Gewitter nach dem Sturm.

Alle Rechte an den Figuren gehören der Autorin und den zugehörigen Verlagen. An dieser Geschichte wird kein Geld verdient. Es dient allein meiner und Ihrer Unterhaltung.

Die Ereignisse spielen irgendwann nach dem Ende der "Blutherrschaft". Die Ereignisse in "Twilight's Dawn" sind mir bekannt, werden hier aber keine Bedeutung haben. Außerdem ist mir klar, dass ich mich vermutlich mit dem Alter einiger Figuren verschätzt habe, ich bitte darüber hinwegzusehen. Sowie über die möglichen Rechtschreibfehler. Ich ich werde mich aber auch sehr über jegliche Hinweise und Rückmeldungen sehr freuen. Die Frage, die sich mir beim Schreiben stelle ist: wer sagt eigentlich, dass nur die "guten" Träume in Fleisch und Blut übergehen können? Was ist mit den Fleischgewordenen Alpträumen?

Kaeleer

Die Frau richtete die Frisur und lächelte das eigene Spiegelbild an. Ihre Pläne liefen gut. Hervorragend sogar. Die Figuren waren auf dem Feld aufgestellt und das Spiel lief bereits auf vollen Touren. Sie hatte sich lange vorbereitet, um dieses Spiel beginnen zu können. Sie hat alles geplant, alles berechnet und ausgearbeitet. Sie hat ihren Feind studiert und sie wusste um all seine Stärken und Schwächen. Das Lächeln verschwand von den schmalen Lippen der Frau. Ihre Gegner waren nicht schwach. Nein, sie waren mächtig, sehr mächtig sogar. Selbst nach dem Jaenelle Angeline ihre mitternachtsschwarze Macht eingebüsst hatte, war sie immer noch gefährlich. Auch die Männer waren nicht zu unterschätzen. Doch sie alle hatten eine große Schwäche, eine Schwäche, die sie alle vernichten würde. Sie liebten einander. Sie hatten Freunde, viele Freunde. Und jeder dieser Freunde würde zu einer Waffe werden. Einer tödlichen Waffe.

Bergfried

Davin fühlte sich trotz seiner grauen Juwelen, die zugegebenermaßen noch nicht sehr lange trug, ziemlich unwohl bei dem Gedanken Bergfried zu betreten. Das hier war heiliger Boden und ein Bastard hat hier nichts zu suchen, doch der Befehl war eindeutig. Hier sollte er den Kriegerprinzen von Dhemlan treffen, um mit ihm die Einzelheiten seines Dienstvertragens auszuarbeiten.

Die Entscheidung nach Kaeleer zu kommen fiel ihm nicht leicht. Doch er konnte die Hoffnungslosigkeit in Terreille nicht länger ertragen. Sein Heimatdorf wurde vor Jahren zerstört, als Hexe ihren tödlichen Sturm entfesselt hatte. Es gab keine Königin, an die er sich hätte binden können oder binden wollen. Einen Hoffungsschimmer brachte ihm eine unscheinbare Frau aus Shalodor Nehele. Lady Cassidy war wie ein kühler Windhauch in der sengenden Hitze der Wüste, doch sie war nicht die richtige Königin. Nicht weil sie Rose trug, sondern, weil sie schlicht und einfach nicht seine Königin war. Er hatte sie während seiner endlosen Suche kennen gelernt. Auf der Suche nach einer Königin, der er dienen konnte, einer Königin der er dienen wollte. Cassidy hatte ihm von Kaeleer erzählt und von Jeanelle, von Hexe, der er seine Freiheit verdankte und vielleicht sogar sein Leben.

„Vielleicht kannst du dort deinen Platz finden", meinte Lady Cassidy. „Auf jeden Fall ist es wert es zu versuchen." Die Art und Weise wie sie über diese Menschen sprach sagte Davin weitaus mehr als die Worte allein. Das Leben in dem neuen Territorium, das nach den Regeln des Protokolls lebte, die Cassidy aus Kaeleer mitgebracht hatte, zeige Davin, wie sein Leben hätte sein können, wenn er im Schattenreich geboren wäre. Nach einer Woche in Shalador Nehele brach Davin nach Kaeleer auf. Dank Cassidy musste er den Weg über einen Dienstbasar nicht beschreiten, sondern bekam gleich eine Audienz bei dem Kriegerprinzen von Dhemlan. Und jetzt stand er vor den Toren von Bergfried, wo er von einem der mächtigsten Männern in der Geschichte des Blutes erwartet wurde. Er wurde von einer Frau empfangen, die eine seltsame Ähnlichkeit mit einer Echse hatte. Davin fühlte ihr Alter und die endlose Weisheit die hinter den ungewohnten Gesichtszügen lag.

