A/N: Eigentlich ist mein "Epos" über House und Chase nach "Andere Wege" zu Ende. Die netten Reviews und Anfragen über einen Epilog haben mich aber dazu bewogen, den definitiv letzten Teil zu veröffentlichen. Viel Spaß dabei!
In den nächsten Tagen ging es Chase erfreulicherweise besser. Er grübelte nicht mehr und steckte House sogar mit seiner ungewöhnlich guten Laune an, wenn er nach Dienstschluss völlig erledigt heimkehrte. Er vermutete, dass die unbekannte Online-Verabredung nicht unerheblich dazu beigetragen hatte. Nicht dass er ernsthaft in Erwägung zog, sein hübsches, unverbrauchtes Gesicht für Konsumgüter in Hochglanzmagazinen oder auf überdimensionalen Plakaten an Häuserwänden bewundern zu können und demzufolge vorher eine Castingagentur aufzusuchen – dafür war er viel zu schüchtern, zumal er es ihm auszureden versucht und als sein Vormund wohl am längeren Hebel gesessen hätte. Allein die Vorstellung, entflammte Betrachter hefteten sich ihn theoretisch in ihren Spind oder der Innenseite des Nachtschrankes, brachte sein Blut in lächerlicher Eifersucht zum Kochen.
Doch die Aussicht, auf berufliche Möglichkeiten zurückgreifen zu können trotz seiner mentalen Einschränkung, ließ seinen jungen Australier gelassen, fast fröhlich erscheinen.
Nach der Phase mehr oder minder ausgeprägter Depressionen war es eine Erleichterung, zu sehen, mit welchem Enthusiasmus er sich erneut der Hausarbeit widmete, einen Sinn in seinem Dasein fand und ihn manchmal sogar mit einer kalt zubereiteten Platte aus verschiedenen Salaten überraschte, deren Rezept er aus einem asiatischen Kochbuch entnommen hatte.
An den Herd ließ er ihn nicht. Mit elektrischen Geräten kannte er sich nicht mehr aus, verwechselte oder vergaß ihre Funktionen, daher schaltete er die Sicherung ab, wenn Chase alleine zuhause blieb. Er war nicht beleidigt, als er ihm sagte, dass es zu seiner eigenen Sicherheit geschah, füllte seinen Kaffee morgens kompromissbereit in die Thermoskanne und freute sich über Lob, das er ihm betreffs seines Fleißes und der Inneneinrichtung aussprach, die im Winter noch abenteuerlicher wirkte. Mittlerweile hatte er sie um eine Hängematte in dem Raum erweitert, der ursprünglich als sein Zimmer vorgesehen war. Irgendwann würde er noch Sand, Muscheln und konservierte Seesterne über dem Boden verteilen. Als Schlafzimmer nutzte er ihn nicht, und er hatte nichts dagegen. Die Nächte verbrachte er nach wie vor bei ihm, obwohl er sich im Internet nach einem eigenen Bett umsah.
Er wusste, dass er ihn mehr als vermissen würde. Das meditative Wühlen in seinem seidig durch seine Finger laufenden Haar und das Streicheln seiner Haut, bevor er mit seinem jugendlich milden Duft in der Nase einschlief.
Der erste Schnee war liegen geblieben. Sie hatten das selbstgebaute Vogelhaus in den Garten gestellt, das er gewissenhaft jeden Tag mit Körnern und Talgknödeln auffüllte und die in Scharen darüber herfallenden Vögel hinter der Glasfront beobachtete, darauf bedacht, sie nicht mit einem Flattern der Gardine zu erschrecken.
Tiere mochte er mehr als Menschen. Etwas melancholisch, aber wenig überrascht stellte House fest, dass es wohl schon immer so gewesen war. Von klein auf hatten Menschen ihn enttäuscht, angefangen bei seinen Eltern über Umwegen vom besten Freund und englischen Klöstern zu Cameron und den vermeintlichen Kumpels, die ihn überfallen und vergewaltigt hatten. Wenigstens erinnerte er sich nicht mehr daran. Es war ein barmherziges Rätsel, dass sein Gehirn negative Erfahrungen offenbar komplett gelöscht hatte, während einzelne, angenehme teilweise wieder belebt werden konnten. Nur noch sehr selten redete er über seine Flashbacks, falls er überhaupt welche hatte. Er fragte ihn nicht danach.
