Anfänge

Zevran saß am Rande des Lagers auf einem Baumstumpf und beobachtete seine Reisegefährten, die sich um das Lagerfeuer versammelt hatten. Leises Gelächter schallte zu ihm herüber und seufzend beugte er sich vor, stützte das Kinn in seiner Handfläche ab und ließ seine Gedanken schweifen.

Er war noch nicht lange bei der Gruppe und fühlte sich auch nicht als Teil davon.

Seit Darrian Tabris das Angebot des Assassinen angenommen hatte, seine Dienste im Austausch für sein Leben zur Verfügung zu stellen, hatte Zevran kaum mehr ein Wort mit dem anderen Elfen sprechen können.

Der rothaarige Anführer der kleinen Truppe schien Zevrans Nähe zu meiden, was an sich nicht verwunderlich war, wenn man bedachte unter was für Umständen sie einander kennen gelernt hatten.

Und auch die anderen hegten keine große Zuneigung für den Meuchler.

Alistair und Morrigan waren, was ihn betraf erstaunlicherweise einmal der selben Meinung, obwohl sie sonst keinerlei Gelegenheit ausließen übereinander herzufallen. Sie machten deutlich, dass sie Zevran weder trauten noch an seiner Gesellschaft interessiert waren.

Wynne, die Magierin, die dem blonden Elfen trotz ihres fortgeschrittenen Alters begehrenswert erschien, fand dessen Annäherungsversuche bloß entnervend, und ignorierte ihn von daher soweit ihr dies möglich war.

Wölfchen, der Mabari knurrte gefährlich, sobald Zevran auch nur in seine Nähe kam. Anscheinend hatte er ihm den Mordversuch an seinem erwählten Besitzer immer noch nicht verziehen. Und mit Sten, dem Qunari ein Gespräch anzufangen erwies sich die meiste Zeit über als schwierig, wenn nicht gar als unmöglich.

Lediglich Leliana, die Bardin leistete Zevran hin und wieder Gesellschaft. Allerdings lag das wohl eher an der Tatsache, dass er zu den Krähen gehörte hatte, als an ihm und seinen Verführungskünsten selbst.

Zevran seufzte erneut. Sogar mit den anderen Krähen und den angeheuerten Halsabschneidern, mit denen er dem Grauen Wächter aufgelauert hatte, hatte er mehr Spaß gehabt. Zumindest hatte er dort nicht allein schlafen müssen, hatte doch eine der Frauen nachts mit ihm das Lager geteilt.

Der Meuchler war mit seiner jetzigen Situation alles andere als zufrieden. Er schüttelte den Kopf, zuckte resignierend mit den Schultern und stand schließlich auf, um sich doch noch den anderen am Feuer anzuschließen, wohl wissend, dass er dort wohl eher geduldet als willkommen war.

Als er auf die Mitte des Lagers zuging, schienen seine Reisegefährten sein Nähertreten allerdings nicht einmal wahrzunehmen, so vertieft waren sie in ihre Gespräche und gegenseitigen Sticheleien.

Als Zevran sich gerade wieder abwenden wollte, um in sein Zelt zu gehen und dort den Rest der Nacht in Einsamkeit zu verbringen, bemerkte er, wie Darrian ihn verstohlen aber dennoch intensiv musterte. Um die Mundwinkel des rothaarigen Wächters spielte ein halb spöttisches, ein halb einladendes Lächeln, als sich ihre Blicke trafen.

Der Assassine blieb vor Überraschung stehen. Sollte das denn die Möglichkeit sein? Ging er recht von der Annahme aus, dass der rothaarige Elf, wenngleich auf sehr zurückhaltende Art, soeben versuchte mit ihm zu flirten? Fragend hob eine Augenbraue.

Darrian senkte den Blick ein wenig und nickte kaum merklich.

Zevrans Mundwinkel verzogen sich zu einem lasziven Lächeln, als er den jüngeren Elfen mit hungrigen Augen ansah und langsam begann ihn mit seinen Blicken auszuziehen.

Selbst im Schein des Feuers konnte Zevran erkennen wie sein Gegenüber bis zu den Haarspitzen hin errötete. Ebenso entging ihm nicht der Ausdruck von Unglauben und freudiger Überraschung auf dem Gesicht des Grauen Wächters, bevor dieser sich abrupt umwandte und hastig Zuflucht in seinem Zelt suchte.

Zevran unterdrückte ein Kichern. Der Anfang war gemacht, die Jagd konnte beginnen. Und er kannte viele Mittel und Wege, um seine Beute in die Falle oder in diesem Fall in sein Bett zu locken. Die Zeit würde es schon noch zeigen.

Zufrieden mit der Entwicklung der Dinge zog sich der blonde Assassine in sein eigenes Zelt zurück.

Dieses Abenteuer würde wohl doch noch aufregender und vielleicht auch angenehmer werden, als er bis zu diesem Moment zu hoffe gewagt hatte.