/ Also ihr Lieben, ein paar Worte bevor ihr loslegen könnt. Das ist die erste Geschichte, die ich je zu Papier bzw. Bildschirm gebracht habe. Ich habe sie vor zwei Jahren begonnen, und das wird man wahrscheinlich auch am sich ändernden Schreibstil merken (und an den immer länger werdenden Kapiteln :o). Mittlerweile existieren 37 Kapitel und es werden auch noch weitere folgen. Jedoch werde ich alle bisher vorhandenen Kapitel nicht mit einmal hochladen, da ich die einzelnen Texte nochmal überprüfen möchte, und ehrlich gesagt glaube ich, dass sich viele nicht die Zeit für eine unvollständige Geschichte mit 37 Kapiteln nehmen werden, wenn sie nicht sicher sind, was da kommen wird. ;)

Meine Handlung lehnt sich eher an das TV-Format an und setzt kurz nach Jorahs Verbannung in der 4. Staffel ein. In englischsprachigen Foren findet man oft Dany und Jorah Geschichten. Leider scheint ihre Beziehung die deutschsprachigen Fans nicht ganz so stark anzusprechen. Also dachte ich, dann werde ich es einfach mal versuchen.

Nebenbei noch gesagt, die 'Mature' Einstufung ist für spätere Kapitel geplant und ansonsten müsst ihr euch wohl leider erst einmal auf recht gefühlsduseliges Geschreibsel einstellen ;). Für einige vielleicht zu gefühlsduselig, aber Jorah ist halt ein Romantiker (und ich kann mich irgendwie nie beherrschen).

Ok, dann also viel Spaß beim Lesen.


1. Reue

Das Feuer brannte hell und knisterte leise durch das nasse Holz, welches er aus dem Unterholz gezogen hatte. Doch die Wärme der Flame erreichte den Mann nicht und das lag nicht an dem kalten Nordwind, der die Nacht vibrieren ließ. Nein, diese Art der Kälte rührte nicht von seiner Umgebung her, das wusste er. Sie kam aus seinem Inneren, strahlte direkt aus seinem Herzen, das zu Eis geworden war.

Jorah Mormont starrte in das Licht und versuchte seinen Gedanken zu entfliehen. Gedanken, die immer wieder zu ein und dem selben Punkt zurückkehrten. Daenerys. Allein schon ihren Namen zu denken ließ ihn sein Gesicht schmerzhaft verziehen. Wie konnte er nur je so naiv sein und denken, dass sein Betrug unentdeckt bleiben würde und er den Rest seines Lebens an ihrer Seite verbringen könnte? Aber es hätte gut gehen können, wäre da nicht Selmy gewesen. Verzweiflung und Wut ließen Jorah die Hand zur Faust ballen.

„Verdammt", fluchte er laut.

„Lasst mich mit ihr alleine reden.", hatte er den alten Ritter gebeten und wurde durch dessen Weigerung in sein Verderben gestürzt. Denn Mormont wusste, eine einzige Möglichkeit mit ihr alleine zu reden hätte ausgereicht sie zu überzeugen. Erklärungen alleine wären nicht ausreichend gewesen, obwohl sie unter vier Augen glaubwürdiger gewirkt hätten. Aber worauf er wirklich gezählt hatte, war die Tatsache, dass Daenerys Targaryen mit ihm alleine nicht die selbe Person war, wie in der Öffentlichkeit. Zu zweit konnte jeder von ihnen die Maske, die sie der Welt zur Schau stellten ablegen und ihr wahres Ich zeigen. Nun, zum Teil jedenfalls, musste Jorah zugeben und ignorierte den leichten Stich in seinem Herzen. Dann musste Daenerys nicht die starke Königin sein, die nur an ihr Volk und nie an sich denkt. Sie hätte sie selbst sein können. Wie oft hatte er ihr gesagt, dass sie ein sanftes Herz hat und sie dafür noch mehr verehrt. Genau darauf hatte er gehofft. Er hätte ihre Hand ergriffen, ihr mit leiser, flehender Stimme alles erklärt und um Gnade gefleht. Letztendlich musste Jorah dies vor dem versammelten Hof versuchen und war gescheitert.

Er dachte an ihren eisigen Blick, der so voll Schmerz und ihre Stimme, die so schwer von Gefühlen gewesen war, dass ihre Worte kaum an Jorahs Ohr gedrungen waren. In jenem Moment war sein Schicksal für ihn unwichtig gewesen. Sie so verletzt und enttäuscht zu sehen, hatte sein Herz zerissen und das Bedürfnis seine Arme um sie zu legen und ihr Versprechen ins Ohr zu flüstern wurde übermächtig. Erst später, als er sein Pferd aus Meereen hinausführte, spürte er die reine Verzweiflung und fand sich in diesem Alptraum wieder, in dem er jetzt steckte, diesem Leben ohne seine Khaleesi.

