Disclaimer:
Ähm... ja, was soll ich dazu sagen? Remus und Tonks gehören mir... bedauerlicherweise nicht. Genau wie alle anderen bekannten Personen, Schauplätze und so weiter.
Inhaltsangabe:
Zwölf Jahre nach dem sechsten Teil herrscht immer noch Krieg in der Zaubererwelt, der Orden des Phönix ist zerschlagen, und Harry auf der Suche nach den Horkruxen verschwunden. Das Ministerium hat nur scheinbar die Kontrolle, kann tatsächlich aber kaum mehr leisten, als das Geheimhaltungsabkommen aufrecht zu erhalten. Mord, Verschleppung und Angriffe auf belebte Plätze sind traurige Realität.
All das interessiert Hecktor nur wenig, als er mit seinen Eltern in das abgelegene Haus mitten im Muggelgebiet zieht. Er will nur Anschluss finden, an eine Welt, die nicht ganz die Seine ist und vielleicht einen Freund, den es nicht stört, dass er ein bisschen anders ist.
Da ich vor Erscheinen des siebten Bandes begonnen habe, wird dieser ignoriert. Also jede Menge Leute leben noch und Tonks und Lupins Sohn heißt Hecktor und nicht Teddy.
Und so albern das ist:
Ich widme diese Geschichte meiner Schwester Ralf, weil ich es versprochen habe.
1. Kapitel
Das Haus stand auf einer Anhöhe außerhalb des Städtchens. Dunkel hob es sich vom bewölkten Himmel des viel zu kalten Juninachmittags ab. Obwohl das weite Gelände ungepflegt wirkte und im Kies der breiten Auffahrt das ein oder andere Unkraut seine welken Blätter in den Himmel reckte, war doch zu sehen, dass das Haus einmal reichen Leuten gehört haben musste und möglicherweise auch noch gehörte.
Es hatte viele Anbauten und Erker, wodurch die Größe des Wohnraums nur schwer zu schätzen war, und war von außen komplett mit dunklem Holz verkleidet. Das Gebäude war mehr eine Villa, als ein gewöhnliches Wohnhaus und hatte in seinen besseren Tagen sicher herrschaftlich ausgesehen, wirkte aber in Anbetracht des kleinen Städtchens am Fuße des Hügels, das vor Leben pulsierte, alt und tot, obwohl an den Gardinen hinter den Fenstern zu erkennen war, dass es bewohnt wurde. Es erinnerte an ein hässliches Kind, das von den anderen ausgeschlossen wurde und nun einsam auf den Hügel sein Dasein fristete.
Trotzdem hatte es einen Teil seines Glanzes aus vergangen Zeiten bewahrt und wirkte immer noch ehrwürdig. Die Glasfront, die auf die holzgetäfelte Veranda hinausging, erinnerte an vergangene Gartenpartys, die stattgefunden haben mochten und das weitläufige Gelände lud zum Schlendern ein.
Die ehemaligen Blumenbeete, die sich hinter dem Haus erstreckten, wurden zwar nicht mehr gepflegt, erstrahlten aber in der wilden Schönheit der Natur. Die Veranda und die Eingangstür besaßen beide von Säulen gestützte Flachdächer, die wie alle andern Dächer des Hauses mit Schiefer gedeckt waren. Eine Ausnahme bildete das Hauptdach, das, wie die Reflektionen der trüben Sonne zeigten, die gelegentlich zwischen den Wolken hervorschimmerte, vollständig verglast war.
Dies war nicht die einzige Modernisierung, die sich erspähen ließ. Ein geübter Beobachter konnte die Satellitenschüssel, die geschickt im Schatten des hervorstehenden Schornsteins montiert war, erkennen und in den schmalen hohen Fenstern, die durch Holzstreben in kleine Vierecke unterteilt wurden, befanden sich Doppelglasscheiben. Ein schiefes Holzschild neben dem Gartentor, verkündete "Haus der Ängste".
Hecktor stand vor der hohen weiß gekalkten Mauer, die das Gelände umgab und musterte das Haus mit ängstlicher Neugier.
"Ich weiß nicht, liegt ein bisschen einsam, findet ihr nicht?", fragte seine Mutter unsicher.
"Einsam heißt nicht unbedingt schlecht", erwiderte sein Vater.
"Aber wenn ich mir vorstelle, dass Hecktor von hier aus ganz alleine in die Schule gehen muss, und das im Winter auch noch im Dunkeln, falls es in dem Kaff da unten überhaupt eine Schule gibt…"
Hecktor, der sich keine Gedanken darüber machte, wie er in die Schule kommen würde, falls sie hier herziehen würden, betrachtete gedankenverloren das Gartentor, das zwar farblich und stilistisch zu den geschwärzten Metallspitzen auf der Mauer passte, aber unverkennbar aus Edelstahl bestand und auf beiden Seiten mit einer kleinen Tastatur versehen war.
Sie waren etwas zu früh für den Besichtigungstermin gewesen und hatten die Zeit genutzt um das Gelände herum zuwandern. Es war groß genug, um sich nach Herzenslust auszutoben, das wusste Hecktor nun und wäre nahtlos in die dahinter liegenden Felder übergegangen, wenn die Mauer nicht gewesen wäre, die zwar nicht überall in so gutem Zustand war wie an der vorderen Front, sich aber doch unüberwindlich um das ganze Gelände zog.
