Oath Breaker by KC
Übersetzung: Catia
Beta: Lapislazuli67
Disclaimer: Harry Potter und Co gehören JKR, die Geschichte KC
Autorisierte Übersetzung aus dem Englischen
Teil 1
Von seinem gut geschützten Platz hinter dem Wandteppich im Arbeitszimmer seines Vaters, konnte Draco die Todesser beobachten, die den Raum nach ihm durchkämmten. Das Chaos, das durch den Verrat seines Vaters entstanden war, verringerte das Risiko, entdeckt zu werden. Ihr Getrampel und ihre Schreie ermöglichten ihm, rechtzeitig in die verborgenen Nischen des Hauses zu gleiten, bis sie an ihm vorbeigezogen waren. Die Geheimgänge, die das Anwesen wie ein Labyrinth durchzogen, kannten nur diejenigen, in deren Adern das Blut der Malfoys floss. Er war der letzte Malfoy, der sich noch im Herrenhaus aufhielt.
Als die Luft wieder rein war, trat er hinter dem Wandteppich hervor, ging leise zum Schreibtisch seines Vaters, öffnete die Schubladen und durchstöberte die Papiere. In einer der ersten Schubladen fand er einen Teufelssack und eine Handvoll Galleonen und freute sich über sein Glück. Die Münzen ließ er alle lautlos in den Sack fallen. Falls es ihm gelingen sollte zu entkommen, war dies seine einzige Rücklage bis er wieder risikolos auf die Familienverliese zugreifen konnte - und das konnte noch einige Wochen dauern.
Unter einem Stapel alter Belege fand er das, was er wirklich gesucht hatte: Ein Tagebuch mit abgenutztem Ledereinband. Keine schicke Prägung oder goldene Lettern prangten auf dem Einband, aber ein mystisches Symbol, das den Einband versiegelte, zeigte ihm, dass er das Tagebuch seines Vaters in den Händen hielt. Er ließ es ebenfalls in dem Teufelssack verschwinden, trat zur Seite und wandte sich dem Bücherregal zu, als er hörte, wie sich der Türknopf drehte. Schnell hob er seinen Zauberstab und richtete ihn auf die Tür, bereit, einen Fluch zu sprechen.
Er atmete erleichtert auf, als er Severus erblickte. Der Zauberstab des Professors lag ebenfalls in dessen Hand. „Ich wusste nicht, dass du noch hier bist", wisperte er und senkte den Zauberstab.
„Nicht freiwillig", flüsterte Severus und schloss die Tür hinter sich. „Ich kann nicht hinaus apparieren und alle anderen Gänge sind blockiert. Ich hatte Glück, dass ich es unentdeckt bis hierher geschafft habe."
Draco nickte. Das würde seine Aufgabe erschweren, aber nicht unmöglich machen. „Es gibt immer noch einen Weg hinaus, den sie nicht kennen." Er drehte sich zu dem Bücherregal, das hinter dem Schreibtisch stand und schob eine Buchreihe zur Seite, die daraufhin die Sicht auf eine Rune freigab. Er lehnte sich vor und flüsterte: „Othala". Das Regal und die Wand dahinter wurden durchsichtig, ohne ein Geräusch zu verursachen. Ein Lumos zeigte ihnen einen Gang aus groben Steinen, der in die Dunkelheit führten.
„Diese Kammer ist das größte Familiengeheimnis", erklärte er, als er eintrat. Er hielt inne, um sich zu vergewissern, dass Severus ihm gefolgt war, bevor er den Eingang wieder versiegelte. „Es gibt einen alten Kamin, der nur an ein Cottage irgendwo auf dem Land angeschlossen ist. Ich weiß nicht, wo genau es liegt."
„Ich kann es mir denken", sagte Severus trocken.
Draco lächelte, antwortete aber nicht. Jetzt war nicht die Zeit für Sticheleien. „Du warst da, als das Geschrei losging. Weißt du, wie viele Todesser meinem Vater gefolgt sind?"
„Es waren einige", antwortete Severus. „Vielleicht ein Drittel. Die Parkinsons, Goyle ganz bestimmt. Ich konnte leider nicht genau sehen, wer alles den Portschlüssel berührt hat. Ich habe nur gesehen, wie viele noch da geblieben sind."
„Ein paar von den Hogwarts-Eltern?" Draco fragte sich, wie weit der Tunnel noch ging. Er war noch nie zuvor in ihm gewesen und er konnte sich nur schwer vorstellen, dass sein Vater diesen unangenehm feuchten Weg jemals gegangen war.
„Die meisten Todesser, die Kinder haben, sind weg", erklärte Severus. „Lucius sollte die Jugendlichen lieber schnell aufsammeln, oder es wird das Gleiche geschehen wie letztes Mal. Erpressung und Geiselnahme, sodass der Dunkle Lord keine Energie für den Imperius verschwenden muss."
„Das wird nicht passieren. Ich habe Pansy bereits gesagt, dass sie alle Schüler, denen sie traut, versammeln und mit ihnen fliehen soll. Ich sollte eigentlich mit ihnen gehen, aber ..." Er atmete aus und schaute zu Boden. „Vater braucht mich hier."
„Um was zu tun?", fragte Severus. Er legte seine Hand auf Dracos Schulter und drehte ihn zu sich. „Was kannst du gegen den Dunklen Lord ausrichten?"
„Ihm das Herrenhaus entreißen, zum einen. Und es gibt ein Buch da unten, von dem Vater sagt, dass es ihm nicht in die Hände fallen darf. Ich soll es nach Hogwarts bringen." Draco kam nicht umhin etwas stolz zu sein, dass sein Vater ein solches Vertrauen in ihn setzte.
