Es war einer dieser Tage, die eine Kette von Ereignissen auslösten, von denen niemand auch nur geahnt hätte, dass sie passieren würden. Nur einer hatte es zumindest befürchtet.
Dieser jemand war Sirius Black und saß auf dem Sofa im Wohnzimmer seiner Freundin.
Sie hatte zum wiederholten Male Wind von einer seiner ‚Frauengeschichten' bekommen.
„Myra, hör mal... Das war.. ein Versehen! Ein Ausrutscher, okay?", bemühte sich Sirius halbherzig. Irgendwie legte er diesml weniger Elan in seine Behauptung als die Male zuvor.
„Schon klar!", kam es sarkastisch zurück, „Erst Jane und die ganzen anderen und jetzt schonwieder jemand!"
„Jane? Das weißt du noch?", fragte ihr Freund bewundernd. Innerlich fluchte er ein wenig darüber. Warum mussten Frauen sich eigentlich immer an alles erinnern?!
„Eine liebende Frau vergisst nie", giftete Myra, als habe sie seine Gedanken gelesen.
„Liebe", murmelte Sirius. „Das ist ja ne ganz nette Sache und so, aber –" „ – Aber?!", unterbrach ihn die wütende Frau.
Verdammt, was red ich denn da!?', verdammte Sirius seine Eigenschaft, ohne vorher zu denken zu sprechen. „A-aber... ich meine... öh... ach egal. Vergiss es", stammelte Sirius und lächelte nervös.
„Ja, ja... Und ich dachte immer du liebst mich", zickte Myra theatralisch. Warum mussten Frauen aus allem ein Drama machen? „Tu ich doch", beteuerte Sirius, während er in Gedanken anfügte: ‚...wie Remus... und James... und...'.
„Nein", beharrte seine Freundin unterdessen und machte ein beleidigtes Gesicht.
„Doch! Sicher!", versicherte Sirius, indem er ihre Hand nahm. „Ganz sicher!"
„Wer von uns ist denn ständig in fremden Betten zu finden?! Du oder ich?!", fragte Myra und warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu.
Der hingegen versuchte, sich zu verteidigen. „Wenigstens weißt du, dass es so ist! Stell dir vor, ich würde es dir nicht sagen. Ich erzähle es dir wenigstens!" „Erzählst?!", schrie Myra empört. „Es spricht sich doch überall rum! DU versuchst nur, dich rauszureden!" Ein böser Blick traf Sirius, welcher düster zurückblickte.
„Ja... schon... aber ich versuche wenigstens nicht, es geheim zu halten!"
Myra entfuhr ein abschätziger Laut, woraufhin Sirius murmelte, sie solle sich ein wenig abregen. „Du hast nichts anderes im Kopf als die Frauenwelt! Und da soll ich mich abregen?!", keifte sie und sah aus, als würde sie ihm jeden Moment an die Kehle springen.
„Gehörst du etwa nicht dazu?!", schnaubte Sirius. „Außerdem – ", er brach ab, ohne zuende zu sprechen. Das sollte er ihr lieber nicht erzählen... Er wurde ein wenig rot und wich ihrem Blick aus.
„Was?", fuhr sie ihn an. Er hatte doch gerade etwas sagen wollen, warum sprach er nicht weiter? „Das verstehst du nicht", murmelte Sirius. „Woher willst du das wissen?", Myra versuchte weiterhin, böse zu gucken, doch sie kam nicht umhin, ein wenig besorgt zu klingen. Sirius war niemals etwas peinlich. Nicht derartig, dass er schon fast bedrückt wirkte.
„Ich... weiß es halt", beharrte Sirius, während Myra ein wenig näher zu ihm kam.
„Sag's mir doch einfach. Dann weißt du es sicher." Ob ihn das wohl aufbaute? Wohl nicht, aber nun war es zu spät, um etwas anderes zu sagen.
„Ich...", begann Sirius und lehnte sich ein wenig zurück, immernoch sehr bedrückt wirkend. Er war sich sicher, dass sie ihn hinterher hassen würde. Ganz sicher. „Ich war nie mit... Frauen im Bett."
Myra sah ihn verständnislos an.
Was sollte denn das schonwieder?
"Wie meinst du das?", fragte sie ein wenig verwirrt.
„Das ist doch ersichtlich, oder?", entgegnete ihr Freund, das schlechte Gewissen stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich stehe nicht auf Frauen." Er hob den Blick nicht vom Boden vor sich und wartete nervös auf Myras Reaktion.
Diese starrte ihn eine Weile mit offenem Mund an.
„Das... ist jetzt... dein Ernst?", fragte sie perplex, fast schon geschockt.
„Ja verdammt!", Sirius stand auf und begann, auf und ab zu laufen. „Ich... hab ja geahnt, dass du es nicht verstehst", fügte er murmelnd hinzu.
Nach einer kurzen Pause, um die Nachricht zu verdauen, drehte Myra sich zu ihm um.
