Geneigte Leserschaft,

Verschiedenes in eigener Sache.

Zuerst: Vielen, vielen tausend Dank an die Flashblack-LeserInnen und ReviewerInnen. Ich habe selten so viele wunderbare, kluge und sorgfältige Revs bekommen wie in letzter Zeit. Ihr seid großartig. Umso trauriger bin ich, dass ich es im Augenblick einfach nicht schaffe, allen einzeln zu antworten; meine außer-literarische Belastung ist derzeit höher, als ich es vertrage, und mein Grad an Organisation leidet entsprechend.

Zu diesem Text: Dies ist, sozusagen, eine Fanart-Fanfiction. Sie ist AU zum Emilia-Universum, und vielleicht irgendwo in einem der unendlichen Universen „hinter dem Vorhang" angesiedelt. Ausgelöst wurde sie durch dieses Bild: http Doppelpunkt Doppelslash valkea Punkt livejournal punkt com/2526.html#cutid1 geht hin und seht es Euch an, und seht Euch auch ihre anderen Bilder an. Ich bin ein riesengroßer Fan.

Valkea ist aus Finnland, und weil sie kein Deutsch spricht, ich aber ein sooo großer Fan bin, gibt es die gleiche Geschichte einmal in Deutsch, für Euch, und einmal in Englisch, für sie. (Zweites Kapitel)

Habt Spaß, und bleibt mir gewogen.

PS: Ich kriege mich nicht zu vernünftigem Arbeiten, aber gelegentlich entschlüpfen mir kurze, unzusammenhängende Oneshots. Zu finden auf meinem LJ: http undsoweiter textehexe Punkt Livejournal Punkt com.

Kühles Bierchen für alle, und los geht es.

Die letzte Zigarette

„Was ist denn hier los?"

Remus ist versucht, draußen nachzusehen, ob er sich nicht vielleicht in der Tür geirrt hat, aber es ist unzweifelhaft seine Wohnung: die vertrauten dreizehn Quadratmeter, sparsam möbliert, Blick aus dem einzigen Fenster hinunter auf die vierspurige Kreuzung, nur dass ihm in diesem Augenblick Rauchschwaden und ein Dutzend angeregt plaudernder Leute die Sicht aufs Fenster versperren.

„Was ist hier los?" fragt er, lauter diesmal, um die Musik zu übertönen, die aus seinem arg strapazierten Grammophon durch den Raum flutet. Sirius' Musik, nicht seine. Auf den ersten Blick entdeckt er James, Lilly, Kingsley, Joanne und ein paar von Sirius' Kollegen aus der Agentur, und dann ist da Sirius, versperrt ihm mit seinem breiten Strahlen die Sicht auf den Rest der Party und schließt die Tür hinter ihm.

„Moony!" sagt er. „Da bist du ja endlich. Warum bist du so spät? Du verpasst die ganze Party!"

„Ich wäre pünktlicher gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass eine Party statt findet" sagt Remus. „Das heißt, vielleicht auch nicht. Vielleicht hätte ich mich nach Godric's Hollow geflüchtet. Oder nach Australien. Es ist eine Siriusparty, oder? Was veranstaltest du eigentlich Partys in meiner Wohnung?"

„Es ist eine Überraschungsparty" strahlt Sirius. „Eine Sirius-und-Remus-Abschieds-Überraschungsparty."

Remus denkt über das Wortungetüm nach, während Sirius vor ihm von einem Fuß auf den anderen zappelt und mit kindlichem Eifer eine Glücksäußerung erwartet.

Er sieht glamourös aus, Sirius, seine Wangen sind gerötet, und eine dicke, widerspenstige Haarsträhne hat sich aus seinem Pferdeschwanz gelöst und schlängelt sich um sein Ohr. Remus denkt, dass Sirius wahrscheinlich der einzige Mensch auf der Welt ist, der ein zitronengelbes Shirt mit einer blauschwarz schillernden Lacklederjacke kombinieren kann, ohne auszusehen wie ein Clown.