„Buch?", wiederholte Severus. „Warte, was meinst du mit „ihm das Herrenhaus entreißen?" Lucius wird dir doch wohl nicht aufgetragen haben ..."
„... es niederzubrennen." Draco nickte und setzte seinen Weg fort. Der Tunnel erweiterte sich bald zu einer kleinen Kammer mit Regalen, die in den Stein gehauen waren. Der Kamin war nur eine runde Feuerstelle, und bot kaum genügend Platz für einen Mann. Dracos Blick schweifte über die Regale. Ein paar seltsam geformte Glasfläschchen und Gefäße, beschriftet in vergessenen Sprachen, waren auf den Regalen verteilt und er entdeckte schnell das Buch, versteckt unter einer Menge Spinnweben. Ohne diese zu entfernten, griff er einfach nach ihm und schob es in den Sack.
„Da müsste genügend Flohpulver drin sein", sagte er und nickte in Richtung eines Gefäßes, das als Einziges nicht mit Spinnweben bedeckt war.
„Und du?", fragte Severus, der sich bereits eine Handvoll Flohpulver genommen hatte. „Selbst wenn du das Herrenhaus zerstörst, kannst du hier nicht rausfliegen. Ich weiß, dass du gesehen hast, wie sie deinen Besen zerbrochen haben."
„Du hast mich hinter dem Gemälde entdeckt, oder? Du warst immer gut darin, meine Verstecke zu finden." Draco bückte sich und hob etwas vom Boden auf. „Vater hat mir ein Mal davon erzählt, aber ich muss zugeben, dass ich nie gedacht habe, es zu sehen, geschweige denn, dass ich einmal darauf fliegen werde."
Severus schaute auf den Gegenstand, den Draco in der Hand hielt und der sich stark von seinen weißen, weichen Händen abhob. Es war ein krummer und knorriger Stock, an dessen Ende mehrere dünne Zweige zusammengebunden waren. Es sah nicht aus wie ein Besen, eher wie ein vertrockneter Ast.
„Was zum Teufel?" Sanft nahm er das Ding aus Dracos Händen und untersuchte es. Getrocknete Lederstreifen befestigten mehrere Birkenzweige an dem Stiel aus Esche. Aber so tot es auch aussah, lag es warm in den Händen und fühlte sich wie neu bearbeitet an. „Das ist alte Magie", flüsterte er und reichte es zurück. „Es gibt keinen Weg herauszufinden wie wild sie ist. Ich würde es nicht wagen, außer mein Leben hinge davon ab."
„Ich fürchte, das ist bei mir der Fall", antwortete Draco, sah aber überhaupt nicht aus, als würde er sich fürchten. Seine Augen strahlten bei dem Gedanken, nicht nur ein Familienerbstück zu testen, sondern auch ein Stück wilde Magie, das so alt war, dass das Ministerium keine Chance hatte, seine mögliche Macht zu begrenzen. „Es müsste mir gehorchen. Ich bin schließlich ein Malfoy."
„Du musst einer sein, ihr seid alle sturköpfig und unbesonnen", meinte Severus. Er seufzte und sein Gesichtsausdruck wurde einen Moment lang weicher. „Bist du dir sicher, dass du mir nicht folgen willst?"
„Ich wünschte ich könnte, aber wenn ich das Feuer erst entzündet habe, wird dieser Raum unter Tonnen von Asche und Resten von gebrochenen Zaubern liegen. Ich habe keine andere Fluchtmöglichkeit als zu fliegen. Wenn ich weit genug weg bin, versuche ich einen Ort zu finden, um durch das Flohnetzwerk in die Winkelgasse zu gelangen."
Beide wussten, wie wahrscheinlich das war, aber keiner sagte etwas.
Severus kroch in die Feuerstelle. „Ich erwarte dich in ein paar Tagen. Mit etwas Glück habe ich von Lucius gehört, bevor du kommst." Ohne auf eine Antwort zu warten, warf er das Flohpulver auf den Boden und rief klar und deutlich „Malfoy Cottage, Serpentia." Er verschwand in einer grünen Stichflamme.
Draco atmete aus und ruhte sich einen Moment aus. Der Gedanke, wieder nach oben zum Feind zu gehen, erschreckte ihn. Einen Freund an der Seite zu haben, hatte ihm geholfen, die Furcht eine Weile zu vergessen. Er umklammerte seinen neuen alten Besen und seufzte darüber, wie tot er wirkte, als sei ihm alle Energie entzogen worden. Zweifellos hatte der Erbauer, einer seiner Vorfahren, diesen aus frischem Holz geschaffen, aber nun ... hatte er noch genügend Magie in sich, damit er Draco tragen konnte?
Er stopfte den kleinen Beutel in seine Robe und ging mit dem Besen in der Hand den Tunnel zurück. Er lauschte einen Moment am Bücherregal, bevor er den Eingang wieder öffnete und hinaustrat. Als er ihn wieder schloss, zupfte eine kleine Hand an seinem Ärmel. Er sprang mit einem Schrei zurück und stieß sich dabei die Hüfte an einer Ecke des Schreibtisches. Das ängstliche Quieken sagte ihm, dass es sich nur um seine Hauselfe handelte und er warf ihr einen wütenden Blick zu, so dass sie ein paar Schritte von ihm wegwich.
„Verdammt, Filly ...", grollte er.
„Filly tut es außerordentlich leid, Master Draco", sagte sie und wrang ihre Hände. „Aber der Master hat Filly befohlen, ihm Bescheid zu geben, wenn sie fertig ist, allen Portraits zu sagen, dass sie verschwinden sollen und Filly ist fertig!"
