Betrug und Vergebung

Inhalt: Es ist das sechste Jahr der Marauders in Hogwarts und Moony benimmt sich merkwürdig…

Disclaimer: Alles gehört J. K. Rowling, nur Isabella und Amanda habe ich mir ausgedacht (die, da sie in Hogwarts sind, wohl ebenfalls nur zu Teilen mir gehören)

Es ist meine erste Fanfiction über die Marauders, deswegen macht mich auf alle Fehler aufmerksam, okay? Ich freu mich sehr über Reviews! ;-) Viel Spass!

1. Kapitel: Moonys Lüge

James Potter hing in einer sehr merkwürdigen Weise über einem Sessel, während ein dichtes Gemisch aus Schnee und Regen ans Fenster klatschte. Seine Beine lagen über der linken Armlehne, während das verstrubbelte, nachtschwarze Haar auf der anderen Seite über den Boden streifte.

Allerdings sah man gerade mal die Spitzen seines Schopfes, der Rest war von einem riesigen Folianten bedeckt, auf dem in goldenen Lettern Umkehrflüche und ihre verheerenden Wirkungen stand.

Niemanden schien seine ungewöhnliche Position zu stören, denn alle um ihn herum waren viel zu sehr damit beschäftigt, einen großen, schwarzhaarigen und umwerfend aussehenden Jungen dabei zu beobachten, wie er einen Feuersalamander mit großen, dunkelvioletten Keksen fütterte.

„Was soll das werden, Sirius?", fragte ein rundliches, blondes Mädchen, das mit einer Mischung aus Neugier, Ekel und Mitleid auf das kleine Tier blickte, auf dessen roter Haut sich langsam schwarze Pusteln bildeten.

Sirius antwortete, während er mit sichtlichem Vergnügen weitere Kekskrümel in den Rachen des Salamanders stopfte.

„Das sind Drachenkekse, Elmira. Hab sie aus Zonkos Laden… ‚beflügelnde Wirkung' stand drauf."

Ein lautes Ah ging durch die Reihen, als der Salamander plötzlich lila anlief und aus den schwarzen Furunkeln zwei handtellergroße, ledrig- braune Flügelchen sprossen und das Tier erste unbeholfene Flugversuche unternahm.

Sirius grinste zufrieden. „Wir werden immer besser", flüsterte er für sich und dachte an James, wie er die Kekse an einem Frosch ausprobiert hatte, von oben bis unten mit schwarzem Zaubertrank bekleckst.

„Das ist das Beste, was wir je erfunden haben, Tatze. Wir sagen einfach, wir haben sie aus Zonkos Laden, dann kriegen wir keinen Ärger mit den Lehrern, falls eins von diesen Viechern doch noch in die Luft gehen sollte", hatte er gesagt und dabei einen Blick auf Moony, alias Remus Lupin, geworfen, der an der Tür zu den Kerkern Schmiere stand. Der hatte nichts gesagt, sondern nur missmutig auf die fliegende Kröte und dann auf sein Vertrauensschülerabzeichen gestarrt.

Donnernder Applaus riss Sirius aus seinen schuldvollen Gedanken: Die Echse hatte sich über die Köpfe der Menge geschwungen und drehte gerade eine Runde um den Kronleuchter.

„Das ist die dritte!", schrie David Boldcaw begeistert und klatschte weiter wild in die Hände. Doch kaum hatte er das gesagt, gab es einen lauten Knall, die Echse klatschte flügellos auf den Boden und rannte eilig in die prasselnden Kaminfeuerflammen.

Ein enttäuschtes Oh schallte durch den Raum.

„Mach das noch mal", forderte Natalie Iros ein dünnes, schlaksiges Mädchen mit einer goldglänzenden Nickelbrille und Sirius zog triumphierend eine weitere rotgrüne Schachtel hervor.

Rechts neben dem kleinen Menschenauflauf saß ein blondhaariger Junge mit wässrigblauen Augen und grübelte über zwei Rollen engbeschriebenen Pergaments. Plötzlich schmiss er die Feder zur Seite und stützte fluchend den Kopf zwischen seine pummeligen Hände.

Ein lautes Klatschen ertönte daraufhin, als James sein Buch zuschlug und in einer einzigen schlangengleichen Bewegung eine normale Sitzposition einnahm.

„Gib mal her, Wurmschwanz", rief er ärgerlich, zückte den Zauberstab und das Pergament flog in seine Hände.

„Wie kannst du nur so blöd sein?", schimpfte er, sodass alle Gryffindors es hören konnten.