Hecktor beschloss das Gespräch seiner Eltern in interessantere Bahnen zu lenken. "Mum, warum hast du heute schwarze Haare? Mit pinken siehst du viel fröhlicher aus."
Seine Mutter lächelte. "Sie sind nicht schwarz, sondern dunkelbraun." Sie konzentrierte sich einen Moment. "So jetzt sind sie schwarz. Und sonst sind sie nicht pink, sondern rosa. Das ist ein Unterschied"
"Du weichst dem Jungen aus", warf Remus in gespielt tadelndem Ton ein.
"Hecktor Schatz, wir wollen doch einen guten Eindruck auf die Muggel machen und rosa Haare mögen Manche von ihnen nicht besonders." Aber Hecktor hatte kein Interesse an Vorträgen darüber, wie man Muggel am besten von etwas überzeugte, er mochte es, wenn seine Mutter ihr Aussehen veränderte. "Mach mal meine Lieblingsnase", verlangte er.
"Deine Lieblingsnase, mal sehen..." Tonks runzelte konzentriert die Stirn und ihre Nase begann sofort länger zu werden und sich nach oben zu wölben, die Nasenflügel blähten sich…
"Da kommt ein Muggel!", zischte Remus warnend.
Während seine Mutter die Hände vor ihr Gesicht schlug, bis dieses sich normalisiert hatte, betrachtete Hecktor die sich vom Haus aus nähernde Muggelfrau, die ihm den Spaß verdorben hatte.
Sie war klein und zierlich und wirkte auf unbestimmte Weise verlebt, wodurch sich ihr Alter nur schwer schätzen ließ. Ihr Haar hatte einen stumpfen Braunton und hatte sich teilweise aus dem hastig geschlungenen Knoten gelöst und umrandete in dünnen Strähnen ihr Gesicht. Den Ausdruck auf ihrem Gesicht konnte er nicht deuten, aber Tonks, die ihn fast täglich bei ihrer Arbeit sah, wusste was er bedeutete: Angst.
"Sie sind hier, um die Wohnung zu besichtigen?" Der Blick, den sie ihnen durch das Tor hindurch zuwarf wirkte unsicher, als sie mit einer Hand eine Zahlenkombination in die Tastatur tippte. Erst als sie sie hastig durch das Tor gewinkt und es hinter ihnen geschlossen hatte, wirkte ihr Lächeln aufrichtiger, als wäre die Gefahr, dass etwas Unheimliches mit ihnen das Gelände betrat, gebannt.
Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und reichte ihnen danach die Hand. "Vanessa Redgreave", stellte sie sich vor. "Ich zeige Ihnen jetzt das Haus, und wenn Sie wollen, später auch das Gelände."
"Was ist das für ein Haus?", fragte Hecktor und zeigte auf ein kleines herunter gekommenes Häuschen, das direkt im Schatten der Mauer stand, sodass man es von außen nicht hatte sehen können. "Das alte Pförtnerhäuschen. Es wird aber im Moment nicht benutzt", erklärte Vanessa und begann vor ihnen die Auffahrt hochzugehen.
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Tonks entdeckte das Mädchen, das auf den weißen Plastikmöbeln auf der Veranda saß und etwas schrieb oder malte, als Erste. Sie gab Hecktor einen Stups. "Willst du nicht schon mal vorlaufen und das Mädchen fragen, ob sie nicht mit dir spielen will? Bei der Besichtigung langweilst du dich doch nur."
Hecktor hielt sich an ihrer Hand fest, obwohl er für dieses Verhalten eigentlich zu alt war, und machte keinerlei Anstalten dem Vorschlag seiner Mutter zu folgen. "Ich will lieber bei dir bleiben", nuschelte er, obwohl er wusste, dass sie unerbittlich sein konnte, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.
"Na komm schon, sei nicht so schüchtern", sagte Tonks jetzt schon etwas fordernder. "Sie wird dich bestimmt nicht beißen."
"Dad?"
"Ich mische mich nicht ein", erklärte Remus und lächelte seinen Sohn aufmunternd an.
Zögernd ging Hecktor ein paar Schritte vor, in der Hoffnung sie würden ihn doch noch zurückrufen. Als dies nicht geschah beschleunigte er seine Schritte und trabte an Vanessa vorbei zur Veranda des Hauses.
Tonks sah ihrem Sohn mit leicht gerunzelter Stirn nach. "In letzter Zeit hängt er wie eine Klette an mir."
Remus lächelte. "Was erwartest du. Du warst fast ein halbes Jahr weg und seit du wieder da bist, spiele ich nur noch die zweite Geige. Er ist eben froh, seine Mutter wieder zu sehen, da würde er dich am liebsten die ganze Zeit bei sich haben. Geht mir genauso", fügte er hinzu und legte ihr den Arm um die Schulter. "Ich würde dich am liebsten die ganze Zeit im Arm halten und nie wieder loslassen", flüsterte er ihr ins Ohr.