Es würde nichts bringen, sie zu treten, beschloss er. Wenn sie nicht mit allem fertig gewesen wäre, hätte er sie treten können, damit sie sich beeilte. Stattdessen ging er zum Wandteppich und kletterte in den dunklen Gang. Dann zögerte er und blickte über die Schulter zu ihr. Traditionell wurde von den Hauselfen erwartet, mit dem Haus unterzugehen, aber es schien so eine Verschwendung zu sein, wenn sein Vater alles einfach wieder aufbauen und sie wieder aufnehmen konnte, ohne Zeit mit der lästigen Suche nach neuen Hauselfen verschwenden zu müssen. „Filly, ich werde das Haus niederbrennen, -- nein! Wage es jetzt ja nicht zu schreien oder ich verfluche dich, das schwöre ich! Du wirst nicht sterben, du dummes Ding." Er wartete, bis sie die Tränen unterdrückt hatte, bevor er fortfuhr. „Hör zu, schaff die anderen Elfen hinaus! Es ist euch verboten, in einen anderen Haushalt zu gehen, ihr gehört immer noch uns und müsst unsere Geheimnisse wahren!"
„Oh ja, Master Draco", sagte Filly und nickte eifrig. „Filly wird alle Geheimnisse für sich behalten. Filly ist eine gute Hauselfe, ja das ist sie."
„Jetzt hör mir genau zu! Du musst meine Mutter finden. Ich weiß nicht, wohin sie gegangen ist, also brauchst du mich nicht fragen. Zu unserem Anwesen bei Neapel oder vielleicht den Appartements in Paris. Finde sie und bleib bei ihr!"
„Was, wenn Filly die Mistress nicht finden kann?", fragte sie.
„Dann ..." Draco fuhr mit einer Hand durch sein Haar. Er hatte keine Zeit gehabt, es ordentlich herzurichten, sodass es ihm andauernd in die Augen fiel. „Ich weiß nicht. Geh in den Wald, wenn du musst. Lass dich nur nicht erwischen oder ich schwöre, du wirst dir wünschen, mit dem Haus verbrannt worden zu sein!" Er ignorierte ihr dankbares Blubbern und zog den Wandteppich wieder an seinen Platz. Dann kroch er den Gang entlang und benutzte seinen Zauberstab, um etwas Licht zu haben.
Er würde sich in der Dunkelheit auf keinen Fall verirren. Er erinnerte sich, wie er als Kind durch das Herrenhaus gerannt war, in und aus dunklen Nischen sprang, und jeden im Haus damit erschreckte. Sein Vater tolerierte dieses Verhalten, da Draco sich so das Gängelabyrinth einprägte, als es für seinen kleinen Köper noch leicht war, sich durch die herausstehenden Steine und Ecken zu winden. Früher war besser als später, wenn ein falsches Abbiegen einen Verlust von mehreren Minuten und zusätzliche Abschürfungen durch die engen Windungen bedeuten konnte. Seine Mutter erlaubte seine Entdeckungstouren, aber sie hasste es, dass er am Ende immer mit zerrissener Kleidung und bedeckt mit Staub und kleinen Spinnen auftauchte.
Eine Erinnerung holte ihn ein und er lächelte, als er seitwärts durch eine enge Stelle zwischen Küche und Esszimmer schlüpfte. Er war über einen Ghul gestolpert, der sich hinter diesen Mauern versteckt hatte, und war fast ein Opfer seiner Krallen geworden. Wie er mit ihm in den Salon gekugelt war, die Krallen in seinen Roben verhakt, und wie die Hauselfen überrascht aufschrieen und versuchten, den Ghul von ihm wegzuschleudern. Wie seine Mutter über den Schmutz, den er auf ihren feinen Teppichen verteilt hatte, gezetert hatte.
Sein Lächeln schwand. All diese edlen Teppiche würden bald ebenso Asche sein wie die teure Bibliothek seines Vaters und die Sammlung seiner Mutter von seltenen Kräutern und Zaubertränken. Wenn sie nur mehr Zeit gehabt hätten, bevor sein Vater so viele Anhänger des Dunklen Lords gestohlen hatte, die sich selbst als Verräter enttarnten, als sie den Gehstock seines Vaters gepackt hatten und irgendwohin weit weg verschwunden waren. Von ihrem Schlafzimmer aus hatte seine Mutter Voldemorts Raserei gehört und war irgendwie ebenfalls entwischt, bevor er sie hatte gefangen nehmen können, sicher, dass ihr Sohn seinen eigenen Weg nach draußen finden würde.
Als der Gang hoch genug wurde, dass er wieder aufrecht gehen konnte, hielt Draco an, stieß die verborgene Tür sanft zur Seite und lugte hinter dem Wandteppich hervor. Er hörte niemanden, aber es war besser, vorsichtig zu sein. Im Zentrum der Halle brannte ein einzelnes Kohlebecken. Das schwache goldene Leuchten konnte gegen die Dunkelheit nichts ausrichten. Niemand war in der langen Halle zu sehen, also kroch er hinaus, vorsichtig, sodass sein Besen nicht gegen die Mauer stieß.
