The Vampires Student Teil V:
„The Lord of the Vampaneze"
Kapitel 1: "All true change begins with death"
Die Frau mit den kurzgeschorenen Haaren betrat das von Kerzen erhellte Gewölbe.
Ihre großen, traurigen Augen sahen zu der Gestalt in dem schwarzen Umhang.
„V, what`s going to happen?"
Der Mann drehte sich nicht zu ihr um. Seine Stimme klang gedämpft, als er sagte:" Change, Evey. That's all. Just change."
„Is it going to be violent?"
"Yes, I suppose it will."
Der Mann drehte sich um, so dass sein Gesicht zum Vorschein kam. Er trug eine Maske.
„But why? Why must it be violent?". Die Frau sah traurig und verängstigt aus.
V, der Mann mit der Maske, seufzte:" Because, Evey, that is the nature of change. She is a temperamental creature that appears in earnest rarely but, when she does, she will wear one of two faces. The first face is the destroyer. It is lamentable but all true change begins with death."
Gillian saß in der anonymen Dunkelheit eines Kinos und starrte auf die flackernde Leinwand.
Der Film hieß V, wie Vendetta, und die Vampirin war gebannt.
Sie war genauso wild darauf, das Gesicht des Mannes mit der Maske zu sehen, wie Evey, die Protagonistin, aber als es soweit war, war Gillian froh, dass das Geheimnis dahinter nicht gelüftet wurde.
Gillian verließ die Kinovorstellung mit gemischten Gefühlen.
Der Film war spannend gewesen, und hatte einige überraschende Wendungen zu bieten gehabt, außerdem tolle Bilder und Kostüme.
Aber warum hatte V sterben müssen?
Sie war sich nicht sicher, ob sie den radikalen Freiheitskämpfer mochte; so wie Evey gelernt hatte ihn zu mögen…obwohl er sie misshandelt und manipuliert hatte.
Der Film hatte Gillian verwirrt, und schlecht gelaunt, trat sie den Weg zurück zu ihrem Unterschlupf an.
Zurück in den Bunker der Vampaneze.
Wenn es ging, vermied sie es, dort zu sein.
Die letzten Wochen war sie ziellos in der Stadt herumgeirrt, hatte sich in Bars, Discotheken oder Kinosälen verkrochen, um die Nächte totzuschlagen.
Manchmal hatte sie genug Geld zusammen gekratzt, um den Tag in einem billigen Hotel zu verbringen - so wie die letzten drei Tage – aber nun war sie abgebrannt und zu müde und verwirrt, um sich einen Unterschlupf zu suchen.
Widerwillig betrat sie den stillgelegten Bahnsteig und sah sich um, ob sie unbeobachtet war, bevor sie auf die Schienen hüpfte und in den Tunnel eindrang.
Die Vampaneze beachteten sie nicht; sie konnte kommen und gehen, wie sie wollte.
Der Bunker war kein Gefängnis für sie, genau so, wie Steve es versprochen hatte.
Sie war frei.
Nur hatte sie keine Ahnung, was sie mit ihrer Freiheit anfangen sollte.
Im Bunker selbst fühlte sie sich oft gefangen, sie hasste es unter der Erde zu leben.
Aber es war der sicherste Platz, um zu übertagen.
Während Gillian den langen durch kaltes Neonlicht erleuchteten Korridor hinab zum Gewölbe wanderte, gingen ihr die Worte von V und Evey nicht mehr aus dem Kopf:
" You tortured me --Oh god, why?"
"Because I love you, Evey. Because I wanted to set you free."
" Love? Don't you realize what you did to me? You nearly drove me mad! I hate you. You put me in a prison to set me free?!"
" You were already in a prison. You've been in a prison all your life."
" Shut up! I don't want to hear it. I wasn't in a prison. I was happy! I was happy there…"
"Happiness is the most insidious prison of all, Evey."
" That's warped! That's evil and it's wrong! What gives you the right to judge? Who are you to say what's not good enough?!"
"You were born in a prison, Evey. I didn't put you there. I just showed you the bars. "
Gillian verstand nur am Rande, was das bedeuten sollte…oder warum sie die Worte nicht mehr losließen.
Die Müdigkeit, die sie seit ihrer Rückkehr aus dem Dschungel überkommen hatte, war noch immer da. Sie hatte das Gefühl, ihr Körper kämpfe mit einem Fieber oder Virus oder Fremdkörper. Selbst das trinken von Blut hatte ihr nicht geholfen, sich stärker zu fühlen.
Sie hoffte, dass sie irgendwo einen Ort fand, an dem sie sich alleine zurückziehen konnte, irgendeinen leerstehenden Raum, den noch kein Vampaneze belagerte.
Die Vampaneze kamen und gingen ebenfalls ein und aus, wie sie wollten.
Ihr schien, es kamen immer mehr, doch dann wieder verschwanden eine ganze Handvoll, und ließen sich nicht mehr blicken.
Das war nicht ungewöhnlich, Vampaneze waren Einzelgänger.
Ungewöhnlich war, dass sie sich überhaupt an einem Ort versammelten.
Sie hielten keine Sitzungen ab, erhielten keine Order und verübten keine Rituale.
