Kapitel 1 – Verlorene Tochter

Juni 1978

Autos kamen ihnen entgegen. Die Scheinwerfer hinterließen eine Lichterspur, die durch Tränen in ihren Augen unendlich wirkte.

„Lilian?", fragte ihre Mutter und riss sie dadurch aus ihren Gedanken.

„Ja?"

„Vermisst du James? Du scheinst so betrübt."

Lily nahm den Kopf von der kühlen Fensterscheibe und blickte Julie, die sich zu ihr umgedreht hatte, an. Sie lächelte.

„Ich habe in Hogwarts sieben Jahre verbracht, Mom. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Zeit so schnell vorbei geht", sie seufzte. „Und ja, James vermisse ich auch. Aber er wird morgen Vormittag vorbei schauen."

„Nicht mal einen Tag halten sie ohne einander aus", feixte Mr. Evans und erntete einen Klaps von seiner Frau.

Mrs. Evans lachte. "Ed, denk mal daran als wir jung waren!"

Er blickte kurz zu ihr rüber. „Wie könnte ich das vergessen", sagte er liebevoll und ihre Mutter murmelte etwas von „Alter Charmeur!"

Lily schmunzelte. Würde sie auch noch so mit James reden, wenn sie älter wären und Kinder hatten?

Sie passierten die Stadtgrenze zu Cranford und kurz darauf bogen sie in die Einfahrt ihres Hauses. Eine kleine Lampe leuchtete im Fenster.

Wieder seufzend stieg Lily aus. Warum war sie so betrübt? Es war nicht wegen Hogwarts. Auch war James nicht der Grund für ihre Melancholie. Na gut, vielleicht ein bisschen, gestand sich Lily ein. Der wahre Grund hatte damit zutun, was ihre Eltern sagen würden, dass sie Auror werden wollte. Das sie jetzt verlobt war und demnächst heiraten würde. Sie konnte sich die Reaktion ihrer Mutter schon vorstellen. Mit Tränen in den Augen würde sie am Küchentisch sitzen, sich an einem Taschentuch und ihrem Mann festhalten. Der Satz „Bitte ergreife keinen so gefährlichen Beruf!", würde mit vielen Schluchzern in der Luft schweben. Und wie würden Ed und Julie das mit der Verlobung auffassen? Unbewusst griff Lily zu der Stelle, wo der Ring unschuldig baumelte.

Ein Schnaufen holte sie wieder in die Gegenwart zurück. Mr. Evans mühte sich gerade damit ab ihren schweren Koffer zum Haus zu befördern.

„Warte, Dad", hielt sie ihn auf, blickte sich um und murmelte etwas. Der Koffer wurde leichter und ihr Vater schob ihn einfach nur vor sich her. Julie Evans sah sich besorgt um und schloss dann eilig die Tür.

Nichts hatte sich verändert, stellte Lily fest und ließ ihren Koffer nach oben schweben.

*~*~*

James streckte sich gemütlich und gähnte herzhaft, während sich der Mini durch die dicht befahrenen Straßen Londons drängelte. Eine leise Musik lullte ihn in einen Dämmerzustand, den er bis zum Abendessen bewahren wollte.

„Und?", fragte Ophelia plötzlich in einem schrillen gut gelaunten Ton, der James zusammen zucken ließ. „Was ist eure erste Schandtat in den Ferien?"

„Ich werde ausschlafen", dröhnte es vom Rücksitz.

„Ich werde morgen Früh Lily und ihre Eltern besuchen."

„Ihr wollt es ihnen endlich sagen", kombinierte Mrs Potter und ihr Sohn nickte.

„Das wird bestimmt ein Spaß", warf Sirius ein, der es sich gemütlich gemacht hatte.

„Ich glaube nicht, dass es schwer wird", versicherte James. „Julie und Ed mögen mich."

„Du nennst sie schon beim Vornamen?" fragte Ophelia verwundert. „Ihr habt euch doch erst ein Mal gesehen."

„Mr. und Mrs Evans war mir einfach zu lang", gab er zu.

„Aha", nickte seine Mutter und konzentrierte sich aufs fahren.

„Ich mache mir eher Gedanken darum, was ihre Eltern zu ihrer Berufswahl sagen", grübelte er. „Lily hat mir erzählt, dass sie schon bei Fluchbrecher fast an die Decke gegangen sind."

Padfoot machte ein missbilligendes Geräusch. „Fluchbrecher, pha."

