Autor: Lukka1801
Disclaimer: Außer der Familie Shrivatsatv und deren Freunden, deren Namen nicht in den Büchern von Joanne K. Rowling auftauchen, gehört alles J.K.R.
Inhalt: Sirius findet in seinem Kaminzimmer das Tagebuch der Parvati Shrivastav. Weil ihm langweilig ist, beginnt er es zu lesen und gerät jedoch immer tiefer in die Welt der jungen Frau, die verzweifelt nach ein bisschen Liebe inner- und außerhalb ihres verbliebenen Familienkreises. Außer ihrem Onkel ist niemand für sie da und der zieht sich mehr und mehr aus der Familie zurück.
Sirius würde ihre gern helfen, aber dies scheint ihm unmöglich. Doch manchmal geschehen Wunder.
HP5,Mitte
Allein im Grimmauldplatz 12
Es war zum Sterben langweilig, so dachte Sirius Black als er wie immer mürrisch allein durchs Haus stapfte. Nun ja allein war er zwar nicht, aber eine Unterhaltung mit Seidenschnabel könnte recht einseitig werden und mit Kreacher zu reden wäre höchstens eine Erweiterung für den Wortschatz an Schimpfwörtern.
Gelangweilt ging er ins ehemalige Kaminzimmer und trat auf den Schrank zu, welcher den besten Feuerwhisky beherbergte, den man wohl weit und breit finden würde.
Er schritt über den Rosenholz-Fußboden zum Schrank, bis er plötzlich bemerkte, dass eine Diele nachgab und zu Boden stürzte. Er fluchte leise und besah sich dann den Schaden. Die Diele war zersplittert, doch was sich darunter befand, hätte er nicht erwartet. Ein verstaubtes in weinrotes Leder eingebundenes Buch. Er nahm das Buch vorsichtig aus seinem Versteck und wischte den Staub vom Einband. In goldenen Lettern stand das Wort „Diary" darauf. „Ein Tagebuch? Hier?", fragte er sich laut. Neugierig nahm er das Buch an sich. Wessen Tagebuch es auch immer war, er oder sie hätte bestimmt nichts dagegen, wenn er es sich durchlesen würde. Wahrscheinlich war der oder die Besitzerin schon lange tot und er hatte solche Langeweile, dass selbst dieses Tagebuch interessant sein könnten. Normalerweise würde er so etwas nie tun, doch die Einsamkeit forderte ihn geradezu heraus.
Sirius entzündete ein Feuer und setzte sich in einen der Sessel.
In der linken Ecke auf der ersten Seite stand der Name geschrieben: Parvati Shrivastav. Allerdings keine Adresse nur das Alter, so vermutete Sirius, als er die Zahl „22" bemerkte.
Es wunderte ihn, er oder seine Familie hatten nie eine Shrivastav kennen gelernt, aber wenn man es genau überlegte, dieses Haus stand über Jahrzehnte leer und war noch nicht einmal sorgfältig verschlossen gewesen, als er und Dumbledore es besichtigt hatten. Es war gut möglich, dass jemand sein Tagebuch an diesen Ort versteckt hatte, weshalb auch immer.
Er begann den ersten Eintrag zu lesen:
11. Juli 1993
Dear Unknown,
vor wenigen Tagen entdeckte ich in einem Geschäft dieses Tagebuch. Völlig leer und ohne Seele, jedoch bereit jegliches Leid oder auch die Freude seines Besitzers zu empfangen. Papier ist ein sehr geduldiger Zuhörer und den habe ich dringend nötig.
Seit drei Tagen sitze ich nun beinahe ohne Schlaf neben dem Bett meiner todkranken Schwester Devi im St. Mungo´s, selbst jetzt, wo ich die erste Seite dieses Buches schreibe sitze ich neben ihr.
