Titel: Vergangenheit
Genre: Drama
Rating: T
Anmerkung: Spielt zeitlich genau nach Folge 1.16 „Clare de Lune"
Die FanFic war nie als Mehrteiler ausgelegt, hat sich aber dann doch irgendwie ergeben.
Ich vermische einige Erkentnisse aus verschiedenen Staffeln, darüber müsst ihr hinwegsehen...

Disclaimer: Nichts an der Serie "Without a trace" ist mein Gedankengut...


Danny hasste diese Momente. Vor einer Stunde war er hundemüde gewesen. Er hätte alles für Schlaf gegeben und jetzt? Jetzt hatte er seit einer halben Ewigkeit Feierabend und war hellwach. Er hatte die letzten Wochen kaum geschlafen. Seit dem Fall von Clare Metcalf war seine Vergangenheit zurück. Jahrelang hatte er versucht alles zu vergessen, hatte den Unfall seiner Eltern und die damit verbundenen Schuldgefühle tief in seiner Seele vergraben. Doch jetzt? Jetzt waren sie wieder da, mit all ihrer Intensität. Und in jedem Moment, in dem er Ruhe hätte finden können, war die Angst zurück. Die Angst vor dem Moment, in dem er einschlafen würde und den Unfall immer und immer wieder erleben würde.
„Das kann doch nicht wahr sein", Danny lag hellwach auf seinem Bett und starrte die Decke an. Er musste Schlaf finden. Er hielt das langsam aber sicher nicht mehr aus. Das Telefon riss ihn aus seinen Gedanken: Es war Martin.

„Du hast gerade im richtigen Moment angerufen!", sagte Danny, als er sich neben Martin an die Bar gesetzt hatte.
„Das dachte ich mir schon", gab Martin zurück und sah Danny zu, wie dieser einen Doppelten Scotch bestellte. „Was ist los mit dir Danny?"
Danny nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Glas, sah Martin an und zuckte gleichgültig mit den Schultern. Martin hatte keine Ahnung was in ihm vorging. Niemand wusste es. Er hatte den Tod seiner Eltern immer für sich behalten, hatte die Erinnerung verdrängt, ein neues Leben begonnen. Und nun quälte ihn die Erinnerung. Clare Metcalf hatte sie zurückgebracht.
„Mit dir stimmt etwas nicht! Wir sind nicht bescheuert Danny, du siehst aus, als hättest du seit Tagen nicht geschlafen. Du bist unkonzentriert und…"
„Und was? Was willst du von mir Martin? Bist du neuerdings mein Psychiater?" Er wollte nicht so grob zu seinem Freund sein, aber er hatte jahrelang an dieser Mauer gearbeitet, die ihn umgab, und er wollte nicht, dass seine Vergangenheit dieser Mauer Risse zufügte. „Hör zu Martin, es ist alles in Ordnung. Ich finde es wirklich reizend, dass ihr euch Sorgen um mich macht, aber es ist alles in Ordnung." Er nahm den letzten Schluck aus seinem Glas und stand auf: „Ich gehe jetzt nach hause. Wir sehen uns morgen."
Danny trat auf die Straße. Er merkte jetzt wieder wie müde er eigentlich war. Er musste nach hause.
„Danny!" Martin war kurz nach ihm auf die Straße getreten. Danny drehte sich um, sah Martin an. „Es ist der Fall von Clare Matcalf, oder?" Danny schaute nach oben, schwieg, starrte in die Nacht. „Ich weiß nicht warum dich dieser Fall so mitnimmt, aber du musst ihn loslassen. Es ist fast zwei Wochen her. Vergiss es, was auch immer dort vorgefallen ist, vergiss es." Danny drehte sich wieder um.
„Es ist nicht zwei Wochen her Martin, es ist Jahre her und ich habe versucht alles zu vergessen, habe gekonnt alles verdrängt und als ich Clare dort stehen sah, sah ich mich und ich wusste genau wie sie sich fühlte und mir wurde schlagartig wieder bewusst, dass ich nie versucht habe damit klar zu kommen." Seine Mauer hatte den ersten Riss bekommen.
Martin sah Danny verwirrt an: „Wovon redest du?"
„Wovon ich rede Martin? Du willst nicht wissen wovon ich rede."
„Glaubst ich wäre hier, wenn ich es nicht wissen wollte?", gab Martin zurück.
„Es ist nicht wichtig, OK? Es ist meine Sache, ich muss damit klar kommen, sonst niemand, OK?" Er tat alles um die Mauer nicht einstürzen zu lassen. „Gute Nacht!" Danny wandte sich ab und verließ ohne ein weiteres Wort den zurückbleibenden Martin.

Eine Stunde später lag Danny wieder auf seinem Bett, starrte die Decke an und wartetet darauf irgendwann Schlaf zu finden. Er hoffte, dass es ein traumloser Schlaf sein würde. Er hoffte, dass er nicht schon wieder den Unfall erleben würde, wie er es seit dem letzten Aufeinandertreffen mit Clare Nacht für Nacht getan hatte.

Am nächsten Morgen erschien Danny zu spät zur Arbeit. Er hatte die ganze verdammte Nacht Wachgelegen und war erst gegen 05 Uhr morgens eingenickt. Er durchlebte den Unfall wieder, als er erwachte und auf die Uhr blickte stellte er fest, dass er verschlafen hatte. Als er endlich ins Büro kam wartete Jack bereits auf ihn.
„Danny, kann ich mir dir sprechen?" Danny nickte und folgte Jack in sein Büro. Er hatte ein ungutes Gefühl.
„Martin hat mir gesagt, dass du Probleme hast."
„Er hat was?"
Jack sah Danny durchdringend an: „Was ist los Danny?" Danny wurde wütend. Auf Martin, auf Jack, auf alle, die ihm diese Frage bereits gestellt hatten. Er schwieg.
„OK Danny. Du wirst 2 Wochen nicht arbeiten und du wirst dir darüber klar werden, was mit dir los ist und deine Probleme in den Griff bekommen!"
„Das kann doch nicht dein Ernst sein! Du suspendierst mich?"
„Ich würde es eher einen vorgezogenen Urlaub nennen."
„Danke Jack, vielen, vielen Dank!" Danny stürmte aus dem Büro. An den Aufzügen begegnete ihm Martin: „Dir auch vielen Dank!" Er ließ Martin stehen und stieg in den Aufzug…