Mitunter erwischte er ihn beim Nachhausekommen vor dem Notebook, über dem er eingeschlafen war, sich dann rasch aufrichtete und in verdächtiger Eile den Deckel herunterklappte. Ob er besinnungslos im Internet surfte, wahllose Einkäufe tätigte oder sich vielleicht tatsächlich an einem Roman versuchte, wie er ihm geraten hatte, war ihm gleichgültig, solange er sich nicht langweilte. Allerdings glaubte er kaum, dass Chase die Geduld aufbrachte, mehr als zwei Sätze zu schreiben und sich auf etwas zu konzentrieren.
Er war ruhelos geworden, wenn er nicht gerade am helllichten Tag auf der Couch oder im Bett ein Nickerchen hielt. Seine schlaftrunkene Stimme am Telefon verriet ihn, da er immer noch regelmäßig anrief, um sich nach seinem Wohlbefinden zu erkundigen. Eigentlich war es ihm fast lieber so. Oft hegte er die Befürchtung, er könne sich versehentlich oder mit Vorsatz verletzen, wenn er ihn allein zuhause ließ. In die Klinik war er nicht wieder gegangen, nicht einmal, um Dr. Bishop kennen zu lernen, die ihn vertrat und sich erstaunlicherweise oft nach ihm erkundigte, um unbekannterweise Grüße an ihn ausrichten zu lassen.
House akzeptierte seine Entscheidung, fühlte sich jedoch wie erlöst, wenn er ihn unversehrt am Abend in die Arme schließen konnte. Meist blieb es bei einem fast scheuen Willkommensgruß, der darin bestand, ihn auf den Wangenknochen zu küssen und ihn anschließend zu fragen, wie sein Tag verlaufen war.
„Schlecht ohne Sie", würde er antworten, und Chase würde sich in seine Armbeuge kuscheln und leise und geschmeichelt lachen, bevor er ihm in die Küche folgte, um den Tisch zu decken, während er das Abendessen richtete.
In gewissen Aspekten verwöhnte er ihn zu sehr; eine Position, die er bald erkannte und auf seine charmant zurückhaltende, raffinierte Art nutzte. Jeden Wunsch las er ihm von den Augen ab, ging trotz Schmerzen im Bein mit ihm spazieren, wenn er behauptete, sich eingesperrt zu fühlen, führte ihn zum Essen aus und ließ sich gutmütig beim Schach schlagen. Chase wusste, dass er es absichtlich tat, obwohl er es vehement bestritt. Tatsächlich endete die Partie nicht selten in einem Remis, wenn er sich wirklich anstrengte und entschlossen war, zu gewinnen. Seine Fortschritte bezüglich des logischen Denkens gaben ihm Hoffnung, dass er trotz Wilsons Unkenrufen irgendwann wieder der alte wäre. Er brauchte Zeit und Sicherheit, die er ihm vermittelte, obwohl es ihn erstaunte, wie wichtig er für ihn geworden war. Chase' Universum kreiste um ihn. Und selbst falls er nie wieder zu seiner früheren Form zurückfand, wäre es in Ordnung.
Seine Vorliebe für alte Filmschauspieler und Paul Gauguin festigte sich. Wenn er ihm einen Klassiker, einen Kunstdruck oder Bildband mitbrachte, war er außer Rand und Band, und er liebte es, ihn zu überraschen und Zeuge seiner fast kindlichen Freude zu werden, die er dann mit ihm teilte.
oOo
Am Wochenende gingen sie einkaufen. Sowohl der Schnee als auch die vorweihnachtlich dekorierte Stadt waren ihm fremd; eine Tatsache, die House verblüffte, da er bisher angenommen hatte, dass die Amnesie sich auf individuelle Erlebnisse beschränkte. Jeder sollte sich an Weihnachten erinnern. Doch für Chase war es vielleicht nie das Fest der Liebe gewesen und daher in seiner Erinnerung nicht mehr existent.
Angesichts des geschäftigen Treibens fiel es ihm schwer, nicht herumzuzappeln vor Aufregung. Mit riesigen, staunenden Kinderaugen, die Mütze weit in den Nacken geschoben, damit ihm nichts entging, ließ er sich durch die Einkaufstraßen ziehen, in denen es wie in einem Hexenkessel zuging. Rührend verloren und eingeschüchtert vom allgegenwärtigen Lichterglanz, verkleideten Weihnachtsmännern an jeder Ecke und Bing Crosby aus den Lautsprechern der Läden umklammerte er House' Arm, um gleich darauf ungeniert und mit einer eindeutigen Geste, die er anscheinend im Fernsehen aufgeschnappt hatte, hinter einem vorbeieilenden Wagen hinterher zu fluchen, der ihn von Kopf bis Fuß mit Schneematsch bespritzte. House lachte ein bisschen über das selten hervorbrechende Temperament und drückte ihn kurz an sich, spürte, wie seine Muskeln sich ein wenig entspannten und sein Atem warm an seinen kältetauben Kiefer blies.
