Juni

Paul Levesque lag schlummernd neben seiner Frau Stephanie, als sein Handy klingelte. Er ließ ein Brummen ertönen, streckte seinen rechten Arm aus und griff zum Handy. Noch leicht benommen, schaute er kurz drauf und hielt es an sein Ohr.

"Dave, was gibt's? Hast du mal auf die Uhr gesehen", grummelte er in den Hörer.

"Tut mir leid Paul", hörte er seinen besten Freund schluchzen und sofort setzte er sich auf.

"Dave, was ist los?" Er tippte seine Frau an und stellte den Lautsprecher vom Handy an.

"Es ist etwas schreckliches passiert. Tyron, Liliana." Seine Stimme hielt tränenerstickt inne.

"Dave?"

"Sie sind tot, Paul."

Stephanie schlug sich die Hand vor dem Mund und schüttelte ungläubig mit dem Kopf.

"Oh, mein Gott. Aber..."

"Die drei waren mit dem Sportflugzeug auf dem Weg zu Lilianas Mutter und sind kurz vor Tampa auf einem Feld abgestürzt."

"Was ist mit Tami?"

"Sie lebt. Ich bin im Krankenhaus und weiß noch nichts genaues. Die Ärzte untersuchen sie seit über einer Stunde, aber es sieht schlimm aus", stammelte er.

"Ich mache mich sofort auf den Weg zu dir. Spätestens in sechs Stunden bin ich da", sagte Paul und sprang schon aus dem Bett. Stephanie folgte ihm und fing an, seine Sachen auf das Bett zu legen, während er seinen Trolley aus dem Wandschrank holte.

"Ja ok. Danke Paul", antwortete Dave leise.

Als Paul auflegte, starrte er ungläubig das Handy an. "Das darf nicht wahr sein."

Er sah zu seiner Frau, die mit herablaufenden Tränen auf dem Gesicht die Sachen packte und zog sie an sich. "Mein Gott, die arme Tami. Ich rufe gleich deine Eltern an. Sie wollen sicher Bescheid wissen."

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Dave saß noch immer wartend vor dem Operationssaal, wo die Ärzte Tami nach der Untersuchung, eilig hereingeschoben hatten. Er schloss seine Augen und sah das Bild von Tyron und Liliana vor sich. Noch vor drei Tagen hatten sie bei einem Barbecue in ihrem Haus eine Menge Spass gehabt. Tyron und er kannten sich schon aus der Grundschule und hatten sich trotz Dave's Karriere nie aus den Augen verloren. Wann immer sie es einrichten konnten, trafen sie sich. Bei seiner Hochzeit mit Liliana war er Trauzeuge und als Tami geboren wurde und sie ihn fragten, ob er ihr Pate sein wollte, hatte er glücklich zugestimmt. Dies war jetzt fünfundzwanzig Jahre her und noch immer war der Kontakt zu seinem Patenkind eng. Er liebte sie, als wäre es sein eigenes Kind. Und jetzt saß er hier hilflos vor der Türe, und wusste nicht, was dort drinnen mit seiner Kleinen geschah. Die Korridortüre ging auf und Michael, Tami's Verlobter stürzte hinein.

"Was ist mit ihr Dave? Entschuldige, dass ich erst jetzt komme, aber der Flieger hatte Verspätung." Michael legt beide Hände auf seine Knie und schnaubte schweratmend.

"Hol erst mal Luft, mein Freund. Ich weis auch noch nicht, was mit ihr ist. Sie liegt schon seit drei Stunden da drin und ich werde hier noch wahnsinnig. Die Ärzte sagten was von Blutungen im Bauch und Knochenbrüche."

"Ich verstehe das alles nicht. Was sagt die Polizei?"

"Sie vermuten einen technischen Defekt. Tyron hätte nichts mehr machen können. Verdammt ich kann nicht glauben, dass ich die beiden nie wiedersehen werde."

