Disclaimer: Tara gehört mir, alles, was ihr von NCIS kennt, gehört mir nicht... ich verdiene kein Geld damit.

Warnung: Ab Kapitel 6 bekommt dass Rating absolut und voll seine Berechtigung. Wer damit nicht umgehen kann, oder will, sollte gehen, allen anderen wünsche ich viel Spaß beim Lesen.

Kapitel 1

Mister and Lady

"Hey Tara, komm mal her!"

Sie stoppte in der Bewegung und drehte sich zu Chen um, der am Stationsstützpunkt der Intensivstation 2 des Bethesda stand und ein Telefon am Ohr hatte. "Nicht schon wieder ein neuer Patient." knurrte sie. "Wir sind voll!"

Chen zuckte hilflos mit den Schultern und hielt ihr den Hörer hin.

Genervt rollte sie mit den Augen und schob den Rollstuhl an die Wand, bevor sie zu Chen stapfte. Der sah sie entschuldigend an und flüsterte "Belegungsmanagement."

Tara biss leicht die Zähne zusammen und nahm den Hörer entgegen. "Ja?" knurrte sie in den Hörer.

"Tag Schwester Tara, Agnes hier. Wir haben einen forensischen Patienten in der Notaufnahme Süd. Er muss zu euch."

Tara atmete einmal tief durch, bevor sie antwortete "Wir haben schon 2 Patienten mehr, als unsere Kapazität her gibt, Zimmer drei und Elf sind schon mit drei Patienten belegt. Wir haben hier haufenweise beatmete, kritische, instabile Fälle und sind ausgelastet. Wir haben nicht genug Leute, um jetzt noch zwei Dreibett Zimmer aufzumachen und ein Einzelzimmer für einen Verbrecher frei zu machen."

"Sie müssen. Auf ITS 1 und 3 siehts noch schlimmer aus." erwiderte Agnes ungerührt.

Tara musste sich wirklich einen bissigen Kommentar verkneifen "Hören Sie, Agnes. Ich hab vier kranke Mitarbeiter, zwei sind in Urlaub und zwar außer Landes. Von meinen 40 Patienten sind 28 beatmet, dann haben wir noch zwei Schwerbrandverletzte, die massiv Pflegekapazität fressen, bei beiden brauchen wir vier Leute und drei Stunden für einen Verbandswechsel. Und mehrere kritische Schädel-Hirn-Traumen hab ich auch noch im Angebot. Egal wie voll die anderen beiden Stationen sind, solche Patienten haben die nicht. Wir können diesen Patienten beim besten Willen nicht unterbringen. Punkt." Damit legte sie einfach auf.

Sie rieb sich über das Gesicht, denn sie war müde. Die letzten drei Wochen war hier das Chaos über sie herein gebrochen, ständig hatten sie zu viele Patienten, und nur Schwerstverletzte beziehungsweise Schwerstkranke. Das ganze Team rotierte hier, vor allem wegen der beiden Brandopfer, die sie derzeit hatten. Die Pflege war so unglaublich aufwendig, aber die Brandzentren im ganzen Land waren voll und ihre Station hatte ein Verbrennungsbad, deswegen mussten sie sich nun - unterbesetzt wie sie waren - auch noch um die beiden armen Kerle kümmern. Zwei mal am Tag musste bei beiden Männern dieser Verbandswechsel durchgeführt werden, mit vier Personen, die dann stundenlang im regulären Stationsbetrieb einfach fehlten.

Das Telefon holte sie aus ihren Gedanken und sie riss den Hörer hoch. "ITS 2, wir sind voll!" fauchte sie unwirsch.

"Das weiß ich auch, Miss Stevens." knurrte ein Mann am Ende der Leitung "Aber es ändert nichts daran, dass Sie den Patienten aus der Notaufnahme nehmen müssen. Räumen Sie ein Zimmer frei."

Tara schloss resigniert die Augen. Der Pflegedirektor selbst. So ein verdammter Mist. "Ich brauche mehr Personal, jeder von uns hat in den letzten Wochen weit über 50 Überstunden angesammelt. Uns geht langsam die Puste aus hier unten, Mr. Tanner. Mit den aufwendigen Patienten kommen wir in normaler Besetzung mit der Arbeit gar nicht mehr zurande. Und wenn jetzt noch ein forensischer Patient dazu kommt, fallen wieder drei Leute aus dem normalen Betrieb raus, solange der gepflegt wird."

