"Kaskade und Zyanid"
Disclaimer: I don't own Twilight, sondern nur der guten, alten und vorallem genialen Stefanie Meyer! And I don't own Cascade and Cyanide, sondern 'americnxidiot', die mir dankbarerweise doch noch die Übersetzungsrechte erteilt hat. Thank you!
Prolog
Bella
14. Dezember
Die Leute hatten mich immer vor Edward Masen gewarnt.
Es war der erste Name gewesen den ich hörte, als ich Anfang des Jahres einen Fuß in die Forks Highschool gesetzt hatte. Ein übereifriger, blonder Junge, namens Mike Newton, hatte es, ohne meine Einwilligung auf sich genommen, mir einen Rundgang durch diese Kleinstadtschule zu geben. ‚Um mich vor einem sozialen Selbstmord zu bewahren', hatte er gesagt, als wenn die Wahl des richtigen Freundschaftskreises in Forks die wichtigste Entscheidung wäre, die ich je treffen müsste. Als ob Forks Clallam County 98331 die heißeste Postleitzahl in ganz Nordwest-Amerika wäre.
Er berichtete mir von den beliebten Plätzen zum shoppen in Port Angeles und von dem besten Lokal in Forks. „Und das allerwichtigste ist,…", er war sehr hartnäckig an diesem Punkt gewesen, „dass du Edward Masen meidest. Der Junge ist psychotisch!"
Das Wort psychotisch wurde allgemeinhin benutzt, um Edward zu beschreiben. Schräg und freakig waren noch weitere. Mein Vater entschied sich bevorzugt für ‚Ärger machend', als ich den Namen das erste Mal beim Abendbrot erwähnt hatte. Edward verkehrte oft in den Polizeiwagen von Forks, tat niemals etwas, schlimm genug, um verurteilt zu werden, aber er bekam Bußen für geringere Vergehen. Unbefugtes Betreten, unerlaubtes Parken, Umweltverschmutzung und ein Anklagepunkt ging an Alkoholkonsum als Minderjähriger; bei dem wiederum, hatte Charlie ihn in die Obhut seiner Adoptiveltern entlassen, mit einer mündlichen Verwarnung. Und er hatte seine Fahrerlaubnis verloren, kurz nachdem er siebzehn geworden war, wegen Besitz von Marihuana.
Aber der Edward, den ich kennen- und lieben gelernt hatte, war nicht so. Er war lustig, ehrlich und unglaublich leidenschaftlich, wenn es um Musik und Kunst ging. Er war die Art Junge, der, wenn er wütend war, ein Gedicht schreiben oder Piano spielen würde, bis der Frust vorüber wäre. Es hatte viel Mühe gekostet, ihn soweit zu kriegen, dass er sich mir öffnete, aber ich war so begeistert, als er es getan hatte. Ich hatte mir auf üblichen Wege sein Vertrauen verdient, hatte das Gerede ignoriert und zu ihm geredet, als wäre ich nicht über seine Probleme vorgewarnt worden.
Und das hatte eine Weile gedauert.
Letztendlich realisierte er, dass ich aufrichtiges Interesse an ihm, als Person, hegte und nicht bloß an dem vermeintlichen Stadtpsycho. Er begann meine Fragen mit eigenen Fragen zu beantworten, lernte mich langsam und durch und durch kennen. Und ich war überwältigt, genau herauszufinden, wie intelligent und einfühlsam er war. Edward hatte mir nie einen Grund gegeben, mich zu ängstigen.
Was es deshalb noch erschreckender machte, ihn so zu sehen. Edward war über ein Notizbuch gebeugt, sein Arm flog wütend über die Seite, die Füße zitterten so sehr, es sah aus, als hätte er Krämpfe. Der Bleistift in seiner Hand war gebogen und gespannt von der Gewalt seines Griffes. Unsinnige Worte verließen seinen Mund in einem unglaublichen Tempo. Ich hatte diesen Raum vor zehn Minuten betreten und Edward musste meine Anwesenheit erst noch bemerken, so völlig war er von seiner Zeichnung eingenommen und dem, was ihm durch den Kopf ging.
„Das scheiß Herz klopft mir aus der Brust.", schäumte er, riss seine anscheinend unzulängliche Kreation aus seinem Notizbuch und begann eine neue, noch bevor das Papier den Boden berührte. Es landete sanft neben dem leeren, mit weißem Puder beschichteten, Beutel und einer aufgerollten Dollarnote.
„Edward?", fragte ich, meine Stimme zitterte wie noch nie zuvor. Seine Augen schossen zu mir, grüne Iris versteckt hinter höchst geweiteten Pupillen.
„Bella? Was machst du hier?" Er war schnell zerstreut bei dem Klang meines Namens. „Bella, schöne, schöne Bella, fie fa fo fella, ella, ella, ella." Es wäre beinahe komisch gewesen, würde es nicht so bestürzend sein. Er klang wie ein betrunkenes Kind. Sein Bleistift änderte die Richtung, aber hörte niemals auf zu kratzen. Ich nahm mir einen Moment, um das ausrangierte Bildnis auf dem Boden, genauer zu betrachten. Ein Mädchen mit großen und dunklen Augen starrte zu mir auf, das Haar wirbelte wild um ihren Kopf. Sie war gespenstisch und schön, wie ihr Schöpfer.
„Edward, nimmst du Kokain?", fragte ich über sein unverständliches Gefasel hinweg.
„Ich bin inmitten eines kreativen Orkans, meine liebe, süße, schöne Isabella. Das Zeug," Er gestikulierte hektisch zu den Utensilien auf dem Boden. „hilft mir lediglich bei dem Prozess. Gerade genug, um mich über den Abgrund zu stoßen. Und, ich nahm es Stunden zuvor, also fühle ich es kaum noch. Kein Grund zur Sorge Bellaella."