„Seien Sie nachsichtig. Das sollte man sein um diese Jahreszeit, und genau aus diesem Grund mag ich sie nicht wirklich."
Zweifelnd sah er sich um, und obwohl ihn die Schaufensterauslagen dazu verführten, näher zu treten, hielt er sich nicht lange davor auf und suchte immer wieder seinen Arm. Er war froh, dass er ihm kein Christmasshopping in New York versprochen hatte. Nach seiner Gehirnverletzung scheute er Menschenmassen genauso wie er und wäre am Rockefeller Center ganz sicher einer Panikattacke erlegen. Der einzige Grund, weshalb sie notgedrungen das belebte Zentrum aufsuchten, war die Knappheit einiger Lebensmittel und alltäglicher Haushaltsartikel.
„An den Sinn von Weihnachten kann ich mich erinnern", sagte er, den Mund zu einem entzückenden Schmollen verzogen, und klang beinahe empört. „Aber wenn es um Nachsicht geht, hätte der Kerl langsamer fahren sollen. Sehen Sie sich bloß meinen Mantel an."
Er musterte ihn von oben bis unten. Und wünschte auf einmal, er könnte Chase Stück um Stück aus den dicken Winterklamotten schälen, die seine knabenhafte Gestalt vermummten. Ihm wurde heiß, als er es sich bildhaft vorstellte. Seine rosige, feinporige Haut, die er mit seiner wärmen wollte und die glühte wie im Fieber, wenn sie aufeinander trafen, die so unvergleichlich samtig und weich war, würde heute Abend noch dieselbe sein. Aber er wusste, dass er sich in Geduld üben musste. Nur wenn Chase in Stimmung, wenn es gut war und er sich sicher fühlte, gestattete er mehr als einen Kuss. Diese Regel, so hart sie ihn ankam, sorgte unter anderem dafür, dass der Sex mit ihm stets zu einem einzigartigen, leidenschaftlichen Erlebnis wurde.
„Die Flecken lassen sich ausbürsten nach dem Trocknen."
Sie erledigten ihre Einkäufe in einem Drugstore. Chase weigerte sich, im ihrem gewohnten Supermarkt um die Ecke einkaufen zu gehen. Den Grund wollte er ihm nicht nennen. Außerdem hatte House angenommen, es sei nett, ihm die Glitzerpracht in der Innenstadt zu zeigen. Doch er war froh, als sie sich wieder auf den Heimweg machten. Der Bungalow war seine Insel. Ihr Klein-Polynesien, in dem er sich geborgen fühlte.
„Wie haben wir Weihnachten verbracht, letztes Jahr?" erkundigte er sich auf dem Rückweg, den Kopf an seine Schulter geschmiegt. Schwer zu tragen hatten sie nicht, und da sein Bein durch Bewegung weniger schmerzte, hatte er beschlossen, den Wagen stehen zu lassen und das restliche Stück mit dem Bus zu fahren. Ihr Atem verwob sich zu einer in den grauen Himmel steigenden Wolke, während sie an der Haltestelle warteten und Chase in der Absicht, sich zu wärmen, von einem Fuß auf den anderen trat, die Hände tief in die Manteltaschen gestemmt. Versonnen schaute House ihr hinterher, bis sie sich auflöste, und deutete es in seiner unerklärlichen Melancholie als die zweckdienliche Vereinigung zwischen dem jungen Mann und ihm, aus der soviel mehr geworden war.
„Ihre Tante war da. Extra aus Oz angereist. Ich glaube, es war mein verrücktestes Weihnachtsfest bisher. Sie hat gefuhrwerkt wie ein Derwisch und das ganze Haus auf den Kopf gestellt und komische tschechische Lieder gesungen. Sie meinten, es klänge wie Hundegebell."
„Gesagt habe ich ihr das hoffentlich nicht."
„Keine Angst. Dazu waren Sie damals viel zu anständig. Sie haben es mir erst später gestanden. Heute wären Sie unverblümter, glaube ich."