"Ich hab's verstanden, ihr habt mich vermisst", erwiderte Tonks und küsste ihn auf die Wange, nachdem sie mit einem raschen Blick festgestellt hatte, dass Vanessa, die ein paar Schritte vor ihnen ging, nichts davon mitbekam.
"Du bist nicht mehr bei der verdeckten Ermittlung, es macht nichts, wenn sie uns sieht", kommentierte Remus ihr Verhalten neckend.
Tonks legte ihm einen Arm um die Hüfte und meinte: "Du hast keine Ahnung. Weißt du, was das für ein Stress ist, wenn man dauernd Angst haben muss, dass man auffliegt? Die gehen ja nicht gerade zimperlich mit den Leuten um. Und das nur um nach sieben Monaten eine Hand voll neuer Namen zu haben, von denen man keinem Einzigen nachweisen kann, dass er ein Todesser ist. Furchtbar. Glaubst du, ich bin zu streng mit dem Jungen?"
Es dauerte einen Moment, bis Remus sich auf den plötzlichen Themenwechsel eingestellt hatte. "Nein. Er hat zwar seit einiger Zeit Probleme mit den Kindern in seiner Klasse, aber er muss lernen einen neuen Anfang zu machen."
"Davon weiß ich ja gar nichts."
Remus lächelte traurig. "Ich wollte, dass wir ein paar ungetrübte Tage haben, bevor ich dich mit allen möglichen Problemen überfalle. Das haben wir uns verdient, findest du nicht? In ein paar Wochen sind Sommerferien und nach dem Umzug hat sich die Sache sowieso erledigt. Und außerdem..."
"Ich weiß, ich war nicht in der Verfassung zu reden. Weißt du was: Verdeckte Ermittlung ist doch nicht so schlecht, man vergisst alle Probleme, die man zu Hause hatte", erwiderte Tonks seufzend.
Sie kannte das Gerede der Nachbarn, das sie über die Flure verfolgte, wenn diesen wieder etwas vermeintlich Merkwürdiges aufgefallen war: eine Eule, die die Post brachte, das Flackern des smaragdgrünen Kaminfeuers, das sich auch im Sommer manchmal in den Fensterscheiben spiegelte, oder wenn das Licht brannte, obwohl im ganzen Viertel der Strom ausgefallen war.
Es waren diese Kleinigkeiten, die zeigten, dass man anders war, auch wenn man sich noch so große Mühe gab, normal zu wirken. Die Kleinigkeiten an die keiner von ihnen gedacht hatte, als sie beschlossen in ein Muggelwohngebiet zu ziehen, weil es dort sicherer war. Die Kleinigkeiten, die das ständige Getuschel und die misstrauischen Blicke zur Folge hatten, die jeden über die Zeit mürbe machten und den Mut verlieren ließen.
Obwohl man es an nichts Bestimmten festmachen konnte, keine Bemerkung war richtig unhöflich, kein Blick wirklich verletzend, so bildeten sich doch diffuse Ängste davor, den Nachbarn, dem Bäcker, der Kassiererin im Supermarkt zu begegnen und aufs Neue mit einer Welle schweigender Abneigung konfrontiert zu werden. Sie war einfach zu lange weg gewesen, wie hatte sie das nur vergessen können?
Sie ohrfeigte sich innerlich selbst dafür, dass sie nicht daran gedacht hatte, dass es Hecktor ähnlich ergehen musste, sie hatten beide nicht daran gedacht, hatten geglaubt, dass es ihm leichter fallen würde, da er unter Muggeln aufgewachsen war, dass er keine Probleme haben würde und nicht das ständige Gefühl anders, anormal zu sein. Er hatte nie etwas von Problemen in der Schule oder Streit mit anderen Kindern erzählt.
"Es ist die Wohnung im zweiten Stock", erklärte Vanessa, die die ganze Zeit schweigend ein Stück vor ihnen hergegangen war, als sie in der Haustür angelangten.
Tonks beschloss ihre düsteren Gedanken zu verschieben und sich nun auf die Besichtigung zu konzentrieren, obwohl ihr das Haus ohnehin nicht sonderlich gefiel. Zögernd folgte sie Vanessa und Remus die Treppe hinauf.
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Hecktor lehnte sich an einen der Verandapfosten und wartete auf irgendeine Reaktion des Mädchens. Sie war klein und zierlich wie ihre Mutter und schien etwas jünger als er zu sein. Alles in allem schien sie nur aus einem Schopf ungekämmter lockiger brauner Haare zu bestehen, so dicht hatte sie, offensichtlich in der Bemühung seine Anwesenheit zu ignorieren, den Kopf über das Heft gebeugt, in dem sie schrieb.
Hecktor wusste nicht wie er darauf reagieren sollte, dass sie seine Anwesenheit krampfhaft ignorierte. Früher hatte er kaum Probleme gehabt mit anderen Kindern ins Gespräch zu kommen und war trotz gelegentlicher Neckereien gut zu Recht gekommen.
Zwar hatte er nie richtige Freunde gefunden, was zum Teil an seiner mangelnden Kenntnis der Muggelwelt lag, zum anderen am strickten Verbot andere Kinder nach Hause einzuladen. Er konnte zwar nachvollziehen, dass es schwierig wäre ein Muggelkind mitzubringen, ohne dass es bemerkte, dass sich bei ihnen zu Hause die Bilder bewegten, aber dies war immer eine Hemmschwelle dafür gewesen, dass sich eine Beziehung über eine Pausenfreundschaft hinaus vertieft hatte.
