1.
4.30 Uhr - 5.00 Uhr
Reno schlurfte gutgelaunt die Einfahrt zu seinem schmucken Einfamilienhäuschen hoch.
Die untergehende Abendsonne tauchte die kleine Vorstadt in ein warmes Licht, die Vögel trällerten lustig in den tiefgrünen Arkaden und ein süßer Blumenduft erfüllte die Luft. Noch bevor Reno in seinen Taschen nach dem Hausschlüssel kramen konnte, öffnete sich die Tür mit einem leisen Quietschen und zwei schlanke weiße Arme schlangen sich um seinen Hals.
„Yo, Baby. Bin wieder da."
Mit einem fetten Grinsen drückte Reno seine bessere Hälfte an sich und ließ sich einen Kuss auf die Lippen hauchen, dann schob er besagten Partner etwas von sich und hob eine Augenbraue. So machte das Nachhause kommen gleich doppelt Spaß...
Aufgrund des warmen Wetters trug Yazoo, abgesehen von einer sehr kurzen, niedlichen kleinen Schürze und ein paar Flipflops nicht wirklich viel und hatte seine langen Harre zu einem Zopf hochgebunden. Aber wer sah da schon hin, wenn man mit seinen langen, makellosen, nackten Beinen vorlieb nehmen konnte...
Yazoo legte fragend den Kopf schief, nachdem ihn Reno volle 5 Minuten angestiert hatte, ohne etwas zu sagen, und fragte besorgt ob alles in Ordnung sei. Reno riss sich von seinem Anblick los, griente noch breiter und zwinkerte anzüglich.
„Bei mir ist alles klar. Aber wir sollten besser reingehen, sonst werden die Nachbarn noch von einer kollektiven Nasenblutepidemie heimgesucht."
Was eine, seiner Meinung nach hinreißende, zarte Röte auf Yazoo´s Wangen zauberte.
„Spinner." Yazoo lachte und ging ins Haus hinein, dicht gefolgt von seinem Ehemann, der es sich nicht verkneifen konnte, seinem Vordermann einen anzüglichen Klaps auf den Hintern zu geben.
Yazoo warf ihm einen gespielt empörten Blick zu, den Reno mit einem grienenden Schulterzucken beantwortete und sich dann daran machte, seine Schuhe und Jacke zu verstauen, während Yazoo in der Küche verschwand. Aus besagtem Raum roch es betörend nach Renos Lieblingsessen, nämlich Hackbraten mit Dillkartoffeln, und der Rothaarige beeilte sich, auf die Terrasse zu kommen.
Dort wartete schon ein gedeckter Tisch und ein kühles Bier auf ihn. Reno fläzte sich bequem in einen der Sessel und zündete sich seine wohlverdiente Abendzigarette an. Aus der Küche kam Yazoos angenehm tiefe Stimme, die ihn interessiert fragte, wie die Arbeit gewesen wäre. Der Rotschopf nahm einen tiefen Zug und winkte mit der Hand ab.
„Ach, wie immer. Meine Präsentation war ein voller Erfolg und Dank meines neuen Programms hat sich die Kriminalitätsrate in Edge um die Hälfte gesenkt. Rufus hat mich geradezu angefleht, Tseng´s Posten als Chef Turk zu übernehmen."
Yazoo kam mit einer Schüssel voll Salat auf die Terrasse, stellte sie ab, und wurde von Reno auf dessen Schoß gezogen, wo er sich bereitwillig begrabschen ließ.
„Was würde die Stadt nur ohne dich tun." Der Langhaarige seufzte und fuhr seinem Ehemann stolz mit einer Hand durch die feuerroten Haare.
„Keine Ahnung. Den Bach runtergehen?"