„Ihre Eltern sind Muggel, sie kennen sich damit nicht aus", erinnerte Mrs Potter. „Ich würde mir auch Gedanken machen, wenn James einen Muggelberuf ergreifen würde."

„Keine Sorge, das werde ich nicht", grinste er und lehnte sich zurück, in der Hoffnung wieder von der Musik in Trance versetzt zu werden.

„Ihr werdet demnächst Nachricht erhalten", informierte Ophelia ihn. „Ihr werdet trotzdem zu Tests eingeladen", entschuldigte sie sich.

„Mom, uns muss nicht alles auf einem Silbertablett serviert werden", ermahnte James. „Ein kleines Duell hier und da wird nicht schlecht sein."

Seine Mutter lächelte stolz vor sich hin. Mit etwas Eigenlob stellte sie fest, dass sie ihren Sohn gut erzogen hatte. Zumindest zum Großteil.

Als der Mini auf das Grundstück fuhr ging die Türe auf. Licht erhellte den dunklen Rasen und Mr. Potter trat hinaus. Freudig begrüßte er die Ankömmlinge.

„James, komm her und lass dich von deinem Vater begrüßen!", brummte Thaddäus und nahm seinen Sohn in einen Luft raubende Umarmung.

„Dad, meine Rippen", keuchte er und sein Vater ließ von ihm ab. Dann wandte er sich Sirius zu und die gleiche Prozedur folgte, nur Padfoot drückte zurück, bis Thaddäus hustete. „Sirius, ich bin keine 20 mehr!"

„Aber immer noch so tun", stichelte seine Frau und dirigierte das Gepäck den Gartenweg hinauf.

„Warum habt ihr Lily nicht mitgebracht?", fragte Mr. Potter etwas enttäuscht als er seinen Umhang zurechtrückte. „Ich hätte meine zukünftige Schwiegertochter gerne persönlich beglückwünscht."

„Wir werden in den nächsten Tagen hier sein, Dad. Du wirst genug Gelegenheiten haben", klärte James auf. Die Miene von Thaddäus hellte sich etwas auf.

„Nun kommt, das Essen steht auf dem Tisch", drängte er sie.

Eine Uhr schlug gerade 11, als sich Padfoot und Prongs im Salon in zwei gemütliche Sessel fallen ließen. Jeder hatte ein Glas Feuerwhiskey in der Hand und sie schwelgten in Erinnerungen an die vergangenen Tage.

„Ob McGonagall schon aus Kummer über meinen Abgang in ihre Tartan Taschentücher weint", grübelte Sirius selbst überschätzend.

„Da wäre ich mir nicht sicher", grinste sein Freund. „Als ich noch mal einen Blick aus der Kutsche geworfen habe, konnte ich sehen wie sie ein Banner über dem Eingang zur Großen Halle gehisst hat. Auf dem Stand

Das Lehrerkollegium feiert den Abgang von Sirius Black!

Butterbier, Holunderwein und Eichen Met für ALLE."

„Danke!"

„Bitte!"

Beide nahmen einen Schluck des bernsteinfarbenen Getränks, das ihre Kehlen hinunter brannte.

„Ich werde demnächst ausziehen", sagte Sirius plötzlich.

James war nicht überrascht.

„Ich dachte es mir schon. Mom wird deswegen deprimiert sein."

„Außerdem werde ich zur Abteilung gehen." setzte Padfoot nach.

James spuckte fast seinen Feuerwhiskey aus.

„Du willst was?!", hallte es von den Wänden wider.

„Ich gehe zur Abteilung Intelligenz und Abwehr."

„Wann hast du dich dazu entschlossen?", fragte Prongs entsetzt.

„Schon vor einiger Zeit. Genau genommen, als du vergiftet wurdest."

Sein Freund machte große Augen.

„Aber... aber wie, warum, wo?", stotterte James weiter. "Warum hast du mir das nicht eher gesagt?"

„Ich wollte sicher gehen, dass es auch wirklich klappt", sagte Sirius ernsthaft. „Ich wusste nicht ob sie mich akzeptieren würden."

„Und sie haben?"

„Offensichtlich ja. Ich habe vor einigen Tagen eine Eule bekommen."

„Aber du bist ein Black!", platzte Prongs heraus. „Ich habe noch nie gehört, dass ein Black bei der Abteilung war."

