Hier handelt es sich um die Fortsetzung zu "Der Austausch"... Immer noch nicht viel länger, aber bitte nicht ungeduldig sein... Viel Spaß beim Lesen und bitte um Feedback! Alles Liebe, Conny

Prolog:

In Florida war es November geworden.

Tim und Andie waren mittlerweile ein halbes Jahr verheiratet und Andie war seit neun Monaten Gerichtsmedizinerin beim CSI.

Sie hatte sich in Miami gut eingelebt, Tims Bude mit ihren eigenen Sachen verschönert und Andie und Alexx waren inzwischen ein eingespieltes Team. Sie hatten sich ihre Dienstzeiten so aufgeteilt, dass Alexx mehr bei ihren Kindern sein konnte, denn wenn Andie Tim sehen wollte, so brauchte sie nur hinüber ins Labor gehen. Tim war meist bis spätabends im Labor, sodass es nichts ausmachte, wenn Andie länger arbeitete.

Andie hatte hier in Florida mittlerweile den ersten Erfolg mit der forensischen Entomologie, die in Wien ihr Fachgebiet war, gehabt. Nicht umsonst hatte sie bei Ihrem Tutor Dr. Reiter, einem der bekanntesten Insektenkundler im deutschsprachigen Bereich gelernt, durch die Untersuchung von Maden, welche die Ermittler am Toten bzw. am Tatort gefunden hatten, Rückschlüsse auf den Todeszeitpunkt zu ziehen.

Alexx konnte die Liegezeit des Toten nicht genau bestimmen, da sich die Leichenstarre nach 48 Stunden löst, jedoch grenzte Andie durch die gefundenen Schmeißfliegenmaden den Tatzeitpunkt derart ein, dass der Verdächtige mit den restlichen Beweisen in die Enge getrieben, schließlich gestand.

Eigentlich sollte Andie diese Technik Tim bei seinem Aufenthalt in Wien beibringen, aber nachdem sie jetzt selbst in Miami war, musste sich Tim nicht weiter damit beschäftigen. Es war ihm auch lieber, denn Maden waren eindeutig nicht sein Ding. Tim hatte lieber mit Beweisstücken zu tun, die sich nicht mehr bewegten.

Kapitel 1: Ärger im Anmarsch

Als Alexx gegen 16.00 Uhr zu arbeiten begann, verabschiedete sich Andie und ging zu Tim ins Labor.

Als sie Calleigh über den Weg lief, warnte sie diese vor: "Wenn du zu deinem Mann willst, dann solltest du lieber vorsichtig sein, der hat heute aus irgendeinem Grund ganz schlechte Laune…"

Andie dankte Calleigh für die Warnung und setzte ihren Weg zu Tim fort.

Als sie ihn durch die Scheibe sah, hämmerte er gerade wütend mit der Faust auf den Tisch. Tim war damit beschäftigt, Papierfetzen zu einem Ganzen zusammen zu setzen.

Andie öffnete vorsichtig die Türe und schlich leise an Tim heran. Sie küsste ihn seitlich auf die Stirn und lehnte sich dann gegen seinen Tisch: "Na, was hast du den ganzen Tag so gemacht, mein Schatz?", fragte sie ihn.

"Ich hab versucht, diese blöden Fetzen zusammen zu setzen! Eigentlich wäre das ja die Arbeit von Eric gewesen, aber Horatio hat ihn zu einem Einsatz geschickt und deshalb bleibt das jetzt an mir hängen!", grummelte er vor sich her.

"Und nur deshalb bist du so wütend? Das kann ja wohl nicht der einzige Grund für deine miese Laune sein, oder?"

Tim sah Andie an: "Nein, mein Dad hat mich heute Vormittag angerufen…"

"Und, was wollte er?", fragte Andie, nachdem Tim nicht mehr weitergeredet hatte.

"Er hat mir erzählt, dass sich Ben entschlossen hat, in Miami zu studieren. Und du wirst nie erraten, was er studieren will!"

Andie überlegte kurz, ihr fiel aber auf Anhieb nichts ein, worüber sich Tim derart aufregen könnte.

Langsam war sie genervt: "Ich weiß es nicht mein Schatz. Warum muss man dir heute alles aus der Nase ziehen? Wenn du mir jetzt die ganze Geschichte erzählen würdest, dann kannst du weiterarbeiten, ich helfe Alexx noch ein bisschen und wenn du hier fertig bist, dann können wir heimfahren."