„Und?" sagt Sirius. „Und? Und?"

„Du siehst toll aus" sagt Remus.

„Ich weiß" sagt Sirius ungeduldig. „Aber was sagst du dazu?"

„Ähm" sagt Remus. „Danke… für die Party…?"

„Gern geschehen" strahlt Sirius.

Remus sieht sich nach einem Ort um, an dem er seine Tasche abstellen kann, aber der Stuhl neben der Tür ist unter einem dicken Klumpen von Mänteln und Jacken versunken. Remus stellt seine Tasche auf den Boden.

„He" sagt Sirius, Hände in den Hosentaschen, und schließt so dicht auf, dass Remus seinen Atem auf den Wangen spürt (Bier, Zigaretten, Sirius). „Hallo, Moony. He, Moony."

„Warum eigentlich und Sirius?" fragt Remus, während Sirius seine Nase mit einem glücklichen Knurren in Remus' Halsbeuge vergräbt.

„Hm?" sagt Sirius und küsst mit warmen Lippen ein Stück übersensible Haut. Remus atmet tief und lehnt sich in die Berührung.

„Eine Remus-und-Sirius-Abschiedsparty" sagt Remus. „Ich meine, ich weiß, wohin ich gehe, aber wohin gehst du?"

„Na, mit dir, natürlich" sagt Sirius.

„Ja" sagt Remus. „Völlig klar. Glasklar. Dämliche Frage, eigentlich. Was zum Teufel ist denn das jetzt für eine Idee?"

„Eine gute" sagt Sirius. „Eine von meinen vielen hervorragenden Ideen. Oder? Oder nicht?" Er kommt von Remus' Schulter in die Höhe und mustert ihn, Augen wie Sterne.

„Du willst mich doch nicht alleine hier in London lassen" sagt Sirius. „Ich meine, was soll ich denn hier, alleine in meinem Bett?"

Remus denkt an Maggie und Jennifer und Angela und Jean-Luc und daran, dass einer wie Sirius es gar nicht kennt, alleine im Bett zu sein, und dass er es auch gar nicht kennen lernen muss, wenn er nicht will.

„Du willst mit mir nach Oxford gehen" sagt Remus, nur um sich zu versichern, dass er richtig verstanden hat.

„Jepp" sagt Sirius.

„Aber warum?" sagt Remus.

„Weil ich dich liebe, Idiot" sagt Sirius. „Ist mir heute Nachmittag aufgefallen."

„Ist dir heute Nachmittag aufgefallen" sagt Remus und kann eine Spur von hilflosem Gelächter nicht unterdrücken.

„Ja" sagt Sirius, und „Was hast du? Warum lachst du?" mit anklagend erhobenen Händen, während Remus sich erfolglos um seine Fassung bemüht.

„Ach, Pads" sagt Remus. „Ach, Pads", und wischt sich eine feuchte Spur aus den Augenwinkeln.

„Ich habe mir das genau überlegt" sagt Sirius, lehnt sich nach vorne und drückt Remus mit seinem ganzen Gewicht gegen den Türrahmen. „Ich kann nach London apparieren, wenn die Agentur einen Job für mich hat. Du weißt, ich muss dort nicht täglich erscheinen. Und es gibt in London nichts, was ich nicht in Oxford auch tun könnte. London ist blöd, wenn keiner von euch mehr da ist."

Remus dreht den Kopf und legt die Wange an das kühle Lackleder. Er versteht, was in Sirius vorgeht, und er denkt, dass vieles einfacher wäre, wenn Sirius es selbst verstünde.

„Freust du dich nicht?" murmelt Sirius, und Remus spürt die plötzliche Anspannung des anderen, die seinen Atemrhythmus ändert und ihm die Muskeln verhärtet.