„Du sitzt da seit 'ner Ewigkeit, es kann doch, um Himmels willen, nicht so schwer sein, 34 Zoll über Leichenkrautgewächse zu schreiben!"

Peter, in der anderen Ecke, versank in seinem Stuhl, während James mit lauter Stimme einer Selbstschreibefeder die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten einer Milulta- Kaktee diktierte.

Während die Feder die letzten zwei Absätze eifrig kratzend notierte, unterhielt er sich kurz mit Sirius.

„Und wie läufst mit den Keksen?"

Sirius starrte ihn an.

„Sag mal, wächst dir dein Geweih ins Gesicht, du … hast du gerade nicht zugeguckt?"

James schüttelte den Kopf, wobei mehrere Mädchen leise seufzten, denn seine dichten Haarsträhnen wirbelten in alle Richtungen.

„Nee, ich hab das Buch hier gelesen", er deutete auf Umkehrflüche, „ aber das wird selbst dann nicht interessanter, wenn man's verkehrt herum liest…und das soll UTZ- Niveau haben…", fügte er kopfschüttelnd hinzu und genoss die bewundernden Blicke seiner Mitschüler, von denen nicht wenige drei Wochen gebraucht hatten, für dass, was James Potter in zwei Tagen geschafft hatte.

Plötzlich zischte hinter ihm jemand laut und deutlich „Angeber!".

James' Kopf fuhr herum und er starrte hinüber zu einer Gruppe Sechstklässlerinnen, die sich um ein hübsches Mädchen mit dickem dunkelrotem Haar gescharrt hatten. Er fuhr mit der Hand lässig durch seine Haare, ehe er sprach.

„Oh, haben wir wieder schlechte Laune, Evans? Kein Wunder, so wie dich die McGonagall heute in Verwandlungen runtergeputzt hat, nicht wahr?" Er ahmte die Stimme der Hauslehrerin nach: „ ‚Sind Sie wirklich zu dumm, um das Eulenpaar in einen Feldstecher zu verwandeln? Strengen Sie sich gefälligst an, ich weiß nicht, wie Sie die Prüfungen schaffen wollen'…aber ich gebe dir gerne Nachhilfe, Evans."

Obwohl alle wussten, dass Lily zuerst ihrer Freundin bei der Verwandlung geholfen hat und dann ihren eigenen Spruch sagen konnte, lachten sie.

Lily lief rot an und fauchte böse.

„Ach ja? Und wer war schlichtweg zu doof, um drei Erstklässlerinnen den Weg zu Zaubertränke zu zeigen? Blöd gegrinst hast du, wie immer, und die Mädels wieder nach oben geschickt!"

Schlagartig herrschte Stille und alle blickten auf James, der mit funkensprühenden Augen von seinem Sessel aufgesprungen war.

„Tatsächlich?", sagte er leise und seine besten Freunde, Sirius und Peter, wussten, dass er jetzt etwas sehr Hässliches und Gemeines sagen würde.

„Zufällig hat mir jemand gesagt, dass du…" fuhr er fort, doch niemand erfuhr, was James erzählt worden war, denn in ebenjenem Moment hörte man eine heisere Stimme.

„Das reicht, James."

Bis auf zwei, drei Jungen, die damit beschäftigt waren ihre Haare weiß zu färben, fuhren alle herum und glotzten den blassen, braunhaarigen Jungen an, der soeben durch das Portraitloch geklettert war. Er sah sehr müde und kränklich aus, doch er hatte es geschafft James zum Schweigen zu bringen. „Lily, du auch, sei ruhig", fuhr er leise fort.

Wütend schnappte sie nach Luft und rief:

„Von dir lass ich mir gar nichts sagen! Von einem der mit dem da befreundet ist und ihn nicht mal daran hindert, irgendwen zu verhexen…"

„Fahr niemals wieder meine Freunde so an, oder…!", fiel James ihr ins Wort, halb mit der Hand im Umhang, um seinen Zauberstab zu ziehen.

„Zwei Punkte Abzug von Gryffindor für jeden von euch, wegen störendem Arbeitsverhalten. Und – jetzt – beruhigt – euch – endlich!", sagte er leise, doch mit solcher Autorität und Würde, dass James wieder auf seinen Stuhl fiel, Lily ihre Tasche packte und mit einem letzten, zornigen Blick auf Remus und James nach oben in ihren Schlafsaal stapfte.