Fenster, die eine ganze Wand einnahmen und den Blick auf den Rosengarten freigaben, erstreckten sich von der Decke bis zum Boden. Leere Porträts hingen an den restlichen drei Wänden. Leise schritt er über den Marmorboden zum Zentrum der Ahnenhalle, erschüttert durch die Stille. Nicht, dass seine Ahnen jemals schrieen oder fluchten... seine Mutter bemerkte oft, wie wohlerzogen sich die Portraits der Malfoys verhielten und, obwohl er nie eine Antwort aus ihr herausbekommen hatte, vermutete Draco, dass die Porträts seiner Black'schen Vorfahren nicht so leise waren – aber die Halle war immer gefüllt gewesen vom Murmeln der Konversationen der vergangenen Generationen. Ohne ihre Stimmen schien das Haus viel leerer zu sein, wie eine Leiche, die beerdigt werden musste.
Er warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. Der silberne Mond hinter den Wolken zeigte ihm die Silhouetten der restlichen Todesser, die das Anwesen durchkämmten, vielleicht auf der Suche nach den Anhängern seines Vaters. Nein, eher nach Hauselfen, die sie verhören konnten, sagte er sich. Er starrte auf das Kohlebecken hinunter. Es sah eher wie ein großer Teller auf einem Gestell als wie eine Fackel aus. Es diente als Nachtlicht für die Portraits und bot den Elfen genügend Licht zum Arbeiten. Nur er und sein Vater wussten, dass es auch als Fokus für mehrere Schilde des Herrenhauses diente, inklusive Schutzschilde, Fallenzauber und es war ein letzter Ausweg, wenn Feinde das Herrenhaus eingenommen hatten.
Für diesen letzten Zauber benötigte er seinen Zauberstab nicht, nur Fleisch und Blut. Daher steckte er seinen Zauberstab weg und nahm den Besen und den Sack in die linke Hand. Die rechte hielt er hoch über die Flamme. Wispernd begann er die Worte zu sprechen, die er nicht verstand, sie nur unter der Anleitung seines Vaters gelernt hatte, gesprochen in einer Sprache, die seine Familie schon lange vergessen hatte, nach der sie aber noch immer lebte. Während er sprach, wechselte die Flamme ihre Farbe von rot nach weiß, brannte heißer und höher, bis sie an seiner Hand züngelte. Er zuckte zusammen und sprach schneller.
Welchen Weihrauch auch immer seine Mutter verwendet hatte, er war sofort verbrannt, aber auch ohne Zündstoff wurden die Flammen größer und Rauch begann von dem Teller zu wabern. Er würgte und hustete, als der Rauch in seinen Hals drang und in seinen Augen brannte. Lange Minuten vergingen und sein Herz raste vor Schmerz und Furcht, jemand könnte das merkwürdige Licht in der Halle bemerken. Er gelangte am Ende des Zaubers an, zögerte aber noch, er fürchtete sich vor dem Schmerz, den der letzte Schritt mit sich bringen würde.
Die Tür hinter ihm flog auf und er blickte über seine Schulter. Ihm stockte der Atem und er erstarrte. Der Dunkle Lord persönlich stand ihm gegenüber, sein wütendes Gesicht zu einer grausamen Grimasse verzogen.
„Junger Malfoy ...", zischte Voldemort. „Deine Familie hat mir heute sehr viel Ärger verursacht!"
Draco konnte sich nicht bewegen. Noch nie hatte er ohne die souveräne Gegenwart seines Vaters oder der arroganten Pose seiner Mutter, die ihn abschirmten, vor dem Dunklen Lord gestanden. Selbst wenn sie sich vor Voldemort verbeugten, war eine Aura von List um sie, die von beinahe allen, einschließlich dem Dunklen Lord selbst, unbemerkt geblieben war, wie Draco festgestellt hatte.
„Mach dir keine Mühe, zu versuchen wegzufliegen", sagte Voldemort mit Blick auf den Besen. „Das Haus ist mein. Es gibt keine Fluchtmöglichkeit mehr für dich."
Als Voldemort näher trat, bohrten sich seine Augen in Dracos und die neusten Erinnerungen hallten zwischen den beiden wieder. Draco war wieder zwischen den Wänden versteckt und hörte, wie sein Vater begann, den Todesser einen angeblichen Statusbericht über das Ministerium zu liefern, der aber dann in dem gefährlichen Spiel ihrer Flucht endete. Er spürte, wie seine Überraschung und Panik ausgekostet wurden und verstand, dass er sich daran nicht wirklich erinnerte, sondern dass Voldemort sie aus seinem Kopf herauszog. Eine frühere Erinnerung wurde gestohlen, wie er mit seiner Mutter sprach, die neben ihm auf dem Bett saß, über sein Haar streichelte und ihm erzählte, er sei stark genug, auf sich selbst zu achten, wenn es nötig sein sollte. Das war wieder nicht die, die Voldemort wollte und eine andere Erinnerung tauchte auf. Dieses Mal waren sie im Arbeitszimmer seines Vaters, als Lucius ihren bevorstehenden Griff nach der Freiheit erklärte und welche Rolle er dabei innehaben sollte.
„Da ist es", zischte Voldemort. „Das ist, was ich wollte. Zeig mir, kleiner Malfoy, wohin ist dein Vater gegangen?"
Draco zuckte zusammen, aber er konnte es nicht verstecken. Snapes Okklumentikstunden waren nutzlos, wenn er zu viel Angst hatte, um klar zu denken. Voldemort hörte die beruhigenden Worte seines Vaters, hörte, wie er kurz skizzierte, wie er so viele loyale Ritter wie möglich stehlen wollte.
„Ritter?", wiederholte Voldemort. „Ritter ... Walpurgis-Ritter ..."
„Walpurgis-Ritter ...", flüsterte Draco mit ihm, unfähig sich zu stoppen. Seine Hand begann nun ernsthaft zu brennen, aber er konnte nicht daran denken sie zu bewegen. „Dienen ..."