„Doch" sagt er, „natürlich freue ich mich", und ich würde mich mehr freuen, wenn ich sicher sein könnte, dass du unter Liebe das verstehst, was ich darunter verstehe, und nicht nur die Abwesenheit von Langeweile.

„Ich freue mich" sagt er, weil er Sirius' Ängstlichkeit schlechter aushält als seine eigene Verwirrung, und Sirius atmet aus und lockert sich, und Remus hebt den Kopf und nimmt das Gesicht des anderen zwischen die Hände und küsst ihn, weil Sirius' sanft geschwungene Lippen der einzige Luxus sind, auf den er nicht verzichten kann. Dann wirft hinten am Fenster jemand einen Partyzauber, der mit einer Explosion einhergeht, und Remus zieht den Kopf ein und findet es gut, dass die Wohnung sowieso schon gekündigt ist. Er überlässt Sirius einigen seiner Arbeitskollegen und geht durch einen sanft sich nieder senkenden Konfettiregen hinüber ins Zentrum der Explosion, in dem er folgerichtig James vermutet.

„Vielleicht versuchen wir, diese Party so zu gestalten, dass nicht noch an meinem letzten Abend in London die Polizei bei mir anklopft" sagt er.

„Oh, he, Moony" sagt James und grinst. Buntes Konfetti hängt in seinem zerzausten Schopf. „Nichts für ungut. Schön, dass du endlich da bist."

„Ich hatte noch mein Büro an der Uni leer zu räumen. Ich wusste ja nicht, dass man mich hier mit einer Party überfällt."

„Du wärest nicht gekommen, wenn du es gewusst hättest."

„Richtig."

„Wussten wir. Du vergisst immer wieder, wie gut wir dich kennen." James grinst zu Peter hinüber, der am Fenster lehnt und Konfetti aus seinem Bierglas fischt. „Es war Peters Idee, übrigens. Du kannst dich bei ihm bedanken, oder beschweren, je nach dem."

„Meine Idee war, irgendwo entspannt etwas trinken zu gehen, zum Abschied, nur wir vier" sagt Peter. „Ihr habt diese Idee genommen und ein Monster draus gemacht."

„Wie immer, eigentlich" sagt Remus. „Ich glaube, ihr werdet mir fehlen in meinem geregelten Oxforder Doktorandenleben."

„Gar nicht nötig" versichert James. „Eine Eule genügt, und wir kommen und stiften Chaos."

„Danke" sagt Remus. „So sehr werdet ihr mir dann doch nicht fehlen. Gibt es eigentlich ein Bier für mich, auf meiner eigenen Party?"

„Kommt sofort" sagt James und verschwindet in Richtung Küche.

„Tja" sagt Peter und schüttelt sich nasses Konfetti von den Fingern. „Da gehen sie hin, die Marauder, und verteilen sich gleichmäßig über die gesamte Insel. Schade, eigentlich."

„Das Ende unserer Londoner Ära" sagt Remus. „Wusstest du übrigens, dass Sirius mich begleiten will?"

„Seit kurzem" sagt Peter. „Er hat es uns eröffnet, bevor die ersten Gäste kamen."

„Dann weißt du's länger als ich" sagt Remus düster.

„Tatsächlich?" sagt Peter erstaunt. „Man sollte meinen, er hätte dich zuerst gefragt."

„Das ist nur unsere Meinung. Im Padfoot-Universum gelten andere Naturgesetze."

„Ja" sagt Peter mit schiefem Lächeln. „Natürlich. Ich vergaß."

Er nimmt einen Schluck aus seinem Glas, während Remus aus dem Fenster schaut und versucht, sich ein Klingelschild mit ihren beiden Namen vorzustellen:

S. Black / R. J. Lupin, als seien sie mehr als nur zwei Blätter, die auf dem Strom des Lebens gelegentlich gegeneinander gespült werden. Dann spürt er Peters Blick, nachdenklich über dem Rand des Glases.