Einen kurzen Augenblick lang herrschte noch Stille und alle starrten Remus an, der sich einen Sessel zu James zog, dann verfielen sie wieder in ihre altbekannte Gesprächigkeit, und wer sich nicht unterhielt, schrieb an Hausaufgaben, um sie für die beginnenden Weihnachtsferien aus den Füßen zu haben.

„Was sollte das?", fragte James sein Gegenüber, keinesfalls zornig wegen der verlorenen Punkte (daran war er viel zu sehr gewöhnt). „Der hätte ich einen wirklichen Grund zum Heulen gegeben…"

„Ich weiß", sagte Remus und betrachtete Peters Hausaufgaben, auf denen die Selbstschreibefeder das gesamte Gespräch protokolliert hatte. Er schnippte kurz mit seinem Zauberstab und reichte die gesäuberte und korrigierte Arbeit an den Besitzer, der sie mit dankbaren Augen entgegennahm, während er sich mit Sirius (der die Kekse der Meute am Feuer hinterlassen hatte) an den Tisch setzte.

„Ich weiß", wiederholte Remus, „ und da ich auch weiß, dass du mit ihr gehen willst, habe ich dich davor bewahrt, etwas zu sagen, dass du später vielleicht…", er sah ein Zwinkern in Sirius' Augen und korrigierte sich lächelnd, „ nein, dass du später ganz sicher bereuen wirst."

Drei der Jungs grinsten und James starrte errötend auf seine Finger. Schließlich grinste aber auch er und sagte: „Vielleicht hast du recht, Moony."

Sie starrten ihn verdutzt an.

„Seit wann gibst du Fehler zu?", fragte Peter, in einem Anflug von Größenwahn, doch als er den zornigen Blick einfing, den James ihm schickte, verstummte er. Es kehrte eine sehr, sehr angespannte Ruhe ein und Sirius wechselte rasch das Thema:

„Sag mal, Moony, wo warst du heute beim Abendessen? Ich wollte dir eigentlich sagen, dass die Jagd auf Du-weißt-schon-was mit Silberkugeln verboten wurde…"

Statt sich, wie üblich, auf das neue Thema zu stürzen, um James und Peter aus der Gefahrenzone herauszubringen, knurrte Remus unwillig (und da am nächsten Tag Vollmond war, klang es sehr bedrohlich). Sirius und die anderen (die ihren drohenden Streit sofort vergaßen) schauten ihn verdutzt an. Er schaute mit einem sehr seltsamen Gesichtsausdruck zurück, einer Mischung aus Wut, Verlegenheit und unglaublicher Freude.

„Wenn ihr es denn unbedingt wissen müsst", sagte er schließlich mürrisch, als hätten sie ihm gerade schwer mit Fragen zugesetzt, „ ich war bei einem… Vertrauensschülertreffen, denn ich bin davon einer, wie ich gerade demonstrieren durfte. Manchmal scheint ihr das seltsamerweise zu vergessen…"

Immer noch unschlüssig, welchen Gesichtsausdruck er nun annehmen sollte, stand er auf und ging Richtung Schlafsaal, wobei er drei purpurne Kröten, die immer noch unter der Wirkung der Drachenkekse litten, mit einem Fußtritt von der Treppe beförderte. Sie verschwanden halb fliegend, halb hüpfend in alle Ecken des Raumes.

James und die anderen starrten ihrem Freud nach. Es war schon öfter vorgekommen, dass Remus kurz vor Vollmond relativ gereizt und unfreundlich wurde, doch seit sich die drei in Tiere verwandeln konnten, waren diese seltsamen Launen fast gänzlich verschwunden. Am Ende war es Peter, der aussprach, was alle dachten:

„Was war das denn?"

„Frag ich mich auch", sagte plötzlich jemand hinter ihnen. Elmira war hinzugetreten und hatte Remus' Abgang beobachtet. Sie wischte etwas Schleimiges, Lilafarbenes von ihrem Umhang und James vermutete, dass eine der Kekskröten doch noch explodiert war.

„Wie meinst du das?", fragte Sirius, der inständig hoffte, sie möge den Wink mit den Silberkugeln nicht verstanden haben. Seine Gebete wurden erhört, denn Elmira sagte:

„Na ja, Remus sagte etwas von einem Vertrauensschülertreffen, aber das kann nicht stattgefunden haben, weil ich davon nichts wusste und McGonagall mir heute etwa achtmal über den Weg gelaufen ist und nichts von einem Treffen gesagt hat, obwohl sie sonst immer darauf achtet, dass alle mit dabei sind."