„Sie dienen mir!", grollte Voldemort und wühlte nun schmerzhaft durch die Erinnerung bis Draco dachte, er würde bald Tränen aus Blut weinen. „Sie gehören nun mir und nichts, was du tust, kann das verhindern."
Aber das Gesicht seines Vaters, ränkevoll und hochmütig und freundlich, flüsterte etwas anderes und Draco konzentrierte sich auf das, wisperte die Worte zu sich selbst, stählte sich, bis er wieder daran denken konnte, sich zu bewegen.
„Walpurgis-Ritter dienen niemandem!"
Mit diesen Worten schlug Draco seine Hand auf das Kohlebecken, pfählte sich selbst auf dem Dorn im Zentrum, der normalerweise verwendet wurde, große Kerzen zu halten und besiegelte den Zauber mit seinem Blut. Als er vor Schmerzen aufschrie, explodierten die Fenster nach draußen in die Dunkelheit und Flammen schossen aus dem Boden und an den Wänden empor. Sie verschlangen Voldemort und bildeten eine Wand aus Feuer zwischen ihnen. Der Dunkle Lord schrie überrascht auf, zog seinen Zauberstab, war aber nicht in der Lage, durch die Flammen und den Rauch zu sehen, um einen Fluch abzuschießen.
Als er seine Hand wieder befreit hatte, konnte Draco nur an Flucht denken und der Besen reagierte sofort, hob ab, als er sich einhändig auf ihn schwang. Kein angenehmer Polsterzauber begrüßte ihn. Er saß direkt auf der rauen Rinde und den spitze Kanten, als der Besen ihn hochhob und ihn durch ein Fenster trug. Lichtblitze zischten an ihm vorbei, als Todesser Flüche auf ihn schossen. Aber entweder hatte die Explosion ihre Zielfähigkeit erschüttert oder er hatte verdammtes Glück, dass sie ihn nicht trafen. Mit einer plötzlichen Beschleunigung, die eher dafür geeignet war, Schnatzen hinterherzujagen, stieg er steil über dem Garten empor auf und brauste in Richtung des nahegelegenen Dorfes.
Über dem Dorf angekommen, das etwa eine Meile vom Herrenhaus entfernt war, drosselte er die Geschwindigkeit etwas und schaute sich nach Verfolgern um. Er sah nichts außer seinem Heim, das in der einsetzenden Dämmerung wie ein riesiger Scheiterhaufen auf dem Hügel brannte. Draco fragte sich, ob Voldemort seine Anhänger wohl in die Flammen schicken würde, um das Buch zu suchen, das er gestohlen hatte und wie viele Todesser wohl verbrennen mussten, bis er sich mit dem Verlust abfinden würde. Er hatte seinen Teufelsack immer noch in der linken Hand und verstaute ihn nun in seiner Robe, in der Hoffnung, dass er in seine Tasche passte. Dann überkam ihn eine Welle aus Übelkeit und Schmerz und er wurde sich seiner Verletzung wieder bewusst. Jetzt, wo Voldemort ihm nicht mehr gegenüberstand und ihn alles andere vergessen ließ, schmerzte seine Hand unbarmherzig.
Gekrümmt saß er auf seinem Besen und versuchte sich nicht zu übergeben, als er das Ende seiner Robe um seine verletzte Hand wickelte. Blut hatte den Stoff schnell durchtränkt und tropfte auf den Besen. Draco war sich sicher, ein oder zwei Knochen gebrochen zu haben. Der Nachteil Dunkler Magie war, sein eigenes Blut benutzen zu müssen, anstatt das eines anderen, überlegte er. Seine Füße schleiften über einen Dachfirst und er lenkte seinen Besen nach oben, bevor er noch gegen einen Kamin krachte. Nur wenige Straßenlaternen beleuchteten die Straßenecken, aber nun gingen auch einige Lichter in den Häusern unter ihm an. Muggel im Schlafanzug traten ins Freie und schauten zu dem Hügel hinauf.
Er konnte nicht riskieren gesehen zu werden, also stieg er noch weiter nach oben. Der Besen reagierte besser als sein Nimbus, schnellte schneller in den Himmel empor als er erwartet hatte und er verlor fast den Halt, als der Besen fast senkrecht in die Wolken schoss. Draco umklammerte den Griff so fest er konnte, bis der Besen wieder waagrecht flog. Aber ein Blick nach unten ließ seinen Griff wieder fester werden. Weit unter ihm wurde die Stadt zu einem Netz aus Lichtpünktchen und Land breitete sich meilenweit unter ihm aus. Ein paar kleine Wolken zogen vorbei und er schauderte. Er war bisher noch nie so hoch geflogen, geschweige denn auf einem Besen voller unbekannter Zauber.
Er schauderte nochmals. Er hatte keinen Schal, Handschuhe oder Kleidung, die mit einem Wärmezauber belegt waren und hier oben fühlte sich die Luft wie Eis an. Etwas berührte sein Gesicht und er gaffte, als er von Schneeflocken eingehüllt wurde. Um ihn herum wehten nur ein paar Böen, aber als er seinen Besen anhielt und sich umdrehte, schnappte er erschrocken nach Luft. Dicke schwarze Wolken vereinigten sich über seinem brennenden Zuhause, drehten sich wie ein Strudel, wo der Sturm sich mit Rauch vermischte. Als der Sturm stärker wurde, breiteten sich die Wolken aus und brachten stechende Winde und Schneeflocken so groß wie Untertassen mit sich.