„Weißt du, warum er es tun will?" fragt Peter. „Ich meine, ich weiß, dass du – mit ihm – dass ihr, ich weiß nicht, was gewesen seid? Ein Paar? Oder noch seid? Ist das der Grund, aus dem er dich begleiten will?"

„Er sagt, er würde mich lieben" sagt Remus. „Er sagt, er wüsste es seit heute Nachmittag."

„Hah" sagt Peter.

„Genau" sagt Remus. „Wer weiß, wie Liebe definiert ist, im Padfoot-Universum. Wahrscheinlich will er einfach nur nicht alleine in London bleiben. Ich sollte mir nichts darauf einbilden."

„Du solltest mit ihm sprechen, bevor du dich auf etwas einlässt. Damit er dir nicht weh tut. Oder zumindest versucht, dir nicht weh zu tun. Ich meine, nicht schon wieder. Falls ein solches, also, falls man ein solches Gespräch führen kann – in eurer – Situation…"

Peter verstummt und wird rot bis zu den Ohren. Remus spürt ein Lächeln in seinen Mundwinkeln, es fühlt sich gut und echt an und löst den Knoten in seinem Inneren.

„Man kann" sagt er, streckt die Hand aus und staubt Peter Konfetti von der Schulter. „Und man sollte. Danke, Peter."

„Prima" sagt Peter und schaut betrübt in sein Glas. „Jetzt hab ich wieder welche drin."

Remus lacht und spendiert einen Separatis, und dann kommt James mit einer nassen, kalten Bierflasche, und Remus nimmt sie entgegen und beginnt, sich selbst auf die Betriebstemperatur dieser Party zu bringen.

Es stellt sich als nicht ganz einfach heraus, mit Sirius ein Gespräch zu beginnen. Sirius nimmt seinen unbeirrten Lauf über das Firmament der Feiernden, strahlt für die Damen aus der Agentur, schenkt alten Freunden aus Schulzeiten sein Glitzern und blendet Remus bis zur Sprachlosigkeit, wenn er zwischendurch in den stellaren Fokus gerät. Ohnehin spricht es sich nicht gut mit Sirius' luxuriösen Lippen auf den eigenen, und sogar das Bedürfnis zu sprechen löst sich in Nichts auf.

„Mmh" sagt Remus, und Sirius grinst und zieht weiter auf seiner Bahn.

Später am Abend, oder vielleicht schon früh am Morgen ist die Gelegenheit günstig, und Remus ergreift sie. Sirius ist in der winzigen Küche allein und klappert suchend mit den Schranktüren, während auf dem Herd Wasser kocht.

„Gibt's keinen Kaffee mehr?" fragt er über die Schulter.

„Entschuldigung" sagt Remus zu Kingsley, der hinter ihm in den engen Raum strebt, vermutlich auf dem Weg zu einer der restlichen Bierflaschen, die im Spülbecken mittels Wasser und Magie kühl gehalten werden. „Diese Küche ist für fünf Minuten nicht zu betreten."

Er schließt die Tür in Kingsleys verdutztes Gesicht, öffnet sie erneut, sagt „Entschuldigung", während ihm die Röte in die Wangen steigt, zieht den Schlüssel von draußen ab, schlägt die Tür wieder zu und verschließt sie von innen. Dann nimmt er einen Stuhl, zieht ihn vor die Tür und setzt sich drauf.

Sirius hat seine Suche nach dem Kaffee aufgegeben.

„Fünf Minuten" sagt er mit einem schaberneckischen Grinsen und zieht sich mit geschmeidiger Bewegung das zitronengelbe Shirt aus der Hose. „Dann halt dich mal ran, Moony."

„Ich will mit dir reden" sagt Remus und ignoriert heldenhaft die Tatsache, dass sein Blut sein Gehirn verlassen möchte, um sich südwärts an geheimen Orten zu sammeln.