Außerdem war er zwar mit der Technik der Muggel aufgewachsen, aber zu Hause hatten sie immer Magie benutzt, was dazu führte, dass er zwar wusste wie ein Wasserwerk funktionierte (das hatten sie in der Schule gelernt), aber nicht in der Lage war ein Telefon zu benutzen.
Aber dann war zum letzten Halbjahr ein neuer Junge in die Klasse gekommen und alles hatte sich verändert. Der neue Junge war anders als die anderen Kinder, angeberisch und arrogant, er hatte eine unangenehme Art auf Andere herunterzusehen und es fiel ihm leicht Menschen auf seine Seite zu ziehen. Der Junge brachte Karten mit, so ähnlich wie Schokofroschkarten, die man sammeln und tauschen konnte, und wenn man genügend besaß, konnte man ein Spiel damit spielen.
Es dauerte nicht lange und fast alle Kinder hatten diese Karten, außer Hecktor natürlich, der weder wusste, wo man sie kaufen konnte, noch Interesse daran hatte. Die Beziehung zu seinen Klassenkammeraden hatte bisher Unkenntnis über sämtliche Fernsehserien und Computerspiele, Unwissen über einfachste technische Geräte und das Besuchsverbot ausgehalten, aber an ein paar Sammelkarten zerbrach sie.
Hatten sich die Kinder zuvor keine Gedanken über seine Unwissenheit gemacht, hatten gedacht, seine Eltern wären besonders streng oder "Alternativ" wie seine Lehrerin, sein für Muggel manchmal merkwürdiges Verhalten erklärt hatte, so stellte der neue Junge diesen Unterschied in den Mittelpunkt und ließ ihn zum Keil zwischen Hecktor und dem Rest der Klasse werden.
Wahrscheinlich wäre es früher oder später ohnehin soweit gekommen, immerhin wurden sie immer älter und Marken und Serien gewannen zunehmend an Bedeutung. Hecktor wollte dem Neuen nicht die ganze Schuld geben, aber er war Derjenige gewesen, der zum ersten Mal handgreiflich geworden war.
Hecktor vertrieb die düsteren Gedanken aus seinem Kopf und beschloss, noch einen letzten Versuch, die Aufmerksamkeit des Mädchens auf sich zu ziehen, bevor er zu seinen Eltern zurückging. Es sollte hinterher nicht heißen, dass er es nicht versucht hätte.
Er räusperte sich. "Hallo?"
Erschrocken hob das Mädchen den Kopf und blickte ihn aus rehbraunen Augen überrascht an. "Entschuldige, ich dachte du bist Mark."
"Wer ist Mark?", fragte Hecktor verdutzt.
"Mein Halbbruder. Es ist das Beste ihm aus dem Weg zu gehen, und wenn es sich nicht vermeiden lässt, einfach zu tun als ob er nicht da wäre, das klappt meistens. Kleine Kinder kann er sowieso nicht leiden", erklärte sie.
"Ich bin aber kein kleines Kind mehr."
"Das kommt immer auf die Sichtweise des Betrachters an", erwiderte sie altklug. "Ich bin Silvia und du?"
"Hecktor", stellte Hecktor sich vor.
"Das ist ein schöner Name. Es ist ein Name für einen Drachen findest du nicht? Aber keinen grässlichen, rachsüchtigen, der nach jedem Feuer spuckt, sondern einem freundlichen, der mutig ist und sprechen kann."
Hecktor wusste nicht genau, wie er darauf antworten sollte. Zum Einen gab es keine sprechenden Drachen, zum Anderen glaubten Muggel normalerweise weder an sprechende, noch an richtige Drachen. Durfte man mit einem Muggel überhaupt über Drachen sprechen, oder verstieß das gegen das Geheimhaltungsabkommen? Seine Mutter war, was das betraf, sehr pingelig, wohl weil sie beruflich mit den Folgen des Nicht-Einhaltens zu tun hatte.
Nichtsdestotrotz fand Hecktor das Mädchen bis jetzt ganz nett, wenn auch ein wenig merkwürdig. Sie war der erste Muggel, der ihm begegnete, der älter als fünf war und trotzdem von Drachen sprach, als würde man ihnen täglich auf der Straße begegnen.
Zwar spielten die Kinder in seiner Klasse manchmal noch Spiele, in denen Fabeltiere, wie die Muggel sie nannten, vorkamen, aber es war immer klar, dass sie in Wirklichkeit nicht existierten. Hecktor beschloss Silvia fürs Erste zu mögen, auch wenn es ihn wurmte, dass sie ihn als kleines Kind bezeichnet hatte, obwohl sie wahrscheinlich jünger war.
Silvia hatte ihn eine Weile angesehen, sich aber, als er nicht reagierte, wieder ihrem Heft zugewandt. Sie war Linkshänderin und ihre Schrift hatte etwas krakeliges, wie bei einem Jungen, was sie gleich ein wenig sympathischer machte.