"Ich seh, was ich tun kann. Aber im ganzen Haus geht es zu wie im Irrenhaus, nicht nur auf den Intensivstationen. Washington spinnt, so viele Unfälle und andere schwere Erkrankungen hatten wir noch nie in einem Monat." erwiderte Mr. Tanner. "Bis dahin müssen Sie wohl oder übel durchhalten. Sehen Sie zu, dass Sie ein Zimmer frei bekommen, der Patient in der Notaufnahme tobt, wir müssen ihn in ein Zimmer verfrachten."

"Ist gut." seufzte sie müde und legte auf.

Chen sah sie kopfschüttelnd an "Welches Zimmer machen wir frei?"

"Hmm, eigentlich müssen alle an der stationären Überwachung bleiben." Sie sah über die vielen Monitore hinweg und überlegte angestrengt. Schließlich zeigte sie auf die beiden Monitore von Zimmer 18. "Ich glaub, Jason wird seine zwei Damen abgeben müssen, die Beiden sind wohl von allen am wenigstens gefährdet..."

"Willst du Jason wirklich schon nen Forensischen geben? Er hat noch nie einen erlebt." gab Chen zu bedenken.

Tara zuckte mit den Schultern "Da muss er jetzt durch. Und wir gehen ja eh immer zu dritt rein."

Drei Stunden später hatten sie einen wütenden, schreienden Mann in Zimmer 18, der sich wie ein Irrer gegen die Fixierung gewehrt hatte, die sie ihm angelegt hatten. Hände, Füße und der Bauch waren nun festgegurtet und die fünf Kollegen, die aus der psychiatrischen Abteilung ausgeholfen hatten, waren schon wieder abgezogen.

Tara, Chen, Jason, Amalie und die drei Docs, die hatten helfen müssen, saßen durchgeschwitzt im kleinen Dienstzimmer und tranken erst mal alle was. Fixierungen waren nie schön, und vor allem dann nicht, wenn der Patient sich so sehr wehrte. Die Spritze, die sie ihm ins Bein gejagt hatten, um ihn ruhig zu stellen, wirkte nicht schnell genug, erst jetzt wurde er ganz langsam ruhiger.

"Himmel, das wird ein Spaß, wenn der so bleibt." meinte Jason leicht nervös.

Dr. Dickens zuckte mit den Schultern. "Wenn der sich nicht bald beruhigt, lass ich ihn von den Psychiatern richtig abschießen. So kann man ihn auch gar nicht behandeln. Mich wunderts sowieso, dass der mit seinen schweren Verletzungen noch so aufdrehen konnte. Heilen können seine ganzen Verletzungen so auf jeden Fall nicht."

Nicht ganz eine Stunde später, Tara war gerade damit beschäftigt, die ganzen Daten ihrer Patienten vom Monitor in die Kurven zu übertragen, klingelte es an der Besucherschleuse. Sie nahm den Hörer der Sprechanlage. "ITS 2. Zu wem möchten Sie?"

"Zu John Forster." kam es dumpf aus dem Hörer.

Tara hob eine Braue. John Forster war der forensische Patient, der eigentlich keinen Besuch bekommen durfte. "Es tut mir leid, aber das geht im Moment leider nicht. Mr. Forster schläft und ist nicht im Stande, Besuch zu empfangen."

"Hören Sie, Lady..." setzte der Mann zum sprechen an, aber Tara schnitt ihm sofort das Wort ab.

"Beschweren Sie sich bei der Polizei. Er hat Besuchsverbot. Tut mir Leid." Damit legte sie auf, denn auf irgendwelche Diskussionen hatte sie absolut keine Lust, und auch keine Nerven für.

Doch der Kerl ließ nicht locker und klingelte wieder, mehrfach und lange. Schließlich erhob sie sich ruckartig, schob den Bürostuhl beiseite und stapfte zur Bettenschleuse. "Keiner geht dran, ich klär das." rief sie noch zu den Kollegen, die schon ziemlich genervt zur Sprechanlage blickten. Mit Wucht schlug sie auf den Türöffner und wartete, bis die Schleuse offen war.

