Dies ist der zweite Versuch, diese Geschichte korrekt zu veröffentlichen: Dies ist meine eigene Fanfiction, die schon vor längerer Zeitunter dem Namen Lhaewin in englischer Sprache zu finden ist und die ich nun endlich übersetzt habe. Es gibt noch ein zweites Kapitel dazu, das ich auch noch übertragen könnte, wenn ihr es lesen möchtet. Ich freue mich über konstruktive Kritik jeder Art.
Tolkiens Charaktere habe ich nur geliehen - leider. ;-)
Faramirs Abschied
Vater, wahrscheinlich bin ich dem Tod näher als dem Leben, während du diese Zeilen liest. Daher ergreife ich diese letzte Gelegenheit, das bis jetzt Unaussprechliche endlich in Worte zu fassen. Ich habe dich immer geliebt und in der Tiefe meines Herzens weiß ich, dass du meine Gefühle erwiderst, obwohl du niemals in der Lage gewesen bist, mir deine Zuneigung zu zeigen. Schrittweise ist mein Selbstvertrauen mit jedem deiner herabwürdigenden Worte zusammengebrochen. Ich konnte nie deine Erwartungen erfüllen, wie sehr ich auch danach strebte. Weder bedeuteten dir meine Bemühungen etwas noch meine Erfolge. Hatte ich eine Aufgabe erfolgreich gelöst, hast du nur mein Versagen in einer anderen betont.
Vater, du hast mir den vernichtenden Schlag vor einigen Minuten versetzt, als du wünschtest, dass der Tod mich anstelle Boromirs ereilt hätte. Ich kann Boromir nicht zurückbringen; ich habe ihn mehr geliebt als ich in Worte fassen kann. Aber ich kann und werde dich verlassen, nicht freudig, aber bereitwillig, denn ich kann deine Verachtung und diese seelische Folter nicht mehr ertragen. Mögest du bald Frieden finden, wenn du deinen zweitgeborenen Sohn zu Grabe getragen haben wirst - zweitgeboren und zweitklassig.
Du und ich, wir haben viele Männer einen gewaltsamen Tod erleiden sehen. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn du in kleinen Schritten stirbst, noch bevor das Ende in Sicht ist; die langsame Zerstörung deines Geistes und deiner Seele, während du dazu verdammt bist, in einem gesunden Körper weiterzuleben? Ich kann die Nächte nicht zählen, in denen ich in meinem Bett lag und lautlose Tränen in der Dunkelheit weite und mir wünschte, am nächsten Morgen nicht mehr aufzuwachen. Wie oft stand ich oben auf den höchsten Zinnen der sechsten Ebene und kämpfte gegen die Verlockung des erlösenden Sprungs? Du hattest nie die geringste Ahnung von meinen Gefühlen und wenn, wie viel oder wie wenig hättest darauf gegeben? Es war nur mein Pflichtbewusstsein meinem geliebten Land gegenüber, das mich von dem letzten Schritt abgehalten hat. Nun freue ich mich darauf, mit deinem Segen aus dieser Welt zu scheiden - Gondors Hauptmann geht auf seine letzte Reise.
"Wenn ich zurückkehren sollte, denke besser von mir, Vater."
"Das hängt von der Art deiner Rückkehr ab."
Ich hoffe, dass dir meine Rückkehr gefallen wird, Vater. Vielleicht wird es das einzige Mal sein, dass du mit mir zufrieden sein wirst. Wünsche mir wenigstens, dass mein Tod rasch und gnädig sein wird, denn ich habe in meinem Leben genügend gelitten.