„Oh" sagt Sirius, den unteren Rand des gelben Shirts noch in den Händen. „Hm. Wenn das so ist, mach ich vielleicht doch lieber Kaffee."

„Keiner mehr da" sagt Remus. „Nur noch Teebeutel. Oben links."

„Gah" sagt Sirius. „Du gönnst mir auch gar nichts."

„Hör mal" sagt Remus. „Hör mir bitte zu. Hörst du mir zu, ja?"

„Hmm" sagt Sirius und beäugt unentschlossen die Bierflaschen im Spülbecken.

„Du willst also mit mir nach Oxford gehen" sagt Remus.

„Hab ich doch gesagt" sagt Sirius und streicht sein Shirt glatt. „Gibt's da ein Problem?"

„Ich weiß nicht" sagt Remus. „Ich meine, wie hast du dir das vorgestellt?"

„Was ist da so schwer vorstellbar?" sagt Sirius. „Du. Ich. Oxford. Sex."

„Du musst nicht mit mir umziehen, um gelegentlich mit mir Sex zu haben. Wir können apparieren, und ich werde Floo haben, und selbst wenn du mal wieder deine Lizenz abgeben musst und ich die Floo-Rechnungen nicht bezahlen kann, gibt es den Fahrenden Ritter."

„Ein einziges Mal musste ich bisher meine Lizenz abgeben!"

„Jetzt häng dich nicht an der Lizenz auf."

Sirius seufzt und verschränkt die Arme vor der Brust. Sein Blick geht unruhig durch die Küche.

„Na ja" sagt er. „Da ist ja nicht nur der gelegentliche Sex, wegen dem ich apparieren müsste."

„Sondern?"

Sirius macht eine vage Geste.

„Gelegentliches Frühstücken" sagt er. „Gelegentliches Gassigehen. Gelegentliches Aus-der-Zeitung-Vorlesen. Gelegentliches Rumhängen, Öhrchenkraulen, Schwachsinnige-Diskussionen-Führen…"

„Ich führe nie schwachsinnige Diskussionen" sagt Remus. „Nur sehr gehaltvolle."

„Jetzt häng dich nicht an dem Schwachsinn auf" sagt Sirius und schafft ein halbes Grinsen.

„Ja" sagt Remus. „Okay. Ich, ich glaube, ich verstehe den Punkt."

„Es fühlt sich einfach falsch an, die allein nach Oxford gehen zu lassen" sagt Sirius.

„Hast du heute Nachmittag fest gestellt" sagt Remus.

„Besser spät als nie, oder?" sagt Sirius, und Remus erlaubt sich ein Lächeln.

„Wie willst du's machen?" fragt er.

„Hündchenstellung" sagt Sirius, grinst und zupft an seinem Shirt.

„Idiot" sagt Remus. „Willst du die Londoner Wohnung kündigen und dir eine in Oxford suchen?"

„Nö" sagt Sirius. „Ich wohne bei dir, wo sonst."

„Ach so" sagt Remus. „Dir ist klar, dass die neue Wohnung in Oxford nur unwesentlich größer ist als diese hier."

„Natürlich suchen wir uns was Größeres, wenn wir erst dort sind" sagt Sirius.

„Ach so" sagt Remus wieder. „Natürlich. Dir ist aber außerdem klar, dass ich von meinem Doktorandengehalt deinen Hang zum Luxus nicht mit tragen kann, selbst wenn wir die Miete teilen."

„Kein Problem" sagt Sirius. „Ich kann mich einschränken."

Remus sieht Sirius an und zieht in Erwägung, dass alles nur ein blöder Streich ist. Gleich wird er lachen und „Drangekriegt!" rufen und etwas sagen wie „Also wirklich, Moony, du kannst nicht ernsthaft dran glauben, dass ich freiwillig aus London weggehe", und Remus wird sich ein Lächeln ins Gesicht schneiden und bittere Enttäuschung schlucken.