„Warum hast du nie etwas gesagt?"
Sirius blieb kurz stehen und sah sie zum ersten Mal seit längerer Zeit an.
„Das fragst du? Du hättest auch nichts gesagt, oder?!"
Er zog weiter seine Kreise. Myra konnte keine Antwort auf seine Frage finden, sie war zu abgelenkt von der ganzen Situation, um nachdenken zu können. „Warum hast du mich dann geküsst? Warum warst du mit mir zusammen? Um mir etwas vorzumachen?" Sie klang ernsthaft verletzt.
„Weil... weil...", Sirius seufzte schwer und blieb erneut stehen. „Weil ich normal sein wollte. Ich hatte nicht vor, dich zu verletzen." Myra nickte zum zeichen, dass sie ihn zumindest gehört hatte, auch wenn der Sinn all seiner Worte noch nicht zu ihr durchdringen wollte. Immernoch ziemlich geschockt ließ sie sich einfach auf dem Boden sinken.
„Ich... verstehe es bloß nicht...", mit Tränen in den Augen blickte sie zu ihm auf.
„Was ist denn da zu verstehen?", fragte Sirius aufgebracht. Was sollte das jetzt?
„Er... erzählst du mir das bloß, um mich loszuwerden? Oder ist es dein Ernst?", entgegnete sie, nicht sicher, welche der beiden Antworten für sie schlimmer wäre.
„Es ist mein voller Ernst", versicherte Sirius ihr. Ihre einzige Antwort war ein halblautes „Okay", während sie gedankenverloren auf den Teppich starrte.
„Okay? Ist das... alles?", fragte ihr Freund – oder auch nicht Freund – sie verwirrt.
"Was willst du denn hören?", wunderte sich Myra.
„Nichts! Nichts... Ich hatte nur schlimmeres erwartet."
„Schlimmeres? Wie, dass du mich angelogen hast? Dass ich dich dafür töten könnte, dass du mir drei Jahre lang etwas vorgemacht hast? Nein", sie schüttelte den Kopf, „Ich dachte bloß, dass du mir vertraust."
Er setzte sich neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Das tue ich. Ich habe es noch nicht einmal James erzählt. Ihm wohl als letztes...", Sirius' Stimme war immer leiser geworden. James war seit gut zehn Jahren sein bester Freund, sie waren wie Brüder. Dass er es nicht vor allen anderen erfahren hatte, grenzte an ein Wunder.
Myra konnte sich darum jedoch im Moment nicht wirklich viele Gedanken machen.
„Wie lange hälst du es schon vor mir geheim?", fragte sie traurig.
„Seit... nun, schon immer. Ich wusste es schon, bevor wir zusammengekommen sind", antwortete Sirius ehrlich und noch immer ein wenig schuldbewusst.
Es entstand eine kleine Pause.
„Ahnst du überhaupt, wie weh das tut?", Myra schrie nun fast und Sirius zuckte ein kleines Stück zurück. Er biss sich leicht auf die Unterlippe und das Ausmaß seiner Schuldgefühle erweiterte sich erheblich. Dennoch sagte er nichts. „Was soll das?", fragte Myra mit tränenerstickter Stimme, auch wenn man hörte, dass sie hatte schreien wollen.
„Was soll ich denn sagen? Ich... ich hatte nicht vor, dich zu verletzen!", beteuerte Sirius. „Ich hatte nichtmal vor, es dir... oder überhaupt wem zu sagen."
„Verdammt Sirius, ich liebe dich!", der Satz war wie ein Flehen darum, dass er nur einen Scherz gemacht hatte. Dass er sie doch liebte und weiter mit ihr zusammen sein wollte.
„Was... soll ich tun?", fragte Sirius verzweifelt, die Hand noch immer tröstend auf ihrer Schulter.
Myra sah ihm in die Augen. „Ehrlich sein. Warum hast du mir so lange nichts erzählt?"
„Ich... habe es doch schon gesagt... Es ist nicht einfach, weißt du? Ich wollte es niemandem sagen, nachdem meine Eltern schon so ausgerastet sind... schon gar nicht dir, weil ich befürchtet hatte, dass... ich dich enttäusche", er machte eine kurze Pause in der er sie eindringlich ansah, mit seinen Augen um Verzeiung bittend. „Du... wirst es keinem erzählen, oder?", fragte er vorsichtig und besorgt. Myra schüttelte den Kopf.
Wieder schwiegen sie sich eine Weile an.
„Und... jetzt? Was machen wir jetzt?", fragte Sirius und richtete sich ein wenig auf.
Ein wenig zögernd entgegnete Myra: „Ich... weiß es nicht. Ich meine, ich liebe dich immernoch, aber... ich sehe auch ein, dass daraus nichts werden kann. Können wir... Freunde sein? Oder wir gehen uns einfach aus dem Weg... vielleicht ist das einfacher..."