„Thaddäus hat sich für mich verbürgt", antwortete Padfoot und lächelte.

James wusste einfach nicht mehr was er sagen sollte.

„Außer Lily, deinen Eltern und du darf es niemand wissen." Der zukünftige Agent machte ein ernstes Gesicht. „Alle müssen denken, ich hätte genug Gold und würde sinnlos die Zeit verschwenden."

„Aber was ist mit Moony und Wormtail?"

Sirius schüttelte den Kopf. „Niemand sonst. Wenn du es jemandem verrätst, ist dir doch klar, dass ich dich zum Schweigen bringen muss. Meine Tarnung muss gewahrt bleiben." Schatten des flackernden Feuers verliehen seinem Gesicht ein durchdringendes Aussehen. Seine Augen starrten hart und unnachgiebig.

Doch sein Gegenüber blickte ihn skeptisch an.

„Ich habe nur Spaß gemacht. Ich weiß, dass du eher sterben würdest, als mich zu verraten."

Prongs schaute ihn erleichtert an. „Für einen Moment warst du wirklich unheimlich."

„Na dann passe ich doch hervorragend in den Berufszweig."

*~*~*

Lily rekelte sich im Bett und warf ihre Bettdecke von sich. Der gestrige Abend war eher ruhig verlaufen, dachte sie. Ihre Eltern hatten die Sprache nicht auf ihre Berufswahl gebracht und dafür war ihre Tochter dankbar gewesen.

Langsam erhob sie sich und ging die Treppen hinunter in die Küche. Ihre Eltern begrüßten sie fröhlich.

„Wann wird James vorbei kommen?", wollte ihre Mutter begierig wissen.

„Ich weiß nicht genau. Über das Flohnetzwerk wird er nicht kommen, denn unser Kamin ist nicht angemeldet", grübelte ihre Tochter und setzte sich.

Mr. und Mrs Evans blickten sich konfus an. „Das was?", vergewisserte sich ihr Vater.

„Das Flohnetzwerk! Davon habe ich euch doch schon erzählt", erinnerte Lily. „Ein Kamin wird an ein großes System von Kaminen angeschlossen und dann kann man mit Flohpulver von Kamin zu Kamin reisen."

„Flohpulver? Juckt das?", fragte Ed misstrauisch.

Lily lachte. „Nein, Dad. Es ist nur warm und kribbelig und dann saust du durch die Kamine."

„Ist das nicht gefährlich?", Julie traute dieser Art Fortbewegung anscheinend nicht.

„Nein, es ist ganz sicher. Du musst nur den Namen des Ortes deutlich aussprechen, sonst kann es passieren, dass du ein paar Kamine zu weit reist."

Ihre Eltern zogen die Brauen hoch.

„Es ist wirklich ganz sicher!", seufzte ihre Tochter vielsagend.

Mrs Evans wollte von neuem etwas einwenden, doch ihr „Aber" verwandelte sich in einen kurzen Schrei, als eine Eule durch das Fenster schwebte und sich auf dem Tisch nieder ließ.

„Daran werde ich mich nie gewöhnen", zuckte sie mit den Schultern.

„Das ist Dawn", bemerkte Lily und öffnete die kleine Pergamentrolle.

Bin gleich da.

Nicht erschrecken.

James

Las sie vor.

„Vor was erschrecken?", wollte Ed wissen.

Doch kann gab es einen Knall und James stand in der Küche.

Mrs Evans ließ vor Schreck ihre Kaffeetasse fallen und sie zerschellte auf dem Fußboden. Alle zuckten zusammen.

„Davor nicht erschrecken", sagte Lily überflüssig.

James grinste in die Runde. „Guten Morgen", wünschte er und zog seinen Zauberstab.

„Reparo", und die Tasse setzte sich wieder zusammen. „Evanesco", und der verschüttete Kaffee war verschwunden.

Prongs gab Julie die Tasse.

„Danke, James."

„Bitte, Mrs Evans."

"Möchtest du mit uns frühstücken?"

„Ja, gerne. Ich hoffe ich komme nicht zu früh."

Es war mittlerweile 10 Uhr an einem Samstag.

„Aber nicht doch, James. Setz dich!", brummte Mr. Evans herzlich.

Er setzte sich neben Lily und begrüßte sie mit einem Kuss.

„Gut geschlafen?", erkundigte er sich und klemmte eine Strähne hinter ihr Ohr. Für einen kurzen Moment musterte er sie, wie sie in ihrem Pyjama und im Schneidersitz auf dem Stuhl saß.