Errötend stieß er die Luft aus den Lungen.
oOo
Er lag dicht neben ihm und fuhr sachte über die samtigen, nachgebenden Lippen, während seine Finger sanft und massierend über seine Schläfe strichen, das zerzauste Haar durchpflügten. Etwas Bestimmtes hatte er dabei nicht im Sinn, und wenn es noch kam, sagte er nicht nein. Aber es war gut, ihn einfach zu halten, Geborgenheit und Liebe zu schenken, die nicht unweigerlich im Sex endete. Nur ihn spüren, ihm nahe sein und ihn wissen lassen, dass er es ebenso und jederzeit für ihn war.
Im Fernsehen lief eine recht informative Ausstrahlung über das Great Barrier Reef, aber er hatte das Interesse daran verloren, sobald Chase zu ihm hingerückt war und schüchtern und subtil bettelnd sein Brusthaar bearbeitete, tausendmal faszinierender als jede Farbenpracht einer Unterwasserwelt. Er war wundervoll und viel zu schön, um nicht darauf einzugehen. Schön war es, ihn zu spüren, nichts zu erwarten außer seine Nähe, die ihn erhitzte und dennoch so selbstverständlich war, dass er sich fragte, wie er es nach über einem Jahr noch fertig brachte, ihn derart zu erregen, dass er nichts tun musste, um auf ihn zu reagieren. Nicht einmal Hand anlegen, was ohnehin nicht zu seiner Lieblingsbeschäftigung gehörte und ihn bei Verstand Überwindung gekostet hatte. Doch jetzt war es nicht nötig. Nur da sein sollte er, und das war er, mit seinem unwiderstehlichen, sinnlichen Mund, seinen großen Augen und der Weichheit des perfekten Körpers, der seinen eigenen, fehlerhaften ergänzte, ohne ihn lächerlich zu machen.
Sein Atem flog, wurde laut, fast schnaufend, und er atmete amüsiert mit ihm, bevor er sich abstützte und lächelnd auf ihn heruntersah und seine Hand hinter ihn wanderte, um die Wirbel seines Rückgrates von der Axis zur Lende werbend zu umkreisen. So stark und doch unvergleichlich anschmiegsam war es. Chase wälzte sich gehorsam, fast hitzig in seine Bewegung hinein, hob ein wenig den Hüftknochen, auf dem er die andere Hand ruhen ließ, die Linie des Beckens mit den Fingerspitzen nach hinten betonte, und er erschauderte unwillkürlich, als er das Perineum, den Eingang zu seinem Lustzentrum, berührte und es abwechselnd sanft und nachdrücklich stimulierte.
„Raus mit der Sprache. Was wollen Sie?"
Als ob er es nicht schon ahnte. Chase ging die Sache diplomatisch an, obwohl ihn die Gier in seinem Blick und seinen Gesten, dem schwülen Aroma seiner auf einmal herben Absonderungen verriet. Das Buch mit sieben Siegeln war er schon lange nicht mehr. Mit vier, vielleicht. Ein paar hatte er gebrochen, und es war nicht ohne Schmerzen passiert. Er sollte sich nicht mehr quälen. Dass er es selbst getan hatte, nur um Vorteile daraus zu ziehen, kam ihm schäbig vor. Glücklicherweise war das alles vergessen, was Chase betraf. Und er selbst mochte nicht glauben, dass er je zu psychischer Grausamkeit gegenüber seinem strebsamen Assistenzarzt geneigt hatte, und dass er dennoch bei ihm geblieben war, weil er niemanden gefunden hatte, der sich um ihn kümmerte, auf welche Art auch immer. Er war roh gewesen, nicht so, wie man es von einem Mentor erwartete. Dafür schämte er sich bisweilen.
„Wann und wo haben wir uns zum ersten Mal geküsst?"
Die grünblauen Augen hinter halbgeschlossenen Lidern funkelten. Er war guter Laune. Und was wichtiger war, zudem lüstern, heiß und wild, obwohl er sich noch zügelte. Er wusste, dass er sich erst gehen lassen konnte, wenn er ihm das Signal sendete. Ihm sagte, dass er es auch wollte. Aber wann gäbe es überhaupt einen Anlass, ihn abzuweisen? Er schätzte sich glücklich, dass er ihm vertraute, ihm die Initiative überantwortete, sowie er seine Beklemmung niedergerungen hatte, die House verstehen konnte. Es war gewiss nicht einfach, den passiven Part zu übernehmen, aber er tat es mit einer Einsatzbereitschaft, die er als allgemein führender Charakter nie erreichen würde und Chase insgeheim beneidete.