Michael setzte sich neben ihn und tippelte nervös mit den Füssen auf und ab. Nach einer weiteren Stunde ging endlich die Türe zum Untersuchungszimmer auf und die beiden sprangen sofort auf.

"Was ist mit ihr, Doktor?", wollte Dave wissen.

"Mr. Bautista. Sie ist jetzt soweit stabil. Ich kann ihnen sagen, bei der jungen Frau haben die Schutzengel Überstunden gemacht. Vier Wirbel im Rücken sind gebrochen, doch die Brüche sind zirka anderthalb Zentimeter am Rückenmark vorbei. Die Blutungen im Bauch, die durch den Aufprall entstanden sind, konnten wir durch eine Operation stillen. Nun heisst es warten. Wenn sie die nächsten Achtundvierzig Stunden übersteht, dann können wir frohen Mutes weiter sehen."

"Sie sagten etwas von Wirbel gebrochen. Heißt das, sie ist gelähmt?", kam von Michael, der ihn ängstlich ansah.

"Zur Zeit besteht eine Lähmung durch die Wirbelbrüche. Bisher haben es die meisten Patienten mit diesem Krankheitsbild wieder geschafft zu laufen. Aber dazu braucht man viel Kraft und Geduld. Ich kann ihnen aber nicht sagen, ob es jetzt nur ein paar Monate oder Jahre dauert. Wenn sie möchten, können sie jetzt zu ihr. Wir haben sie in eine Art Tiefschlaf versetzt, damit ihr Körper zur Ruhe kommt. Aber reden sie ruhig mit ihr."

Dave nickte ihm dankend zu. Der Arzt lächelte sie kurz an und öffnete dann die Türe zum Zimmer, in dem Tami lag. Michael stockte kurz, holte tief Luft und setzte sich dann an das Bett seiner Verlobten. Die Krankenschwester, die an Tamis Bett stand, lächelte ihn an und rückte Dave einen weiteren Stuhl ans Bett. "Nehmen sie Platz Mr. Bautista. Erschrecken sie nicht vor all diesen Apparaten. Sie dienen nur zur Kontrolle."

"Danke. Sie sind alle sehr nett hier", antwortete Dave kurz. Bevor er sich nieder ließ, lehnte er sich kurz über Tami und drückte seine Lippen sanft auf ihre Stirn. "Hi Sweetie", kam leise von ihm und als er sich setzte, griff er sofort nach ihrer Hand. Er war froh, dass die Schwester das Zimmer verließ, denn eine Träne suchte sich den Weg und lief seine Wange hinab. Leicht schüttelte er den Kopf. Für ihn war die Sache noch immer unbegreiflich. Seine Besten Freunde waren tot und seine Kleine lag an etlichen Apparaten und kämpfte um ihr Leben. Die beiden Männer saßen einfach nur stumm da und hatten ihren Blick auf die junge Frau gerichtet. Nach etwa zwanzig Minuten kam die Schwester wieder ins Zimmer und überprüfte Tami's Werte.

"Mr. Bautista, Mr. Chest, ich glaube sie fahren besser nach Hause und schlafen sich aus. Die Besuchszeit ist schon seit einer Stunde vorüber und falls sich irgendetwas ändert, werden wir sie sofort benachrichtigen."

"Sie haben recht. Komm Michael" Dave stand auf, nahm seine Jacke und verließ den Raum. Michael drückte Tami noch leicht einen Kuss auf die Wange und folgte ihm. Auf dem Parkplatz verabschiedeten sich die Männer voneinander und verabredeten sich für den nächsten Tag. Dave setzte sich ins Auto, nahm sein Handy ans Ohr und rief Paul an, der ihm schon eine SMS geschrieben hatte.

"Paul, ich bin es. Bist du schon gelandet?"

"Ja, vor einer halben Stunde. Ich wollte mich gleich auf dem Weg in Krankenhaus machen."

"Nein, fahr zu mir, ich bin auf dem Weg nach Hause."