Ungeduldig tippte sie mit dem Fuß auf, während die inneren Türen wieder zu glitten und die Äußeren sich öffneten.

Mit mürrischem Blick trat sie auf den Flur und sah nach rechts, wo die Besucherschleuse war.

Davor stand ein großer, etwas hagerer Kerl mit Ledermantel und Glatze und hatte seine Finger auf der Klingel geparkt. Mit flottem Schritt eilte sie auf ihn zu, stellte sich neben ihn und zog seine Hand von der Klingel. "Hören. Sie. Auf. Was zum Geier soll das? Sind wir hier im Kindergarten, Mister? Sie machen meine ganzen Patienten wahnsinnig, und mich mit."

"Wenigstens hab ich jetzt Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, Lady." kam es trocken von ihm. Er blickte mit einem dreisten Grinsen im Gesicht zu ihr runter.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und erwiderte seinen Blick kühl. "Die haben Sie wohl. Wenn Sie es noch ein einziges Mal wagen, so eine Show hier abzuziehen, rufe ich den Sicherheitsdienst. Und jetzt sollten Sie gehen. Mr. Forster darf keinen Besuch empfangen."

Sie wollte sich schon wieder weg drehen, als er sie am Arm festhielt.

Mit seine freien Hand griff er in seine Manteltasche und holte eine kleine Lederbörse hervor. Mit sichtbar geübtem Schwung klappte er die Börse auf und hielt sie Tara hin. "Ich habe Besuchsrecht, Lady."

Tara kniff die Augen zusammen, hinter ihrer Stirn pochte es inzwischen leicht und sie hatte eigentlich absolut keine Lust, sich mit diesem unverschämten Kerl auseinander zu setzen. Aber sie warf trotzdem einen Blick auf die Börse und seufzte dann ergeben auf.

"Heut ist nicht mein Tag" murmelte sie vor sich hin, bevor sie wieder zu ihm hoch sah und seine Hand abschüttelte. "Gut, Mr. CIA. Ich lasse Sie gleich rein, und Sie ziehen sich der Beschreibung nach um, bevor Sie die Station betreten. Klar?"

Er nickte, und hatte immer noch dieses Grinsen auf den Lippen, das sie ihm am liebsten aus dem Gesicht gewischt hätte.

"Aber ich warne Sie. Mr. Forster ist gerade dabei, sich zu beruhigen. Wenn Sie ihn aufregen, schmeiß ich Sie eigenhändig raus, CIA hin oder her." Mit den Worten ließ sie ihn stehen und stapfte zur Bettenschleuse zurück.


Trent grinste breit, während er ihr nachsah. Die Frau hatte Feuer, und zwar ordentlich. Er kannte eigentlich keine Zivilisten, die nicht von ihm eingeschüchtert waren, sobald er sich als CIA Agent zu erkennen gab. Ihr schien das jedoch völlig egal zu sein, und das gefiel ihm. Er war gespannt, welche Wortgefechte er mit ihr noch ausfechten musste, um das zu bekommen, was er wollte, nämlich Informationen von Forster.

Er musste nicht mal eine Minute warten, dann summte der Türöffner und er betrat die Schleuse.

Dort sah er sich mit der sehr deutlichen Anweisung, sich umzukleiden konfrontiert. Er sah sich um, konnte aber keine Kleider erkennen, die er anziehen sollte, also begann er, sich die Anweisung genauer durchzulesen.

Kopfschüttelnd trat er dann an einen der offenen Spinde, die an den Wänden standen, und entledigte sich seiner gesamten Kleidung bis auf die Unterhose. Seine Waffe besah er sich, und behielt sie schließlich in der Hand, bevor er auf die Tür im hinteren Teil des Raumes zuging.

Dahinter fand er einen Raum mit Waschbecken, an denen er sich die Hände erst desinfizieren und dann waschen sollte. Ganz brav - Immerhin wollte er die Lady da draußen nicht jetzt schon unnötig verärgern, das würde noch früh genug kommen - befolgte er die Anleitung Schritt für Schritt und betrat dann den Raum hinter dem mit den Waschbecken.

Hier fand er auch endlich Kleidung. Diese unförmige Krankenhauskleidung, die auch die Schwester getragen hatte, nur in weiß. Augenrollend schlüpfte er in Hose, Kittel und ein paar Plastikschuhe. Sorgsam steckte er seine Waffe in die zum Glück ziemlich großen Kitteltaschen, schob seine Marke dazu und betrat nun die Station durch eine weitere Tür.