„Nein. Wir sollten... einfach von vorne anfangen. Als Freunde." – ‚Wie James und ich...', fügte Sirius in Gedanken traurig hinzu, lächelte jedoch trotzdem leicht, als Myra nickte.
Er druckste noch ein wenig herum, bis er fortfuhr: „K-können wir... nach außen hin weitermachen wie bisher? Ich will nicht, dass J... irgendwer davon erfährt, okay?"
„Natürlich, kein Problem... ich... komm schon klar", entgegnete Myra niedergeschlagen.
„Du musst es nicht tun!", wandte Sirius sofort ein, da sein schlechtes Gewissen ihn einholte.
Sie jedoch schüttelte rasch den Kopf. „Doch! Ich möchte es tun... Hauptsache ich kann noch Zeit mit dir verbringen... egal ob wir das nur spielen oder nicht... du weißt, dass ich alles für dich tun würde..."
„Gut... danke", war die einzige Antwort, die Sirius einfiel.
Myra lachte kurz. „Darf ich dich trotzdem noch umarmen?"
Ihr Freund lachte ebenfalls und schloss sie in die Arme. Noch während der Umarmung begann er nach einiger Zeit leise zu sprechen. „Ich bin nachher bei Lily zum Essen eingeladen... kommst du mit? Sie... wollte irgendwas wegen der Hochzeit besprechen, aber von Kleidern und Blumen hab ich ja nicht viel Ahnung..."
Myra musste grinsen. Sirius und Ahnung von Blumen?! Niemals. „Natürlich komme ich mit, was dachest du denn! Aber...", sie wirkte ein wenig nachdenklich, als ihr etwas einfiel. „Sirius, was ist eigentlich mit James? Er ist dein bester Freund, weiß er davon?"
Der Angesprochene löste sich aus der Umarmung und setzte sich auf. „Nein", antwortete er schlicht und wich Myras Blick aus. „Warum nicht?", wunderte sie sich und runzelte leicht die Stirn. Dann hellte sich ihr Gesicht ein wenig auf. „Darf ich dich mal was fragen? Bist du... verliebt?" Während sie ein Grinsen unterdrückte, wurde Sirius rot und suchte nach Worten, um der Frage auszuweichen. Als er keine fand wurde die Farbe in seinem Gesicht noch eine Spur kräftiger. „Ich... ja... schon... aber er... weiß es noch nicht..."
„Warum sagst du es ihm nicht?", fragte Myra und versuchte, seinen Blick aufzufangen.
„Weil.. es James ist! Wir sind seid Ewigkeiten befreundet! Und... er wird Lily heiraten...! Ich kann es ihm nicht einfach... sagen..."
„Gerade deswegen ja!", meinte Myra ein wenig aufgebracht. „Warum tust du dir das an?
Er ist dein freund, er wird das schon verstehen... und glaub mir, so doof ist er nicht, dass er nicht merkt, dass du dich verändert hast."
„Wie könnte ich IHM das antun?", entgegnete Sirius fast schon verzweifelt. „Ich... es würde sich alles ändern! So können wir... wenigstens einfach Freunde bleiben... Wie bisher!"
Myra seufzte. „Sicher würde sich einiges ändern. Aber es ist ein Versuch wert! Wenn er wirklich ein Freund ist – und er ist dein BESTER Freund – dann wird er dich nicht wegschicken! Da bin ich mir sicher... Ich meine, sieh mich an, ich bin auch noch da!"
„Aber es wird anders sein als vorher... ich... will nicht, dass es sich ändert!" Sirius sah ein wenig hilflos aus und wirkte schon fast wie ein kleines Kind.
Seine Freundin legte ihm die Hand auf den Arm. „Hey... mach dich nicht so fertig... Willst du ihm ewig vorlügen, dass du der Frauenheld bist?"
„Ich... brauche ihm ja bloß nicht zu sagen, dass ich ihn liebe" – „Sirius, meinst du nicht, er wird es merken? Dass du Gefühle für ihn hast?"
„Ist es... denn so offensichtlich?", fragte er zugleich verzweifelt und überrascht.
„Nein... das nicht...", entgegnete Myra, „Aber gehen wir mal davon du sagst es ihm, also dass du... "anders" bist... er wird sich doch sicher fragen, warum du nichts gesagt hast und das obwohl ihr euch so lange kennt. Und ich denke nicht, das du die Hochzeit einfach so ertragen kannst. Außerdem wirst du nervös, wenn man nur seine Namen erwähnt. Also... ist es schon ein wenig offensichtlich..."
„Ich habe also keine andere Wahl...", schloss Sirius resignierend.
Myra nickte. „Und denk dran: schieb's nicht auf. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen." Sirius sah sie verständnislos an. „Aber.. heute ist das Essen! Ich kann es ihm nicht sagen, während er seine Hochzeit plant!"
„Wann denn sonst? Wenn du danach gehst, wirst du es ihm nie sagen! Ich... werde ja dabei sein", versuchte Myra, ihn zu überzeugen. „Du machst das schon, Sirius."


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