"Ok, Vince und Linda sind mit dabei. Die beiden waren nicht davon abzubringen, mitzufliegen. Wir warten dann bei dir."

"Gut, bis gleich." Dave schmiss das Handy auf den Beifahrersitz und fuhr durch die dunkle Nacht bis zu seinem Haus, wo Paul schon an der Türe auf ihn wartete. Paul sah, dass die ganze Sache Dave ziemlich mitnahm und zog ihn in seine Arme. Sofort durchfuhr ein schütteln Dave und seine Tränen liefen über Pauls Hemd.

"Ich verstehe es einfach nicht Paul, ich will es nicht verstehen."

"Komm, lass uns erst mal reingehen. Du siehst müde aus."

Im Wohnzimmer erwarteten sie schon Linda und Vince, die ihn auch erstmal in die Arme zogen. Total geschlaucht plumpste Dave auf die Couch. Trish, seine Haushälterin kam aus der Küche, beladen mit einem Tablett voller Kaffee und Sandwiches.

"Du hast doch schon längst Feierabend, Trish", kam leise von Dave, doch die ältere Dame lächelte ihn nur an.

"Das ist doch selbstverständlich. Zu Hause hätte ich eh keine Ruhe gehabt."

"Wie geht es Tami?", wollte Paul jetzt wissen und die Anwesenden im Raum richteten ihre Blicke auf Dave.

"Mehr schlecht, als recht. Sie muss die nächsten Achtundvierzig Stunden überstehen, dann hat sie eine Chance. Sie hat vier Rückenwirbel gebrochen, daher besteht einen Lähmung. Außerdem hatte eine Blutung im Bauch. Der Doc meint, dass sie vielleicht irgendwann wieder laufen kann. Verdammt, wie soll ich ihr erklären, dass die beiden tot sind. Sie hat nun niemanden mehr, ausser Michael und mich."

"Und das wissen Tyron und Lililana. Sie wissen, dass sie sich den Besten Patenonkel für ihre Tochter ausgesucht haben." Linda tätschelte ihm über die Hand.

"Sorry, ich hoffe, ihr seid nicht böse, wenn ich mich gleich hinlege. Ihr schlaft natürlich hier. Wo die Gästezimmer sind, wisst ihr ja. Morgen muss ich mich erst einmal um die Beerdigung kümmern." Dave nahm seine Hände vor das Gesicht.

"Nein, das machen wir für dich. Kümmere du dich um Tami."

Dave nickte. "Danke Linda"

Er streckte seinen Arm aus, machte eine Faust und Paul streckte seine dagegen. Mit schweren Schritten ging Dave die Treppe zum Schlafzimmer hoch und ließ sich einfach auf das Bett fallen, wo er schnell einschlief.

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Jeden Tag fuhr er mit Paul, Vince oder Linda zum Krankenhaus und jedes Mal hoffte er, dass Tami aufwachte, doch nichts geschah. Die Ärzte im Krankenhaus sagten ihm, dass ihr Körper die Erholung brauchte und erst drei Tage später setzten sie die Medikament so weit herunter, sodass Tami langsam von alleine wieder wach werden konnte.

Als Dave an diesem Morgen mit Paul die Station betrat, bemerkte er sofort den Tumult, der hier herrschte. Er sah mehrere Leute in Tami's Zimmer stürmen und nach wenigen Minuten wieder raus rennen. Als ein greller Schrei, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ, durch den Flur hallte, wurde er sofort leichenblass. Michael lief vor dem Zimmer auf und ab und fasste sich immer wieder an den Kopf.

"Was ist los Michael?"

"Sie haben Tami gesagt, dass ihre Eltern tot sind. Dave, sie rastet total aus da drin. Ich bekomme sie nicht beruhigt."

Da hörte Dave wieder Tami's Stimme, die durch den Flur ging.

"Nein, sie lügen. Sie sind nicht tot, sie lügen."

"Kümmerst du dich um Michael, Paul?"