Sirius lacht nicht, und das Schweigen zieht sich, und Remus wird klar, dass er etwas sagen muss.

„Du meinst es ernst" sagt Remus.

„Scharfsinnige Schlussfolgerung, Mister Watson" sagt Sirius.

„Okay" sagt Remus, der tatsächlich keinen Anhaltspunkt dafür hat, dass es Sirius etwas anderes als ernst sein könnte. „Wenn das wirklich so ist, sollten wir vielleicht ein paar Absprachen treffen."

„Was für Absprachen" sagt Sirius. „Willst du, dass ich mitgehe, oder nicht?"

Hinter Remus klopft jemand gegen die Tür und probiert die blockierte Klinke.

„Augenblick!" ruft Remus durch die geschlossene Tür und ist erstaunt, als er sich wieder zu Sirius wendet, etwas wie Angst in den Sternenaugen zu lesen.

„Ich will, dass du mitgehst" sagt er sanft. „Und ich will, dass es funktioniert. Ich habe dort eine Doktorarbeit zu schreiben. Ich kann nicht den ganzen Tag damit verbringen, mich mit dir zu streiten."

„Okay" sagt Sirius. „Lass hören, dann. Was für Absprachen?"

Versuch es mit mir. Mit mir allein. Vergiss Angela, Helen, Jean-Luc, all die anderen, deren Namen ich nicht mal kenne. Lass uns aufhören, so zu tun, als hätten wir einander nichts zu versprechen.

„Mh" sagt Remus. „Also. Keine Überraschungspartys mehr. Du weißt, dass ich die nicht leiden kann."

„Okay" sagt Sirius. „Noch was?"

Remus atmet aus und rutscht auf seinem Stuhl herum. Von draußen rumpelt es gegen die Tür.

„Was zum Teufel macht ihr da drin?" kommt James' Stimme.

„Verzieh dich, Prongs!" sagt Sirius laut. „Sonst werden wir hier nie fertig!"

„Oh, Merlin" sagt James draußen.

„Oh, Merlin" sagt Remus und legt die Stirn in die Hand.

„Keine Partys" sagt Sirius. „Und weiter?"

„Was?" sagt Remus. „Ja. Also. Du, du könntest aufhören, deine Sachen überall herum liegen zu lassen. Du weißt, ich bin kein Ordnungsfanatiker, aber es stört mich doch, wenn man die Türen nicht mehr aufkriegt."

„Okay" sagt Sirius. „Ich versuch's."

„Und" sagt Remus mit steigender Verzweiflung, sieht zu Sirius hinauf, hält seinen Blick nicht aus und sieht angestrengt aus dem Fenster, „gewöhn dir das Rauchen ab, ja? Zumindest in der Wohnung."

„Was machen die da drin?" erklingt Kingsleys tragender Bass auf der anderen Seite der Tür.

„Das willst du nicht wissen, glaub mir" kommt James' Stimme.

„Ich rauche nur, weil du rauchst" sagt Sirius.

„Ich rauche nicht" sagt Remus. „Nur gelegentlich." Nur, weil ich ständig daran denke, was du mit diesen Lippen tun kannst.

„Na gut" sagt Sirius. „Hören wir beide damit auf, okay?"

„Ja" sagt Remus, der immer noch mit sich ringt. „Gut."

„Jetzt habe ich aber auch noch eine" sagt Sirius. „Eine Abmachung für dich."

„Ja?"

„Hör auf, dich mit Thomas zu treffen."

Etwas rutscht Remus den Rücken hinunter wie ein Eiswürfel, der auf seinem Weg einen Schauer hinterlässt.

„Das mit Thomas und mir ist längst vorbei" sagt er vorsichtig.

„Ja" sagt Sirius. „Aber wenn du dich mit ihm triffst, schläfst du mit ihm."

„Woher weißt du das? Ich meine – wie willst du… wie kommst du darauf?"

