. Im Garten waren Pavillons aufgebaut worden, ein mobiles Tanzparkett nebst Band lud zu ausgelassenen und fröhlichen Bewegungen ein und für das leibliche Wohl würde eine Heerschar von Köchen und Köchinnen sorgen. Wein und Sekt hatte sie im Überfluss bestellt und selbst das Wetter war ihr wohlgesonnen und ließ eine Sonne vom Himmel strahlen, die man schöner nicht hätte mahlen können. Ein perfekter Tag, sollte man meinen.
Die Tür wurde leise geöffnet. Gina blickte sich stirnrunzelnd um. Natürlich war es Lucius, der ungebeten in ihr Schlafzimmer kam. Sie musterte ihn skeptisch. Wenigstens hatte er es geschafft, den Anzug, den sie ihm gekauft hatte, anzuziehen, ohne dass das Hemd verkehrt herum war, oder ein Etikett irgendwo noch hervorlugte. Er erschien ordentlich frisiert. Auf ihren Wunsch hin hatte er sich die Haare zu einem Zopf zusammenbinden lassen und wirkte so frivol und yuppiehaft. Gina gab innerlich zu, dass er gut aussah. Er hatte einen nahezu perfekten Körper, den er pflegte wie eine Kathedrale. Zeit genug hatte er ja, denn die einzige Beschäftigung der er sonst noch nachging, war das Sammeln von Zauberstäben und das Ansehen von Muggelfilmen. Er trat hinter sie und legte den Kopf auf ihre Schulter. Ihre Augen trafen sich in ihrem gemeinsamen Spiegelbild.
„Ich liebe dich!" säuselte er in ihr Ohr. Gina tätschelte ihm die Wange.
„Das ist schön, Lu, ist die Band eigentlich schon da!"
Lucius küsste ihre Schulter und umfing ihre Taille mit seinen Armen. „Nein, es ist noch keiner da. Wir hätten noch Zeit für ein anderes Zwischenspiel..." er drängte sich an sie und seine Hände glitten über ihren Bauch und kletterten bis zu ihren Brüsten, die er durch den Stoff ihres schulterfreien Kleides hindurch massieren wollte.
„Lucius, lass den Scheiß, ich bin jetzt gerade fertig angezogen und ich habe keine Lust in 30 Sekunden noch mal von vorne anzufangen...!"
Gina hatte ihn abgeschüttelt und ignorierte seinen pikierten Gesichtsausdruck. Sie ließ ihn vor ihrem Frisierspiegel stehen und ging hinunter um die letzten Anweisungen für ihr Ehrenfest zu geben.
