Der funkelnde rote Drache kreiste einmal, zweimal, dreimal über ihnen, bevor er mit langsamem, stetigem Flügelschlag nach Norden davonflog.
Als sich Dorn und Murtagh nach einigen Runden über Eragon und Saphira auf den Weg nach Norden machten wurde Murtagh bewusst was er alles hinter sich ließ. Ohne dass es ihm wirklich bewusst war kamen ihm die Tränen. Er ließ alles zurück was ihm jemals etwas bedeutet hatte, fast alles. Seinen Bruder Eragon, seinen Freund, der ihn nie nach seinem Vater, sondern immer nach seinen eigenen Taten beurteilt hatte. Er hatte Eragon enttäuscht, verletzt, aber am schlimmsten er hatte ihn verraten. Er wusste dass Eragon dies verstand ihm vielleicht sogar verzieh, aber er selbst würde sich dies niemals verzeihen können. In Eragon hätte er einen Bruder finden können, eine Familie wie er es sich immer gewünscht hatte, aber das Recht darauf hatte er sich verwirkt.
Er ließ Nasuada zurück, die er angefangen hatte zu lieben und er glaubt, dass sie diese Gefühle erwiderte. Sie hatte dazu beigetragen, dass sich sein wahrer Name änderte, durch sie wurde ihm bewusst, dass es nicht am wichtigsten war selbst zu leben sondern dass die, die einem was bedeuten am Leben bleiben.
Diese Liebe gehörte zu den wenigen Dingen die in seinem Leben richtig waren. Diese Liebe war echt, wahr, an keine Bedingungen gebunden, sie war richtig aber trotzdem von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Und wieder hatte es das Schicksal nicht gut mit ihm gemeint, immer hatte es ihm etwas gegeben und es ihm auf grausame Weise wieder entrissen. Seinen Lehrmeister Tornac, der wie ein Vater für ihn war, das Vertrauen der Varden... und nun auch noch Nasuada. Und all dies wurde ihm genommen von einem einzigen Mann. Doch dieser Mann war jetzt tot und all der Hass konnte endlich enden, und trotzdem wusste er dass er niemals nach Alagäsia zurückkehren konnte. Das Volk würde keinen Verräter in ihrer Mitte dulden und schon gar nicht an Nasuadas Seite. Dabei spielt es keine Rolle ob er sich dem Einfluss von Galabatorix Macht entzogen hatte, nicht mehr der gleiche wie vorher war. Jetzt erst wurde ihm bewusst wie tiefgreifend die Veränderung, die er durchgemacht hatte eigentlich war. Er spürte keinen Hass mehr wenn er an Galbatorix dachte, sondern nur Erleichterung dass er niemandem mehr etwas antun konnte. Er verspürte keinen Zorn mehr auf Eragon, warum ihre Schicksale nicht vertauscht worden waren, warum er und nicht Eragon an Galbatorix Hof aufwachsen musste und dann von ihm versklavt wurde. Er wusste, dass der Zorn und der Hass immer noch in ihm waren, aber jetzt waren da noch Erleichterung, Freude und Hoffnung. Erleichterung darüber, dass jetzt alles vorbei war und Freude darüber, dass er und Dorn endlich frei waren. In diesem Moment spürte er wie jemand sanft gegen seinen Geist drückte. Er zuckte zusammen, dann merkte er, dass es Dorn war, der mit ihm sprechen wollte. Er öffnete seinen Geist, und spürte zu seiner Erleichterung auch Dorns Freude. Für Dorn war es das erste Mal dass er frei war, das erste Mal, dass er fliegen durfte wohin wollte.