"Hausaufgaben", erklärte sie. "Wir hatten ein Gedicht, in dem es um Raben und Tauben ging. Die Raben haben sich immer gestritten, aber, wenn es was zu fressen gab, dann haben sie sich vertragen. Und bei den Tauben war es genau umgekehrt, die haben sich gestritten, sobald man sie gefüttert hat. Wir sollten schreiben wie sich das Verhalten der Raben und Tauben untereinander unterscheidet, und wie es sich vom Verhalten der Menschen unterscheidet."
"So schwere Sachen macht ihr?", stellte Hecktor erschrocken bei dem Gedanken daran fest, dass er vielleicht bald dieselbe Schule besuchten würde.
"So schwer ist das gar nicht", erklärte Silvia "Unser Lehrer hat uns in der Stunde alles schon vorgesagt. Wir sollen schreiben, dass sich die Raben und die Tauben bei verschiedenen Dingen streiten, aber sie streiten sich. Die Menschen streiten sich nicht, sondern suchen für alles eine friedliche Lösung, weil sie so zilivi - zivilisiert sind. Keine Ahnung, wie man das schreibt."
"Was hast du denn geschrieben?", fragte Hecktor interessiert.
"Moment", Silvia schrieb noch schnell den Satz fertig, räusperte sich und las vor:
"Also: Tauben und Raben streiten sich bei verschiedenen Anlässen, aber bei Beiden gehört es zum normalen Umgang. Die Raben streiten sich immer, aber wenn es ums Fressen geht vertragen sie sich. Das zeigt, dass sie es eigentlich gar nicht so meinen, weil sie friedlich sind, wenn es um etwas Wichtiges, wie das Essen, geht. Die Tauben turteln die ganze Zeit rum, aber beim Essen kämpft jeder für sich.
Menschen streiten sich nicht um Essen, sondern versuchen ihre Konflikte mit friedlichen Mitteln zu lösen und sie streiten sich nicht im normalen Umgang, weil es da Anstand und Höflichkeit gibt. Menschen sind nämlich zivilisiert. Das bedeutet, dass man sich zu Gruppen zusammenschließt und die haben ihre Regeln, damit man friedlich untereinander leben kann und wer sich nicht an die Regeln hält oder anders ist, darf nicht mitmachen.
Ich finde es richtig, dass man ausgeschlossen wird, wenn man sich nicht an die Regeln hält, aber ich finde es gemein, dass jemand, der sich an alle Regeln hält und mitmachen will, ausgeschlossen wird, nur weil er Anders ist, obwohl er Keinem was tut. Es ist gemein mit dem Finger auf Einen zeigen und sagen 'Der ist anders, den wollen wir nicht'. Weil in Wirklichkeit keiner ganz normal ist.
Aber einer muss das dann ausbaden, nur weil er ein bisschen mehr anders ist, als die Anderen. Bei den Tieren gibt es so was nicht, weil ich habe noch nie gesehen, dass sich neun Vögel zusammen tun und sich auf den Zehnten stürzen und ihn verhauen."
Sie machte eine Pause und sah Hecktor erwartungsvoll an. "Ist noch nicht fertig."
Hecktor dachte an den neuen Jungen, daran, dass die anderen Kinder nicht mehr mit ihm spielen wollten, weil er keine Muggelkarten sammelte, an die Nachbarn, die hinter seinem Vater hertuschelten, weil er zu Hause blieb, während seine Mutter arbeitete, die Kassiererin, die immer schon die Augen verdrehte, wenn sie einkauften, weil er mit dem Muggelgeld immer noch Probleme hatte und etwas länger brauchte.
"Vögel interessieren sich nicht dafür, wenn man anders ist. Da kümmert sich jeder um seinen eigenen Kram, und verbringt nicht die ganze Zeit damit, über Andere herzuziehen."
Silvia sah ihn einen Moment überrascht an. "Darf ich das schreiben?"
Hecktor nickte energisch und diktierte: "Vögel streiten sich vielleicht manchmal, aber sie behaupten wenigstens nicht, dass sie was Besonderes sind und immer nett zu allen, obwohl das nicht stimmt. Nur weil man sich, wenn man ausgeschlossen wird nicht wehren kann. Außerdem fühlt man sich viel schlimmer, wenn man ausgeschlossen wird, weil, wenn man sich streitet, kann man sich immer noch hinterher vertragen, aber wenn man von allen ausgeschlossen wird, ist man ganz allein."
"Am gemeinsten ist, dass man auch noch die Schuld kriegt und gesagt wird, dass man anormal ist oder ein schlechter Umgang, oder gefährlich, oder dass man nicht zur Gruppe passt. Dann heißt es 'Ändere dich und du hast keine Probleme mehr', dabei hat man eigentlich von Anfang an keine Chance, egal, wie sehr man sich bemüht. Selbst wenn man alles besser und genauer macht, als die Anderen, wird man nicht gemocht und am Ende ist man auch noch selbst schuld."
"Wenn jemand wirklich gefährlich oder böse ist, ist das was anderes, aber da muss man unterscheiden, wenn man sich schon für so oberzilivisiert hält", fügte Hecktor hinzu.