Devi hat das gefürchtete „Werwolffieber" bekommen. So etwas tritt manchmal auf, wenn Werwölfe einen in ihrer nicht verwandelten Form angreifen und beißen. Dieser Fall ist bisher noch nicht oft aufgetreten, zu selten angeblich um ihn zu untersuchen. In unserer Familie hatten wir ihn dreimal. Mary und Ann, meine jüngsten Schwestern, sind schon daran verendet. Nun ist es Devi die im Streben liegt.
Fünf Tage lag sie bereits im Fieberwahn, nun ist das Ende ihrer Kräfte eingetreten. Die Heiler hier machen einem nicht mehr viel Mut, sie sagen es, sei noch eine Sache von Stunden bis sie stirbt. Wenn sie geht sind von uns nur noch vier übrig, Onkel Ajay einmal nicht mitgezählt.
Wenn Mum und Dad das wüssten, würden sie jetzt mit mir hier sitzen und die Stunden zählen, denn mehr ist nicht mehr zu tun. Aber vermutlich sind sie auch schon nicht mehr unter den Lebenden. So genau weiß ich das leider nicht.
Meine Brüder und meine Schwester sind nicht gekommen. Sie müssen arbeiten. Sie haben seit Mary und Anns Tod überhaupt nur noch ihre Karriere im Kopf.
Sicher, ich habe auch Arbeit, aber meine Geschwister sind mir das Teuerste der Welt.
Wenigstens jetzt könnten sie sich doch mal von der Arbeit loseisen und wenigstens bei Devi sein, nur für eine Stunde, ist das zuviel verlangt?
Schon bei Marys und Anns Tod waren sie nicht gekommen. Damals konnte ich nicht bis zu ihrem Ende bleiben, weil ich auf Arbeit musste. Ein Fehler, den ich nicht noch einmal begehen werde. Mir hätte damals schon meine Familie wichtiger sein müssen, doch diese Erkenntnis kam zu spät und ich verfluche mich dafür immer noch.
Diesmal bleibe ich hier sitzen, bis zum Ende werde ich ihre Hände halten. Ich werde warten bis zu ihrem letzten Atemzug und nicht einmal mein Chef könnte mich von hier wegbekommen, selbst wenn er mit einem Kündigungsschreiben vor mir stünde.
Man mag es nicht sehen, aber ich heule. Heule fast wie ein Schlosshund, aber ich mache es still, damit es Devi es nicht mitbekommt. Ich dürfte eigentlich nicht weinen, denn wenn jemand in der Gegenwart eines strebenden weint, muss die Seele des Verstorbenen auf ewig als Geist umherirren. Aber ich tue es trotzdem, denn ich glaube nicht an diesen Kinderkram. Geister kommen und gehen wie es ihr Belieben ist und Devi weiß wohin sie muss. Sie ist nicht so dumm und bleibt auf ewig ein Geist, sie wird den Schritt ins Jenseits gehen.
Devi war immer unsere Schlaue, sie hatte Arithmantik studiert, mein Onkel und ich haben sie praktisch allein unterstützt, finanziell und psychisch. Denn manchmal hatte Devi so viel Stress gehabt, dass sie fast aufgegeben hätte. Ihr Studium hat uns ehrlich gesagt selbst ein wenig überfordert finanziell, denn wir sind selbst nicht gerade reich.
Ich arbeite in der Rechtsabteilung des Ministeriums, genauer gesagt in der Strafverfolgung und Vollziehung. Onkel Ajay arbeitet in der Verwaltung der Aurorenzentrale.
Lakshman, der Älteste, ist Auror und leitet eine eigene Gruppe. Priya, die Zweitgeborene, ist Sekretärin des Zaubereiministers. Prasad arbeitet in der Ministeriumsabteilung für internationale Zusammenarbeit. Danach komme ich, Devi hätte Lehrerin in Hogwarts werden sollen, sie hatte schon einen Dozentenplatz von Dumbledore angeboten bekommen. Mary und Ann , unsere Zwillinge, waren in einer international bekannten Quidditichmannchaft. Ich weiß nicht wie sich meine Schwestern Bisse von Werwölfen zuziehen konnten, obwohl sie nicht mehr mit ihnen in Berührung gekommen waren, seit wie vor nun fast dreizehn Jahren aus der Nockturngasse weggezogen sind.