Sirius stößt sich von der Spüle ab, kommt zu Remus hinüber und geht vor ihm in die Knie.

„Du bist mein Herrchen" sagt er. „Ich rieche es, wenn du mit anderen Hunden Gassi gehst."

Remus schaut hinunter in die blauen Sternenaugen und presst sich die Hände gegen die Wangen, in denen plötzlich ein Feuer glüht.

„Nur ganz selten" sagt er. „Und nur, weil ich nicht nein sagen konnte. Und es hatte auch gar nichts zu bedeuten."

„Quatsch" sagt Sirius und zupft an Remus' Hemd. „Der Sex mit ihm war gut, das hast du selbst gesagt. Es war bequem für dich, diesen Teil eurer Beziehung weiter laufen zu lassen, und er hatte offenbar nichts dagegen."

„Ich wusste nicht, dass du's weißt" sagt Remus unglücklich.

„Ich bin dir nicht böse" sagt Sirius, und tatsächlich ist da keine Spur von Wut, nicht in seiner Stimme und nicht in seinen Augen, und auf eine Art ist das kaum zu ertragen.

„Ich wusste nicht, dass ich es nicht hätte tun sollen" sagt Remus, und seine Stimme verliert sich im Elend. „Ich dachte, ich könnte, weil – da waren ja immer noch Angela, und Jean-Luc, und deine ganzen anderen… Eskapaden – ich wusste nicht, dass wir – dass du…"

„Es gibt schon lange keine Eskapaden mehr" sagt Sirius und legt die Wange an Remus' Knie. „Schon seit Monaten nicht. Seit mir aufgefallen ist, dass es mir gar keinen Spaß macht, wenn du's nicht bist."

„Oh" sagt Remus.

„Guck nur" sagt Sirius und ist plötzlich wieder ganz fröhlich, „du bist ja errötet."

„Ich erröte nicht" sagt Remus. „Ich bin kein Mädchen."

„Doch" sagt Sirius. „Bist du. Errötet, meine ich."

„Es tut mir leid" sagt Remus.

„Vergiss es" sagt Sirius. „Also, was ist? Haben wir einen Deal?"

„Ja" sagt Remus.

„Cool" sagt Sirius, kramt in seiner Jackentasche und fördert eine zerknautschte Zigarettenpackung und ein Feuerzeug zu Tage.

„Wollten wir nicht…?" sagt Remus.

„Ja" sagt Sirius. „In Oxford. Das heißt aber nicht, dass du noch mal mit Thomas schlafen darfst, bevor wir abreisen."

„Klar" sagt Remus.

„Hier" sagt Sirius. „Sind noch zwei drin. Eine für dich, eine für mich."

Remus hat wenig Lust auf eine Zigarette, aber noch weniger Lust, die Tür frei zu geben und Sirius mit dem Rest der Party zu teilen. Sirius zündet sich eine Zigarette an, und Remus betrachtet gebannt, wie seine vollen, süßen Lippen sich um das Filterstück schließen, und wie die kleine Flamme des Feuerzeugs ein flüchtiges Spiel aus Licht und Schatten auf sein Gesicht legt. Automatisch nimmt er die zweite Zigarette zwischen die Lippen und das Feuerzeug aus Sirius' Hand, aber das Rädchen will sich nicht drehen und die Flamme will nicht aufspringen, und seine zittrigen, fahrigen Hände wollen ihm einfach nicht gehorchen.

„Lass mich" sagt Sirius und beugt sich zu Remus hinüber, und umfasst sein Handgelenkt, damit er endlich still hält, und zündet mit seiner eigenen Zigarette die von Remus an.

Erst als Remus die Augen öffnet, bemerkt er, dass er sie geschlossen hatte, und wie dicht Sirius vor ihm ist, mit Sternenaugen und einem wunderbaren Lächeln auf seinen wunderbaren Lippen. Remus atmet tief durch.

„Ich liebe dich auch" sagt Remus.