Sie schienen nur zu warten.
Die Bauarbeiten am Bunker gingen indes stets voran.
Der Bereich hinter der Tresortür war nur einigen Wenigen vorbehalten.
Nur eine Handvoll Vampaneze hatte Zugang.
Gillian hatte man stets eingelassen, wenn sie sich über die Gegensprechanlage – die inzwischen mit einer Kamera aufgerüstet worden war- meldete.
Gannen Harst und Steve Leopard waren ebenfalls unter jenen, die sich fast ausschließlich in dem Bereich hinter der Tresortür aufhielten.
Ein paar mal hatte Gillian versucht, sich ein Lager in den vorgelagerten Räumen des Gewölbes zu errichten, aber die ungeschlachten und stinkenden Vampaneze, mit denen sie sich die Ecken und Nischen teilen musste, waren ihr zuwider.
So hatte sie meißt auf einem der Sofas in dem Büro, das Gannen Harst nutzte, Zuflucht gesucht.
Das war sogar komfortabler als die Zelle in Vampire Mountain, wo sie sich eine kalte Felsenkammer mit Darren hatte teilen müssen.
Wenn es ihr zuviel wurde, verließ sie den Bunker ohne sich abzumelden und vergrub sich für eine Weile in den weichen Daunenkissen eines Hotels.
Unter der Erde zu leben deprimierte sie, sie vermisste den Wind im Haar und das Funkeln der Sterne.
Gillian erreichte das Gewölbe und betrat mit einem Seufzer die Stufen zur Plattform herauf.
Ein paar Vampaneze lungerten in den Ecken und unterhielten sich leise, verstummten aber, als sie ihrer ansichtig wurden.
Die meißten hatten Angst vor ihr, und mieden sie.
Gillian drückte auf den Türsummer und zog eine Grimasse Richtung Kamera.
Kurz darauf klickte es, und die riesige Tresortür schwang auf.
Gillian schlüpfte hinein ohne ein Wort des Grußes zu dem kahlköpfigen Mann, der das Tor hinter ihr sofort wieder zudrückte.
Mies gelaunt machte sie sich darauf gefasst, dem hakennasigen Gannen Harst zu begegnen, als sie die Tür zu dem Büro aufdrückte, ohne zu klopfen.
Bei den starken Türen hörte sie sowieso niemand.
Doch es war nicht Gannen Harst, der hinter der Glasplatte des Schreibtisches saß.
Es war Steve.
Der junge Vampaneze sah von dem flackernden Computerbildschirm auf.
Gillian zögerte kurz. Ihr erster Impuls war, wieder zu gehen, und sich irgendwo eine andere Bleibe zu suchen.
Aber das rote Ledersofa sah einfach zu einladend aus, und es war das bequemste, was sie als Lager zur Verfügung hatte.
Trotzig schob sie das Kinn vor, schubste die Tür hinter sich ins Schloss und ließ sich in einen Sessel plumpsen.
„Wo warst du?", fragte Steve mit gerunzelter Stirn
„Das geht dich nichts an", fauchte Gillian gereizt.
„Du warst drei Tage nicht hier! Es geht mich schon was an…"
„Ich habe zugestimmt, bei dir zu bleiben, aber ich bin nicht dein Besitz!" Herausfordernd sah sie ihn an.
Seine violetten Augen blitzten aufgebracht.
Doch er biß sich auf die Zunge, und sprach nicht aus, was er eigentlich hatte sagen wollen.
„Es ist… Ich hab auf dich gewartet."
Er schwang den Stuhl herum, und kam hinter dem Schreibtisch hervor.
„Ich will dir was zeigen. Komm."
Er ging zur Tür und hielt sie einladend auf. „Komm."
Ohne die geringste Ahnung, was das sein könnte, stand Gillian auf und ging mit fragendem Blick zur Tür. „Was willst du mir zeigen?".
Steve antwortete nicht.
Er grinste nur.
Er ging ihr voran den Gang entlang vorbei an vielen Türen, von der eine so aussah wie die andere.
Steve sah sich immer wieder um, ob sie ihm auch ja folgte.
Vor einer Tür, die Gillian hier noch nie gesehen hatte, blieben sie stehen.
Diese Tür war neu.
Und ganz anders als alle anderen Türen hier im Bunker.
Es war eine Fahrstuhltür.
Steve drückte auf den Knopf und die Metalltüren glitten lautlos zur Seite.
Er betrat den Lift und bedeutete ihr, es ihm gleich zu tun.
„Wohin…?", setzte sie zu einer Frage an, doch Steve unterbrach sie: "Das wirst du ja gleich sehen."
Er grinste noch immer.
Na gut, dachte Gillian und betrat den Lift.
Steve tippte eine Buchstabenkombination in eine Konsole und danach auf einen Knopf.
Es gab nur einen einzigen Knopf, also auch nur eine einzige Möglichkeit.
Als die Türen sich schlossen und der Fahrstuhl sich ruckend in Bewegung setzte, machte ihr Magen einen überraschten Hüpfer.
Es fühlte sich an, als führen sie nach oben, nicht wie erwartet tiefer hinab.
Überrascht sah sie Steve an.
Doch der lächelte nur geheimnisvoll.
*****