Mit seiner freien Hand fuhr er seinem Partner über den Oberschenkel, fest entschlossen zu erforschen, was sich unter Yazoo´s eh schon knapper Schürze befand. Dieser kicherte und seufzte ganz entzückend, und unglaublich sexy wie Reno fand, und ehe sie sich´s versahen befanden sie sich mitten in einer nicht mehr so ganz jugendfreien Tätigkeit. Gerade als es anfing richtig zur Sache zu gehen, wurde Renos Libido von einem doch erheblich störenden fiepen auf die Probe gestellt.
„Scheiß Ofen," murmelte er, während er an Yazoos Ohrläppchen knabberte und...
fiepfiepFiepFIEPFIIIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEP!
Grunzend tatschte ein benommener und extrem müder Turk auf seinem Nachttisch herum, und schleuderte das nervigste technische Gerät, das die Welt je erfunden hatte, sehr unwirsch an die nächste zur Verfügung stehende Wand. Vielleicht konnte er ja einfach so tun als sei nichts gewesen und weiterpennen...
Im nächsten Moment traf ihn sehr unsanft ein Fuß in die Wade, natürlich völlig zufällig und unbeabsichtigt, und gab ihm auf unmissverständliche Art und Weise zu verstehen dass er seinen Arsch gefälligst aus dem Bett zu bewegen hatte.
Grunzend, und den schier überwältigenden Drang, zufällig und unbeabsichtigt zurückzutreten unterdrückend, quälte sich Reno in eine sitzende Position und fuhr sich mit einer Hand übers müde Gesicht.
Wie spät war es denn überhaupt?
Ein Blick auf seinen dunklen, und leeren, Nachttisch erinnerte ihn daran, dass er ja jetzt um einen Wecker ärmer war, aber das war eigentlich kein großartiger Verlust. Er klingelte sowieso immer zur gleichen, äußerst unmenschlichen Zeit.
Nämlich um 4 Uhr 30.
Mit seinem besten angepissten Gesichtsausdruck, den leider keiner in der Dunkelheit bewundern konnte (was sehr schade war, hatte Reno doch jahrelang dafür trainiert) erhob sich der Turk sehr unwillig von seiner kuscheligen, warmen Matratze und ertastete sich seinen Weg durch die Finsternis (seine ‚bessere' Hälfte bestand darauf, nur in absoluter Dunkelheit schlafen zu können und weil Reno ab und zu Sex wollte, hatte er grummelig lichtdichte, völlig überteuerte Jalousine angebracht).
Dummerweise hielt es eine bestimmte technische Abnormität für angebracht, sich für seine vormals schlechte Behandlung zu bedanken, und eine herausgesprungene Feder just dahin zu platzieren, wo Reno wenige Minuten später mit seinem zarten Fuß hintrat. Dem Turk wurde kurzzeitig noch schwärzer vor Augen als es ohnehin schon war und er hüpfte eher unelegant mit einem unterdrückten Jaulen durchs Zimmer. Aber nicht, dass er etwa Mitgefühl oder ein paar tröstende Worte von seinem Mitbewohner hätte erwarten können, nein, alles was er bekam war ein gehässiges „Naaaa, haben wir Spaß?", von irgendwo Richtung Bett.
Reno killte die Dunkelheit, da wo er Yazoo vermutete, mit Blicken, leider sehr ineffektiv das Ganze, und beeilte sich aus dem Schlafzimmer zu kommen, bevor er sich vergessen konnte.
Eigentlich hätte er direkt Richtung Bad marschieren müssen, aber angesichts der kürzlichen Ereignisse war es ihm unmöglich, ohne Entspannungszigarette auch nur daran zu DENKEN, den Tag in irgendeiner Weise fortzuführen. Im vorbeilaufen grabschte er sich eine Decke vom Sofa und schlang sie sich halbherzig um die Hüften. Ging seine Nachbarn schließlich einen feuchten Dreck an, wie klein Reno aussah.