Paul nickte und legte seinen Arm um Michaels Schulter. Dave betrat das Zimmer und sah Tami tränenüberströmt auf dem Bett liegen. Zwei Polizisten und der Arzt bemühten sich, sie zu beruhigen.

"Miss Hoskins, es tut mir sehr leid, aber man konnte nichts mehr für ihre Eltern tun. Ich weiß, dass ist alles schwer zu verstehen, aber sie müssen sich beruhigen. Sie sind schwer verletzt, da ist es nicht gut, wenn sie sich so aufregen."

Immer wieder schüttelte Tami den Kopf und schluchzte auf. Der Arzt sah Dave und gab ihm ein Zeichen, dass er zu ihr gehen sollte. Als Tami ihn wahrnahm, sah sie ihn fragend an. Er setzte sich, lehnte sich über sie und schüttelte leicht den Kopf. "Es tut mir so leid Sweetie."

Tami vergrub ihren Kopf in seiner Brust, während er mit der rechten Hand sanft über ihre langen hellbraunen Haare streichelte. "Es wird alles wieder gut. Ich bin für dich da, hörst du. Wir schaffen das, ok." Der Arzt sah, dass Tami sich leicht beruhigte und trat jetzt an sie ran, um ihr ein Beruhigungsmittel in den Zugang zu setzen.

"Ich kann meine Beine nicht fühlen, Dave."

"Ich weiß, Sweetie. Aber du schaffst das. Sie sind hier sehr zuversichtlich, dass du wieder laufen kannst."

"Und wenn nicht?"

"Miss Hoskins, sie müssen viel Geduld mitbringen. Das geht nicht von heute auf morgen."

Tami legte ihren Kopf wieder an Dave's Brust und schlief irgendwann wieder ein.

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August

Acht Wochen später saß Dave im Büro des Klinikchefs und beide Männer schauten sichtlich verzweifelt.

"Wir sind mit unserem Latein wirklich am Ende Mr. Bautista. Tami sträubt sich in jeder Hinsicht bei der Zusammenarbeit. Wenn es nach ihr geht, steht sie morgen auf und rennt los."

"Ja, das ist Tami. Geduld ist noch nie ihre Stärke gewesen."

"Wir verstehen natürlich ihre Lage. Sie hat sich gegen unserer Erwartungen der Psychologin Dr. Teyse ein wenig anvertraut. Sie vermisst ihre Eltern sehr, was wir sehr gut nachvollziehen können. Durch ihre Erzählungen konnte man raushören, dass die drei ein sehr inniges Verhältnis hatten. Und sie hat Angst vor der Zukunft. Sie hat auch Angst, sie zu verlieren, denn sie sind die Einzige Person, die sie noch hat. Hat sie überhaupt keine Verwandten mehr."

Dave schüttelte den Kopf. "Nein, ihre Eltern waren beide Einzelkinder und deren Eltern sind auch schon verstorben. Es gibt noch entfernte Verwandte, aber mit denen gibt es keinen Kontakt. Sie weis schon, dass sie erst einmal bei mir wohnt, wenn sie entlassen wird. Ich würde sie nie alleine lassen."

"Wir müssen wirklich überlegen, wie wir weiter vorgehen. Wenn sie nicht mit arbeitet, können wir ihr nicht helfen. Heute morgen hat sie einen unserer Pfleger mit der Bettpfanne beworfen."

"Ja, das ist Tami, wie sie leibt und lebt. Sie braucht jemanden, der ihr Paroli bietet." Kurz überlegte Dave. "Ich habe da eine Idee Professor. Kann ich eben Mr. Levescue dazu holen?"

"Natürlich"

Dave stand auf, ging kurz auf den Flur und kam mit Paul, der draußen gewartet hatte, wieder in das Zimmer. Paul setzte sich neben Dave und sah ihn ebenso gebannt an, wie der Klinikchef.

"John trainiert doch mit einigen Kindern vom Medical bei uns."