Während Hecktor und Silvia zusammen einen feurigen Aufsatz schrieben, der sich immer weiter vom eigentlichen Thema entfernte, besichtigten Tonks und Remus die Wohnung, die um einiges heller und freundlicher war, als das Äußere des Hauses vermuten ließ. Die leeren Zimmer waren sauber und ordentlich und es gab keine Kleinigkeiten, die in den Einbauregalen oder auf den Fensterbänken vergessen worden waren. Die ganze Wohnung schien bereits voller Vorfreude auf den neuen Besitzer zu warten.
Sie war nicht nur viel größer als die, in der sie jetzt wohnten, sondern machte auch einen weitaus edleren Eindruck. Mehrere der Zimmer hatten vorstehende Erker und es gab ein Bad, das einen Durchgang zwischen zwei Schlafzimmern bildete. Das Gästezimmer hatte ebenfalls ein eigenes Bad und das geräumige Wohnzimmer einen mit Stuck geschmückten Kamin. "Wie schön", flüsterte Tonks Remus überwältigt zu, als sie das sorgfältig gearbeitete Relief im Kamin betrachtete, das einen Hirsch mit gewaltigem Geweih zeigte, der auf einer leichten Erhöhung vor einem weiten Mischwald thronte.
Sie wich dem einzigen Möbelstück, einem Stuhl aus, der aus unerfindlichen Gründen mitten im Raum stand, und ging zum Fenster, um die Aussicht auf das Gelände und die dahinter liegenden Felder zu genießen. Remus stellte sich hinter sie, das Kinn auf ihre Schulter gelehnt, während Vanessa sich an den Türpfosten lehnte und ihren Gästen Zeit gab die ersten Eindrücke auszutauschen.
"Das Haus an sich finde ich furchtbar, aber die Wohnung hier ist toll", sagte Tonks und betrachtete Remus' Spiegelbild in der Scheibe. "Die Wohnung hat einen Kamin und ist ziemlich groß", stellte Remus betont sachlich fest, er wusste, was sie eigentlich interessierte.
"Es ist einsam gelegen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das genau der richtige Ort ist, für jemanden, der ein bisschen anders ist. Das hier ist ein besonderes Haus."
"Ich finde es ein bisschen unheimlich. Ich meine warum nennt jemand sein Haus 'Haus der Ängste'?"
Remus musste unwillkürlich grinsen, "Warum fragst du nicht einfach?" Er gab ihr einen Kuss, fast, als wolle er sich für längere Zeit verabschieden, obwohl er nur zu Vanessa an die Tür ging, um sie nach der Höhe der Miete zu fragen.
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"Am besten ist, alle Leute, die ausgeschlossen werden, tun sich zusammen und machen es besser. Dann können sich die Anderen ruhig gegenseitig fertig machen", beendete Silvia gerade ihren Aufsatz.
"Wir verstehen uns", erklärte Hecktor strahlend. Er hatte sich nie zuvor Gedanken darüber gemacht, dass es auch andere Kinder gab, die sich ausgeschlossen fühlten. Die Zaubererfamilien mit Kindern, die sie kannten, lebten alle in der Nähe von anderen Zauberern mit denen sie sich austauschen konnten und auf die Idee, dass es Muggel gab, die ein ähnliches Problem hatten, war er gar nicht gekommen. Ohne, dass er es an etwas Bestimmtem fest machen konnte, hatte ein Schulaufsatz zwischen ihm und Silvia eine engere Beziehung entstehen lassen, als er sie jemals zu einem anderen Kind gehabt hatte.
Obwohl sie sich erst seit gut zwei Stunden kannten, waren sie schon fast Freunde. Bis er sich dessen allerdings sicher war, wollte Hecktor noch eine Sache ausprobieren. Als er die Frage in der zweiten Klasse in der Schule gestellt hatte, hatten die anderen Kinder gelacht und die Lehrerin geglaubt, er mach einen dummen Witz. Seitdem hatte er von niemandem eine befriedigende Antwort auf die Frage bekommen. "Was ist ein Fernseher?"
"Das ist ein großer Kasten auf dem man auf einer Seite bewegliche Bilder sehen kann, die einem eine Geschichte erzählen oder sagen, was in der Welt passiert ist", sagte Silvia, ohne in irgendeiner Weise zu erkennen zu geben, dass sie die Frage seltsam oder unberechtigt fand. "Ich kann dir später mal einen zeigen, wenn wir uns mal wieder sehen. Deine Eltern dürften jetzt mit der Besichtigung durch sein."
"Schade", seufzte Hecktor, bei dem Gedanken sich von Silvia zu trennen, jetzt, da er glaubte endlich jemanden gefunden zu haben, mit dem er mehr teilen konnte, als ein paar Pausen auf dem Schulhof.
Silvia schien etwas Ähnliches zu denken, denn sie schob ihm das Löschblatt und ihren Stift hin. "Wenn du mir deine Adresse aufschreibst, dann schicke ich dir einen Brief. Voller Name, Straße, Hausnummer, Postleitzahl, Stadt, Etage, falls es eine Wohnung ist", ergänzte sie, als sie Hecktors ratlosen Blick bemerkte.