Natürlich bereute Jorah seine Entscheidungen, aber damals schienen sie richtig zu sein. Bevor er sich dem Khalasar angeschlossen hatte, schien der Informationsaustausch mit Varys die einzige Möglichkeit je wieder nach Westeros, nach Hause zu gelangen. Nie hätte er gedacht, dass diese blasse, ängstliche, junge Frau ihm je soviel bedeuten würde, dass er für sie jederzeit in den Tod gehen würde. Nie hätte er gedacht, dass sie zu dieser starken, selbstsicheren Königin werden könnte, die sie heute ist. Aber alle Entschuldigungen, alles Flehen und Bitte machte die Tatsache nicht ungeschehen, dass Jorah in den Jahren ihrer gemeinsamen Reise nicht nur Daenerys Targaryens Vertrauen besessen hatte, sondern auch unzählige Möglichkeiten seinen Betrug zu gestehen. Möglichkeiten, die er vorbeiziehen hat lassen und sie währenddessen vor anderen warnte, die sie verraten könnten. Nichts ahnend, dass der größte Betrüger direkt neben ihr stand.

Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern, das wusste Jorah nur zu gut. Sein ganzes Leben besteht aus Fehlern, aus Bereuen und den Versuchen seine Schuld wieder gut zu machen. Dies würde er auch jetzt tun, nur wusste er noch nicht wie er die Gunst der Drachenkönigin zurückgewinnen konnte. Jetzt war die Wunde noch zu frisch, der Zorn noch zu stark, um sie zu überzeugen. Wenn etwas Zeit vergangen ist wird er sie umstimmen können. Denn dass sie ihm verzeihen wollte, hatte er in ihren von Gefühlen aufgewühlten Augen gesehen. Stolz und ihre Überzeugungen als Herrscherin standen ihr im Weg. Davon war Jorah Mormont überzeugt.

Seufzend legte er den Kopf in den Nacken und blickte in den Himmel, der von tausend Sternen übersät war. Soweit im Süden war es schwer den Eisdrachen im Norden zu finden. Ein Sternbild, das ihm als Kind schon Trost gespendet hatte. Den Grund dafür hatte er nie ganz verstanden, aber der Anblick dieser hellen Lichtpunkte gab ihm ein Gefühl von Erfüllung und Geborgenheit. Bei dem Gedanken an Danys Drachen musste Jorah, trotz der dunklen Wolke, die über ihm hing, schmunzeln. Eisdrachen, eine Kombination aus Daenerys und Eis, dem Norden, seinem zu Hause. Kein Wunder, dass dieses Bild ihm Trost spendet. Kopfschüttelnd über solch wirre Gedanken griff Jorah nach seiner Wasserflasche und nahm einen großen Schluck. Es schmeckte warm und abgestanden. Jorah wusste, dass in der Nähe ein Fluss war und so bahnte er sich seinen Weg durchs Gestrüpp, um die Flasche wieder aufzufüllen.

In dem Moment, als er wieder umkehren wollte, nährten sich Geräusche von Pferden, die entlang des Wassers ritten. Man hörte deutlich das aufspritzende Wasser. Schnell steckte Mormont die nasse Flasche weg und eilte zu seinem Lager zurück und schob Sand über die kleine Flamme, um sie zu ersticken. Wer auch immer dort angeritten kam, Jorah hatte jetzt keinen Sinn für Gesellschaft, zumal diese auch gefährlich sein könnte. Anscheinend war er beim Löschen des Feuers nicht schnell genug gewesen, denn knackende Zweige kündigten Schritte an, die immer näher kamen. Mit seinem Schwert in der Hand wartete Jorah auf das, was da aus dem Dickicht kommen würde.

Das Grün teilte sich und ein hochgewachsener, durchtrainierter Mann in lederner Rüstung erschien. Ein Helm verdeckte sein Gesicht, obwohl die Dunkelheit seine Züge sowieso undeutlich gemacht hätte und in der Hand hielt der Krieger einen Sperr. Es dauerte einen Moment bis Ser Jorah erkannte, dass hier ein Mitglied von Daenerys' Unbefleckten vor ihm stand. Zumindest hatte es den Anschein.

„Jorah der Andale!", erklang die Stimme des Mannes fordernd.

„Wer seid ihr? Zeigt euer Gesicht.", verlangte Jorah.

Weiße Ratte, einer der jungen Kommandanten von Grauer Wurm, erkannte Jorah in dem Moment, als der Krieger den Helm abnahm und dichter an ihn herantrat.

„Weiße Ratte, was tust du hier alleine und soweit von Meereen entfernt? Die Priorität der Unbefleckten liegt im Schutz der Königin und diese kannst du hier nicht erfüllen. Also was willst du?"

Der junge Mann schien von diesem Vorwurf gekränkt zu sein. Seine Antwort kam schnell und mit leichter Verachtung versetzt.

„Unbefleckte immer schützen die Drachenkönigin und folgen Befehle bis in den Tod. Unbefleckte nie betrügen oder missachten die Herrscherin."

Schnaufend drehte sich Jorah weg und strich seine Haare nach hinten. Also wurde die Kunde seines Betrugs schon in alle Ränge getragen. Aber eigentlich ist das unwichtig, viel wichtiger ist, warum ein Krieger, welcher Daenerys Treue geschworen hatte, jetzt hier bei ihrem verbannten Ritter war. Gerade als Jorah seine Fragen wiederholen wollte, hob Weiße Ratte die Hand und ließ ihn verstummen.