Mr. und Mrs Evans beobachteten die beiden und sahen sich dann vielsagend an.

Nach einem ausgiebigen Frühstück saßen sie noch immer gemütlich am Tisch.

„Wie sieht es bei euch beiden nun aus?", kam Ed auf den Punkt, den er eigentlich schon gestern Abend ansprechen wollte. Doch seine Frau hatte ihn zurück gehalten.

„Wie meinst du das, Dad?", wollte seine Tochter wissen.

„Beruflich", antwortete er schlicht.

Ihre Eltern konnten es nicht sehen, aber unter dem Tisch hatte James Lilys Hand genommen und drückte sie. Sein Beistand war ihr gewiss.

„Ich möchte Auror werden", verkündete sie ruhig. Jedoch raste ihr Herz. Sie würde diesen Beruf auf jeden Fall ergreifen. Komme was wolle, aber mit der Unterstützung ihrer Eltern würde es einfacher werden.

„Was ist das?", ertönte es aus dem Mund ihrer Eltern.

„Das ist ein Zauberer, der Schwarze Magier fängt", erklärt sie so simpel wie möglich.

„Wie fangen?", begann nun das Kreuzverhör.

„Ich würde sie praktisch verhaften", sagte Lily nervös.

„Wie ein Polizist?", fragte ihre Mutter, in deren Stimme ein ängstlicher Ton schwang.

„Ja, das ist fast wie die Arbeit eines Polizisten, aber eben nicht mit Schusswaffen, sondern mit Zauberstäben."

„Das kann doch sehr gefährlich sein", warf Ed ein. „Besonders, weil dieser komische Kerl die Zauberwelt unsicher macht, von dem du erzählt hast. Wie nennt er sich? Graf Kollivord?"

James musste ein Lachen unterdrücken. Graf Kollivord!

„Es ist die Aufgabe eines Auroren gerade diesen Kerl zu fangen, sowie seine Anhänger", erklärte Lily ruhig.

Jetzt war das schlimmste gesagt. Jetzt würde ihre Mutter in Tränen ausbrechen, weil Lily erzählt hatte, wie Voldemort die Zauberer tyrannisierte und das er ohne Probleme über Leichen ging.

Julies Augen wurden glasig.

„Mom, bitte", bat ihre Tochter. „Stell dir das nicht so gefährlich vor. Es gibt noch viele Auroren, außerdem haben die Auroren die Unterstützung der Abteilung zur Katastrophenbekämpfung und die sind eine Hundertschaft!"

James blickte kurz fragend zu ihr. Von einer Hundertschaft konnte man bei der Katastrophenbekämpfung, oder auch KET genannt, nicht sprechen. Es waren zwar genug, aber 100 Zauberer bestimmt nicht.

„James geht zu dieser Truppe und außerdem sind unsere Unterlagen schon im Ministerium. James' Mutter hat sie hin geschickt", überfiel sie ihre Eltern weiter.

Ed und Julie blickten sie mit fassungslosen Gesichtern an. Sie wurden praktisch vor vollendete Tatsachen gestellt!

„Wie kommt deine Mutter dazu?", wandte sich Mr. Evans an James.

„Sie arbeitet im Ministerium. Sie ist eine Ausbilderin für Auroren und sieht in Lily großes potential für diesen Beruf", erzählte Prongs.

„Aber warum das?", Mrs Evans wusste nicht wie ihr geschah.

Nun mussten sie erzählen, dass sie Courtland geschnappt hatten. Jetzt hatte James sie in die Bredouille gebracht und sie ergaben sich in ihr Schicksal.

Abwechselnd berichteten die beiden von dem Tag vor Weihnachten. Lily konnte sehen wie sich die Gesichter ihrer Eltern verfinsterten. Als sie geendet hatten trat eine peinliche Stille ein.

Prongs drückte die Hand seiner Verlobten nur noch fester. Das war nicht so gelaufen, wie sie es sich vorgestellt hatten. Eigentlich hatten sie es sich schon schlimm ausgemalt. Aber so finster?

Ed blickte die beiden unverwandt an. Das Paar ihm gegenüber hatte den Eindruck als würde jeden Moment Geschrei ertönen. Doch nichts dergleichen geschah.

„Du willst schon seit Jahren Auror werden, stimmt es?"