Mit einer Fresse, die Angela Merkel ernsthafte Konkurrenz hätte machen können, riss er den Türriegel herum und stapfte auf den Balkon hinaus. Er bereute es fast schon wieder, als er von einem kalten, garstigen Wind ordentlich wachgerüttelt wurde, aber da er nun schon mal da war, lehnte er sich bibbernd gegen das Fenster und zündete sich hastig eine Zigarette an.
Nach dem ersten Zug ging es ihm schon deutlich besser. Etwas relaxter lehnte er sich zurück und ließ seinen Blick über die Hochhauskomplexe schweifen, die sein eignes Heim effektiv zugebaut hatten. Edge hatte sich nach einem Jahr ziemlich gut von den vorherigen Strapazen erholt, die Wirtschaft war endlich wieder im Aufschwung und überall schossen Hochhäuser wie Pilze aus dem Boden, Shinra sei Dank.
Reno nahm bibbernd einen weiteren Zug von seiner Zigarette. Wäre alles beim alten geblieben, hätte er sich diesen frühmorgentlichen Ausflug ersparen können, aber er hatte sich ja binden müssen. Die erste Aktion die sich Yazoo leistete nachdem er bei ihm eingezogen war, war, Renos Wohnung zur rauchfreien Zone zu erklären. Mit erhobener Augenbraue und süffisantem Gesichtsausdruck hatte er verkündet, dass wenn Reno schon so bescheuert war mit dem Lungenkrebs per du zu sein, er das doch bitteschön auf dem Balkon tun solle. Er würde sich seine Gesundheit bestimmt nicht von Zigarettenqualm ruinieren lassen. Natürlich hatte er kein Wort darüber verloren, dass er sich eventuell um RENOS Gesundheit Sorgen machen könnte.
Genauso selbstverständlich hatte ihm Reno ins Gesicht gelacht und demonstrativ fünf Zigaretten hintereinander im Wohnzimmer geraucht. Nach der zweiten Woche ohne Sex und einigen bissigen Kommentaren (und Hilfe konnte Yazoo zickig sein wenn er wollte!) hatte Reno sich erfolgreich eingeredet, dass die Balkon-rauchen-Idee ja gar nicht sooo aus der Luft gegriffen war und seine bessere Hälfte es ja nur gut meinte.
Im Nachhinein gesehen ein fataler Fehler, denn wie bei kleinen Kindern die sich genau merken welche Masche zieht um an die Keksdose zu kommen, hatte Yazoo Reno´s Leben nach und nach seinen Wünschen entsprechend umgestaltet. Und das alles für ein paar lausige Ficks...
Wieder genauso schlecht gelaunt wie vor seinem Balkonausflug, schnippte Reno seine aufgerauchte Kippe vom Balkon und schlurfte griesgrämig ins Wohnzimmer zurück. Zeit ins Bad zu gehen, bevor sich seine Hoheit entschloss, die Welt mit seiner Anwesenheit zu beglücke-.
Verdammt!
Frustriert haute Reno mit der Faust gegen die verschlossene Badtür und zischte etwas unverständliches, aber ohne Zweifel obszönes vor sich hin.
Prima.
Jetzt konnte es sich nur noch um Stunden handeln bis auch er endlich in den Genuss einer heißen Dusche kam. Denn der eigentliche Grund, warum er sich um diese Uhrzeit aus den Federn quälte war, dass er sonst keine Chance hatte pünktlich zur Arbeit zu erscheinen, weil ein gewisser Herr seine Morgentoilette sehr ernst nahm und sich auch von Morddrohungen nicht zur Eile treiben ließ.
An manchen Tagen lohnte es sich einfach überhaupt nicht, aufzuwachen und sich mit der hässlichen Realität zu belasten.
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So. Das kommt dabei raus, wenn man sich eigentlich ganz dringend mit den Analen seiner Studienordnung beschäftigen sollte und überhaupt gar keine Lust dazu hat *seufz*
Konstruktive Kritik ist natürlich gerne gesehen!
