„Another Path"
Author's Note: „Another Path" knüpft an Band 3 an – was wäre, wenn es eine Möglichkeit gäbe, dass Edward wieder Mensch werden und gemeinsam mit Bella alt werden könnte? Würden Edward und Bella diese Chance ergreifen, auch wenn sie gefährlich wäre?
Prolog [Heute]
Ich blickte gedankenversunken in den Wald, der die Lichtung umschloss. Ich konnte mich noch immer nicht an den unzähligen Grüntönen sattsehen. Alles in Forks was so anders als in Phoenix, wo die Landschaft sich ausgedörrt so weit das Auge reichte in die Ferne streckte, wo die Luft in der sengenden Mittagssonne flirrte und sich nur wenige Kakteen behaupten konnten.
In Forks fiel mir die Erinnerung hieran schwer. Hier strich mir eine kühle Brise über das Gesicht und ich konnte bei jedem Atemzug die Feuchtigkeit in der Luft auf den Lippen spüren. Obwohl es Sommer war, drang die Sonne kaum durch die dichte Wolkendecke, so dass ich mir eine Jacke um die Schultern gelegt hatte, um nicht zu frieren. Trotzdem sehnte ich mich nicht nach Phoenix zurück – nicht mehr. Denn in Forks hatte ich alles gefunden, was ein Mensch sich wünschen könnte. Vor allem hatte ich Edward. Wenn ich an ihn dachte, glaubte ich noch immer, mein Herz müsse vor Glück zerspringen, trotz der schweren Zeiten und der Gefahren und Strapazen, die wir hinter uns hatten.
Ich lehnte mich in meinem Schaukelstuhl zurück und wippte leicht vor und zurück. Ich saß auf der Veranda der Cullens – wobei diese mittlerweile auch meine Veranda war, seit Edward und ich vor ein paar Monaten hier zusammengezogen waren. Die Cullens hatten darauf bestanden, hierfür eigens das halbe Haus umzubauen, um uns einen privaten Bereich bieten zu können – sofern dies in einem Haushalt mit Vampiren mit Supersinnen möglich war. Nun waren auch Küche und Bad keine bloße Attrappe mehr – und wir hatten ein wunderbares, großes, weiches Bett, dem Edwards Couch gewichen war, die nun in vielfacher Hinsicht ausgedient hatte.
„Autsch!"
Ein Stoß in der Magengegend riss mich aus meinen Gedanken.
„Hey, wirst du wohl friedlich sein?"
Beruhigend legte ich meine Hände auf den Bauch, der mittlerweile eine unübersehbare Kugel war. Ich spürte die Bewegungen des Babys unter meinen Fingern und ein liebevolles Lächeln stahl sich unwillkürlich auf mein Gesicht.
Als ich erfahren hatte, dass ich schwanger war, war ich zuerst überzeugt gewesen, dass es sich um einen Irrtum handeln musste. Edward hatte es mir selber gesagt – er konnte keine Kinder zeugen. Wobei, er hatte gesagt, dass er glaubte, keine Kinder zeugen zu können.
Aber seitdem war viel passiert.
Als ich dann den winzigen Schatten auf dem Ultraschall gesehen hatte, war ich völlig überwältigt gewesen. Und Edward – er hatte sein Glück kaum fassen können und sich erst einmal freudetaumelnd setzen müssen. Ich wusste, dass es sein sehnlichster Wunsch gewesen war, eine Familie zu gründen. Mit mir. Nun ging sein Traum in Erfüllung…
Charlie und Mom hatten sich mit uns gefreut, auch wenn sie zu Beginn ein wenig überrumpelt gewesen waren, weil sie nicht damit gerechnet hatten, schon so früh Großeltern zu werden.
Mom schickte seitdem ständig furchtbar süße Babysachen – kleine Söckchen, Strampler, winzige Windeln. Ich war nun am Anfang des 9. Monats und es war nur allzu offensichtlich, dass Mom es kaum noch abwarten konnte, bis das Baby auf die Welt kommen würde. Ich hingegen freute mich auch darauf, endlich wieder auf meine Füße gucken zu können und mir die Schuhe ohne gewagte Verrenkungen selber zubinden zu können...
Ich hatte nicht wissen wollen, ob es ein Junge oder ein Mädchen werden würde. Hauptsache, es würde gesund sein. Und so sah ich konsequent über Alice's wissendes Lächeln hinweg. Wenigstens war Alice so fair und schenkte uns blaue und rosafarbene Babysachen, auch wenn sie sich jedes Mal mit einem Schmunzeln beklagte, was für eine Verschwendung das doch wäre. Aber ich war hart geblieben.
Auch die übrigen Cullens erwarteten den Familienzuwachs mit Spannung. Carlisle wachte mit Argusaugen über mich, um jede mögliche Anomalität oder Komplikation direkt erkennen und einschreiten zu können. Doch bisher war alles planmäßig verlaufen – inklusive einiger Tage mit morgendlicher Übelkeit, auf die ich gerne verzichtet hätte...
Leise Schritte näherten sich über die Holzbohlen der Veranda und ich wandte ihnen den Kopf zu. Unwillkürlich machte mein Herz einen Sprung – ich wusste, das war lächerlich, doch ich konnte einfach nicht anders, wenn ich Edward sah. Dies hatte sich nicht geändert.
Er war aus dem Haus getreten und lief nun mit einem Lächeln auf den Lippen auf mich zu.
„Ach, hier bist du, Bella.", sagte er und ging neben meinem Schaukelstuhl in die Hocke, so dass sich sein Gesicht auf der gleichen Höhe wie meins befand. „Wie geht es dir?"
Ich zeigte lächelnd auf meinen Bauch. „Der Kleine ist gerade munter und tobt sich an mir aus..."
„Oder die Kleine...", entgegnete Edward mit einem Zwinkern. Manchmal glaubte ich, jeder von uns hoffte, dass das Baby eine Miniaturausgabe des anderen sein würde... Wir waren wirklich verrückt.
Edward schob seine Hand unter mein Shirt und legte sie auf meinen runden Bauch, um die Bewegungen des Babys zu spüren. Er strahlte über das ganze Gesicht und streichelte mit seinen Fingern sanft über meine Haut. Dann lehnte er seine Stirn gegen die meine und flüsterte: „Ich liebe dich, Bella. Und ich liebe unser Baby, schon jetzt."
Ich genoss die Wärme seiner Hand auf meiner Haut, ein Gefühl, dass mir immer noch neu war, und seinen süßen Atem auf meinem Gesicht. Ich liebte Edward wie am ersten Tag – auch wenn er nun ein Mensch war.