Seine Tochter nickte. „Ja, Dad."

„Warum hast du die ganze Zeit nichts gesagt?"

„Ich wusste, dass ihr es mir verbieten würdet", entgegnete Lily.

„Und das zu Recht!"

„Aber ich bin volljährig."

„Ja, das bist du."

„Also unterstützt ihr mich?"

„Lily, du bist unsere Tochter", ignorierte Mr. Evans ihre Frage. „Wir möchten nicht, dass dir etwas passiert."

„Aber Dad, wenn es keine Hexen und Zauberer wie mich und James geben würde, hätte Lord Voldemort schon längst die Macht an sich gerissen. Und das würde nicht nur die Zaubererwelt betreffen. Er hasst nicht magische Menschen. Er würde sie töten ohne mit der Wimper zu zucken. Jemand muss es tun."

„Aber warum ausgerechnet du?", schluchzte Julie plötzlich.

„Mom, beruhige dich bitte. Nur weil ich Auror werden möchte, bin ich nicht automatisch dem Tod geweiht!"

Wieder entstand eine Stille und gab Zeit die gehörten Worte zu verarbeiten.

Das Ehepaar sah sich an. Es war eine schwierige Entscheidung. Sie hatten schon eine Tochter verloren. Noch eine wäre nicht auszuhalten.

„Wir werden dich unterstützen. Zwar widerwillig, aber wir werden es!", sprach Mr. Evans nach einiger Zeit.

Lily fiel eine ganze Felswand vom Herzen. Sie sprang auf und umarmte ihre Eltern stürmisch.

„Danke", flüsterte sie ihrem Vater ins Ohr.

„Ihr werdet also zusammen arbeiten", stellte er für sich selber fest.

„Ja, das werden wir", nickte James.

„Und deine Mutter bildet Lily dann aus, habe ich das richtig verstanden?", erkundigte sich Ed weiter.

„Nicht nur meine Mutter, auch andere Hexen und Zauberer."

Edward Evans saß in seiner Küche und nickte zu sich selber. Von anderen Eltern wurden die Kinder Polizisten und Auror war fast nichts anderes. Wo lag also das Problem.

„Wir sollten es ihnen heute auch noch sagen", flüsterte James Lily zu. Sie blickte ihn gequält an, aber nickte kaum merklich.

„Mr. Evans, Mrs Evans.", erhob Prongs das Wort.

Beide blickten ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Jetzt würde eine neue Hiobsbotschaft kommen.

James räusperte sich. „Ich wollte Sie um die Hand ihrer Tochter bitten", sagte er mit fester Stimme.

Wieder entstand für ein paar Sekunden eine erdrückende Stille.

Dieser Morgen würde jedem von ihnen für lange Zeit im Gedächtnis bleiben.

Und dann fasste sich Julie.

„Lily, James. Das ist ja wunderbar!", die beim Namen genannten sprangen von ihren Stühlen auf, als Mrs Evans auf sie zu kam und beide zur gleichen Zeit drückte.

Eine Freudenträne kullerte die Wange ihrer Mutter hinunter.

Mr. Evans war nun auch auf den Beinen, er freute sich. Aber etwas trübte seinen Blick. Innerhalb von nur wenigen Monaten hatte er schon die zweite Tochter an einen fremden Mann verloren.

Lily nahm den Ring von ihrer Kette. James nahm ihn ihr ab und streifte ihn ein zweites Mal über den Ringfinger ihrer linken Hand.

Ed nahm seine Tochter in die Arme.

„Ich fühle mich heute sehr überrumpelt", gab er zu.

„Entschuldige Dad, aber alles ging so schnell."

„Ich denke, jetzt sollten wir zum ‚Du' wechseln." schlug Mrs Evans vor. „Da ihr heiraten wollt."

Auch wenn der Morgen nicht gut angefangen hatte. Der Nachmittag wurde umso schöner. Zusammen saßen sie in dem kleinen Garten, der an das Haus grenzte und James wurde in die Familienverhältnisse eingeführt. Dieses Mal war es an Lily sich zu schämen, denn Ed und Julie erzählten freigiebig alle Kindersünden, die ihre Tochter sich geleistet hatte. Um die Kinderfotos in der Badewanne kam Lily ebenfalls nicht herum. James warf ihr immer belustigte Blicke zu und lachte ausgiebig, während Lily sich mir Nero beschäftigte und ihm gelegentlich die Zunge raus streckte.