Meine Gedanken suchten verzweifelt nach gelagerten Informationen aus dem Medizinkursus, irgendetwas, um mit dieser Situation fertig zu werden. Es sah nicht nach einer Überdosis aus. Er schwitzte kaum und das flattern schien durchaus willentlich zu geschehen. Vielleicht hat er wirklich nicht so viel genommen. Das machte es nicht weniger erschreckend.
„Du bist seit ein paar Tagen nicht in der Schule gewesen, Edward."
„Natürlich nicht. Ich kann nicht gehen, ehe es beendet ist. Reiz-Polyester, pervers hinterm Schutzwall."
Ich schluckte, registrierte duzende Wasserflaschen um ihn herum, auf dem Teppich verstreut.
„Wie lange arbeitest du schon daran?", fragte ich, nicht ganz sicher was ‚daran' war.
„Zeit ist ein unbedeutendes und unbarmherziges Richtmaß. Da ist kaum genug Zeit zum schlafen, geschweige denn für so etwas Entbehrliches wie Schule. Poppen für einen Dollar, lutschen an 'nem Schlauch. Aber nun, wo du hier bist, kann ich es schließlich vollenden. Meine Muse ist zu mir gekommen. Gummi kauend, an Stühlen festgebunden und blutig gebissen."
Mein Verstand konnte den Edward, den ich kannte, und diesen zuckenden, furchterregenden Verwirrten, nicht miteinander in Einklang bringen. Es war einfach nicht möglich, dass sie die gleiche Person verkörperten. Diese Person vor mir war irre und unheimlich. Ich fühlte Angst vor dieser Person. Diese Person könnte mich verletzen.
Plötzlich stand Edward auf und kam mit einem lauten Schritt auf mich zu.
„Bella, Bella, du musst bei mir sitzen, damit ich deine Augen richtig einfange."
Ich beachtete nicht die Bedeutung dieser Aussage und konzentrierte mich darauf, Edward über das, was auch immer ihn so handeln ließ, hinwegzuhelfen. Ich berührte zum ersten Mal sein bronzefarbenes Haar, fuhr meine Finger dadurch, wie meine Mutter es bei mir als Kind gemacht hatte. Die beruhigenden Striche hatte mich immer eingeschläfert.
Edwards Augen schlossen sich und sein Atem bebte entsetzlich. Sein Haar-Wirrwarr wühlte wild in meiner bewegenden Handfläche. Ich schluckte meine Angst herunter und fuhr mit meiner liebevollen Fürsorge fort, ignorierte den andauernden Strom von Worten aus seinem Mund. „…bezahl noch einen Spieler, oh du bist so ein guter Bursche, hier ist noch ein Dollar, bind ihn an den Bettpfosten…" Ich berührte sanft seine Hand und setzte ihn runter aufs Bett, zog ihn so, dass er mit dem Kopf in meinem Schoß ruhte.
Seine Augen öffneten sich nach ein paar Minuten und er nahm meine Finger von seinen Haaren und platzierte einen Kuss ins Zentrum meiner Handfläche. Edwards Lippen bedeckten jeden Zoll meiner Hand und mein Herz stockte. Gebrochene Schluchzer entschlüpften sich mir, als mir klar wurde, dass das mein Edward sein musste. Sogar in dieser beängstigenden Verfassung, berührte er mich mehr, als irgendein anderer Mann.
Sein Mund wurde meiner Hand bald müde und begann meinen Arm hinauf zu wandern, leckend und saugend entlang der bloßen Haut. Es fühlte sich so gut an, und ich hatte so lange auf einen Beweis seiner Zuneigung gewartet, aber nicht so. Ich entzog meine Hand mit einem Ruck seinen willigen Lippen, Tränen rannen mir offen über mein Gesicht.
Für einen Moment sah ich meinen Edward, starrend mit verwirrten und ablehnenden Augen zu mir aufschauend. Der Schleier aber übernahm sie bald wieder und das Gemurmel fuhr fort. „…irre im Hexenzirkel, verlangt nach rohem Fleisch…" Er stand vom Bett auf und nahm seine zitternde Haltung auf dem Boden wieder ein, griff den gefallenen Skizzenblock und machte da weiter, wo er aufgehört hatte. Ich weinte einfach auf seinem Bett, zu erschüttert, um zu bleiben, aber zu ängstlich, zu gehen. Was, wenn er sich selbst verletzte… Ich konnte nicht daran denken.
Also blieb ich, schaute mit schwerem Herzen zu, als er nuschelte und zeichnete, gelegentlich stoppte, um nach einer Wasserflasche zu greifen oder ins angrenzende Badezimmer zu rennen, jedoch immer zum gleichen manischen Zustand zurückkehrte. Erst Stunden später, als er runterkam und schließlich auf dem Boden zusammenbrach, gab ich meiner Erschöpfung nach und ließ mich in einen unruhigen Schlaf, auf Edwards Bett, fallen.
Vor dem, hatte ich, die Gerüchte ignoriert. Edward war schüchtern gewesen und es war zuerst schwierig mit ihm zu reden. Jahre auf einer Schule, wo Kinder dich dafür verspotteten, sonderbar und psychotisch zu sein, konnte leicht sein frostiges Äußeres erklären. Ebenso war er adoptiert, vielleicht kamen die Gerüchte von seinen leiblichen Eltern, oder er hatte eine beschwerliche Kindheit? Ich glaubte nicht, dass wahrhaft irgendetwas falsch mit ihm war. Er wurde nur missverstanden.
Aber etwas war schrecklich verkehrt mit Edward Masen. Irgendwas, das nichts mit den Drogen, oder dem Getuschel, oder seiner Familie zu tun hatte.
Und ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.