"Ja, wir haben das eingeführt, um die Kinder ein wenig anzuspornen. Und wie ich aus den Gesprächen mit den Ärzten erfahren habe, machen die Kinder riesen Fortschritte", antwortete Paul, der Dave skeptisch und ebenso verwirrend ansah.

"Meinst du, er könnte es bei Tami versuchen. Du weist wie John ist. Bei ihm wird sie nicht so ein leichtes Spiel haben."

"Ach, jetzt verstehe ich. Aber meinst du wirklich, dass Tami dann mitarbeitet?

"Ein Versuch ist es Wert."

"Von mir aus natürlich gerne. Zur Zeit sind es eh nur sechs Kinder über die Woche verteilt. Wenn sie möchten Professor, können sie ruhig noch ein paar Erwachsene mitschicken", meinte Paul.

"Von meiner Seite hab ich auch nichts dagegen", entgegnete der Klinikchef freudestrahlend.

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Zwei Tage später saß Tami auf ihrem Bett und sah immer wieder auf das Stück Papier in ihren Händen. Tränen liefen über ihr Gesicht und sie wollte das alles nicht verstehen. Ihr Leben war in den letzten Wochen komplett aus den Fugen geraten. Ihre Eltern waren tot, sie war auf Hilfe angewiesen und sie konnte ihren Job nicht mehr machen. Als es klopfte, wusch sie sich schnell die Tränen aus dem Gesicht. Ein kleiner Plüschhase erschien am Türrahmen, gefolgt von Randy, Dave und Paul. Randy ging sofort auf Tami zu und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Sie hatte Randy vor vier Wochen kennengelernt, nachdem Paul ihn mit ins Krankenhaus gebracht hatte und die beiden waren sich auf Anhieb symphatisch gewesen.

"Na, du Zicke, alles klar?" Er ging zum Fensterbrett und setzte den Hasen darauf.

"Hmmm", murmelte sie leise.

Dave bemerkte sofort, dass mit ihr etwas nicht stimmte. "Wirklich alle gut?"

Tami schüttelte den Kopf, senkte ihn und ein Schluchzen durchfuhr ihren Körper. Verwirrt sah Paul zu Dave. Randy eilte sofort neben sie auf die Bettkante und zog sie in seine Arme. Langsam schob sie Dave das Stück Papier hin und er las.

- Mein geliebte Tami, was ich dir jetzt schreibe, fällt mir ziemlich schwer, aber ich kann nicht anders. Ich werde unsere Verlobung auflösen. Man hat mir den Chefposten in unserer Filiale in Boston angeboten und den kann ich nicht ablehnen. Ich werde viel unterwegs sein und habe nicht die Zeit, mich um dich zu kümmern. Und eigentlich möchte ich das auch gar nicht. Ich kann mein Leben nicht komplett auf das Leben einer Behinderten einrichten. So habe ich es mir nicht vorgestellt. Ich möchte Karriere machen und eine Familie gründen. Es tut mir sehr leid, und dieser Schritt fällt mir auch sehr schwer. Ich liebe dich. Michael -

"Dieses verdammte Arschloch", zischte Dave und reichte den Brief an Paul weiter, der ihn kopfschüttelnd überflog.

"Schon gut. Mir hätte bewusst sein müssen, dass es so kommt. Wer möchte schon sein Leben mit einem Krüppel verbringen? Ich habe schon vor Wochen bemerkt, dass er sich immer mehr zurückzieht."

"Du bist kein Krüppel?", kam entrüstet von Randy.

"Ach, und wie nennst du das." Sie schob die Decke zurück und hob ihr Bein, welches sofort auf die Matratze zurückprallte, als sie es losließ.

"Tami, du musst Geduld haben", kam von Paul.

"Ich habe aber keine Geduld", zischte sie jetzt.

"Hey, geh Paul nicht so an. Es kann echt nicht mehr so weitergehen." Dave sah sie durchdringend an.

"Was denn?"