Er zögerte einen Moment und sah, wie die oberen Stockwerke des Herrenhauses in der Mitte auseinanderbrachen und einstürzten. Als der Sturm das Dorf überrollt hatte und zusammen mit dem Schnee zu einem Blizzard wurde, drehte er sich wieder um und flog so schnell wie es möglich war ohne herunterzufallen, nach Norden. Der Besen hatte keine Sicherheitszauber. Er musste sich krampfhaft festhalten, als der Wind an ihm zerrte und Eis seinen Rücken traf.
Die ganze Nacht über wagte er es nicht anzuhalten und nach einem freundlichen Zaubererhaus oder einer Taverne zu suchen, deren Flohnetzwerk ihn direkt in die Winkelgasse hätte bringen können. Alle Familien, die so weit draußen lebten, waren entweder durch starke Zauber versteckt oder hatten sich dem Dunklen Lord verschworen. Sicherlich war fast jedes öffentliche Gebäude mit feindlichen Spionen und Agenten verseucht. Er hielt nicht an, um zu schlafen, obwohl ihm der kalte Boden, je mehr Stunden vergingen, immer einladender vorkam. Mit dem Sturm im Rücken musste er sich damit zufrieden geben, sich an den Besenstiel zu lehnen, seine verletzte Hand an seine Seite gepresst und die andere krampfhaft um den Besen geschlossen. Über Dörfer und Städte musste er hoch genug fliegen, um als große Schleiereule durchzugehen, aber über Feldern und Hügeln konnte er es sich leisten, etwas tiefer zu fliegen, wo die Luft nicht ganz so kalt war. Oft flog er dösend tiefer und tiefer, bis er aufwachte, weil seine Füße den Boden streiften und er den Besen wieder etwas höher lenken musste. Jedoch musste er nicht die Augen aufmachen, um nicht gegen Büsche oder Bäume zu fliegen, denn obwohl ihm einige Annehmlichkeiten fehlten, steuerte der Besen sicher durch die Wälder. Wenn sie die Wälder mit voller Geschwindigkeit durchflogen, zog es Draco vor, die Augen zu schließen, um neue Kraft zu schöpfen, während der Besen ihn durch die Nacht trug.
Am nächsten Morgen ging eine graue Sonne auf. Durch den Blizzard verschleiert, machte ihr grelles Licht es noch schwerer aufzublicken, besonders, da der Schnee ihn nicht nur eingeholt, sondern sogar überholt hatte. Sein Atem bildete kleine Wölkchen und zitternd zog er Arme und Beine näher an seinen Körper. Ohne einen Zauber, der ihn auch bei hohen Geschwindigkeiten auf dem Besen halten würde, konnte er dem Schnee nicht davonfliegen und so begnügte er sich damit, Umwege durch die Bäume zu machen, wo die Zweige den Schnee von ihm abhielten. Es war ihm mittlerweile auch egal, ob ihn die Muggel sahen und über den Dörfern wich er den Dächern gerade so aus. Er hatte schon lange die Orientierung verloren und flog einfach in Richtung Norden, in der Hoffnung, auf etwas Bekanntes zu stoßen, wenn er in die Nähe der Schule kam. Wenigstens schmerzte seine Hand nicht mehr, sondern hing taub und leblos an seiner Seite.
Die vielen geflogenen Meilen und die Kälte waren so betäubend, dass er nicht bemerkte, dass er angegriffen wurde, bis ein zweiter Fluch knapp an seinem Kopf vorbeischoss und ein Auto traf, das in der Mitte auseinanderbrach. Er richtete sich auf und schaute sich um, versuchte herauszufinden, wo er war und was gerade geschah. Irgendwann im Laufe des Morgens war er in eine Stadt geflogen und hatte es nicht einmal bemerkt. Der Schnee bedeckte alles, begrub die Anwohner unter einer mehrere Fuß hohen Schicht und strahlte in einem schmerzhaften Weiß, während der Schnee stetig weiterrieselte. Sein Besen zuckte nach rechts und ein weiterer Fluch, der von hinten abgeschossen wurde, flog an ihm vorbei und traf einen Briefkasten, der in Flammen aufging.
Er verlor keine Zeit damit, sich nach seinen Verfolgern umzusehen, sondern schoss auf seinem Besen dicht über dem Boden davon. Schnee stob hinter ihm in alle Richtungen davon. Er bog nach links, unter Zäunen hindurch und um ein Haus, wo er fast gegen ein Paar Mülltonnen flog. Bei seinem Ausweichmanöver zog er den Besen zu schnell nach oben, sodass er über das Hausdach schlitterte und in den Garten stürzte, wo er fast im Schnee versank.
Er drehte sich schnell auf den Rücken, zog mit seiner linken Hand seinen Zauberstab und zielte auf das Dach. Er atmete hart, rechnete jeden Augenblick mit einem Todesser.
Die Minuten zogen sich. Als nichts passierte, seufzte er, ließ seine Hand sinken und fiel nach hinten. Der Schnee war weich und warm an seiner Haut und die Stadt war so still, dass er hätte einschlafen können. Er blickte zu dem Fenster des Muggelhauses. Die Vorhänge waren zugezogen und das Glas mit Eis bedeckt. Niemand da drinnen wusste, dass vor ihrer Haustür ein Kampf tobte.
„Alles Idioten", grummelte Draco und sammelte seinen Besen ein. Er klopfte kurz auf seine Robe, um sich zu versichern, dass sein Teufelsack immer noch sicher verstaut war, schwang sich wieder auf den Besen und hob ab. Erschöpft aber wachsam, flog er langsam an der Hauswand entlang und suchte die Straße ab, bevor er vollends abhob.