Die Heiler haben vermutet es würde mit unseren Eltern zu tun haben, die beide Werwölfe gewesen waren, aber das ist Quatsch.
Bisher starb fast jeder der sich durch einen Biss eines nicht verwandelten Werwolfes mit dem Werwolfsfieber infizierte, allerdings ist nicht jeder Biss automatisch gefährdend.
Devi liegt ganz ruhig da als ob sie schlafen würde, doch ich sehe sie direkt vor mir und sehe eine Sterbende. Ihre Haut ist aschfahl, die Augen eingefallen und die Lippen sind ganz blass. Noch hebt sich ihre Brust, allerdings unregelmäßiger als bis vor einer Stunde.
Onkel Ajay ist draußen vor der Tür, er hat Angst hereinzukommen. Es ist dumm von ihm zu denken, ich wäre allein mit ihr besser dran, als mit ihm in diesem Raum zu sitzen. Sicherlich habe ich ihm schon tausend Mal gesagt er solle hereinkommen, aber er will nicht, er kann Devi nicht beim Sterben zusehen. Dabei waren wir doch immer ein so gutes Team, er devi und ich, besser als die anderen drei. Für uns hatte das Wort „Familie" noch eine Bedeutung. Doch all das wird in wenigen Minuten vorbei sein.
Ich schreibe hier ein Tagebuch während meine Schwester stirbt, mit jeder Sekunde mehr.
Ich sehe wieder zu Devi und merke nun bemerke ich dass sie kaum noch atmet, Die Brust hebt sich und senkt sich ein weiteres Mal, ich beende nun diesen Eintrag, denn ich spüre, dass es bald zu Ende ist und schreiben werde ich dann nicht mehr. Ich danke diesem Tagebuch für seine Begleitung in meiner schwersten Stunde und verspreche feierlich es weiterhin zu nutzen, damit zumindest ein Teil meines eigentlich erbärmlichen Lebens niederzuschreiben.
Wenn dieses Buch beendet ist, werde ich es verstecken und wer immer es findet wird entweder Zeuge dieses eines kleinen Teils Lebens oder verbrennt es aus Respekt vor einer Person, die er nicht kennt. Wenn es jemand findet so denkt er entweder ich sei völlig verrückt oder lässt sich mein Leben eine Lehre sein, wofür auch immer.
Parvati Shrivastav, 22.
Sirius sah von dem Buch auf. Er wusste nicht so recht was er über diesen Menschen, die Frau, denken sollte. Sie war alles andere als verrückt, eher verzweifelt. Er sah dass der Name „Shrivastav" schon sehr zittrig geschrieben war. Überhaupt war der ganze Eintrag sehr zittrig geschrieben.
Bisher hatte er nie glauben wollen, welche Formen das Leid noch annehmen konnte. Er dachte, er hätte schon viel erlebt, aber dieses Buch oder zumindest dieser Eintrag, war der Beweis für eine weitere Form des Leidens. Diese Frau wusste noch nicht einmal, ob die eigenen Eltern noch lebten, was auch immer mit ihnen passiert sein mochte, sie hatte nur ihren Onkel und eine Schwester gehabt und drei Geschwister, denen ihre Karriere wichtiger war als der Zusammenhalt ihrer Familie.
Seine Familie war ihm egal gewesen, er hatte eine bessere gefunden, doch diese junge Frau brauchte überhaupt eine Familie. Sicher sie hatte noch den Onkel, aber mehr wie es schien nicht. Vielleicht hatte sie ja Freunde, das würde er in den späteren Einträgen noch herausfinden können.
Neugierig blätterte weiter. Der nächste Eintrag war einen Monat später geschrieben worden.