„Keine Zeit für Streit, Jorah der Andale. Ihr müsst zurück nach Meereen kommen. Wir müssen sofort aufbrechen. Dürfen keine Zeit verlieren."

Die Schnelligkeit mit der er diese Worte sprach verstärkte seinen Ghiscariakzent und machten es schwer ihn zu verstehen. Jedoch erfasste Jorah den Inhalt dieser Nachricht augenblicklich und fühlte Wärme in seiner Brust aufsteigen. Konnte es sein? Wollte Daenerys, dass er zurückkommt? Hatte sie ihm verziehen? Nein. Sein Abschied von Meereen war erst fünf Tage her. So schnell konnte sie ihre Meinung nicht geändert haben. Es sei denn sie hatte ihre Meinung bezüglich eines anderen Punktes geändert, bezüglich der Hinrichtung. Dieser Gedanke ließ ihn leicht erschauern. Jorah hatte geschworen er würde für sie sterben und das hat sich nicht geändert. Aber würde er freiwillig diesem Schicksal entgegengehen? Sein Griff, um das Schwertheft verstärkte sich und Mormont versuchte seinem Stand unauffällig mehr Stabilität zu geben. Plötzlich wurde ihm klar, dass man mehr Männer geschickt hätte, wenn man ihn zu seiner Hinrichtung führen wollte. Er entspannte sich ein wenig und fragte: „Ist dies der Befehl der Königin?"

Etwas veränderte sich im Gesicht des Unbefleckten. Ein unbehaglicher Ausdruck lag kurz über seinen Zügen, verschwand dann aber wieder.

„Nein, die Drachenkönigin hat dies nicht befohlen. Ser Barristan Selmy hat Befehle erteilt und dieser hier wurde ausgeschickt Ser Jorah so schnell sein Pferd reiten kann zurückzuholen."

„Nun Weiße Ratte, du wirst von meiner … Auseinandersetzung mit der Königin gehört haben. Ich werde ihre Gunst nicht riskieren indem ich ungebeten vor sie trete. Also nein, ich komme nicht mit dir zurück, wenn dies kein eindeutiger Befehl Ihrer Gnaden ist."

Was denkt sich Selmy nur dabei, dachte Jorah wütend. Ist das eine List des alten Mannes, um sich seiner endgültig zu entledigen?

Weiße Ratte kam einige Schritte auf Mormont zu, welcher instinktiv zurückwich und seine Schwerthand leicht hob. Nun sah Jorah den traurigen Ausdruck in seinen Augen, doch da war noch etwas anderes. Verlegenheit.

„Jorah der Andale, ihr könnt keinen Befehl von der Königin erhalten. Weiße Ratte wurde gesagt sie kann zurzeit keine Befehle geben. … Drachenkönigin ist krank. Sie sa ..."

Den Satz konnte der junge Mann nicht mehr beenden, denn Jorah hatte ihm mit einer schnellen Bewegung die Beine weggetreten und drückte jetzt die Spitze seines Schwertes gegen seine Kehle.

„Jedes einzelne Wort, das man dir gesagt hat. Sofort!"

Die Stimme des Ritters bebte und er musste sich zurückhalten, um vor wilder Angst nicht um sich zu schlagen. Vor allem, da das Einzige in seiner Reichweite zurzeit Weiße Ratte war.

„Rede!", schrie Jorah.

„Ich weiß nur, dass Königin krank ist und das schon seit ein paar Tagen. Das ist alles, was dieser weiß. Ser Selmy befahl nur Mormont zu suchen. Ich folge und frage nicht.", stammelte der immer noch auf dem Boden liegende Unbefleckte.

Fast augenblicklich steckte Jorah sein Schwert zurück und begann seine wenigen Habseligkeiten einzusammeln. Seine Gedanken rasten. Er verfluchte sich, dass er soviel Zeit vergeudet hatte und nicht gleich Weiße Ratte gefolgt war.

Der junge Soldat stand neben Jorah und beobachtete ihn beim Verschnüren seiner Sachen.

„Warum stehst du hier noch herum? Geh, hole dein Pferd.", knurrte Mormont während er sein eigenes Pferd bestieg.

„Ich reite los. Hole mich dann ein."

Weiße Ratte wand sein überraschtes Gesicht ab und lief schnell Richtung Fluss.

Jedes Gefühl von Wut, Verzweiflung und Selbstmitleid, das er über seine Verbannung empfunden hatte, verblasste gegenüber dieser allumfassenden Angst, die jetzt seine Brust umklammerte und das Atmen erschwerte.

Daenerys, was war nur passiert? Ich hätte dich nie verlassen dürfen. Nie .

Schwere Hufschläge kündigten Weiße Ratte an. Jorah nickte ihm kurz zu und drängte dann sein Pferd zu einem noch höheren Tempo. Jeder Schritt brachte ihn wieder näher nach Meereen, näher zu Daenerys...