Spielt ein paar Tage vor der Schlacht, in der die Neugeborenen von Seattle angreifen.

Eine Kurzgeschichte, angesiedelt in "Bis(s) zum Abendbrot", dem dritten Buch. Entstehungsdatum 13.3.09.

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Der Druck steigt

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Kapitel 1 - Vor der Übung

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Bella fühlte mehr, dass sie gehalten wurde, als die starken Arme zu sehen, die sie umfassten. Angenehm überrascht, nicht alleine zu sein, blickte sie über die rechte Schulter. Es waren Carlisles goldene Augen, in die sie spähte. Eben noch hatte er herzlich geblickt, jetzt schaute er begütigend auf sie herab.

Sie biss sich auf die Lippe. Aus irgendeinem Grund wusste sie, was Edwards Vater sagen würde, noch bevor dieser es aussprach.

"Du musst das nicht tun."

Carlisels Nähe und Wortwahl verwirrten sie, und Bella sah sich nach Hilfe um. Alice erschien auf ihrer linken Seite, so urplötzlich, dass es ihr wie Zauberei erschien - und zwar auch dann, wenn sie berücksichtigte, dass die Vampire sich irre schnell bewegen konnten.

Ungläubig nahm sie wahr, das auch sie selbst auf dem weißen Sofa saß. Auf Carlisles Schoß. War das schon immer so? Nein, das war die falsche Frage: Hatte sie geschlafen, und war im falschen Moment hier aufgewacht? Verlegen räusperte sich Bella. Sie wandte den Kopf und schaute zu Carlisle. Es musste sich um ein Missverständnis handeln. "Ich möchte zu Edward.", forderte sie möglichst freundlich. Edwards Familie sollte nicht denken, sie würde sich nicht wohl fühlen bei ihnen.

Niemand reagierte. Sie atmete tief durch, und sagte sich, dass alles aufgeklärt werden konnte.

"Carlisle, bitte.", sie sah ihn an und blickte dann auf seine Arme, mit denen er sie so festhielt, als wäre ein Sechs-Punkte-Gurt um sie gelegt. Diese Erfahrung - sich gegen den Willen nicht bewegen zu können, geschweige denn auszusteigen - hatte sie schon gemacht. Damals, kurz vor die Flucht vor James losgegangen war... ihre Gedanken drohten abzuschweifen, und sie riss sich zusammen.

"Alice?"

Die saß bewegungslos auf dem Sofa zu ihrer linken, den Blick in die Ferne gerichtet.

Bella seufzte. Sie musste deutlicher werden. Mit beiden Händen griff sie an Carlisles rechten Arm und zog. Sie gewann keinen Zentimeter dadurch, das hatte sie auch nicht erwartet, aber Carlisle hinter ihr seufzte ungeduldig.

Er seufzte ungeduldig?

Bevor sie sich weitere Gedanken machen konnte, spürte sie, wie er endlich den Griff lockerte. Er hob Bella hoch. Alice streckte die Arme aus. Bella würde doch mal ein Wörtchen mit ihrer Freundin reden müssen; wie selbstverständlich sie es nahm, dass sie Bella trug! Und ganz ohne Erklärung, was eigentlich los war?! Zu selbstverständlich! Sie war kein Möbelstück!

Sie begann zu zappeln.

"Hier, nimm du mal.", sagte Carlisle, und übergab Bella.

Starke schlanke Arme legten sich um sie.

Bella klappte der Unterkiefer herunter. Empört starrte sie zu Carlisle zurück, versuchte, aus Alice dünnen Armen zu entkommen. Doch der Doktor war nicht mehr dort, wo sie hinschaute. Er stand plötzlich. Und die legere Kleidung, die er eben noch trug, der beige Pullover und die ockerfarbene Hose, waren verschwunden. Mit großen Augen betrachtete sie den weißen Arztkittel und die Gummihandschuhe, in denen Edwards Vater plötzlich steckte. Was war mit der Geschwindigkeit passiert? Die Vampire waren schon immer schnell, aber so schnell...

"Wir müssen sie hier behalten.", befahl Jasper, der auch plötzlich eine Rolle in diesem Albtraum spielte. Er stand angespannt neben Carlisle, Schulter an Schulter mit dem Arzt, und Bella bekam es mit der Angst.

Jasper blickte mit den roten Augen Laurents auf Bella hinab.

Vor Panik begann ihr Herz zu galoppieren, und Alice hielt sie viel fester als notwendig. Was für ein Albtraum. "Ich möchte zu Edward!" sprach sie in den Raum, ohne Antwort zu erwarten. Sie schloss die Augen.

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Als jemand seufzte, und sie eine sanfte Bewegung an ihrer Wange spürte, öffnete Bella die Augen wieder. Um sie herum herrschte Dunkelheit, und einen schrecklichen Moment durchsuchte sie selbige nach dem roten Augenpaar, das sie eben noch anstarrte.

Edward hinter ihr rückte näher, und strich ihr über das Haar. Seine andere Hand lag locker auf ihrer Schulter, als wolle er Trost spenden.

"Geht es wieder? Dein Herz schlug zuletzt ganz schön schnell."

Bella stöhnte. Natürlich. Ein Albtraum. Als hätte sie es sich nicht schon gedacht.

"Hmmm." Sie drehte sich in Edwards Armen, und überlegte über einer Antwort.