Keiner der drei sagte etwas und da Elmira die unneugierigste Person der Welt war, wünschte sie lediglich eine gute Nacht und verschwand Richtung Schlafsaal.

„Jetzt versteh ich gar nix mehr", sagte Peter und blickte die anderen fragend an. Doch die beiden schienen genauso ratlos, wie er selbst.

„Wieso…wieso sollte Moony uns anlügen?", fragte Sirius schließlich und eine Spur Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit. James antwortete, mit heiserer Stimme.

„Vielleicht ist er einfach nur sauer oder er hat Angst vor morgen, weil… weil wir ihn das letzte Mal fast verloren hätten." Er schwieg.

Langsam leerte sich der Gemeinschaftsraum und als hätte James darauf gewartet, lachte er, als sie die Tür hinter dem letzten Jungen zuschlagen hörten.

„Gott, Jungs, wir regen uns auf, als ob Moony irgendwen schwer betrogen hätte, statt, dass er… nun ja, uns mal angelogen hat. Vielleicht hat er irgendwas ausgefressen oder…" Plötzlich glänzten seine Augen und er schlug die Faust auf den Tisch. „ Ich weiß es!", rief er triumphierend, „Er hat 'ne Freundin!"

Sirius holte aus und schlug ihm auf den Kopf.

„AU! Was soll das?", heulte James.

„'tschuldigung", murmelte Sirius und starrte verblüfft seine Hand an, „ aber du hast Recht! Eine andere Erklärung gibt es nicht…"

Ein teuflisches Grinsen überzog auf einmal sein Gesicht.

„Weißt du was, Wurmschwanz? Du machst morgen mal einen Ausflug…als Ratte…"

Remus lag mit offenen Augen im Bett und versuchte ein Loch in den Betthimmel zu brennen. Den Vorhang hatte er zugezogen und dennoch sickerte Mondlicht wie zähflüssiger Zaubertrank durch und bleichte seine Hände, die starr neben ihm auf der Decke lagen.

Für die meisten Menschen war Mondlicht etwas Schönes, etwas, dass sie sich am liebsten in Flaschen füllen und ins Regal stellen würden. Für Remus Lupin war es das Widerwärtigste, Ekelhafteste und Hässlichste, was er seit seinem sechsten Lebensjahr sehen musste. Jeden Monat unterzog er sich einer brutalen und qualvollen Verwandlung, die ihn jedes Mal in tiefe Selbstekel stürzte.

Er tastete vorsichtig mit der Hand unter seinen Schlafanzug und fühlte über seine Brust und sein Gesicht. Morgen Nacht würde es wieder zerreißen, seine Brust auf das doppelte anschwellen, Arme und Beine aus seinem Umhang platzen.

In seinem ersten Jahr, kurz nachdem er sich mit Sirius, James und später auch mit Peter angefreundet hatte, war kurz vor jeder Vollmondnacht die Hoffnung in ihm aufgestiegen, dass es verschwinden würde, einfach weggehen und nie wieder passieren würde.

Es war eine törichte Hoffnung gewesen und er wusste das.

„Warum mache ich mir überhaupt Sorgen?", fragte er laut die Decke und bereute es im selben Augenblick,

denn James öffnete die Tür zum Schlafsaal, hörte ihn und sagte leise:

„Moony? Alles in Ordnung?"

Remus grummelte irgendwas und James sagte unwirsch:

„Ach dann schmoll doch, wenn du es nicht sagen willst!"

Es gab ein ersticktes Keuchen, als Peter sich die Faust in den Mund rammte, anscheinend um nicht zu lachen.

Remus war es schnuppe.

Er war seit einem Jahr Vertrauensschüler und seine Freunde begleiteten ihn seit dem fünften Schuljahr als Animagi auf seinen vollmondnächtlichen Streifzügen, doch er musste ihnen nun wirklich nicht alles sagen, oder? Besonders nicht das, was heute kurz vor dem Mittagessen passiert war.

„Oder?", fragte er wieder laut und Sirius antwortete:

„Moony, wenn du schon Selbstgespräche führen willst, dann bitte leise, okay?"

Alle lachten, sogar Remus grinste, rief „Gute Nacht" und drehte sich auf die Seite, während er drei Vorhänge über hölzerne Stangen laufen hörte. Der Vierte war nicht zu hören; Matthew Celbridge, lag nach einem verunglückten Zauberkunstexperiment immer noch im Krankenflügel, da aus all seinen Körperöffnungen Flammen schossen (und zwar aus wirklich allen).

Und mit dieser schadenfrohen Vorstellung, schlief Remus ein.