„Du wirst … ss… erwartet…", sprach sie zischend und deutete ihm an, ihr zu folgen. Er ging ihr nach und sog die dunkle Signatur des Gebäudes gierig in sich auf. Diese Mauern waren wie ein Willkommensgruß für ihn, wie Heimkehr nach langer Reise. Die Frau blieb vor einer Holztür stehen und sah Davin an. Er fühlte, wie ihr Blick ihn durchdrang, wie es jede Einzelheit seines Selbst erforschte. Sie lächelte.

„Du wirst … ss…. wirklich erwartet…sss...", sagte sie und entfernte sich. Davin schaute ihr verwundert hinterher. Sie sagte es so, als ob er sich verspätet hätte. Doch er war pünktlich. Also klopfte er an. Nach einem Augenblick erklang eine volle, samtige Stimme von der anderen Seite.

„Herein!". Die Tür schwang auf und Davin betrat den Raum. Und blieb stehen als er den Kriegerprinzen vor sich erblickte. Klar, er hatte sich vorbereitet und wusste, was auf ihn zukommt, doch jetzt drohten seine Instinkte mit ihm durchzugehen. Der Blick in den Augen des schwarzen Kriegerprinzen war glasig. Davin bewegte sich einen Schritt vor. Es stand zu viel auf dem Spiel für ihn. Er musste sich von dem Blutrausch entfernen. Schritt für Schritt.

„Prinz", er verbeugte sich so weit es das Protokoll verlangte, wenn man einem Kriegerprinzen mit dunkleren Juwelen begegnete. Er schickte ein Gebet an Lady Cassidy, die ihm so viel über das Protokoll beigebracht hatte. Daemon erwiderte den Gruß und als sein Blick erneut auf Devin traf, lagen dort kühle Aufmerksamkeit und waches Interesse.

„Setzt dich, Lord Devin", Daemon deutete auf den Sessel vor dem Tisch. „Möchtest Du Wein?" Davin nickte und beobachtete, wie der andere Mann sich mit katzenartiger Anmut zu einem kleinen Tisch bewegte, der mit Flaschen wollgestellt war. Dieser Mann war gefährlich, begriff Davin. Nicht nur weil er schwarz trug, sondern auch weil in ihm ein Raubtier steckte. Eine wilde, gnadenlose Bestie, die im Augenblick leise in diesem wunderschönen Körper schlummerte. Er zuckte beinah zusammen, als Daemon ihm ein Glas Wein reichte und sich dann in den Stuhl gegenüber setzte.

„Ich habe gehört, Du suchst… eine Einstellung, Lord Belon?", fragte Daemon.

„Davin", meinte er der Mann. „Es wäre mir lieber, wenn man mich Davin nennen würde." Daemon musterte ihn eine Weile und nickte dann.

„Also? Du suchst eine Einstellung, Davin? Ist das richtig?" Der graue Kriegerprinz versuchte in den goldenen Augen seines Gegenübers zu lesen, doch es war unmöglich. Konnte er diesem Mann vertrauen? Konnte er all seine Verzweiflung zeigen? Die Verzweiflung all jener Jahre in der er auf der Suche nach einer Königin war. Würde er ihn verstehen? Anderseits war Daemon war ebenfalls ein Kriegerprinz und er wusste, wie verzweifelt ein Kriegerprinz eine Königin brauchte.

„Ich suche eine Königin", berichtigte Davin. „Ich suche ... meine Königin", fügte er etwas leiser hinzu. In den goldenen Augen seines Gesprächpartners leuchtete etwas auf und verschwand wieder. Doch jetzt war dieser Blick etwas wärmer geworden, nicht so distanziert.

Es war die einzig richtige Antwort, dachte Davin. Hätte ich etwas anderes gesagt, wäre es eine Lüge und das hätte er gewusst.

„Du trägst dein Geburtsjuwel?", fragte Daemon und deutete mit den Augen auf den Ring auf Davin Finger in den ein grünes Juwel eingearbeitet war.

„Ich habe gelernt, dass grün weit weniger auffällt ist als grau", meinte er und rief sein graues Juwel herbei. Es war in einen Anhänger eingearbeitet und hing an einer langen Silberkette. Wieder nickte Daemon verständnisvoll. In diesem Augenblick öffnete sich eine Tür und eine Frau betrat den Raum. Daemons Blick wurde sofort wieder glasig und er verspannte sich, bereit den Mann der ihm gegenübersaß jede Sekunde anzugreifen. Davin konnte nicht anders als auf die gleiche Weise zu reagieren.