"Die Postzahl kenne ich nicht", sagte Hecktor, als er den Stift nahm, um die anderen Dinge aufzuschreiben.
"Macht nichts", erklärte Silvia selbstsicher, "finde ich raus, wenn ich den Rest kenne."
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Tonks wandte sich vom Fenster ab und ging zu Remus und Vanessa zurück. Auf halbem Weg stieß sie gegen den Stuhl, der laut scheppernd zu Boden fiel, woraufhin sich die Beiden zu ihr umdrehten. Toll, dachte Tonks, als sie mit rotem Kopf den Stuhl wieder aufhob. In der ganzen Wohnung steht nur ein einziges, verdammtes Möbelstück und ausgerechnet das muss ich umrennen.
Als sie mit ihrer Hand über die Stuhllehne fuhr, bemerkte sie, dass jemand etwas in die Lehne eingeritzt hatte: Kummersessel. Sorgfältig stellte sie den Stuhl an seinen alten Platz zurück und ging zu den Anderen.
"Der Stuhl kommt natürlich weg, wenn Sie die Wohnung mieten", stellte Vanessa mit teilnahmsloser Miene fest.
"Wem gehört er?", wollte Tonks wissen, die sich fragte, was die Inschrift auf der Lehne zu bedeuten hatte.
"Hier läuft irgendwo ein kleines Mädchen rum, dem gehört der Stuhl", erwiderte Vanessa.
Tonks stutzte für einen Moment, denn sie hatte vermutet, das Mädchens sei Vanessas Tochter. Andererseits war das Haus in insgesamt drei Wohnungen unterteilt, sodass sie auch zu einer weiteren Familie gehören konnte, die hier lebte.
"Und warum heißt das Haus 'Haus der Ängste'?" fragte sie weiter. Vanessa zuckte teilnahmslos mit den Schultern und bevor Tonks noch einmal nachfragen konnte, kam Hecktor, dicht gefolgt von Silvia herein.
"Hallo, ich bin Silvia", stellte sie sich artig vor. "Wir wollten nur sehen, wie weit Sie mit der Besichtigung sind."
"Eigentlich sind wir soweit fertig", sagte Tonks.
"Wenn niemand was dagegen hat, kann ich Sie zum Tor bringen", schlug Silvia vor und wandte sich dann direkt an Vanessa. "Dann könntest du gleich wieder hoch in dein Atelier gehen."
"Dann auf Wiedersehen", verabschiedete sich Vanessa, schüttelte Remus und Tonks flüchtig die Hand und war im Handumdrehen die Treppe zum Dachboden hoch gerauscht.
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"Sie hat im Moment viel zu tun", versuchte Silvia Vanessas fast schon unhöfliches Verhalten zu erklären.
„Ein bisschen merkwürdig die Frau, meinst du nicht?", flüsterte Tonks Remus zu, als sie die Treppe heruntergingen.
„Umso besser, dann wird es ihr nichts ausmachen, wenn wir auch ein bisschen merkwürdig sind."
„Schon möglich", erwiderte Tonks achselzuckend und wandte sich dann an Silvia. "Sag mal Silvia, warum heißt dieses Haus 'Haus der Ängste'?", fragte Tonks freundlich.
"Weil alle die hier wohnen, Angst haben", erklärte Silvia.
"Das Haus macht den Leuten Angst?"
"Nein, das hat nichts mit dem Haus zu tun. Unter dem Schild gibt einen Holzkasten, in den wirft man Zettel, auf die man seine Ängste schreibt, dann bleiben sie draußen und kommen nicht ins Haus, und weil man all seine Ängste vor dem Haus abladen kann, heißt es 'Haus der Ängste' ", stellte Silvia richtig.
"Und was passiert mit den Ängsten?"
"Die bleiben im Kasten vor dem Haus und man hat einfach keine Angst mehr, wenn man wieder im Haus ist. Und wenn der Kasten voll ist, werden die Ängste verbrannt, dann sind sie für immer weg", beantwortete Silvia die Frage.
Es wunderte sie etwas, dass ihr Gegenüber ihre Ausführungen für bare Münze zu nehmen schien. Die meisten Erwachsenen nahmen einen nicht ernst und heuchelten nur oberflächliches Interesse. Die Einzige, die wirklich versuchte ihr zuzuhören, war die Schulpsychologin, die ihr am Ende das Wort im Mund herumdrehe.
"Und wie oft kommt es vor, dass der Kasten voll ist?", fragte Tonks.
Remus ergriff ihre Hand, als er bemerkte, dass das Gespräch immer mehr die Züge eines Verhörs annahm. Sie spürte es nie, wenn ihre Neugier Anderen unangenehm war.
Ungeduldig schüttelte sie ihn ab, schenkte Silvia aber ein betont freundliches Lächeln, bevor sie fortfuhr: "Es gibt hier also etwas, das allen hier Angst macht?"
"Es ist normal Angst zu haben. Jeder hat vor irgendetwas Angst, die meisten Leute geben es nur nicht zu", rechtfertigte sich Silvia. Tonks nickte.