Er war noch nie alleine in einer Muggelstadt gewesen und er war nicht beeindruckt von dem, was er sah. Ein Blizzard und alle schlossen sich in ihren Häusern ein, faktisch Gefangene des Wetters. Keine Besen, kein Apparieren, kein Flohnetzwerk, nicht einmal Wärmezauber und er hatte sogar Gerüchte gehört, dass an sehr kalten Tagen ihr Wasser gefror und genau die Leitungen zerstörte, die dieses zu ihren Häusern brachte. Alle zusammen armselig und minderwertig, dachte er, was es nur noch bitterer machte, dass die Zauberer gezwungen waren, sich vor diesen Kreaturen zu verstecken.
Nun, da er wusste, dass er verfolgt wurde, entdeckte er zwei Todesser, welche die Straße langsam entlang flogen und Bäume und Zäune absuchten. Draco flog zu einem großen, an der Straße geparkten, Van und lugte über das Dach. Zielte sorgfältig mit seinem Zauberstab auf den größeren Zauberer. Die Sicht verschwamm vor seinen müden Augen und er schüttelte den Kopf, um wieder klar sehen zu können und konzentrierte all seinen Hass und seine Wut auf den Todesser, der ihm am nächsten war. Schwache Sprüche wie für Eiterblasen würden nicht ausreichen und die schwarzen Flüche, die er kannte, waren, im besten Fall ermüdend.
„Crepare", sagte er und ein hellgraues Licht schoss aus seinem Zauberstab, flog knisternd durch die Luft. Beim Klang seiner Stimme drehte sich sein Opfer um, aber es war bereits zu spät. Der Fluch traf ihn genau im Gesicht und seine Todesschreie erfüllten die Luft, als seine Haut austrocknete und seine Muskeln verdörrten. Er fiel seitwärts in den Schnee, schlug mit seinen zu Staub zerfallenden Gliedmaßen so sehr um sich, dass sein Arm wie ein Zweig zerbrach und ein tiefer Riss seinen Körper durchzog und ihn beinahe zweiteilte.
Als der Todesser vom Besen gefallen war, stob Draco jedoch schon in die entgegengesetzte Richtung davon. Eine Sekunde später explodierte der Van, hinter dem er sich versteckt hatte, als die zweite Todesserin ihren Kameraden alleine ließ und hinter ihm herjagte.
Als der Besen zu wackeln begann, musste Draco kämpfen, um den Griff und den Zauberstab halten zukönnen. Die Häuser verschwammen ineinander je schneller er flog. Bei dieser Geschwindigkeit schleuderte es ihn fast aus jeder Kurve. Ein weiterer Fluch verfehlte ihn nur knapp und schlug harmlos im Schnee ein. Er warf einen Blick über seine Schulter und sah schwarze Roben gefährlich nahe flattern. In ein paar Minuten würde die Todesserin ausreichend aufgeholt haben, um nicht mehr daneben zu schießen.
An einer großen Kreuzung, bog er scharf nach rechts ab, dabei flog er so tief, dass er hinter sich eine riesige Schneewolke aufwirbelte. Die kurze Deckung nutzend, sprach er einen Lichtzauber, sodass seine Verfolgerin einen Lichtschein sah, dem sie folgen konnte.
Geblendet von dem Schnee folgte diese dem Licht blindlings und knallte dabei mit einer solch hohen Geschwindigkeit gegen eine Mauer, dass sie sich alle Knochen brach. Sie fiel in den Schnee und lag dann dort stöhnend mit aus ihren Armen und Beinen herausragenden Knochen, und einem unnatürlich gekrümmten Rücken. Wundersamerweise lag ihr Zauberstab noch unversehrt in ihrer zitternden rechten Hand und sie versuchte, ihn auf sich selbst zu richten.
Neben der Mauer beobachtete Draco, der seinen Lumos armweit von sich hielt, ihre kläglichen Versuche, sich selbst zu heilen. Er lachte auf. Selbst wenn sie es schaffen würde, den Zauberstab auf sich zu richten, war ihr Kiefer gebrochen, sodass sie an dem Blut und dem verschobenen Knochen ersticken würde. Draco flog langsam näher, schwebte über ihr und lehnte sich nach vorne, um ihr in die Augen zu sehen. Trotz der schrecklichen Schmerzen, war sein Feind noch genügend bei Verstand um Angst zu zeigen, als er seinen Zauberstab auf sie richtete.
„Hemoragia", flüsterte er.
Ein schwarz-roter Fluch traf sie und Fontänen aus Blut schossen aus ihren Augen, dem Mund und der Haut, als auch der letzte Blutstropfen aus ihr gezogen wurde und nichts von ihr übrig ließ, als eine Blutlache und Stoffreste, die wie ein zerschmetterter Kürbis aussahen.
Draco atmete aus und lehnte sich an seinen Besen. Er war versucht, ihren zu stehlen, entschied sich dann aber dagegen, falls sie irgendwelche Anti-Diebstahl Zauber verwendet hatte, und flog wieder in den Himmel. Er klopfte noch einmal seine Robe ab, um sich zu versichern, dass der Sack noch an Ort und Stelle war, bevor er noch mal tief Luft holte und davonflog.