„Im Frühling letzten Jahres in Montreal. Wilson besitzt eine Hütte dort. Wir waren ganz allein. Nur Sie und ich und der See. Voller Moskitos war der, und bestimmt haben uns ein paar ausgesaugt. Aber wenn es so war, haben wir beide nichts davon mitbekommen."
„Das klingt gut", seufzte er, kaum mehr verständlich. „Fast wie unsere Insel."
„Die Umstände, die uns dorthin geführt haben, hätten erfreulicher sein können."
Unter sich spürte er seinen Oberschenkel vibrieren, die Muskeln darin in einem faszinierenden Zusammenwirken zittern und die eigene Erregung stoßweise in den Boxers wühlen. Verdammt, er war so hart, so beängstigend versessen auf den jungen Australier, dass er sich gelegentlich selbst erschreckte. Chase allerdings achtete nicht weiter darauf. Auch House' letzte Bemerkung schien an ihm vorbeigerauscht zu sein.
„Könnte ich mir das doch wieder holen. Die Zeit mit Ihnen fehlt mir. Mehr als alles andere."
„Sie ist noch nicht vorbei. Genau genommen hat sie gerade erst angefangen."
Bedächtig zog er die Schublade auf, fingerte ohne Hinsehen nach dem Gleitmittel. Chase' Bauchdecke zog sich in einem aufreizenden, zitternden Rhythmus zusammen und spannte sich unter seiner Handfläche, so dass sie Schatten im Halbdunkeln warf und die einzelnen Muskeln unter der Andeutung gut definierbarer Flächen hervortraten, die man sonst nicht zu sehen bekam. Jugendlich glatt und weich war er, ohne unmännlich zu sein, und er streichelte einfühlsam mit der Fingerspitze vom Brustbein hinunter zur Schamhaarlinie die linea alba, verharrte dabei und genoss die Berührung, um sich anschließend vorzubeugen und an seinen hellen Brustwarzen zu saugen, der Vertiefung unter dem Sternum. Seine Lippen quetschten sachte die feine Haut, und Chase wand sich fiepend, wusste nicht so recht, ob er es zulassen sollte. Es machte nichts, denn er war bereits an der Pforte zu seinem persönlichen Himmel, selbst ohne den physischen Akt, den er nicht forcierte. Zumindest redete er sich das ein.
Im Gegensatz zu seinem jungenhaften Äußeren schmeckte Chase wild, schwer und exotisch, wie etwas, das er nie gekostet hatte und das seine Geschmacksknospen und Sinne verwirrte. Er schraubte die Tube auf, und Chase trat die Decke zum Fußende, um sich vollständig entblättern zu lassen. Er war anziehend und unübertrefflich, so unbeschwert und verlangend nach ihm, dass er glaubte, zu träumen.
In seiner Kehle schwelte ein dunkles, sanftes Lachen, als er ihn mit erstaunlicher Kraft wieder zu sich zog. Nicht zu hoch, sondern auf die richtige Höhe, die es ihm ermöglichte, seinen Mund zu küssen und zugleich vorsichtig suchend den in Gel getauchten Finger in ihn zu führen. Immer noch war er so sinnlich eng, als hätten sie sich nie vorher auf die Weise erforscht, auf die er sich ihm annäherte. Gerade diese Tatsache ließ ihn behutsam agieren. Den beginnenden Schmerz konnte er ihm nie ersparen, so gern er es täte. Doch für seinen wagemutigen Ozeanier gehörte er dazu. Wahrscheinlich wäre er enttäuscht, wenn sich ihre Intimität zu einer routinemäßigen, glatten Mechanik entwickeln würde. Aus diesem Grund beherrschte er sich, war aber zudem herausgefordert, seinen Schmerz in erträglichem Maß zu halten. Er hielt viel aus, bevor er schrie oder auf andere Art Unbehagen ausdrückte.
Seine freie Hand griff in die Fülle seines Nackenhaares, um ihn vorzuwarnen, ihn ruhig zu halten, als er seine eindeutigen Bewegungen, seine Nervosität an sich fühlte und die schnappenden Atemzüge vernahm, die an seinem Ohr vorbeifuhren.