„Daemon? Willst du mir deinen Besucher nicht vorstellen?", erklang die Stimmer, die über sie beide hinwegwehte. Doch die beiden Männer fixierten sich immer noch, bereit jeden Augenblick in Blutrausch abzutauchen.

„Daemon!" Ein leiser Hauch Mitternacht in der Stimme brachte die Kriegerprinzen wieder zu sich. Daemon zuckte zusammen und wandte seinen Blick ab, um seine Frau schuldbewusst anzusehen. Sobald die Gewalttätigkeit nicht mehr wie eine schwerere Last in der Luft lag, kehrte auch Davin zurück. Er blickte zu der Frau und erstarrte. Hexe. Vor ihm stand Hexe. Er merkte nicht, dass sie ihn aufmerksam beobachtete. Er war zu tief in dieses Gefühl vertieft, dass ihn überwältigte. Dies war die Frau, die fast gestorben war, um die Reiche zu reinigen! Diese war die Frau, über die man selbst in Terreille sprach. Dies war die größte Königin, die das Blut kannte, an die das Blut sich erinnern konnte und sie war Daemons Ehefrau. Deswegen reagierte er so, als sie den Raum betrat. Wie jeder Kriegerprinz, war er darauf bedacht, sein Territorium zu schützen. Und er war darauf bedacht die Frau zu schützen, die sich der potentiellen Gefahr aussetzte, in dem sie sich einem Fremden nährte. Besonders wenn der Prinz mit der Frau verheiratet war. Davin war immer noch in seine Betrachtung vertieft.

Hexe war faszinierend und anziehend, doch sie war nicht seine Königin. Er konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. Vielleicht gab es keinen Platz für ihn? Vielleicht würde er nie wieder seinen Platz finden, nachdem er…. Überrascht stellte er fest, dass die saphirblauen Augen von Jeanelle Angeline ihn immer noch aufmerksam musterten.

„Willkommen in Kaeller, Davin", meinte sie als er es endlich schaffte eine angemessne Begrüßung zu Stande zu bringen.

Bergfried.

„Das Blut einer Hexe klebt an seinen Händen", knurrte Daemon, als er und Jeanelle sich zurückgezogen haben. Davin bekam ein Zimmer zugewiesen und wartete darauf, dass die beiden über sein weiteres Schicksal entscheiden.

„Aber?", fragte Jeanelle. Die Daeman durch das Spiegel betrachtete vor dem sie saß.

„Aber was?", fragte er und blieb hinter ihr stehen. Sie blickte von dem Spiegel auf das verworrene Netzt und dann schaute sie ihren Ehemann direkt an.

„Aber du magst ihn. Du hast etwas in ihm gesehen."

„Du auch", konterte Daeman der sich gern von der Antwort gedrückt hätte. Sie schüttelte den Kopf, die blonden Locken, die Daemon so lange vermisste, fielen ihr ins Gesicht.

„Das, was ich gesehen habe, hat nichts zu bedeuten. Du bist der Kriegerprinz von Dhemlan. Es ist deine Entscheidung", sie steckte sich die Locken wieder hinter die Ohren.

„Du bist die Königin", beharrte er.

„Es ist deine Entscheidung", wiederholte sie mit einem sanften Lächeln. Daemon seufzte.

„Ja, ich habe etwas in ihm gesehen. Ich habe …." Er überlegte ganz genau, wie er sein Gefühl beschreiben konnte. „Ich habe die Narben auf seiner Seele gesehen."
Anders ließ es sich nicht beschreiben. Was auch immer dieser Mann getan hatte, es hatte ihn so tief verletzt, dass er beinah ins Verzerrte Reich abgeglitten war. Ja, es lag Blut einer unschuldigen Hexe an seinen Händen, und es nagte an Davin mehr als es in Worte fassen ließ.

„Ich muss es wissen", meinte Daemon schließlich. „Ich muss wissen warum, bevor ich es verantworten kann ihn in Kaeleer zu lassen." Jeanelle nickte.

„Frag ihn. Und ich spreche mit Papa."

„Papa?", fragte Daemon nach. Nicht Saetan? Nicht den Höllenfürsten? Jeanelle machte da ganz klare Unterschiede. Wenn sie Papa in dieser Geschichte sprechen wollte, dann war die Lage weniger unfreundlich. Zumindest aus Jaenelles Sicht war Davin begnadigt. Und das allein reichte Daemon aus. Jedoch…

„Spreche mit ihm", meinte sie mit Nachdruck. „Es ist nötig. Er muss es hinter sich lassen, bevor er etwas Neues beginnen kann."