"Ben will jetzt Biologie studieren…", begann Tim zu erzählen, "und das Beste ist," fügte er wütend hinzu, "dass mein Vater hinter meinem Rücken Horatio angerufen und ihm eingeredet hat, dass Ben hier nebenbei im Labor arbeiten sollte, damit er "Praxis" bekommt!! Ich glaube ich spinne, jetzt weiß ich endlich wieder, warum ich mit meiner Familie keinen Kontakt habe! Soll ich jetzt vielleicht auch noch Babysitter für meinen 17-jährigen Bruder spielen?!"

Andie lachte: "Und deswegen regst du dich jetzt so fürchterlich auf? Nur weil dein Bruder in Miami studieren möchte?"

"Nein, nicht nur deswegen", entgegnete Tim, "nein, er soll auch noch bei uns wohnen! Im Studentenwohnheim ist angeblich momentan kein Platz frei, und deshalb hat mein Vater gefragt, ob Ben vorübergehend bei uns wohnen kann!"

Andie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, denn so kannte sie Tim nicht. Sie war es nicht gewöhnt, dass er sich wegen einer solchen – wie sie meinte – Kleinigkeit, wie seinen Bruder für einige Zeit bei sich aufzunehmen, derart aggressiv aufregte und es verwirrte sie.

"Was ist so schlimm daran, wenn dein Bruder für einige Zeit bei uns wohnt? Wir haben doch ein Gästezimmer und außerdem sind wir unter der Woche so gut wie nie daheim, es wird uns nicht mal auffallen, dass er da ist?! Ben ist dein Bruder, wie kannst du da wegen so einer Kleinigkeit so aggressiv sein?"

Tim blickte Andie entsetzt an: "Eine Kleinigkeit?! Mein Bruder meint offenbar, er muss jetzt zum CSI, nur weil ich dabei bin. Dabei sollte der "brave" Sohn doch die Restaurants meines Vaters übernehmen, wo doch ihr missratener Erstgeborener aus New York abgehauen ist. Wozu braucht er dafür ein Biologiestudium?"

Andie wusste, dass es jetzt zu einer schlimmeren Auseinandersetzung zwischen ihnen kommen würde, wenn sie noch länger bei Tim im Labor bliebe.

Sie wandte sich zum Gehen: "Schatz, ich will jetzt nicht mit dir streiten, du weißt, dass ich deinen Bruder sehr nett finde. Ich habe jedenfalls kein Problem damit, wenn er bei uns wohnt. Ich gehe jetzt zu Alexx und wenn du dich ein bisschen abreagiert hast, dann sag mir Bescheid und wir fahren heim, okay?"

Tim blieb zuerst mit offenem Mund sitzen und sah seiner Frau nach, dann schüttelte er schnaubend den Kopf und wandte sich wieder seinen Papierfetzen zu. Für sie ist das nur eine Kleinigkeit , dachte er, aber immer wenn er seinen Bruder sah, wurde er mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert und jetzt sollte das zum Dauerzustand werden?

Andie ging indes nicht zu Alexx, wie sie Tim gesagt hatte, sondern in Horatios Büro. "Hast du kurz Zeit, Horatio?", fragte sie ihn.

Horatio blickte von seinen Unterlagen auf: "Was gibt's denn Andie? Ist irgendwas?"

"Ja, ich glaube ich habe gerade die Schattenseiten meines Mannes kennen gelernt! Wie du wahrscheinlich weißt, soll Tims Bruder Ben nach Miami kommen und ich verstehe nicht, warum sich Tim so wahnsinnig darüber aufregt. Er war richtig aggressiv!"

Horatio lächelte: "Na ja, das liegt wahrscheinlich daran, dass Tim aufgrund des Altersunterschieds nie ein gutes Verhältnis zu Ben hatte. Ich dachte mir, dass es den beiden vielleicht helfen würde sich anzufreunden, wenn Ben bei uns im Labor arbeitet. Da kann ihm Tim nicht so leicht ausweichen."

Andie nickte: "Ich verstehe nur nicht, warum Ben so plötzlich Biologie studieren möchte? Und noch dazu gerade in Miami?"

Horatio legte den Kopf schief und lächelte: "Andie, ich kann dir deine Fragen momentan leider nicht beantworten, aber vielleicht solltest du James anrufen, er kann dir sicher mehr erzählen."

Andie dankte Horatio für das Gespräch und ging in den Umkleideraum. Nachdem sie alleine war, beschloss sie, dass sie das Telefonat mit New York gleich erledigen könnte. Vielleicht würde sie endlich herausfinden, warum sich Tim so aufregte.