Ihr fiel nichts ein. Zumindest nichts, dass nicht Edward besorgter gemacht hätte. Hoffentlich hatte sie nicht zu viel gesprochen... Er schaute sie so ernst an.

"Danke, dass du da bist.", seufzte sie schließlich, und blickte lange in die spiegelnden goldenen Augen vor sich.

Trotz der Dunkelheit sah sie genau, dass die Augen nicht rot waren. Eher lag ein grünlicher Schimmer darin, weil die digitalen Leuchtziffern des Weckers sich in seinen Augen spiegelten. Nein, sie wusste, dass seine Augen nicht rot waren. Von keinem Cullen waren sie rot.

Ihr Unterbewusstsein hatte Jasper mit der Neugeborenenarmee zusammengebracht, die in wenigen Tagen angreifen würde.

"Du hast oft genug danach verlangt.", sprach Edward leise in ihre Gedanken.

Was meinte er?

Edwards forschender Blick wich einem nachdenklichen.

"Du musst nicht mit, Bella."

"Ich will aber.", widersprach sie sofort. "Vielleicht hilft es mir, wenn ich euch in den Übungskämpfen sehe.", murmelte sie, und drückte die Stirn an seine Brust, damit er die Zweifel in ihren Augen nicht sah.

"Was hast du geträumt?" fragte Edward, seine Stirn in Falten gezogen.

"Weiß nicht.", murmelte Bella an seiner Brust. Er sollte sich keine Sorgen machen.

Es reichte, wenn sie panisch wurde.

"War es ein guter Traum?" Edward ließ sich nicht ablenken, was Bella für ein schlechtes Zeichen hielt. Sie hatte wohl bereits mehr von ihrem Traum preisgegeben, als sie sich bewusst war.

"Nur wirres Zeug.", versuchte sie ihn zu beruhigen. "Ich war bei euch im Haus, bei Carlisle und Alice. Jasper kam. Ich musste wohl an die Neugeborenenarmee denken."

"Kein Wunder. Schließlich war er es, der auf diese Idee kam. Und von ihm hast du auch zuerst darüber erfahren.", jetzt glättete sich sein Gesicht. Er schien zu verstehen, und beruhigte sich. "Hab keine Angst, Bella, wir sind nicht schutzlos. Einen besseren Lehrer als Jasper könnten wir gar nicht haben, was die Neuen betrifft. Und wir haben starke Freunde an unserer Seite."

"Um sie mache ich mir auch Sorgen.", wisperte Bella so leise, dass es fast im Rascheln der Kleidung untergegangen wäre.

"Schlaf noch etwas, Bella, ich bin da.", flüsterte Edward, und als er mit der Nase durch Bellas Haar strich, verschwanden die letzten Reste des bösen Traums. Endlich atmete sie wieder etwas freier. Ihr wurde klar, dass die Arme, die sie im Traum wahrgenommen hatte, die ganze Zeit über zu Edward gehört hatten. Und es war tatsächlich nicht Dr. Cullen gewesen, der ungeduldig geseufzt hatte - aber es war wohl auch kein Traumgeräusch gewesen. Edward musste der Seufzer entfahren sein, als sie sich, statt ruhiger zu werden, immer mehr in seinen Armen gedreht hatte.

"Hast du noch Angst vor Laurent?" fragte Edward unwillkürlich.

Bella zuckte zusammen. Sie hatte an die roten Augen gedacht. "Nein. Ich weiß, dass er tot ist.", gab sie zurück. "Hab ich was über ihn gesagt?"

Edward schwieg. Schließlich schaute Bella hoch, und suchte seinen Blick.

"Du hast nur gesagt "Laurent ist nicht mein Freund", und dann hast du dich geschüttelt, und bist aufgewacht."

Bella dachte darüber nach. Ein recht vernünftiger Satz, den sie da von sich gegeben hatte! Der schwarzhaarige Vampir, der sie töten wollte, war bestimmt nicht ihr Freund. Fast musste sie kichern.

Edwards Blick wurde weicher. Er freute sich, dass sie sich entspannte.

"Es ist erst ein Uhr. Und es reicht, wenn wir in einer Stunde oder etwas später aufbrechen.", beruhigte Edward sie weiter.

"Okay.", murmelte sie, die Augen bereits zu. Mit Edwards süßem Geruch in der Nase sollte ihr Unterbewusstsein doch mal was Gutes hervorbringen, beschloss sie, und ließ sich treiben.

Ein Glück, dass sie Jasper nicht erwähnte, als sie schlief, oder etwas über die roten Augen sagte!

Edward bemerkte, dass Bella weggedöst war, und erlaubte sich, aufzuatmen. Ihre Angst schien nicht so schlimm zu sein, wie er vermutet hatte, als er ihr im Schlaf zuhörte.

Vor ein paar Minuten, als Bella begann, sich umherzurollen, sagte sie mehrmals: "Ihr seid Monster."

Hatte sie es endlich bemerkt?

Nein, beschloss er, das war nichts, worum er sich Sorgen machen müsste. Es war einfach nur eine Tatsache. Und er blickte in ihr friedliches Gesicht, und schloss die Augen. Zufrieden schob sich Bella an ihn, und seufzte wohlig in seinen Armen.

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ENDE

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Hi, während der Anfang dieser Geschichte schon seit ein paar Tagen steht, ist die komplette Szene zwischen Bella und Edward erst heute entstanden. Und das in relativ kurzer Zeit; ich hoffe, es ist trotzdem okay geworden. Ende.