Keine weiteren Zauberer oder Hexen verfolgten ihn, nur der Blizzard und seine Erschöpfung. Er fragte sich wie Voldemort so ein extremes Wetter aufrechterhalten konnte und wie weit sich der Sturm wohl ausbreitete. Die ganze Landschaft war weiß wie ein Leichentuch. Selbst die Ausläufer der Küste, die er manchmal überflog, sahen vereist aus. Als die Sonne, nur ein Funke hinter den dichten Wolken, begann unterzugehen, fing er an zu verzweifeln. Zu denken dass er Hogwarts bei diesem Wetter mit dem Besen erreichen konnte, war verrückt gewesen, dass er es an einem oder zwei Tagen schaffen würde, sogar noch verrückter. Er konnte seine verletzte Hand nicht länger spüren und überlegte, ob Pomfrey überhaupt noch etwas für sie tun konnte.
Als die Nacht hereinbrach, sprach er, den Zauberstab dicht bei sich, einen weiteren Lumos, einfach nur, damit er nicht im Dunklen fliegen musste. In dem kleinen Lichtkreis tauchten Schneeflocken auf und verschwanden wieder. Er konnte nicht sagen, ob er noch gen Norden flog oder nicht, und hoffte nur, dass er nicht aufs Meer hinausflog, wo er jegliche Orientierung verlieren würde.
Braune Federn tauchten kurz in dem Lichtkegel auf und verschwanden wieder. Er zog erschrocken die Luft ein und hielt seinen Zauberstab nach links. Eine große Schleiereule flog neben ihm, so dicht, dass, wenn er abdrehen würde, in sie hineinfliegen würde. Verzweifelt schaute er auf ihre angezogenen Klauen und sah, dass sie nicht nur eine Botschaft mit sich trug, sondern auch einen kleinen Brandfleck in der Seite hatte. Eine Kriegsverletzung, dachte er.
„Du bist eine Auroren-Eule", nahm er an. Die Eule schaute ihn einen Augenblick an, bevor sie wieder nach vorne blickte. „Also fliegst du nach Hogwarts." Auch wenn das nicht der Fall sein sollte, wusste er, dass er ihr folgen konnte, und dann wahrscheinlich einen sicheren Platz finden würde, wohin auch immer sie ihn führen würde.
Er wusste nicht, wie lange sie gemeinsam flogen, die Eule knapp hinter seiner Schulter gleitend. Er war froh über die Gesellschaft. Eine Stunde verging, vielleicht zwei, beide nutzen den Lumos, um sich zu orientieren, obwohl sie sicher besser sah als er.
Als er die warmen Lichter von Hogwarts in der Ferne erblickte, war er zu müde, um sich zu freuen. Er lenkte einfach nur seinen Besen etwas nach unten, knapp über die Baumkronen des Verbotenen Waldes, wie er nun wusste. Die Eule verschwand, als sie aus dem Licht flog und er erreichte die schneebedeckten Ländereien, wo er nach dem Unterricht oft spazieren ging. Hagrids kleine Hütte sah in den Schneeverwehungen aus wie eine Beule. Draco setze auf, schwang ein Bein über den Besen und ließ sich auf seine Füße fallen. Eine Sekunde später fiel er seitwärts in den Schnee, seine Beine zu taub, um ihn zu tragen.
Gelächter und das Klappern von Besteck drangen zu ihm, als er im Schatten der Fenster lag, die warmes Licht nach draußen warfen. Er schaute seinen verräterischen Körper an und fühlte, wie heiße Tränen in seinen Augen brannten. Nein, das war nicht fair! So weit zu kommen und nicht die letzen Schritte bis zur Schule zu schaffen, das war nicht fair! Er griff nach oben und langte nach dem schwebenden Besen, aber das raue Holz war mit Eis bedeckt und so rutschte seine Hand ab und fiel zurück in den Schnee. Seine verletzte Hand, die während der meisten Zeit des Fluges glücklicherweise taub gewesen war, begann nun schmerzhaft zu pochen. Draco stöhnte und entspannte sich, schloss seine Augen und sagte sich, dass er sich nur ausruhen würde, um Kraft zu sammeln, um es nochmals zu versuchen.
„Hallo? Ist da jemand?"
Dracos Augen flogen auf. Diese schreckliche Stimme war ihm ungefähr genauso willkommen wie ein Todesser. Geh weg, dachte er. Ich sterbe lieber, als von dir gerettet zu werden. Aber das Knirschen im Schnee wurde lauter, als Harry Potter auf ihn zulief, außerstande das weiß-leuchtende Haar in all dem Schnee auszumachen, bis er angehalten und sich neben ihn hingekniet hatte
„Malfoy", keucht er, schaute sich ihn genauer an und zuckte zusammen, als er die Hand des anderen Jungen sah. Dann entdeckte er den altertümlichen Besen, der in der Luft schwebte und schaute wieder zu Draco. „Was zum Teufel ist mit dir passier? Wo warst du?"
Wenn er noch Kraft übrig gehabt hätte, hätte Draco gelacht und ihn wegen seiner Dummheit beschimpft. Stattdessen entspannte er sich wieder und sein Gesicht drehte sich in den Schnee, als er das Bewusstsein verlor.
To be continued...
Author's notes:
1. Das Kohlebecken in der Ahnenhalle, der als Selbstzerstörungsknopf dient, scheint vielleicht etwas merkwürdig zu sein. Wieso würde jemand einen Selbstzerstörungsknopf für sein Haus haben? Aber die Malfoys, die die Denkweise von Bösewichtern verstehen, würden nicht nur die Wichtigkeit eines solchen Knopfes schätzen, sondern auch wissen, dass, sogar, wenn sie aufhören dem Bösewicht zu dienen, diese Gelegenheit, welche die dramatische Geste die Seiten zu wechseln bot, mit einer großen Explosion zu verbinden, nicht verschwendet werden sollte.
2. Crepara, Latein crepare, krachen
3. Hemoragia, Latgein haemorhagia, verbluten