"Du arbeitest nicht mit und fährst die Leute hier nur an. Tami, die Angestellten hier wollen dir nur helfen."

"Die gehen mir auf den Zeiger mit ihrer Hilfe."

"Tami, nun hör Dave doch erst mal zu", kam von Randy, worauf er sofort einen wütenden Blick von ihr kassierte.

"Was hälst du davon, wenn wir nach Hause fahren.?

"Das ist nicht dein Ernst? "

"Nur wenn du möchtest?"

"Ja, denn hier hält mich ja jetzt nichts mehr. Und kein dämliches Krankenhaus mehr."

"Moment mal, junge Dame. Nur unter der Bedingung, dass du deine Übungen schön weiter machst, und zwar bei uns im Trainingscenter."

Tami rümpfte die Nase. "Na toll"

"Im Moment kommen dort öfters Patienten vom Medical Center, die motorische Störungen haben. Sie werden von unseren Physiotherapeuten, den Therapeuten vom Center und von John Cena begleitet."

"Ist das nicht dieser Futzi mit dem grünen T-Shirt? Der Saubermann der WWE."

Paul lachte jetzt laut auf. "Ja, genau der. Aber glaube mir, dass mit ihm nicht zu spaßen ist, wenn man nicht mitarbeitet."

"Was hälst du davon Tami?"

"Nicht viel, aber immer noch besser, als hier zu sein. Und ihr müsst gar nicht meinen, dass dieser John Boy mich umkrempelt."

Randy zwinkerte Paul zu. "Das werden wir ja noch sehen", dachte er für sich. Er kannte John seit Jahren und wusste, wie er die Leute motivierte.

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Zwei Wochen später war es soweit und Tami betat zum Ersten Mal ihr neues Zuhause. Sie musste kurz schlucken, als sie sah, dass Dave vieles in seinem Haus verändert hatte. Es gab Rampen, die in die Räume führten, die ein wenig höher lagen und ein Treppenlift, der sie zu ihrem Zimmer in den ersten Stock brachte.

"Du hättest das nicht für mich tun müssen, Dave."

"Ach, das bisschen. Wenn du wieder laufen kannst, dann reißen wir es wieder raus."

"Und wenn nicht?"

Tami, du wirst wieder laufen. Hör doch darauf, was die Ärzte dir sagen und habe ein bisschen Vertrauen darin."

Tami war einerseits gerührt, dass er immer wieder versuchte sie aufzubauen, andererseits war sie sauer.

"Und wenn nicht?", schrie sie ihn jetzt an.

Dave ging sich mit der Hand über seine Kopf. Dann drehte er ihren Rollstuhl zu sich und beugte sich zu ihr runter. "Dann ist das halt so. So, und nun komm von deiner Mitleidstour runter und bewege deinen Hintern. Wie sollen wir dir helfen, wenn du dir selber nicht helfen willst. Verdammt noch mal. Meinst du, wenn deine Eltern dich jetzt so sehen könnten..."

"Können sie aber nicht, weil sie tot sind. Sie sind tot", schluchzte Tami los und Dave nahm ihren Kopf in seine Hände.

"Ja, sie sind tot und glaube mir, ich vermisse sie ebenso wie du. Wir können es nicht rückgängig machen, so sehr wir es wollen. Aber du lebst Tami und darüber bin ich sehr froh. Ich liebe dich und wir zwei stehen das zusammen durch. Hast du mich verstanden? Verdammt, ich würde mein rechtes Bein dafür geben, um ihnen noch einmal zu sagen, wie sehr ich sie liebe."

"Ich liebe dich auch. Aber ich möchte nicht, dass du dein Leben für mich aufgibst."

"Ich gebe meine Leben nicht auf."

"Doch, du machst deinen Job nicht mehr."

"Ich habe dir gesagt, dass es nur eine Pause ist, bis sich alles eingespielt hat. So und nun ist Schluss. Morgen ist ein anstrengender Tag für dich."

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