Silvia war sich immer noch nicht sicher, wie sie Tonks einschätzen sollte. Einerseits machte sie einen freundlichen und ehrlich interessierten Eindruck, aber für einen zufälligen Besucher, stellte sie etwas zu viele Fragen. Obwohl sich Silvia vor fünf Minuten noch gewünscht hatte, dass Hecktor mit seiner Familie zu ihnen zog, war sie sich mit einem Mal nicht mehr sicher, ob sie wirklich wollte, dass jemand, der so neugierig war, wie seine Mutter, auf die Dauer hier lebte.
"Warum dann das Schild und der Briefkasten? Wenn Angst etwas so normales ist?", wollte sie wissen.
"Tonks", sagte Remus mahnend.
"Manche haben mehr Angst, als andere", sagte Silvia verunsichert, es war nicht zu übersehen, dass sie die Unterhaltung langsam bedrohlich fand.
"Das ist keine Erklärung", stellte Tonks trocken fest, ohne Remus' warnenden Blick zu beachten.
"Wenn man Angst hat, dass etwas Schlimmes passiert und es aufschreibt, wird es besser, also was ist falsch daran? Es geht halt nicht jeder völlig ahnungslos durchs Leben ohne zu merken, wenn etwas nicht stimmt und meint, alles wäre in Ordnung. Manchmal gibt es halt Dinge, die einem richtig Angst machen, und irgendwie muss man die Angst wieder loswerden, sonst wird man doch verrückt, oder so was." Die letzten Sätze hatte Silvia fast geschrien.
"Mum, hör auf", bat Hecktor leise, als Tonks zu einer weiteren Frage ansetzte. Seine Stimme zitterte ein wenig, so schockiert war er darüber, wie sehr sie seine neue Freundin in die Enge getrieben hatte. Tonks hatte das Gefühl, als würde sie aus einem Traum erwachen. Als sie sah, was sie angerichtet hatte, schwieg sie betroffen.
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„Was habe ich falsch gemacht?", fragte Tonks Remus leise, nachdem die Kinder ihre Schritte beschleunigt hatten und jetzt einige Schritte vor ihnen gingen. „Nichts. Manchmal bist du nur etwas zu neugierig. Und offensichtlich mag sie es nicht, wenn jemand Wildfremdes ihr unangenehme Fragen stellt." Er musste lachen, als sie theatralisch die Augen verdrehte.
„Aber was war an meinen Fragen unangenehm?"
Diese Frage konnte Remus nur mit einem Schulterzucken beantworten.
„Irgendwas stimmt hier nicht", stellte Tonks fest, aber Remus erwiderte nichts darauf und sie legten den Rest des Weges zum Tor schweigend zurück.
"Es tut mir Leid", sagte Tonks schließlich, als sie vor dem Tor standen um sich zu verabschieden. Sie wusste zwar immer noch nicht, was das Mädchen so verunsichert hatte, fühlst sich aber trotzdem schuldig, weil die das Gespräch nicht abgebrochen hatte, als sie merkte, wie sehr sie Silvia durch ihre Fragen einschüchterte. Ihre Nerven waren in letzter Zeit einfach überstrapaziert, aber das war wohl keine Entschuldigung.
"Ich… es ist einfach mit mir durchgegangen. Ich bin im Moment ein bisschen mit den Nerven runter. Tut mir Leid", entschuldigte sie sich noch einmal.
"Du hast auch Angst", stellte Silvia, die sich wieder erholt hatte, sachkundig fest. Sie hielt Tonks einen Fetzen Papier und einen Bleichstiftstummel hin. "Schreib es auf und wirf es in den Kasten. Vielleicht hilft es auch, wenn man nicht hier wohnt."
Tonks musterte das Blatt Papier, das Silvia ihr hinhielt, wie eine giftige Schlange. Hecktor nahm Beides aus Silvias Hand, um sie zu versöhnen und fragte. "Wie bekommt man eigentlich Briefe?"
Während Silvia ihm erklärte, wie er seine Post finden würde, schrieb er an die Wand gelehnt: 'Ich habe Angst, dass sie mich nicht mehr mag, wenn sie weiß, dass ich ein Zauberer bin' auf das Blatt und versuchte gleichzeitig kein Wort ihrer Erklärung zu verpassen und darauf zu achten, dass weder seine Eltern noch Silvia sehen konnten, was er schrieb. Hastig stopfte er den Zettel in den Briefkasten, während sich Silvia schon einmal von Remus und Tonks, die neugierig zu ihm herüberlinsten, verabschiedete.
"Wir schreiben uns", versicherte Silvia, als sie ihm ungelenk die Hand drückte.
"Auf Wiedersehen", flüsterte Hecktor und rannte dann zu seinen Eltern, die etwas abseits standen, als er merkte, dass sich in seinem Hals ein merkwürdiger Kloß bildete.
Du kennst sie nicht mal richtig, schalt er sich selbst und schob seine Hand in die seiner Mutter, als sie wie normale Muggel die Ausfahrt heruntergingen, bis sie außer Sichtweite waren und disapparieren konnten.
Als Tonks ein letztes Mal an Silvia, die traurig winkend am Tor stand, vorbei zum Haus zurückblickte, das ihr noch abweisender vorkam als zuvor, stieg unwillkürlich das Gefühl in ihr hoch, als hätten sie hier mehr zurückgelassen, als ein Stück Papier.