Dort wartete auch schon die Schwester auf ihn und musterte ihn von oben bis unten mit kritischem Blick. Der blieb nach wenigen Sekunden auf seiner Kitteltasche hängen und sie runzelte die Stirn "Waffe in den Spind, und zwar pronto." knurrte sie mit giftigem Blick.

Nun war er etwas erstaunt. Klar, die Kitteltasche war etwas ausgebeult, aber woher wusste sie so genau, dass dort eine Waffe drin war? Er ließ sich nichts anmerken, drehte sich wortlos um und verschwand wieder in der Umkleide.

Eine halbe Minute später trat er erneut vor sie und sie baute sich vor ihm auf, was bei ihrer Körpergröße nicht gerade bedrohlich wirkte. "Wir müssen hier mal etwas klar stellen. Ich lasse Sie rein, weil ich im Aufnahmebogen gelesen hab, dass noch ein Bundesagent zur Befragung kommen sollte, und das werden ja dann wohl Sie sein. Aber merken Sie sich eins: Ich bin hier die Chefin, das ist mein Reich. Und Sie haben sich an meine Regeln zu halten, ohne Wenn und Aber. Keine Waffen auf meiner Station, und schon gar nicht mit Mr. Forster in einem Raum. Der Mann ist fixiert, und das nicht ohne Grund. Glauben Sie ernsthaft, ich lasse zu, dass Sie sich ihm mit einer geladenen Waffe auch nur nähern?"

"Wie soll er an meine Waffe kommen, wenn er fixiert ist." warf Trent etwas amüsiert ein.

Nun grinste auch die Schwester ganz leicht. "Oh, sie haben keine Ahnung, Mr. CIA, Sie haben keine Ahnung."

Sie drehte sich um. "Folgen Sie mir." Mit flottem Schritt verschwand sie um die nächste Ecke.

Trent schüttelte etwas irritiert den Kopf und beeilte sich, ihr hinterher zu kommen. Dafür, dass sie fast zwei Köpfe kleiner war als er, war sie verdammt fix unterwegs.

Widerwillig beeindruckt nahm er die unglaubliche Betriebsamkeit hier wahr. Die Zimmer schienen alle voll zu sein und die Pflegekräfte huschten mehr als eilig hin und her. Mehrmals wich er Leuten aus, die mit beladenen Armen zwischen den Räumen hin und her flitzten. Scheinbar war es hier brechend voll, er hatte mehrere Zimmer gesehen, in den drei Patienten lagen, aber nur zwei dieser großen Monitor-Säulen hingen.

Schließlich blieb die Schwester abrupt stehen und er schaffte es gerade noch so, zum stehen zu kommen, ohne sie umzurennen, aber dass ihr Rücken sich gegen ihn presste, konnte er nicht mehr verhindern - und irgendwie störte es ihn auch nicht, im Gegenteil. Ihr schlanker Körper fühlte sich gut an, durchtrainiert und drahtig.

Sie drehte sich etwas und sah mit Spott in den Augen zu ihm hoch. "Hier liegt Mr. Forster."

"Danke." erwiderte er grinsend, bewegte sich dabei keinen Millimeter von ihr weg. Sie stand immer noch gegen ihn gelehnt und ihr Arm drückte gegen seinen seitlichen Bauch und seine Leiste.

Leider hatte dieser ununterbrochene Körperkontakt scheinbar so gar keinen Einfluss auf sie, sie sah immer noch etwas spöttisch zu ihm hoch, doch er konnte etwas Amüsement in ihren Augen lesen. "Nun, dann lasse ich Sie beide mal alleine. Aber die Tür bleibt auf, damit wir mitbekommen, falls Mr. Forster Probleme macht. Wir wollen doch nicht, dass etwas passiert, während Sie so ganz ohne den Schutz Ihrer Waffe mit ihm alleine sind." Mit diesen ironischen Worten drehte sich sich um, wobei sie mit ihrem Rücken an seinem Arm entlang streifte, und marschierte davon.

Trent sah ihr nach und musste wiedermal breit grinsen. Die Frau hatte definitiv Feuer.