The Vampires Student Teil VII:

Allies of the night"

Kapitel 1: "Dolche und Blut"

Bargen saß zusammengekauert auf den Stufen und sah der Schattenkönigin zu, wie sie trainierte.

Das tat sie oft in den letzten Wochen; eigentlich sogar täglich.

Die schlanke, zierliche Gestalt kniete sich hin, zog zwei Dolche rechts und links aus den Stiefeln, und erhob sich in einer fließenden Bewegung, drehte sich um, und wirbelte die Dolche in einem blitzenden Halbkreis.

Etwas schien sie zu irritieren.

Sie stoppte, steckte die Dolche zurück, und begann von vorn, scheinbar bemüht, ihr Tempo zu erhöhen.

Die Schattenkönigin trug enganliegende Hosen und ein schmuckloses enges schwarzes Oberteil, so dass sie nichts behinderte.

Dennoch entglitt ihr der Dolch aus der linken Hand, und schlug scheppernd auf dem harten Betonboden auf.

Die Frau fluchte und schleuderte gereizt den anderen Dolch hinterher.

Sie trat in die Luft und raufte sich die Haare.

Dann ging sie in die Hocke und verbarg ihr Gesicht in den Händen.

Ai, nicht gut. Die Herrin ist böse.

Bargen rutschte langsam und vorsichtig von den Stufen, bemüht keine Aufmerksamkeit zu erregen.

Er versuchte sich heimlich aus dem Staub zu machen, aber sie hatte ihn wohl gehört, jedenfalls hob sie den Kopf und starrte ihn an.

Bargen hielt mitten in der Bewegung inne, und zog den Kopf ein.

Gillian seufzte.

Sie hob die Dolche vom Boden auf, und steckte sie zurück in die Stiefel.

Sie bekam das einfach nicht hin.

Sie hatte einen zweiten Dolch besorgt und versuchte mit beiden umzugehen.

Aber das war schwieriger als erwartet.

Ihre linke Hand hatte keinerlei Übung darin, einen Dolch zu halten, und immer entglitt er ihr, oder sie traf daneben, oder einer der Dolche war dem anderen im Weg.

Sie überlegte, ob sie nicht doch auf ihn verzichten, und lieber mit nur einem einzigen weitertrainieren sollte.

Larten Crepsley kämpfte mit zwei Dolchen.

Sie hätte nie im Leben eine Chance gegen ihn…

Sie sah zu Bargen hinüber.

Der hässliche Vampaneze mit dem Aussehen eines wandelnden Skeletts betrachtete sie furchtsam.

Na, wenigstens glaubt Bargen, ich wäre eine Bedrohung.

So ungeschickt stelle ich mich vielleicht doch nicht an.

Sie seufzte, erhob sich wieder, und zog erneut die Dolche und schwang sie in den Handgelenken herum, wobei sie gleichzeitig aus der Hüfte heraus eine Drehung machte.

Diesesmal fiel ihr der Dolch nicht herunter, und sie machte übergangslos weiter mit einer Reihe schneller Attacken gegen einen unsichtbaren Gegner.

Jemand betrat das Gewölbe und als Gillian im Augenwinkel erkannte, wer es war, rutschte ihr der Dolch durch die Finger. Sie wollte ihn noch greifen, und fasste in die scharfe Klinge.

Das Metall prallte klingend auf dem Boden auf, und Gillian zog scharf die Luft ein, als ein stechender Schmerz durch ihre linke Hand schoß.

Sie sah hinab auf ihre Finger.

Ein sauberer Schnitt verlief quer über ihre Handfläche und einem Teil der Finger.

Blut quoll hervor.

Verärgert runzelte Gillian die Stirn und steckte die Finger in den Mund.

Hinter ihren schwarzen Ponyfransen hervor schielte Gillian zu der Gestalt herüber, die das Gewölbe betreten hatte.

Sie wollte nicht, dass er sah, dass sie ihn ansah.

Doch Steve beachtete sie gar nicht.

Er war in Begleitung einiger glatzköpfiger Vampaneze von denen einer ihm gerade einen Autoschlüssel reichte.

Er hatte sich schick gemacht.

Zu einer teuren Jeans trug er ein schwarzes Hemd und den Mantel.

Steve sagte etwas zu dem Vampaneze und sein Blick streifte Gillian.

Sie beeilte sich, wegzusehen, bückte sich nach dem Dolch, und drehte sich weg.

Sie hörte, wie Steve das Gewölbe verließ, und die Glatzköpfe sich auf den Weg zurück in den Bunker machten.

Wo ging er nur immer hin?

Seit ein paar Tagen verschwand Steve immer mal wieder.

Und jedes Mal hatte er sich schick gemacht, als hätte er ein Date…

Sie schüttelte ihre Hand, um den Schmerz zu vertreiben.

Dann packte sie entschlossen den Dolch, wirbelte herum, und schleuderte beide Klingen quer durch das Gewölbe.

Sie flogen zischend gegen die Wand.

Der linke prallte wirkungslos ab, der rechte blieb zitternd in der Mauer stecken.

Allerdings einen halben Meter neben der Stelle, auf die Gillian gezielt hatte.

Sie hatte dahin gezielt, wo Steve eben noch gestanden hatte.

Gillian ließ kaltes Wasser über ihre Hand laufen.

Es brannte in der Wunde, aber sie wollte sicher gehen, dass sie sauber waren.

Dann hob sie die Hand erneut zum Mund, und leckte die Wunden, bis sie verheilt war.

Der Geschmack ihres eigenen Blutes ließ ihren Magen knurren.

Es war lange her, dass sie getrunken hatte.

Früher hatte sie täglich Blut zu sich genommen, wenn auch in äußerst kleinen Mengen.

Sie und Larten hatten stets darauf geachtet, regelmäßig etwas zu sich zu nehmen, so dass sie gar nicht erst durstig wurden.

Und sei es nur kaltes Blut aus der Konserve, oder das Blut eines herbeigelaufenen Kaninchens gewesen.

Wenn sie menschliches Blut zu sich genommen hatten, dann war es stets nur ein klitzekleiner Schluck gewesen, der dem Opfer nicht schadete, und von dem es nicht einmal etwas mitbekam.

Sie hatte noch nie so viel auf einmal getrunken, wie in jener Nacht…

Wie lange war das her?

Es waren bereits mehrere Wochen vergangen, und Gillian hatte nichts mehr zu sich genommen.

Ihr Magen meldete sich rumpelnd, und gleichzeitig begann etwas in ihrer Eingeweide zu wühlen.

Plötzlich war ihr schlecht von dem Geschmack des eigenen Blutes auf ihrer Zunge, und rasch beugte sich Gillian vor, und nahm große Schlucke kalten klaren Wassers direkt aus dem rauschenden Wasserhahn.

Sie keuchte auf, als ihr Magen rumpelnd protestierte.

Es war nicht Wasser, das er verlangte…

Gillian würgte, und für einen Moment befürchtete sie, sie würde sich übergeben.

Ihre Beine begannen zu zittern, und kalter Schweiß brach ihr aus.

Plötzlich fühlte sie sich wieder fiebrig und schwach, wie damals im Dschungel.

Sie setzte sich auf den heruntergeklappten Klodeckel in ihrem Badezimmer, und presste die Hände auf den Bauch.

Sie schluckte die aufkommende Übelkeit gewaltsam herunter, und wischte sich mit einem Handtuch den Schweiß von der Stirn.

Schon gut, dachte sie.

Ich besorge uns Blut.